Hallo liebe Community,
Hallo Ulli (denke die Frage kann am besten vom Forenarzt beantwortet werden ;) ).
(Natürlich auch von allen anderen, die Bescheid wissen)
Wenn man das Medizinstudium bei der Bundeswehr aufnimmt ist mir bewusst, dass man bestimmte Einschränkungen hat.
Natürlich hat man viele Vorteile, ein gut bezahltes Studium, einen Studienplatz, das Soldatsein.
Einschränkungen natürlich die Gleichen wie jeder andere Soldat auch: Man kann versetzt werden. Es wird vorgegeben in welchem BWK man zu Arbeiten hat, die Anzahl der Einsätze ist sehr hoch.
Ich frage mich jedoch wie das mit der Auswahl des Fachgebietes ist?
Nach einem derartigen Studium würde ich auch gerne selbst wählen welches Fachgebiet das Meine ist. Nach 6-8 Jahren Studium würde Ich schon gerne Chirurg werden und nicht vorgeschrieben bekommen, dass ich in irgend einer Kompanie den Allgemeinmediziner mache.
Das es mit speziellen Fachrichtungen schwierig ist kann ich mir schon gut vorstellen. Also den Gefäßchirurgen wird es wohl nur bei Bedarf und sehr guten Noten geben.
Wie sieht es da denn aus?
ZitatNach einem derartigen Studium würde ich auch gerne selbst wählen welches Fachgebiet das Meine ist. Nach 6-8 Jahren Studium würde Ich schon gerne Chirurg werden und nicht vorgeschrieben bekommen, dass ich in irgend einer Kompanie den Allgemeinmediziner mache.
In dem Satz ist ein entscheidender Fehler. Wirst gleich merken, wenn ich dir den Ablauf nach dem Studium genauer erkläre.
Also zum Ende des Studiums gibt es ein Personalgespräch (da geht der ganze Jahrgang hin). In diesem Personalgespräch wird geschaut, wie viele Stellen es für welche Fachrichtung in welchem BWK gibt.
Das wird dann mit den Wünschen der SanOAs abgeglichen.
Es gibt dann halt Fachrichtungen, wo es überhaupt kein Problem ist eine Stelle zu bekommen (Allgemeinmedizin, Anästhesie, Chirurgie, Innere meine ich auch, meist auch Psychiatrie). Und Fachrichtungen wo es sehr schwer ist (meist die kleinen Fächer: Derma, HNO, Uro, Neurochirurgie etc).
Wenn es mehr Bewerber als Stellen gibt, gibt es eine Bestenauswahl, die sich nach der Studienleistung und noch ein paar anderen Faktoren richtet.
Wenn du deine gewünschte Fachrichtung nicht bekommst, musst du eine andere machen.
So, nach dem Studium geht man dann in das geplante BWK für 18 oder 26 Monate je nach Fachrichtung. Danach geht es üblicherweise in die Truppe als Truppenarzt (außer man geht in bestimmte Programme wie BAT-Pool) oder ggf. auch in eine Verwendung als KpChef.
Als Truppenarzt bist du dann halt allgemeinmedizinisch tätig. Egal aus welcher Fachrichtung kommst.
Nach üblicherweise 3 Jahren Truppe geht´s dann wieder in die Klinik und danach in die 2. Truppenarztphase. Da ist das Personalamt allerdings recht flexibel- manche hängen z.B. ihre 2 .Klinikphase an das Ende ihrer Dienstzeit.
In der Dienstzeit inclusive sind eh nur 3 Jahre Weiterbildung. Es gibt aber seit ein paar Jahren die Möglichkeit, ein Angebot für die volle Facharztweiterbildung über eine Dienstzeitverlängerung zu bekommen.
Die Gefäßchirurgie ist nur eine kleine Fraktion in der Bundeswehr. Dementsprechend wird es nicht so einfach werden, dafür eine Zusage zu bekommen.
Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Sollte man sich nun für ein Medstudium bei der Bundeswehr entschieden und dann z.B. die Chirurgie für sich wählen und das Gebiet auch bekomemn:
Wird man in der zivilen Wirtschaft benachteiligt, weil man nicht kontinuierlich in seinem Fachgebiet gearbeitet hat ?
Oder ist es sogar gern gesehen, weil man so ein größeres Spektrum abdeckt und dann auch eher als Chirurg + Notarzt arbeiten kann?
Möchte ich mich weiter Spezialisieren z.B. im Nachhinein, also nach der Dienstzeit, die Gefäßchirurgie oder das Fachgebiet wechseln, weil dieses nicht zur Verfügung stand, ist dies dann ohne weiteres möglich oder ist man dann schon zu alt und hat darauf keine realen Chancen?
Bei dem derzeitigen Stellenmarkt in dem Bereich ist es in der Regel kein Problem danach auch eine Anstellung zu finden. Erst recht wenn du räumlich ein klein bischen flexibel bist.
Je nach Fachrichtung und Haus sind die Chefs schon glücklich wenn du fließend Deutsch kannst.
