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Fragen und Antworten => Militärische Bewerbung, Laufbahnen, Verwendungen, Karriere => Thema gestartet von: Judy am 08. Juni 2013, 12:21:38

Titel: Medizinstudium
Beitrag von: Judy am 08. Juni 2013, 12:21:38
Hallo zusammen. :)
Ich überlege mir schon seit einiger Zeit mich bei der Bundeswehr um einen Medizinstudiumplatz zu bewerben. Momentan mache ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, aber eher um die Zeit zu überbrücken und mir noch etwas Zeit zum Überlegen zu verschaffen. Ich würde mir nun hier gerne noch ein paar Infos und vielleicht Erfahrungsberichte beschaffen, da mein bisheriger Stand dazu zur Zeit noch sehr dürftig ist. ;)
Was muss man für Voraussetzungen erfüllen, um zugelassen zu werden? Wie ist das Studium aufgebaut? Wie lange verpflichtet man sich? Wie ist das mit dem Facharzt und der Promotion? Fragen über Fragen...

Ich danke schon mal im Voraus.
Liebe Grüße,
Judy.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 08. Juni 2013, 12:27:55
Falscher Ansatz-du kannst dich bei der Bundeswehr nicht um einen Medizinstudienplatz bewerben. Du bewirbst dich als SanOA und bei erfolgreicher Bewerbung ist in der Laufbahn das Medizinstudium inclusive.

Voraussetzungen: Du musst tauglich sein und die Einladung an´s AC gibt es nur bei einem Abi-Schnitt bis 1,5.
Wie das Studium aufgebaut ist?- Diese Information solltest du selber herausbekommen können. Mit etwas Recherche findest du auch heraus, dass es sich um ein Studium an einer zivilen Uni handeln wird.
Mindestverpflichtungszeit sind 17 Jahre.
Promovieren kannst du, wenn du die Zeit dazu findest. Eine besondere Förderung seitens der Bundeswehr gibt es nicht.
Facharzt: 3 Jahre Weiterbildung sind in den 17 Jahren inclusive. Mehr Weiterbildungszeit bzw. die Facharztzusage gibt es über den BAT-Pool (falls es den noch gibt, wenn du mit de Studium fertig bist), Dienstzeitverlängerung und teilweise Verhandlungsgeschick.

Dass du Soldat wirst, ist dir auch klar, oder? Und dass das bedeuten kann als BAT-Arzt in Afghanistan (oder wo wir mal im Einsatz sein werden) eingesetzt zu sein? Mit allen Härten, die so eine Verwendung mit sich bringt?
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: IdZ am 08. Juni 2013, 13:06:53
Ich denke das ist ihr wie so vielen Meidzinstudenten bei der Bw nicht ganz so klar...hauptsache das ach so tolle Studium ist kostenlos. Aber wehe man muss mal eine Waffe in die Hand nehmen, 'das habe ich mir aber anders vorgestellt'...
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 13:39:34
1. ist das Studium auch an zivilen Unis in Deutschland kostenlos.
2. ist es eben an dem, dass es geringfügig mehr Bewerber als Studienplätze gibt.
3. ist es nicht zuletzt wegen Punkt 2 nicht so einfach, einen solchen zu erlangen. In Berlin wird mit 1,2 schon arg knapp beispielsweise.

