http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,756529,00.html
Spiegel Online berichtet vom Seitenwechsel eines Taliban-Kommandeurs, der dem Vernehmen nach der letzte "Schattengouverneur" von Kundus gewesen sein soll.
Sicher keine wohlerzogenen neuen Freunde, die wir uns da angelacht haben, schlechter Umgang würde meine Mama sagen, aber ich will es mal mit einem berühmten Zitat ausdrücken, welches im ständigen Wechsel vielen verschiedenen Politikern zugeschrieben wird:
Er mag ein Hurensohn sein, aber jetzt ist er wenigstens UNSER Hurensohn ;)
Was das wieder gekostet hat.......
Ne Menge Geld und viel Überzeugungskraft ;)
Aber: sie weiter zu bekämpfen kostet auch ne Menge Geld 8)
Es gibt einen hübschen Satz "Du kannst einen Afghanen mieten, kaufen kannst du ihn nicht" schauen wir mal was kommt.
::)
Zitat von: Schamane am 12. April 2011, 16:12:27
"Du kannst einen Afghanen mieten, kaufen kannst du ihn nicht"
Ja, Seitenwechsel gelten dort durchaus als normal und nicht unbedingt ehrenrührig.
Es beruht allerdings nicht nur auf finanziellen Aspekten (auch, aber nicht nur) - man versucht u.a. auf der Seite zu stehen, die gewinnt.
Zitat von: schlammtreiber am 12. April 2011, 16:37:04
Ja, Seitenwechsel gelten dort durchaus als normal und nicht unbedingt ehrenrührig.
Eben, daher daher kann das in ein paar Wochen, wenn das Gras auf der anderes Seite wieder etwas gruener ist schon wieder anders aussehen.
Mir tun die deutschen Soldaten vor Ort leid, die mit diesen Leuten klarkommen sollen, ohne zu wissen ob sie ihnen bei passender Gelegenheit in den Ruecken schiessen.
a) Auch die wechseln die Seite nicht im Wochentakt
b) Das ist ja der Job, da unten dafür zu sorgen, dass es für die Taliban nicht mehr so grün aussieht
Zitat von: schlammtreiber am 13. April 2011, 08:37:15b) Das ist ja der Job, da unten dafür zu sorgen, dass es für die Taliban nicht mehr so grün aussieht
Und das scheint ja, auch dank der Überläufer, mittlerweile recht gut zu funktionieren. In der letzten (?) Loyal gab es ja einen Artikel zu dem Thema, der auch von anderen Medien veröffentlicht wurde (und auch irgendwo hier im Forum verlinkt ist), und in dem u.a. beschrieben wird, wie ein solcher ehemaliger Taliban-Kämpfer mit seinen Leuten auf die "gute Seite" gewechselt ist und jetzt als Miliz in einem Dorf für Ruhe und Ordnung sorgt.
Dass die Bundeswehrsoldaten seinen Leuten nur bedingt trauen und mit seinen Methoden nicht immer einverstanden sind bzw. es Situationen gibt, in denen sie sich einfach nicht einmischen, wird allerdings auch erwähnt ...
Wie schon gesagt, passt in solchen Situationen wie der, die Spiegel Online da aufgegriffen hat, der Satz wirklich gut: "Er mag ein Hurensohn sein, aber jetzt ist er wenigstens UNSER Hurensohn" ...
Zitat von: Timid am 13. April 2011, 09:05:55
Und das scheint ja, auch dank der Überläufer, mittlerweile recht gut zu funktionieren.
Ja. Die neue Strategie greift. Noch ist nichts entschieden, aber der Wind weht jetzt in die richtige Richtung.
Man sagt ja, dass Counterinsurgency zu 20% militärisch und zu 80% politisch sei. Die militärischen 20% haben wir jetzt ganz gut im Griff, und insbesondere der Gegner hat hier keine großen Aussichten mehr (d.h. die Taliban können derzeit nicht mehr auf eine gewaltsame Lösung hoffen). Aber die endgültige, langfristige Lösung wird immer eine politische sein. Das Militär schafft nur die Voraussetzungen dafür, dass die Politik handeln kann. Es geht jetzt also noch um einen ordentlichen Anteil der politischen 80%.
Und da gibt es jetzt zuerst mal zwei Mitspieler, die das ganze sehr leicht verbocken können:
a) die afghanische Regierung - wenn sie ihre Aufgaben nicht erfüllt
b) die westlichen Regierungen - wenn sie ihr Engagement zu stark runterfahren bevor die Lage ausreichend stabil ist
Na ja, dass der Schattengouverneur von Kunduz plötzlich merkt, dass sein Leben endlich ist, ist nicht überraschend. Nach dem Angriff des afghanischen Soldaten auf deutsche Soldaten hat sich die Anzahl derer, die ihm als Fädenzieher deutliche Botschaften zu überbringen haben wohl massiv erhöht haben. ;)
Gruß Andi