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Fragen und Antworten => Allgemein => Thema gestartet von: strelok239 am 28. Dezember 2014, 00:45:29

Titel: Politische Ansichten
Beitrag von: strelok239 am 28. Dezember 2014, 00:45:29
Sehr geehrte Community.

Ich bin deutscher Bürger russischer Abstammung. Im Anbetracht der letzten Ereignisse in der Ukraine und der (meiner Meinung nach) etwas brenzligen Situation zwischen NATO und GUS (Russland ganz besonders), sind mir kurz vor meiner Bewerbung Zweifel aufgekommen. Selbstverständlich bin ich, wenn ich das Gelöbnis abgelegt habe, der BRD treu verpflichtet und werde sie im Ernstfall nicht verraten, jedoch habe ich Angst meine Abstammung könnte mir Probleme bereiten. Ich schweige davon, dass die meisten meiner Verwandten mich als "Verräter" und "Amerika Sympathisant" sehen, ich rede von potentiellen Problemen mit Kameraden und Vorgesetzten. Wie ist es mit der Meinungsfreiheit bei der Bundeswehr? Wird man da gerichtet auf eine gewisse Sicht der Dinge getrimmt? Gäbe es Vertrauenspersonen (Vorgesetzte nicht ausgeschlossen) die einen moralisch unterstützen würden? Würde die Karriere drunter leiden?
Ich freue mich über eure Hilfe.

Ich betone nochmals explizit: Wäre ich nicht der BRD und dem Grundgesetz treu, würde ich mich nie bewerben.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Verteidiger am 28. Dezember 2014, 09:49:27
Nun ja
1. Ich mag die Abkürzung BRD nicht. Das ist meiner Ansicht ein Kampfbegriff der DDR und Neonazis.
2. Sie haben weiterhin als Soldat Meinungsfreiheit. Im Kameradenkreis wird auch über Politik disskutiert und auch die Sicherheitspolitischen Vorträge sollen einen überblick über die unterschiedlichen Ansichten geben. Wir leben ja immer noch in einer Demokratie und haben keine  Ministerium für Propaganda.
3. Für welche Laufbahn wollen Sie sich bewerben?
4. Machen Sie sich mal keine Sorgen. Die Bundeswehr hat einen sehr großen Anteil von Soldaten, die ihre Wurzeln in Russland haben. Ob die loyalität von denen gesichert ist, bezweifel ich.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: InstUffzSEAKlima am 28. Dezember 2014, 12:55:28
Es kommt immer auch darauf an, wie man sich selber gibt: Es gibt Kameraden, die wollen sich nicht integrieren und verweisen immer auf ihre Herkunft und die damit verbundene (polit.) Einstellung und fordern geradezu Diskussionen diesbezüglich heraus - in der heutigen Zeit kann dies ein ernstes Problem bei den Streitkräften darstellen. Das sowas selbst in der Truppe für Konfliktpotential sorgt, liegt auf der Hand.
Es gibt aber (zum Glück) auch jene, die nicht nur auf dem Papier die deutsche Staatsbürgerschaft haben, sondern auch sich dementsprechend verhalten und äußern.
Wer nach Deutschland (zurück-)kommt, sollte dies nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen und weiterhin versuchen, immer auf seine gebürtige Herkunft zu verweisen und mit der FDGO nicht zu vereinbarenden Äußerungen, Verhaltensweisen und polit. Ansichten auffallen.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: strelok239 am 28. Dezember 2014, 13:27:31
Bezüglich meiner Zunkunftsperspektiven. Ich wünsche mir nichts seliger als zur See zu fahren. Ein Nautik Studium, oder ein Studium von Staats und Sozialwissenschaften wäre meine wahl mit Verwendung beim Operationsdienst See
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Verteidiger am 28. Dezember 2014, 23:52:32
Zitat von: InstUffzSEAKlima am 28. Dezember 2014, 12:55:28
Es kommt immer auch darauf an, wie man sich selber gibt: Es gibt Kameraden, die wollen sich nicht integrieren und verweisen immer auf ihre Herkunft und die damit verbundene (polit.) Einstellung und fordern geradezu Diskussionen diesbezüglich heraus - in der heutigen Zeit kann dies ein ernstes Problem bei den Streitkräften darstellen. Das sowas selbst in der Truppe für Konfliktpotential sorgt, liegt auf der Hand.
Es gibt aber (zum Glück) auch jene, die nicht nur auf dem Papier die deutsche Staatsbürgerschaft haben, sondern auch sich dementsprechend verhalten und äußern.
Wer nach Deutschland (zurück-)kommt, sollte dies nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen und weiterhin versuchen, immer auf seine gebürtige Herkunft zu verweisen und mit der FDGO nicht zu vereinbarenden Äußerungen, Verhaltensweisen und polit. Ansichten auffallen.

100% Zustimmung. Nur leider fallen die nicht integrierer auf. Auch hat die Bw im moment genug söldner
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: strelok239 am 29. Dezember 2014, 00:56:52
Wie sind "Söldner" zu verstehen?   ???
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Verteidiger am 29. Dezember 2014, 10:02:15
Zitat von: strelok239 am 29. Dezember 2014, 00:56:52
Wie sind "Söldner" zu verstehen?   ???