Das Studium "über Bundeswehr" war schon länger eine Alternative für die, die eben "normal" nicht reinkommen, bzw ne Wartezeit von über 6 Jahren einplanen mussten. Einige sagen auch ziemlich offen, dass sie nach Abschluss des Studiums Wege aus der Bundeswehr suchen werden (und finden werden, es gibt nunmal einige). Muss man nicht gut finden, weiß ich auch. Nicht wenige SanOAs verspüren zudem - egal mit welcher Motivation sie zur Bundeswehr sind - durchaus einen Zwiespalt angesichts der Tatsache dass heilen und Rübe wegpusten auf den ersten Blick doch nicht so unmittelbar zusammenpassen.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 13:42:05
Der Aufbau des Studiums richtet sich, da man ja, wie ulli76 schon schrieb, an einer zivilen Uni studiert, nach der Uni, an der man studiert. Regelstudiengang, Modellstudiengang und so...
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: IdZ am 08. Juni 2013, 14:12:08
Man kann es sicher sehen wie man möchte, aber ich finds einfach ....Ist meine Meinung, man sollte Soldat aus Überzeugung sein/werden, egal welche Laufbahn und Truppengattung, aber besonders bei Feldwebel und Offizier, da man nicht nur 4 Jahre dabei ist. Genau so schlimm finde ich es, es wegen dem Geld zu machen und mit solchen "Kameraden" soll ich dann später in den Einsatz? Da kann man jetzt noch ewig diskutieren, will ich aber hier in dem Rahmen gar nicht, ist auch zu sehr off-topic, wollte nur mal kurz meinen Senf dazugeben ;)
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 14:35:19
Ich seh das nicht viel anders, so ist das nicht.

Es ist aber nunmal an dem, dass das Medizinstudium, in der Regel in Verbindung mit dem Arztberuf für nicht wenige wirklich ein Traum ist (ernsthaft, wer wartet sonst sechs Jahre auf nen Studienplatz!!!), und wenn man seine Träume auf diese Weise verwirklichen kann, dann geht man eben solche Wege. Der eine nimmt dann die Sache mit dem Uniform anziehen und Menschen totmachen dazu in Kauf, der andere trickst die Bundeswehr quasi aus, wieder andere wachsen tatsächlich in das Soldatendasein hinein - so sind die Menschen. Wenn die Bundeswehr sowas nicht will, darf sie eben nur noch Seiteneinsteiger nehmen und die dann irgendwie militärisch weiterqualifizieren oder so.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: Flexscan am 08. Juni 2013, 15:57:27
Du vergisst nur eines BSG.

Bei der Bundeswehr bist du in der Regel schneller fertig da Trimester.
Dazu hast du noch kostenlose Unterkunft, Verpflegung und ein fürstliches Gehalt gleich am Anfang, wofür du im zivilen nebenher!! noch hart arbeiten musst (es sei denn Du hast zahungskräftige Verwandte).

Aber ich denke, die Kameraden der Psychologie vom AZ werden solche Kandidaten sehr schnell herausfiltern und dann absägen.

Allein nur des Studiums wegen in die Soldatenlaufbahn einzusteigen find ich ebenfalls zum....

Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 08. Juni 2013, 16:00:52
Das stimmt aber alles für´s Medizinstudium nicht und für´s Studium an einer BW-Uni nur bedingt.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: Flexscan am 08. Juni 2013, 16:13:35
Was stimmt nicht Ulli.

Das man im zivilen noch nebenher arbeiten muss um das Studium/Wohnung/Lebensunterhalt finanzieren zu können, das mit den Trimestern oder was meinst du?

Wäre mir neu das im zivilen das Studium kostenlos wäre inkl Wohnug und Gehalt.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 16:14:35
Zitat von: Flexscan am 08. Juni 2013, 15:57:27
Bei der Bundeswehr bist du in der Regel schneller fertig da Trimester.

Zeig mir die BW-Uni, die Medizinstudenten ermöglicht, ihr Studium in Trimestern durchzuziehen, ich bin gespannt.

Zitat
Aber ich denke, die Kameraden der Psychologie vom AZ werden solche Kandidaten sehr schnell herausfiltern und dann absägen.

Die Realität zeigt, dass sie dabei scheinbar nicht gewissenhaft genug vorgehen - oder die Kandidaten gerissen genug sind, da durchzukommen. Zur Info - ich komm grad frisch von der Uni. Medizin. Und Kontakt zu genügend SanOAs um das geringfügig besser beurteilen zu können.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: Flexscan am 08. Juni 2013, 16:16:55
okay das mit den Trimestern war mir neu, dachte das würde für alle Studienrichtungen gelten.

