Hallo zusammen,
ich wollte mich mal bei euch erkundigen, wie es mit Schulden aussieht.
Und zwar habe ich einem Kameraden vor über 2 1/2 Monaten Geld geliehen.
Bis heute warte ich darauf, dass ich das Geld zurück bekomme.
Erst wurde ich Woche zu Woche mit 'Hab ich vergessen, bringe ich nächste Woche mit' vertröstet.
Mittlerweile ist dieser Kamerad seit mehreren Wochen kzh und gibt an es zu überweisen. Jedoch kommt nichts an. Dann soll es der Vater überweisen, der bekommt das, laut Aussage, auch nicht gebacken.
Ich habe es schriftlich, mit Datum, Unterschrift etc. das ich dieses Geld verliehen habe.
Anrufe werden nicht angenommen und auf Nachrichten wird nur sporadisch mit Floskeln reagiert.
Wie sieht es aus, kann ich das irgendwie über den Dienstweg klären? Wir sind zusammen in der selben Stammeinheit.
Pflicht zur Kameradschaft?
Ich werde Mitte Januar auf Lehrgang gehen und sie hat Ende Februar anscheinend DZE. Daher ist die Zeit jetzt knapp. :/
Über Anregungen wäre ich dankbar.
Schönen Abend,
Rukar
Für wie lange ist das Geld verliehen?
Es ist in Ordnung, wenn sich Kameraden gegenseitig in Notlagen helfen. Das ist gelebte Kameradschaft, würde ich sagen! Aber dann den ausgeliehenen Betrag nicht zurück zu zahlen, das ist schlicht und ergreifend unverschämt! Haben Sie über den Vorfall schon mal mit Ihrem Spieß gesprochen ;) ? Wir hatten in unserer Einheit auch so einen ähnlich gelagerten Fall, in dem sich dann der Gläubiger an den Spieß gewandt hat und der hat dann mit dem Schuldner gesprochen und ruck-zuck war die Kohle wieder da ...
Zitat von: Rukar am 17. Dezember 2014, 16:38:33Und zwar habe ich einem Kameraden vor über 2 1/2 Monaten Geld geliehen.
@ F_K:Welchen Teil des obigen Zitates soll ich Dir denn erklären ;) ?
Ups, sorry! Jetzt habe ich die Frage verstanden! Du wolltest wissen, ob ein Rückzahlungstermin vereinbart wurde ....
Für wie lange wurde nicht auf dem Papier festgehalten. Es war für einen "geselligen" Abend, an dem sie kein Geld dabei hatte.
Nein, mit dem Spieß habe ich bisher nicht gesprochen. Ich dachte, dass ich es auch so klären könne. Aber so sieht es anscheinend nicht aus.
Ich habe mich auch mit anderen Kameraden ausgetauscht. Es ist nicht das erste mal, dass es zu Problemen dieser Art kam. Ein weiterer Kamerad wartet auch immer noch auf sein Geld.
Gelernt habe ich jedenfalls aus diesem Vorfall... >:(
Zitat von: Rukar am 17. Dezember 2014, 16:38:33Ich habe es schriftlich, mit Datum, Unterschrift etc. das ich dieses Geld verliehen habe.
Was steht denn da drin?!? Hört sich nach einem "Schuldschein" an. Diesen kannst du natürlich auch zu einem Anwalt tragen. Hier und da reicht es schon, wenn ein Anwalt einen Brief verfasst um Schuldner zu motivieren...
Um was für eine Summe geht es denn?
Erfahrungsgemäß ist es ja so, dass jemand bereits alle verfügabaren Geldquellen ausgeschöpft hat und dann auch Kollegen/Kameraden "anbettelt", um damit bereits auf ihr Geld wartende Gläubiger zu bedienen. Erkennbar meist an der fordernden Art und Weise und keinerlei erkennbarem schlechtem Gewissen.
Die Chancen, das Geld zeitnah wieder zu bekommen, sinken somit, je später man "angepumpt" wird. Man kann daher nur abraten, Geld auf diese Weise zu verleihen, da es das Problem nicht löst, sondern nur noch weiter verschärft. Das ist keine Unkameradschaftlichkeit, sondern hier wäre der Sozialdienst bzw. entsprechende Berater die bessere Wahl, um wieder geordnete Verhältnisse zu schaffen.
