Bundeswehrforum.de

Fragen und Antworten => Allgemein => Thema gestartet von: Gast85 am 31. März 2014, 20:17:57

Titel: Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 31. März 2014, 20:17:57
Hallo,

ich (weiblich, 29 Jahre) überlege ernsthaft, ob ich mich nach dem abgeschlossenen Medizinstudium bei der Bundeswehr bewerben soll.

Nun die Frage an die Spezialisten unter euch: Könnt ihr mir Vor- und auch Nachteile nennen, um mir bei der Entscheidung zu helfen?

Grüße Hanna
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 31. März 2014, 20:24:50
Gegenfrage: Warum und mit welchem Ziel willst du zur Bundeswehr?
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: FrankP am 31. März 2014, 20:25:43
Arrrghhhh... bist mir knapp zuvor gekommen.  ;D
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 31. März 2014, 20:40:57
Die Bundeswehr soll ein sicherer und interessanter Arbeitgeber sein. Ich bin ein Gemeinschaftstyp und habe auch keine Probleme damit zeitweise ins Ausland zu gehen.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Ralf am 31. März 2014, 20:44:33
Achso, ich dachte du wolltest Offizier werden.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: wolverine am 31. März 2014, 20:45:41
Ich wollte damals Soldat werden.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 31. März 2014, 20:46:34
Ach ja, mit welchem Ziel: Natürlich will ich als Ärztin arbeiten (bin z.Zt. im 9. Semester). Ich möchte aber noch weitere Aufgaben (Offizier)  und eine klare Struktur.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: KlausP am 31. März 2014, 20:49:54
Dann kennen Sie ja sicherlich die offizielle Webseite des Sanitätsdienstes der Bundeswehr? Und selbstverständlich die Seite www.bundeswehr-kariiere.de?
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 31. März 2014, 20:59:16
Die Internetseiten sind mir bekannt, danke trotzdem. Auch über die angebotenen medizinischen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten habe ich mich bereits informiert. Deswegen bin ich so interessiert.

Mir geht es nun darum, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich mit fast 31 Jahren sich zu verpflichten. Ich müsste ja erst einmal den Grundlehrgang machen. Hat man irgendwelche Nachteile, wenn man sich "so spät" dazu entscheidet zur Bundeswehr zu gehen? 
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 31. März 2014, 21:29:02
Bei den Ärzten entscheiden sich einige für den Einstieg nach dem Studium. Die Grundausbildung machen die aber nicht, sondern einen Seiteneinsteigerlehrgang in München an der SanAk.
Die Frage ist, warum du Soldat werden willst, bzw. warum es die Bundeswehr als Arbeitgeber werden soll.
Welche Fachrichtung soll es überhaupt werden?
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 31. März 2014, 21:42:02
Zum einen sind die Arbeitsbedingungen, Fort- und Weiterbildung interessant für mich. Mich reizt der Teamgeist und die klare Struktur in der Bundeswehr (insofern ich es als Zivilist einschätzen kann). Ich möchte mich nicht nur aus ärztlicher Sicht um Menschen kümmern, sondern auch meinem Land dienen und mich Herausforderungen stellen.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 31. März 2014, 21:45:58
Was lernt man denn bei dem Seiteneinsteigerlehrgang? Wie liefe es denn ab, wenn ich eine Zusage bekäme?

Ich würde gerne Allgemeinmedizin machen. Da ich vor meinem Studium die Ausbildung zur Rettungsassistentin absolviert habe, möchte ich natürlich auch den Notarztschein machen.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 01. April 2014, 12:59:52
Ich stelle die Frage mal anders:

Was hat euch/ Sie dazu bewogen, sich zu verpflichten? Welche Erwartungen und Vorstellungen hattet ihr/ hatten Sie vorher? Sind die Erwartungen, die ihr/ Sie vorher hatten, erfüllt worden?

Welche Aufgaben kämen außerhalb der medizinischen Versorgung auf mich zu?

Das Ziel meiner Fragen ist, ein genaues Bild zu bekommen. Ich möchte gerne wissen, worauf ich mich einlassen und ob es "das Richige" für mich ist.

Danke für die bisherigen Antworten.

Grüße, Hanna
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: miguhamburg1 am 01. April 2014, 14:52:41
Zunächst einmal sollten Sie sich grundsätzlich die Frage stellen, ob Sie als Ärztin Zivilbedienstete oder Soldatin werden möchten. Im erstgenannten Fall würden Sie Medizinalbeamtin und Musterungsärztin in einem der Karrierecenter oder dem ACFüKrBw, an dem Offizierbewerber geprüft werden.

Wollen Sie Soldatin werden wollen, sollte Ihnen klar sein, dass Sie Offizier werden wollen und dafür die Eignung benötigen. Als Offizier sind Sie dann Ärztin und behandeln Soldaten: Im Rahmen Ihrer Facharzt-Ausbildung an einem Bundeswehrkrankenhaus und in Praxisphasen in allgemeinmedizi ischen Praxen, als Truppenarzt und in Einsätzen im gesamten Aufgabenspektrum. Über die Suchfunktion dieses Forums erhalten Sie zahlreiche Berichte und Beiträge hierzu.

