Hi!
Ein Thema wo bestimmt nicht alle von begeistert sind! Aber was nicht gesagt wird, wird nicht gehört!
Also:
Wie ist das mit Auslandeinsätzen mit verletzte und getöteten Soldaten? Wie geht ihr damit um?
Wieviele verletzte und schlimmer gibt es wirklich bei der Bundeswehr?
Und wenn man nicht Körperlich verletzt wird, wie sieht es aus mit der Psyche? Ist die noch in Ordnung oder kann man das so abschütteln?
Wird bei der Bundeswehr offen über die Posttraumatische Stress geredet?
Ich Arbeite im Rettungsdienst, weiß also was Posttraumatischer Stress ist.
Was sagt und denkt ihr darüber? Bin übere eure Antworten gespannt!
MFG
Keek
He ho!
Als Tipp.. schau mal auf die Inetseite vom ZDF.. der ZDF hat ein oder 2 Reportagen genau zu diesem Thema gehabt und die waren doch recht gut. Da werden auch alle deine Fragen beantwortet.
Ob du hier soviel zulauf haben wirst weiß ich nicht, da das doch auch ein sehr privates Thema ist.
Gruß Aleya
Zitat von: Keek am 26. Juni 2007, 11:31:34Wieviele verletzte und schlimmer gibt es wirklich bei der Bundeswehr?
Was meinst du in diesem Fall mit "verletzt"? Bei Anschlägen, Unfällen? Insgesamt?
Insgesamt waren es, meine ich, mehrere tausend Soldaten, die im Rahmen von Auslandseinsätzen versorgt werden mussten. Tote waren es insgesamt knappe 70 (der überwiegende Teil davon bei "Besonderen Vorkommnissen" etwa im Umgang mit Waffen und Munition oder bei Unglücken im Straßenverkehr getötet).
ZitatUnd wenn man nicht Körperlich verletzt wird, wie sieht es aus mit der Psyche? Ist die noch in Ordnung oder kann man das so abschütteln?
Wird bei der Bundeswehr offen über die Posttraumatische Stress geredet?
Es gehört auf jeden Fall zur Einsatznachbereitung, dass über die Erlebnisse vor Ort im angemessenen Rahmen gesprochen wird. Darüber hinaus gibt es Psychologen für die Betreuung der Kameraden, die entsprechende "Probleme" aus dem Einsatz mitgebracht haben, und die Militärseelsorger gibt es auch noch.
Das Problem scheint also weniger die Möglichkeit zu sein, jemanden zu behandeln, als vielmehr die Inanspruchnahme dieses Angebots - und die eventuelle Dienstunfähigkeit, die in solchen Fällen drohen könnte.
Zitat von: Lady Aleya X am 26. Juni 2007, 11:44:05
Ob du hier soviel zulauf haben wirst weiß ich nicht, da das doch auch ein sehr privates Thema ist.
Gruß Aleya
Ja ich weiß! Deswegen auch mein erster Satz:
Wer nichts sagt, wird auch nicht gehört! Die Leute die sich dazu äußern wollen, bin ich gespannt drauf! Und die dazu nichts sagen wollen sagen halt nichts! Ist ja halb so wild!
Will ja auch keinen drängen.
In sachen Verletzt mein ich Anschläge, Unfälle etc. das ganze Spectrum!
MFG
Keek
Die Bw geht das Thema spät an, nimmt es jetzt aber ernst. Stichworte sind z. B. "Peer-Ausbildung" etc. Auch in Lehrgängen wird das Thema zunehmend behandelt.
Zitat von: wolverine am 26. Juni 2007, 17:17:10
Die Bw geht das Thema spät an, nimmt es jetzt aber ernst.
Das stimmt, obwohl es eine "theoretische Einstellung auf das Thema" schon immer gab. Eine intensive Beschäftigung war aber früher in der Praxis nie erforderlich.
Jetzt (also seit einigen Jahren und aus leidvoller Erfahrung) wird nicht nur die Bedeutung der Nachbereitung und Begleitung erkannt, sondern ihr auch Rechnung getragen.
Trotzdem fällt es Soldaten immer noch schwer, offen zu dem zu stehen, was sie belastet. Auch für die Bw gilt: In Einzelgesprächen ist das einfacher als in der Gruppe.
Es ist eben in Deutschland neu, daß eine (im Verhältnis zur Bevölkerung) kleine Gruppe von Soldaten in Konflikte geschickt wird und mit diesen Eindrücken in die zivile Friedensgesellschaft zurückkehrt, wo es gänzlich an Verständnis fehlt.
Die Amis hatten das in Korea und Vietnam, Briten und Franzosen in verschiedenen Konflikten, die Russen in Afghanistan... und jeder musste erst lernen damit umzugehen.
