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Fragen und Antworten => Ausbildung und Ausrüstung => Thema gestartet von: Eisensoldat am 23. März 2017, 10:07:37

Titel: Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 10:07:37
Hallo,

ich habe den Trauma Kit zum befestigen an der Schutzweste direkt (zusammen mit vielen anderen Taschen für Magazine, Dump pouch etc) empfangen.
Das ist nicht die SAN-Beintasche (die habe ich auch, und weiss auch wie ich die packen muss)
Weiß jemand wie der Trauma Kit (Hersteller Lindnerhof) zu befüllen ist? Ist ja vom Platz schon was anderes als die Beintasche.
mkg

Eisensoldat
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 10:08:58
Es gibt dafür keinen festen Packplan, es sei denn in deiner Einheit ist wegen Einheitlichkeit was spezeilles befohlen.

Hängt ja auch davon ab welcher Auftag, welches Material steht zur Verfügung, welche Ausbildung.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 10:27:15
ok dann überleg ich mir was.  Ich hatte anfangs die Hoffnung dass dadurch die Beintasche obsolet wird, aber das geht wahrscheinlich nur wenn einiges vom Material in andere Taschen (Beintasche) wandert. Das ist für mich sowieso redundante Ausrüstung, da ich ja normalerweise immer meinen Bravo-Rucksack dabei hab.
Danke Ulli

Eisensoldat
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 10:35:42
Ich würde mir erstmal überlegen, ob ich das überhaupt an der Weste haben will und die dadurch nicht vielleicht zu voll wird. Die Beintasche finde ich persönlich allerdings auch eher suboptimal (Platzierung, Bewegungsfreiheit, Hängenbleiben).
Ich hatte immer eine kleine Medic-Tasche auf Abreissplatte am Belt, befüllt wie ein B-Rucksack "light": TQ, Isreali, Quickclot, Decompression Needle, Guedel und Wendel, Infusionskit mit 250ml und ein bisschen anderem Kleinkram. Halt so, dass man im Ernstfall (eingeschränkt) am Patienten arbeiten kann auch wenn der B-Rucksack grad nicht da ist.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 11:21:11
Gute Idee,

aber Frage @ Ulli :bringt 250 ml Ringer überhaupt was, oder kann mans dann gleich bleiben lassen und weniger Gewicht mitnehmen...
Eisensoldat
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 11:38:26
Die 250ml waren anfangs HyperHAES im Beutel, wurde mir so ausgegeben. Bei späteren Einsätzen war da kein rankommen mehr weil das Zeug wohl aus der Nutzung gegangen ist, deswegen bin ich auf die 250ml Plastikflaschen Ringer umgestiegen. Ein 500ml Beutel passt einfach nicht in die Tasche und 250ml Beutel scheint es nicht zu geben.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 12:47:49
Also was ich meine ist folgendes: Ringer oder vergleichbares gebe ich ja nur, um Volumenmangel auszugleichen. Da ist eben die Frage ob ich mit 250 ml egal ob Flasche oder Beutel, überhaupt "was ausrichten" kann, oder statt dem IV-Vorrat lieber noch einen Israeli-Bandage mehr mitnehmen soll.

mkg

Eisensoldat
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 12:59:37
Arghhhh- nicht die verschiedenen Versorgungszonen verwurschteln und nicht versuchen wie der BAT-light rumzulaufen.

Also dröseln wir das mal auf:
TQ- irgendwo zentral oder eins rechts eins links leicht erreichbar. Hintergrund- du musst das Ding mit beiden Armen erreichen können. So fest befestigt, dass es nicht abreisst, aber so, dass man es auch mit ab bekommt.

IFAK- Der Kram um MICH erstzuversorgen: weiteres TQ, Israeli, Quickclot, Wendel, Entlastungspunktion bei passender Ausbildungshöhe, Chest-Seal. Rettungsdecke. NICHTS ANDERES! (ok, vielleicht hab ich etwas Kleinkram vergessen- Autoinjektoren z.B.)
Ob man den Kram am Bein, in nem Fannypack oder an der Weste trägt ist Geschmackssache.

Mein Tip: Mal versuchen mit dem ganzen Krempel in Stellung zu gehen oder zu gleiten oder eine Mauer zu überwinden. Dann wisst ihr, warum ihr schei*** ähm unzweckmäßig gepackt habt. Gleiches gilt für Knicklichter, Stifte etc.