Nehme meine Aussage zurück.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 16:19:40
SanOAs werden gemäß Kontigent an die deutschen Unis verteilt und absolvieren da das stinknormale Medizinstudium wie alle anderen auch.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 08. Juni 2013, 16:22:26
Da das Medizinstudium auch für Soldaten an zivilen Unis stattfindet, gibt es Semester und nicht Trimester.
Üblicherweise wohnt man nicht in der Kaserne, sondern in einer zivilen Wohnung. Militärische Unterkünfte sind auch nur unter bestimmten Bedingungen kostenfrei.
Verpflegung ist weder an den Bw-Unis noch für Medizinstudenten frei.

Aber ja, man kann vom Ausbildungsgeld (zumindest als SanOA bekommt man ab Kommandierung zum Studium Ausbildungsgeld und kein Gehalt- allerdings gibt es in der Höhe kaum einen Unterschied) gut leben.
Und ja, ich weiss, dass viele zivile Studenten neben dem Studium für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen.

Dafür hat man als SanOA auch keine freie Wahl der späteren Fachrichtung, keine freie Wahl der Klinik, keine freie Wahl der Truppenarztstelle nach der klinischen Phase etc.

Nein, die Psychologen fischen oft die, die nur wegen Geld oder NC-Problemen unterschrieben haben, nicht raus.

Trimester sind übrigens nicht unbedingt ein Vorteil- dadurch verdichtet sich der Stoff und vermindern sich Zeiten für Prüfungsvorbereitungen.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: Flexscan am 08. Juni 2013, 16:28:10
Danke wieder was dazu gelernt :)

Was ist der Unterschied zwischen Ausbildungsgeld und Gehalt, dh in welcher Höhe ca? War immer der Meinung man bezieht die vollen Bezüge je nach Dienstgrad.

Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 16:30:28
Ergänzenderweise: Lehrgänge, höherer Notendruck, Zusatzpraktika, etc. um die Credit points hochzutreiben, damit man wenigstens ein bisschen Einfluss auf den weiteren Werdegang hat. Bei Wikipedia ist n Artikel darüber, in dem das einigermaßen zusammengefasst ist. Der Hauptvorteil des SanOA dem zivilen Bewerber gegenüber ist einfach nur der Zugang zum Medizistudium. Klar ist es nice, sich keinen Kopp über die Kohle machen zu müssen während des Studiums, aber es ist nicht so, dass man GAR keine Zeit für nen Nebenjob hat, für die meisten ist das Ganze mit Bafög plus Job wirklich gut zu bewältigen. "Jaja aber nicht jeder kriegt Bafög" - "Richtig, meist weil die Eltern zuviel verdienen. Wenn die Eltern viel verdienen können sie aber oft ihre(n) Schützling(e) finanziell etwas unter die Arme greifen."

Am Ende des Studiums ist der Zivilist frei und kann machen, was er will und wo er will. Den SanOA hat die Bundeswehr - vulgär ausgedrückt - bei den Eiern.

Trimester sind auch insofern ein Nachteil, als dass studieren schon ein bisschen geil ist. Ich denke, die meisten blicken ein bisschen mit Wehmut auf ihr Studentendasein zurück (bei mir gehts auch schon los :) ).
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 08. Juni 2013, 16:31:30
Da das bei mir schon etwas her ist, weiss ich gar nicht mehr genau, was der Hintergrund für dieses Ausbildungsgeld war. Rein finanziell entsprach das aber den Dienstbezügen, die man sonst bekommen hätte.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 08. Juni 2013, 16:32:31
http://de.wikipedia.org/wiki/Sanit%C3%A4tsoffizieranw%C3%A4rter
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: Seb090 am 09. Juni 2013, 22:51:18
Bitte das Credit-Point System mal nicht überbewerten. Wird irgendwo an hinterer Stelle angewendet, weil es genügend Reformstudiengänge gibt, die mittlerweile gar nicht mehr mit dem Credit-Point System einhergehen. Gibt wohl interessantere Kriterien=)

Welche Lehrgänge? Die 4 Wochen Offz-Lehrg.? Jetzt nicht gerade die große Nummer den noch unterzubekommen.

Und wie die Bundeswehr die SanOAs bei den Eiern hat...naja. So wie ich das von den gerade fertigen Kameraden mitbekommen habe hat jeder von denen, die ich kenne, WunschFA + WunschORT bekommen! Also - bei den Eiern nenn ich anders.

