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Zusammenfassung

Autor saz
 - 11. Juli 2009, 03:57:23
hallo kameraden/in 
ich war da und hab viel mitbekommen
türlich heißt es "willkommen im dreck" man sieht die denkmale von den leuten mit den man vor 2 wochen noch karten gespielt hat ist auf jedenfall hart sowas zu sehen...
aber irgendwo muss man auch drüber hinweg sehen um selbst klar zu kommen! und weiter zu gehen .
kann nur sagen zu den leuten die noch nicht
dort waren, verlasst euch nicht auf die medien oder sowas die teilen vllt nur eindrittel mit und das wars! ich habe ein anschlag mitbekommen und habe ein bein verloren und nix war davon zu hören bin ich auch froh drüber
aber ich wünsche meinen kameraden die noch dort sind alles gute und freu mich euch bald wider zu sehen

gruß
Autor ulli76
 - 05. Juli 2009, 16:44:47
Schau einfach mal regelmäßig auf die Bundeswehrhomepage. Da steht such auch schon mal drin wenn wieder ein Verband in den Einsatz geschickt wurde. Dann kann man sich grob ausrechenen wer da ist. Und der Rest ist nicht unbedingt für die Öffentlichkeit bestimmt.
Und wenn man regelmäßig die Nachrichten verfolgt, weiss man auch irgentwann aus welchen Verbänden die Gefallenen kamen.
Ob´s irgentwo ne Zusammenfassung gibt- keine Ahnung.

Den Rest hat Timid ja schon geschrieben.
Autor Timid
 - 05. Juli 2009, 16:19:55
Zitat von: Macanzie am 05. Juli 2009, 15:25:13Denn was hat sich seit Einsatz der ausländischen Truppen denn groß geändert? Bessere Lebensverhältnisse für die Menschen? Mehr Bildung=Zukunft?

Ja.
Es ist natürlich noch ein sehr weiter Weg, den Afghanistan und die internationalen Schutztruppen und Hilfsorganisationen zu gehen haben. Aber es gibt auch schon enorme Fortschritte, verglichen z.B. mit der Zeit unter den Taliban.

Es wird natürlich noch Jahre, eher Jahrzehnte dauern, bis Afghanistan soweit ist, dass es keine, oder nur noch minimale internationale Hilfe braucht. Aber der Anfang ist eben schonmal gemacht.

ZitatWas genau sollen denn die patroullien und das umher stehen an Ecken schon bewirken? Nichts. Entweder man hat einen Feind und möchte diesen Besiegen, oder man warten auf ein Wunder.

Es gibt da noch ein paar Stufen dazwischen ... Z.B. die Strategie, dem Feind die Grundlagen zu entziehen, etwa durch "winning the Hearts and Minds of the population", wie es so schön heißt. Bietet man den Afghanen eine Perspektive, die lohnender ist als eine Unterstützung der Taliban, dann werden diese langfristig die Taliban nicht mehr unterstützen.
Das macht die Bundeswehr seit Jahren in Afghanistan. Mit relativem Erfolg: Der Norden ist keineswegs ruhig, noch lange nicht stabil - aber er ist wesentlich ruhiger als der umkämpfte Süden.

Dazu gehört es dann auch, zwar Präsenz zu zeigen (z.B. mit Patrouillen), aber nicht zu agressiv aufzutreten. Wehrhaft, aber nicht agressiv - ISAF ist schließlich keine Besatzungsmacht, sondern unterstützt den afghanischen Staat.
Aber wo es notwendig ist, da wird mit aller Konsequenz gegen Aufständische vorgegangen, wofür es ja im Norden die durch Bundeswehrsoldaten gestellte QRF gibt.

ZitatDoch nur wenn man die Taliban militärisch in die Enge treibt, und ja dann muss man auch damit leben das es mal zu feuergefechten kommt, kann man endgültig Ruhe in das Land bringen.

Ein "Sieg" über die Taliban muss nicht unbedingt notwendig sein (siehe andere Aufständische in anderen Ländern, die sich mittlerweile vom bewaffneten Kampf verabschiedet haben), und letztlich ist die "Befriedung" des Landes auch nur ein Teilaspekt, wenn es um die Zukunft Afghanistans geht.