Zusätzlicher Kram: Entweder zusätzlich im Daypack, MedicPack, normaler Rucksack. Abhängig vom Auftrag. DA gehört so ein Kram wie Infusionen hin. Ja, 250 sind schon sinnvoll- die Guidelines sagen zwar, dass man 500 infundieren und dann reassessen soll, einer meiner Lehrer hat mit 250ml beigebracht. Wir arbeiten ja mit permissiver Hypotonie.
Der EINZIGE Grund Infusionskram körpernah zu transportieren ist starker Frost und keine andere Möglichkeit die Dinger vom einfrieren zu bewahren.

Das einzige, was ich meist noch direkt am Mann trage, sind meine BTMs.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 13:10:24
Ulli, keine Sorge,

ich will nicht BAT - light sein. Und ich bin Gottseidank meistens "Vehicle Born", also werde ich versuchen, aus der Beintasche das Dreiecktuch und das Brandwundenverbandpäckchen in den Beintaschen der Hose unterzubringen (so wie früher!!), den TQ irgendwo am Körper, und den Rest in das Trauma Kit Täschchen. Dann noch den B-Rucksack im Auto und ich bin bereit für Mascal ;D ;)

mkg

Eisensoldat
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: F_K am 23. März 2017, 13:12:16
@ Ulli76:

Bei meiner letzten SanAusbildung wurde mir mitgeteilt, "Chest Seal" würde jetzt nicht mehr ausgegeben / ins IFAK (EEH A) gehören.

Wie ist da Dein Kenntnisstand?
Titel: Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 13:30:57
F_K,

das Chest Seal war noch nie im EEH-A Kit afaik
Eisensoldat.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 13:31:52
Auch von meiner Seite, keine Sorge, will keinem Sani den Job streitig machen  ;)
Das Loadout hängt natürlich immer vom jeweiligen Auftrag ab. War auch größtenteils fahrzeuggebunden unterwegs, regelmäßig kam/kommt es jedoch vor, dass ich vom Fahrzeug weg bin, keinen Rucksack am Mann habe, das Fahrzeug unter Umständen ("when the shit hits the fan) nicht ohne weiteres erreichen kann und der nächste BAT meilenweit entfernt im nächsten Camp steht. Deswegen meine Entscheidung zur Bravo-Ausstattung "light" am Belt und damit für mich persönlich in meiner 1st-line.

Ich verfahre eigentlich immer nach zwei Grundsätzen: "Haben ist besser als brauchen" (natürlich in Maßen) und "Wenig is besser als gar nichts".
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 13:38:44
Ja, ich glaub, das ist raus. Hatte im Einsatz glaube ich nur eins, weil ich mir extra eins organisiert habe. Folgendes ist nämlich bei der Chestseal-Geschichte zu beachten: Das Chestseal kann einen Spannungspneu verursachen. Man braucht nicht unbedingt eine Entlastungsnadel dafür. Es reicht, das Seal zu entfernen und ggf. mal den Finger in das vorhandene Loch zu stecken um die Luft entweichen zu lassen (sog. Burpen). Darüber muss aber aus meiner sicht jeder ausgebildet werden, der am Chest-Seal ausgebildet wird und der es bekommt.

Zum Thema- Verbandpäckchen in der Beintasche: Prinzipiell gute Sache. Zumal die meisten nicht dran denken, dass sie im Einsatz innerhalb des Lagers in der Regel ihr IFAK nicht mit sich rumschleppen (viele haben es ja an der Weste). Zusätzliches Verbandpäckchen in der Beintasche ist ne gute Sache- ob das nen Israeli ist oder nen konventionelles ist an sich egal. Brandwundenverbandpäckchen muss nicht so nahe an den Körper.
Ich würde eher für im Camp ein TQ und ein kleines Israeli am Mann haben- sei es Beintasche oder ne kleine Tasche am Gürtel z.B.

Direkt am Mann übrigens lieber mehr Verbandmaterial nehmen als ne infusion
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 13:42:32
When the shit hits the fan, dann brauchst vor allem Verbandsmaterial und TQs, aber keine Infusionen. Und wenn du in einer Lage bist, wo nicht an deinen Rucksack kommst, dann gibt es 2 Möglichkeiten- du hättest ihn besser mitnehmen sollen oder du brauchst keine Infusion.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: F_K am 23. März 2017, 13:51:36
@ Ulli76:

Das Spannungspneu kommt aber eher von der Verletzung, weniger vom Chest Seal?

.. und es gibt die ja auch mit Einwege - Ventil, die das Problem gar nicht entstehen lassen sollten?

