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Fragen und Antworten => Militärische Bewerbung, Laufbahnen, Verwendungen, Karriere => Thema gestartet von: Ehmel am 12. November 2017, 12:42:49

Titel: KDV Antrag OA
Beitrag von: Ehmel am 12. November 2017, 12:42:49
Sehr geehrte Community,

ratsuchend wende ich mich als OA im 2. Studienjahr an diese Ballung von Bundeswehrwissen und Erfahrung.

Zunächst zu meiner Person:

OA LW im 2. Studienjahr befindlich, keine Nachprüfungen.

Vater war Heeresgeflügel, daher auch der Rat von ihm und die Entscheidung von mir zur Bundeswehr zu gehen.

In den vergangenen 3 Jahren habe ich viel erlebt, sowohl Kameradschaft, die ich größtenteils positiv in Errinnerung habe, aber auch die Unfähigkeit und die Abhängigkeit der Bundeswehr von politischen Führungskräften mit relativ wenig Rückgrat bezüglich der Truppe ( siehe Kommentar der Vert.Ministerin bzgl. Vorfall Uni BW München, dass die Bundeswehr eh rechtspolitisch sei ). Auch das akzeptierte und aktive 'Vegetieren' vieler Soldaten aufgrund von fernbleiben jeglicher Leistungsvergütung entspricht überhauptnicht meinen Zukunftsvorstellungen.

Der Hauptgrund jedoch, warum ich die Bundeswehr verlassen möchte ist jedoch ein anderer. In meiner Jugend, war mein Bild der Bundeswehr sehr geprägt, durch das meines Vaters. Pilotenleben, Transporthubschrauber fliegen, Einsätze a la Kurdenhilfe, Aufbau in Bosnien etc. vermittelten mir stehts ein freundliches Bild der Bundeswehr und ich war nie wirklich in der Lage dieses Bild vernünftig zu reflektieren. Inzwischen habe ich meine eigenen Erfahrungen mit der Bundeswehr gesammelt, habe einiges an dstl. sowie auch privater PolBil genossen ( Homs - ein zerstörter Traum kann ich nur jedem nahelegen ). Desweiteren ist mein Opa während meiner Dienstzeit verstorben und das was mich am meisten getroffen hat, ist die Tatsache, dass er nach dem 2. WK 1000% Pazifist war. Auch dies wurde mir natürlich von meinem Elternhaus vorenthalten, ich habe es im Gespräch über einen KDV von meinem Onkel erfahren. Seit ich nun also in der Armee bin beschäftige ich mich mit dem inneren Konflikt zwischen Dienst fürs Vaterland und Dienst an der Waffe.

Seit dem Tod meines Opas habe ich angefangen darüber wesentlich differenzierter nachzudenken und habe festgestellt, dass alleine der Gedanke einen Menschen mit einer Waffe zu erschießen unvereinbar mit meinem Gewissen ist.

Nun möchte ich mich von der Bundeswehr trennen, da ich mich in keinster Weise mehr mit dem Berufsbild des Soldaten, in erster Linie dem Dienst an der Waffe identifizieren und mit meinem Gewissen vereinbaren kann.

Leider bestehen die Möglichkeiten einer Ablösung aus dem Studium oder der einfache Widerruf nichtmehr, sodass mir nurnoch die Möglichkeit eines KDV Antrags bleibt. Über die damit verbundene Rückerstattung der soweit erfolgten Ausbildungskosten sowie die mögliche Ablehnung aus personalquotengründen bin ich mir im Klaren und würde sie bitten, gemäß ihrer Erfahrungen, denen ich sang- und klanglos nachstehe, mir eine Einschätzung bzgl. der Ablehnung und Anerkennung eines KDV Antrages zu gebe.

Mit kameradschaftlichem Gruß,

Ehmel
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: dunstig am 12. November 2017, 12:44:08
Holen Sie sich juristischen Beistand.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Andi8111 am 12. November 2017, 12:45:14
Genau. Und für eine Einschätzung kann ich nicht genug Selbstbeherrschung zusammennehmen, weil ich diese OAKDVler verachte.
Trotzdem viel Glück.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: ulli76 am 12. November 2017, 13:33:49
HImmel- Stell halt den Antrag und begründe den ordentlich. Dann bekommst nen Bescheid.
Wird das nicht anerkannt bleibt immernoch die Möglichkeit mit "Anpassungsstörung aufgrund Fehlverpflichtung" rauszukommen. Da musst dich aber ordentlich reinsteigern, damit das was wird.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Flexscan am 12. November 2017, 14:58:59
naja lieber jetzt als wenn er das plötzlich nach erfolgreich abgeschlossenem Studium feststellt ^^.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: HosaBrack am 12. November 2017, 18:11:52
Genau. Und für eine Einschätzung kann ich nicht genug Selbstbeherrschung zusammennehmen, weil ich diese OAKDVler verachte.
Trotzdem viel Glück.