Der Einweisungslehrgang soll Ihnen im Schnelldurchgang erlauben, sich als Offizier in Uniform im militärischen Umfeld einigermaßen sicher zu bewegen. Weitere Lehrgänge Werden dann Folgen.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Bumblebee am 01. April 2014, 16:13:31
Allgemeinmedizin und Notarzt halte ich für ungünstig.
"Die ganze Zeit" nur Grippen diagnostizieren und dann aber alles Schaltjahr mal unter ungünstigsten Bedingungen in letzten Loch Tubus schieben? Würde ich nicht wollen (weder als Doc noch als Patient).
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Firli am 01. April 2014, 16:24:34
Na und? Auch Chirurgen werden als NA eingesetzt und stehen plötzlich vor internistischen,neurologischen,gynäkologischen,etc. Einsätzen. Die Fachrichtung hat da kaum eine Relevanz und keine Aussagekraft über die Befähigung als NA.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Bumblebee am 01. April 2014, 16:33:20
Das sehe ich anders.
Ein Anästhesist der in der Klinik wöchentlich Narkosen einleitet und intubiert hat diese Maßnahmen (weil Routine) auch im Notarztdienst besser drauf als ein anderer.

Auch als Chirurg hat man (je nach Abteilung) einfach einen Alltag, der mehr mit Notfällen zu tun hat als ein Allgemeinmediziner und entsprechend mehr Routine.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Firli am 01. April 2014, 16:46:17
Mehr Erfahrung mit chirurgischen Notfällen - stimme ich durchaus zu. Das ein Anästhesist diese Maßnahmen besser beherrscht steht ganz außer Frage. Allerdings kann ein Allgemeinmediziner als NA genau so gut oder schlecht sein da man sich als NA ja nicht aussuchen kann zu was für einem Einsatz man kommt. So kann der Anästhesist gerade bei einem kardiologischen Patienten stecken während am anderen Ende der Stadt ein Allgemeinmediziner gerade die Reanimation hat. Und ich behaupte einfach mal das die meisten NA's das auf die Kette bekommen. Unabhängig vom Fachgebiet ihres Alltagsgeschäftes. Was anderes ist mir bisher auch nicht untergekommen.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Bumblebee am 01. April 2014, 16:54:14
Grundsätzlich haben wir da eine ähnliche Meinung. Mir geht es auch nicht um das RD-Alltagsgeschäft, sondern um spezielle Einzelfälle.

Zur Verdeutlichung zwei Beispiele:
1) Chirurg-NA steht beim Kardio-Patienten aufm Schlauch: Kein Weltuntergang, Schema abarbeiten und Load and go.
2) Internist-NA kommt zum Verkehrsunfall mit eingeklemmtem Polytrauma. Da gibts zwar auch ein Schema als Orientierung, aber hier wäre ich über jede Minute Intensiverfahrung glücklich.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Firli am 01. April 2014, 17:06:37
Grundsätzlich ja aber zu Beispiel 2:

Auch der Internist NA muss das Handwerk beherrschen und mit dem Material was ihm an der Einsatzstelle zur Verfügung steht bestmögliche Hilfe leisten können. Sonst darf der gar nicht als NA arbeiten. Da würde selbst der Chirurg oder Anästhesist nur bedingt mit dem Fachwissen punkten können. Denn auch die können nur mit dem Material arbeiten welches auch dem Internisten zur Verfügung steht. Wenn das Material nicht mehr her gibt bringen auch 25 Jahre im OP so gut wie nichts.

Ich stimme dir zu das es von Vorteil ist wenn der NA einen Einsatz bekommt der seinem Fachgebiet entspricht.Zumindest dann wenn das Fachwissen nicht durch das Material "geblockt" wird.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 01. April 2014, 18:35:18
Vielen Dank miguhamburg1 für die hilfreiche Antwort!

Nach nun insgesamt 11 Jahren Rettungsdiensterfahrung und über 4 Jahren Medizinstudium bin ich mir darüber im Klaren, dass ein Notarzt, der aus der Allgemeinmedizin kommt, nicht so super toll und sicher intubieren kann wie ein Facharzt für Anästhesie. Aber sind wir doch mal ehrlich: ALLES wird KEIN Arzt perfekt können! Es kommt auf zwei Dinge an:

1. Jeder Arzt kann sich immer fortbilden und dazu lernen! Wenn ich unsicher bin und schon lange nicht mehr intubiert habe, dann ist es sinnvoll ein Training zur Auffrischung zu machen! Natürlich würde ich es nicht einsehen, nur ALLE SCHALTJAHRE mal als NA eingesetzt zu werden!

2. Man steht als Arzt nie alleine da! Das Team ist es, das die Arbeit leistet und nicht der Arzt alleine!

Trotzdem muss man sich immer vor Augen halten, dass ein Allgemeinmediziner eine chirurgische und internistische Ausbildung hat! Das bedeutet: Das Grundverständnis für beides sollte vorhanden sein!

