Spiegel online meldet heute (11.04.2010) in einem Bericht von Matthias Gebauer und Shoib Najafizada, Kabul:
Kunduz
Karzai und McChrystal erklären deutsches Einsatzgebiet zur KrisenzoneZitat:
"VIP-Besuch mit Signalwirkung: Afghanistans Präsident Karzai und US-Chefkommandeur McChrystal haben in Kunduz Stammesführer umworben - und die Deutschen mit ihrer Spontanreise überrascht. Diplomaten erwarten, dass mitten im Gebiet der Bundeswehr eine Großoffensive bevorsteht."Quelle
Zur Diskussion:
Wenn ich mir den Artikel durchlese beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl... Könnte es sein dass uns die Amerikaner nicht trauen und Karzai weiter mit falschen Karten spielt?
Berlin weiß von nichts und wird wird erst übernächste Woche unter Druck gesetzt?
Zur Großoffensive:
http://www.istockanalyst.com/article/viewiStockNews/articleid/4018542
Ist Xinhua da die einzige Quelle? Ich habe das nicht weiter geöffnet.
Hab sonst noch nirgend wirklich was gefunden. Die Washington Post geht allerdings auch von einer baldigen Offensive aus, Zitat: "The upcoming campaign in Kunduz will be the first big ground fight for U.S. forces outside the traditionally volatile south and east"
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/04/11/AR2010041100762.html
Sofern die Amerikaner mit ihrer bekannten "Holzhammermethode" in / bei Kunduz vorgehen sollten, könnte es zukünftig noch enger für unsere Jungs werden was die "Sympathie in der Bevölkerung" angeht. Immerhin sind die Amerikaner recht bekannt dafür einen im Vergleich sehr lockeren Finger am Abzug zu haben ...
Zitat von: snake99 am 12. April 2010, 08:06:06
Sofern die Amerikaner mit ihrer bekannten "Holzhammermethode" in / bei Kunduz vorgehen sollten, könnte es zukünftig noch enger für unsere Jungs werden was die "Sympathie in der Bevölkerung" angeht. Immerhin sind die Amerikaner recht bekannt dafür einen im Vergleich sehr lockeren Finger am Abzug zu haben ...
Grade die Holzhammermethode haben die Amerikaner mittlerweile eingestellt. Im Rahmen der letzten Operationen wurden durch die USA Verluste in Kauf genommen, um die Zivilbevölkerung zu schonen. Und was auch immer man über die USA sagen mag, sie sind in Afghanistan besser angesehen, als wir, weil sie handeln.
Also immer mal Ruhe mit Vorurteilen.
Zitat von: StOPfr am 11. April 2010, 22:28:24
Könnte es sein dass uns die Amerikaner nicht trauen
Im Gegenteil. Die Amerikaner (und nebenbei bemerkt, auch noch etliche andere NATO-Alliierte) vertrauen mittlerweile fest darauf, dass die Deutschen es NICHT schaffen werden, ihre Region alleine in den Griff zu kriegen. Wenn die "Lead Nation" in einem Fünftel des Einsatzlandes nicht die Führung übernimmt, sondern sich daheim in endlosen Diskussionen "Krieg oder nicht Krieg" ergeht und bis zur Klärung ihren Soldaten eine Hand auf den Rücken bindet sowie als Standardwaffe am liebsten Wattebäuschchen und Brunnenbohrer vorgeben würde, darf man sich nicht wundern wenn die Verbündeten irgendwann die Geduld verlieren und die Arbeit dann eben selbst machen.
Und was unser Ansehen bei den Afghanen angeht: da kann man gerne meinen, dass wir ja so beliebt wären weil wir so zahm sind, und die Amerikaner als so böse gelten. Nur deckt sich das nicht so wirklich mit der Realität vor Ort, wo unsere afghanischen Verbündeten die US-Truppen freudig begrüßen (und es nicht nur der Gouverneur von Kunduz...) weil sie sich von diesen handfeste Waffenhilfe und Schutz erhoffen.
Wir sind NICHT in Afghanistan um brav und zurückhaltend zu sein, wir sind dort weil wir den Afghanen im Kampf gegen Taliban und Terroristen helfen sollen. Und hierbei ist das Prinzip Wattebausch offenbar an seine Grenzen gestoßen.
Zitat von: schlammtreiber am 12. April 2010, 08:58:28
...und es nicht nur der Gouverneur von Kunduz
Zumindest dieser Herr hängt sein Mäntelchen auch gern in jeden passenden Wind:
"Der Gouverneur Mohammed Omar rügt den Zwischenfall als vermeidbar, die Deutschen müssten vorsichtiger agieren."(Zitat aus dem Thread "versehentlich afghanische Soldaten getötet...") . Vorsichtiger agieren heißt was? Immer dann, wenn ein Afghane zu nahe kommt, oder immer dann, wenn zweifelsfrei feststeht dass ein afghanischer Soldat zu nahe kommt?
@ schlammi
Du hast Recht. Ich bin ohnehin kein Mitglied der Wattebäuschchen-Fraktion. Dazu kommt noch, dass man nicht einmal hört, wenn das "Prinzip Wattebausch" an seine Grenze stößt oder woran auch immer...
... das System Wattebäuschchen kann in einem (nennen wir es umgangssprachlich) Krieg überhaupt nicht funktionieren.