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Fragen und Antworten => Übung und Einsatz => Thema gestartet von: Sue0311 am 25. August 2013, 22:01:55

Titel: Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Sue0311 am 25. August 2013, 22:01:55
Hallo, ich hab zwei Fragen die mich brennend interessieren
.
bei meinem beitrag orientiere ich mich an den Aussagen aus dem Buch "vier Tage im November"

Erstens:

laut Buch schien es 2010 so gewesen zu sein, dass bei einem bewaffneten Konflikt die Evakuierungsmöglichkeiten aus Afgh raus total miserabel waren, besser gesagt für die damals knapp über 21000 Soldatinnen und Soldaten beinahe unmöglich.
damals war die Variante der Überlandwege nach Bagram -wo ein weiterer Flughafen ist-unrealistisch, genauso wie eine gemeinsame Evakuierungsoperation mit den Amerikanern, ebenso unrealistisch der Flughafen KIA selbst

Wie ist das heute?
Man agiert jawohl nicht in einem fremden Land, ohne zu Wissen wie man sicher wieder rauskommt?

Zweitens:

Bei jenen die "draußen" agieren, fernab vom geschützen lager, wie sieht deren Möglichkeit zb bei Verletzung aus, schnellstmöglich zurück nach Kabul oder Mes gehollt zu werden?

Auch hier bezieh ich mich nochmal auf die eben benannte Literatur : Über Funk stets mit dem Lager verbunden die dann sofort Hubschrauber zum Transport schicken: laut theorie. aber in der praxis scheinen laut AutorenAussagen die Flug/langemöglichkeiten unseren dt Hubschrauber im Outback nicht zwingend da zu sein

Wie also rettet man unsere draußies ?
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: BSG1966 am 25. August 2013, 22:51:17
1. Im Outback is echt schlecht - gibt halt echt sauwenig deutsche Hubschrauber in Australien.
2. Weiß jeder, der die Tagespresse aufmerksam verfolgt, dass da in AFG auch andere Nationen stationiert sind. Sprich, wenn's brennt, kann auch ein Blackhawk aushelfen. Und tut es auch.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: BSG1966 am 25. August 2013, 22:52:00
Im Übrigen haben die Amis auch per Apache hier und da schon "Amtshilfe" geleistet.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Sue0311 am 25. August 2013, 22:58:57
zu eins : lol danke, australien war nicht gemeint :o muss ich mich wohl für die unpräzie wortwahl entschuldigen
zu zwei : nochmals danke aktuelle medien habe ich verfolgt und war eben dennoch nicht im klaren ob denn diese Hilfsmaßnahmen anderer Nationen ausreicht...

( im übringen es mag an fehlender Gestik und Mimil liegen aber deine beiträge klangen nicht gerade freundlich, da muss man sich ja schon fragen ob man was falsch gemacht hat etwas gefragt zu haben  :( ) 
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: christoph1972 am 26. August 2013, 07:34:40
Die Luftrettung ist inzwischen durch den Einsatz der NH 90 soweit wie möglich optimiert. Im Medevac-Heli fliegt ein Arzt mit, so dass auch ärztliche Maßnahmen eingeleitet werden können. Nachdem im Feldlazarett die Stabilisation stattgefunden hat und eine Behandlung notwendig ist, die die Möglichkeiten vor Ort übersteigt, wird der Soldat/die Soldatin ausgeflogen.

