(Hoffentlich ist es im richtigen Bereich)
Hallo Community, ich habe heute mit Freunden über die Intervention der Türkei gesprochen. Nun wollte ich eure Meinung dazu hören.
Ich persönlich denke, dass alles ein ausgeklügeltes Spiel von Erdogan ist...
Es ist für mich nur ein Deckmantel, hauptsächlich wird er die Kurden in Nordsyrien angreifen.
Ich will mir echt nicht vorstellen wie es dort eskalieren wird, streng genommen kämpft dort jeder gegen jeden.
Zudem bin ich gespannt wie die USA reagieren wird, die arbeiten schließlich mit den Kurden eng zusammen.
Wie ist eure Meinung? Bin wirklich gespannt.
Die Offensive richtet sich u.a. indirekt gegen die Kurden - durch die Eroberung des bisher noch vom IS kontrollierten Grenzstreifens zwischen den Kurdengebieten kommen die Türken einer geographischen Vereinigung dieser Gebiete zuvor.
Es ist zwar eine Intervention der Türkei, jedoch beschränkt sich die Türkei auf Kampfunterstützung.
Die primären Kampftruppen setzen sich zusammen aus verschiedenen islamistischen Milizen (einige davon kooperieren an anderer Stelle mit AQ) und FSA Gruppierungen die von der Türkei aus Syrien geholt, ausgerüstet und angeleitet wurden.
-Suqour al Jabal
-Nour al-Din al-Zenki
-Faylaq al-Sham
-13th Division
-Sultan Murad Brigade
-30th Division
-Liwa al Fateh
-Ahrar Tal Rifat
-Hamza Brigade
-al-Sham Front
-Jabhat al-Shamiya
-Ahrar al-Sham
-Jaysh al-Tahrir
-Turkmen Martyrs Battalion
http://imgur.com/a/5w3aUhttp://syriancivilwararchive.com/Tweets/25-Aug-2016theatresofwarNew-map---Jarablus-area-in-N-Syria---Turkey-Rebels-vs-ISIS-vs-SDF--YPG---via-ArtRosinski.htmlhttp://syriancivilwararchive.com/Tweets/25-Aug-2016OIRSpoxThe-Syrian-Democratic-Forces-have-moved-east-across-the-Euphrates-to-prepare-for-the-eventual-liberation-of-Raqqa-Syria-defeatdaesh.htmlDie Türkei hat der SDF geführten und durch die USA unterstützten Manbij Offensive nur zugestimmt da man ihnen versprochen hat die YPG (mit Verbindungen zur PKK) Elemente bzw. die nicht "arabischen" Elemente innerhalb der SDF würden nach der Eroberung von Manbij nicht weiter Richtung türkischer Grenze bzw. weiter Richtung Afrin Kanton vorstoßen und Sich wieder östlich des Euphrat zurückziehen.
Das was also die Bedingung der Türkei für eine Zustimmung zur US/SDF Offensive zur Eroberung von Manbij.
SDF Einheiten sind allerdings nach der weiter Richtung Westen (Al-Bab) und Norden (Jarabulus) vorgestoßen.
Die Türkei hat wiederholt geäußert das man ein Verbinden der Kantone nicht zulassen wird.
Die jetzige Intervention der Türkei in erster Linie darauf ausgerichtet YPG Einheiten zurückzudrängen und Al-Bab vom IS zu erobern um der SDF/YPG zuvorzukommen.
Das man dabei auch das Grenzgebiet vom IS säubert ist mehr ein willkommener Nebeneffekt. Mit dem IS an Ihrer Grenze hatte die Türkei jahrelang kein Problem.
Jarabulus selbst wurde mehr oder weniger kampflos genommen, IS Truppen hatten die Stadt mehr oder weniger bereits geräumt.
Bei Amarinah kam es bereits zu Gefechten zwischen SDF/YPG Truppen und den aus der Türkei kommenden FSA Einheiten.
Heute früh im Radio gehört: Auf Grund des momentan "angespannten" Verhältnisses zur Türkei erwägt die Bundsregierung, die Bundeswehreinheiten aus Incirlik abzuziehen. Gegenwärtig werden Alternativen geprüft.
