Hallo an alle im BW-Forum!
Ich habe vor kurzem mein Maschinenbaustudium (Master allgemeiner Maschinenbau) erfolgreich absolviert und bin aktuell auf der Suche nach einer Möglichkeit für meinen Berufseinstieg.
Neben einer Reihe an Bewerbungen bei Industrieunternehmen, die alle bisher mehr oder weniger erfolglos blieben, spiele ich aktuelle mit dem Gedanken mich als eine mögliche Alternative bei der Bundeswehr für die
Beamtenausbildung für den höheren technischen Dienst in der BW-Verwaltung zu bewerben.
Gleichzeitig habe ich auch Bedenken, ob man als Hochschulabsolvent, ohne Berufserfahrung und bisher keinem Kontakt mit der Bundeswehr als Arbeitgeber überhaupt für die Stelle geeignet wäre. Mir ist klar, dass man für die Einstellung zunächst die Vorauswahl im Assessment Center erfolgreich durchlaufen muss und in den 18 Monaten Vorbereitungsdienst sicherlich eine Menge lernt. Wie sieht es aber nach dem Vorbereitungsdienst beim endgültigen Einstieg aus? In der Stelleausschreibung im Karriereportal der BW steht, dass man i.d.R. beim BAAINBW als
Leitender Ingenieur eingesetzt wird. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, muss man sicherlich Führungskompetenzen, aber auch technisches Fachwissen und einen gewissen Erfahrungsschatz aus der Betriebspraxis mitbringen. Alles Punkte die man als frisch gebackener Absolvent in meinen Augen nur bedingt, bis gar nicht bieten kann.
Deshalb meine Fragen an alle, die aus ihren eigenen Erfahrungen was zu diesem Thema berichten können:
- Wie seht ihr die generelle Eignung eines Absolventen ohne nennenswerte Berufserfahrung und Erfahrungen zur BW als Arbeitgeber für die Einstellung im htD mit entsprechender Beamtenausbildung?
- Fällt der endgültige Einstieg nach dem Vorbereitungsdienst schwer? Werden einem direkt "Führungsaufgaben" übertragen und man ist auf sich alleine gestellt, oder wird man durch erfahrene Kollegen in der Anfangszeit ausreichend eingearbeitet? Ohne vorherige Berufserfahrung und ausreichende Einarbeitung ist mMn eine Überforderung schon fast vorprogrammiert.
- Wäre es vll sinnvoller zunächst nach Möglichkeit zu versuchen ein paar Jahre Berufserfahrung in der freien Wirtschaft zu sammeln und erst danach den Einstieg bei der BW anzustreben? Schließlich ist es in meinen Augen auch eine langfristige Entscheidung die man trifft, da ich mir einen Wechsel von der BW-Verwaltung als Beamter zurück in die Industrie als schwierig vorstelle.
- Wie hoch ist das Niveau und die Belastung im Vorbereitungsdienst verglichen mit dem Hochschulstudium im Ingenieurwesen?
Abschließend noch kurz zu meiner Person: Ich habe wie Eingangs erwähnt einen Masterabschluss im allg. Maschinenbau. Der Schnitt im Master und im Bachelor lag jeweils im unteren 1,xx Bereich. Nennenswerte Berufserfahrung, außer HIWI-Tätigkeiten an der Hochschule, kann ich leider keine vorweisen.
Ich bin wirklich für jeden Kommentar, egal ob auf Grundlage der eigenen Erfahrungen oder einfach als persönliche Einschätzung dankbar!
p.s.: Ich habe natürlich auch vor die Möglichkeit der Karriereberatung der BW für meine Fragen in Anspruch zu nehmen, wollte mir allerdings hier im Forum noch eine Art Zweitmeinung einholen ;D
Moin!
Vorweg: Bei unserer Laufbahngruppe war ca 1/3 der Referendare frisch aus der Uni und ohne nennenswerte Berufserfahrung (neben Hiwi-Tätigkeiten oder Praktika), da würde ich mir keine Sorge machen. Der Begriff "Leitender Ingenieur" in der Stellenausschreibung ist vielleicht etwas hochtrabend gewählt. Typische Erstverwendungen sind Projektleiter (kleinere Projekte), Projektmanager (größere Projekte) oder sonstige Referententätigkeiten (Risikomanager, Güteprüfer, Querschnittliche Aufgaben). Die Liste ist nicht abschließend und je nach Bedarf kann es auch sein, dass man "ins kalte Wasser geworfen" wird.
Zu deinen Punkten:
- Die Eignung ist ausreichend. Alles theoretische bekommst du in der Laufbahnausbildung beigebracht. Während dieser bist du außerdem insgesamt mehrere Monate im Praktikum im BAAINBw und an den Dienststellen der Bundeswehr, sodass du auch sehen kannst, wie die Praxis aussieht.
- Das steht und fällt ein wenig mit dem Referat (im BAAINBw) oder Geschäftsfeld (in den WTDn) in dem du landest. Diese sind zuständig für deine Einarbeitung und wie das in großen Unternehmen so ist, kann das mal besser und mal schlechter laufen. Ich habe, auch von Kollegen, bisher meist positives gehört.
- In die Industrie zu gehen und Erfahrung zu sammeln als Vorbereitung für die Bundeswehr macht nur Sinn, solltest du nicht zeitnah bei der Bw genommen werden. Die Zeit in der Industrie ist, sofern du eine dem htD vergleichbare Tätigkeit ausübst, anerkennbar als Vorerfahrung. Sofern dir der Weg freisteht, würde ich jedoch immer direkt zur Bw gehen ("ohne Umwege"), da du keine nennenswerten Vorteile aus deiner Industrietätigkeit mitnimmst. Dies gilt nur, wenn du dir sicher bist, dass du als Beamter zur Bw willst, solltest du dir noch unsicher sein, ob du nicht doch lieber in der Privatwirtschaft arbeiten willst, denke ich, dass Industrieerfahrung zur Entscheidungsfindung vllt. hilfreich ist. Das muss jedoch jeder für sich selbst wissen.
- Auch nicht jedes Ingenieurstudium ähnelt dem anderen. Im Vorbereitungsdienst ist es so: Du musst für drei 6h-Prüfungen lernen. Das ist jeweils ne ganze Menge Stoff. In der Regel hat man vor der Prüfung ein Praktikum, sodass man schon genug Zeit zum Lernen hat, aber es ist viel. Außerdem hat man eine Praxisarbeit (quasi eine "Bachelorarbeit light", aber i.d.R. gut machbar) und die mündliche große Staatsprüfung über alle gelehrten Themen. Diese ist ebenfalls sehr lernintensiv, da alles drankommen kann. Die Bestehensquoten insgesamt sind dennoch sehr gut (bei uns, gemessen an der Anzahl die in die Laufbahnausbildung gestartet sind, etwa 90 - 95 %
Gruß,
BuBe