In Deutschland konnte man sich diese Situation lange gar nicht vorstellen, weil man die Lage nach dem WK2 in Erinnerung hatte. Da gab es keine solchen Probleme wie das "Vietnamsyndrom". Die Kriegserfahrung hatte das ganze Volk kollektiv traumatisiert. Das führte dazu daß a) der Einzelne mit seinem Trauma gar nicht auffiel sondern als normal betrachtet wurde und b) in der gesamten Gesellschaft großes Verständnis vorhanden war, da jeder irgendwie mit dem Krieg in Berührung gekommen war.
In den 90ern fing es dann eben an, daß Papa wieder nach Hause kam, von bosnischen Massengräbern redete und sauer wurde wenn Mutti aus der abgelaufenen Milch im Kühlschrank ein existentielles Problem zu machen schien.
>:(Sorry aber ich finde die meisten reden immer drum herum also war eigentlich schonmal von euch im Auslandseinsatz und weiss jemand was da unten in den Kasernen abgeht??? Gebt doch mal bitte konkrete Antworten auf die fragen!!! *nicht böse gemeint aber muss mal gesagt werden* Das Thema interressiert jeden der zur Bundeswehr geht als erstes!!! :-\
MfG.
LG
He ho!
Zitat von: LG am 27. Juni 2007, 12:10:49
>:(Sorry aber ich finde die meisten reden immer drum herum also war eigentlich schonmal von euch im Auslandseinsatz und weiss jemand was da unten in den Kasernen abgeht???
Entschuldigung, aber das ist ein arg privates Thema. Wenn sich hierzu schon jemand im Forum äußert muss er das nicht noch breittreten. Vielleicht solltest du dir wenn du dich so dafür interessiert die Reportagen auf ZDF anschauen, aber hier keine Kameraden anmachen, denen es vielleicht auch schwer fällt über soetwas zu reden.
Gruß Aleya
Grundprobleme bei dem Thema sind in meinen Augen, dass sowas noch gerne als "Weicheierei" abgetan wird, weil eben die Allgemeinheit nichts von der Existenz solcher Störungen weiß, was ein weiteres Problem darstellt und zu guter Letzt, dass es halt sehr privat ist, man ist plötzlich verwundbar, was man als Soldat vielleicht auch nicht unbedingt gewohnt ist.
Ich glaube wir (damit meine ich die deutsche Gesellschaft) brauchen sicherlich noch einige Jahre, bis das Ganze so ist, wie es sein sollte. Der schwere Stand der Bundeswehr in der Bevölkerung trägt sicherlich noch dazu bei, dass solche Probleme in dunklen Kämmerlein bleiben und lediglich die nahen Angehörigen tangieren (und selbst die nicht immer). Die Idealsituation wäre hier sicherlich ein Kollektivgefühl, eine Gesellschaft, die Soldaten als das akzeptiert, was sie sind (Friedensstifter und Aufbauhelfer) und nicht das ausgräbt, was die Linken propagieren ("Terroristen" und Kriegstreiber). Dann könnte eine Traumaverarbeitung öffentlich stattfinden, was sicherlich einiges vereinfachen würde.
Das es in der Einsatzvor- und nachbereitung mittlerweile psychologische Betreuung gibt und die Soldaten aufgeklärt werden, welche Risiken es gibt, woran man erkennt, dass man ein Trauma hat und wie man sich verhalten soll, ist gegenüber den beiden berühmten Taschenkarten sicherlich ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir verlieren schon viel zu viele Kameraden auf dem Schlachtfeld, da muss wenigstens Sorge getragen werden, dass die, die zurückkommen, nicht auch noch verloren gehen.
Das ist die Repo...!
www.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,4337683,00.html
mfg
keek
Zitat von: Zyrock am 27. Juni 2007, 13:35:34
eine Gesellschaft, die Soldaten als das akzeptiert, was sie sind (Friedensstifter und Aufbauhelfer)
Um Gottes Willen! GENAU DAS muss aufhören!!
Diese typisch deutsche Illusion, daß unsere lieben Jungs vom Bund ja nur Kekse verteilen und Brunnen bohren, daß uns deswegen alle so lieb haben und niemand was Böses im Sinn hat...
Soldaten sind zum Kämpfen und Töten da. Wo Soldaten sind, wird meist gekämpft und getötet. Deswegen BW und nicht THW.
Wenn die Leute das mal kapiert haben, ist schon was gewonnen, denn dann versteht man vielleicht eher warum der Eine oder Andere richtig was zu verarbeiten hat wenn er zurück kommt...
Ich meinte auch mehr "Friedensstifter" im Sinne "friedenserzwingende Maßnahme" (sprich: Krieg) als im Sinne THW.
Meiner Erfahrung nach wird die Bundeswehr oft als Instrument des Imperialismus, das arme Länder überfällt, ohne das ein Grund dafür vorliegt, angesehen. Soldaten töten. Natürlich. Aber nicht, um "Lebensraum im Osten" zu gewinnen, sondern um den Frieden in der Welt herzustellen.
Zitat von: Zyrock am 29. Juni 2007, 10:27:15
sondern um den Frieden in der Welt herzustellen.