Wer tatsächlich mal einen kurzzeitigen Engpass hat, z.B. unvorhergesehen Reparaturen, Ersatzbeschaffung teurer Geräte usw. wird schon ganz anders an die Sache rangehen und auch von selbst die Rückzahlung umgehend vornehmen, da es in solchen Fällen auch dem Schuldner unangenehm ist, sich Geld leihen zu müssen.
Das hat überhaupt nichts im Dienst zu suchen und militärische Vorgesetzte sind hier allesamt die falschen Ansprechpartner. Ich würde auch jedem Spieß dringend abraten, sich in private Geldgeschäfte der Soldaten einzumischen.
Wenn Sie nicht (pünktlich) zahlt schriftlich mit konkretem Datum zur Zahlung auffordern, kommt dann immer noch nichts das Schreiben noch einmal mit Zustellnachweis und Androhung des folgenden gerichtlichen Mahn- und Vollstreckungsverfahrens.
Über das Internet das zuständige Mahngericht an Wohnort des Schuldners suchen und wenn wieder nichts kommt, online den Mahnantrag des Amtsgerichts ausfüllen und veranlassen.
Ein Anwalt kostet Geld und wenn bei der Dame am Schluss nichts zu holen ist, bleibt man darauf sitzen. Der Mahnantrag kostet lediglich die gerichtlichen Gebühren und ist günstiger.
Es geht nicht um einen unbedingt sehr hohen Betrag, es sind 50€. Dennoch ist es mein Geld und ich sehe nicht ein, es ihr einfach so zu überlassen. Ich habe selber dafür gearbeitet. Bei 2€ kann man ja nen Auge zu drücken, bei 50€ will ich das nicht mehr.
Auf dem Papier steht grob gesagt:
Ich (Name des Kameraden) leihe mir 50€.
Stadt, Datum, Unterschrift
Also doch keine Möglichkeit es über den Dienstweg laufen zu lassen?
§12 SG?
Melde es dem Spieß oder der VP Mannschaften. Es kann nur dem geholfen werden der auch was sagt.
Vielleicht bringt das ja was.
Allerdings kannst du dir das Geld nicht "Dienstlich" zurück holen.
Da bleibt dir am Ende nur der zivile Weg der bereits geschrieben wurde.
In Ordnung, vielen Dank für die Hilfe.
Schönen Abend!
Mich würde mal die Grundlage interessieren, was der Spieß, den hier einige so vehement fordern, mit der Angelegenheit zu tun hat?
Einfach mal weg von den Grundlagen, auch wenns schwer fällt.
Die Mutter der Kompanie... Sollte für seine Soldaten da sein wenn sie Probleme haben. Zumindest ich habe bisher jeden meiner Spieße in 15 Jahren Dienstzeit so kennengelernt und war froh darüber.
Ob er das Problem lösen kann ist erstmal zweitrangig.
Dienstlich gesehen gibt es hier eh keine Lösung, aber ein Gespräch kann auch was bewirken.
ZitatDas hat überhaupt nichts im Dienst zu suchen und militärische Vorgesetzte sind hier allesamt die falschen Ansprechpartner.
Nunja, Schulden machen bei einem Kameraden in dem Wissen, es nicht zurückzahlen zu können oder zu wollen, ist unkameradschaftlich und damit durchaus dienstlich relevant, jedenfalls nach der ständigen Rechtsprechung der Truppendienstgerichte und des Wehrdienstsenats.
ABER: Bei so einer kleinen Summe wie 50,- Euro sehe ich das hier noch nicht, denn über diesen Betrag kann ein Soldat aufgrund seines Einkommens leicht verfügen. Solange er nicht bereits insolvent ist, dürfte ein Dienstvergehen schwer nachweisbar sein.
Daher ist wohl in der Tat das Gespräch untereinander der zunächst richtige Schritt. Vielleicht kann ja auch die VP außerhalb ihrer Zuständigkeit mal vermitteln. Sie können dem Schuldner ja auch Raten anbieten...
Wenn letztendlich aber alles nicht hilft, dann ist eine Meldung an den Chef oder zumindest die Drohung damit eine eskalierende Möglichkeit.
Es kommt immer auf den Spieß und seinem menschlichem Verhältnis ggü. seinen Soldaten an. Es gibt Spieße, die sind nur Innendienstleiter und KpFw und haben absolut nichts für ihre Soldaten übrig bzw. sehen sich als "Parallelchef". Dort gibt es keinen Zusammenhalt, kein Uffzkorps, nur ein Gegen- statt Miteinander. Hier wird kein Soldat freiwillig nach Rat und Hilfe fragen, sondern ist froh, nicht dort "Männchen machen" zu müssen in dienstl. Angelegenheiten. Der Spruch, dass es ein "vernachlässigbares Einzelschicksal" ist, gehärt zur Tagesordnung.
