Tag 2Sporttest: Nach dem Frühstück ging es für die erste Gruppe (also auch für mich) zum Sporttest. Die Stationen sind in folgender Reihenfolge zu absolvieren: Sprinttest (Pendellauf) -> Krafttest (Klimmhang) -> Ausdauertest (Ergometer)
Die einzelnen Stationen wurden durch den Hauptfeldwebel nochmal kurz und bündig erklärt und dann ging es auch schon los. Aufgelistet mal meine Ergebnisse mit der jeweiligen Note:
- Sprint: 43,36 Sek. (Note 1,72)
- Kraft: 31,69 Sek. (Note 3,16)
- Ausdauer: 4:27 Min (Note 2,24)
Sprinttest und Ergometer waren für mich persönlich gar kein Problem. Im Krafttest hätte ich von mir doch schon etwas mehr erwartet.
Abgeschlossen habe ich somit mit der Gesamtnote 2,37 (gut).
Im Ergometertest bin ich mit ~ 200 Watt (+/- 10W) bei 80-90 Umdrehungen gefahren. Die ersten 1,5 km Gas gegeben. Danach 750m "etwas schleifen" lassen (Wattzahl auf 180 runtergestellt) und im Anschluss bei 225 Watt den Schlusssprint angesetzt. Ansonsten gibt es zum Sporttest nicht viel zu sagen, da dieser ja mittlerweile bekannt sein dürfte bzw. hier im Forum schon hinreichend diskutiert wurde. Der schnellste aus unserer Gruppe war eine Sekunde schneller fertig als ich. Die Bestzeit im KC Düsseldorf liegt laut Hauptfeldwebel bei 2:39 Min.
Psychologisches Prüfgespräch: Es war nach dem duschen 8:20 Uhr. Bis 9:00 Uhr musste ich im Wartezimmer platz nehmen (ich war noch einer der ersten die dran kamen). Nun stand also das Prüfgespräch auf dem Plan - die Stunde der Wahrheit.
Neben der Psychologin saß der Kapitänsleutnant vom Vortag als Prüfoffizier. Ein bekanntes Gesicht also. In meinem Fall war es so, das ich mich ausschließlich mit der Psychologin unterhielt und der Prüfoffizier kein Wort sagte, sondern nur mein Verhalten (Augen, Hände, Sitz, Reaktion auf Fragen, etc.) beobachtete. Auch als ich versuchte das Gespräch mit dem Prüfoffizier anzufangen, indem ich eine Frage stellte, zuckte dieser nur mit den Schultern.
Alles was ihr in den letzten zwei Tagen gemacht habt kommt hier zum Tragen. Fragen wie - Warum haben sie im CAT5-Test auf Frage y so geantwortet, etc. - waren an der Tagesordnung. Außerdem werdet ihr nochmal gefragt wie eure Familie und euer enger Freundeskreis zu eurer Entscheidung steht, ob ihr mit Drogen in Kontakt gekommen seid, Straftaten begangen habt, wie euer Verhältnis zu euren ehemaligen Lehrern/Chefs/Arbeitskollegen ist/war, etc..
Danach wird euer Lebenslauf durchleuchtet (mein schwarzer Makel). Ich wurde gefragt warum ich zwei Ausbildungen nicht abgeschlossen habe. Wichtig ist das ihr ehrlich antwortet. In meinem Fall war es einfach Faulheit, wodurch die schulischen Leistungen einfach nicht gut genug waren. Lügt euch keinen in die Tasche und redet es nicht unnötig schön, ansonsten werdet ihr von der Psychologin "auseinander genommen". Das merkt diese sofort. Es ist sowieso schon "unangenehm" (Nervosität, die Situation an sich, etc.) genug dort zu sitzen und auf alles mögliche antworten zu müssen.
Abschließend gingen wir zu Bw-spezifischen Fragen über: Warum die Fw-Laufbahn?, Was ist die Fw-Laufbahn im Vergleich zu einer zivilen Stelle/Qualifikation?, Warum Bw?, Was macht die Bw?, Wo ist die Bw im Einsatz?, Können sie einen Auslandseinsatz näher beschreiben?, Was sind die Aufgaben eines Fw?, Können sie sich vorstellen auch in einer niedrigeren Laufbahn anzufangen und sich hochzuarbeiten?, etc..
Das Gespräch dauerte bei mir knappe 40 Minuten. Ich wurde dann kurz gebeten draußen Platz zu nehmen und zu warten. Nach fünf endlosen Minuten wurde ich wieder reingeholt und nun redete nur noch der Kapitänsleutnant.
Er erklärte mir die Entscheidung, warum (CAT5-Test, Sporttest, ärztliche Untersuchung etc. waren gut bis sehr gut) man mir aktuell keine Fw-Tauglichkeit geben könne und bat mich mit dem FWDL anzufangen und mich dann nach einer gewissen Zeit aus dem aktiven Dienst heraus auf die Uffz-/Fw-Laufbahn zu bewerben. Ich hätte definitiv das Potential für die Fw-Laufbahn, solle mich jedoch erst einmal beweisen, so der Kapitänsleutnant in Einklang mit der nickenden Psychologin. Grund seien einfach meine zwei nicht abgeschlossenen Ausbildungen, wenngleich ich danach einen geraden Weg gegangen bin und aktuell als Teamleiter arbeite. Da ich mich jedoch auf eine ZAW beworben hatte, wolle man sehen das ich mir dafür nun den allerwertesten aufreiße. Zum Schluss gab es noch ein "Sonder"Lob für mein auftreten und meinen Kleidungsstil in den zwei Tagen. Nach zehn weiteren Minuten waren wir dann fertig und es ging zum Einplaner.