Mir tun die Kurden nur Leid. Sie sind verraten worden.
Die ganze Aktion lässt für mich mehre Schlüsse zu.
1. Der IS ist langfristig besiegt. Er befindet sich überall auf den Rückzug und man teilt schon seine noch gehaltenen Gebiete auf. Wie lange er sich noch halten kann ist fraglich.
2. Die Angst der Türkei vor einem Kurdenstaat. Den IS an ihren Grenzen konnte sie akzeptieren, aber nicht die Kurden. Durch ihren Einsatz im Kampf gegen den IS hätten sich die Kurden einen Staat "verdient" gehabt. Ihr Kampf wird nicht belohnt werden.
3. Die Türkei kann sich mittelfristig Assad arrangieren. Genauso wie mit dem russischen Einfluss. Immer noch besser als ein Kurdenstaat.
4. Der Krieg ist noch lange nicht vorbei. Ist ein Gegner besiegt, dann gehen sich die Waffenbrüder halt gegenseitg an die Gurgel. Ruhe wäre bei einem Kurdenstaat wenigstens teileweise eingetreten. Es fehlt weiterhin ein Konzept für den das Nachkriegssyieren
Zitat von: Verteidiger am 25. August 2016, 20:30:15
Mir tun die Kurden nur Leid. Sie sind verraten worden.
D'accord.
Es wurde gestern von Vizepräsident Biden sehr deutlich formuliert. Vielleicht hat eine Präsidentin Clinton ja andere Vorstellungen, die nach dem 20. Januar 2017 bestimmend werden.
Meiner Meinung nach kann es in der Türkei und drumherum nur Frieden geben, wenn auch der innertürkische Konflikt mit den Kurden gelöst wird. Vor zwei, drei Jahren war man damit schon weiter als heute. Positive wie negative Anstöße kamen von Erdogan, - so wie es ihm machtpolitisch gerade in den Kram passte.
Ich muss leider sagen, dass "Verteidiger" mit 1. - 4. durchgehend richtig liegt.
Seltsam, SDF/YPG Einheiten stoßen sogar noch weiter vor:
https://pbs.twimg.com/media/CqvA6lEWAAQVmyn.jpg:large
Ich schliesse mich der Einschätzung des Verteidigers klar an.
Für mich sieht es jedenfalls so aus, dass dieser Schlag Primär gegen die Verstreuten Kurdengebiete geht, Nebeneffekt ist die Vertreibung des IS.
Es könnte Tertiär noch dazu kommen, dass die Türken dann die "Befreiten" Gebiete selbst behalten - sofern Sie nicht an die Syrier zurückgegeben werden.
Föderation Nordsyrien – Rojava. >> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rojava
Diese unterhält diplomatische Vertretungen in Moskau, in Stockholm und seit Mai 2016 auch in Berlin.
Ziel der Vertretung sei es, diplomatische Beziehungen mit dem deutschen Staat aufzunehmen und die Öffentlichkeit über die Entwicklungen in Rojava zu informieren, erklärte der Repräsentant der Autonomieregion, Sipan Ibrahim. ,,Wir wollen den Menschen in Deutschland deutlich machen, dass in Rojava Kurden, Araber und andere Bevölkerungsgruppen geschwisterlich zusammenleben."
Am 17. März 2016 rief eine Versammlung von kurdischen, assyrischen, arabischen und turkmenischen Delegierten in Rumaylan eine autonome Föderation Nordsyrien – Rojava aus, bestehend aus den drei Kantonen Rojavas. Weder die USA und Russland, noch das Assad-Regime und die syrische Opposition unterstützen die Autonomiebestrebungen.
Und niemals werden die Türken unter der Führung von Politikern wie Erdogan einen Kurdenstaat vor ihrer Haustür akzeptieren.
Schade nur das wieder ein Volk verraten wird... für andere bluten dürfen sie... ( sogar mit deutschen Waffen....) aber dann...
