Hi,
erfreulicherweise habe ich heute (unter minimalem Vorbehalt) eine Sofortzusage für eine Einstellung in die Laufbahn der Offiziere zum 01.07.2011 bekommen. Nun hatte ich mich als gut als möglich über meine Wunschberufsbilder informiert (primär: Als E-Techniker zur EloKa), beim Einstellungsgespräch ergaben sich aber neue Möglichkeiten, die ich nicht einzuordnen weiß.
Insbesondere versuchte der Einsteller intensiv, mich von einer Verwendung als Informatiker in der OpInfo-Truppe zu überzeugen, da hier enormer Bedarf bestünde. Er konnte mir nicht erklären, warum genau diese Kombination so gefragt ist, beschrieb mir aber dennoch eine sehr fachbezogene, fordernde und fördernde Verwendung. Natürlich wäre eine solche für das Leben nach der Bundeswehr umso angenehmer, wenn ich sogar dabei noch einen Sonderbedarf ausfüllen könnte, daher einige Fragen:
- Kann mir jemand erklären, was ein Informatiker bei OpInfo sucht? Die Gewährleistung der technischen Funktion hätte ich bei der Führungsunterstützung verortet.
- Ist es wahr, dass bei bestimmten, spezialisierten Kombinationen aus Studiengang und Verwendung die Menschenführung etc. hinter die fachliche Verwendung treten?
- Wenn hier nun tatsächlich so spezialisierter Bedarf besteht: Wie "stabil" wäre meine Beschäftigung bei der doch recht kleinen OpInfo im Vergleich zu einem oft versetzten Offz der Kampftruppe? Wie kalkulierbar wären Standort, Einheit, Umfeld?
- Wie "wissenschaftlich" würde eine solche fachbezogene Verwendung ggf. aussehen? Bestünde der Fachbezug aus den immergleichen Routinen, oder ändern sich Gerät und Methoden so signifikant, dass ich tatsächlich einen fachlichen Vorteil daraus ziehen könnte?
- Welche Möglichkeiten hätte ich in einer so nachgefragten Position zum Fortkommen innerhalb der Bundeswehr? Erleichtert der Spezialistenstatus die Erlangung von Meriten und damit die Übernahme höherer Verantwortung, oder blockiert er sie sogar, weil ein Ersatz schwer zu finden ist?
Interessieren würde mich auch, wie sich die Verwendung bei der EloKa im Vergleich zu der erfragten Situation gestalten würde. Ich habe mich eigentlich darauf eingestellt, hauptsächlich zu führen und erst an zweiter Stelle als Spezialist zu wirken, und kann die neue Perspektive schlicht nicht einordnen. Grundsätzlich bin ich beidem gegenüber aufgeschlossen und würde mich auch an der höher nachgefragten Stelle einplanen lassen, jedoch will ich sicher gehen, hier nicht einen 13 Jahre schweren Kapitalfehler zu begehen.
Im Übrigen könnte ich beliebig zwischen beiden Studiengängen und Verwendungen kombinieren, sollte also eine andere Kombination besonders empfehlenswert sein: Immer her damit.
Letztens noch (evtl. liest ja ein BW-Informatiker mit): Wie gestaltet sich das Informatikstudium im Vergleich zur "durchschnittlichen" zivilen Hochschule? Stoffplan etc. habe ich natürlich eingesehen, über die Schwerpunktsetzung innerhalb der Module sagt der aber nichts aus. Kann ich Erfahrungen ziviler Informatikstudenten als Referenz heranziehen? (Ein Besuch an der BW-Uni wird selbstverständlich noch durchgeführt.)
Danke für alle Hinweise!
Beste Grüße,
Pikaro
Lieber Fragesteller,
für die Regelverpflichtungszeit als studOffz von 13 Jahren ist es mit Masse allenfalls mittelbar hilfreich, welche Studienfachrichtung Sie gewählt haben. Sie werden als ZgFhr OpInfo, FmTr oder EloKa in erster Linie Führer, Ausbilder und Erzieher Ihrer Soldaten sein. Dass es dabei auch um fachspezifische Tätigkeiten geht, ist ja vollkommen klar.
