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Sonstiges => Archiv => Laufbahn und Karriere => Thema gestartet von: Wallenstein am 16. März 2008, 19:39:29

Titel: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: Wallenstein am 16. März 2008, 19:39:29
Was ich mich seit langem frage, ist, ob im modernen Zeitalter die Wehrpflicht zur Kriegsführung überhaupt noch nötig ist. Im Ersten Weltkrieg standen sich Millionen Soldaten gegenüber, im Schützengraben verschanzt. Aber die Waffentechnologie hat sich in den letzten Jahrzehnten derart verbessert, dass man einfach keine Millionenheere mehr benötigt, wie es damals noch der Fall war.

Mich würde interessieren, wie Ihr zu dem Thema steht, weil Ihr davon wohl mehr Ahnung habt. ;)
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: Jan89 am 16. März 2008, 20:17:56
Ob sie wirklich nötig ist weiß ich nicht.


Sie ist aufjedenfall nützlich, um immer genügend Personal nachzubekommen. Im Moment gibt es ca. 250000(?) Soldaten. Es wurde schon oft über eine Abschaffung der Wehrpflicht diskutiert aber ein Ende ist nicht wirklich in Sicht.


mKG Jan
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: StOPfr am 16. März 2008, 20:51:10
Zitat von: Wallenstein am 16. März 2008, 19:39:29
...dass man einfach keine Millionenheere mehr benötigt, wie es damals noch der Fall war.
Die Wehrpflicht hat mit der benötigten Menge an Soldaten allein nur wenig zu tun, denn es werden vielfach Verbände eingesetzt, die nur aus Berufssoldaten bestehen. Wo das der Fall ist, wird nicht zwingend eine baldige "Auffüllung" durch Wehrpflichtige einkalkuliert. Ein Einsatz derselben wäre - ganz nebenbei bemerkt - hinsichtlich des Ausbildungsstandes auch gar nicht sinnvoll.   
Unabhängig von der Wehrpflicht werden immer noch größere Truppenkontingente an möglichen Fronten gebraucht; deutsche Wehrpflichtige sind z.B. in Auslandseinsätzen gar nicht dabei. 
Wie man im Irak sehen kann, ersetzt ein riesiges technisches Potenzial nicht die kämpfende Truppe vor Ort. Ähnliches gilt für Afghanistan, wo der Einsatz überragender Technik eigentlich zu einem ganz anderen Ergebnis im Kampf gegen die Taliban führen müsste.
Ganz offensichtlich sind Erfolge auf längere Sicht nach wie vor nur dann zu erzielen, wenn bestens ausgebildete Soldaten und modernste Militärtechnik zum Einsatz kommen.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: Jan89 am 16. März 2008, 23:14:22
Durch den Wehrdienst endscheiden sich auch viele für den verlängerten Dienst (SaZ), macht also auch deswegen Sinn qualifieziertes Personal anzuwerben. Gleichzeitig wird so eine "Reserve" geschaffen die man anders kaum stellen könnte.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: SpaxXx am 18. März 2008, 00:05:37
Und wenns wirklich mal Hart auf Hart kommt, werden die 250000, von denen ja auch ein Teil im zivilen Dienst arbeitet, nicht reichen und dann ist es besser wenn jeder mal ne Waffe in der Hand hatte.

Ich meine so wie die Chinesen drauf sind, würde ich denen zu trauen, dass sie irgendwann völlig ausrasten und die Russen werden in letzter Zeit auch immer seltsamer.

Aber wollen wir mal den Teufel nicht an die Wand malen und zuversichtlich sein, dass der Frieden noch ein bisschen anhält.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: Andi am 18. März 2008, 11:12:49
Zitat von: SpaxXx am 18. März 2008, 00:05:37
Und wenns wirklich mal Hart auf Hart kommt, werden die 250000, von denen ja auch ein Teil im zivilen Dienst arbeitet

??? Die Verwaltung fällt nicht unter diese 250.000, diese Zahl setzt sich schon aus Soldaten zusammen.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: wolverine am 18. März 2008, 12:58:27
Durch die Wehrpflicht wird die Entscheidung, Krieg zu führen zu einer Frage für die Gesamtheit und das ist für mich der entscheidende Punkt. Wenn man sich eine kleine Gruppe hält, die aus welchen Gründen auch immer (sei es Geld, Ethos oder schlicht Spass an der Sache) bereit ist, für den Rest diese Art von Arbeit zu erledigen, ist das nicht so. Eine Gesellschaft mit einer derartigen Haltung gefällt mir persönlich nicht.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: Schlumpf am 29. März 2008, 09:44:44
Also meiner unwichtigen Meinung nach ist es totaler Schrott die Wehrpflicht abzuschaffen oder allein darüber nachzudenken.

