Autor: Nienshu
« am: 31. Oktober 2013, 18:16:25 »
Hallo zusammen,
hier mein versprochener Erfahrungsbericht. Die Details bekomme ich leider nicht mehr ganz hin:
1. Tag, 27.10.2013
Trotz DB-Ticket bin ich mit dem Auto gefahren, trotz 3 Stunden Strecke, da ich der Bahn nicht vertraue (im Nachhinein eine kluge Entscheidung, da aufgrund des letzten Sturms die Zugverbindung nach Wilhelmshaven wohl bis heute noch nicht funktioniert). Um 15:00 Uhr bin ich am Gelände angekommen, da aber in der Broschüre steht dass man die Liegenschaft sonntags erst ab 16:00 Uhr betreten kann, habe ich mir die eine Stunde mit einem kleinen Spaziergang vertrödelt.
Schließlich bin ich dann durch das Tor gekommen und die Parkplatzsuche war glücklicherweise keine große Herausforderung, wohl dank des Sonntags. Natürlich war kaum jemand im KarrC bis auf einen Stabsbootsmann, welcher an dem Abend Dienst hatte und sich um die Bewerber kümmern "durfte". Da der erste Vortrag erst um 18:15 Uhr beginnen sollte, hatte ich also noch massig Zeit die Stube zu beziehen, mir ein Bett auszusuchen und die Broschüren, die auf der Stube lagen, zu lesen.
Mit dem Bus kamen gegen 17:30 Uhr dann auch die anderen Bewerber und nach einem kurzen Kennenlernen ging es dann auch los. Der Stabsbootsmann erzählte uns etwas dazu was es heißt, Soldat zu sein und ließ uns dann einen Haufen Vordrucke in mehrfacher Ausfertigung ausfüllen, sowie am Ende den biometrischen Fragebogen mit den "berühmten" Fragen wie: "Wie hat Sie ihre Erziehung beeinflusst?", "Was nehmen Sie aus Schulzeit / Ausbildung mit?" usw... dieser war in ganzen, deutschen Sätzen auszufüllen und er kommt im Interview nochmal zur Sprache!
Die Zeit verging dann auch wie im Flug und gegen 20:30 Uhr waren wir fertig. Dann konnten wir uns bis 22:00 Uhr die Zeit vertreiben und haben weiter miteinander geredet. Wer sich für welche Laufbahn beworben hat, die üblichen Sorgen vor den Tests und solche Dinge eben. Als um 22:15 Uhr dann das Licht aus sein sollte, konnte ich auch ziemlich gut einschlafen.
2. Tag, 28.10.2013
Um 5:00 Uhr klingelten 3 Handywecker auf der Stube und das war keine schlechte Idee, denn zum planmäßigen Wecken um 5:20 Uhr wollten natürlich alle unter die Gemeinschaftsdusche mit nur 4 Duschköpfen (wir waren 12 männliche Bewerber und 1 weibliche, welche natürlich das Privileg hatte alleine auf einem Flur in einem anderen Gebäude zu sein). Ab hier bekomme ich die Zeiten aber leider nicht mehr so ganz auf die Kette. Ich wollte mir zwar Notizen für meinen Bericht machen, aber dafür war dann doch keine Zeit...
Nachdem wir unseren Bewerberbetreuer (1 Ziviler, der vorher aber langjährig selbst Soldat war) kennen gelernt haben, ist er mit uns zum Frühstück "marschiert". Alles ganz easy, Kantine eben. Als wir vom Frühstücken wiederkamen, hatten wir noch etwas Freizeit und schließlich kamen die Ersten zur ärztlichen Untersuchung, während ich zu den 4 "Auserwählten" gehörte, die zunächst den Computertest machen durften. Hier kamen die üblichen Sachen dran: Rechtschreibung, einfache englische Grammatik, Mathematik, Reaktionstest und bei mir auch visuelle und akustische Morsezeichen. Aber bei jedem war der Test etwas anders, hängt wohl von den Vorkenntnissen und den Verwendungswünschen ab.
