Eigentlich sollte ich mich für diese Frage schämen da ich mich Schießlehrer schimpfe. :-[
Gibt es einen "richtigen" taktischen Ablauf.
In den Bestimmungen wird ja nicht wirklich beschrieben wie dieser im einzelnen durchzuführen ist.
Ich habe jetzt schon 3 verschiedene Abläufe kennengelernt. Es muss doch endlich mal einen einheitlichen taktische Ablauf geben!!!
Ich bilde folgendermaßen aus bei P8:
Zielbeobachtung(Waffe absenken; Zielbereich abschwenken)
Waffe entspannen, entsichern
Blick nach hinten
Waffe ins Ziel richten
Verschieben
erneut Zielbeobachtung(Waffe absenken; Zielbereich abschwenken)
nochmals Waffe entspannen, entsichern
Rundumsicherung (Waffe in Einsatzstellung, links-rechts-hinten blicken mit drehen)
Was meint Ihr dazu?
In meiner Einheit wird von anderen Ausbildern gelernt, dass das Verschieben im Stressgriff gemacht wird. Das sind mir fast die Augen rausgefallen, als ich das gesehen habe.
Ich sage mal vorsichtig: Hä?
Fangen wir mal mit einer Definition an: Ziel = zu bekämpfender Feind, immer vorrangig.
D. h. - ich habe ein Ziel, also wird dieses bekämpft - die P8 ist (nach dem ersten Schuss) geladen, entsichert und gespannt, es wird geschossen, bis das Ziel bekämpft ist.
Deswegen wird die Waffe auch nicht "abgesenkt", sondern nach bekämpfen des Zieles vielleicht 5 Grad runtergeschwenkt, damit das Zielgebiet besser beobachtet und dann bekämpft werden kann.
Wenn ich dann keine weiteren Ziele sehe / bekämpfen kann, wird die P8 auf 45 Grad runtergenommen und dabei entspannt, entsichert.
Dann erfolgt ein Blick nach Rechts und Links, um zu schauen, ob meine Kameraden Hilfe benötigen (stehen die auch noch? Liegt einer am Boden?) - wenn ich vorher nichts im Rücken gehabt habe, schaue ich nicht nach hinten (und drehe schon garnicht).
"Rundumsicherung" ist kein Begriff für einen Einzelschützen.
.. und dann wird der Auftrag weiter fortgesetzt, bzw. auf Befehle des Führers gewartet (Stellungswechsel, weiter Marsch, whatever).
Was hab ich denn da geschrieben... :o
streiche Rundumsicherung setzte Rundumbeobachtung.
Mit drehen meine ich nur den Oberkörper, d.h. man bleibt im Schießgestell.
Was ein Ziel ist mir klar. Das ist ja auch nicht meine Frage gewesen.
"abgesenkt" = 5-10° nach unten
Und den Blick nach hinten, wieso sollte ich das denn nicht machen? Muss doch wissen was hinter mir passiert bevor ich mich verschiebe, könnte ja auch ein Kamerad stehen der gerade selbst am schießen ist und ich in seine Schussbahn laufe!
Mir geht's es jetzt um den kompletten taktischen Ablauf, wie der in anderen Einheiten durchgeführt wird. Speziell das verschieben nach links oder rechts. Wird die P8 nun entspannt und entsichert oder im "Stressgriff" gehalten?
Nochmal: Wieso verschieben?
Der Feind ist bekämpft - meine Kameraden sind ebenfalls OK - und ich warte auf Befehle (d. h. der taktische Ablauf ist beendet).
Das weitere (eigene) Verhalten sind von der taktischen Situation abhängig und deshalb nicht "automatisiert" bzw. zum taktischen Ablauf der Zielbekämpfung zugehörig).
Beispiel: Der Raum mag nun frei sein, ich melde "Raum frei" - und dann wird gemäß Befehl weiter angegriffen (in den nächsten Raum).
