Hallo,
Mein Name ist Patrick, ich bin 19 Jahre alt und gehe in Baden-Württemberg zur Schule. Im Mai nächsten Jahres werde ich mit dem Abitur fertig sein.
Ich habe fest vor mich als Offiziersanwärter für den Sanitätsdienst zu bewerben. Genauer gesagt: Ich möchte Pharmazeut werden. Allerdingshabe ich noch ein paar (Rest)Zweifel was die Zeit nach dem Bund betrifft. Ein Freund und Vereinskammerad - er selbst ist beim Bund als Zivilist angestellt - hat mir sogar davon abgeraten diesen Weg einzuschlagen. Er meinte (ich zitiere wörtlich): "Das ist alles schön und gut, aber danach bist du fertig". Er kenne Technische Offiziere, die das Maschienenbaustudium erfolgreich abgeschlossen haben und die nach ihrer Dienstzeit den Einstieg ins normale Berufsleben nicht/nicht gleich/nur über Umwege schafften (Leider ist es ja heute so, dass man diese Problematik mit Ende Dreißig gar nicht mehr ernst genug nehmen kann). Dies rühre daher, dass sie beim Bund praktisch auf dem selben Wissensstand (was ihr Fachgebiet betrifft) verblieben sind wie zu dem Zeitpunkt als sie zur Truppe kamen. Technische Neuerrungen gingen an ihnen vorbei, so sagte er.
Sollte dem so sein, was ich mir auch durchaus vorstellen kann, ist die Sorge um eine gute Wiedereingliederung ins zivile Berufsleben nicht unberechtigt. Da Pharmazeuten (neben Ingeniuren, Informatikern o. Ä.) mit der gigantischen Flut an Innovationen innerhalb kürzester Zeit in ihrer Branche zu kämpfen haben, stellt sich die Frage nach einem machbaren Wechsel in eine (zivile) Apotheke auch hier.
Ich wollte euch daher darum bitten mich darüber aufzuklären inwiefern Bundeswehrapotheker vom Strom der Zeit abgeschnitten werden. Dazu zähle ich z.B. ob sie auch mit jüngst entwickelten Neuzulassungen hantieren und mit wie vielen verschiedenen Präparaten sie es allgemein zu tun haben. Darauf bezogen gibt es ja auch im zivilen Bereich einen Unterschied zwischen einer Dorfapotheke und jenen Apotheken in pulsierenden Großstädten (Grund: größere und breiter gefächerte Nachfrage nach Medikamenten) Wie stehen die Bundeswehrapotheken in diesem Punkt da?
Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass man eine Bundeswehrapotheke nicht einfach mit einer zivilen Apotheke gleichsetzen kann. Es geht mir um das Außmaß (eventueller) Defizite. (Hier sei gesagt: Vorteile interessieren mich selbstverständlich auch ;))
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich an eurem Wissens- und Erfahrungsschatz teilhaben lassen würdet, da dies direkte Auswirkungen auf meine berufliche Zukunft haben wird. Für mich steht fest, dass ich auf jeden Fall Pharmazie studieren werde. Ich bin mir nur noch nicht sicher ob es bei der Bundeswehr sein wird. Aber seid gewiss, dass ich letzteren Schritt wirklich wahnsinnig gerne tun würde und mir die Sache auch sonst gut überlegt habe.
Danke
also ich hab apotherker beim bund in den großen BWKs gesehen - und da haben die eigene labors wo auch die BW-Medikamente selber hergestellt werden - also wirst du nicht nur theoretisch ausgebildet sondern bekommst auf diesen stellen mehr übung als ein "08/15" apotheker der fast nur noch fertige präperate verkauft
Dies hat mir auch ein "ziviler Giftmischer" bestätigt, der jährlich ein WÜ in einer bw-apotheke abgeleistet hat und dort an arbeiten drangekommen ist die er in seinem laden so nie hätte machen können.
auch habe ich die apotheker selber erlebt, wenn sie als hygieniker - zusammen mit den veterinärmediziern für die gesundheit/sauberkeit in den liegenschaften(in deutschland genauso wie in den einsatzgebieten) gesorgt haben
Zitat von: el farmacéutico am 09. November 2007, 17:53:46
Ich wollte euch daher darum bitten mich darüber aufzuklären inwiefern Bundeswehrapotheker vom Strom der Zeit abgeschnitten werden.