Ich zum Beispiel bin gewillt, mich fortzubilden! Außerdem arbeite ich nebenbei in der Anästhesie. Aber Anästhesie alleine als Fach ist mir zu langweilig! Die Allgemeinmedizin zusammen mit der Rettungsmedizin ist für mich die optimale Kombination.

Wenn ich das dann noch mit einer Offizierslaufbahn in Verbindung bringen könnte und Herausforderungen z.B. durch Auslandseinsätze hätte, wäre es perfekt!

Blumbees Meinung ist eine Verallgemeinerung, der ich im Prinzip zustimme, da ich schon oft genug mit Chirurgen zusammen Dienst hatte :-) Sie muss im Einzelfall aber nicht unbedingt zutreffen.

Eine weitere Frage: Kann man SPÄTER eigentlich in den zivilbediensteten Bereich umschwenken?!

Danke für die Antworten 

Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 01. April 2014, 18:44:31
Solange du Soldat bist, schwenkst du nicht in den zivilen Bereich.
Ob wir Anfänger frisch von der Uni für die Fachrichtung Allgemeinmedizin einstellen weiss ich nicht.

Notarzt wirst du höchstens privat als Nebenjob oder im Rahmen der Inübungshaltung fahren (der Erwerb der Zusatzbezeichnung ist aber normalerweise wegen den Einsätzen mit drin).
Mit den Einsätzen ist das auch so eine Sache: Zur Zeit werden fast alle BAT-Ärzte über den BAT-Pool gestellt und da gehören Allgemeinmediziner nicht rein. Was und wie viel man da zu tun hat ist immer unterschiedlich: Vom BAT-Arzt, dessen Zug regelmäßig angesprengt oder angeschossen wird und der irgendwann keine Lust mehr auf Verwundete hat über den BAT-Arzt, der 4-6 Monate hinten im Panzer schläft, weil zum Glück nichts passiert bis zum Truppenarzt, der seine normalen Patienten hat, bis zum Anästhesisten oder Chirurgen, der jeden Tag Patienten unterschiedlichster Art hat.

Und natürlich können auch Allgemeinmediziner Notarztfahren. Mache ich auch. Allerdings sollte man sich dann was Intubationen angeht in Übung halten. Präklinische Intubationen und Narkoseeinleitungen sind allerdings auch nicht unbedingt das Tagesgeschäft des Notarztes, sondern das internistisch-neurologisch-psychiatrische Sammelsurium.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 01. April 2014, 19:13:35
Danke Ulli76 für die Antwort!

Die Bundeswehr wirbt damit, dass sie Ärzte für eine Weiterbildung, also Facharztausbildung, einstellen. In der Tat wäre es interessant zu wissen, ob man für die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin direkt nach der Uni eingestellt wird. Das kann ich aus den Anzeigen leider nicht herauslesen.

Das Tagesgeschäft des Notarztes ist mir bekannt :-) Und dass Intubationen (zum Glück) nicht zur Tagesordnung zählen auch.

@Ulli76: Ich würde zu gerne mal aus erster Hand erfahren, wie es als Arzt bei der Bundeswehr ist. Sie sind ja auch Allgemeinmediziner! Sind Sie im zivilen Bereich tätig?
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 01. April 2014, 19:42:56
Ne- ich bin ganz normal Truppenarzt.
Naja- wie es als Arzt bei der Bundeswehr ist- ist völlig unterschiedlich und hängt von den eigenen Vorstellungen ab.
Als Truppenarzt hat man halt seine 40-80 mehr oder weniger kranken Patienten am Tag plus den Papierkram. Die Kunst ist die richtig Kranken zu finden.
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Gast85 am 01. April 2014, 21:53:44
Haben Sie die Facharztausbildung bei der Bundeswehr absolviert?

In diesem offiziellen Forum kann man ja leider schlecht fragen, ob Sie sich noch einmal für die Verpflichtung bei der Bundeswehr entscheiden würden. :-)
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Flexscan am 01. April 2014, 21:56:08
Wir sind ein privates Forum und kein offizielles der Bundeswehr auch wenn wir in einigen Bewerberzentren auf deren Rechner laufen ;)
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: Ralf am 01. April 2014, 21:56:56
Doch das kann man. Es ist ein privates Forum und selbst wenn nicht...warum sollte es "offiziell" verboten sein, seine Meinung -innerhalb bestimmter Grenzen- zu sagen?
Titel: Antw:Bundeswehr NACH dem Medizinstudium
Beitrag von: ulli76 am 01. April 2014, 22:01:17
Ja, ich hab meine Facharztausbildung in der Bundeswehr gemacht. Hab damals aber auch als SanOA angefangen.

Ob ich es nochmal machen würde? Die Frage schwer zu beantworten. Der Beruf des Soldaten hat mir einige Erfahrungen gebracht, die sich sonst nicht hätte machen können.
Aber lies ruhig mal den Bericht des Wehrbeauftragten von vor ein paar Jahren- der ist recht bekannt. Schwerpunkt war damals der Zustand des Sanitätsdienstes und das hat sich nicht wirklich gebessert.