Man kann alles mögliche verachten. Aber prinzipiell hat die Mehrzahl der "OAKDVler" ihre Ursache nunmal im Personalgewinnungssystem der Bundeswehr.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: CIRK am 12. November 2017, 18:19:15
Sie haben natürlich wenig bis gar keine Ahnung vom Dienst in der Bundeswehr (woher auch, Sie haben ja gerade erst begonnen reinzuschnuppern), aber die Tatsache, dass Sie bereit sind ein Studium abzubrechen und ggf. sogar Ausbildungskosten zurückzuzahlen spricht schon dafür, dass es etwas mit Ihrem Gewissen zu tun hat.

Holen Sie sich juristischen Beistand (gibt sogar Anwälte, die sich auf so etwas spezialisiert haben) und machen Sie Nägel mit Köpfen. Sie werden bei der Bundeswehr genauso wenig glücklich werden, wie die Bundeswehr mit Ihnen.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Andi8111 am 12. November 2017, 18:46:17
Man kann alles mögliche verachten. Aber prinzipiell hat die Mehrzahl der "OAKDVler" ihre Ursache nunmal im Personalgewinnungssystem der Bundeswehr.

Nein. Sondern in dem Umstand, dass eine Bewerbung mit 17 bereits möglich ist und ferner, dass heute offenbar die jungen Leute sich nicht über die Verpflichtung im Klaren sind, die sie eingehen. Man kann sich als Personalgewinnungsabteilung den Mund fusselig reden, es werden immer Einige dabei sein, die aufgrund leuchtender Augen, einen Studienplatz im Wunschfach oder eine verklärte Ausbildung als Kommandosoldat bekommen zu haben, nicht hören können oder wollen, was genau sie da unterschreiben.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Ralf am 12. November 2017, 18:47:24
Man kann alles mögliche verachten. Aber prinzipiell hat die Mehrzahl der "OAKDVler" ihre Ursache nunmal im Personalgewinnungssystem der Bundeswehr.
Ja klar, du sprichst also der Mehrzahl der "OAKDVler" ab, dass sie sich vorher ausreichend informiert haben und nur "bequatscht" wurden? Das kannst du sicherlich belegen. Die mir vorliegenden Untersuchungen zum dem Thema sprechen da eine andere Sprache.
Ich finde das immer klasse, wenn einfach mal einer rausgehauen wird. Wie viele kennst du denn? Worauf stützen sich deine Beobachtungen, immerhin müsstest du ja die Mehrzahl der KDVler befragt haben. Mann mann mann.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: HosaBrack am 12. November 2017, 22:32:51
Man kann alles mögliche verachten. Aber prinzipiell hat die Mehrzahl der "OAKDVler" ihre Ursache nunmal im Personalgewinnungssystem der Bundeswehr.

Nein. Sondern in dem Umstand, dass eine Bewerbung mit 17 bereits möglich ist und ferner, dass heute offenbar die jungen Leute sich nicht über die Verpflichtung im Klaren sind, die sie eingehen. Man kann sich als Personalgewinnungsabteilung den Mund fusselig reden, es werden immer Einige dabei sein, die aufgrund leuchtender Augen, einen Studienplatz im Wunschfach oder eine verklärte Ausbildung als Kommandosoldat bekommen zu haben, nicht hören können oder wollen, was genau sie da unterschreiben.

Ja, aber gehört das nicht auch alles zum Gesamtsystem Personalgewinnung? Wenn ich davon schreibe, meine ich nicht nur das ACFüKrBW oder die Karrierecenter, die Kandidaten in 2 Tagen auf Tauglichkeit, auch im Hinblick auf falsche Vorstellungen und dumme Flausen, abklopfen sollen.
Gerade die heutige, initiale Führungskräfteausbildung in abgekapselten Parallelwelten (OA/FA/UA-BTL, Offz/Uffzschulen, Uni) fördert die von dir benannten Missstände auch noch. Wir bilden z.b. Offiziere (inkl. Studium) 6 Jahre aus, bevor sie erstmals mit den Realitäten des Truppenalltags in Berührung kommen.
Meiner Meinung nach gäbe es da aber eine probate Lösung. Jeder der etwas werden will beim Bund, sollte die Möglichkeit erhalten, sich erstmal für 2 Jahre als Mannschafter IN der Truppe zu bewähren, idealerweise inkl. Einsatz.
Aber das ist zugegebenermaßen weder "attraktiv" (im Sinne Ministerium und höherer Führungsstäbe) noch leicht zu administrieren, weshalb es sowas auch absehbar nicht geben wird.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: HosaBrack am 12. November 2017, 22:40:01
Die mir vorliegenden Untersuchungen zum dem Thema sprechen da eine andere Sprache.

