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Politik und Zeitgeschehen => Aus Presse und Medien => Thema gestartet von: Lidius am 27. Januar 2017, 16:45:09

Titel: Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Lidius am 27. Januar 2017, 16:45:09
Der Spiegel berichtet von Vorfällen u.a. bei der Kampfretterausbildung:

Zitat
Bundeswehrskandal Sex-Rituale bei der Kampfretter-Ausbildung

Ministerin von der Leyen muss sich mit einem neuen Bundeswehrskandal befassen: An einer Kaserne für Elitesoldaten in Pfullendorf wurden nach SPIEGEL-Informationen abscheuliche Ausbildungspraktiken und Gewaltrituale aufgedeckt.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-sex-rituale-bei-der-kampfretter-ausbildung-a-1132072.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-sex-rituale-bei-der-kampfretter-ausbildung-a-1132072.html)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: FrankP am 27. Januar 2017, 18:18:19
Hier die Stellungnahme des Deutschen Heeres:

http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/start/aktuell/nachrichten/jahr2017/januar2017/ (http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/start/aktuell/nachrichten/jahr2017/januar2017/)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: 0930 am 27. Januar 2017, 20:31:45
Sorry, kann mir dazu jemand was genaueres sagen ?

Man ließt überall von "sadistischen Sex Ritualen", als einziges Beispiel finde ich aber zwei angebliche Vorfälle die nicht sonderlich "sadistisch" klingen.
Einmal sollen "Rekruten" (Rekruten am "Ausbildungszentrum Spezielle Operationen", gibts da ne AGA ?) gezwungen worden sein sich zu entkleiden (vielleicht als Teil der Ausbildung) ?
Entkleiden wie weit ? Auch weibliche "Rekruten" ?
Einige der Ausbilder haben das angeblich gefilmt...

Außerdem habe es "medizinisch Unsinnige" "sexuell motivierte" Erste-Hilfe Übungen gegeben.
Das klingt so als seien Frauen ("Rekruten") von männlichen Ausbildern unter einem Vorwand begrapscht worden. So wie es aussieht wurde das ja auch gemeldet.

Außerdem steht da was von "widerlichen Aufnahmeritualen" "zwischen Mannschaftsdienstgraden" und die Täter waren nichtmal SaZ4, also SaZ2 oder FWDL.
Haben da sich wieder mal ein paar gegenseitig gezwungen irgendwelche Körperflüssigkeiten zu konsumieren ? Manchen ist ja anscheinend echt langweilig.

Dazu wird von einem "frauenfeindliches Klima" in einer Teileinheit gesprochen. Das kann wieder alles mögliche bedeuten, von vereinzelten schlechten Witzen über die größe bestimmter Körperteile bestimmter Soldatinnen unter vorgehaltener Hand bis hin zu extremen Mobbing oder sogar sexuellen Übergriffen.

Immer diese schwammigen Formulierungen...

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: EinGast am 27. Januar 2017, 20:54:01
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-sex-rituale-bei-der-kampfretter-ausbildung-a-1132072.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-sex-rituale-bei-der-kampfretter-ausbildung-a-1132072.html)

Zitat
Ebenso berichtete sie, dass die Ausbilder medizinisch völlig unsinnige und offenbar sexuell motivierte Übungen wie das Einführen von Tamponade in den After mit männlichen und weiblichen Rekruten durchexerziert hätten. Auch dies sei fotografiert worden. Nach SPIEGEL-Informationen sollen sich beide Vorwürfe bei den bisherigen Recherchen bestätigt haben.

Zitat
Im Ministerium ist man von den Ergebnissen der Ermittlungen schockiert. So kam neben den erschütternden Praktiken bei der Sanitäterausbildung auch heraus, dass unter den Mannschaftssoldaten anscheinend bizarre Erniedrigungsrituale an der Tagesordnung waren.

Demnach fesselten sich die Soldaten gegenseitig an Stühle, mussten stundenlang so verharren und wurden mit Wasserschläuchen abgespritzt. Auch von den Ritualen, die an Hollywoodfilme wie "Eine Frage der Ehre" erinnern, wurden offenbar regelmäßig Fotos gemacht.

Hört sich mMn schon sehr nach sexuell motiviertem Sadismus an.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: StOPfr am 27. Januar 2017, 21:15:16
Auch die Tagesschau berichtete in ihrer Hauptausgabe heute um 20 Uhr (Video (http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-18105.html) ab etwa 0.06.35) mit Berufung auf den Spiegel, u.a. mit Statement der Verteidigungsministerin. 
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 27. Januar 2017, 21:33:04
Ich habe und hatte nie Verständnis für so etwas...

Nicht für die Handelnden, nicht für die Duldenden, nicht für die Wegseher, und schon garnicht die Vertuscher...

Sie wollten "Mann sein" , also müssen sie jetzt auch wie "ein Mann" die Konsequenzen wegstecken... egal in welcher Laufbahngruppe...

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: tank1911 am 27. Januar 2017, 22:22:50
Nicht für die Handelnden, nicht für die Duldenden, nicht für die Wegseher, und schon garnicht die Vertuscher...

Gehe ich uneingeschränkt mit. Es fehlt nur ein Element. Nämlich diejenigen, die das an die Presse gegeben haben, was für Soldaten nicht nur auch ein Dienstvergehen darstellt, sondern dazu führt, dass die Bw wieder als Ganzes im Schussfeld der reisserischen "Presse" steht...unnötig.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: StOPfr am 27. Januar 2017, 23:32:12
...Nämlich diejenigen, die das an die Presse gegeben haben...

Nestbeschmutzer? Ist das noch ein zeitgemäßer Begriff? Sagt man heute nicht Whistleblower?

Mal im Ernst: Wenn so etwas intern bekannt wird, dann ist es kurz danach nicht mehr intern. Egal ob die Presse nun reisserisch ist oder nur ihrer Pflicht zur Information nachkommt.

Spiegel online kann man entnehmen, dass sich eine Soldatin direkt an den Wehrbeauftragten und an die Ministerin wandte. Bei den Übergriffen wurde außerdem gefilmt. Da muss man sich fast wundern, dass die Vorfälle erst jetzt publik werden.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: ulli76 am 27. Januar 2017, 23:56:43
Das mit dem Ausziehen, war wohl bei der CFR-Ausbildung. Gibt immer wieder unsinnige Vorstellungen in der Sanitätsausbildung as "train as you fight" angeht. Das gilt dann bisweilen als cool oder hart. Teilweise ist es eine Art Mutprobe bei den Teilnehmern und ein regelrechter Wettbewerb unter den Ausbildern, was sie NOCH "realitätsnäher" ausgebildet haben.
Seriöse Ausbilder distanzieren sich inzwischen davon. Man kann eine sehr hochwertige ausbildung machen, ohne dass der Patient komplett nackig gemacht wird, ohne dass man unter Unterhose oder BH greift oder in irgendwelchen Körperöffnungen arbeitet.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Gangstarappa am 28. Januar 2017, 09:38:28
Wen wundert sowas eigentlich?
Wenn man sieht, wer mittlerweile alles zur Bundeswehr darf!

In meinen Augen werden gewisse Leute zusätzlich einfach zu früh Befördert. Wenn man mittlerweile sieht, wer alles Oberfeld-/ Hauptfeldwebel werden darf.
Früher ein Dienstgrad, wo die Person schon eine Gewisse Reife und Lebenserfahrung inne hatte!
Und vorallem nen anständiges Auftreten.

Natürlich soll man nicht alle über einen Kamm scheren.

Aber wenn ich mir heute anschaue, welches Auftreten diverse Feldwebeldienstgrade haben, da kommt es mir hoch.

Bruda, Alta, deine Mudda usw. stehen da an der Tagesordnung. Die fahren nach Dienst mit Schlabberhose, wie nen "Gangstarapper" nach Hause.

Es sollte langsam wieder mehr Richtung vernünftiges Militärisches Auftreten gehen. Dazu gehört auch nen etwas härterer Ton sowie vernünftige Erziehungsmaßnahmen. Aber alles sollte im Rahmen bleiben.

Von diversen Mannschaftsleuten braucht man gar nicht erst anfangen. Was sich da einige leisten.
Aber auch in diesem Bereich gibt es Leute, welche aus sozialer Sicht mehr zu gebrauchen sind als manche mit Vorgesetztenfunktion.

Es ist wie bei der Polizei. Viel zu früh in jungen Jahren haben die Leute zu viel zu sagen.

Dabei sind sie selbst noch viel zu kindisch im Kopf. Sowas wie in Pfullendorf kommt dann dabei raus.

Naja..... Bauste Scheiße kommst nach Pfullendorf in Gfängnis und wirst gFoltert




Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Jens79 am 28. Januar 2017, 10:07:03
Gangstarappa....

Seit bestehen der Bundeswehr gibt es Soldaten, die nicht wissen / wussten wo die Grenzen sind.

Deine Ausführungen alla "Früher war alles besser" und "Heute kommt ja jeder zum Bund" sind oberflächlich und falsch.

Aufgrund meiner kurzen Dienstzeit von bisher 17 Jahren erinnere ich mich nur an ein paar Vorfälle:

Totenkopfbilder
Die Dattel-Paddel Affäre
Feldtagebuch
Die AckerSchnacker Stromschlag Affäre
usw usw......

Die Älteren unter uns werden noch etliche weitere nennen können.

Und hier schließe ich mich vollumfänglich an:

Ich habe und hatte nie Verständnis für so etwas...

Nicht für die Handelnden, nicht für die Duldenden, nicht für die Wegseher, und schon garnicht die Vertuscher...

Sie wollten "Mann sein" , also müssen sie jetzt auch wie "ein Mann" die Konsequenzen wegstecken... egal in welcher Laufbahngruppe...


Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 28. Januar 2017, 10:35:06
Nur, um dies klarzustellen, wie die Abfolge war - jetzt einmal völlig unabhängig vom schuldhaften Verhalten von wem auch immer:

Diese Vorfälle wurden durch verschiedene Wege der Bundeswehrführung bekannt: Den WehrBeauftragten erreichten nicht nur Eingaben von Soldaten, sondern auch Hinweise von Angehörigen/Freunden, einschließlich mitgelieferter Fotos. Zeitgleich mit seiner Information an die Ministerin erreichte sie eine dienstliche Meldung einer wohl betroffenen Soldatin. Daraufhin wurde von ihr unverzüglich der GI beauftragt, diesen Fall aufzuklären und die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten. Dies geschah unmittelbar dadurch, dass der GI den InspH anwies, dies zu tun. Als der Bundeswehrführung dieser Fall bekannt wurde, wurden die vorgeschriebenen Maßnahmen inneralb eines Tages in Gang gesetzt. Die strafrechtlich relevanten Ermittlungen wurden unverzüglich von der zuständigen Staatsanwaltschaft übernommen, disziplinar-/dienstrechtliche Maßnahmen der Bundeswehr flankieren dies. Vier bereits überführte SaZ Mannschaften wurden zwischenzeotlich entlassen, Vorgesetzte, die ofdfenbar ihrer Dienstaufsichtspflicht nicht oder unzureichend nachkamen wurden - unter Fortführung der Ermittlungen (!) - mit sofortiger Wirkung versetzt, anderen stark belasteten Soldaten wurde die Ausübung des Dienstes und das Tragen der Uniform bis zum Abschluss der Ermittlungen untersagt.

Trennung.

Dieser Vorfall ist natürlich Wasser auf die Mühlen von allen möglichen Gegnern/Kritikern der Bundeswehr, ihre Ablehnung in Pauschalurteilen zu veröffentlichen. Aber das sei auch Nutzern wie Gangstarappa gesagt, jeder dieser Vorfälle wurde seit Bestehen der Bundeswehr durch diese Leute wie eine Sau durchs Mediendorf getrieben. Neben all der zumeist völlig überzogenen Kritik hat aber jeder Vorfall dazu beigetragen, dass grundsätzliche Fehlentwicklungen durch Justierung der Ausbildung und Dienstaufsicht verbessert werden konnten. Dies wird auch in Folge dieses Vorfalls geschehen.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Papierberg am 28. Januar 2017, 10:39:55
Möglicherweise entwickelt sich die Geschichte in ihrer Dimension zu einem Fall vergleichbar den Vorkommnisssen in Coesfeld. Solche Ereignisse beschädigen nachhaltig das Image der Bundeswehr und untergraben massiv die Bemühungen zur Darstellung als attraktiver und moderner Arbeitgeber. Von den Folgen für die Opfer dieser Übergriffe mal ganz zu schweigen, die in der bisherigen Berichterstattung noch gar nicht thematisiert wurden.
Insofern ist es konsequent und nach dem bisher Bekannten auch absolut richtig dass die politische und militärische Leitung ihrer Verantwortung nachommt, die Vorgänge untersucht und alle auf welche Weise auch immer verantwortlich Beteiligten zur Rechenschaft zieht sowie eine strafrechtliche Aufarbeitung eingeleitet hat.
Ich bin mir sicher, dass der absolut überwiegende Teil aller Bundeswehrangehörigen diesen Skandal mit Entsetzen, Unverständnis und einer gehörigen Portion Wut im Bauch zur Kenntnis nimmt, weil deren professionelle Arbeit in der Öffentlichkeit ebenfalls ein Stück weit in Misskredit gerät. Man wird sich in der Aufarbeitung dieser Geschichte sicherlich auch fragen müssen, ob man ggf. vor oder nach der Einstellung Defizite übersehen oder ignoriert hat und ob hieraus für die Zukunft Folgerungen zu ziehen sein werden. Im Moment ist es hierfür allerdings noch zu früh. 
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: 0930 am 28. Januar 2017, 10:44:45
Zitat
Ebenso berichtete sie, dass die Ausbilder medizinisch völlig unsinnige und offenbar sexuell motivierte Übungen wie das Einführen von Tamponade in den After mit männlichen und weiblichen Rekruten durchexerziert hätten. Auch dies sei fotografiert worden. Nach SPIEGEL-Informationen sollen sich beide Vorwürfe bei den bisherigen Recherchen bestätigt haben.