Söldner sind Soldaten, die nicht aus Überzeugung kämpfen, sondern nur wegen des Geldes und damit ist es denen egal auf welcher Seite sie stehen. Die Hauptsache ist für die ist, dass das Geld pünktlich kommt.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Andi am 29. Dezember 2014, 13:31:16
So so. ;) Zumindest die Definition nach "Verteidiger". Und wenn wir nach der gehen, dann hatten wir die ja schon immer.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: InstUffzSEAKlima am 29. Dezember 2014, 14:29:46
Ungeachtet der Aussage eines einzelnen Forrenten: Wie oft hast du mit Soldaten mit Migrationshintergrund und erlangter dt. Staatbürgerscahft im aktiven Dienst zu tun gehabt? Ich meine nicht als Ermittler, Disziplinator oder truppendienstlich Vorgesetzter fernab von der Truppe, sondern im alltäglichen Dienst, wo man Verhalten, Äußerungen, Diskussionen usw. "live" mitbekommt und nicht nur vom Hörensagen oder Vernehmungsprotokollen kennt.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Hptm. d. R. am 29. Dezember 2014, 18:58:38
Ich kann die Ausführungen von Verteidiger nur unterstützen. Auch als Soldat hat man sein Grundrecht auf Meinungsfreiheit. Auch habe ich festgestellt, dass der Respekt und das Verständnis für die Ziele eines möglichen Gegners (Russland oder Taliban) bei Soldaten oft größer ist, als bei Menschen, die ihre politischen Informationen der Bild-Zeitung entnehmen.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Verteidiger am 29. Dezember 2014, 19:10:41
Zitat von: InstUffzSEAKlima am 29. Dezember 2014, 14:29:46
Ungeachtet der Aussage eines einzelnen Forrenten: Wie oft hast du mit Soldaten mit Migrationshintergrund und erlangter dt. Staatbürgerscahft im aktiven Dienst zu tun gehabt? Ich meine nicht als Ermittler, Disziplinator oder truppendienstlich Vorgesetzter fernab von der Truppe, sondern im alltäglichen Dienst, wo man Verhalten, Äußerungen, Diskussionen usw. "live" mitbekommt und nicht nur vom Hörensagen oder Vernehmungsprotokollen kennt.

Oft genug. Das Problem ist halt, dass man im Moment jeden nimmt der will und das ist,egal welcher Herkunft, nicht gerade das gelbe vom Ei.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Dezember 2014, 10:01:26
@ Verteidiger: Würden Sie uns bitte die Quellen für die pauschale Aussage "dass man im Moment jeden nimmt, der will" benennen?
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Verteidiger am 30. Dezember 2014, 10:21:40
Zitat von: miguhamburg1 am 30. Dezember 2014, 10:01:26
@ Verteidiger: Würden Sie uns bitte die Quellen für die pauschale Aussage "dass man im Moment jeden nimmt, der will" benennen?

Meine persönlichen Erfahrungen.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Ralf am 30. Dezember 2014, 10:47:05
Dann hätten wir jedes Jahr 10.000 OAs und um die 30-40.000 Msch und Uffz.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Tommie am 30. Dezember 2014, 10:49:50
Zitat von: Verteidiger am 30. Dezember 2014, 10:21:40Meine persönlichen Erfahrungen.

Alleine die Zahlen, die die Bundeswehr hierzu veröffentlicht hat, verweisen Ihre "persönlichen Erfahrungen" in den Bereich eines eindeutigen Wahrnehmungsdefizits ;D ! Die Quote derjenigen, die tatsächlich eingestellt werden ist eindeutig unter 20% des gesamten Bewerberaufkommens!
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: ToMA am 30. Dezember 2014, 11:01:26
Im Jahr 2013 war es jeder Zweite, der bei den Uffz/Mnsch genommen wurde (rund 14.000 von 29.000). Bei den FWDL war der Anteil sogar noch geringer (was ich nicht gedacht hätte). 2014 sollte sich hier nicht wesentlich von 2013 unterschieden haben.
Personalgewinnung Bw
Von daher ist die Meinung von Verteidiger natürlich subjektiv.  ::)
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: miguhamburg1 am 30. Dezember 2014, 11:24:46
@ DadOA, ich hätte von Ihnen nun allerdings eine andere Einschätzung erwartet. Eine Meinung ist immer subjektiv. In diesem Fall begründet sich die Meinung des Nutzers "Verteidiger" allerdings noch nicht einmal auf verfügbare Fakten. Genau das jedoch macht diese Meinung zu dem, was sie ist: Ein Phantasiegebilde, das darüber hinaus auch noch Unsinn ist!
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Flexscan am 30. Dezember 2014, 11:29:29
er wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, das diese Aussage, die Bundeswehr nimmt jeden, Schwachsinn ist. Aber da redet man anscheinend gegen ne Wand.

