Hallo,
ich habe eine Frage und zwar: Inwieweit und unter welchen Richtlinien werden Beziehungen unter Soldaten in einer Kompanie, sogar in derselben Teileinheit (TE) geduldet. Ist eine Beziehung unter Soldaten derselben Dienstgradgruppe erlaubt und wenn ja, muss ich diese meinem disziplinarem Vorgesetzten, sprich TE-Führer/Spieß/Chef melden? Des Weiteren wäre es interessant zu wissen, ob diese Beziehung in einer TE bestehen darf, solange keine Einschränkungen des Dienstgeschehens bestehen, oder ob die beiden Soldaten dann aus Vorsicht getrennt voneinander ihren weiteren Dienst verrichten müssen.
Mit kameradschaftlichem Gruß
SG Vitt
Grundsätzlich unproblematisch, solange kein Vorgesetztenverhältnis besteht (was in der gleichen DG-Grp i.d.R. nicht vorliegt). Habe solche Beziehungen auch schon selber gesehen, auch zwischen unterschiedlichen DG-Gruppen innerhalb der KP/TE.
Es gibt einen Erlass "Sexualität in der Bundeswehr". Den gibt es seit 2004.
Danach ist zunächst mal vom Grundsatz hier alles erlaubt, mit unter anderem folgenden Ausnahmen:
- Es darf nicht im Dienst sein
- Es darf nicht nach außen wahrnehmbar sein
- Es darf die dienstliche Objektivität nicht gefährden
Der erste Punkt wird grenzwertig, wenn es sich um den Einsatz handelt, weil dort 24/7 Dienst ist. Man akzeptiert aber wohl im allgemeinen eine "Don´t ask - don´t tell - Strategie. Der dritte Punkt wird spätestens dann problematisch, wenn einer von beiden der direkte Vorgesetzte ist, womöglich sogar mit Beurteilungs- und/oder Disziplinarbefugnis. Das geht nicht. Ansonsten sind aber auch unterschiedliche Dienstgrade kein Problem.
Zitat von: justice005 am 29. November 2014, 15:59:30
womöglich sogar mit Beurteilungs- und/oder Disziplinarbefugnis.
Wobei das an sich auch kein Problem ist - sofern mit offenen Karten gespielt wird. Bei Befangenheit wandert ja beides einfach eine Ebene nach oben.
Gruß Andi
Okay, danke schonmal für die Antworten. Eine Frage, auf die nicht eingegangen ist: Ist es meldepflichtig, wenn man in dem Fall in eine Beziehung gerät? Irgendwer meinte nämlich mal, ich müsste das dem Chef melden, weil der dann ein Auge darauf haben muss und uns ggf. im Dienst trennen muss. Ich hoffe doch nicht, dass dies ein Grund ist jemanden in eine andere TE oder Kp zu versetzen.
Meldepflichtig ist es mWn nur, wenn ein Vorgesetztenverhältnis besteht - dann ggf. dienstliche Trennung bzw. Änderung der Unterstellungsverhältnisse.
Räumliche Trennung ist bei nicht vorhandenem Unterstellungsverhältnis nicht üblich und mMn auch nicht notwendig - zumindest habe ich es in der Praxis so nicht beobachtet.
ZitatIst es meldepflichtig, wenn man in dem Fall in eine Beziehung gerät? Irgendwer meinte nämlich mal, ich müsste das dem Chef melden, weil der dann ein Auge darauf haben muss und uns ggf. im Dienst trennen muss. Ich hoffe doch nicht, dass dies ein Grund ist jemanden in eine andere TE oder Kp zu versetzen.
Es ist selbstverständlich NICHT meldepflichtig. Wie abgefahren wäre das auch? "Herr Hauptmann, ich melde mich in einer dienstlichen Angelegenheit. Ich habe heute mit Frau XY geschlafen." gröööhl...
Ich finde es immer wieder erstaunlich, was manche Leute so alles für meldepflichtig halten. Mein Lieblingsthema sind ja eigentlich die angeblich meldepflichtigen Strafverfahren, aber das hier hat auch gute Chancen auf die Top 3 der Melde-Rechtsirrtümer.
Man muss sich an die Vorschriften halten, also in diesem Fall gegen den Erlass "Sexualität in der Bundeswehr". Wer gegen den Erlass verstößt, begeht ein Dienstvergehen, konkret einen Ungehorsam, weil die Vorschrift ein Befehl ist. Wer nicht gegen den Erlass verstößt, kann f..... mit wem er will und braucht logischerweise auch niemandem davon zu erzählen.
Der Fragensteller täte gut daran sich den Erlass mal in Gänze durchzulesen.
Dann läuft er auch nicht Gefahr, aus "Unwissen" ein Dienstvergehen zu begehen. ;D
Wir haben 4 Ehepaare in der Kp die zusammen ihren Dienst versehen. Das läuft Problemlos.
Die sonstigen Verhältnisse, die mal mehr, mal weniger wechseln ;D wirken sich auch nicht auf den Dienstbetrieb aus.
Allerdings wurde an einem Ehepaar auch ein Exempel statuiert. Die beiden hatten über längere Zeit ihre Problemchen während dem Dienst geklärt. Logische Konsequenz war die dienstliche Trennung in verschiedene Dienstgruppen. Seit dem läufts wieder und sie wollen auch keinen Dienst mehr zusammen machen.
Lieber Justice, auch im Einsatz ist das alles kein Problem. Vor einigen Monaten war dort ein Paar, das inderselben FJgKp Dienst versah - und meiner Erinnerung nach auch vor Ort getraut wurde ...