ZitatNoch eine Frage meinerseits, ich habe jetzt eine Übersicht gefunden wo man die Truppenzugehörigkeit der bisher gefallen sieht. Gibt es eine (grobe) Übersicht darüber welche Einheiten sich momentan in AFG befinden? Wobei ich mich mehr auf die nicht-kampftruppe beziehe.

Eine solche Übersicht wird es geben - aber sie wird nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Man muss es dem "Gegner" ja nicht zu einfach machen, an Informationen zu kommen ...
Autor Macanzie
 - 05. Juli 2009, 15:25:13
Ich habe generell kein Problem mit dem Einsatz der Bundeswehr, nur das WIE ist ja hier die große Frage. Denn was hat sich seit Einsatz der ausländischen Truppen denn groß geändert? Bessere Lebensverhältnisse für die Menschen? Mehr Bildung=Zukunft? Eliminierung der Taliban? Nö. Aufgrund der letzten Sache sind die ersten noch nicht zu stande gekommen.

Doch die Taliban werden nicht von alleine aussterben oder plötzlich alle kapitulieren. Was genau sollen denn die patroullien und das umher stehen an Ecken schon bewirken? Nichts. Entweder man hat einen Feind und möchte diesen Besiegen, oder man warten auf ein Wunder. Tut man dieses nicht, muss man eben leider nun mal 'richtig' Kämpfen. Was ich bei der Bundeswehr für keine gute Idee halte, da ich schon denke das die hälfte des eingesetzten Personals mit einer 'echten' Kampfszene überfordert wären. Doch nur wenn man die Taliban militärisch in die Enge treibt, und ja dann muss man auch damit leben das es mal zu feuergefechten kommt, kann man endgültig Ruhe in das Land bringen. Und den Rest der Welt.

So jedenfalls drehen wir uns auf Kosten der Steuerzahler im Kreis. Und die deutschen Soldaten sterber für ein erfolgloses Unternehmen.

****

Noch eine Frage meinerseits, ich habe jetzt eine Übersicht gefunden wo man die Truppenzugehörigkeit der bisher gefallen sieht. Gibt es eine (grobe) Übersicht darüber welche Einheiten sich momentan in AFG befinden? Wobei ich mich mehr auf die nicht-kampftruppe beziehe.
Autor schlammtreiber
 - 29. Juni 2009, 08:40:38
Zitat von: Jager am 27. Juni 2009, 08:32:06
Dieses Land hat sich schon immer Eindringlingen erwehren müssen, warum auch immer, aber die Menschen wissen einfach aus der Geschichte, das man nur Geduld haben muss bis dieser wieder geht.

Richtig. und bei der aus Pakistan importierten Fremdherrschaft der Taliban hat es nicht mal so lange gedauert - die haben 1996 die Macht übernommen und wurden 2001 schon wieder abgesägt, dagegen regiert Karzai schon wesentlich länger  :D
Autor Jager
 - 27. Juni 2009, 08:32:06
Meiner Meinung nach, sollte den Entscheidungsträgern langsam klar werden, wie es snake99 schon festgestellt hat, dass es noch ein zäher Kampf in Zukunft wird und man die Situation des Landes neu bewerten sollte.
Wolverine hat ja auch schon festgestellt, dass wir auch so eine Art "Glaubenskrieg" führen, um es mal überspitzt darzustellen.
Ich bin der Meinung man sollte sich im klaren darüber sein, nicht jedes Land nach westlichen Masstäben neu ordnen zu können. Dieses Land hat seine eigenen Regel!
So makaber es klingt, aber ich glaube ohne die zusammen Arbeit mit den Taliban wird das auf Dauer nicht gehen. Dieses Land hat sich schon immer Eindringlingen erwehren müssen, warum auch immer, aber die Menschen wissen einfach aus der Geschichte, das man nur Geduld haben muss bis dieser wieder geht.
Gemäßigte Taliban und westliche Präsenz und Kontrolle, sowie der Wiederaufbau einer Infrastruktur, dass zusammen halte ich für erfolgversprechend.