Wenn eine Luftevakuierung nicht möglich ist, wird der Verwundete/die Verwundete auf dem Landweg durch den BAT zum nächstmöglichen Übergabepunkt transportiert. Es läuft eben wie "zu hause", nur sind die Transportmittel martialischer und das Personal auf andere Verletzungsbilder spezialisiert.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: MMG am 26. August 2013, 07:49:06
Ich denke, mit Evakuierungsmöglichkeiten meint die TO die Last Exit Saigon Maßnahme, falls die ganze ANA umschwenken sollte.
Eigentlich mochte wir über eine solche Maßnahme im damaligen PRT Feyzabad erst gar nicht nachdenken.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: christoph1972 am 26. August 2013, 08:04:13
Zitat von: MMG am 26. August 2013, 07:49:06
Ich denke, mit Evakuierungsmöglichkeiten meint die TO die Last Exit Saigon Maßnahme, falls die ganze ANA umschwenken sollte.
Eigentlich mochte wir über eine solche Maßnahme im damaligen PRT Feyzabad erst gar nicht nachdenken.

Das ist wohl eine Frage, die sich so nicht stellen wird. Da in AFG soviel unterschiedliche politische Strömungen mehr oder minder viel Einfluss haben, wird eine überraschende Evakuierung wohl nicht notwendig werden.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Lestrade am 26. August 2013, 11:38:21
Zitat von: christoph1972 am 26. August 2013, 07:34:40
Wenn eine Luftevakuierung nicht möglich ist, wird der Verwundete/die Verwundete auf dem Landweg durch den BAT zum nächstmöglichen Übergabepunkt transportiert. Es läuft eben wie "zu hause", nur sind die Transportmittel martialischer und das Personal auf andere Verletzungsbilder spezialisiert.

Wie zu Hause? = Wie in Deutschland?

Also wenn ich an die Berichterstattung über die Mai-Kämpfe 2010 denke, wo ein Soldat schon zu Beginn des Gefechtes verwundet wurde und erst einmal 2 Stunden im Feld ausharren musste, ehe er ins Lazarrett gebracht wurde, grault es einem doch.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: KlausP am 26. August 2013, 11:46:25
Sowas kann im Gefecht durchaus passieren, dass aus der Lage heraus keine über die Erstversorgung durch Kameraden hinausgehende medizinische Hilfe möglich ist. Mit diesem Gedanken muss man sich als Soldat aber auch auseinandersetzen, sei es, dass es einen selber trifft oder den Kameraden neben sich.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: christoph1972 am 26. August 2013, 12:26:31
Zitat von: Marschel am 26. August 2013, 11:38:21
Zitat von: christoph1972 am 26. August 2013, 07:34:40
Wenn eine Luftevakuierung nicht möglich ist, wird der Verwundete/die Verwundete auf dem Landweg durch den BAT zum nächstmöglichen Übergabepunkt transportiert. Es läuft eben wie "zu hause", nur sind die Transportmittel martialischer und das Personal auf andere Verletzungsbilder spezialisiert.

Wie zu Hause? = Wie in Deutschland?

Also wenn ich an die Berichterstattung über die Mai-Kämpfe 2010 denke, wo ein Soldat schon zu Beginn des Gefechtes verwundet wurde und erst einmal 2 Stunden im Feld ausharren musste, ehe er ins Lazarrett gebracht wurde, grault es einem doch.

@Marschel Bei einem Massenanfall von Verletzten (MAVV) findet [auch] in Deutschland eine Sichtung (Triage) statt. Zuerst werden die Schwerst- und Schwerverletzten stabilisiert und abtransportiert. Patienten die nicht unverzüglich ärztlicher Hilfe bedürfen, werden erst einmal "geparkt" und vor Ort betreut.

Ein Medivac-Helikopter braucht eben auch bestimmte Wetter- und Landebedingungen. Bei unzugänglichen Gelände und/oder zwingenden Liegendtransport kannst Du auch nicht hochwinschen. Da heißt es eben durchhalten und das Beste hoffen. Das gibt es auch im Zivilbereich.

Ziel der medizinischen Versorgung ist es immer erst einmal, Patient und dessen Vitalfunktion zu stabilisieren und Blutungen etc. zu stoppen und dann schnellstmöglich abzutransportieren.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: ulli76 am 26. August 2013, 13:18:03
Aaalso -das ist ja quasi mein Fachgebiet.