Kleiner Lageüberblick ohne Anspruch auf Korrektheit:
http://imgur.com/VfR07yC1) Die beiden Kantone, gehalten von Einheiten der SDF und der YPG, Ziel der YPG ist es diese zu Verbinden, die Türkei hat wiederholt erklärt dies nicht zu dulden, bisher galt der Euphrat als "rote Linie"
2) Geplante Stoßrichtung der von der Türkei unterstützten und angeleiteten islamistischen Milizen und FSA Gruppierungen. Die Türkei fordert das sich sämtliche YPG Kräfte östlich des Euphrat zurückziehen (angeblich war dies Bedingung für die Zustimmung der Türkei zur US gestützten Manbij Offensive).
3) Grenzgebiet der Türkei zur von islamistischen und FSA Gruppierungen gehaltenen Idlib Provinz, wichtig für den Nachschub der Rebellen.
4) Schlacht von Aleppo, aktuelle "Entscheidungsschlacht" im Norden Syriens zwischen islamistischen Milizen sowie diversen FSA Gruppierungen (unterstützt von Türkei/Arabischen Staaten und teilweise den USA) und der SAA (+ verbündeter Milizen, unterstützt durch Russland und Iran).
5) Die nun aus der Türkei vorstoßenden syrischen Rebellen stammen vermutlich wurden aus dem von Rebellen kontrolliertem Azaz und aus der Provinz Idlib
6) Die Türkei hofft außerdem durch einen Vormarsch der Rebellen Druck auf die SAA (+ verbündeter Milizen) ausüben zu können falls sich der IS komplett aus der Region zurückzieht.
Wichtig ist anzumerken das es nicht zwangsläufig zu Gefechten zwischen SDF/YPG und den von der Türkei unterstützten Kräften kommen muss, schon garnicht zu einer erneuten Schlacht um Manbij.
Das ganze wird wohl hinter den Kulissen zwischen den USA und der Türkei geregelt !
Sollten sich sämtliche YPG Elemente innerhalb der SDF östlich des Euphrat zurückziehen könnte die Türkei dies bereits als Erfolg verkaufen wenn zeitgleich al-Bab genommen werden kann denn somit wäre ein Verbinden der Kantone vom Tisch und das Grenzgebiet zur Türkei fest in der Hand arabischer Rebellen (FSA).
Es ist auch bei weitem nicht so das in diesen Gebieten mehrheitlich Kurden leben !
ATGM (Milan ?) Angriff auf türkische Truppen sowie fataler Treffer eines türkischen Panzers (Sabra oder M60A3) durch SDF/YPG Kämpfer:
https://www.youtube.com/watch?v=DCCju3WOOYYInsgesamt wurden angeblich bereits 3 türkische Panzer zerstört bzw. getroffen/beschädigt !
Turkish soldier killed and 2 injured when SDF fighter hit their tank near Jarablus:
https://twitter.com/ntv/status/769595030008893440Leopard 2A4 tanks have been moved from Istanbul to Gaziantep at the Syrian border:
https://twitter.com/FailedCoupTR/status/769533200708296704Turkish warplanes launched air raids on YPG/SDF location near Amarnah and Ein Albyda south of Jarablus
https://twitter.com/AhmadAlkhtiib/status/769647437694795777Turkish bombardment kills 20 civilians in Syria:
https://twitter.com/AFP/status/769798522447114240
In anbetracht der Tatsache, dass die Kurden lange Zeit so ziemlich die einzigen waren, die dem IS erfolgreich Paroli bieten konnten, ist es schon eine ziemliche Sauerei, dass diese von den Türken jetzt auch in Syrien bekäpft oder besser gesagt auch noch mit Bodentruppen bekämpft werden.
Gäbe es einen langfristigen Ausgleich zwischen Kurden und Türken, würde wahrscheinlich die ganze Region davon profitieren, einschließlich der Türkei, das dürfte aber in der momentanen Situation Wunschdenken sein. Außerdem ist der Wert der Türkei als Verbündeter wohl umso höher, je instabiler die Lage in der Levante ist.
Zitat von: theodor_rannt am 28. August 2016, 14:17:32
In anbetracht der Tatsache, dass die Kurden lange Zeit so ziemlich die einzigen waren, die dem IS erfolgreich Paroli bieten konnten, ist es schon eine ziemliche Sauerei, dass diese von den Türken jetzt auch in Syrien bekäpft oder besser gesagt auch noch mit Bodentruppen bekämpft werden.