Ok, das hatte ich bisher nicht gelesen.
Aber mal ganz ehrlich, wer lässt so etwas mit sich machen und dann auch noch filmen ?!

Ich meine wie muss man sich das vorstellen ?
Da wird einer Soldatin befohlen: "Hose aus, Schlüpfer runter..." und einer anderen: "hier, den Tampon schiebst du ihr jetzt in den Po"...."ach und ich filme das ganze...für Ausbildungszwecke..."

Das es unter den Ausbildern welche gab die nicht wussten wo die Grenzen sind bzw. diese bewusst übertreten haben...schlimm genug.
Aber auch die Teilnehmer müssen das doch gemerkt haben und es gibt ja auch immer noch das Wort "Nein" inklusive anschließender Beschwerde.

Mir wurde auch mal von einem SU befohlen meinen (dienstlich gelieferten) Tropenhut gegen die Feldmütze zu tauschen (obwohl ich als Wachposten auf dem Übungsplatz 1h in der knallenden Sonne stehen musste).
Hab ihm gesagt das er das vergessen kann. Dann kam er mit dem OFw, dem hab ich das gleiche gesagt.
Später musste ich dann zum Chef...oh Wunder, der hat mir Recht gegeben (bekomme auf Grund sehr heller Haut leicht einen Sonnenbrand).

Ein Fw hat uns am Ende einer Ausbildung mal befohlen noch eine Runde durch tiefen Matsch zu kriechen weil wir "nicht dreckig genug" aussahen.
Zwei Kameraden und ich haben uns geweigert, das war ganz klar nur als Schikane gedacht, der wollte sich da dran aufgeilen oder später im Uffz-Heim damit prahlen.
Hat erst wild herumgeschrien von wegen Befehlsverweigerung...ist alles im Sand verlaufen, kein Diszi oder so.

Also, das sind doch Erwachsene Leute...warum lassen die so etwas mit sich machen ?
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 28. Januar 2017, 11:45:37
@ 0930, schon mal etwas von Gruppendynamik gehört?

Im Grunde haben Sie natürlich recht, aber nicht Jede/r ist psychisch so stabil, solche Widerstände aufzubringen. Dafür gibt es eine Reihe möglicher Gründe, die infrage kommen könnten. Zumeist speisen sie sich aus Ängsten, z.B. die einmal erlangte Hochwertausbildung (hier: CFR) nicht zu Ende führen zu dürfen, wenn man aufbegehrt oder an Ansehen bei Kameraden/Mitlehrgangsteilnehmern zu verlieren. Zum anderen speist sie sich aus Unkenntnis über bestehende Vorschriften und Rechte oder schlichtem Nicht-Zuhören bei vorangegangenen Ausbildungen.

Im Falle von Pfullendorf scheinen solche Vorgänge ja bereits über längere Zeit vorgefallen zu sein. Einmal abgesehen von der Frage, warum sich viele vorherige Lehrgangsteilnehmer offenbar damit abfanden oder ihre Erlebnisse bisher verschwiegen haben, scheint hier eine wesentliche Ursache darin gelegen zu haben, dass über längere Zeit hinweg zu wenig Dienstaufsicht auf allen Ebenen geschah.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: 0930 am 28. Januar 2017, 12:05:37
[...]wenn man aufbegehrt oder an Ansehen bei Kameraden/Mitlehrgangsteilnehmern zu verlieren. Zum anderen speist sie sich aus Unkenntnis über bestehende Vorschriften und Rechte oder schlichtem Nicht-Zuhören bei vorangegangenen Ausbildungen.

Und das Ansehen wird gewahrt wenn man sich vor allen anderen am Poloch rumspielen lässt ?
Ich hab im Unterricht auch nie aufgepasst, das hat mehr mit gesundem Menschenverstand zu tun das ich mich nicht vom Ausbilder fotografieren lasse während mir mein Kamerad etwas hinten reinschiebt...

Aber gut, ich war ja nicht dabei, keine Ahnung wie das genau abgelaufen ist.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: ulli76 am 28. Januar 2017, 12:18:16
Das wurde vermutlich als Bestandteil der CFR-Ausbildung dargestellt. Vermutlich was mit Woundpacking. Kann mir auch vorstellen, dass vorher immer wieder betont wurde, wie wichtig "train as you fight" ist und dass man bei so einer Ausbildung keine Berührungsängste haben darf.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: MMG-2.0 am 28. Januar 2017, 13:30:42
Dann soll man diese Leute ins Altersheim oder Krankenhaus schicken, wenn es unbedingt notwendig an Körperöffnungen zu arbeiten.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: ulli76 am 28. Januar 2017, 14:15:04
Ich habe nicht gesagt, dass ich das gut finde oder dass ich das für eine gute Ausbildung halte.
Seriöse Ausbilder distanzieren sich schon länger von solchen Praktiken und sind aus dieser Spirale von "immer mehr, immer cooler, Mutprobe" ausgestiegen.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: funker07 am 28. Januar 2017, 17:08:58
Man kann eine sehr hochwertige ausbildung machen, ohne dass der Patient komplett nackig gemacht wird, ohne dass man unter Unterhose oder BH greift oder in irgendwelchen Körperöffnungen arbeitet.
Wie sieht das eigentlich beim Bloodsweep bzw body check aus?
Bei der diesjährigen SAN-Ausbildung wurde das über dem Tshirt gemacht.

Ist sowas Übungskünstiglichkeit oder reicht das im Ernstfall? Meist denkt man ja leider erst später dran, danach zu fragen.

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Wenn man sieht, wer mittlerweile alles zur Bundeswehr darf!

Die fahren nach Dienst mit Schlabberhose, wie nen "Gangstarapper" nach Hause.

Es sollte langsam wieder mehr Richtung vernünftiges Militärisches Auftreten gehen. Dazu gehört auch nen etwas härterer Ton sowie vernünftige Erziehungsmaßnahmen. Aber alles sollte im Rahmen bleiben.
Jaja, früher war alles härter, die Soldaten noch echte Männer, im Winter hatten wir -30°C und die Gummistiefel waren aus Holz.
Die meisten Probleme erlebe ich eher bei der Alterklasse deutlich über 40, die keine Lust mehr haben, alles scheiße finden, Einsätze eh ablehnen, die neu Technik nicht verstehen wollen... ach ja "Das ist nicht mehr meine Armee" ist auch son schöner Satz.
Warum sollte der Soldat für den Heimweg (oft Wochenendpendler >200km) nicht etwas bequemes tragen? Lieber so, als wenn er in der Leitplanke landet, weil er ständig an der Hose zupft oder wegen Fehlhaltung schneller übermüdet.
Und nicht jeder härtere Ton ist sinnvoll. Auch bei einem Befehl kann ich mit dem Untergebenen sprechen, wie mit einem erwachsenen Menschen. Von denen, die nur Brüllen können, hört man immer wieder die widersinnigsten Befehle.

Die Vorfälle wärend der Ausbildung gehören tatsächlich kritisch aufgearbeitet. Wenn da die Dienstaufsicht aber genauso läuft, wie ich sie bisher kennen gelernt habe, wundert mich nicht viel.
Schön ist da der stellv. Kdr FüUstgSBw, der steht plötzlich daneben und hört sich die Ausbildung an. Keine gestellten Bilder, kein ewiges Einüben von genau einem Unterricht möglich.

Die Vorfälle nach Dienst: Jung, männlich, eher actionorientiert als der typische BWL-Student, leicht elitär und fern von Zuhause.
Da muss man sich über sowas nicht wundern. Gabs bei den Hochgebirgsjägern, beim SEK und auch wohl an jeder Dachdeckerschule (da gibts auch Lehrgangsmodule mit Übernachtung) oder ähnlichem.
Für die Soldaten muss das Konsequenzen haben, aber ein Skandal ist das nicht.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: ulli76 am 28. Januar 2017, 17:28:48
Überm T-Shirt würde ich es nicht machen- unter´s T-Shirt zu kommen bietet einen Schwierigkeitsgrad, den man vorher mal geübt haben sollte.

Wenn ich die Ausbilung gemacht habe waren die Spielregeln ganz klar: Alles was von BH oder Unterhose bedeckt ist, bleibt das auch und das ist Tabu. Kontrolle der Leiste von Innen nach Außen. Keine Kontrolle von Genitalien oder "Kein Piss, kein Schiss" (Hat eh kaum medizinische Relevanz)
Beim Gegenseiteigen Üben kann man auch schauen, dass sich Männlein zu Männlein und Weiblein zu Weiblein finden wenn jemand Bedenken hat.

Wenn ich weibliche Übverletzte für Übungen habe belehre ich sie, dass ich nicht garantieren kann, dass sie nur von weiblichen ÜbTeilnehmern gebodychecked werden. Biete aber die Option dann nicht ÜbVerletzter zu sein oder passende Verletzungsmuster nehmen, mit denen sie nicht allzu lange exponiert rumliegen. Nach Möglichkeit werden sie dann auch vorher informiert, was passendes anzuziehen (Sport-BH und nicht gerade den Spitzentanga)
Sowohl die Übverletzen als auch die Teilnehmer werden auch über die Tabuzonen belehrt.

Die jüngeren kommen damit meist ganz gut klar. Bei älteren männlichen Kameraden gibt´s schonmal Berührungsängste.

Erstaunlicherweise ist meist aber nicht der weibliche Oberkörper die Herausforderung, sondern die Achselhöhlen. Das stellt für viele eine Überwindung dar.

Edit: Das ist halt der Punkt, den ein Ausbilder gerade in der SanAusbildung finden muss: Welche Ausbildungsziel kann und will ich erreichen und trotzdem noch Privatsphäre und Grenzen der Soldaten achten.
Und da gab es leider in den letzten Jahren unschöne Entwicklungen.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: MMG-2.0 am 28. Januar 2017, 17:52:29
@Ulli76:
Ich habe nicht gesagt, dass ich das gut finde oder dass ich das für eine gute Ausbildung halte.
[...]
Ich habe Dich auch nicht so aufgenommen. Mein Spruch war mehr an die nicht anwesenden "Soldaten" gerichtet.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: StOPfr am 28. Januar 2017, 22:13:34
Ein ergänzender Bericht in der heutigen Tagesschau-Hauptausgabe (28.01.2017, 20 Uhr):

Debatte über Vorfälle in Bundeswehrkaserne

Quelle/Video (http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-254699.html)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: user_ohne_namen am 29. Januar 2017, 10:50:31

Jaja, früher war alles härter, die Soldaten noch echte Männer, im Winter hatten wir -30°C und die Gummistiefel waren aus Holz.
Die meisten Probleme erlebe ich eher bei der Alterklasse deutlich über 40, die keine Lust mehr haben, alles scheiße finden, Einsätze eh ablehnen, die neu Technik nicht verstehen wollen... ach ja "Das ist nicht mehr meine Armee" ist auch son schöner Satz.


Ist das ihr Ernst?
Alleine, dass es jetzt gang und gäbe ist, während der Grundausbildung um 16:30 Dienstschluß zu haben, sagt mir doch schon, das es auf keinem Fall mehr so "hart" sein kann wie früher. Das können sie gerne versuchen ad absurdum zu führen, aber jeder, der sich mal anschaut, wie die "Soldaten" inzwischen aus der GA und SGA/DPA kommen, weiß, wie schlecht es um die Wehrfähigkeit dieser "Armee" steht.
Das kommt halt, wenn man vergisst, dass man kein "moderner, attraktiver Arbeitgeber" ist, sondern eine Armee sein soll!
Ja ja, ich bin ein ewig Gestriger etc., aber glauben sie mir: Das wird uns allen noch teuer zu stehen kommen, wenn man die Bundeswehr denn mal wirklich braucht.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Ralf am 29. Januar 2017, 11:05:06
Zitat
Alleine, dass es jetzt gang und gäbe ist, während der Grundausbildung um 16:30 Dienstschluß zu haben
Ist das so?
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: user_ohne_namen am 29. Januar 2017, 11:29:13
Zitat
Alleine, dass es jetzt gang und gäbe ist, während der Grundausbildung um 16:30 Dienstschluß zu haben
Ist das so?
GA ist von der neuen Zeitenreglung nicht ausgenommen
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi8111 am 29. Januar 2017, 11:30:53
Nein. Es ist so, dass die niedlichen Leutchen vielleicht an ein oder zwei Tagen darüber hinaus dienen, dann aber Freitag frei haben ;)
Und eines will ich mal klarstellen: Es ist zum allergrößten Teil so, dass Mannschaftssoldaten SAZ und FWDL von Heute eben nicht mehr den Ansprüchen genügen, die man vor 15 Jahren angelegt hat... da hat der namenlose user schon irgendwie recht...
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 29. Januar 2017, 11:45:27
Aus dem aktuellen Bericht des WB:

"Zu  beobachten bleibt weiterhin, wie sich die Umsetzung der Soldatenarbeitszeitverordnung auf die  Gestaltung der Allgemeinen  Grundausbildung und Spezialausbildungen  auswirkt. Ausbildungslücken  wären beim  Schießen und Sport  ebenso wenig hinzunehmen, wie bei ethischer und politischer Bildung und den Grundsätzen  der Inneren  Führung.  Unter den gegebenen Bedingungen kann  die  Ausbildung und Inübunghaltung der Spezialkräfte von Heer  und Marine  nicht mehr in  vollem  Umfang sichergestellt werden. Dies hat Auswirkungen auf  deren  Einsatzbereitschaft."