Horrido
Autor snake99
 - 27. Juni 2009, 01:36:52
Sorry, doch ich kann in dem von mir beschriebenen Szenario keine Wertung erkennen ... es spiegelt lediglich die Lage wieder (besonders in ländlichen Gebieten) die in AFG herrschte, bevor die ISAF ihren Dienst aufgenommen hat. Der afghanische Bauer auf dem Feld weiß was er zu tun hat, damit seine Ernte ertragreich ist, doch lege ihm mal einen Atlas vor und frag ihn wo beispielsweise England ist ... ich will damit sagen, dass solche für uns ganz selbstverständlichen Dinge, dort bei weitem nicht selbstverständlich sind weil mitunter Strukturen anzufinden sind, die uns an das tiefste Mittelalter erinnern.   

Warum hat die ISAF seit etwas mehr als einem Jahr mit dem immer größer werdenden Problem zu kämpfen, dass die Bevölkerung sich immer mehr zurück zieht und weniger zur Kooperation bereit ist? Weil sie von den Taliban eingeschüchtert wird, nach dem Motto "Wenn ihr mit ISAF kooperiert, dann werdet ihr dafür irgendwann bezahlen ... denn die ISAF kann nicht immer und überall sein bzw. wird irgendwann das Land wieder verlassen". Und was die Afghanische Polizei angeht ... naja, in der Beurteilung ihrer Arbeit könnte auch stehen "war stets bemüht den Anforderungen gerecht zu werden" ... zumindest bis heute.

Nehmen wir ein anderes Beispiel:
Es gibt Erwachsene die verprügeln ihre Kinder. Sie versuchen durch Prügel die Kinder vollkommen einzuschüchtern, hörig und willenlos zu machen. Um den Prügeln zu entgehen machen die Kinder genau das was von ihnen verlangt wird -> Blind gehorchen ohne wenn und aber. Sie tun dies nicht aus innerer Überzeugung, sondern um weiteren Prügeln zu entgehen.

Ob es richtig war in AFG reinzugehen vermag ich nicht zu beurteilen. Der Gedankenansatz ist gut und ich persönlich stehe dahinter, doch lassen sich die Ziele wirklich alle realisieren die sich die NATO gesteckt hat? Ich denke, es werden noch Jahrzehnte vergehen bis die Arbeit der ISAF Früchte trägt, doch sind wir wirklich bereit den Preis dafür zu bezahlen? Zu 100% überzeugt bin ich davon nicht ... man kann kein Land innerhalb von ein paar Jahren mal eben "drehen" und Strukturen aufbrechen die Jahrzehnte vorherrschten. 

Nach meiner Meinung wird ISAF noch eine verdammt "bittere Suppe", mit herben Rückschlägen, die wir nun auslöffeln müssen. Ich persönlich wäre bereit dazu die getroffenen Maßnahmen auch noch jahrelang durchzuziehen ... doch ist es die NATO auch? Der finanzielle Aspekt spielt dabei eine sehr große Rolle! Wir werden es sehen. Im Herbst sind Bundestagswahlen, wo jeder Bürger indirekt seine Meinung zu dem ISAF Einsatz abgeben kann ....
Autor wolverine
 - 26. Juni 2009, 20:49:07
Das ist doch wieder reine Wertung (die bösen, machtgierigen Taliban halten Bildung für schlecht und wollen das Volk dumm und willenlos). Talib heißt übrigens im Arabischen Student oder Schüler und hat schlicht eine persische Pluralendung erhalten. Vielleicht wäre diesen "Studenten" Bildung nicht ganz so suspekt, wenn sie nicht aus den westlichen Industrienation ex- bzw. importiert würde. Es ist ja nicht ganz so, dass wir mit unserer säkularen Bildung keine Probleme hätten und 100% zufrieden wären.
Als ich zum Bund kam war man stolz darauf, kein "Feindbild" zu haben. Das sollte man beibehalten. Ich empfand das immer sehr angenehm, mein Gegenüber nicht dämonisieren zu müssen. Ich muss nicht immer gegen "Hitler" oder den "Teufel persönlich" antreten, um mein Handeln zu rechtfertigen. Die Interessenlagen sind klar und der Auftrag auch - aber wer sich die andere Seite zu einfach macht, läuft häufig Gefahr eine Lektion zu erhalten, die ihm nicht gefällt.
Autor snake99
 - 26. Juni 2009, 19:08:01
Ich sag ja ... schwieriges Thema ... aber ist es nicht so, dass gerade in AFG viele Menschen (das Volk) ihr Handeln davon abhängig gemacht haben, was andere Menschen (Taliban) meinten ihn eintrichtern zu müssen? Warum sollten sonst die Taliban dagegen sein, dass Schulen in Ihrem Land gebaut werden?