Bei den Spezialisierungen kommt es drauf an. Wenn es nicht gerade ganz exotische sind, sollte auch das gehen.
An den Unikliniken oder in der Forschung allgemein kann es natürlich je nach Fachrichtung schon mal etwas schwieriger werden, die gewünschte Stelle zu bekommen, einfach weil da Connections gefragt sind. Aber auch da hat man schon mit was Glück Möglichkeiten während der Dienstzeit.
Alter ist in der Medizin kein Problem. Es gibt recht viele ältere Medizinstudenten- alleine schon wegen den Wartesemestern.
Und würden Sie sagen, dass man sich schon sehr einschränken muss, wenn man es nicht zufällig auf die Allgemeinmedizin abgesehen hat?
Ich stelle es mir sehr schwierig vor, wenn man ein Fachgebiet hat in dem man seine Zukunft sieht und kann aus welchen Gründen auch immer dort nicht Fuß fassen.
Denke es ist schon ein großer Einschnitt, dass man für die Zeit nicht bestimmen kann Wo man arbeitet.
Aber das gehört ja zum Soldatsein dazu.
Und noch eine weitere Frage: Ich habe mitbekommen, dass man im BWK in Ulm eine TE noch mit Teilnarkose macht. Also mit selbstständigem Ausspucken der Mandeln. Ist es allgemein üblich bei der Bundeswehr noch solche "veralteten Methoden" zu nutzen?
(Ich weiß auch, dass das BWK Ulm eine beneidenswerte Notaufnahme hat, bezieht sich also mehr auf die Behandlungsmethoden)
Stelle mir sonst den Wechsel im Zivilen auch schwieriger vor, wenn man auf Arten behandelt, die so sonst nicht mehr üblich sind.
Ist nicht mein Fachgebiet. Keine Ahnung was Ulm für Narkosen bei TEs macht oder welche da zum medizinischen Standard gehören.
Kann mir aber nicht vorstellen, dass da Patienten ihre Mandeln selber ausspucken müssen.
Der Begriff Teilnarkose sagt mir allerdings nichts.
An sich wird bei der Bundeswehr genauso behandelt wie im Zivilen. Teilweise auch besser und einfach weil wir bessere finanzielle Möglichkeiten haben.
Zu der anderen Frage:
Die Truppenarztzeit ist quasi die Rückzahlung für´s Studium. Gibt inzwischen Möglichkeiten, in der Klinik zu bleiben, aber wie sich das entwicket, wird sich zeigen.
Was manche machen ist, dass sie in der Zeit nen Nebenjob annehmen und dann in ihrem eigentlichen Fachgebiet arbeiten.
Und natürlich ist es bei Soldaten so, dass sie nicht bestimmen können, wo sie arbeiten.
Das ist immer ne Frage des Bedarfs.
An der Uniklinik in Ulm wird eine TE unter Vollnarkose gemacht.
Das ist angenehmer für den Patienten und verringert das Nachblutungsrisiko.
Im BWK soll diese OP noch unter Lokalanästhesie durchgeführt werden. Dies macht man allerdings eigentlich nicht mehr.
Das wurde einige Zeit zuvor praktiziert. Das Nachblutungsrisiko ist hierbei höher. Und zu dieser Art von Entfernung gehört es dazu, dass der Patient mithelfen muss die Mandeln auch wieder "loszuwerden".
Hat man denn genug Zeit für einen Nebenjob oder muss das im Urlaub gemacht werden?
In der Klinikzeit dürfte ein Nebenjob nahezu ausgeschlossen sein.
Je nach Standort ist das in der Truppenarztzeit eher kein Problem.
Zitat von: ReserveFischi am 27. März 2012, 22:29:31
Hat man denn genug Zeit für einen Nebenjob oder muss das im Urlaub gemacht werden?
Der ist guuut ;D ;D
Nich hauen Frau Doctor ;)
Vergiss es in der Truppe. Klinik wohl eher auch kaum bei 24h Diensten teilweise...
Die 24-Stunden-Dienste gibt es in der Klinik eigentlich nicht mehr.
Und ja, in der Truppe hat man tatsächlich Zeit dafür.
Machen viele Kollegen: Notarztdienste, KV-Dienste, auch mal WE-Dienste in ner Klinik. Das meiste davon geht natürlich nur am WE.
Noch eine letzte Frage:
Als Allgemeinmediziner ist es bei der BW ja eigentlich sehr angenehm, gerade weil man sich nicht mit den Krankenkassen rumärgern muss.
Aber wie ist denn die allgemeine Meinung von Chirurgen und anderen Fachbereichen?
Würden es die Meisten wieder tun?
Danke für die vielen tollen Antworten :)
Also unsere Docs sassen meist noch bis 19/20h abends im Ärztebereich und haben kram erledigt
G-Karten Papierkram und was noch so anfällt.
Die Krönung war nen Stabsarzt als ich UvD hatte.
"Besorg mir mal Pizza und Zigaretten"
Donnerstag Abend s gegen 2100... schon lange Dienstschluss überall ...
Naja scheint wohl Ausnahme zu sein.