Was sagen die vorliegenden Untersuchungen denn so und wie wurden sie erhoben?
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Ralf am 13. November 2017, 05:38:04
@HosaBrack: Meine Frage hast du aber nicht beantwortet.
Wenn du berechtigt bist, kannst du dir das selbst durchlesen. Im Ergebnis sind es Zukunftsaussicht, finanzielle Interessen, Partnerschaft, Gewissensgründe und noch ein paar kleiner Gründe.
Nur, wir schweifen von der eigentlichen Fragestellung ab.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: HosaBrack am 13. November 2017, 10:40:00
@HosaBrack: Meine Frage hast du aber nicht beantwortet.
Wenn du berechtigt bist, kannst du dir das selbst durchlesen. Im Ergebnis sind es Zukunftsaussicht, finanzielle Interessen, Partnerschaft, Gewissensgründe und noch ein paar kleiner Gründe.
Nur, wir schweifen von der eigentlichen Fragestellung ab.

Bemerkenswert, oder? Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die ersten drei Punkte nichts mit dem Kriegsdienstverweigerungsrecht zu tun haben und sich nur mit letzterem darauf berufen werden kann -und das meist nur vorgeschoben sein dürfte.
Also eben doch ein systembedingtes Problem.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Andi8111 am 13. November 2017, 11:01:09
Ja. Es Betrifft das System der heutigen jungen Erwachsenen.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: KlausP am 13. November 2017, 11:26:42
Genau so sehe ich das auch. Wie sich manche Bewerber (übrigens für alle Laufbahnen!) vorher informieren, kann man fast täglich hier im Forum lesen. Am liebsten möchte man alles "handgemalt und mundgeblasen" präsentiert bekommen, obwohl man so ziemlich alle Informationen frei zugänglich in den offiziellen Bw-Internetauftritten nachlesen kann. Macht aber 'ne halbe Stunde Arbeit ...

Das ist übrigens kein Alleinstellungsmerkmal bei BW-Bewerbern, zivile Arbeitgeber beklagen das ja auch schon länger.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Ehmel am 16. November 2017, 00:50:18
Zunächst einmal vielen Dank für die Antworten. Selbst den pauschalisierenden Nörglern möchte ich meinen Dank aussprechen, denn immerhin habt ihr euch damit beteiligt.

Zum Thema Informieren vor der Bundeswehr:

Karrieretrucks sind ein groß aufgezogenes Kasperletheater und nichts weiter. Die wirklich relevanten Informationen, die man gebrauchen könnte, lassen sich auf einem DIN A4 zusammenfassen. Wenn man groß schreibt. Der ganze Anwerbungsapparat zielt darauf hin, die Bewerber so lange einzulullen, bis sie sich mit dem darauf folgenden Schicksal abfinden. Ausgenommen derer, die wirklich NUR für das 'Soldat sein' zur Bundeswehr gegangen sind. Die Armee ist einfach in keinster Weise auf dem heutigen Stand der Menschheit und dümpelt prinzipiell an dem Zeitpunkt: + 15/20 Jahre ab Verfassung der Himmeroder Denkschrift.

Im Endeffekt gilt: Alle die jetzt schon Hauptmann + sind kennen die Bundeswehr unter anderen Gesichtspunkten. Nicht mit dem Versuch auf das monetäre System eines Wirtschaftsbetriebes umzustellen. Desweiteren wurde keiner von all denjenigen mit den Parolen geworben, unter deren Stern meine Bewerbung stand. Von daher: Fokus auf das Wesentliche. Ergo den KDV Antrag als ihn selbst und nicht ob es irgendjemandem nicht gefällt.
Selbstreflexion ist eine Tugend.
Titel: Antw:KDV Antrag OA
Beitrag von: Ralf am 16. November 2017, 05:24:03
Wer hier pauschalisiert, sei mal dahin gestellt. Ob man mit dem bisschen Dienstzeit und die meiste Zeit an einer UniBw das so beurteilen kann? Anscheinend.
Ist wohl wirklich für beide Seiten die beste Lösung und auch alles gesagt.