Zumindest die kirchliche Trauung haben die Kameraden im Einsatz vollzogen.
Genau, danke für die Konkretisierung ...
Alles kein Problem so lange sich die Pärchen an gewisse Regeln halten.
Okay danke. Das Problem ist, dass wir es eigentlich gar nicht an die große Glocke hängen (wollen). Also wir sagen keinem etwas davon, dass wir eine Beziehung führen, doch unsere Kameraden geilen sich jetzt schon so sehr an der Sache auf, dass es ohnehin schon zu gewissen Unruhen untereinander im Dienst kommt. Ist ja klar, wenn man ständig vollgequatscht wird und alle einem etwas einreden wollen, weil sie es ja angeblich sowieso besser wissen. Es ist so nervig, dass wir allein jetzt schon befürchten durch diese Unruhen getrennt werden zu müssen. Wie würde es dann aussehen, wenn man es offiziell macht? Anfangs dachte ich, dass dies die Lage vielleicht etwas entspannen würde, aber da bin ich mir gar nicht mal mehr so sicher. Hat da jemand gähnliche Erfahrungen gemacht?
SG Vitt
Offensichtlich funktioniert euer Plan der Geheimhaltung nicht. Denk mal drauf rum, dem TE Fhr zu sagen das ihr zusammen seit und es dem Rest einfach bekannt zu machen.
Ich kenne das Problem...Wir wollten es auch nicht öffentlich machen eben wegen dem Gerede. Das gemunkel blieb natürlich nicht aus, sodass wir uns dazu entschlossen haben es öffentlich zu machen. Als kleiner Schock zunächst kindisch auf Facebook, das sorgte kurzzeitig für ein riesen Aufsehen und am nächsten Tag wussten es dann alle.
Seit diesem Tag ist ruhe, alle haben es zur Kenntnis genommen und seit dem ist ruhe und niemanden interessierts.
Vllt hilft das ja bei der Entscheidung.
Mfg
Vielen Dank Jägerlein1!
Nach genau solchen Aussagen habe ich gesucht. Ob es nun wirklich auch bei uns so klappt kann natürlich niemand sagen, aber es tut gut zu lesen, dass jemand ziemlich genau dasselbe schon mal durchgemacht hat. Also werden wir es vielleicht auch auf diese Weise versuchen. Ich denke wir werden es trotzdem dem Chef melden, da der uns nämlich vor einiger Zeit mitteilte, dass wir es ihm melden sollten, aus welchem Grund auch immer. Wenn er es eh erfährt, sobald wir es öffentlich machen, dann können wir ihm das auch erst melden. Finde das irgendwie netter, auch wenn es wohl nicht notwendig ist.
Damit wären dann zunächst alle meine Fragen beantwortet. Danke an Alle, die sich an dem Thread beteiligt haben.
Kameradschaftliche Grüße
SG Vitt
Also für den, den es interessiert: Wir haben unseren Chef diese Woche in Kenntnis gesetzt. Er sagte nur "na das wusste ich doch schon länger" und hat gelacht (weil es nach deren Aussagen ja schon länger ging mit uns). Unerwartenderweise wurde es gleich am nächsten Morgen in der TE angesprochen und wird jetzt natürlich schön breit getreten. Da sich jetzt alle sicher sind, dass wir was miteinander haben, wird natürlich erstmal groß trara gemacht, aber ich denke das legt sich in naher Zukunft auch wieder. Alles in Allem ist es so ja dann doch besser, weil diese neckischen Anspielungen und Befragungen endlich aufhören. Was davon abgesehen, ja sowieso erstmal gar nicht in den Tagesdienst gehört.
Kameradschaftliche Grüße
SG Vitt
Hallo, ich geb euch den Rat, es offiziell zu machen. Ich und mein (jetzt) Mann sind auch in derselben Kompanie.
Als wir damals ganz frisch zusammen waren, haben wir es auch erst geheim gehalten und die Gerüchte und Sprüche gingen nur so rum. Irgendwann wussten es dann doch alle - und es war Ruhe.
Später haben wir dann auch geheiratet.
Ich bin übrigens SG (Gezi) und er OF (S6-Fw) - also beide KpFü.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
Sprechenden Menschen kann geholfen werden, das zeigt sich auch an diesem Beispiel. Natürlich kann eine Erörterung eines solchen Falles in einem sozialen Netzwerk Befürchtungen nehmen oder steigern. Aber Dinge, die man mit gesundem Menschenverstand für selbstverstndlich hält, solte man durch Tun oder Unterlassen nicht zu einer Besonderheit oder Sensation werden lassen!
Dass sich Soldatin und Soldat ineinander verlieben können, ist doch nun wirklich keine Sensation. Das gibt es, seitdem Anfang der 1970er Jahre Frauen im Sanitäts- und Militärmusikdienst aufgenommen wurden und war bei mir und meiner Frau genau so.
Aber wenn man sich sicher ist, "zusammen zu sein", dann sollte man damit wie normale Menschen an jedem anderen Arbeitsplatz auch umgehen, um Tuscheln, Gerüchten und sonstiger "Aufmerksamkeit durch Vorgesetzte und Kameraden vorzubeugen. Heißt, es in dem Kreis, in dem man dienstlich zu tun hat, bekannt zu geben und die Vorgesetzten darüber zu informieren. Und wenn es keine Interessenkollisionen gibt (weil sich Vorgesetzte/r und Untergebene/r ineinander verliebt haben, dann wird es ja auch keine dienstlichen Konsequenzen, wie Versetzung geben. Sondern man wird es zur Kenntnis nehmen und damit umgehen, wie man sonst mit miteinander verbandelten Mitmenschen umgeht.