Ich kann SparxXx nur zustimmen.
Ich finde den Gedanken die Wehrpflicht abzuschaffen gehört zu Grünen Politikern ins Teletubbie Land, aber wirklich nicht nach Deutschland. Wäre echt doof wenns wirklich mal hart auf hart kommen sollte, wir einfach überrant werden und die Teletubbie-Fraktion einfach nur da steht und "ohoh" sagt..........

Wehrdienst heisst ja auch schließlich nichts anderes als sein Land im Ernstfall zu verteidigen. Solange das nicht der Fall ist  super, aber besser das Potential haben als "ohoh" zu sagen.


MfG
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: wolverine am 29. März 2008, 18:15:41
Naja - bei der gegenwärtigen geostrategischen Situation in Deutschland und Europa und den daraus resultierenden Vorwarnzeiten ist das Argument "von wem auch immer ünerrannt zu werden" eher vernachlässigbar.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: sliderbp am 29. März 2008, 20:20:12
Die ganze Frage stellt sich doch überhaupt nur, weil die Wehrpflicht inzwischen nicht mehr wirklich in die Gesellschaft integriert ist.
Verweigern ist keine Gewissensfrage mehr sondern ist inzwischen zur legitim betrachteten Wahlmöglichkeit verkommen. Früher war der Wehrdienst bei der (nahezu vollständigen) männlichen Bevölkerung fester Bestandteil des Lebens und Mann wusste zumindest worüber er sprach ... egal ob sich die Meinung nun PRO oder CONTRA Bundeswehr entwickelt hatte.

Heute muss man sich von Drückeberger-Zivis und Totalverweigerern als eine Art Relikt betrachten lassen. Leute, die nie eine Kaserne von innen gesehen haben, sind bei Diskussionen um ISAF und Co die Lautesten wenns um Kritik geht ...

Meiner Meinung nach sollte eine Wehrpflicht fester Bestandtteil in der Entwicklung eines jungen Mannes sein. Leider ist dies in diesem Land nicht mehr so durchführbar ohne das den "Dummen", die es machen ein Nachteil entsteht.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: sliderbp am 29. März 2008, 20:30:14
Was ich eigentlich ausdrücken wollte ...

unsere Armee hat jetzt schon einen ziemlich miesen Status in unserer Gesellschaft. Die Leute glauben teilweise jeden Scheiß, der in den Medien verbreitet wird. Wenn die Wehrpflicht nun abgeschaft werden sollte, wird dieser Trend noch verschärft. Dann kennen noch weniger Menschen die Armee von Innen und es entsteht eine in sich abgeschlossene Subgesellschaft.
Soldaten sollten in der Bevölkerung einen gewissen Rückhalt (von Stolz wage ich ja nichtmal zu reden) genießen und der entwickelt sich eben nur durch persönliches Erleben des Systems Bundeswehr und dem mit Hinaus nehmen nach dem Wehdienst.
Titel: Re: Ist die Wehrpflicht überhaupt noch nötig?
Beitrag von: Pioneer am 29. März 2008, 20:49:13
Also die Jahrgänge, die mit meiner Altersklasse damals eingezogen wurden, wissen worüber sie reden. Der KDV-Antrag war da eher die Ausnahme denn die Regel. Das Ergebnis ist, daß zu 70 % (mindestens) jeder mitreden kann.

Heutzutage wird es m. E. viel zu einfach gemacht, zu verweigern. Dies ist aber das Resultat daraus, daß einfach nicht mehr so viele Wehrpflichtige gebraucht werden und deshalb die Hürden heruntergeschraubt werden. Genauso verhält es sich mit der Rekrutierung aus den GWDlern als SaZ und später als BS. Irgendwo sehe ich hier schon auf die Bw ein Nachwuchsproblem zukommen.

Der Teufelskreis ist zudem der, daß - bedingt durch die niedrigen GWD-Anteile an der Gesamtbevölkerung - auch die Reservisten und damit ein großer Teil des Aufwuchs-Systems fehlen wird. Das liegt auch zum Teil daran, daß viele Ehemalige GWDler einfach die Faxen dicke haben und mit der Bw als Reservist auch nix mehr zu tun haben wollen. Sollten sie irgendwann mal benötigt werden geht ein Haufen Zeit drauf, sie (wieder) einzulernen und an z. T. modernisierten Strukturen und Waffensystemen auszubilden.

Bezüglich der Vorwarnzeiten kann ich hierzu auch nur sagen, daß zwar die Vorwarnzeiten hoch sind, genauso hoch ist jedoch im Verhältnis die Zeit geworden, die benötigt wird, Truppen auf eine wirksame Stärke zur Abwehr aufzubauen.