Ich war mit dem Test als Erster fertig und nachdem ich mich im Steuerkopf gemeldet hatte, durfte ich auch zur ärztlichen Untersuchung. Zunächst hieß es warten, dann Urin abgeben, Seh- und Hörtest sowie messen und wiegen. Das übliche eben. Nachdem ich nochmal warten durfte, ging es dann zum Musterungsarzt: Da ich 2009 schon mal gemustert wurde und eine Fehlerziffer wegen meinem Rücken hatte (geringgradige Kyphosierung der Brustwirbelsäule), hatte ich einen fachärztlichen Befund dabei und der Arzt hat sich diesen erst einmal angeschaut. Schließlich dann die üblichen Fragen zur Gesundheitsgeschichte, auch der Familie, aber da war er ziemlich schnell durch, eben weil ich 2009 schon mal gemustert wurde und sich seitdem auch nichts geändert hat.
Ich hatte natürlich gehofft dass er mich nun als T2 einstuft, aber leider "durfte" er dies nicht. Er meinte zwar sinngemäß dass das mit meinem Rücken kein Problem sei, aber er dürfe die Fehlerziffer nicht verändern und hat mich als T0 (ärztlich unklar) eingestuft und gesagt, dass der ärztliche Dienst des KarrC für mich einen Termin im Bundeswehrkrankenhaus machen würde. Gut, das hat mich erst einmal etwas runtergezogen, aber wenn sich das ein Facharzt der BW anschauen muss, dann ist das halt so, es gab da keinen Grund weiter nachzufragen oder zu diskutieren.
Was mich amüsiert hat: Wir hatten zwei Bewerber, die mal einen Kreuzbandriss mit Miniskusschaden hatten. Einer davon wurde T5 gemustert und der andere T2 und beide hatten Befunde dabei, die in etwa das Gleiche aussagten. Aber beide waren bei unterschiedlichen Musterungsärzten.... nebenbei sind beim Drogentest auch schon die ersten 3 rausgeflogen.
Schließlich wieder runter zum Steuerkopf und damit war auch das "Testprogramm" für diesen Tag gelaufen. Nach dem Mittagessen dann das Highlight: Besichtigung der Fregatte Karlsruhe! Dort war gerade Dienstschluss und so konnte man die Soldaten auf dem Schiff auch ganz gut "nerven", während uns ein sehr netter Unteroffizier durch das Schiff geführt hat. Wirklich sehr informativ, sehr viele interessante Eindrücke und es hat meinen Entschluss, zur Marine gehen zu wollen, auch nur bekräftigt. Ich kann so eine Schiffsbesichtigung nur empfehlen!
Gegen 17:00 Uhr mussten wir dann auch runter vom Schiff da die Flaggenparade anstand, was wir aber noch vom Pier aus beobachten durften. War ganz nett anzusehen bei den drei Schiffen, die wir in unserem Blickwinkel hatten.
Nachdem wir von unserem Bewerberbetreuer zurück zum KarrC gefahren wurden, hatten wir dann Freizeit. Wir haben die Zeit wieder mit Reden und auch mit Rauchen verbracht, alles sehr entspannt und meine Stubenkameraden waren mir von Anfang an sympathisch! Die Zeit verging wieder recht schnell und wir sind irgendwie gegen 21:00 Uhr auch schon im Bett gelandet.
3. Tag, 29.10.2013
Wieder klingelten um 5:00 Uhr die Handywecker, aber das Duschen haben wir gelassen, da ohnehin der Sporttest anstand. Aber erst ging es zum Frühstück und alle haben sich bewusst nur ein Brötchen und ein wenig Obst genehmigt. Nachdem wir zurück "marschiert" sind haben wir unsere Sportsachen gepackt und weiter ging es zur Sporthalle.
Das härteste am Sporttest war dabei das Aufwärmen! Merkwürdigerweise.
Pendellauf:
4 x 9 m laufen. Klingt nicht schwierig, war es auch nicht. Alle haben es geschafft. Da ich beim ersten Wenden aber leider ausgerutscht bin, habe ich nur eine Zeit von 10,1 Sekunden geschafft (10,3 sind maximum), leider nur ein Punkt.