Aus meiner Sicht ist aber nicht die SAZV das Problem, sondern wie sie umgesetzt wird. Sie enthält ausreichend flexible "Stellmotoren" ... man muss sie nur anwenden.

Und wenn ich erst einmal meinen neuen Soldaten das nötige Basiswissen ihres Berufs bestmöglich beibringen will... nutze ich eben alle Möglichkeiten der Ermessensspielräume.
Es ist nicht verboten bis 23 Uhr auf dem Schießplatz zu sein...
Ich kann auch ein 3-Tage Biwak durchführen...
Und es ist auch möglich Freistellungsansprüche in die neue Einheit mitzunehmen, wenn ein sachgerechter Ausgleich aus dienstlichen Gründen einfach nicht möglich war...

Das Problem liegt aber im grasierenden Absicherungsdenken in dieser Armee... Bloß keine eigene Entscheidung treffen... könnte sich ja einer beschweren...

Ich habe meinen "Chefs" immer gesagt... "Chef...der Spieß, der (z.B.) TE-Fhr und ich beraten Sie ... und dann treffen Sie Ihre Entscheidung. Ob es dann zu einer Beschwerde kommt...ist irrelevant! Haben Sie richtig entschieden...alles gut. Haben Sie nicht richtig entschieden... wird "gerade gezogen" und wir haben dazu gelernt. Wo gearbeitet wird ... passieren auch Fehler."

Nur heute wird ja erst der RB eingeschaltet...die vorgesetzte Stelle befragt...10 Besprechungen abgehalten... und am Ende sachfremde Entscheidungen getroffen...und doch Fehler gemacht...

Oder man lässt es gleich sein ... und trifft vollkommen sachfremde Entscheidungen...


Wie schrieb doch ein Luftwaffengeneral :

...wenn die Vorgaben der SAZV nicht umgesetzt werden können, ist auch der Kernauftrag zu hinterfragen und ggf. einzuschränken...

Wer solche pauschalen Äußerungen tätigt und dann auch noch die Ausführungsbestimmungen zur SAZV als nicht rechtsverbindlich tituliert... braucht sich nicht wundern...
das dann die o.g. Zeilen im Bericht des WB stehen...
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Ralf am 29. Januar 2017, 12:17:30
Zitat
Alleine, dass es jetzt gang und gäbe ist, während der Grundausbildung um 16:30 Dienstschluß zu haben
Ist das so?
GA ist von der neuen Zeitenreglung nicht ausgenommen
Als "ewig Gestriger" müsstest du dich mal schlau machen, wie das abläuft, anstatt nur zu behaupten. Andi8111 hat die Verfahrensweise treffend dargestellt
Zitat
Nein. Es ist so, dass die niedlichen Leutchen vielleicht an ein oder zwei Tagen darüber hinaus dienen, dann aber Freitag frei haben
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: funker07 am 29. Januar 2017, 13:04:59
@user_ohne_namen: Jemanden, der "Soldaten" statt Soldaten und "Armee" statt Armee schreibt kann ich nicht ernst nehmen.
Hier wird auch noch ganz direkt der Rekrut dafür herabgewürdigt, dass seine Ausbilder eine Arbeitszeitverordnung (teilweise falsch) umsetzen, die der Rekrut weder genau kennen kann noch selbst gefordert hat.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: wolverine am 29. Januar 2017, 13:10:06
Die wirklich "ewig Gestrigen" haben schon die Einführung des Dienstzeitausgleichserlasses mitbekommen und damals gab es exakt die gleichen Befürchtungen. Ich glaube nicht, dass die SAZV das Problem ist. Eher eine gewisse Orientierungslosigkeit und Müdigkeit vieler, nach Dekaden von Reformen. Ich vermisse eher klar definierte und postulierte Ziele, wo man denn einmal hin möchte.
Das schafft Unsicherheit, Frust und führt zu Fehlern.
Dass Soldaten in Ausbildungen über die Stränge schlagen ist nicht neu. Hier muss aber die Dienstaufsicht greifen und gegensteuern. Zur Not eben auch mit dem disziplinaren Besen.   
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 29. Januar 2017, 13:57:47
Lieber Wolverine, d'accord.

Bevor Dienstaufsicht greifen und zu Veränderungen führen kann, muss sie jedoch erst einmal stattfinden - und zwar vor allem dort, wo besondere "Gefahrenpotenziale" für mögliche Verstöße gegen Gesetze und Vorschriften lauern. Genau das aber war nach allem bisher Bekannten am AusbZ spezOps allerdings das Problem - und zwar über viele Ausbildungsbereiche und Führungsebenen hinweg.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: FoxtrotUniform am 29. Januar 2017, 17:45:08
Ebenfalls d'accord wolverine und mig.

Früher empfand ich den Dienst alles andere als besser gegenüber der heutigen Zeit, was ich im Schwerpunkt auf Verbesserung der Ausrüstung, Infrastruktur und Rahmenbedingungen zurück führe. Dennoch sehe ich bei der Regeneration eine Rückläufige Qualität, dies entspricht aber, wenn man der Presse Glauben schenkt, auch dem Problem der freien Wirtschaft. Die einzigen wichtigen zwei negativen Aspekte seitens unseres Arbeitgebers sehe ich in der stetig wachsende Bürokratie  (z.B. CPM) sowie dem zunehmenden unverhältnismäßig hohen Anteil an Führungskräften in der Spitze.

Zu dem Vorfall selbst: Mig hat das Aufklärungsengagement seitens BMVg zutreffend beschrieben. Spinner gibt es leider auch bei der Bundeswehr, hier dann aber mit höherer Öffentlichkeitswirksamkeit (und einer Verdichtung bei einer TSK).
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: bayern bazi am 29. Januar 2017, 18:15:00
und das sowas nicht SOFORT an die Medien weitergeitet wird

- mag auch an den Ermittlungen liegen bis diese abgeschlossen sind  - und nicht an Vertuschung oder Geheimhaltung


weil spätestens beim Jahresbericht des Wehrbeauftragten kommt eh alles an den Tag

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: IchParshippeJetzt am 30. Januar 2017, 07:33:58
Es ist zum allergrößten Teil so, dass Mannschaftssoldaten SAZ und FWDL von Heute eben nicht mehr den Ansprüchen genügen, die man vor 15 Jahren angelegt hat

Und die anderen Dienstgradgruppen haben sich vorbildlich weiterentwickelt oder wie? Ja, vor 15 Jahren waren die Gefreiten,Obergefreiten in meinem GeZi noch ein anderes Kaliber und der Hauptgefreite eine Koryphäe. Aber auch die Uffz, StUffz, Fw, OFw und vorallem die HptFw waren ganz andere Kaliber. Aber ganz besonders haben sich die SanOffz/SanStOffz gewandelt. Früher waren das noch richtige Soldaten und heute sind die lieben Götter in grün das genaue Gegenteil.

Ein Einsatz der 4 Wochen geht, wird schon als Qual empfunden (so kann man daheim keine Privatpatienten behandeln und abkassieren). Dem Arzt eine Waffe in die Hand zu drücken, grenzt schon fast an Todeslust und militärische Tugenden gibt es seit langem nicht mehr.


Bevor Sie sich als SanStOffz über die ach so blöden Mannschaften echauffieren, sollten sie erst einmal vor der eigenen Haustür kehren.

In meinen fast 20 Dienstjahren hab ich im In und Ausland so einige Soldaten geführt und habe die menschliche Entwicklung der Soldaten sehr wohl beobachtet. Ein Wandel der Zuverlässigkeit und des soldatischen Verständnisses hat mit Sicherheit stattgefunden, aber dass die jungen  Fw / Offz / SanOffz ihren Mannschaftskollegen in vielen Dingen in nichts nachstehen, sehe als viel bedenklicher an.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Januar 2017, 07:38:29
@ IchParshippeJetzt, Ihr Beitrag lässt leider tief blicken - mitten hinein in einen Menschen, der einfach Pauschalkritik äußert, mal so eben alle Angehörigen verschiedener Laufbahnen in einen Topf wirft und dann schließlich von 20 Dienstjahren unter Kollegen schwadroniert. Und das alles auch noch mit einem Gastzugang.

Merken Sie etwas? Eine ganze Menge auf einmal, was sehr übertrieben und altgestrig daherkommt. Und damit wenig überzeugend.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: IchParshippeJetzt am 30. Januar 2017, 07:49:39
Ich zeige damit nur, welche inhaltliche Qualität der von mir zitierte Text aufweist. Denn der hat, außer Pauschalisierung, ebenfalls nichts zu bieten.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Januar 2017, 08:46:12
Das hätten Sie dann allerdings anders zur Kenntnis bringen müssen. So, wie Sie es formulierten, machten Sie sich diese Pauschalierung zu eigen.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 30. Januar 2017, 10:31:04
Das interessante ist eher, dass das Niveau der Schulabschlüsse sich im Schnitt bei allen Soldaten, die ihren Dienst antreten seit dem Aussetzen der Wehrpflicht massiv erhöht hat.
Und die im Raum stehenden Vorwürfe sind in ihrer Qualität genau so wenig "neu", wie die Tatvorwürfe gegen die Breite von Dienstgradgruppen. So ein Vorfall kann ja systemimmanent nur vorkommen, wenn auch Offiziere versagen/mitwirken. Da ist egal, ob wir von den "Schleifern von Nagold" oder den Hintern-Trockenobst-Paddlern mit Bergmütze sprechen.

Ebenso interessant ist, dass diverse beteiligte Politiker - in diesem Fall sogar der Wehrbeauftragte - ihre (Amts-)Stellung vergessen und vor Abschluss rechtsstaatlicher Ermittlungs-, Disziplinar- und Strafverfahren mal wieder völlig unsachgemäß von "hartem Durchgreifen" sprechen, bevor überhaupt Fakten auf dem Tisch liegen. Und wenn sie das tun sind Gerichte/Disziplinarvorgesetzte/Staatsanwaltschaften gefragt, keine Politiker.
Insbesondere der Wehrbeauftragte, der der Menschenwürde jedes einzelnen Soldaten der Bundeswehr verpflichtet ist - ja, auch derer, der Beschuldigten - hat sich hier massiv disqualifiziert.

Der einfache Hinweis darauf, das es bewährte rechtsstaatliche Verfahren gibt mit solchen Tatvorwürfen umzugehen und sie zu klären reicht. Im Übrigen stellt sich mir die Frage inwieweit der Wehrbeauftragte in Disziplinarsachen überhaupt befugt ist öffentliche Stellungnahmen oder gar Wertungen abzugeben oder ob hier vielleicht schon die Schwelle zum Geheimnisverrat (wobei er sich inhaltlich ja zum Glück bedeckt gehalten hat) überschritten wurde.

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Pericranium am 30. Januar 2017, 10:36:59
Da ist egal, ob wir von den "Schleifern von Nagold" oder den Hintern-Trockenobst-Paddlern mit Bergmütze sprechen.

Gruß Andi

Das waren Kameraden mit bordeauxrot, nicht mit Bergmütze  ;)

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/doerrobst-affaere-ex-kompaniechef-wegen-obszoenen-aufnahmerituals-vor-gericht-a-557871.html (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/doerrobst-affaere-ex-kompaniechef-wegen-obszoenen-aufnahmerituals-vor-gericht-a-557871.html)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 30. Januar 2017, 10:49:59
Entschuldigung, in Mittenwald war es natürlich die rohe Leber.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: 0930 am 30. Januar 2017, 12:28:30
Das interessante ist eher, dass das Niveau der Schulabschlüsse sich im Schnitt bei allen Soldaten, die ihren Dienst antreten seit dem Aussetzen der Wehrpflicht massiv erhöht hat.

Das "Niveau der Schulabschlüsse" hat sich allgemein erhöht. Die zahl der Abiturienten steigt stetig und massiv.

Doch wie sieht es mit der geistigen reife, dem Wissen und den Kompetenzen aus ?
Ich persönlich habe schon länger den Eindruck das da etwas nicht stimmen kann. Vor allem wenn man mit Abiturienten aus NRW, Berlin, Hamburg, Bremen ect. zu tun hat.
Nicht nur hat man den Eindruck das diese Abiturienten oft sehr unreif sind und einfachste Zusammenhänge nicht verstehen, sondern auch mit Allgemeinwissen und Textverständnis sieht es oft schlecht aus.

Als ich über Weihnachten im Urlaub war habe ich einen Latein/Deutsch-Lehrer aus Bremen getroffen. Ihm habe ich das auch erzählt das da doch etwas nicht stimmen kann. Auf der einen Seite findet man in der Bundeswehr immer mehr junge Soldaten mir Abitur, gleichzeitig hat man oft das Gefühl das Bildungsniveau würde stetig sinken und die Unreife zunehmen.
Er hat mir Zugestimmt und angemerkt das in einigen Bundesländern politisch motiviert die Zahl der Abiturienten schon seit langem künstlich in die Höhe getrieben wird. Da senkt man dann gerne auch mal die Anforderungen. Er hätte bei sich Leute in der Klasse die seiner Meinung nach vor 10 Jahren oder in einem anderen Bundesland nur mit Ach-und-Krach einen Realschulabschluss geschafft hätten.

Klar, vielleicht ist das auch nur ein: "Früher war alles besser".
Aber ganz ehrlich, dass das Niveau der Schulabschlüsse sich im Schnitt bei allen Soldaten die ihren Dienst antreten seit dem Aussetzen der Wehrpflicht massiv erhöht hat beduetet nicht das sich auch die Bildung und Intelligenz erhöht hat.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: KlausP am 30. Januar 2017, 12:39:21
Da mag was Wahres dran sein. Wenn ich mir hier im Forum so manchen Beitrag ansehe, graust es mir, besonders bei Rechtschreibung, Satzzeichen, schriftlicher Ausdruck ... (kann leider beliebig fortgesetzt werden). Ich meine hier nicht die berühmt-berüchtigten Flüchtigkeitsfehler. Schon die Bemerkungen wie "Wer Rechtschreibfehler findet kann sie behalten" finde ich eine Unverschämtheit. Und solche Texte produzieren nicht nur "Hauptschüler mit Migrationshintergrund"!

