Liebe Kameraden,
seit mein Freund im vergangenem Jahr aus AFG zurückgekehrt ist, weißt er folgende mir unerklärliche Symptome auf:
- er ist sehr schnell gereizt und schreit mich an und ist auf 180 (er sagt immer, dass ich ihn zur Weißglut bringe. Vor seinem Auslandseinsatz war das aber auch nicht so! Ich sei daran schuld. Aber auch vor dem Einsatz hatten wir Meinungsverschiedenheiten und Streit. Da ist er nicht so dermaßen an die Decke gegangen.)
- Sein ganzes Einsatzgeld (4,5 Monate war er im ISAF-Einsatz. Also ist schon ein Batzen Geld!) ist seit ca. 2 Monate nach seiner Rückkehr aufgebraucht. Ja, auch ich hab ein paar Kleinigkeiten von ihm bekommen. Ich habe das aber nie von ihm verlangt und es waren wirklich keine immens teuren Gegenstände. Davon u. a. Autoversicherung und sonst fast nur Elektroartikel. Ich weiß nicht was ich tun soll. Er kann einfach nicht mit Geld umgehen und wie eine gemeinsame Zukunft aussieht, weiß ich nicht. Wir wohnen noch nicht zusammen, sind aber schon seit 2 Jahren ein Paar.
Die Gereiztheit kann ein Anzeichen von PTBS sein. Aber es ist ja nur eins von vielen PTBS-Anzeichen. Und als ich mit ihm darüber sprechen wollte, wehrte er es natürlich sofort ab.
Vielleicht könnt ihr mir helfen oder einsatzerfahrene Kameraden haben dafür eine Erklärung?!
Vielen Dank.
Er ist seit 8 Monaten aus dem Einsatz zurück und war hauptsächlich im Lager. Nur kurze Fahrten außerhalb des Camps. War aber niemals Gefechten ausgesetzt. Da bin ich mir ganz sicher. Während des Einsatzes haben wir auch täglich mind. 1mal, oftmals auch mehrfach telefoniert und auch über Whats app Kontakt gehabt.
Ich würde es für schwierig halten, eine Zukunft mit einer Person zu planen, die innerhalb kürzester Zeit hohe Geldbeträge für "Elektronikkram" zum Fenster raus wirft.
.. ist aber Deine Entscheidung.
Na ja, ob das mit dem Einkauf von Elektronik das eigentliche Problem ist, wage ich gelinde gesagt zu bezweifeln ;) !
Natürlich verändert einen der Einsatz, da spreche ich aus Erfahrung, denn ich habe mehrere Einsätze mitgemacht! Aber die Anzeichen, die Sie bei Ihrem Freund feststellen, sprechen doch eher dafür, dass er sich da eine psychische Störung zugezogen hat, mit allen ihren Ausprägungen. Das Problem liegt meist darin, dass die betroffene Person diese Störung nicht als solche wahrhaben möchte und sich dem entsprechend mit Händen und Füßen dagegen stemmt, sich helfen zu lassen. Hier hilft oft nur die "radikale Methode": "Wenn ich und unsere beziehung Dir noch etwas bedeuten, dann begibst Du Dich jetzt in Behandlung, ansonsten kannst Du deinen Weg von hier an alleine weiter gehen!" Wichtig ist jedoch, es hierbei nicht bei der Androhung bewenden lassen, sondern das Ding auch knallhart durchziehen! Vielleicht merkt er ja dann doch, dass Sie ihm eigentlich nur helfen wollen!
Vielleicht ist aber auch die derzeitige Beziehung das Problem. Auseinandergelebt in den vier Monaten? Vorher gab's auch schon öfter Streit? 2 Jahre Beziehung ist ja fast noch die rosarote Zeit (davon noch 4,5 Monate AE). Vielleicht habt ihr euch jetzt erst richtig kennengelernt und es passt irgendwie nicht?
Das sollen keine bösen Unterstellungen sein oder irgendwelche PTBS Anzeichen herunterspielen. Nur seid ihr ja nunmal nicht das erste Paar, welches sich streitet...
Zitat von: Fine am 26. Juni 2014, 11:01:00
war hauptsächlich im Lager. Nur kurze Fahrten außerhalb des Camps. War aber niemals Gefechten ausgesetzt. Da bin ich mir ganz sicher.
Nur nebenbei erwähnt: PTBS tritt auch bei Soldaten der "rückwärtigen Dienste" auf, die niemals einen Feind zu Gesicht bekommen haben. Hängt nicht mit objektiv vorhandener Gefährdung zusammen, sondern mit subjektiv empfundener Bedrohung oder Hilflosigkeit.
Vielen Dank für eure Hilfe.
Leider ist er jetzt erstmal für 10 Monate auf Lehrgang und wird sich niemals eingestehen, dass er sich verändert hat und eine Behandlung ein Schritt in die richtige Richtung wäre. Ich weiß auch nicht, wie sich eine Behandlung in seiner Aktenlage + G-Akte bemerkbar macht. Er hat seinen BS-Antrag noch laufen und noch kein Ergebnis.
Nicht, dass eine Behandlung negative Auswirkungen auf seine berufliche Zukunft hat?! Und ob diese überhaupt vereinbar ist während eines so langen Lehrgangs???
Außerdem (jetzt mal aus seiner Sicht betrachtet) würde eine Behandlung meine Vermutung ja bestätigen, dass er Hilfe braucht und einen Schaden vom Einsatz davongetragen hat (er wäre also im Unrecht- nicht zu dulden für ihn!). Für ihn würde dies sicherlich Schwäche im Kameradenkreis zeigen und er ist jederzeit ein "Über-Soldat" und tut alles immer zu 100% und würde für seine Dienststelle und die Bundeswehr wirklich alles tun. Wobei ich denke, dass außer Spieß und KpChef und möglicherweise SanBereich niemand von einer Behandlung Wind bekämen bzw. man es irgendwo melden muss.
Er hat ja noch nicht einmal seine Kur wahrgenommen. Angeblich hat er da "keinen Bock" drauf und zu viel zu tun in der Dienststelle. Er ist aber so ein Mensch, der gern mal Ruhe hat, entspannt und seinen Tag wie er möchte planen kann und sowas kann man doch in diesen Kuren, oder?
Jetzt sind die 6 Monate sowieso vorbei und der Antrag zur Kur verfallen. Ich denke eher, er hat sie nicht in Anspruch genommen, weil andere Kameraden aus seinem Btl diese ebenfalls verfallen gelassen haben und er nicht fern von der Dienststelle sein wollte, weil er möglicherweise als "Weichei" abgestempelt wird, der nach ein paar Monaten Einsatz eine Kur braucht.
Hallo Fine,
wenn du Angst um deinen Kameraden hast, red mal mit dem Standortpfarrer. Vielleicht kann der ja am Dienstweg vorbei seine Fühler ausstrecken.