Sie werden allerdings nicht auf wissenschaftlicher Ebene fachlich tätig, sondern im "Tagesgeschäft" Ihrer jeweiligen Truppe.
Mit anderen Worten: Der Einplaner hat geflunkert, um seinen Bedarf ausfuellen zu koennen? Haette ich nun nicht erwartet.
Natürlich muss der Einplaner sehen, dass die Dienstpostenbesetzt werden. Und wenn jemand dann für ein technisches Studium geeignet ist, umso besser. Dennoch gilt für Ihre Tätigkeit nach dem Studium das, was ich sagte, Sie werden fachlich im Tagesgeschäft Vorgesetzter Ihrer Sold
Nun gut, danke jedenfalls. Mal sehen, ob die Informatiker an der Muenchner Uni Ueberzeugendes zu berichten wissen, sonst bleibe ich bei meinem ursprünglichen Studienwunsch.
Der Einplaner hat definitiv nicht geflunkert. Bei Informatikern handelt es sich um eine Mangelverwendung in jeder TSK, die zu einer schwerpunktmäßigen Verwendung als Informatiker führt. Natürlich gibt es auch Führungsverwendungen, aber zu 90 % ist eine Verwendung im Fachbereich vorgesehen. Lass dir hier nichts von Unwissenden erzählen.
Liebe Apollo,
hört sich ja interessant an. Noch interessanter wäre es da zu erfahren, in welchen STAN welcher TrTle der TSK Informatiker-Offz auf DP ausgeplant sein sollen, die sich weit überwiegend fachlich und nicht in Führungsverwendungen beschäftigen...
@ migu: Da gäbe es genügend DP in diversen Programmierzentren der Bundeswehr, aber dies nur so am Rande.
@Pikaro
Fakt ist: Informatiker sind zur Zeit gesucht, da hier noch konkreter Aufwuchsbedarf besteht. Klar ist man in erster Linie Soldat und Führer der unterstellten Soldaten. Nur tritt dieses oft in den Hintergrund wie bei den oben genannten Tätigkeiten.
Was den Aufgabenbereich bei OPINFO angeht, kann ich leider auch keine Aussage treffen, aber da OPINFO ein eigenes Fernsehstudio betreibt, könnte da Bedarf bei der Pflege der dortigen Rechenanlagen, verwendeten Software, etc. bestehen.
Somit kann durchaus die Menschenführung bei bestimmten Kombinationen hinter die fachliche Verwendung treten. z.B als Softwareentwickler.
Da die Opinfo so klein ist, kann der Einsatzraum durchaus überschaubar im Raum Koblenz in Deutschland angesehen werden. Einsätze natürlich nicht mitgerechnet.
Da aber eine Verwendungsbreite der Offiziere angestrebt wird, dürfte auch eine Versetzung trotz Zugehörigkeit zur OPINFO durchaus möglich sein.
Zu dem Wissenschaftscharakter kann ich leider auch keine Aussage treffen. Ebenso verhält es sich mit den Meriten. Wenn man ein gut ausgebildeter Spezialist ist, wird OPINFO schon dafür sorgen, das man dort im Rahmen der Möglichkeiten aufsteigt, da nur ein zufriedener Soldat dementsprechende Leistungen bringen kann.