Gar nicht, im Gegenteil. Als Apotheker bei der Bundeswehr machst du primär noch das, was Apotheker im klassischen Sinne machen und eben nicht nur noch den Kundenverkehr über dich ergehen zu lassen
ZitatWie stehen die Bundeswehrapotheken in diesem Punkt da?
Mit Verlaub wohl besser und Professioneller als so ziemlich jede zivile. ;)
Um auf deinen "Freund" bei der Bundeswehr zurückzukommen: Offenkundig hat er sowenig Ahnung von "der Truppe", denn sonst hätte er nicht so einen Unsinn erzählt. Zum einen können sich seine Aussagen vom rein Logischen her nur auf Offiziere beziehen die nach ihrem Studium NICHT in einer entsprechenden fachlichen Verwendung eingesetzt werden und zum anderen sind seine "Argumente" auch bei denen nicht zutreffen. ;)
Gruß Andi
:) :) :)
Noch mehr von diesen durchweg postiven Antworten und ich kann heute Abend vor Aufregung und Vorfreude nicht einschlafen ;)
Also zwei Fragen hätte ich noch:
1)
Findet man ein vergleichbares Arbeitsumfeld in allen Bundeswehrapotheken oder gibt es auch drastische regionale Unterschiede?
2)
Kann man also sagen, dass BW-Apotheker auch mit den selben Medikamentengruppen in Berührung kommen wie ihre zivilen Kollegen? Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass Soldaten nicht so oft unter Bsp1) Asthma oder Bsp2) Neurodermitis leiden wie Kinder und deswegen Präparate zur Behandlung nicht/selten angefordert werden. (Ja, ich weiß - man kann auch noch im Laufe seiner Dienstzeit Krank werden. Ist ein bisschen eine Milchmädchenfrage. Geht bitte nicht so hart mit mir ins Gericht; mir ist es nicht gut gelungen die Problematik (ich hoffe sie scheint trotzdem durch) herauszustellen.
Danke
Also wenn du einem BWK bist dann kommst du wahrscheinlich mit so ziemlich allem möglichem in Berührung. Es gehen ja nicht nur Soldaten ins BWK.
Zitat von: el farmacéutico am 09. November 2007, 18:40:50
[...]2)
Kann man also sagen, dass BW-Apotheker auch mit den selben Medikamentengruppen in Berührung kommen wie ihre zivilen Kollegen? Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass Soldaten nicht so oft unter Bsp1) Asthma oder Bsp2) Neurodermitis leiden wie Kinder und deswegen Präparate zur Behandlung nicht/selten angefordert werden. (Ja, ich weiß - man kann auch noch im Laufe seiner Dienstzeit Krank werden. Ist ein bisschen eine Milchmädchenfrage. Geht bitte nicht so hart mit mir ins Gericht; mir ist es nicht gut gelungen die Problematik (ich hoffe sie scheint trotzdem durch) herauszustellen.
Danke
Kein Sorge, es gibt genug "harte"/chronische Krankheiten unter Soldaten! Ich habe Medikamente gesehen - teilweise sehr fragwürdig, ob diese Leute dann noch den eigenen Ansprüchen gerecht hätten werden können - aber das steht auf einem anderen Blatt.
Grundsätzlich hast in den BwApotheken/BwSanDepots/Bundeswehrkrankenhäuser genug zu tun...und vorallem auch fachlich benötigtes. --> Siehe Andis Posting bzlg. "nur noch Kundenkontakt" - der fällt so in der Form nämlich gänzlich weg!
Zu deinen Aufgaben wird es bspw. auch gehören Impfstoffe zu "mixen" etc.
Ach ja - und als SanOA würdest du für 17 Jahre eingestellt und studierst außerdem an einer zivilen Uni DEINER Wahl. Also liegt auch viel in deiner Hand. Und aufgrund der doch geringen Einstellungsquote und der hohen AUsbildungskosten, werden nicht wenige Oberfeldapotheker auch direkt BS werden (so jedenfalls meine Erfahrung). Bis vor kurzem wurde schliesslich noch händeringend gesucht und teilweise mit B3 besoldet!
Zitat von: Dennis812 am 09. November 2007, 20:24:13
Ach ja - und als SanOA würdest du für 17 Jahre eingestellt und studierst außerdem an einer zivilen Uni DEINER Wahl. Also liegt auch viel in deiner Hand. Und aufgrund der doch geringen Einstellungsquote und der hohen AUsbildungskosten, werden nicht wenige Oberfeldapotheker auch direkt BS werden (so jedenfalls meine Erfahrung). Bis vor kurzem wurde schliesslich noch händeringend gesucht und teilweise mit B3 besoldet!
