Vielleicht ist es ja für Einige hier von Interesse (manche von denen haben den Übergang wohl auch noch selbst miterlebt):
Im Haus der Geschichte in Bonn läuft aktuell die Ausstellung
"Ab morgen Kameraden", die sich mit der Auflösung der NVA und dem Übergang von Menschen und Material in die Bundeswehr beschäftigt. Entwicklung und Besonderheiten der beiden beteiligten Armeen werden anhand von über fünfhundert Ausstellungsstücken ebenso gezeigt wie der Prozess des Übergangs und was er in der Folge für die Truppe bedeutet hat.
Die Ausstellung läuft seit gestern (06.07.) und noch bis zum Februar des nächsten Jahres. Weitere Informationen hier:
https://www.hdg.de/bonn/ausstellungen/wechselausstellungen/ausstellungen/ab-morgen-kameraden-armee-der-einheit/P.S.: Gibt's zu dem Thema eigentlich einen Thread hier im Forum?
Wir stellen dazu Klaus aus. ;)
Wodurch das dann automatisch auch zum Thema würde ;)!
Ansonsten kann dieser Thread sich ja durchaus dazu entwickeln, wenn beispielsweise Ausstellungsbesucher sich hier äußern*.
* und Klaus alles besser weiß :P.
Zitat... und Klaus alles besser weiß ...
Eher nicht alles, aber vermutlich vieles anders erlebt hat.
Klaus: Würde mich interessieren welche Gedanken du als erstes hattet als du von der Eingliederung bzw. Ende der NVA erfahren hast?
Gruß
grande
Zitat...welche Gedanken du als erstes hattet als du von der Eingliederung bzw. Ende der NVA erfahren hast?
In der Tat, das würde mich auch interessieren. So eine "friedliche" Übernahme hatte es ja bislang in der Welt nicht gegeben.
Zitat von: diodon-IV am 07. Juli 2016, 20:09:04
So eine "friedliche" Übernahme hatte es ja bislang in der Welt nicht gegeben.
1938 hat angerufen und will seinen Anschluss zurück ;D
Die Ausstellung ist sehr gut gestaltet und hält wirklich viele anschauenswerte Exponate bereit. Es lohnt sich wirklich, sie zu besuchen, auch wenn - wen wird es wundern - natürlich nur die Erinnerungen und Empfindungen der Berfagten dargestellt werden. Aber die Auswahl scheint mir ein guter Querschnitt zu sein.
Fazit: Eine wirklich gelungene Ausstellung, für die man allerdings wirklich ausreichend Zeit einplanen sollte.
Zitat1938 hat angerufen und will seinen Anschluss zurück
Wie konnte ich das übersehen? ::)
Mir gefällt der Begriff Fusion so überhaupt nicht. Für mich, als Unbeteiligter, hatte das eher den Zug einer Übernahme
Übernahme...
Ja, so würde ich das auch fast bezeichnen. Sogar fast als feindliche.
Selber bin ich zwar erst später zum Bund gekommen, mein älterer bruder war allerdings "Live" dabei.
Ich kann mich gut errinnern, das es für Ihn einen sehr sehr negativen touch hatte.
Er erzählte mal, das sie Nachts losgefahren sind als vorrauskommando, um irgendwelche Liegenschaften/Stützpunkte zu Sichern/Übernehmen (wie und was auch immer). Laut seinen damaligen aussagen war das von beiden seiten sehr wenig freundschaftlich...
Leider lebt er seit 2003 nicht mehr, ich kann ihn also schlecht dazu befragen.
Als ich 1991 zur BW ging, waren "die Ossis" schon als normale Wehrpflichtige dabei, normaler zwischenmenschlicher umgang miteinander. So, wie es sein sollte...
Ist doch klar, dass das nicht immer und überall reibungslos ging. Das war für manchen halt gewöhnungsbedürftig.
Ich kann über die Kameraden, die ab 03.10.90 zu uns kamen, nichts Negatives sagen. Sowohl das Führungsteam, bestehend aus dem ehemaligen Kdr PzAufklBtl 2, einem Major aus einem PzBtl aus Lüneburg und dem damaligen VersDstFw der PzJgKp 330 als auch das Ausbildungsunterstuetzungsteam vom PzAufklBtl 6 (bestehend aus dem Chaf der AufklAusbKp, dem Spieß der 5./6 und einem Zugführer) traten sehr fair und kameradschaftlich auf. Unklarheiten über das ganze Procedere kamen aus meiner Sicht nur dadurch zustande, dass unsere politische und militärische Führung im Vorfeld nicht oder nicht ausreichend über die ausgehandelten Modalitäten und Abläufe informiert hat. Ist eigentlich im Nachhinein auch wenig verwunderlich, hatte ja der "Minister für Abrüstung und Verteidigung" noch bis Ende August/Anfang September 90 von zwei über einen gewissen Zeitraum nebeneinander bestehenden Armeen fabuliert - wovon er heute aber nichts mehr wissen will. Mein Kommandeur wusste z.B. nicht, dass er ab 03.10. nicht mehr Kommandeur war, er hatte die Information, dass das Führungsteam lediglich zu seiner Unterstützung kommen würde.