Wenn einePatrouille oder ein Konvoi raus fährt,wird vorher immer der Airmedevac-Status geklärt. Bei rotem Status fährt man normalerweise nicht raus-das ist aber seit ich im Einsatz bin nicht vor gekommen.
Zusätzlich haben Patrouillen einen BAT und/oder SanTrupp dabei,der Patienten vor Ort versorgen kann.
Bei einer Erkrankung,verletzung oder Verwendung wird im Rahmen des 9-Liners eine Dringlichkeitskategorie festgelegt. Es kann auch entschieden werden,dass der Patient nicht fliegt,sondern gefahren wird( auch das haben wir hier schon gemacht).
Nach Möglichkeit wird der Patient an eine HLS außerhalb des laufenden Gefechte gebracht. Aber manchmal geht das halt nicht. Dann muss entschieden werden,ob der Heli trotzdem landen kann oder nicht.
Ziel ist es Kat -A-Patienten innerhalb einer Stunde beim Chirurgen zu haben.

Der Patient wird dann zur nächsten geeigneten Einrichtung geflogen oder gefahren. Später kann man immernoch entscheiden,ob eine Verlegung erforderlich ist.

Je nach Verletzung kann ein Patient auch z.B. direkt von Kunduz nach MeS und nicht erst ins RZ KDZ  geflogen werden.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: ulli76 am 26. August 2013, 13:22:59
Die andere Frage ist ein eher theoretisches Konstrukt . Es ist unwahrscheinlich,dass sich die Sicherheitslage im ganzen Land so plötzlich dermassen verschlechtert, dass wir alle deutschen Soldaten auf einmal raus bringen müssen.
Größere Konvois stellen natürlich eine Gefährdung dar,aber die haben auch adäquate Sicherungskräfte dabei.
Außerdem versucht man schon im Vorfeld die Verbindungsstrstraßen frei zu halten.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: F_K am 26. August 2013, 14:01:36
.. zur Therie:

Man wuerde Stutzpunkte als solche VERTEIDIGEN, ggf. mit CAS der US Kraefte, und dann halt kaempfend ausweichen / verlegen - ueber Wochen.

Natuerlich waere mit entsprechenden Verlusten zu rechnen - in grosser Anzahl auf der OpFor Seite.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: ulli76 am 26. August 2013, 14:38:04
Man muss auch betrachten, mit welcher Zahl und welcher Art von Feind wir zu tun haben. So einfach kommen die gegen Kräfte mit unserer Stärke, Ausrüstung und Unterstützungsmöglichkeiten nicht an.
Und bei einem Angriff mit ernsthafter Gefährdung eigener Kräfte oder gar einem größeren Angriff auf ein Lager wird man eher die Entscheidung zur Luftunterstützung treffen als in den aktuellen Lagen.

Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Sue0311 am 26. August 2013, 17:24:48
danke sehr
wahrlich danke sehr für Eure Antworten. endlich mal Auskünfte die etwas Einblick ins Geschehniss bringen.

( ihr ahnt gar nicht wie viel Information - und selbst wenn es nur "ich erkläre es mal auf zivil" für einige bedeutet, die hier zuHause sitzten und warten)

LG Sue
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: StOPfr am 26. August 2013, 17:57:39
Zitat von: ulli76 am 26. August 2013, 14:38:04
Man muss auch betrachten, mit welcher Zahl und welcher Art von Feind wir zu tun haben. So einfach kommen die gegen Kräfte mit unserer Stärke, Ausrüstung und Unterstützungsmöglichkeiten nicht an.
Und bei einem Angriff mit ernsthafter Gefährdung eigener Kräfte oder gar einem größeren Angriff auf ein Lager wird man eher die Entscheidung zur Luftunterstützung treffen als in den aktuellen Lagen.

