Hallo allerseits,
mein Name ist Rouven und ich bin gerade dabei meine Bachelorarbeit zum Thema "Antriebskonzepte für schwieriges Gelände" zu schreiben, daher suche ich momentan nach Einteilung für schwieriges Gelände, in den DIN Normen habe ich bisher nichts gefunden, wo eindeutig festgelegt wird, was als schwieriges Gelände gilt, daher wollte ich hier mal Fragen, ob es bei der Bundeswehr dafür klar deffinierte Kriterien gibt. Ich denke jeder kann sich darunter etwas vorstellen, wie Matsch, Schnee, große Steigungen, physikalische Hindernisse usw., für meine Arbeit brauche ich allerdings klar definierte Bedingungen, wie z.B. 20cm Schneedecke, Steigungen über xy%. Falls mir jemand von euch sagen könnte, wo ich soetwas finden könnte würde mir das ein ordentliches Stück weiterhelfen.
Gruß und einen schönen Sonntag noch
Ergebnis aus 10 min. Recherche:
Mit der DIN wird es auch schwierig. Die Zulassung von Fahrzeugen werden über EU Verträge geregelt (EWG bzw. EN Richtlinien) und in nationales Recht umgesetzt (z.B. StVZO). Des weiteren unterliegen sie dem Vertragswerk der Vereinten Nationen (UNECE). Die ECE Prüfkennziffern sind auf allen fest verbauten Teile erkennbar (Schau dir z.B. den Kfz-Scheinwerfer mal genauer an). Diese Prüfnormen sind alle online verfügbar.
Nun zu deiner Frage: Eine Definition von Geländefahrzeugen ist im Anhang II der Richtlinie 70/156/EWG zu finden. Vielleicht hilft dass ja weiter.
Ab hier beginnt deine Arbeit: ...EU Richtlinien...ECE Normen...DOT Regularien (Department of Transportation, USA)...nationale Gesetzgebung
Gruß
Danke dir vielmals, das hilft mir schonmal ein Stück weiter, allerdings ist das schon sehr speziell auf Automobile bezogen, da es bei mir um Antriebskonzepte geht, sprich ich bin völlig frei in der Umsetzung, ich soll lediglich das Optimum finden (es wären also auch Ketten, Beine wie bei einigen Baumaschinen im Dschungel verwendet, oder andere noch exotischere Lösungen zulässig), daher bräuchte ich etwas allgemeineres. Was ich suche ist etwas nach der Art: als schwieriges Berggelände gilt felsiges Terrain von einer Steigung mit mehr als 25% und felsigem Untergrund. Ich weiß nicht, ob es dort etwas einheitliches gibt, da ja auch schwierig immer relativ ist, was für jemanden zu Fuß noch halbwegs einfach ist kann für ein Auto ja schon unmöglich sein z.B, allerdings dachte ich mir, wenn es soetwas gibt, dann mit großer wahrscheinlichkeit bei der Bundeswehr, da die sich ja sehr viel damit herumschlagen muss.
Gruß
Rouven
Da ich aus dieser Branche komme und Erfahrung im Bereich "Anforderungen" habe, kann ich Dir versichern, dass der Nutzer (Bw) bzw. der Besteller (BAAIN) niemals schwieriges Gelände formulieren wird, da dies keine prüfbare Anforderung ist. Die prüfbaren Anforderungen ergeben sich aus dem einem Bedarf (Nachfolger, Fähigkeitslücke, ...) und der einhergehenden Einsatzzenarien. "Automobillastigkeit" ist dem Umstand geschuldet, da dies zulassungsrelevant ist und daher ausgiebig beschrieben.
Daher schlage ich Dir folgendes vor:
Bottum up:
1. Recherche im Zulassungsrelevanten Bereich (US,EU) nach Definitionen und ggf. nach Prüfnormen (z.B. ECE Prüfnorm xy)
2. Definiere schwieriges Gelände nach Eigenschaften, die sich später auch prüfen lassen indem du dir Szenarien ausdenkst, bei denen der Luftweg ausgeschlossen ist (Waldbrand, Bergrettung/-Bergung, Mars-Erkundung, ...).
3. Ermittle die Randbedingungen dazu (Zulassungspflichtig, Zweck, Regen, Schnee, Temperaturen, fest, lose ...), die sich aus den möglichen Anforderungen ergeben.
4. Bestimme die Kritikalität der Eigenschaften und Randbedingungen für die spätere Entscheidung--> z.B. über ABC-Charts
Top down:
Aufzählung aller möglichen Varianten (1,2,4,6,n Beine, Räder, Raupen,Kombinationen, Seil ...)
Aufzählung der Antriebsarten (Verbrennung, Brennstoffzelle, Batterie,...)
Beurteilung der Varianten nach Eigenschaften die ggf. gewichtet sind (Geschwindigkeit, Steigleistung, Vorteile, Nachteile, Risiken ...)
Beurteilung der Antriebsarten (Emissionen, Reichweite,... )
Ein paar Gedanken zum Life Cycle (Wartbarkeit, Kosten,...)