Nein, ich finde nicht, dass früher alles besser war, das hat man zu unserer Zeit von uns auch behauptet. Früher war vieles anders, aber nicht unbedingt besser - meine Meinung dazu.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: ulli76 am 30. Januar 2017, 13:09:44
Idioten und Unterbelichtete gab es früher auch schon. Nur sind sie nicht so aufgefallen.
Die Armee war größer und man konnte Mängel einzelner Soldaten ausgleichen.
Meist fand sich irgendeine Aufgabe, die den Fähigkeiten des Soldaten angemessen war. Gehilfe vom Sporthallenwartgehilfen z.B.
Damals hat sich auch keiner beschwert für solche Aufgaben eingesetzt zu werden.
Die Arbeit war weniger technisiert- weniger komplexes Verständnis erforderlich. Vieles ist heute professionalisierter
Es gab zwar eine Übungs- aber keine/kaum Einsatzbelastung.
Es gab ein anderes Auswahlverfahren (was aber auch nicht davor geschützt hat, dass Idioten die Karriereleiter hochkletterten.
Dann leben wir in einem Informationszeitalter- Verfehlungen aus Calw oder Nagold waren dann halt ein paar Tage in den örtlichen Zeitungen und der bild und das war´s.
Nicht zu vergessen, dass die Fähigkeiten der "alten" Bundeswehr nie live getestet wurden.

Und natürlich gibt es einen gesellschaftlichen Wandel- das hat Vor-und Nachteile.Aber ändern kann man nicht viel dran.

Ich hab ja vor allem im Studium viel mit Resis gemacht. Da waren naturgemäß auch ältere Kameraden bei. Ich als Frau, (angehenderr) Offizier, jung und dann auch noch Sani war für die "alten Krieger" quasi der Supergau eines Soldaten. Ich konnte gar nichts können. Ich kenne uach die ganzen Erzählungen von "damals": Wochenlange Übungen, die "Pferdedecke". Nur manchmal hab ich mich gefragt, was die damals gemacht haben. Militärfachlich war da nämlich teils gähnende Leere. Hab auch die ein oder andere Übung it denen gemacht- naja- meist den SanAnteil, aber auch gemischte Sachen. Weia- die mit der größten Klappe von wegen wie toll früher alles war, waren mit den einfachsten Aufgaben überfordert. Meist bei Aufgaben wo man halt Können und Grips einsetzen musste. Da war dann wildes Geballer und wir machen und alle mal dreckig und das war´s.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich auch sehr versierte Kameraden kennengelernt habe und auch von ihnen viel lernen konnte. Aber ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus will: Früher war eben nicht alles besser.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: ulli76 am 30. Januar 2017, 13:20:10
Was ich noch nachtragen möchte: Von wegen früher war alles härter und besser: Ich war vor nicht allzu langer Zeit an einer SanAusbildung im internationalen Rahmen mit einigen Resis beteiligt.
Gerade die älteren Kameraden sind da erstaunlich früh an ihre Grenzen gekommen. Und zwar nicht überwiegend körperlich, sondern tatsächlich mit der gesamten Lehrgangsituation, Mindset und den Inhalten. Dinge und Inhalte, die für uns jüngere (wobei ich da auch schon nicht mehr zu zähle) völlig normal sind.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: MiraC am 30. Januar 2017, 14:52:44
Ich hatte 2010 eine Reserveübung mit den ABCisten aus Höxter.
Da habe ich auch einige "ältere" Semester erlebt - also noch älter als ich, so 50+.
Aber auch jüngere Neckermann Stuffze....

Etliche dieser "Dienstgrade" haben dann bei der Waffenausbildung rumgejammert, weil die Ausbilder nach der dritten Wiederholung mal einen etwas energischeren Ton angeschlagen haben (Ich spreche noch nicht von BRÜLLEN).
Marschieren zum schießen... ja aber bitte nicht so schnell und mit weniger Gepäck.

Habe mich damals(TM) schon ziemlich geärgert.

-> Von PSK und Umgang mit der Waffe will ich hier gar nicht anfangen.....
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Januar 2017, 15:40:08
Ich finde, wir kommen denn doch thematisch ziemlich weit weg von den hier diskutierten Vorfällen in Pfullendorf.

Andi hat ja den kern erzählt: Dort gab es offenbar auf allen Ebenen und über alle Bereiche des AusbZ hinweg eklatante Mängel in der Dienstaufsicht. Ob es sich dabei um schlicht gar keine Dienstaufishct über längere Zeit handelte, flüchtige Dienstaufsicht oder Dienstaufsich in weniger "gefährdeten" Bereichen, können wir einmal völlig dahin gestellt sein lassen. Wenn über längere Zeit derartige Ausbildungsmethoden nicht auf einer der Führungsebenen auffallen und abgestellt werden, dann stimmt etwas Wichtiges nicht: Entweder das Bewusstsein der Verantwortlichen stimmte nicht, die Vorschriftenkenntnis oder eigene Charaktermnängel. Aber auch das ist letztlich nicht relevant.

Ich finde, lieber Andi, Sie springen bei Ihrer Kritik am Wehrbeauftragten über das Ziel hinaus. Denn er hat sich weder zu einzelnen Vorfällen, noch zu einzelnen Personen konkret geäußért. Sondern lediglich im Überblick das bestätigt, was anderweitig schin bekannt war. Die verschiedenen Vorfälle würden von einzelnen Soldaten im November an Vorgesetzte in der Dienststelle, an die Ministerin und an den Wehrbeauftragten gemeldet. Daraufhin wurde mit den üblichen Ermittlungen begonnen, ohne dabei die mögliche Brisanz aus früheren Vorfällen zu erkennen und für Nachdruck zu sorgen. Durch die offenbar verzögerte Bearbeitung dieser Meldungen wurde der "Spiegel" aus dem mehr oder minder weiten persönlichen Umfeld von Betroffenen informiert. Dass nach fast zweimonatiger Ermittlung durch eine solche Meldung sich die Ministerin und der WB so angefasst zeigen, ist doch nun wirklich keine Überraschung und dass von diesen Verantwortlichen im Umfeld der Bundespolitik solche Äußerungen kommen, überrascht doch auch nicht. Tatsache ist allerdings, dass die Staatsanwaltschaft erst eingeschaltet wurde, als der InspH die Untersuchungen formal übernahm. Das ist dann auch kein Ruhmesblatt der Bearbeitung von dienstlichen Meldungen mit solchem Inhalt.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 30. Januar 2017, 16:28:56
Ich finde, lieber Andi, Sie springen bei Ihrer Kritik am Wehrbeauftragten über das Ziel hinaus.

Diese Meinung kann ich nachvollziehen, aber ich bleibe dabei: Der Wehrbeauftragte als DER "Vertrauensmann" für alle Soldaten hat sich da einfach bedeckt zu halten - es sei denn das Vertrauen ist ihm egal, dann sollte er aber seinen Posten räumen.
Und auch eine Ministerin sollte ein laufendes Verfahren nicht kommentieren, denn sonst wird es wirklich schwierig einen unbefangenen Truppendienstrichter zu finden.

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: KlausP am 30. Januar 2017, 16:35:03
Dass dort etwas nicht so richtig läuft, muss aber schon etwas länger bekannt sein:

Zitat aus http://www.svz.de/deutschland-welt/politik/restbestaende-von-machoverhalten-id15967486.html (http://www.svz.de/deutschland-welt/politik/restbestaende-von-machoverhalten-id15967486.html):

Zitat
... Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold erzählt nun, er sei im vorigen Sommer in der Staufer-Kaserne gewesen und habe das Gefühl gehabt, „dass dort nicht gut und verantwortungsvoll geführt wird“. Den Besuch beim jetzt abgelösten Kommandeur habe er erzwingen müssen. Der Offizier habe „mit massivem Druck und Tricks unterlaufen, dass ich die Personalvertretung unter vier Augen sprechen kann“. Arnold: „Ich bin im Bewusstsein gegangen: Irgendetwas läuft da nicht gut.“ ...

Da frage ich mich natürlich,was der Herr Arnold denn konkret unternommen hat ... (Ich vermute - NICHTS)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Januar 2017, 16:43:33
Bisher haben bei derartigen Vorkommnissen die meisten Wehrbeauftragten der letzten 30 Jahre bei entsprechenden Vorfällen ihre Meinung genauso allgemein gehalten wie Dr. Bartels, aber in der Intention genauso deutlich in die Medienmikrofone gesprochen. Aus meiner Sicht, ohne dass ihr Vertrauen bei den Soldaten darunter gelitten hätte. Insofern teile ich Ihre Befürchtung nicht.

Auch frühere Verteidigungsminister hatten gegenüber den Medien drastische Worte genutzt, sei es nun ein Frhr. von Guttenberg, Rudolf Scharping oder andere - und dennoch wurden manche so hochgeschaukelte Skandale bei der weiteren Aufbereitung durch zuständige Vorgesetzte oder Truppendienstgerichte auf das zurück gestutzt, was sie waren. Auch die von Ihnen geäußerte Befürchtung sehe ich bei dem Selbstbewusstsein unserer Truppendienstrichter und hinsichtlich der Ergebnisse nicht.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 30. Januar 2017, 16:44:38
Herrlich seriös, aus diesem Artikel:
"Schon mehrfach hat es Gewalt-Skandale in der Bundeswehr gegeben, zuletzt die entwürdigenden Aufnahme-Rituale der Gebirgsjäger im oberbayerischen Mittenwald im Februar 2010. Der wohl schlimmste Fall liegt indes über 50 Jahre zurück: 1963 machte der „Schleifer von Nagold“ Schlagzeilen. Rekruten wurden menschenunwürdigen Schikanen ausgesetzt – bis zu Liegestützen über einem aufgeklappten Taschenmesser. Ein 19-Jähriger überlebte die Tortur nicht."

Die Schleifer von Nagold hatten mit "Liegestütz über einem aufgeklappten Taschenmesser" so viel zu tun, wie der Papst mit der Vertrieb von Damenunterwäsche. Die Liegestütz waren damals unter der Wehrbeauftragten Claire Marienfeld Thema - und zwar ein alpenländisches von den Gebirgsjägern inititiert. Führte übrigens zu der obskuren Befehlslage, dass Liegestütz "zwischendurch" verboten sind und war auch im Wehrbeauftragten Bericht damals längst nicht so drastisch geschildert, wie es hier "aufgearbeitet" wurde.
Der Tote in Nagold hatte mit einem Taschenmesser reichlich wenig zu tun, aber ein "Hitzschlag" ist wohl nicht reißerisch genug?

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: 12345678 am 30. Januar 2017, 16:46:55
Diese Meinung kann ich nachvollziehen, aber ich bleibe dabei: Der Wehrbeauftragte als DER "Vertrauensmann" für alle Soldaten hat sich da einfach bedeckt zu halten

Hat er das denn nicht in angemessener Weise getan? Hierzu in der Berliner Zeitung von gestern:
"Der Wehrbeauftragte wusste das, erwähnte aber nichts – er habe die Ergebnisse der anhaltenden Ermittlungen abwarten wollen, sagte er dieser Zeitung."
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 30. Januar 2017, 16:52:24
Bisher haben bei derartigen Vorkommnissen die meisten Wehrbeauftragten der letzten 30 Jahre bei entsprechenden Vorfällen ihre Meinung genauso allgemein gehalten wie Dr. Bartels, aber in der Intention genauso deutlich in die Medienmikrofone gesprochen. Aus meiner Sicht, ohne dass ihr Vertrauen bei den Soldaten darunter gelitten hätte. Insofern teile ich Ihre Befürchtung nicht.

Man kann Ämter also durch das Verhalten des Amtsinhabers gar nicht schädigen, wenn das Verhalten des Amtsinhabers auf seinem geistigen Horizont beruht und daher hinzunehmen ist?
Früher (TM) haben sich Amtsinhaber in ihrem Verhalten einer gewissen Erwartungshaltung angepasst, welche die Öffentlichkeit an dieses Amt offen oder unausgeprochen vorausgesetzt hat. Und nein, die "Medien" waren dabei noch nie "die Öffentlichkeit".

Auch frühere Verteidigungsminister hatten gegenüber den Medien drastische Worte genutzt, sei es nun ein Frhr. von Guttenberg, Rudolf Scharping oder andere - und dennoch wurden manche so hochgeschaukelte Skandale bei der weiteren Aufbereitung durch zuständige Vorgesetzte oder Truppendienstgerichte auf das zurück gestutzt, was sie waren.

Selbst die völlig unbetroffene Bundeskanzlerin beim "Schädelfotoskandal" - das macht es aber weder besser, noch professioneller. ;)

Auch die von Ihnen geäußerte Befürchtung sehe ich bei dem Selbstbewusstsein unserer Truppendienstrichter und hinsichtlich der Ergebnisse nicht.

Das Selbstbewusstsein ist völlig egal, es geht um rechtstaatliche Disziplinarverfahren, die so (eventuell) schlicht nicht zustandekommen. Und ich bezweifle, dass das Bundesverwaltungsgericht sich wirklich "erstinstanzlich" mit so einem Unsinn befassen will, weil Politiker einem Rechtsvertreter eines Beschuldigten so eine Steilvorlage geben. Insbesondere, wenn der Sachverhalt in einem Strafverfahren schon festgestellt wurde.