Zitat von: wolverine am 11. Juli 2016, 07:47:46
Ist doch klar, dass das nicht immer und überall reibungslos ging. Das war für manchen halt gewöhnungsbedürftig.
Das war im zivilen Alltag doch auch nicht anders. Wenn ich an die "feindlichen" Übernahmen durch Banken, Sparkassen, Parteien, Versicherungen, Verlage und andere Wirtschaftsunternehmen denke, ging es bei der Zusammenführung von NVA und Bundeswehr noch halbwegs freundlich zu. Dies war besonders beachtlich, wenn man an die Zeit der Konfrontation denkt und an den ideologischen Frontverlauf.
Mit ironischem Unterton: Die "blühenden Landschaften" könnten sich also am ehesten auf Kasernengelände und Truppenübungsplätzen entwickelt haben.
Wenn ich durch Sachsen oder Thüringen fahre, denke ich oft an die verspotteten "blühenden Landschaften". Teilweise sind die schon Realität.
In manchen Gegenden der neuen Bundesländer blüht es dem einen oder anderen Westler schon entschieden zu viel, wenn er alternativ - zum Beispiel am Rand des Ruhrgebiets oder im Saarland - aus dem eigenen Fenster auf die örtliche Tristesse schaut.
Zitat von: StOPfr am 11. Juli 2016, 15:34:08
In manchen Gegenden der neuen Bundesländer blüht es dem einen oder anderen Westler schon entschieden zu viel, wenn er alternativ - zum Beispiel am Rand des Ruhrgebiets oder im Saarland - aus dem eigenen Fenster auf die örtliche Tristesse schaut.
Eine kommilitonin hat nach ihrem Auslandssemester Oberhausen mit Breslau verglichen. Das tat schon irgendwie weh :D
Zur NVA eingliederung
Täusche ich mich oder wurden die Dienstgrade, die Hauptwaffensysteme, der ideologische Überbau (innere Fühung und Staatsbürger in Uniform), der Name nicht alles von der Bundeswehr beibehalten?
Nicht das ich das bemängeln will, aber für mich wirkt das eher wie eine Eingliederung statt einer Fusion
Zitat von: Verteidiger am 11. Juli 2016, 22:29:43
Eine kommilitonin hat nach ihrem Auslandssemester Oberhausen mit Breslau verglichen. Das tat schon irgendwie weh :D
OT:
Bei der gegenläufigen Entwicklung könnte Breslau inzwischen besser abschneiden, immerhin eine der Kulturhauptstädte Europas 2016. Allerdings bewegen wir uns da weiter östlich als der Thread zulässt.
@ Verteidiger, die DDR trat dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei und hörte mit Wirkung vom 03.10.1990 auf zu bestehen.
Selbstverständlich wurden unter Beachtung des 2+4-Vertrages die NVA in Gestalt ihrer Soldaten, Liegenschaften, Waffen und Gerät in die Strukturen der Bundeswehr übernommen. Da die NVA aus einem vollkommen anderen System, Aufbau-, Ablauforganisation, rechtlichen Rahmenbedingungen und Ausbildungs- ubd Einsatzgrundsätzen kam, konnte ihr System nicht maßgebend für die Bundeswehr werden.
In welchem Status, mit welchen Dienstgraden und welcher Besoldung (um nur ein paar Punkte zu nennen) die ehemaligen NVA-Soldaten zu übernehmen waren wurde im Einigungsvertrag geregelt. Die zu führenden vorläufigen Dienstgrade wurden z.B. aus der SLV abgeleitet. Mir "fehlten" z.B zum StFw 2 Jahre Dienstzeit und ich würde demzufolge als HptFw übernommen.
@KlausP
Wurden Fähnriche (NVA) bei einer Übernahme grundsätzlich Feldwebel, oder gab es auch andere Konstellationen?
Es kam auf deren bisherige Dienstzeit an. Fähnriche, die aus der Unteroffizierlaufbahn aufgestiegen waren (wie ich z.B.) wurden als Feldwebeldienstgrade eingruppiert.
Mir sind auch ehemalige Fähnriche bekannt, die als StUffz übernommen wurden, die waren aber schon in der Fähnrichlaufbahn eingestellt worden und nach der Fähnrichschule in die Truppe gekommen. 2 solcher Fälle sind mir persönlich bekannt, weil sie aus meinem Bataillon kamen.