Gäbe es einen langfristigen Ausgleich zwischen Kurden und Türken, würde wahrscheinlich die ganze Region davon profitieren, einschließlich der Türkei, das dürfte aber in der momentanen Situation Wunschdenken sein. Außerdem ist der Wert der Türkei als Verbündeter wohl umso höher, je instabiler die Lage in der Levante ist.
Kann ich so nur unterschreiben.
Hier mal ein recht guter Artikel über die Konfliktparteien in Syrien.
Mich persönlich macht das Verhalten sprachlos, wütend und traurig. Man muss sich das vorstellen: Die Kurden sind sicherlich keine weißen Ritter, aber sie sind die einzige Konflikpartei, die kein Gas, Fassbomben, Massenvergewaltigungen oder einen Völkermord "eigesetzt" haben. Sie leisten heldenhaften Widerstand gegen den IS und sind der einzige Partner am Boden auf den sich der Westen verlassen kann. Und was ist der Dank? Ihre Kämpfer sollen Städte räumen, die sie mit hohen Blutzoll gerade erst befreit haben. Außerdem werden ihre Soldaten noch gedemütigt von Männern, die es nicht für nötig befunden haben gegen den IS zu kämpfen, sondern sich lieber in die Türkei zurück gezogen haben. Während dessen reibt sich der IS die Hände und kann sein Glück kaum fassen. Wenn man die YPG nur lassen würde und sie durch taktische Luftschläge unterstützen würde, dann wäre Rakka in 4 Wochen befreit. So wird der IS noch mehre Monate bzw. Jahre überleben.
Zitat von: Verteidiger am 29. August 2016, 20:58:45
Wenn man die YPG nur lassen würde und sie durch taktische Luftschläge unterstützen würde, dann wäre Rakka in 4 Wochen befreit. So wird der IS noch mehre Monate bzw. Jahre überleben.
Raqqa in 4 Wochen ?
Eher nicht...
Außerdem, wenn man die YPG "nur lassen würde" würden sie die Kantone verbinden.
Die Türkei, immernoch ein NATO Land dessen Soldaten im eigenen Land im Kampf gegen die PKK sterben (und für die Türkei ist YPG=PKK), hat schon vor Ewigkeiten erklärt dies nicht zu dulden.
Letztendlich sind die USA hier das Bindeglied zwischen den SDF und der Türkei. Mal abwarten, hinter den Kulissen wird sicher schon verhandelt.
Auch die Russen haben sicherlich ihre Finger im Spiel, sie wurden definitiv vor beginn der Operation informiert und haben eingewilligt...
Warum die Türkei die Kurden in die Gebiete östlich des Euphrats zurückdrängen will ist einleuchtend. Ein kurdisches Gebiet vom Mittelmeer bis in den Irak bedeutet neben der "Gefahr", dass sich ein kurdischer Staat zu Lasten der Türkei bildet auch das Aus für Erdogans großosmanische Pläne und würde den Kurden den Zugang zum internationalen Handel sichtlich erleichtern, was im Hinblick auf die Ölvorkommen in den Kurdengebieten im Irak, die Kurden zu einem wesentlich ernstzunehmenderen Machtfaktor machen würde als sie es jetzt sind.
Somit ist das Handeln der Türkei zwar nachvollziehbar, aber eben nicht gutzuheißen.
Die Frage lautet doch eher, ob die Türken diese Gebiete irgendwann wieder räumen werden. Ich vermute: Nein, werden sie nicht. Und die YPG sollte sich schnell sehr stabile Schirme zulegen...
https://beta.welt.de/politik/ausland/article157898500/Die-USA-verraten-in-Syrien-ihren-treuesten-Partner.html?wtrid=socialmedia.socialflow....socialflow_facebook?wtrid=crossdevice.welt.desktop.vwo.social-referrer.home-spliturl&betaredirect=true
Ein sehr guter Artikel
Die Sicherheitszone war ja schon länger ein Traum Erdogans. Jetzt ist sie da. Ich glaube kaum, dass die Türkei diese Gebiete räumen wird. Ihr Verbündeten am Boden sind ja nicht gerade das Beste
Gewisse historische Erfahrungen lassen in der Tat Zweifel an eine baldigen Räumung zu ;)