Einplaner: Ein wirklich netter und sympatischer Hauptmann nahm mich in Empfang und ging mit mir die Möglichkeiten durch. Er erklärte mir noch wie ich mich aus dem aktiven Dienst bewerben kann und wann dies Sinn macht. Danach fragte er wo ich denn stationiert werden wolle, worauf ich auf Grund der lockeren Gesprächsatmosphäre und zwei, drei Witzen seinerseits, ganz salopp antwortete das ich mich ja bei der Bundeswehr beworben habe. Er schaute mich an, lachte kurz und antwortete dann "Gute Einstellung.". Als Verwendungswünsche wurden nun 1. Logistik / 2. Stabsdienst / 3. Kraftfahrer aufgenommen bevorzugt in Lw/Heer/Marine (diese Reihenfolge). Da ich noch zwei Atteste nachreichen muss, bekomme ich in ca. 4-5 Wochen meine Stelle und GA-Einheit postalisch zugesandt. Wenn alles glatt läuft, beginne ich dann am 1.7 mit dem FWDL23 bei der Bundeswehr und werde mich nach 9-12 Monaten aus der Truppe heraus auf die Uffz-/Fw-Laufbahn bewerben.
Danach stand, gegen 12:00 Uhr, nur noch die
Abreise an: Bett abziehen, Spind räumen, alles unten abgeben und neuen Bahngutschein in Empfang nehmen.
Allgemeine Infos / Auffälligkeiten / TippsMir sind einige Dinge aufgefallen, die eigentlich selbstverständlich sind, aber offensichtlich nicht von allen beherzigt wurden bzw. einfach ein paar Tipps:
- Zieht euch vernünftig an! (Ich habe eine Kombination aus Jeans, Hemd und Sakko getragen) - So war ich der einzige und bin dadurch offensichtlich positiv aufgefallen. Der Rest reiste in Kapuzenpulli und Jeans oder gar in Jogginghose an (bewarben sich aber auf die FW-Laufbahn).
- Grüßt das militärische/zivile Personal und alle die an euch vorbeilaufen mit einem freundlichen "Hallo" oder "Guten Tag" - Eigentlich selbstverständlich, aber nicht von allen so gemacht.
- Benehmt euch in den zwei Tagen vernünftig. (auch das haben nicht alle hinbekommen)
- Informiert euch vor der Eignungsfeststellung ausführlich über Themen die eure Laufbahn, die Bw, Deutschland und das aktuell Weltgeschehen betreffen. Es wird euch definitiv nützen.
- Lasst euer Handy auf der Stube (steht auch in der Hausordnung). Ich als Raucher hatte meine Zigaretten in der Hosentasche und wurde zwei mal darauf angesprochen ob das ein Handy sei. Einer ist nach Hause geschickt worden, weil er mit Handy und Kopfhörern durch das Gebäude lief.
- Seid pünktlich bzw. lieber zu früh! Zu unserer Begrüßung kamen zwei Leute ca. 20 Minuten zu spät. Diese durften nach kurzer Begrüßung und Nachfrage nach dem Grund (einer verschlafen/einer Bahnverspätung) durch den Kapitänsleutnant wieder Kert in der Türe machen und nach Hause fahren.
- Überlegt euch vorher, was ihr machen wollt, wenn es mit der angestrebten Laufbahn nicht klappt. Seid ihr ggf. bereit, wenn die Psychologen und Prüfoffiziere das Potential sehen, jedoch Kleinigkeiten aktuell gegen die angestrebte Laufbahn sprechen, euch hochzuarbeiten?
- Nehmt eine Armbanduhr mit. Es hängen nicht überall Uhren und ich wurde gefühlt 100 mal gefragt wie spät es ist, damit man pünktlich bei der nächsten Station ist. So seid ihr unabhängiger und fallt positiv auf (aus unserer Gruppe hatte nur, neben mir, ein weiterer eine Armbanduhr an)
ErgebnisseVon acht Leuten mit denen ich nachher gesprochen habe, die sich alle auf eine Fw-Laufbahn (entweder Truppendienst oder allg. Fachdienst) beworben haben, hat nur einer direkt die Eignung bekommen, ein weiterer für die Uffz-Laufbahn, vier für die Mschft-Laufbahn ohne großes Potential nach oben (nach deren Aussage), und neben mir zwei die sich mit dem vorhanden Potential über den FWDL23 für die Fw-Laufbahn beweisen sollen.
Dies wurde übrigens auch so auf meinen Unterlagen vermerkt (die ihr als Ausfertigung auch für eure Unterlagen bekommt), das ich eine grundsätzliche charakterliche/fachliche Eignung habe, jedoch auf Grund meiner zwei nicht abgeschlossenen Ausbildungen erstmal den FWDL23 machen soll, damit man mich besser kennen lernen kann, um mich dann aus dem aktiven Dienst erneut zu bewerben.