Weil sie Angst haben ihren Einfluss und die Kontrolle gänzlich zu verlieren!
Bisher hatten die Taliban die Macht, weil sie sich als etwas besseres darstellen konnten ... sozusagen als rechte Hand Allahs und das breite Volk hat es geglaubt, weil man es ja nicht besser wusste (Anmerkung: das gesprochene Wort zählt in AFG bei weitem mehr als bei uns) ... doch nun kommt der "böse Westen" baut Schulen, versucht Allgemeinbildung der breiten Masse zur Verfügung zu stellen ... somit hat man den Taliban ihr Machtinstrument entzogen, denn wer sich selber eine Meinung aufgrund von Wissen bilden kann, wird bestimmt nicht mehr auf die Taliban hören, wenn man ihnen beweisen kann, dass einige Sachen gar nicht so im Koran stehen wie die Taliban es für sich "ausgelegt" haben ...

Es steht nicht im Koran, dass schlimme Dinge passieren, wenn eine Frau zur Schule geht. Und es steht auch nirgends geschrieben, dass man ins Paradies kommt, wenn man sich in die Luft sprengt und einen Haufen unschuldiger, angeblich ungläubiger Menschen, mit in den Tod reißt. 
Autor wolverine
 - 26. Juni 2009, 17:12:52
Und damit sind wir ´raus aus der sachlichen Argumentation und mitten in der Wertung: Unsere "Toleranz", unser "Unglaube", unser "Realismus" ist die spitze der Evolution (...gab es nicht auch Schöpfung ;))) und die dummen, kleinen, rückständigen Moslems sollen das gefäligst akzeptieren und "über den Tellerrand gucken". Sonst müssen wir da halt ein bisschen nachhelfen!

Das ist der Glaubenskrieg den wir gerade führen!
Autor snake99
 - 26. Juni 2009, 17:00:08
Wobei ich denke, dass wir über den "Glauben" stundenlang diskutieren könnten weil jeder seine ganz persönliche Definition davon hat.

Ich würde mich eher als Realist beschreiben, anstelle von "gläubig". Sprich, wenn es morgen nicht mehr aufhören würde zu regnen, so wüsste ich aufgrund meiner Bildung, das dies ein Wetterphänomen ist und es mit Sicherheit eine logische Erklärung dafür gibt .... in einem islamischen Staat würde man ggf. denken, dass Allah, Mohammed sie verflucht haben und es daher nicht mehr aufhört zu regnen.

Ich finde, man sollte den Menschen dort einfach die Möglichkeit bieten über den Tellerrand hinaus zu schauen, dass es noch was anderes außer den Koran, die Bibel and how ever gibt. Vielleicht begreifen dann einige, dass der Glaube alleine und der "Glaubenskrieg" sie kein Stück nach vorne bringen ...

