Ich lese haeufig in Erfahrungsberichten und hoere auch von Reservisten, dass der Grundwehrdienst eher eine riesige "Sauforgie" war/ist.
Da ich eigentlich nicht der Typ Mensch bin, der seinen Koerper mit Alkohol fuettert und den Wehrdienst auch ernst nehmen will (soll heissen mich wirklich koerperlich und geistig zu ertuechtigen) lautet meine Frage nun, inwiefern dies moeglich ist ohne gleich als "Kameradenschwein" zu gelten, weil man nicht die kameradschaftlichen Bierspielchen mitmacht. Oder kommt man gar nicht drumrum eine Gratwanderung zwischen sogenannter Kameradschaft und Leistungsbereitschaft zu leisten?
Sollte diese Ansicht auf Vorurteilen beruhen, bitte ich um Belehrung.
Sollte diese Ansicht auf Tatsachen beruhen, frage ich mich gleichzeitig auch, wieso junge Menschen beim Bund dann nicht absolutes Alkoholverbot haben und auch wirklich so geschult werden, dass sie vital fuer die gesamte Gesellschaft sind.
MfG,
Matthias
Also ich habe während meines Grundwehrdienstes nie so eine Sauforgie erlebt, klar gibt es mal aus besonderem anlass Feiern, aber auch auf dennen wird keiner gezwungen was zu trinken. Es wird auch niemand schief angeschaut wenn er es nicht tut.
Man darf als "Nicht-Trinker" (ich nenne es jetzt mal so), bloss nicht den Fehler machen sich von sämtlichen Feiern etc. abzukappseln, man muss ja schließlich nichts trinken, man kann auch einfach dabei sein.
Im grossen und ganzen ist die BW aber nunmal ein Querschnitt der Gesellschaft (und das ist auch gut so), da muss man natürlich mit sowas leben.
Ich habe aber wie gesagt nie ein ausartendes Trinkgelage erlebt, ebensowenig wurde in den Einheiten in dennen ich bisher war jemand ausgegrenzt, nur weil er nichts getrunken hat.
PS: Ich finde übrigens nicht das das ein elitärer Anspruch ist, es gibt genug unmotivierte Grundwehrdienstleistende, da ist es doch nur positiv das du leistung bringen willst.
Mit "elitaer" meinte ich, dass der Staat und sowieso alle Menschen eigentlich ein gewisses Interesse an Leistungsfaehigkeit haben, welche sich auch im Zivilleben wiederfindet spaeter.
Aber danke fuer die Antwort, ich werde mich natuerlich auf keinen Fall ausgrenzen, so meinte ich das nicht, aber es scheint schon schwerer zu sein, wenn andere in dem Zug z.Bsp. relativ unmotiviert ihre Zeit absitzen, wobei man aus diesen Menschen noch soviel Potential rausholen koennte.
Andererseits ist es aber auch so das sehr motivierte Leute in ihrer Einheit versauern, weil keine Arbeit da ist und die Dienstposten überbelegt sind. Zusätzlich weigern sich die Kp-Chefs diese Soldaten zu versetzen weil man sie ja doch irgendwann mal für irgendwelche "Komandeur-in-den-Arsch-kriech-Arbeiten" brauchen kann.
Wenn du weißt, dass du nach 9 Monaten nichts mehr mit der BW zu tun haben wirst dann mach lieber Zivildienst. Da hast du meistens mehr von... traurig aber wahr.
Falls du bereit wärst FWDLer zu werden sind die Chancen höher, dass du nach der AGA auch wirlich was zu tun hast.
Für manche scheint es zu sein, als ob sie mit der Armee in eine andere Welt kommen. Dabei ist es schlicht ein Ort, wo verschiedene Menschen zusammenkommen und auf engem Raum miteinander leben und arbeiten müssen. Das einzig besondere dabei ist, dass so etwas in der heutigen Gesellschaft nicht mehr üblich ist. In einer Zeit der Einzelkinder und der Vereine ohne Mitglieder herrscht einfach nur Vereinzelung und Isolation. Wer dagegen in einem Sportverein war und mit diesem verschiedene Feiern oder Fahrten unternommen hat, dürfte keine Probleme damit haben, sich in eine Gemeinschaft einzuordnen. Dabei gibt es immer Leute, die einem mehr oder weniger sympathisch sind. Der eine säuft, der andere schnarcht und der Dritte hört Musik, die ich nicht leiden kann. Und doch muss man mit denen klarkommen und am nächsten Morgen einen guten Job abgeben!
Natürlich gibt es beim Bund Feiern, bei denen getrunken wird und auch manchmal und von manchen zu viel. Das ist nicht anders als beim Karneval, Oktoberfest, Klasenfahrten oder eben Vereinsfeiern. Dabei ist keiner gezwungen mitzumachen und man kann auch anfangs dabei sein und irgendwann den Schlussstrich für sich ziehen. Ob man sich dabei ausgrenzt ist eine Frage des eigenen Verhaltens und seiner Kameraden. Und bzgl. des Jobs hilft nur umfangreiche Information. Genau gucken, was einen reizt und wo es angeboten wird. Wenn beides zusammenkommt, sollte man keine Probleme bekommen.
Zitat von: Matthias am 23. Dezember 2005, 23:42:57Ich lese haeufig in Erfahrungsberichten und hoere auch von Reservisten, dass der Grundwehrdienst eher eine riesige "Sauforgie" war/ist.