Das Verschieben gehört im nSAK zum takt. Ablauf. Das ist in der Phase der Ausbildung noch sehr schematisch. Die Verschiebung ist ein einfacher Stellungswechsel.
@Spryin: Ich habs so gelernt: Ziel bekämpft, Waffe senken, Blick nach rechts,links, hinten, Verschieben, Zielbereich beobachten/Abschwenken. Wenn dann kein Ziel- Waffe entspannen, entsichern und weiter je nach Lage.
Naja, ich habe gelernt:
- Ziel bekämpfen, wenn bekämpft, dann
- Waffe leicht senken, damit bessere Beobachtung Zielgelände, wenn dann kein Ziel mehr, dann
- Waffe auf 45 Grad, entspannen, entsichern, dann
- nach dem Rest schauen, wenn da nichts ist,
- dann weiter ....
Warum zwangsweise verschieben wenn kein Feind?
Weil ich ja nicht weiss, ob da evtl. ein bisher nicht aufgeklärter Feind in der Nähe ist.
Selbst damals in grauer Vorzeit als ich mal mit dem Soldatsein angefangen hab, haben wir uns bei jedem In-Stellung-gehen verschoben.
Nach der Schussabgabe Wechselstellung beziehen!
Das Prinzip ist mir klar - auf einem Delta stand, mit einem Buddy, der auf gleicher Höhe kämpft, stehend in offener Stellung in ebenem, freien Gelände habe ich genau 1 Meter seitlicher Verschiebemöglichkeit in Grundrichtung - da kann ich auch gleich bleiben, wo ich bin.
Es gibt viele Schulen, die raten bei Kampferöffnung mit Pistole über 10 Meter dringend an, sich (ggf. Nach Abgabe Doppelschuss) in liegende Stellung zu begeben, weil weniger Zielfläche und Stellungswechsel damit gegeben sind.
Dies wird auch nicht bei NSAK ausgebildet.
NSAK ist aber ein deutlicher Schritt nach vorne - im Gefecht ist jeder erstmal für seine Handlungen verantwortlich.
Wie gesagt- in der Ausbildungshöhe ist das alles noch sehr schematisch. Nur irgendwo muss man ja anfangen.
Und das ganze hat ja den Zweck, dass ich 1. irgendwo hin verschiebe, wo auch Platz ist und dass ich 2. nicht in das Feuer meiner Kameraden hinter mir laufe.
Knien, Liegen und Bewegung kommt bei nSAK eh erst später und nicht schon im NB 1
Ich habe NB komplett bis 3.
Zitat von: Spryin am 14. November 2014, 09:13:02
Zielbeobachtung(Waffe absenken; Zielbereich abschwenken)
Mich würde interessieren, warum Sie dieses Abschwenken des Zielbereiches ausbilden.
Ich bin selber "nur" Schießausbilder, allerdings recht aktuell ausgebildet in Delitzsch und sehe in meiner Stammeinheit dennoch einige Kameraden, die diesen Schritt ausbilden oder durchführen.
Weder in der Vorschrift konnte ich dieses Abschwenken entdecken, noch hat unser Schießlehrer es uns beigebracht.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich keinen Sinn darin sehe (man hat den Feind bekämpft und schwenkt mit der Waffe umher, was ist wenn er sich wieder regt? Im Schlimmstfall neu zielen müssen, usw.).
Lieber Dudelsack,
Initial gibt es Ziele, ggf. mehrere für die Gruppe - man selber bekommt eines zugewiesen bzw. entscheidet sich für die Bekämpfung.
Also im Gefecht vermutlich Doppelschuss, Nachschuss, und dann sieht man hoffentlich Blut bzw. Seinen Erfolg. Wenn alles gut gelaufen ist, hat die Gruppe ja alle Ziele bekämpft. P8 ist noch gespannt.
Jetzt sollte man sich vergewissern, ob tatsächlich alle Ziele bekämpft sind, bevor man die Waffe sichert / holstert.
Muss man dazu die Waffe bewegen? Nein. Aber wie soll der Ausbilder sehen, ob man dran gedacht hat?