MKG Firehawk
Es ist sogar die Pflicht der Vorgesetzten für eine gewisse Verwendungsbreite zu sorgen und einen Soldaten gerade nicht als Fachidioten verkümmern zu lassen. Ich kenne auch RB-Stoffze, die als KpChef eingesertzt wurden und im Rahmen von Umstrukturierungen und Auflösungen guckt eh jeder, wo er bleibt bzw. wo man einen auch nur halbwegs sachgerecht parken/ einplanen kann. Selbst wenn jetzt einer als Fachmann geplant ist... wie lange hat das Bestand? Also ich tendiere mehr zur Aussage: Wer nur fachlich akademisch eingesetzt werden möchte, der sollte sich das überlegen. Man ist Soldat und Offizier und da ist nun einmal das ganze Spektrum ´drin. Und mir sind Fälle von akademischen Seiteneinsteigern nur zu gut bekannt, die mit der "Truppe" überhaupt nicht zurecht kamen.
@ Firehawk: Apollo schrieb: in allen "TSK".
Genau das brachte mich auf meine Nachfrage, denn im Heer z.B. hat mir in meinen ganzen letzten Dienstposten kein TrOffz unterstanden, der so wie hier beschrieben fachlich als Informatiker eingesetzt ist und nicht als Führer. Dasselbe gilt für die TrTle, die jeweils unterstellt waren. Ich vermute, dass dies bei Luftwaffe, Marine und ZSan genauso ist.
Allenfalls kann ich mir vorstellen, dass es irgendwo im Bereich der SKB einzelne DP für InformatikOffz gibt - und natürlich - ausgelagert in der BWI GmbH und ggf. deren Tochterfirmen.
Dennoch wird ein rein fachlicher Einsatz im Rahmen der zu durchlaufenden Verwendungen kaum bis gar nicht zu erwarten sein. Wolverine hat hierzu bereits geschrieben. Denn auch für "Mangel-ATN-Träger(knnen)" gilt der normale Verwendungsaufbau als TrOffz, der nun einmal zwingend Führungsverwendungen auf der ZgFhr Ebene voraussetzt, um einen KpChefDP zu bekommen und BS zu werden.
Also ich bin zwar eine Etage "tiefer" eingestiegen. Aber die Verwendung ist ja die gleiche. Zugegeben: Bootsmann/Feldwebel des allgm. Fachdienstes oder Offz ist doch ein Unterschied... ABER:
Die Bundeswehr reißt sich aktuell um jeden Tastaturdompteur den sie finden kann. Dies hat diverse Gründe: Herkules endet ja 2014...also planmäßig *hust* danach übernimmt die BW wieder das Ruder. Die BWI ist ja nur zum regenerieren der Hard- und Software vorbeigekommen... Informatiker sind auch Mädchen für Alles! Netzwerkadministration, -intsallation, -konfiguration, Verwalten und Pfelgen von Hard- und Software, Anwendungsentwicklung ist auch ein Themengebiet. Im Kryptokeller bei den blassen Gestalten findet man auch immer mindestens einen Informatiker ;)
Im zivilen Bereich muss man sich nix vormachen: Viel zu viele Stümper und ehemalige Fleischer haben da ihre PC-"Fach"geschäfte,sodass es einem gutem Informatiker und IT-Projektler evtl. sehr schwer gemacht werden kann.
Also neue Technik und sowas hat man immer mal was dabei... aber Methoden? Hmm IEEE-Standards sind nun mal so ;) schon seit Jahren. Ethernet bleibt Ethernet und Protokoll bleibt Protokoll.
Um die fachliche Komponente wirst du NIE drumherum kommen. Allein wenn du dich schonmal als Offizier in nem Rudel Fw und Uffze behaupten willst.
Also im Informatikbereich als Offz hast dann 2 dicke Leitsürüche: "Es gibt 10 Arten von Menschen: die Binär können, und die nicht." und "Wer Menschen führen will, muss Menschen mögen".
E-Technik verhält sich aber nahezu equivalent zu Informatik. Bei den zivilen Chancen musst du aber mal genauer Nachforschen, da wage ich keine Prognose ;) Zumal dann ja 13 Jahre Soldat dazwischen liegen.
Also viel Spaß beim rumquälen für die Entscheidung
Mit kammeratschaftlichen Gruß von der Marine ;)