Wie bei den meisten "Erfahrungsberichten" (siehe Thread "Krasse Verhältnisse in Reichenhall?") wird auch beim Umgang mit Alkohol sicherlich übertrieben und aufgebauscht - wenn bei der Bundeswehr tatsächlich alles nur ein einziger Säuferverein wäre, dann hätte unsere Legislative sie schon längst auflösen lassen ::)
ZitatDa ich eigentlich nicht der Typ Mensch bin, der seinen Koerper mit Alkohol fuettert und den Wehrdienst auch ernst nehmen will (soll heissen mich wirklich koerperlich und geistig zu ertuechtigen) lautet meine Frage nun, inwiefern dies moeglich ist ohne gleich als "Kameradenschwein" zu gelten, weil man nicht die kameradschaftlichen Bierspielchen mitmacht. Oder kommt man gar nicht drumrum eine Gratwanderung zwischen sogenannter Kameradschaft und Leistungsbereitschaft zu leisten?
Wer nicht mitmachen will, macht nicht mit. Fertig. Wenn das andere Leute anders sehen, dann haben
sie den Begriff "Kameradschaft" falsch verstanden!
Ansonsten, wie gesagt: Wenn es irgendwelche solchen Feiern geben sollte (bei uns gab es das drei Mal: das von unserer Kompanie für das Bataillon ausgerichtete Sport- und Oktoberfest, dann eine spontane Feier nach von allen bestandener Rekrutenbesichtigung und abschließend wenige Tage vor dem Ende der 9 Monate ein Grillen der gesamten Kompanie), dann sollte man trotzdem einfach mitfeiern, aber bei irgendwelchen "Trinkspielen" braucht man ja nicht mitzumachen.
Also nicht abkapseln, einfach mitfeiern und notfalls "Nein" sagen.
ZitatSollte diese Ansicht auf Vorurteilen beruhen, bitte ich um Belehrung.
Der Grundwehrdienst ist keine Sauforgie ;)
ZitatSollte diese Ansicht auf Tatsachen beruhen, frage ich mich gleichzeitig auch, wieso junge Menschen beim Bund dann nicht absolutes Alkoholverbot haben und auch wirklich so geschult werden, dass sie vital fuer die gesamte Gesellschaft sind.
"Auf Tatsachen" beruht sie sicherlich nicht (ich wiederhole mich: Der Grundwehrdienst ist keine Sauforgie) - aber nachdem die Bundeswehr, wie schon geschrieben, ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, gibt es auch Kameraden, die gerne Alkohol konsumieren, manchmal auch weit über das (für sie) verträgliche Maß hinaus. Was bei Grundwehrdienstleistenden sicherlich häufiger auftritt als bei den SAZ, da sie alle in einem Alter von 18 bis 23 Jahren sind und dementsprechend auch noch "die Sau rauslassen" wollen und vielleicht noch ihre Grenzen kennenlernen wollen. Ist diese Grenze erreicht, dann gebietet es aber eigentlich die Pflicht zur Gesunderhaltung sowie die Pflicht zur Kameradschaft, dass derjenige selber ins Bett geht oder von seinen Kameraden dorthin begleitet wird.
Allerdings ist das mit dem Alkoholverbot so nur schwer umsetzbar. Klar, man kann den Standpunkt einnehmen, dass in der Grundausbildung grunsätzlich immer Dienst ist und die Rekruten nur zwischen Ende des letzten Dienstes und Zapfenstreich kurzzeitig Pause haben, womit sie gegen die diversen Befehle und Vorschriften verstoßen würden, wenn sie sich in dieser Zeit ein Bier einflößen (ich weiss jetzt nicht mehr, wie lange vor Dienstbeginn man keinen Alkohol mehr konsumieren darf, aber es waren, glaube ich, schon ein paar Stunden).
Aber der Soldat an sich ist ein vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft, mit allen Rechten und Pflichten. Ich kann nicht einfach anfangen und seine durch die Verfassung gegebenen Grundrechte ohne Grund einschränken - damit verstoße ich als Vorgesetzter letztlich gegen Prinzipien der Inneren Führung (Leitbild vom "Staatsbürger in Uniform" mit dem Recht auf eine freie Persönlichkeit und damit auch dem Recht auf eine [durch Vorschriften und Befehle in Grenzen einschränkbare] freie Persönlichkeitsentfaltung).
Außerdem ist es unverhältnismäßig, wenn ich
jedem Soldaten den Konsum von Alkohol verbiete, weil
Einzelne sich daneben benommen haben oder daneben benehmen könnten.
Es ist also letztlich alles eine Frage des Vertrauens - ich traue meinen Untergebenen zu, dass sie sich wie Erwachsene verhalten können und ihren Alkoholkonsum derart kontrollieren, dass sie dienstfähig bleiben und niemand anders in Mitleidenschaft gezogen wird.
Tun sie das jedoch nicht, nutzen sie also mein Vertrauen aus, dann lernen sie mich von meiner ungemütlichen Seite kennen - dafür gibt es solche Sachen wie Erzieherische Maßnahmen (was auch eine Meldung an den Disziplinarvorgesetzten beinhaltet) und als Extrema Ratio die vorläufige Festnahme sowie disziplinare Maßnahmen gegen den "Täter".
Aber damit wird einzig und alleine derjenige bedacht, der sich "daneben benimmt"! Alles andere, auch ein prophylaktisches Alkoholverbot, ist nicht verhältnismäßig und damit eigentlich unzulässig.
Alkoholverbot gabs bei mir auch nur in den 1. 2 Wochen der Aga.
Später in der Stammeinheit gabs natürlich mal die ein oder andere Party, gerade wenn Ausscheiderfeten waren. Da waren dann aber auch unsere Vorgesetzten recht kompromissbereit (waren auch meisstens mit dabei ;D).