Da helfen Gedankenstützen - wie ein Schwenken, das auch von hinten zu sehen ist.
Das seitliche Verschieben dient lediglich dazu, dem Soldaten zu vermitteln, dass es irgendwo in diesem "taktischen Ablauf" einen Punkt gibt, an dem es sinnvoll ist, sich zu bewegen und eine Deckung zu suchen. Aus Platz- und Sicherheitsgründen sind das immer nur zwei Schritt nach links oder rechts, aber es hilft in jedem Fall, ne stressbedingte Blockade zu vermeiden. Sonst glaubt der arme Typ noch, dass er nach jedem Doppelschuss + Reaktion bei Nichtwirkung wie ein Baum stehen bleiben muss. Ich bilde das auch auf dem D-Stand aus.
Abschwenken des Zielbereichs: Die Waffe zeigt in die selbe Richtung wie meine Augen. Kläre ich ein neues Ziel auf, muss ich nur noch aus der Kontaktstellung in den Anschlag gehen und das Visier wandert automatisch zwischen mein Auge und das Ziel (das ist der Idealfall, dafür bilden wir ja auch die Sache mit dem Drehpunkt für die Schulterstütze aus).
Zeigen Waffe und Oberkörper in eine andere Richtung als der Kopf, muss ich erst den Oberkörper schwenken und dann beim in Anschlag gehen komplett neu zielen, was Zeit kostet.
Edit: Wenn ich "Feind bekämpft" habe, mache ich mir weniger Sorgen, dass er sich wieder rührt. Ich mache mir vielmehr Sorgen um seine Freunde, die er womöglich zur Schießerei mitgebracht hat ;)
Zitat von: Spryin am 14. November 2014, 09:13:02
Ich bilde folgendermaßen aus bei P8:
Zielbeobachtung(Waffe absenken; Zielbereich abschwenken)
Waffe entspannen, entsichern
Blick nach hinten
Waffe ins Ziel richten
Verschieben
Blöde Frage... wohin lässt du denn die Waffe beim Blick nach hinten richten?
Zitat
In meiner Einheit wird von anderen Ausbildern gelernt, dass das Verschieben im Stressgriff gemacht wird. Das sind mir fast die Augen rausgefallen, als ich das gesehen habe.
... und das ist ein astreiner Verstoß gegen eine der vier grundlegenden Sicherheitsregeln, denn "der Finger berührt den Abzug erst....". Mich würde mal interessieren, wie diese Ausbilder das begründen?
Das seitliche Verschieben wird meist nur auf einer Schiessbahnbox praktiziert. Aus Sicherheitsgründen bleibt auch immer links und rechts eine Box frei.
Warum?
Wenn es nicht so wäre und zwei Gruppen gleichzeitig Schießen ist die Gefahr (bei einer ungewollten Schussabgabe einen Kameraden zu treffen) wenn eine Gruppe gerade auf 5 Meter ist und die Andere auf 15 Meter zu groß, vor allem beim taktischen Ablauf.
Was ist denn eine Schießbahnbox?
Nutzt du mehrere Bahnen eines Stands gleichzeitig dann schießt du mit allen Schützen auf der gleichen Entfernung.
Und bei mehreren Ständen ist es egal auf welche Entfernung du jeweils schießt. Die laufen unqbgängig von einander. Die Wälle verhindern dass sich Geschosse auf den Nachbarstand verirren.
Und beim takt. Ablauf bleibt die Waffe nach vorne gerichtet und schwenkt zum entsprechenden Zeitpunkt etwas. Das haste aber auh wenn du mehrere Ziele bekämpfen willst.
Ulli spricht von Standort Schießanlagen, Holgi von einer " freien Schießbahn", wo die Gruppen nur durch Flatterband getrennt sind.
Da die Gruppen unterschiedliche Entfernungen schiessen können (und dürfen), muss natürlich die 30 Grad Bedingung eingehalten werden - daher eine Box frei.