Sehr geehrte Community,
zu aller erst entschuldigen Sie bitte die Großbuchstaben, ich will aber von vorneherein deutlich machen, dass ich nicht mit den Alltagsfragen, wie "Wie werde ich...?", komme, sondern mich im Vorfeld hinreichend informiert habe.
Ich weiß, dass Scharfschützen stundenlang, der prallen Sonne ausgeliefert und sich selbst einnässend, warten und Einsätze verbringen ohne teilweise einen einzigen Schuss abgesetzt zu haben. Ich weiß, dass ich mich durch körperliche Fitness und exzellente Schussbilder qualifizieren muss, damit man vorgeschlagen wird, und sich nicht beim Einplaner dafür ausschwärmt. Soweit so gut.
Meine Frage ist eine simple, vielleicht kann sie ja sogar ein gedienter Scharfschütze höflicherweise schnell beantworten:
Welche Disziplinen beinhaltet das Auswahlverfahren explizit? Außer: Extreme psychische und physische Belastung und wenig Nahrung, Schlaf. Ich würde mich gern intensiv auf alles vorbereiten, was ich ohne Waffe an Aufgaben zu bewältigen habe. An die berüchtigten 20l Wasserkanister des Videos der Bundeswehrseite komme ich natürlich auch ran. Was kam bei Ihnen dran? Evtl. Gewicht und Zeitvorgaben? Häufigkeit? Was war das anspruchvollste? Wo sind die meisten gescheitert? Ich finde keine genaue Bennenung der Übungen / Tests.
Mehr will ich gar nicht wissen über das Leben eines Scharfschützen. Ich nutzte die Suchfunktion, gerade aus diesem Grund kenne ich die anderen Antworten ja.
Ich bin dankbar für jede kompetente und höfliche Hilfe, jeder der vorhat mir behilflich zu sein, fühle sich bitte nicht angesprochen, bei allem was auch negativ erscheinen mag.
Ich würde es auch bevorzugen, wenn Antworten, die keine konkrete Antwort beinhalten, einfach nicht geschrieben werden. Es erspart auch Ihnen viel Zeit. Beachtung werde ich diesen bestimmt keine schenken.
Auf diesem Wege nochmals Danke im Vorfeld und einen schönen Mittwoch-Abend.
Die kenne ich bereits, daher auch das mit den 20l Kanistern. Natürlich danke ich aber für die versuchte Hilfe :)
Vielleicht jemand hier, der das Auswahlverfahren bereits durchgemacht hat?
ZitatIch finde keine genaue Bennenung der Übungen / Tests.
Ich denke, dass die Informationen zum Auswahlverfahren rar gesät sind, weil nicht alles an die Öffentlichkeit gelangen soll.
Was nicht in den Videos von der Bundeswehr erwähnt wird, werden Sie wohl erst erfahren, wenn Sie selber dabei sind.
Das befürchtete ich auch. Aber ich hoffe, dass man vor dem Verfahren keine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben musste und dass vielleicht anonym ein Scharfschütze dazu bereit wäre, mir Erfahrungen preis zu geben. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Ich nehme auch mal stark an, dass einer der Inhalte des Auswahlverfahrens die Ungewissheit ist. D.h. das man einfach vorher nicht wissen soll was passiert und man so unvorbereitet in die Prüfsituation geht. Ein Scharfschütze muss sich ja schliesslich auch blitzschnell auf neue Situationen einstellen können.
Zu allererst muss einer denken, dass man es überhaupt schaffen könnte und einen zu diesem Verfahren zulassen. Und dann sollte man auch hin und wieder das treffen, auf das man gezielt hat.
Als ehemaliger Scharfschützen Ausbilder bei den Gebirgsjägern, möchte ich von meinen Erfahrungen berichten, da das Internet ja voll von Spekulationen ist.
Persönliche Voraussetzung
Die Ausbildung ist nicht nur aufwendig, sonder auch sehr teuer. Darum gibt es körperliche, wie auch geistige Vorraussetzungen für den Zugang zur Ausbildung. Wir brauchen Soldaten, die auch unter Stress z.B noch eine Ballistische Flugbahn eines Geschosses berechnen können, was schon mal voraussetzt, dass man einen Schulabschluss hat und man einen Soldaten vor sich hat, der eine gewisse Intelligenz mitbringt. Ausserdem werden alle selbst ernannten ,,Rambos und Helden" schon grundsätzlich durch das Raster fallen. Die Anwärter bei den Gebirgsjägern bewerben sich nach der Spezial Grundausbildung, die mit der Gebirgsjäger ATN endet. Ausbilder und Vorgesetzte werden von uns über den Anwärter befragt.
Auswahlverfahren
Hier werden körperliche Fitness und Belastbarkeit geprüft. Ich kann nur berichten, was für Kriterien bei den Gebirgsjägern üblich sind.
Körperliche Fitness:
30km Marsch mit 18Kg Gepäck in max. 250 min
800 Höhenmeter mit 15kg Gepäck in max. 130 min
Pendellauf zwischen zwei 20m liegenden Punkten, in dem ein 30Kg schwerer Gegenstand jeweils abgelegt und wieder aufgenommen werden muss. Minimum sind 10 Pendelläufe in 8min.
30 Liegestütze in 2 min.
Überwinden des Seilsteg
Mehrmaliges Überwinden der Hindernisbahn, wobei das Hindernis für tiefste Gangart drei mal hintereinander überwunden werden muss. Hier wird die Willenskraft geprüft. Deswegen ist die Anzahl der Wiederholungen jedem selbst überlassen.
Die Prüfungen finden an 2 Tagen statt. Meist wird nach einem Marsch direkt der Seilsteg absolviert.
Geistige Fitness
Entfernung schätzen ohne Hilfsmittel
Auffinden und das Merken von Gegenständen die im Vorfeld verteilt werden (ohne aufzuschreiben)
Berechnung von ballistischen Aufgaben (einfaches Kopfrechnen)
Umgang mit Karte und Kompass (Karte Einnorden, Entfernung und MKZ bestimmen)
Zuordnen von Kartenschnipseln auf einer grossen Karte auf Zeit
Entschlüsseln eines Verschleierten Textes auf Zeit
Schiessleistung
Schiessen mit G36 200m auf eine Ringscheibe. Liegend aufgelegt.
2 mal 10 Schuss
Gewertet wird jeweils das Trefferbild. Mindestens 5 Treffer in einem 5 cm Kreis.