Die optimale Lösung(en) soll(ten) aufzeigen, was diese gut (unbedingt), weniger gut (bedingt bzw. unter welchen Voraussetzungen) oder gar nicht können und welche Marktchancen bestehen.
Als Gedächtnisstütze sind die im V-Modell beschriebenen Meilensteine SE1 bis SE3 sehr hilfreich.
Gruß
Wiedermal eine sehr gute Antwort, darf ich fragen, was genau du machst? Vielleicht sollte ich etwas genauer erklären worum es in meiner Abschlussarbeit geht, der genaue Titel ist "Antriebskonzepte für schwieriges Gelände mit bionischem Lösungsansatz" ich nehme an, dass du irgendwo in der Entwicklung tätig bist, oder zumindest irgendwo, wo es darum geht Problemstellungen zu abstrahieren, gerade die Bezeichnungen Top down und Bottom up sind mir aus der Bionik geläufig. Für meine Arbeit werd ich wohl zunächst einmal generell heraussuchen, was schwierige Geländearten sind (das dürfte nicht all zu schwer werden, bzw habe ich das schon zum größten Teil getan) dann die physikalischen Hintergründe erörtern, wie z.B. Schnee-> Reifen verursacht Druck -> Druck verursacht Herabsetzung des Schmelzpunktes -> Wasserfilm verringert Haft-/Rollreibungskoeffizient -> schlechteres Lenkverhalten/Vorankommen. Als nächstes Suche ich dann in der Biologie nach Lösungsansätzen wie z.B. Schneehasenpfote -> Behaarung die lokal festfriert -> Formschluss zusätzlich zur Haftung -> besserer Grip -> bessere Beherrschbarkeit des Geländes, oder der Schneeschuhansatz mit vergrößerung der Auflagefläche und überlege mir dann letztendlich, wie man daraus ein Fortbewegungsmittel bauen könnte, oder ein Teil, mit dem sich ein bereits bestehendes Vehikel verbessern ließe. Zum Schluss soll ich dann noch recherschieren, ob es bereits technische Umsetzungen für diese Problemstellung gibt und inwiefern diese besser/schlechter sind als meine Umsetzung oder ob man das Ganze kombinieren könnte.
Ich habe gerade erst angefangen, bin allerdings schon jetzt restlos begeistert, was wohl auch daran liegt, dass ich das Glück hatte, mir genau diese Themenstellung selbst auszudenken :).
Gruß
Rouven
Die Professur für Fahrzeugtechnik (Professor Meywerk) der Helmut-Schmidt-Universität bietet eine Master-Vorlesung zum Thema Bodenmechanik und Geländegängigkeit, in der unter anderem ähnliche Fragestellungen behandelt werden. Schwerpunkt liegt zwar auf der Bodenmechanik, um diese allerdings zu beschreiben, wird auch ein ausführlicher Blick auf schwer zugängliches Gelände, geometrische Verträglichkeiten, das Zusammenspiel des Systems Mensch-Fahrzeug-Fahrweg, usw. gelegt.
Da das Skript Bundeswehrkarten und Nato-Material enthält, welche als VS-NfD eingestuft sind, kann ich dieses nicht zur Verfügung stellen. Aber es wäre einen Versuch wert, mal bei der Professur anzufragen, ob man eine Version ohne diese Karten erhalten kann.
Kontaktmöglichkeit findet sich hier:
http://www.hsu-hh.de/meywerk/index_hJ4XSJfBa8KMceIa.html
Hallo,
zu meinem Beruf: Ich bin System-Ingenieur im Bereich Kommunikations- und Informationstechnik. Systementwurf ist ein wichtiger Bestandteil aber meistens bin ich im Systemtest eingebunden. Daher auch der Hinweis auf "prüfbare Anforderungen".
-Zu deiner Aufzählung: Die sehr schmalen Lamellen (quer zur Lauffläche) auf den Winterreifen sind vom Geparden abgeschaut worden, der seinen mech. Grip über die Beweglichkeit der Pfoten und nicht über seine Krallen erhöht.
Nur mal am Rande:
"Geländegängigkeit" ist zwar bei Gefechtsfahrzeugen ein wichtiges Thema, "Straßengängigkeit" aber eben auch.
So mag eine "Beinlösung" zwar durchaus geländegängig sein, auf der Straße ist aber keine ausreichende Geschwindigkeit zu realisieren. Auch geländegängige Fahrzeuge versuchen sich an Straßen "zu halten", wo immer es möglich ist.
Die Gedanken zum "Life Cycle" muss man um die aktuellen Betriebskosten / Energiebedarf ergänzen.
(.. und natürlich immer fragen: Was kann der "Gegner" / der Wettbewerber ...)
interessant, dass der Leopard da ein ähnliches Prinzip wie der Sandfisch für den quasi Gegenteiligen effekt nutzt, zu der KOsten und Straßenfrage: beides stellt sich glücklicherweise nicht (zunächst mal), es soll hauptsächlich darum gehen für die speziellen Geländearten das Optimum zu finden, geringere Beweglichkeit auf Straßen, oder Kosten spielen erstmal keine Rolle.
@ F_K das genau sagt doch der Begriff Life Cycle Kosten aus. Da sind per Definition schon die OPEX mit drin.