Freie Auswahl? Meine Recherchen haben bisher immer nur ergeben, dass es zwar möglich ist seine Wünsche zu äußern, diese aber auch rigoros übergangen werden können. Aber solltest du Recht haben, wäre das natürlich prima :)
Könntest du mir bitte noch erklären was BS heißt? Über google und im Reibert habe ich es nicht finden können :(
B3 ~ 6 tsd. € ?! Oh, das ist wirklich ein schönes Einstiegsgehalt oder habe ich die Tabelle falsch interpretiert?...
BS = Berufssoldat
Horrido
Es ist eine "urban legend" und ein absolut unwahres Gerücht, dass Oberfeldapotheker mit Besoldungsstufe B3 besoldet werden/wurden!
Merke: Ein Stabsarzt/Stabsapotheker bekommt Besoldungsstufe A13, ein OStArzt/OStAp bekommt A14, ein OFA/OFAp bekommt IMMER A15, weil diese Dienstgrade UNTRENNBAR mit den entsprechenden Besoldungsstufen verknüpft sind (und umgekehrt)!
Die Besoldungsstufe B3 bekommt ein Oberstarzt/Oberstapotheker, aber nur, wenn er zuvor die Besoldungsstufe A16 durchlaufen hat und jetzt eine Stelle hat, die auch für B3 "ausgeschrieben" ist, was beileibe nicht bei jeder OTA/OTAp-Stelle der Fall ist!
Das einzige, worüber man dann ein wenig "verhandeln" kann, wäre eine "Leistungszulage"!
Hallo,
wie sieht es eigentlich aus, wenn ein Apotheker nicht in einem Bundeswehrkrankenhaus/-apotheke eingesetzt wird sondern dafür im SanAmt? Bleibt ihr da bei der Feststellunng der Überlegenheit gegenüber den zivilen Kollegen?
Danke
Zitat von: el farmacéutico am 10. November 2007, 12:59:50
wie sieht es eigentlich aus, wenn ein Apotheker nicht in einem Bundeswehrkrankenhaus/-apotheke eingesetzt wird sondern dafür im SanAmt? Bleibt ihr da bei der Feststellunng der Überlegenheit gegenüber den zivilen Kollegen?
Auch diese Kameraden müssen regelmäßig in Einsätze gehen. Und glaub mir mal das ein Apotheker der Bundeswehr in Afghanistan eine eierlegende Wollmilchsau sein muss - insbesondere bei Großschadensfällen oder massivem Anfall von Verwundeten. Und so viele Apotheker hat die Bundeswehr nun mal nicht.
Gruß Andi
Zitat von: Fallschirmjäger am 10. November 2007, 08:31:27
Es ist eine "urban legend" und ein absolut unwahres Gerücht, dass Oberfeldapotheker mit Besoldungsstufe B3 besoldet werden/wurden!
Merke: Ein Stabsarzt/Stabsapotheker bekommt Besoldungsstufe A13, ein OStArzt/OStAp bekommt A14, ein OFA/OFAp bekommt IMMER A15, weil diese Dienstgrade UNTRENNBAR mit den entsprechenden Besoldungsstufen verknüpft sind (und umgekehrt)!
Die Besoldungsstufe B3 bekommt ein Oberstarzt/Oberstapotheker, aber nur, wenn er zuvor die Besoldungsstufe A16 durchlaufen hat und jetzt eine Stelle hat, die auch für B3 "ausgeschrieben" ist, was beileibe nicht bei jeder OTA/OTAp-Stelle der Fall ist!
Das einzige, worüber man dann ein wenig "verhandeln" kann, wäre eine "Leistungszulage"!
Und genau das meinte ich auch - sry für etwas fehlinterpretierbare Äußerung ;) - Nichtsdestotrotz wurden vor ein paar Jahren "Möglichkeiten geschaffen", um bspw. Dr.rer.nat. abzuwerben. Quelle? Damaliger S1 ;)
Aber auch in dem Fall gibt die SLV den Rahmen vor - und die besagt, dass eine Einstellung für Ärzte (oder entsprechende) als Stabsarzt (etc.) erfolgt, für den angesprochenen Dr.-Ing. oder Dr.rer.nat. entsprechend als Major ;)