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Januar 2017, 16:56:17
Lieber Andi, über die Professionalität - oder treffender Unprofessionalität - dessen, was wir hier von Ministerin und Wehrbeauftragtem erlebten, werden wir uns sicher schnell einig. Doch wenn ich zurückschaue auf eine lange Dienstzeit mit diversen solchen schwerwiegenden Vorwällen, komme ich bei aller Skepsis nicht zu Ihrer Schlussfolgerung, weil er sich eben aus den bisherigen Virkommnissen nicht ableiten lässt. Warum sollte es also diesmal dazu kommen. Da habe ich schin das Vertrauen in ordnungsgemäße Verfahren und unseren Rechtsstaat.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 30. Januar 2017, 17:01:11
Meine Meinung über den Wehrbeauftragten muss ich übrigens revidieren. Hier (http://www.deutschlandfunk.de/bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-voellig-unsoldatisches.694.de.html?dram:article_id=377529) das gesamte Interview mit dem DLF.

Der Rechtsstaat funktioniert aber effektiv nur, wenn sich jede der drei Gewalten an ihren Aufgabenmix hält und nicht in den Bereichen der anderen beiden Gewalten wuchert. Und bei der Exekutive ist schnell der Weg zu autoritären Strukturen geschaffen, wenn man nicht aufpasst und von "oben" entsprechende Vorgaben kommen - wo auch immer oben ist. Und dass das deutsche System dafür anfällig ist zeigt ja ganz aktuell auch der NSU-Skandal

Gruß Andi


Edit:
Link lesbar gemacht
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Lidius am 11. Februar 2017, 14:29:20
Zitat
Nach der Aufdeckung von sadistischen Praktiken in der Staufer-Kaserne in Pfullendorf zieht Verteidigungsministerin von der Leyen Konsequenzen: Einer ihrer Referatsleiter muss nach SPIEGEL-Informationen gehen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-ursula-von-der-leyen-setzt-referatsleiter-ab-a-1133952.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-ursula-von-der-leyen-setzt-referatsleiter-ab-a-1133952.html)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: StierNRW am 14. Februar 2017, 15:10:07
Hallo wertes Forum,

hier neue und unerfreuliche Details zur Causa:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-sadistische-praktiken-in-der-ausbildung-a-1134529.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-sadistische-praktiken-in-der-ausbildung-a-1134529.html)

Mit kameradschaftlichen Grüßen,
StierNRW
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 14. Februar 2017, 16:29:57
Ob es nun zielführend ist, GM Spindler in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen, scheint mir wirklich fraglich.

Die Frage muss doch lauten: Wie konnten die betreffenden Vorgesetzten gerade nach vergleichbaren Vorfällen in Coesfeld so wenig über die potenzielle politische und militärische Brisanz der Ausbildung in ihren Verantwortlichen sensibilisiert sein? Gerade in einem Bereich, der Soldaten für legendenumwobene Einsätze ausbildet, muss es doch jedem klar sein, dass Kameraderie, "Harte-Kerle-Symbolik" und eindeutig vorschriftswidrigen Ausbildungsmethoden schlicht und ergreifend für das gesamte Ausbildungszentrum "todbringend" sein können.

Mit ein Paar Versetzungen wird es da sicher nicht getan sein. Und dass die Ausbildung durch bevorstehende Änderungen besser ist und zu mehr Handlungssicherheit führt, darf auch nach Erfahrungen der Vergangenheit zumindest bezweifelt werden.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: StierNRW am 14. Februar 2017, 17:41:34
Ja. Coesfeld 2004 ging mir auch durch den Kopf.

Es ist wirklich unerklärlich.

Waren da Leute in einem Machtrausch ? (Ist jetzt stochern im Nebel)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: bayern bazi am 14. Februar 2017, 18:05:07
Zitat
Einem internen Bericht zufolge, der SPIEGEL ONLINE vorliegt,

was mich immer wundert ist, dass solche "Berichte" bei den Medien landen und das alles bevor die Untersuchungen abgeschlossen sind und die Berichte offiziell Veröffentlicht wurden

wenn man sich bei der "Sache" Oberst Klein erinnert - da warn sogar Berichte, die als "geheim" eingestuft waren innerhalb von 24 Stunden in den Medien  (incl der Videos)

werden diese Berichte absichtlich veröffentlicht - oder  begehen da Leute offensichltiche Dienstvergehen - und wird dem auch nachgegangen (Pressefreiheit hin und her aber eine Einstufung ist hier doch höher einzuschätzen)

sonst bräuchte man ja nicht mehr klassifizieren

hier im Board werden ja auch nicht ZdV mit klassifizierzng -  Vom Spieß - nur für dich  - verlinkt

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 14. Februar 2017, 18:30:44
Es gibt da ja verschiedene Möglichkeiten, dass so etwas bekannt wird.

Ist aber letztlich auch nicht relevant; auch hierfür sollte die Sensibilität von Vorgesetzten vorhanden sein.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: justice005 am 14. Februar 2017, 19:23:34
Zitat
Es gibt da ja verschiedene Möglichkeiten, dass so etwas bekannt wird.

Insbesondere im parlamentarischen Raum... man darf nicht vergessen, dass auch echte Feinde der Bundeswehr im Verteidigungsausschuss sitzen und wir uns außerdem in einem Wahljahr befinden.

Zitat
Wie konnten die betreffenden Vorgesetzten gerade nach vergleichbaren Vorfällen in Coesfeld so wenig über die potenzielle politische und militärische Brisanz der Ausbildung in ihren Verantwortlichen sensibilisiert sein?

Das ist mir auch unbegreiflich. Dass junge Mannschaften und vielleicht auch die ein oder anderen Uffze Mist bauen, ist vielleicht noch erklärlich. Aber es kann mir keiner erzählen, dass Zugführer, Spieß und Kompaniechef nie irgendetwas mitbekommen haben wollen. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Dienstaufsicht war wirklich so katastrophal, dass man wirklich nichts mitbekommen hat oder aber man hat es gewusst, aber nicht als Problem erkannt.

Letzteres will ich nicht ausschließen. Es fehlt durchaus bei manchen Leuten ein gesundes Empfinden für gut und böse, für richtig und falsch und für Recht und Unrecht. Was gut und schlecht ist, kann keine Ausbildung - egal wie gründlich sie ist - den Leuten ins Gehirn tackern. Denn dieses Empfinden muss im eigenen Charakter verwurzelt sein. Und es gibt tatsächlich Fälle, da sind Chefs völlig überrascht, weil irgendjemand "oben" eine Welle macht, obwohl doch alles "harmlos" ist. Ich will das auch gar nicht fehlende Sensibilität nennen. Es handelt sich vielmehr um eine massive Charakterschwäche. Denn zu einem guten Charakter gehört auch Empathie, also z.B. die Fähigkeit, sich in die Gefühle der Opfer hereinzuversetzen. Und ohne diese Fähigkeit ist man zur Menschenführung ungeeignet.


Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 14. Februar 2017, 20:31:08
Die Dienstaufsicht ist in der ganzen Bundeswehr katastrophal, weil die Disziplinarvorgesetzten dafür keine Zeit mehr haben.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 15. Februar 2017, 00:29:15
Falsch in der Pauschalität, lieber Andi: Erstens gibt es in jeder Kompanie einen KEO, auf Booten einen 1 WO, wobei es im organisierten Miteinander viele hervorragende Beispiele gibt, dass Dienstaufsicht stattfindet. Und zweitens gibt es auch Disziplinarvorgesetzte, die sich lieber an ihrem Schreibtisch festtackern und die ungeliebte Dienstaufsicht zugunsten "dringlicherer" Themen vernachlässigen.

Den Mythos, dass DV nicht mehr zur Dienstaufsicht kämen, ist so pauschal nicht haltbar.

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 15. Februar 2017, 07:43:47
Falsch in der Pauschalität, lieber Andi:

Nein, auch wenn du es nicht wahrhaben willst ist es leider so. Und je höher der Dienstgrad derjenigen, die mir erzählen wollen, was ich jeden Tag auf meiner Ebene erlebe, desto größer sind meine Sorgen um das System Bundeswehr insgesamt.
Aber dazu habe ich ja neulich schon andernorts etwas geschrieben.

Erstens gibt es in jeder Kompanie einen KEO

Nein, den gibt es nicht in jeder Kompanie. Und wenn es ihn gibt hat er sicherlich "Dinge" zu tun, sonst gäbe es ja seine Stelle nicht. Vor allem ist auch der wohl kaum auch nach Dienst in seiner Einheit...
Und ganz nebenbei reden wir hier ja im konkreten Fall über eine Ausbildungseinrichtung - also eine Einrichtung die strukturell bereits von Seiten der Soll-Org personell völlig unterbesetzt ist und im Normalfall - insbesondere auch beim Heer - mit Personal, das man in den Verbänden nicht gebrauchen kann.

auf Booten einen 1 WO

Der ebenfalls keine Zeit "über" hat ihn außerhalb seiner diversen Tätigkeiten noch großartig Dienstaufsicht zu betreiben. Wobei es der Marine dank der Nichtexistenz von SAP hoch ganz passabel geht. Durch Personalmangel und buntes Durchmischen von Besatzungen ist die funktionierende heile Welt der Marine aber seit Jahren schon nachhaltig gestört, so das ehemals funktionierende Wege von sozialer Kontrolle und rudimentärer Dienstaufsicht kaum mehr Wirkung haben.

wobei es im organisierten Miteinander viele hervorragende Beispiele gibt, dass Dienstaufsicht stattfindet.

Herzlichen Glückwunsch für diese - nicht genannten - Beispiele. Einige halbherzige Versuche kenne ich tatsächlich auch - mit Dienstaufsicht im eigentlichen Sinne hat das aber in keinem mir bekannten Fall etwas zu tun.  :-\

Und zweitens gibt es auch Disziplinarvorgesetzte, die sich lieber an ihrem Schreibtisch festtackern und die ungeliebte Dienstaufsicht zugunsten "dringlicherer" Themen vernachlässigen.

Das ist eine solche bodenlos freche Aussage, dass ich sie einfach mal so stehen lasse. Du hast offenbar nicht die Spur einer Ahnung welche reinen Verwaltungstätigkeiten in den letzten Jahrzehnten an die Kompanien abgegeben wurden und welche Auswirkungen das ganz praktisch hat.
Aber so ist das halt, wenn die Bundeswehr nur noch von oben "in Prozessen" denkt und jeder vorgesetzte Bilder aus seiner eigenen Chefzeit im Kopf hat, die mit dem jetzt und heute nichts mehr zu tun haben.

Den Mythos, dass DV nicht mehr zur Dienstaufsicht kämen, ist so pauschal nicht haltbar.

Das ist weder ein Mythos, noch ist diese Aussage nicht haltbar. Das ist Fakt! Und jeder Tag den du dir selbst das nicht eingestehst entfernt dich nur noch mehr von den tatsächlichen Verhältnissen in der Truppe.

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 15. Februar 2017, 08:43:00
Lieber Andi,

auch noch so heftige Wiederholungen derselben pauschalen Behauptungen und Vorwürfe werden nicht richtiger, zumal auch Sie keinen Überblick über sämtliche Truppenteile und Dienststellen haben. Insofern rate ich schlicht zur Zurückhaltung und erwarte - letztlich auch in der Funktion eines Moderatoren hier - die Bereitschaft zur Differenzierung.

Ohne Zweifel sind die administrativen Forderungen der Einheitsebene stark angestiegen. Nicht zuletzt deshalb wurde auch der KEO eingeführt, um die Chefs zu entlasten. Aber nicht alle Chefs setzen ihre KEI dafür auch ein. Das trifft im selbenMaß übrigens auch auf BtlKdr zu, die die Ressourcen der seit geraumer Zeit vorhandene hauptamtlicher StvKdr auch suboptimal einbinden, um sich Freiräume für zum Beispiel Dienstaufsicht zu schaffen.

Ich weise nur daraufhin, dass Ihre Schwarz-/Weiß-Malerei für eine differenzierte Lagebeurteilung völlig untureuchend ist - wie persönliche Anwürfe eben darüberhinaus auch völlig unangebracht sind.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Razzon am 15. Februar 2017, 08:46:45
Moin,

kurze Frage - meine Uniformzeit ist sehr lange her - ich hoffe ich werde da nicht gleich angemeiert - was ist ein KEO? Kenne ich nicht (mehr)?
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Ralf am 15. Februar 2017, 09:24:41
Kompanieeinsatzoffizier.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Razzon am 15. Februar 2017, 09:27:33
Ah ok, danke
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 15. Februar 2017, 11:37:24
auch noch so heftige Wiederholungen derselben pauschalen Behauptungen und Vorwürfe werden nicht richtiger

Richtig, deswegen empfehle ich einfach mal auf das Lagebild derer zu vertrauen, die sich tagtäglich auf eben dieser Ebene bewegen.

Ohne Zweifel sind die administrativen Forderungen der Einheitsebene stark angestiegen.

Was leider so noch eine klare Untertreibung ist.


Nicht zuletzt deshalb wurde auch der KEO eingeführt, um die Chefs zu entlasten.

Wie gesagt: Den gibt es längst nicht überall.

Aber nicht alle Chefs setzen ihre KEI dafür auch ein. Das trifft im selbenMaß übrigens auch auf BtlKdr zu, die die Ressourcen der seit geraumer Zeit vorhandene hauptamtlicher StvKdr auch suboptimal einbinden, um sich Freiräume für zum Beispiel Dienstaufsicht zu schaffen.