Nun ja, eher um deutsche Interessen international durchzusetzen - worunter dann auch die Eindämmung bewaffneter Konflikte zählt...unter anderem.
Von der Utopie, dass die Bundeswehr aus reiner Nächstenliebe eingesetzt wird sollte man sich lösen. Die deutsche Marine ist am Horn von Afrika nicht weil es dort so schön warm ist oder wir die Menschen dort so mögen, sondern um die dortigen maritimen Handelswege zu sichern. Einfach ausgedrückt: Sie ist dort, damit der Otto-normal -Bürger auch morgen noch sein ich China oder Taiwan produziertes Handy kaufen kann.
Gruß Andi
Zitat von: Zyrock am 29. Juni 2007, 10:27:15
Meiner Erfahrung nach wird die Bundeswehr oft als Instrument des Imperialismus, das arme Länder überfällt, ohne das ein Grund dafür vorliegt, angesehen.
Hmmm, das ist mal eine relativ neue Einschätzung der Meinung über die Bundeswehr. Da wir (also Deutschland bzw. die Bundeswehr) ja grundsätzlich niemand überfallen (oder dabei mitmachen), machen wir dabei auch keinen Unterschied zwischen arm und reich ;).
Was die Risiken selbst eines friedensfördernden Einsatzes angeht, wird im Parlament und für die Öffentlichkeit tatsächlich immer noch so getan, als wäre unsere Bundeswehr ein humanitäres Friedenskorps, das überall herzlich von Blumen streuenden
Jungfrauen jungen Frauen begrüßt würde.
Die Mandate müssten m.E. auf jeden Fall robuster angelegt und auch so in der öffentlichen Wahrnehmung verankert werden, denn die "Begrüßungskomitees" sind oft bärtige Männer, die Handgranaten werfen und sich einen Dreck darum scheren, dass die edle und hilfreiche Truppe einige Brunnenbohrer beschützen möchte.
Der Unterschied zwischen geschöntem Bild und Wirklichkeit verstärkt die negativen Erfahrungen eher als dass er sie mildert. Ein harter Mann darf natürlich von einer "stressfreien Friedensmission" nicht als Nervenbündel wiederkommen...
Zitat von: Andi am 29. Juni 2007, 13:46:40
Von der Utopie, dass die Bundeswehr aus reiner Nächstenliebe eingesetzt wird sollte man sich lösen. Die deutsche Marine ist am Horn von Afrika nicht weil es dort so schön warm ist oder wir die Menschen dort so mögen, sondern um die dortigen maritimen Handelswege zu sichern. Einfach ausgedrückt: Sie ist dort, damit der Otto-normal -Bürger auch morgen noch sein ich China oder Taiwan produziertes Handy kaufen kann.
Selbstverständlich. Aber wenn parallel ein Land von der Herrschaft von terroristischen Drogenbaronen befreit wird, ist das in meinen Augen ein netter Nebeneffekt.
Zitat von: StOPfr am 29. Juni 2007, 15:28:08
Zitat von: Zyrock am 29. Juni 2007, 10:27:15
Meiner Erfahrung nach wird die Bundeswehr oft als Instrument des Imperialismus, das arme Länder überfällt, ohne das ein Grund dafür vorliegt, angesehen.
Hmmm, das ist mal eine relativ neue Einschätzung der Meinung über die Bundeswehr. Da wir (also Deutschland bzw. die Bundeswehr) ja grundsätzlich niemand überfallen (oder dabei mitmachen), machen wir dabei auch keinen Unterschied zwischen arm und reich ;).
Ich hab auch schon Sachen wie "Sklavenstaat der USA" usw. gehört, da macht die Allgemeinheit keinen Unterschied zwischen ISAF und OEF, soll heißen wenn ein Land in einem anderen interveniert und wir danach stabilisieren, gehören wir mit zu den "Bösen".
Zitat von: StOPfr am 29. Juni 2007, 15:28:08
Was die Risiken selbst eines friedensfördernden Einsatzes angeht, wird im Parlament und für die Öffentlichkeit tatsächlich immer noch so getan, als wäre unsere Bundeswehr ein humanitäres Friedenskorps, das überall herzlich von Blumen streuenden Jungfrauen jungen Frauen begrüßt würde.
Die Mandate müssten m.E. auf jeden Fall robuster angelegt und auch so in der öffentlichen Wahrnehmung verankert werden, denn die "Begrüßungskomitees" sind oft bärtige Männer, die Handgranaten werfen und sich einen Dreck darum scheren, dass die edle und hilfreiche Truppe einige Brunnenbohrer beschützen möchte.
Der Unterschied zwischen geschöntem Bild und Wirklichkeit verstärkt die negativen Erfahrungen eher als das er sie mildert. Ein harter Mann darf natürlich von einer "stressfreien Friedensmission" nicht als Nervenbündel wiederkommen...
Signed.