Autor wolverine
 - 26. Juni 2009, 15:40:31
Worum es geht ist, ob wir unseren "Entwicklungsstand" als allein seeligmachend und anstrebenswert sehen, oder nicht. Was der eine "Freiheit" nennt, ist für den anderen Ketzerei. Die Auseinandersetzung geht hier um Glauben und damit um den Absolutheitsanspruch. Wir müssen dabei begreifen, dass unsere "Toleranz" eigentlich eine Abkehr der eigenen Religion ist (völlig wertfrei gesprochen). Mit der Akzeptanz von Luthers Übersetzung war der Stein zum Augsburger Religionsfrieden und letztlich zu allem Folgenden gelegt. Mit allen Für und Wider, allen positiven und negativen Folgen. Von der Abkehr der Hexenverbrennung bis zu kontroversen Themen wie aktiver Sterbehilfe oder Abtreibung. Mit religiösen Geboten kann man in der Diskussion seither nicht mehr kommen; alles ist relativiert. Von persönlicher Freiheit bis zum grenzenlosen Egoismus - beides entspringt der gleichen Wurzel! Erheben wir damit den Individualismus zu einer eigenen, neuen Religion undführen damit einen eigenen "Glaubenskrieg". Ist das unser "Dschihad"?

Und die Frage geht darum: Wollen das andere Kulturen oder erheben wir den Anspruch, dies weltweit allgemeingültig (erga omnes) zu erklären!
Autor ulli76
 - 26. Juni 2009, 15:08:40
Ich sag ja gar nicht, dass Bildung das Allheilmittel ist. Es ist nur ein Baustein.
Ich habe bisher schon einige Moslems aus verschiedenen Ländern kennen gelernt. Und genauso wie beim Christentum kann man sich da offenbar auch die Regeln, an die man sich halten will mehr oder weniger raussuchen (Also was das Trinken von Alkohol, die genaue Anzahl von Gebeten am Tag, Umgang mit Frauen etc.angeht). Je nach dem wie streng man das handhaben will. Und ich kenn genug Moslems, die kein Problem damit haben, die jeweilige Übersetzung des Koran zu lesen. Irgentwie findet sich dann auch immer ein Immam, der dann auch weiss, dass es dazu auch eine Stelle im Koran gibt, die das erlaubt.
Aber, um diese Freiheiten zu nutzen, braucht man eben auch ein Mindestmaß an Freiheit. Wenn man Angst haben muss, ermordet zu werden, wenn man einen übersetzten Koran zu Hause hat, lassen die Meisten das. Wenn man gar nicht lesen kann, ist man darauf angewiesen, das zu glauben, was andere einem erzählen.
(Btw: Klar ist es schon optimal etwas im Original lesen zu können. Übersetzungsfehler bzw -unschärfen gibt es immer)
Autor StOPfr
 - 26. Juni 2009, 14:29:24
Genau über das Problem der korrekten Übersetzung berichtet der Spiegel in der aktuellen Ausgabe 26/2009 vom 22. Juni auf Seite 134 mit dem Titel "Religionen: Suren im Endspurt". Es geht um zwei kurz vor der Veröffentlichung stehende neue deutsche Übersetzungen, die dem Original auch in ästhetischer Hinsicht möglichst nahe kommen wollen.
Im Text heißt es u.a. "Nur im arabischen Original gilt das Offenbarungswerk des Orients als heilig. Übersetzen bedeutet Entweihung."
Dies unterstreicht die Bedeutung der Anmerkungen von wolverine und macht auch auf die Schwierigkeit aufmerksam, mit der eine noch so gelungene Übersetzung des Korans immer zu kämpfen haben wird.
Autor wolverine
 - 26. Juni 2009, 14:17:19
Da liegt aber genau ein Kern des Problems: Der Islam steht in etwa dort, wo das Christentum vor der Reformation bzw. der Aufklärung stand. Mit der Übersetzung Luthers begann das Hinterfragen der christlichen Lehre und damit wurde letztlich der Aufklärung und Säkularisation der Weg bereitet. Eine Übersetzung der Worte des Korans ist nach Glaubensregeln untersagt. Darum weiss ein türkischer oder afghanischer oder persischer Gläubiger oftmals nicht, ob die ihm gepredigten Regeln tatsächlich im Koran niedergelegt sind oder nur der individiuellen Auslegung eines Vorbeters entspringen.
Der Einwand, dass Bildung allein zu kurz greift, ist daher sehr wohl berechtigt.