Warum klingt das nach dem alten Reflex: Wenn es Probleme gibt muss es an demjenigen liegen, der sie sieht. Benannte Probleme kann es nicht geben, da sie von der Führung nicht vorgesehen sind - und man eh gerade keine Zeit hat. ;)
Fakt ist, dass seit Jahren genau mit dieser Art und Weise des "Führens" der Druck und auch zusätzliche Aufträge auf allen Ebenen nach unten weitergegeben werden - blöderweise ist damit auf der Einheitsebene Schluss, so dass hier nur noch gute Mine zum Bösen Spiel gemacht wird.
Vor 10 Jahren habe ich festgestellt, dass die letzte Ebene, die noch wirklich führt die Verbandsebene ist, damit ist seit ca. 5 Jahren aber mittlerweile auch Schluss - jetzt stehen die Einheiten alleine im Regen.

Ich weise nur daraufhin, dass Ihre Schwarz-/Weiß-Malerei für eine differenzierte Lagebeurteilung völlig unzureichend ist - wie persönliche Anwürfe eben darüberhinaus auch völlig unangebracht sind.

Nur weil dir eine Sichtweise nicht passt ist sie doch noch lange keine schwarz-weiß Malerei.  :-\
Und dass starke emotionale Reaktionen bei Vorgesetzten, die mit ihrer eigenen Unkenntnis Öl ins Feuer gegossen haben als persönliche Angriffe aufgefasst werden habe ich schon öfter erlebt - für mich persönlich sind solche Erlebnisse nur ein weiterer Beleg für die nicht vorhandene Kritikkultur und damit auch für die de facto nicht mehr funktionierende Innere Führung in der Bundeswehr. Weiter hilft das aber nicht. Führen heißt vielmehr sich dieser Kritik anzunehmen und sie, wenn sie - individuell aufgefasst - als nicht optimal vorgebracht empfunden wurde trotzdem anzunehmen und Hilfestellungen für die detailliertere Erkennung von Mängeln zu geben und sie abzustellen oder weiterzumelden!
Pauschales Leugnen ist - insbesondere in diesem Fall - aber schlicht und einfach Realitätsverweigerung. Mir ist auch kein einziger Fall bekannt in dem ein deutscher Stabsoffizier oder General in Führungsfunktion in den letzten Jahren mal deutlich nach oben gemeldet hätte sein Bereich wäre überlastet und könnte Auftrag/gesetzliche Pflicht X-Y dauerhaft nicht mehr wahrnehmen.

Ich habe mal gerade ein kleines Brainstorming gemacht, wie ich so gebunden bin bei 247 Arbeitstagen dieses Jahr und habe - noch längst nicht fertig mit all dem, was da so ansteht und ohne auch nur eine InFüErmittlung, Disziplinarermittlung, selbst meine soldatischen Ausbildungsziele erreicht oder Dienstaufsicht geführt zu haben - bei 133 Tagen erst mal Schluss gemacht. Und am Ende werde ich locker über die 247 Tage kommen ohne auch nur einen Tag wirklich Dienstaufsicht geführt zu haben - insbesondere deswegen, weil ich mich mit Dingen befassen muss, die nicht Aufgabe der Streitkräfte der Bundeswehr (denen ich angehöre), sondern der Verwaltung der Bundeswehr sind. Aber blöderweise werde ich diese Liste nie vervollständigen können, weil ich dank ARM (Aktives Regelungsmanagement der Bundeswehr) gar nicht wissen kann welche Vorschriften und damit welche Bindung meiner Person ich gar nicht wahrnehme, weil ich leider keine Zeit habe jeden Tag 10 Stunden mit Vorschriftenstudium auf der Suche nach Änderungen zu verbringen - oder kurz: Es gibt keinen Vorgesetzten in der Bundeswehr, der alle seine Aufgaben und Pflichten kennt, weil dies systemisch unmöglich ist.

Und um darauf zurückzukommen, dass ich das Thema neulich erst durchgekaut habe: Hier (http://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php?topic=58533.msg605657#msg605657) findest du den entsprechenden Beitrag.
Vielleicht verstehst du dann besser, dass es mir weder um Schwarzmalerei, noch um Jammerei geht - es geht schlicht und einfach um Fakten, die von jeder mir bekannten Führungsebene seit Jahren systematisch ignoriert werden und mit weiteren Aufgaben an die Einheitsebenen ohne personellen Ausgleich beantwortet werden.

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 15. Februar 2017, 12:16:26
Lieber Andi, mich wundert nach wie vor Ihre Art, hier mit Vorwürfen von "Ahnungslosigkeit", "reflexhafter Abwehr" und anderem um sich zu werfen. Ich habe hier mit keiner Silbe behauptet, alles wäre in Ordnung und alle Einheitsführer/BtlKdre würden ihre Möglichkeiten nicht ausnutzen. Ich habe auch mit keiner Silbe behauptet, dass der Anteil administrativer Aufgaben, die in den letzten Jahren auf die unteren Führungsebenen fielen, angepasst oder sogar in Ordnung wäre. Vielmehr scheint es mir beim Lesen Ihrer Zeilen, dass Sie sehr vehement darauf reagieren, dass ich Ihre Pauschalvorwürfe und -behauptungen kritisiere. Dabei sollten wir uns doch nicht darüber entzweien, dass derartige Pauschalitäten immer unzutreffend sind. Weder in die eine, noch die andere Richtung.

Das einmal vorangestellt, bleibt festzuhalten, dass es - weil nun einmal Menschen unterschiedlich sind und handeln - Einheitsführer gibt, die ihre KEO- wenn vorhanden und besetzt (wobei das Vorhandensein der Dienstposten die Masse der Einheiten gem. SollOrg sind) - sehr effektiv und effizient im Grundgebiet einsetzen, um einen Großteil der administrativen Aufgaben zu erledigen und andere Einheitsführer, denen dies weniger gut gelingt. Auch hier dürfte die Gaußsche Normalverteilung anzutreffen sein. Dasselbe betrifft die BtlKdre in Bezug auf ihre Stellvertreter. Wenn man also dieses Thema diskutiert - und das darf auch gerne streitig sein, dann sollte man eben diesen Aspekt nicht einfach ausblenden.

Im Übrigen gilt Dasselbe für Ihre - nicht faktenbeegte - Pauschalbehauptung, dass in "den Ausbildungseinrichtungen" nur unzureichend qualifiziertes/geeignetes Ausbildungspersonal verwendet wird. Das ist natürlich ebenfalls unzutreffend.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 15. Februar 2017, 15:17:09
@ miguhamburg

ja, Pauschalierungen sind immer nicht glücklich... egal in welchem Bereich des Lebens...

Aber die von Andi aufgezeigten Defizite sind da und sie werden nicht besser durch Verweise auf Bereiche in denen es gut läuft.

Da ich derzeit in einem Bereich tätig bin, in dem regelmäßig Beschwerden und Eingaben, gerade zum Themenblock "Führungsverhalten", bearbeitet werden, kann ich mich nur den Ausführungen des WBdBT in seinem letzten Bericht anschließen...  denn dies sind keine Pauschalierungen, da beruhend auf der Abarbeitung hunderter Eingaben, die aus den
Grundproblemen beim Führungsverhalten (Menschenführung) und der damit zusammenhängenden überbordenden Bürokratie resultieren. Plus Truppenbesuche und Gespräche mit Soldaten aller Ebenen.

Nur das ist, die letzten 20 Jahre zurückgeblickt, (fast) nichts Neues ... bis auf die total aus dem Ruder gelaufene "Vorschriftenlandschaft" und den "Führen mit LoNo-Irrsinn"...



Zitat Bericht des WBdBT 2016:

"7. Führung und Soldatenalltag

Führungsverhalten und Fehlerkultur

Immer wieder beklagen Soldatinnen und Soldaten, bestimmte Probleme wegen bestehender Regeln (Dienstanweisungen, Verordnungen, Gesetze) nicht lösen zu können.

Dieses Gefühl bürokratischen Eingeengtseins nimmt zu. Damit wird das Prinzip des Führens mit Auftrag konterkariert.

Stattdessen manifestiert sich zu oft eine Absicherungsmentalität, Dienst nach Vorschrift. Es wird Zeit, Geld und
Begründungsaufwand verschwendet, um an etwas festzuhalten, was keinen Sinn mehr macht.

Dabei könnten viele selbstgemachte Regeln der Bundeswehr relativ einfach geändert werden.

Die Experten für die Formulierung besserer Regeln sind an vielen Stellen die Soldatinnen und Soldaten selbst.

Aber sind Änderungs- oder Verbesserungsinitiativen überhaupt erwünscht? Viele Soldatinnen und Soldaten,
auch Verantwortliche, wollen keine Fehler machen, nicht an Widerständen scheitern, sich höheren Orts
nicht unbeliebt machen.

Im letzten Jahresbericht wurde in diesem Zusammenhang die unzureichende Fehlerkultur in der Bundeswehr thematisiert.

Der Inspekteur des Heeres hat diesen Hinweis zum Anlass genommen, im August 2016 unter Beteiligung des Wehrbeauftragten
mit 50 Soldatinnen und Soldaten unterschiedlicher Dienstgrade aus allen Bereichen des Heeres eine zweitätige Tagung zum
Thema „Führungs- und Fehlerkultur“ durchzuführen.
In acht Arbeitsgruppen wurden verschiedene Aspekte der Thematik diskutiert und Verbesserungen erörtert.
Teilnehmer schätzten das Verhältnis von gutem zu schlechtem Führungsverhalten in der Bundeswehr auf 70 zu 30 Prozent.
Dabei beurteilten sie das Führungsverhalten in den Einsätzen wesentlich besser als im Grundbetrieb.

Führen mit Auftrag, klare Auftragserteilung, gegenseitiges Vertrauen, Vertrauen, eine Umgebung, in der Fehler
angstfrei eingestanden werden können, so lautete die Beschreibung der Situation in den Einsätzen.

Im Grundbetrieb fehle es dagegen zumeist an Kräften, Mitteln und vor allem Zeit. Zu viele Aufgaben bestünden
neben dem eigentlichen Auftrag, und zu häufig sei Einsatzverpflichtungen nachzukommen (auch durch Einzelabstellung
von Schlüsselpersonal). Strukturelle Unruhe, etwa durch zu kurze Stehzeiten von Vorgesetzten, erschwere den Aufbau von
Vertrauensverhältnissen.

Geprägt von Formalismus gebe es zu viele Vorgaben, die oftmals vage formuliert, aber dennoch von einer sehr konkreten
Erwartungshaltung bestimmt seien. Eigenständigkeit werde durch überbordende Kontrolle blockiert, Auftragstaktik franse
aus ins Aufträgesuchen in Alles-an-alle-Befehlsmails.

Absicherungsdenken hemme Entscheidungsprozesse und führe zu einem häufig unüberschaubaren internen E-Mail-
Verkehr, manchmal geradezu zu Kommunikationsexzessen.

Nicht selten solle das Unmögliche möglich gemacht werden, Fehlanzeigen oder Fehlermeldungen seien dabei unerwünscht.

Eine der Ursachen für die Probleme im Grundbetrieb ist die seit Jahren herrschende Mangelverwaltung.
Die bestehenden Lücken bei Personal und Material für den Alltagsbetrieb, für die Ausbildung und für Übungen
erfordern stete Koordination und Improvisation von den Vorgesetzten und ihren Untergebenen. Diese Situation
ist nicht nur Nährboden für Mängel und Fehler, sie erfordert auch ständige Information von allen Seiten, bindet
Arbeitskraft und kostet die Zeit aller Beteiligten.

Die Umsetzung der angekündigten Trendwenden bei Personal und Material sowie die Attraktivitätsmaßnahmen
wie beispielsweise die Stehzeitverlängerung sind hier gewiss ein erster Schritt zur Besserung. Von einer Trendwende
im Hinblick auf den Umgang mit Fehlern kann allerdings nur dann gesprochen werden, wenn seit Jahren eingeübte Mentalitäten,
insbesondere gesteigertes Kontroll- und Absicherungsdenken, abgelegt werden.

Verantwortung ist nicht teilbar und sie ist persönlich.

Auch der Faktor Zeit ist neu zu bemessen und auf die wesentlichen Aufgaben zu fokussieren. Die Einführung der
Arbeitszeitverordnung bedeutet auch in dieser Hinsicht eine Herausforderung für die Bundeswehr.

Letztlich bedarf die Art und Weise der Menschenführung im Grundbetrieb eines deutlichen Kulturwandels.

Das Führen mit Auftrag muss wieder tragende Methode der Führung werden."




Nur ich ahne schon wie die Stellungnahme des BMVg darauf lauten wird...freundlich...die Theorie beschreibend... aber in der Realität bleibt alles wie es ist...

Wie z.B. schon 2012...

Aus der Stellungnahme des BMVg zum Bericht des WBdBT 2012:

"1 Führungsverhalten

Defizite und Mängel bei der Befehlsgebung, der Dienstaufsicht und der Fürsorge standen auch in diesem Berichtsjahr im besonderen Fokus des Wehrbeauftragten.

Stellungnahme BMVg

Die im Bericht aufgezeigten Mängel weisen auf Defizite in der Menschführung hin.

Menschenführung ist eine Kernaufgabe aller Vorgesetzten in der Bundeswehr.
Sie legt den Grundstein für die Anerkennung und den Erfolg als militärische
Führerin und militärischen Führer.
Vertrauen ist ein Wesensmerkmal verantwortungsbewusster Menschenführung.
Es ist die wichtigste Grundlage für den Umgang miteinander.
Motivation, Gefolgschaft und Leistung sind nur zu erreichen, wenn zwischen
Vorgesetzten und Untergebenen ein intaktes, von gegenseitigem Respekt
geprägtes Vertrauens- und Kommunikationsverhältnis besteht.
Deshalb tragen Vorgesetze auf allen Ebenen eine besondere Verantwortung
bei der Schaffung der Voraussetzungen für ein gegenseitiges Vertrauen.
Fehlverhalten ist daher nicht zu dulden und im Rahmen der verantwortungsvollen
Dienstaufsicht abzustellen."