Sit-Ups:
Mindestens 17 in 40 Sekunden. Auch nicht schwierig. Ich habe da 4 Punkte geholt, durchschnittlich leider.
Liegestütze:
Mindestens 13 in 40 Sekunden. Haben auch alle geschafft, die berühmten "Bundeswehrliegestütze", wie man uns eingetrichtert hat. Auch hier habe ich leider nur 4 Punkte geholt.
Standweitsprung:
Mindestens 1,95 m. Das haben auch alle geschafft. Auch hier habe ich leider nur 1 Punkt geholt!
Ergometer:
Wir mussten 195 Watt treten, 2,6 PWC bei pauschal 75 kg halt. Ich fand den Ergometer wirklich sehr einfach - aber manchmal fahre ich mit dem Rad auch 20 km zur Arbeit. Aber auch den haben alle geschafft, wobei zwei von uns sich danach erst einmal genüsslich übergeben mussten.
Schließlich haben wir geduscht und uns umgezogen und erst dann wurden uns die Ergebnisse mitgeteilt. Man erfährt zwischendurch also NICHT, ob man evtl. schon bei einer Disziplin durchgefallen ist oder nicht (beim Pendellauf kann man es schließlich schlecht einschätzen).
Danach ging es zurück zum KarrC, dabei erst zum Steuerkopf um die Sporttestergebnisse abzugeben. Uns wurden dann 10 Minuten Zeit gegeben um uns für das Interview umzuziehen. Etwas kurz, da ich einen Anzug mitgebracht habe (als einziger, aber ich finde es selbstverständlich zu einem Vorstellungsgespräch, vor allem für eine Führungsposition, vernünftig gekleidet zu sein), und diesen in 10 Minuten vernünftig anzuziehen dann doch etwas hektisch war. Dann wieder beim Steuerkopf melden und dann warten.
Ich durfte eine Stunde warten, bis ich von einem weiblichen KaLeu abgeholt wurde. Mir gegenüber saßen dann letztendlich die weibl. und ein männl. KaLeu, welcher lustigerweise auch noch den gleichen Nachnamen wie ich hat. Es gab erst etwas Smalltalk und dann ging es los: Das Gespräch ging ca. 1 Stunde und den Inhalt werde ich hier nicht niederschreiben, da es viel persönliches war. Aber auch allgemeine Fragen zur Bundeswehr kamen natürlich dran!
Das Gespräch war dann zu Ende und die beiden haben mich noch nicht einmal rausgeschickt zum Beraten, ich habe direkt die Feldwebeleignung bekommen und war darüber sehr froh! Nach der Musterung endlich mal ein gutes und handfestes Ergebnis. Schließlich ging es zum Einplaner und nachdem ich auch dort 15 Minuten gewartet habe, habe ich vorläufig eine Stelle in der VR 27 (Signalbetrieb) auf einem Einsatzgruppenversorger reserviert bekommen. AGA-Beginn wäre am 01.07.2014 in Bremerhaven.
Dann kam das obligatorische Gespräch mit dem Berufsförderungsdienst, in welchem es halt um die vielfältigen Möglichkeiten nach der Dienstzeit ging.
Ergebnis: Feldwebeleignung, SaZ 12 Stelle im Signalbetrieb reserviert. Ich muss halt noch ins BWK wegen meinem Rücken, aber blicke positiv dorthin. Nebenbei musste ich noch eine Einverständniserklärung unterschreiben dass das KarrC eine Strafakte von mir anfordern darf, da ich vor 4 Jahren 20 Sozialstunden ableisten musste. Aber das ist nur eine Formalität, immerhin habe ich das in der Bewerbung schon aufgeführt und im Interview kam es auch zur Sprache, wobei ich da den Sachverhalt erläutern musste.
Die Feldwebeleignung haben dabei aber auch nur 3 Leute bekommen!
Wie gesagt, nicht detailliert, aber ich denke mal kurz und prägnant. Mir hat es sehr gefallen!