Keine "Märchen", sondern Erfahrung aus meiner eigenen Dienstzeit. Nennung der Einheit und/oder des Dienstposteninhabers wird selbstredend nicht vorgenommen.
Ein Schuldschein ohne Rückzahldatum und Zinsen ist halt so eine Sache ...
Das ist schon einmal ein Schuldanerkenntnis, wahrscheinlich sogar ein konkretes.
ZitatEin Schuldschein ohne Rückzahldatum und Zinsen ist halt so eine Sache ...
Wenn kein Rückzahlungsdatum vertraglich vereinbart ist, dann muss das Darlehen gekündigt werden. Und genau das hat der Fragesteller ja nun getan, inden er sagte, er will sein Geld zurück. Er hat die Summe sogar wiederholt angemahnt und daher ist die Rückzahlung nicht nur fällig, sondern sogar schon im Verzug.
Aber bevor wir jetzt noch die passenden Paragraphen aus dem BGB auspacken, belassen wir es doch lieber bei dem oben Gesagten... :D
Liebe Juristen,
eine praktische Anleitung z. B.
http://schreiben.anleiter.de/wie-kann-ich-einen-schuldschein-schreiben .
Es ist immer zweckmäßig, den Rückzahltermin festzulegen, innerhalb der Laufzeit ist eine Kündigung eines Kredits nämlich nur aus wichtigem Grund zulässig - nicht "einfach so".
Unabhängig davon ist ein Schuldschein natürlich ein Schuldanerkenntnis und ein wichtiger Urkundenbeweis.
Ansonsten:
- Gespräch
- Gespräch mit VP
- "Androhung" der Meldung, Gespräch mit Spiess
- rechtliche Möglichkeiten hat wolverine erläutert, auch die kann man "androhen".
Und unter dem Argument "wichtiger Grund" ist kein Beispiel angegeben, weshalb es ziemlich subjektiv ist. Der Entleiher hat im Februar DZE, der Verleiher hat keine Angaben darüber, ob der Entleiher ab dann überhaupt aus irgendeiner Quelle ein Einkommen bezieht. Es ist also in seinem Interesse, das Geld jetzt zurückzufordern. Darüber hinaus weiß der Verleiher, dass der Entleiher auch noch anderweitig Schulden hat, was eine Tilgung (egal wann) noch unwahrscheinlicher macht.
Ist für mich ein wichtiger Grund und berechtigt (für mich) damit zu einer ordentlichen Kündigung.
Zitat von: F_K am 18. Dezember 2014, 08:35:53
innerhalb der Laufzeit ist eine Kündigung eines Kredits nämlich nur aus wichtigem Grund zulässig - nicht "einfach so".
Dann müsste aber gerade eine Laufzeit vereinbart sein. Wenn diese unbestimmt ist, kann man innerhalb angemessener Frist immer kündigen.
Zitat von: justice005 am 17. Dezember 2014, 18:17:16
Nunja, Schulden machen bei einem Kameraden in dem Wissen, es nicht zurückzahlen zu können oder zu wollen, ist unkameradschaftlich und damit durchaus dienstlich relevant, jedenfalls nach der ständigen Rechtsprechung der Truppendienstgerichte und des Wehrdienstsenats.
Dann hat er meinethalben seine Dienstpflichten verletzt und bekommt ein Disziplinarverfahren; aber der Gläubiger bekommt dadurch sein Geld nicht. Im Gegenteil riskiert er, dass der Schuldner evtl. erst seine Disziplinarbuße zahlt oder sogar entlassen werden kann. Damit wird die Rückzahlung eher unsicherer.
Ich bleibe dabei: Zivile Ansprüche kläre ich über das Zivilgericht und dienstliche über das Verwaltungsrecht.
@ Wolverine:
Du hast natürlich Recht - mein Hinweis zielt nur darauf ab, dass diese zusätzlichen Aufwände / Fragen (war eine Laufzeit vereinbart, kann / muss / wird gekündigt werden) durch zwei, drei zusätzliche Worte auf dem Schuldschein zweifelsfrei geregelt werden können.
Hilft dem TE nicht mehr - aber ggf. anderen Lesern (die bei Geldverleih dann daran denken, einen Schuldschein zu schreiben).