Selbst bei FWDL Mannschafter siebt man aus.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: ToMA am 30. Dezember 2014, 12:12:01
Zitat von: miguhamburg1 am 30. Dezember 2014, 11:24:46
@ DadOA, ich hätte von Ihnen nun allerdings eine andere Einschätzung erwartet.
Welche Einschätzung meinen Sie?
Dass weniger als die Hälfte der FWDL-Bewerber angenommen werden?
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: MMG am 30. Dezember 2014, 12:19:22
Aber alle die genommen wurden, sind auf "freiwilliger Basis" eingestellt worden. ;)
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Ralf am 30. Dezember 2014, 12:24:55
Zitat von: MMG am 30. Dezember 2014, 12:19:22
Aber alle die genommen wurden, sind auf "freiwilliger Basis" eingestellt worden. ;)
Daran hab ich manchmal meine Zweifel, wenn ich später gewisse Anträge/ Beschwerden/ Eingaben lese. Dass die Einplaner nicht noch mit Waffengewalt nachgeholfen haben, fehlte noch.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: ToMA am 30. Dezember 2014, 12:31:16
Zitat von: MMG am 30. Dezember 2014, 12:19:22
Aber alle die genommen wurden, sind auf "freiwilliger Basis" eingestellt worden. ;)
Wer weiß schon, welche Gründe den einen oder anderen zu seiner vermeintlich freiwilligen Entscheidung gezwungen haben?   ???
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: Verteidiger am 30. Dezember 2014, 13:08:37
Natürlich ist mein Eindruck subjektiv. Auch geht es mir nie um offz und uffz. Das da nicht jeder genommen wird ist klar und mir durch aus bewußt. Ich spreche hier von der Mannschaftslaufbahn. Dort sind so, war es mein persönlicher Eindruck, einige die z.B abgelehnt wurden, als es noch den GWDL gab.
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: ToMA am 30. Dezember 2014, 16:18:48
Interessant finde ich diese Frage:
Zitat von: strelok239 am 28. Dezember 2014, 00:45:29
Wird man da gerichtet auf eine gewisse Sicht der Dinge getrimmt?
Was verbirgt sich hinter diesem Gedanken? Befürchtest Du eine Manipulation?
So, wie Du Deine Einstellung zu Deutschland beschreibst, würde ich mir an Deiner Stelle eher keine großen Gedanken zu diesem Thema machen.
Wenn Du aber meinst, Du kommst wegen Deiner Einstellung mit Deinen "Bekannten" in Konflikt und kannst Deine Position nicht vernünftig vertreten oder sie wollen Dich einfach nicht verstehen, dann würde ich mir die Frage stellen, ob ich dann noch etwas mit ihnen zu tun haben möchte.
Aber vielleicht kann ja noch einer der hier Mitlesenden die Frage des TE beantworten, an wen man sich gegebenenfalls in der Bw wenden könnte, wenn man mit diesem "Problem" nicht alleine klar käme? Sozialdienst? Psychologe? Oder wird gesagt, "das ist nicht unser Problem, siehe zu, wie Du alleine damit fertig wirst"?
Titel: Antw:Politische Ansichten
Beitrag von: streetpate am 31. Dezember 2014, 11:47:13
Zitat von: strelok239 am 28. Dezember 2014, 00:45:29
Sehr geehrte Community.

Ich bin deutscher Bürger russischer Abstammung. Im Anbetracht der letzten Ereignisse in der Ukraine und der (meiner Meinung nach) etwas brenzligen Situation zwischen NATO und GUS (Russland ganz besonders), sind mir kurz vor meiner Bewerbung Zweifel aufgekommen. Selbstverständlich bin ich, wenn ich das Gelöbnis abgelegt habe, der BRD treu verpflichtet und werde sie im Ernstfall nicht verraten, jedoch habe ich Angst meine Abstammung könnte mir Probleme bereiten. Ich schweige davon, dass die meisten meiner Verwandten mich als "Verräter" und "Amerika Sympathisant" sehen, ich rede von potentiellen Problemen mit Kameraden und Vorgesetzten. Wie ist es mit der Meinungsfreiheit bei der Bundeswehr? Wird man da gerichtet auf eine gewisse Sicht der Dinge getrimmt? Gäbe es Vertrauenspersonen (Vorgesetzte nicht ausgeschlossen) die einen moralisch unterstützen würden? Würde die Karriere drunter leiden?
Ich freue mich über eure Hilfe.

Ich betone nochmals explizit: Wäre ich nicht der BRD und dem Grundgesetz treu, würde ich mich nie bewerben.

Ich will nicht sagen, dass bei mir die Situation ähnlich ist, aber die kommt etwa aus der gleichen Richtung. Ich wollte dich beruhigen und deine Abstammung wird dir auch keine grossartige Probleme bereiten. Ein paar Gespräche beim S2-Offizier werden aber drinnen sein. Könnte aber auch an meiner Laufbahn(OA) und meiner Verwendung liegen (IT Führungsdienst). Wenn du Bock drauf hast und mit dem Militär ( d.h. Befehle, etwas rauer Ton und die Hierarchie) zurecht kommst, würde ich mich bewerben. Ich habe es bis jetzt seit den 6 Monaten kein einziges Mal bereut. Wenn Fragen hast, gib Gas. :-D Mfg