Kennst Du die Begründung für die Entfernung des Seals? Unsere US Kameraden haben das immer noch im (E) IFAK drin.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 14:02:11
Sowohl die Verletzung selber, als auch die Nutzung des Chest-Seals können zu einem Spannungspneu führen.

Ein Spannungspneu entsteht ja dadurch, dass Luft in den Pleualspalt eindringt, aber nicht mehr raus kommt. Das kann dadurch passieren, dass Gewebeschichten so liegen, dass es zu einem Ventilmechanismus kommt, oder dadurch, dass die Lunge verletzt ist, aber das Loch nach außen dicht oder dass es erst gar kein Loch nach draußen gibt.

Die Chest-Seals mit Ventilen sind so eine Sache: Durch das Ventil verringert sich die Klebefläche. Und die Ventile verkleben gerne.

Warum wir sie nicht generell im IFAK haben, die Amerikaner aber schon, weiss ich nicht.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 14:12:50
Zitatdu hättest ihn besser mitnehmen sollen
Wenn wir das so einfach machen könnten ohne die Auftragserfüllung nachhaltig zu gefährden, würden wir das sicherlich tun. Selbst die Weste blieb/bleibt meist im Auto. Aber richtig, Platz für ein weiteres TQ oder Israeli findet man eigentlich immer.
Wie schon gesagt, alles Lage-und Auftragsabhängig. Es gibt nunmal nicht DAS EINE Loadout, welches für jede Tätigkeit und jeden Auftrag funktioniert. Ich hab halt gerne meinen kleinen Satz am Mann.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 14:18:57
Der IV-Zugang ist wohl die am meisten überschätzte Maßnahme.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 14:32:19
Stimmt schon, solang mir der Typ noch ausläuft brauch ich ihn nicht mit Ringer vollpumpen...
Titel: Packplan Trauma Kit
Beitrag von: Eisensoldat am 23. März 2017, 16:19:40
und IV-legen  ist selbst für trainierte Leute unter realen Einsatzbedingungen selten von Erfolg gekrönt. Selbst wenn keine akute Gefahr mehr durch Beschuß gegeben ist, dann gibt es Lärm, Dreck, Staub, Hektik, die Venen sind praktisch weg, Du stichst durch usw.
also bei mir hat das eigentlich immer nur im Lehrsaal ganz gut geklappt, im Gelände war es schon eine andere Sache. I.O. würde m.E. funktionieren, kann man aber leider nicht an echten Menschen üben
Horrido

Eisensoldat
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 16:44:24
Och- so schlimm isses nicht unbedingt. Aber meist ist schlichtweg keine Zeit und/oder es ist die falsche Phase.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 18:13:11
Mal 'ne Fachfrage zum Thema HyperHAES:
Mir wurde das vor einigen Jahren im Einsatz ausgehändigt mit der Aussage, der 250ml Beutel würde genausoviel oder sogar noch mehr bringen wie ein 500ml Beutel Ringer/NaCl "konventionell". Hat mich als Nicht-Mediziner soweit zufriedengestellt, bedeutete es doch halbes Gewicht bei bei gleicher Wirkung,leichter zu verpacken war es aufrund des geringeren Volumens auch noch.
Dann kamen irgendwann die Gerüchte auf bezüglich Unverträglichkeit, allergischer Reaktionen und gefälschter Klinikstudien. Wie ist denn derzeit der Tenor in der Fachwelt zu dem Zeug?
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: ulli76 am 23. März 2017, 18:55:48
https://de.wikipedia.org/wiki/Hydroxyethylst%C3%A4rke
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001-020k_S3_Intravasale_Volumentherapie_Erwachsenen_2014-09.pdf
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1352487
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 19:11:12
Den Wiki-Artikel kenne ich und das verlinkte PDF bleibt da auch eher schwammig. Der einzige, auf den ersten Blick, auf unseren Anwendungszweck zutreffende Punkt im PDF ist die Empfehlung 4b-2 : "Im  hämorrhagischen Schock ist der Einsatz kritisch abzuwägen". Aber unter welchen Gesichtspunkten?
Mich hätte da tatsächlich mal eine Meinung "aus der Praxis, für die Praxis" interessiert.
Titel: Antw:Packplan Trauma Kit
Beitrag von: 200/3 am 23. März 2017, 19:15:10
Ah, den dritten link hatte ich beim Erstellen meiner Antwort noch nicht gesehen.