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 15. Februar 2017, 15:56:41
Lieber Personalerkamerad, erst einmal vielen Dank für diesen langen Beitrag.

Ich habe sn keiner Stelle die Intention verfolgt, dass diee Defizite nicht bestehen und schwer wiegen. Sie bestehen und sie verhindern dort, wo im Grundbetrieb Dienstposten nicht vorhanden oder nicht besetzt sind, zu wirklichen Problemen für Vorgesetzte, ihrer Pflicht zur Dienstaufsicht nachzukommen . Übrigens, auch als ich vor nun über 20 Jahren Chef war, raten Sie mal, worüber sich meine Konchefs und ich aufregten?

Dennoch: Ich finde, dass eben der verständliche Frust nicht einfach allein nach oben abgeladen wird, sondern dass man als DV gerade auch die Möglichkeiten nutzen muss, die vorhanden sind, um sich mehr Freiräume zu verschaffen. Denn dort bestehen eben auch Potenziale.

Es gibt vielfältige Initiativen, die die Reduzierung unnötiger Bürokratie und die Flut einfach durchgereichter LoNo mit Aufträgen, die höhere Ebenen durchzuführen haben, zum Ziel haben. Auch da besteht zweifellos Handlungsbedarf. Dieses aus meiner Erfahrung Dauerthema seit Bestehen der Bundeswehr wird - und da kommen wir auf die Vorfälle in Pfullendorf zurück - durch politisch unsensible Vorgesetzte leider eben auch immer wieder befeuert - und das hat eben wenig mit Zeitmangel oder bürokratischer Überlastung zu tun, sondern mit mangelhafter Auftragserteilung und Vorbereitung von Ausbildern.

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: KlausP am 15. Februar 2017, 17:47:37
Ich war gerne Soldat, insgesamt (mit WÜb) fast 36 Jahre lang. Zurückblickend kann ich sagen, dass ich sehr gerne Spieß war, die 6 Jahre in meiner aktiven Zeit, die Vertretungen des KpFw 1./- über mehrere Zeiträume, davon knapp ein Jahr am Stück und auich als WÜb in der AusbUstgKp des Bataillons. Aber ich bin wirklich froh, dass ich mir DAS nicht mehr antun muss, deshalb habe ich auch nichts weiter unternommen, als mich das KC vor 1 1/2 Jahren ausgeplant hat. Mich hat schon erstaunt, wie wenig Zeit meine Chefs zwischen 2007 und 2010 im Vergleich zu denen aus 1990 bis 1996 wirklich für Dienstaufsicht hatten - und da gab es noch keine SAZV, die ja wohl auch für den Chef gilt und trotz der Existenz eines AusbOffz (oder KpEinsOffz) in der Kp, den die Chefs in meiner aktiven Spießzeit nicht hatten.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: StOPfr am 15. Februar 2017, 22:02:35
Für tagesschau.de berichtet Christian Thiels, SWR, heute (Stand: Stand: 15.02.2017, 14:53 Uhr) aus Berlin über die Debatte des Verteidigungsausschusses:

Skandal in Pfullendorf
Die Führung hat versagt

Quelle (http://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-skandal-101.html)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: wolverine am 01. März 2017, 07:39:11
Führungswechsel (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-ein-fachmann-fuer-lehre-uebernimmt-das-heikle-kommando.5311914b-785d-46bd-96b2-01c7cf9ed2da.html)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Tasty am 01. März 2017, 09:13:36
Zitat Bericht des WBdBT 2016:
"7. Führung und Soldatenalltag
Führungsverhalten und Fehlerkultur

Immer wieder beklagen Soldatinnen und Soldaten, bestimmte Probleme wegen bestehender Regeln (Dienstanweisungen, Verordnungen, Gesetze) nicht lösen zu können (...)
Stattdessen manifestiert sich zu oft eine Absicherungsmentalität, Dienst nach Vorschrift. Es wird Zeit, Geld und Begründungsaufwand verschwendet, um an etwas festzuhalten, was keinen Sinn mehr macht.
Dabei könnten viele selbstgemachte Regeln der Bundeswehr relativ einfach geändert werden.
Die Experten für die Formulierung besserer Regeln sind an vielen Stellen die Soldatinnen und Soldaten selbst.

Mensch, da bin ich ja froh, doch nicht der Einzige zu sein der so denkt. Auch wenn ich hier oft heftigen Gegenwind bekomme, wenn ich bestehende Regelungen und Vorschriften hinterfrage und in Frage stelle und als teils völlig sinnfreie Gängelung empfinde. Ich fühle mich in meiner Meinung, dass Vorschriften kein Selbstzweck sind, bestätigt.

Zitat
Stellungnahme BMVg

Die im Bericht aufgezeigten Mängel weisen auf Defizite in der Menschführung hin.

Menschenführung ist eine Kernaufgabe aller Vorgesetzten in der Bundeswehr.
Sie legt den Grundstein für die Anerkennung und den Erfolg als militärische
Führerin und militärischen Führer.
Vertrauen ist ein Wesensmerkmal verantwortungsbewusster Menschenführung.
Es ist die wichtigste Grundlage für den Umgang miteinander.
Motivation, Gefolgschaft und Leistung sind nur zu erreichen, wenn zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ein intaktes, von gegenseitigem Respekt
geprägtes Vertrauens- und Kommunikationsverhältnis besteht.
Deshalb tragen Vorgesetze auf allen Ebenen eine besondere Verantwortung bei der Schaffung der Voraussetzungen für ein gegenseitiges Vertrauen.
Fehlverhalten ist daher nicht zu dulden und im Rahmen der verantwortungsvollen Dienstaufsicht abzustellen."

Wie zu erwarten war ist die Reaktion darauf: Inhaltsleeres Blabla und verwaschenes Geschwurbel.
Jeder dieser Sätze mag für sich genommen richtig sein, aber eine bloße Aneinanderreinhung von Phrasen und Allgemeinplätzen bringt diejenigen, die jeden Tag damit leben müssen einer Lösung keinen einzigen Schritt näher.
Die Stellungnahme ist genau das, was oben beklagt wurde: Es wird lieber eine halbe Stunde nach Ausreden und fadenscheinigen Begründungen gesucht als 10 Minuten anzupacken und das Problem zu beheben.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Andi am 01. März 2017, 09:25:26
Mensch, da bin ich ja froh, doch nicht der Einzige zu sein der so denkt.

Ach nee, wie überraschend. Liegt vielleicht daran, dass du pauschal jedem unterstellst bestimmte Dinge nicht zu sehen. Was angesichts der Tatsache, dass es im Gegensatz zu dir tatsächlich Menschen gibt, die damit im täglichen Dienstbetrieb umgehen müssen und das nicht nur "mal gehört" haben automatisch zu entsprechenden Reaktionen führt. ;D

Auch wenn ich hier oft heftigen Gegenwind bekomme, wenn ich bestehende Regelungen und Vorschriften hinterfrage und in Frage stelle und als teils völlig sinnfreie Gängelung empfinde. Ich fühle mich in meiner Meinung, dass Vorschriften kein Selbstzweck sind, bestätigt.

Nein, du bekommst Gegenwind, weil du offenbar schlicht gar nicht weißt wovon du sprichst und zu konkreten Maßnahmen aufforderst, die niemandem helfen. Vor allem, weil du Beispiele anführst, die gar keine Probleme hervorrufen (wie z.B. die Anzugsordnung).

Dass wir hier gerade über dieses Thema immer wieder auch sehr kontrovers diskutieren ist eine Binse. Und dass die Sichtweisen dabei auch auseinandergehen - was eben am individuellen täglichen Erleben liegt - ebenfalls. Und gerade deswegen finde ich den hier stattfindenden Austausch vom Portepee, über den aktiven Kompaniechef bis hin zum General - auch wenn wir manchmal sehr harsch miteinander umgehen und sehr deutlich die eigene Meinung skizzieren - für sehr wichtig und auch sinnvoll. Wir sind sehr deutlich, aber der Respekt - für uns als Menschen und Kameraden, als auch effektiv für unseren Dienstherren - bleibt erhalten.
Deine Beiträge allerdings waren bisher geprägt von Ablehnung ohne Lösung, Ablehnung des Dienstherren und des "Systems" und vor allem ohne tieferen Einblick und Verständnis für die systemische Problematik.

Gruß Andi
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Sonja2017 am 01. März 2017, 15:54:21
Konnte schon glauben, dass es Maenner gibt, die so was machen, genau wie, dass es Frauen gibt, die sich das gefallen lassen, weil sie sich nicht wehren koennen. Ich weiss, ich bin gemein, aber mit mir haette das niemand gemacht. Nicht, weil ich so haesslich bin, sondern weil ich "nein" gesagt haette, und wenn das wer nicht verstanden haette, dann haette ich es so gesagt, dass er es verstanden haette.
Ausser natuerlich an der Stange tanzen lassen ist allgemein ueberall ueblich, aber dann haette ich versucht einen Deal auszuhandeln, dass der entsprechende Vorgesetzte da das erst mal vormachen soll, so aehnlich wie im Haensel und Gretel Maerchen, bei Haensel, der nicht wusste, wie man in den Ofen der Hexe steigen muss, und wo sie das erst mal vormachen sollte. ;D

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: schlammtreiber am 01. März 2017, 16:41:35
Ausser natuerlich an der Stange tanzen lassen ist allgemein ueberall ueblich

Soweit ich weiß, erst ab Generalstabslehrgang aufwärts  ;D
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Tommie am 01. März 2017, 16:51:59
Morgen bringe ich meine Uniformjacke zur LHBw und lasse meine Kragenspiegel auf "karmesinrot" umnähen ;D !
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: schlammtreiber am 01. März 2017, 16:59:05
Morgen bringe ich meine Uniformjacke zur LHBw und lasse meine Kragenspiegel auf "karmesinrot" umnähen ;D !

Kannst Du denn überhaupt tanzen?  ;)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Tommie am 01. März 2017, 17:04:46
Tanzen? Nein !!! Aber zuschauen und ... ;D

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: TheScientist am 01. März 2017, 19:42:52
Und gerade deswegen finde ich den hier stattfindenden Austausch vom Portepee, über den aktiven Kompaniechef bis hin zum General - auch wenn wir manchmal sehr harsch miteinander umgehen und sehr deutlich die eigene Meinung skizzieren - für sehr wichtig und auch sinnvoll. Wir sind sehr deutlich, aber der Respekt - für uns als Menschen und Kameraden, als auch effektiv für unseren Dienstherren - bleibt erhalten.

Sehr schon formuliert - vielen Dank - so soll es sein und ist es!
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Beobachter am 24. Mai 2017, 09:21:20
Staatsanwaltschaft lehnt Ermittlungsverfahren ab (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-in-pfullendorf-einleitung-eines-ermittlungsverfahrens-abgelehnt-a-1149037.html)
Zitat
Vier Monate nach den Enthüllungen über sexuell-sadistischen Praktiken bei der Sanitäterausbildung am Bundeswehrstandort Pfullendorf hat die Staatsanwaltschaft Hechingen die Akte geschlossen. Justizsprecher Markus Engel sagte dem SPIEGEL, seine Behörde sehe nach umfangreicher Prüfung "keinen ausreichenden Anfangsverdacht" für Sexualstraftaten, Vorwürfe der Nötigung und Beleidigung oder Wehrstraftaten am Ausbildungszentrum Pfullendorf.

(...)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: schlammtreiber am 24. Mai 2017, 10:48:45
Sieh an.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Ralf am 24. Mai 2017, 11:28:16
Haben wir dann noch Sex-Nazis?
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: schlammtreiber am 24. Mai 2017, 11:51:52
Selbstverständlich. Ist doch völlig unabhängig davon, ob die Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht sieht, der Dreck ist hängen geblieben.
Man hält es ja offenbar nicht mal für nötig, (wenigstens) unter diesen Umständen von "mutmaßlichen" oder "angeblichen" Vorfällen zu sprechen (ein Etikett, das sonst jedem noch so offensichtlichen Verbrecher zugestanden wird).
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: KlausP am 24. Mai 2017, 12:01:24
Interessant dabei:

Zitat
... Das Verteidigungsministerium ist schon seit fast zwei Wochen über die Entscheidung informiert. Laut Engel fiel das Votum zur Einstellung des Falls bereits am 15. Mai und "wurde dem Bundesministerium der Verteidigung unmittelbar danach zur Kenntnis gebracht". ...

Bei www.bundeswehr.de (http://www.bundeswehr.de) oder bei www.bmvg.de (http://www.bmvg.de) scheint das kein Them zu sein. Aber wie schreibt der Spiegel weiter:

Zitat
... Für Ministerin Ursula von der Leyen ist die Entscheidung heikel, da ihr in den vergangenen Wochen aus der Truppe immer wieder vorgeworfen wurde, den Fall der Exzesse bei der Ausbildung in Pfullendorf unnötig aufzubauschen. ...

Ja, die Bundeswehr hat ein Führungsproblem ...
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: miguhamburg1 am 24. Mai 2017, 12:57:36
Hierzu - und zum Komplex drr "Wehrmachtstradition" gibt esr Abwechslung mal einen wirklich herausragenden Artikel in der Zeit. Mit für uns Soldaten überraschenden Ansichten gerade dieses Blattes. Ist unbedingt lesenswert!
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: Beobachter am 07. Juni 2017, 12:48:23
Nachdem die Staatsanwaltschaft kein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, steht nun die Kommunikation der Vorfälle seitens des Ministerium / der Ministerin im Fokus:

Nüchtern stellt der Staatsanwalt von der Leyen bloß (https://www.welt.de/politik/deutschland/article165285873/Nuechtern-stellt-der-Staatsanwalt-von-der-Leyen-bloss.html)
Zitat
In der Kaserne Pfullendorf waren sexuell-sadistische Praktiken an der Tagesordnung – glaubt man der Darstellung von Verteidigungsministerin von der Leyen. Leider vergisst die Chefin der Truppe die Unschuldsvermutung.