Bitte mal nicht immer alles überbewerten =)

LG
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 09. Juni 2013, 23:35:44
Zitat von: Dhiryan am 09. Juni 2013, 22:51:18
So wie ich das von den gerade fertigen Kameraden mitbekommen habe hat jeder von denen, die ich kenne, WunschFA + WunschORT bekommen! Also - bei den Eiern nenn ich anders.

Das war sicherlich etwas überspitzt formuliert. Falt IST jedoch, dass nicht jeder WunschFA/ORT bekommen. Z.B. kamen in Berlin 5 Studenten auf eine Chirurgie-Stelle, eine weitere "muss" um ihre Wunsch-FA zu bekommen, nach Ulm.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: christoph1972 am 10. Juni 2013, 08:32:06
Ein Bewegungslegastheniker eignet sich auch nicht für chirurgische Fachrichtungen, da dort ein hoher Grad an feinmotorischer Geschicklichkeit gefragt ist. In der Fachrichtung Orthopädie und Unfallchirurgie auch die "rohe" Kraft, wer mal Endoprothesenteile einstielen mußte, weiß wieviel Kraft und wieviel Feinmotorik zugleich dafür notwendig ist.

Insofern bezweifel ich die Aussage, "jeder" bekommt bekommt die gewünscht Fortbildung zum "wunschFA". Die Ausbildung orientiert sich immer noch am Bedarf und an den Fortbildungsmöglichkeiten und an Eignung, Leistung und Befähigung, gerade und auch bei Ärzten ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 10. Juni 2013, 11:42:03
In Sachen Eignung und Befähigung können das die Studenten meist auch selber ganz gut einschätzen, was ihnen mehr oder weniger liegt. Dafür gibt es im Studium genug Möglichkeiten, das herauszufinden. Da die Fachrichtungen, für die man so gar kein Händchen hat, einem aus ebendiesem Grunde auch nicht viel Freude bereiten, ist die Gefahr recht gering, dass man da unbedingt anfangen will.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: Seb090 am 10. Juni 2013, 11:47:19
Normalerweise ist es ja so, das die sehr "erfolgreichen" Studenten Wunsch FA+Ort bekommen, der Rest eben nur FA und naja, dann muss man eben nach Ulm :P (auch wenn es da mMn auch sehr schön ist ;) ) Aber das mit der Flexibilität wussten wir ja alle vorher.

Ich wollte nur mal auf die etwas übertriebene Formulierung reagieren - so kann man das ja nicht stehen lassen :)
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: BSG1966 am 10. Juni 2013, 12:19:05
Klar mag es das schön sein, aber wie erwähnt, Flexibilität und BUNDESwehr - aber ist doch normal, dass, wenn man sich in Berlin sauwohl fühlt, man da ungern weggeht. Ist jetzt in dem Falle auch kein Drama von epischem Ausmaß.

Unterm Strich bleibt halt, dass, wenn man seine persönlichen Ziele in der Bundeswehr sicher verwirklichen will, man eben gute bis sehr gute Leistungen braucht. Im zivilen ist der Notendruck weniger groß.
Titel: Antw:Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 10. Juni 2013, 16:14:52
Es gibt für die Vergabe der Stellen für die erste klinische Phase ein Punktesystem. Die aktuelle Berechnung kenn ich nicht, aber es fließen Noten des Studiums, Zusatzsemester und auch Zusatzleistungen ein.
Daraus ergibt sich eine Eignungsreihenfolge. Wer weiter oben steht, hat naturgemäß eine größere Auswahl.

Im Rahmen dieses Personalgesprächs gibt man Wunschklinik und Wunschfach an. Des weiteren gibt man an, ob der Schwerpunkt der Ort oder das Fach sein soll.

Bewirbt man sich für ein "großes" Fach an einem großen BWK bestehen natürlich gute Chancen, auch wenn man weiter hinten auf der Liste steht.
Wenn man der zweitbeste ist, es aber nur eine Stelle gibt, die aber der Kamerad haben möchte, der an erster Stelle steht, dann hat man Pech gehabt.