Allein schon wegen der Luftunterstützung wird es besser funktionieren als beim denkwürdigen Rückzug Napoleons aus Russland. Der Feind kennt sich allerdings im eigenen Land bestens aus und kann erhebliche Schwierigkeiten machen. Immerhin ist der Rückzug ist eine logistische Herausforderung, wie sie die Bundeswehr noch nie zu bewältigen hatte. Vermutlich wird es auch auf Organisationstalent und Improvisation ankommen. Die Vorschriftenstelle wird vermutlich perfekt funktionieren.
Alles hängt natürlich auch vom Abzugsverhalten der Amerikaner ab. Ergreifen diese "die Flucht" - soll heißen, ziehen Sie so überstürzt ab wie es vor einigen Monaten diskutiert wurde - wird das zu großen Problemen führen.
Ich wünsche unseren Kameraden vor Ort weiterhin die größtmögliche Portion Soldatenglück und hoffe, dass alle gesund zurückkommen. Alle!
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Tommie am 26. August 2013, 18:52:38
Zitat von: ulli76 am 26. August 2013, 14:38:04... oder gar einem größeren Angriff auf ein Lager ...

Menschenskinder, da drauf warten wir doch schon über 10 Jahre ;D ! Wir treffen uns in der Ebene, in der das Camp Marmal steht, auf der großen freien Fläche, auf der einen Seite wir, auf der anderen die Knispels :D ! Und dann regeln wir das wie erwachsene Männer und das Taliban-Problem wäre ein für alle Mal gelöst ;D ! Get in the Ring, Motherf...ers!

Aber meine Lösung wäre wesentlich diplomatischer ;) : Wasserball ;D ! Die Taliban bekommen grüne Badekäppchen, weil das ja die Farbe des Propheten ist, und die Krokodile bekommen rote ... :D :D :D !
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Opa_Hagen am 01. September 2013, 10:53:18
Zitat von: BSG1966 am 25. August 2013, 22:52:00
Im Übrigen haben die Amis auch per Apache hier und da schon "Amtshilfe" geleistet.

Naja, waren eher Blackhawks, die uns ausgeholfen haben. Aber jetzt haben wir ja selber NH90 in AFG, und sei Dir sicher: es wird NIEMAND zurückgelassen, ich denke mal, unser Aufwand, um einen verletzten Kameraden rauszuholen, ist beispielhaft.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Tommie am 01. September 2013, 11:42:51
Die Amerikaner haben in Afghanistan sowohl Bell AH1 (Cobra), als auch Sikorsky UH-60 (Black Hawk), Boeing-Vertol CH-47 (Chinook), und natürlich auch Hughes AH-64 (Apache) stationiert! Und "aushelfen" tun sie dann mit dem adäquaten Mittel ;) !

Beispiele: 1. Truppentransport mittels Chinooks 2. Forward AirMedEvac mit Black Hawks 3. Close Air Support mit Apaches oder Cobras ...
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: ulli76 am 01. September 2013, 12:34:27
Ich sag mal so: Lufthoheit ist was richtig Feines und es ist einiges an Bewegung in der Luft.
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Tommie am 01. September 2013, 12:47:11
Und die einzige Möglichkeit zum fliegen ist für die Taliban dann, wenn sie den Sprengstoff-Gürtel nach einem lauten "Allah-hu akbar!" gezündet haben und in Bröckele durch die Luft geschleudert werden, während ihnen jemand erklärt, dass die 72 Jungfrauen leider alle männlichen Geschlechts sind ;D !
Titel: Antw:Evakuierungsmöglichkeiten aus AFGH
Beitrag von: Lestrade am 02. September 2013, 12:11:55
Zitat von: Tommie am 01. September 2013, 12:47:11
Und die einzige Möglichkeit zum fliegen ist für die Taliban dann, wenn sie den Sprengstoff-Gürtel nach einem lauten "Allah-hu akbar!" gezündet haben und in Bröckele durch die Luft geschleudert werden, während ihnen jemand erklärt, dass die 72 Jungfrauen leider alle männlichen Geschlechts sind ;D !

"herrlich" ;D