(...)

Falsch angefasst (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sadistische-erniedrigungen-in-bundeswehrkaserne-15049348-p2.html)
Zitat
In der Bundeswehrkaserne Pfullendorf sollen Soldaten lernen, wie man in Krisensituationen medizinische Ersthilfe leistet. Dabei soll es zu sexuell-sadistischen Erniedrigungen gekommen sein. Ist die Ausbildung außer Kontrolle?
(...)




Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: FoxtrotUniform am 15. Juni 2017, 10:08:06
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/kontrovers/bundeswehr-spindler-kritik-102.html?time=23.625561

Interessant im Hinblick auf den Zeitstrahl...
Titel: Pfullendorf...und täglich grüßt das Murmeltier
Beitrag von: LwPersFw am 08. Dezember 2017, 16:40:32

http://augengeradeaus.net/2017/12/rechtsextremistische-vorfaelle-in-kaserne-in-pfullendorf-bundeswehr-und-staatsanwaelte-ermitteln/#more-29035 (http://augengeradeaus.net/2017/12/rechtsextremistische-vorfaelle-in-kaserne-in-pfullendorf-bundeswehr-und-staatsanwaelte-ermitteln/#more-29035)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 08. Dezember 2017, 22:42:12
Das folgende Urteil des BVerwG WD passt thematisch gut...

BVerwG 2 WD 16.16 vom 23.03.2017

da es sich mit den Bereichen

1.
Verletzung der Pflicht, die freiheitlich demokratische Grundordnung anzuerkennen und durch sein gesamtes Verhalten für ihre Einhaltung einzutreten ( zeigen des Hitlergruß )

2.
Ausübung einer vorsätzlichen Beleidigung im Sinne von § 185 Satz 1 StGB, weil die Bezeichnung eine rassistische und diskriminierende Abwertung der Person darstellt. Die Beleidigung muss gegenüber einem Dritten, aber nicht notwendig dem Beleidigten gegenüber geäußert werden. ( Verwendung der Titulierung "Nigger" / "Neger" )

befasst und somit die möglichen Folgen eines solchen Handelns aufzeigt.

https://www.bverwg.de/de/230317U2WD16.16.0
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf - Entlassung gerichtlich bestätigt
Beitrag von: LwPersFw am 10. Februar 2018, 07:02:06
"Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) hat die Entlassung von Bundeswehrsoldaten des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen in Pfullendorf wegen ihrer Teilnahme an Aufnahmeritualen für rechtens erklärt.

Die Anträge von drei Soldaten auf Zulassung der Berufung gegen Urteile des Verwaltungsgerichts Sigmaringen, das die Entlassungen ebenfalls bestätigt hatte, wies der VGH zurück. Die Verfahren sind damit rechtskräftig abgeschlossen."


"Ob diese Rituale im Einverständnis aller Beteiligten durchgeführt worden seien und auch alle Beteiligten diese Behandlung als Spaß angesehen hätten, sei rechtlich unerheblich.

Denn jeder „Spaß“ ende dort, wo er die Würde, die Ehre und/oder die körperliche Unversehrtheit eines Kameraden verletze.

Die Beteiligung an „Folterritualen“ erweise sich daher, selbst wenn sie im allseitigen Einverständnis zwischen den Beteiligten als eine scherzhafte Form des Umgangs miteinander angesehen würden, schon wegen der Beeinträchtigung der Grundrechtssphäre des Betroffenen als schwerwiegendes Fehlverhalten.

Solche kameradschaftswidrigen Handlungsweisen beträfen den militärischen Kernbereich, da sie den militärischen Zusammenhalt gefährden könnten.

Die Beschlüsse vom 8. Februar 2018 (4 S 2200/17, 4 S 2201/17) und vom 9. Februar 2018 ( 4 S 2144/17) sind unanfechtbar."


Wer auch immer innerhalb der Bw , nach diesem Urteil, ... unabhängig von Dienstgrad und Dienststellung ... , an solchen "Späßen" festhält, bzw. wer als Vorgesetzter nicht dagegen einschreitet... der will es nicht verstehen was seine Pflichten sind... und darf nicht Rumjammern, wenn er bestraft wird. Bis hin zur Entfernung aus dem Dienst.


Die Zeiten "Damals haben wir das auch gemacht..." oder "Mir hat das auch nicht geschadet..." sind vorbei.




http://www.vghmannheim.de/pb/,Lde/Startseite/Medien/Pfullendorf_+Entlassung+von+Bundeswehrsoldaten+wegen+Aufnahmeritualen+rechtskraeftig/?LISTPAGE=1213200 (http://www.vghmannheim.de/pb/,Lde/Startseite/Medien/Pfullendorf_+Entlassung+von+Bundeswehrsoldaten+wegen+Aufnahmeritualen+rechtskraeftig/?LISTPAGE=1213200)
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: F_K am 10. Februar 2018, 08:50:37
@ LwPersFw:

Ja, so etwas ist nicht (mehr) zu tolerieren.

Anmerkung: Es lag kein strafbaren Verhalten vor - eine Entfernung aus dem Dienst ist dann wohl nur bei Dienstzeiten unter 4 Jahren möglich.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 10. Februar 2018, 17:51:17
@ LwPersFw:

Anmerkung: Es lag kein strafbaren Verhalten vor - eine Entfernung aus dem Dienst ist dann wohl nur bei Dienstzeiten unter 4 Jahren möglich.


Die Soldaten wurden nach § 55 Abs 5 SG fristlos entlassen.

Dazu hat das Gericht klarstellend ausgeführt:

"Der Annahme von Dienstpflichtverletzungen steht auch nicht entgegen, dass es derzeit an entsprechenden (bindenden) Feststellungen in einem Disziplinar- oder Strafverfahren fehlt.

Die schuldhafte Dienstpflichtverletzung konnte vielmehr vom Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr festgestellt werden und unterliegt als unbestimmter Rechtsbegriff der verwaltungsgerichtlichen Kontrolle; sie muss nicht durch den Disziplinarvorgesetzten oder durch das Truppendienstgericht festgestellt werden.

Zwar steht die schuldhafte Dienstpflichtverletzung dem Dienstvergehen in § 23 Abs. 1 SG begrifflich gleich (vgl. Sohm in: Walz/Eichen/Sohm, Soldatengesetz, 3. Aufl. 2016, § 55 Rn. 67; Scherer/Alff/Poretschkin, a.a.O., § 55 Rn. 20).

Die fristlose Entlassung nach § 55 Abs. 5 SG ist aber - abgesehen von den positiven Bindungswirkungen des § 145 Abs. 2 WDO - nicht den Regeln der Wehrdienstordnung (WDO) unterworfen.

Einfache Disziplinarmaßnahmen einerseits und die fristlose Entlassung gemäß § 55 Abs. 5 SG andererseits sind rechtlich nebeneinander stehende Möglichkeiten einer Reaktion auf Dienstpflichtverletzungen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Zielen (vgl. BVerwG, Beschluss vom 13.01.1994 - 2 WDB 7.93 -, Rn. 8 f., juris).

Die Disziplinarmaßnahme zielt vorrangig auf eine erzieherische Wirkung ab und es liegen ihr ggf. auch generalpräventive Erwägungen zugrunde.

Die fristlose Entlassung eines Soldaten auf Zeit während der ersten vier Dienstjahre, in denen seine Rechtsstellung noch nicht so gefestigt ist, dass er nur im Wege eines disziplinargerichtlichen Verfahrens aus dem Dienstverhältnis entfernt werden könnte, ist demgegenüber eine personalrechtliche Maßnahme, die allein dem Schutz der Streitkräfte vor künftigem Schaden dient.

Diese unterschiedlichen gesetzgeberischen Intentionen finden auch in den jeweiligen Zuständigkeitsregelungen ihren Ausdruck. Für die Verhängung von einfachen Disziplinarmaßnahmen ist gemäß §§ 23, 25 Abs. 1 WDO grundsätzlich der nächste Disziplinarvorgesetzte, für die fristlose Entlassung eines Soldaten auf Zeit gemäß § 55 Abs. 6 Satz 1, § 47 Abs. 1, § 4 Abs. 2 SG die zur Ernennung berufene Stelle zuständig.

Wenngleich regelmäßig die Dienstpflichtverletzung eines Soldaten Voraussetzung für eine Entscheidung des Dienstherrn über dessen fristlose Entlassung ist, ist allein die Zukunftsprognose für die Wahrung der militärischen Ordnung oder des Ansehens der Bundeswehr bei einem weiteren Verbleiben des Soldaten im Dienstverhältnis maßgeblich (vgl. BVerwG, Beschluss vom 13.01.1994 - 2 WDB 7.93 -, Rn. 8 f., juris).

Auf die Schuldform oder die Schwere der Dienstpflichtverletzung kommt es nicht an; insbesondere eine strafrechtliche Relevanz ist nicht erforderlich (vgl. BVerwG, Urteil vom 24.09.1992 - 2 C 17.91 -, Rn. 12, juris; Sohm in: Walz/Eichen/Sohm, a.a.O., § 55 Rn. 67; Scherer/Alff/Poretschkin, a.a.O., § 55 Rn. 20)"
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: F_K am 10. Februar 2018, 18:10:24
Alles richtig - 55 5 greift bei Dir aber nicht (nur als Beispiel).

Mehr wollte ich nicht ausdrücken.

(Ich nehme für mich mit, hatte ich hier aber schon Jahre vorher gelernt, dass "Fallschirmjäger Glückwünsche" nicht mehr durchgeführt werden, auch wenn alle einverstanden sind und es kein Befehl ist).
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 10. Februar 2018, 19:10:01

Alles richtig - 55 5 greift bei Dir aber nicht (nur als Beispiel).


Ich vermute mal Du meinst damit meinen Satz "Bis hin zur Entfernung aus dem Dienst".

Das habe ich nicht auf den 55 bezogen gemeint...

Sondern das JEDER Soldat damit rechnen muss, dass sein Dienstverhältnis vorzeitig beendet wird...wenn an solchen Dienstpflichtverletzungen, Dienstvergehen festgehalten wird. Sind dies dann auch noch Straftaten... um so mehr...

Was dann zur Anwendung kommt....55'er SG oder 63 WDO... oder die 54 , 48 SG... ist dann ja zu prüfen.

Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: F_K am 10. Februar 2018, 19:16:32
So ähnlich - allerdings werden wohl in der Regel Dienstpflichtverletzung, die keine (Wehr-) Straftaten darstellen, wohl nicht zur sofortigen Entlassung führen.

Ansonsten glaube ich kaum, dass ein Soldat an Dienstvergehen "festhalten" will.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: justice005 am 10. Februar 2018, 21:03:18
Klassiker, BTM Konsum... keine Straftat, trotzdem fristlose Entlassung.

Zwei Tage unerlaubte Abwesenheit, auch keine Straftat.... reicht auch für 55 V.

Spielerischer Umgang mit der Waffe ist auch in den seltensten Fällen strafbar, reicht auch meistens für einen 55 V.

Es ließen sich noch mehr Beispiele finden. Man sollte sich davor hüten, eine fristlose Entlassung zu eng an Straftaten zu koppeln. Das eine hat mit dem anderen nicht das geringste zu tun.
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: OSB am 10. Februar 2018, 21:14:51
Entschuldigt die blöde Frage und den OT Einschub, aber was ist denn "spielerischer" Umgang mit der Waffe? Ist dieser Begriff irgendwo klar definiert?
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 11. Februar 2018, 09:44:10
Entschuldigt die blöde Frage und den OT Einschub, aber was ist denn "spielerischer" Umgang mit der Waffe? Ist dieser Begriff irgendwo klar definiert?

Als Beispiel aus einem Urteil von 2015:

Das Gericht wirft dem Soldaten u.a. vor, dagegen verstoßen zu haben:

"Die zentrale Dienstvorschrift ZD 3/15, Nr. 612 lautet:

"Spielerischer Umgang mit der Pistole kann andere gefährden oder zu Schäden an der Waffe führen.

Deshalb ist es verboten,

die Waffe ohne Ausbildungszweck oder entsprechenden Auftrag zu benutzen,

 auf Personen zu zielen (außer im Verlauf von Übungen mit Manövermunition und dem Einsatz) und

 am Abzug oder einer Sicherung zu spielen.

Der Zeigefinger liegt grundsätzlich gestreckt am Abzugsbügel, außer unmittelbar vor oder während der Schussabgabe."



Die o.g. Vorschrift heißt heute anders...
Titel: Antw:Vorfälle in Pfullendorf
Beitrag von: LwPersFw am 11. Februar 2018, 10:41:01

Ansonsten glaube ich kaum, dass ein Soldat an Dienstvergehen "festhalten" will.


Das Leben ist bunt.... und wie auch im Rest der Gesellschaft, wird es in der Bw Soldaten geben, die trotzdem an solchen "Ritualen", oder anderen Praktiken, festhalten und sie weiter praktizieren... Bzw. Vorgesetzte, die es dulden, oder sogar befürworten...

Etwas Anderes anzunehmen... wäre ja naiv. "Beratungsresistente" gibt es überall.... Das sieht man ja jedes Jahr an den Beispielen im Bericht des Wehrbeauftragten, bzw. in Urteilen der Gerichte...

Entscheident ist deshalb aufzuzeigen,  dass es keinen Grund zur Milde gibt, wenn es bekannt wird und es zu Ermittlungen und in der Folge zu Maßregelungen, Strafen, etc. kommt.

Und... wie wir ja im Tenor des Gerichts lesen können ... die "Schutzbehauptung", dass Opfer hätte ja "freiwillig" mitgemacht... ist vollkommen irrelevant !