Hallo,
ich hätte eine Frage:
Wäre es "einfacher" sich gleich als Soldat auf Zeit in der Feldwebellaufbahn zu bewerben als z.B. am Programm "Heimatschutz" teilzunehmen und dann einen Laufbahnwechsel zu vollziehen?
LG Stealth
Der FWDL Heimatschutz und der ,,normale" FWDL unterscheiden sich schon grundlegend, mal ganz zu schweigen vom SaZ.
Zu Ihrer Frage, die Voraussetzungen und auch die Eignungsfeststellung sind sehr verschieden. Deshalb könnte man, ohne das zu betrachten, sagen, dass es einfacher ist, die Eignung zum FWDL zu bekommen.
Wenn Sie aber Feldwebel werden möchten und Sie auch den Bedarf mit einem Karriereberater geklärt haben, dann bewerben Sie sich direkt darauf. Es kann natürlich vorkommen, dass Sie nach dem Eignungsfeststellungsverfahren dann ,,nur" die Eignung für eine andere Laufbahn als SaZ oder doch FWDL bekommen.
Zum Laufbahnwechsel müssten Sie auch die oben genannte Eignung haben oder erneut nachweisen. Welche Verwendung streben Sie den an?
Generell ist der FWDL eine gute Möglichkeit, sich die Bundeswehe erstmal anzuschauen. Gerade wenn man sich nicht sicher ist, ob es etwas für einen ist, kann der FWDL eine gute Möglichkeit sein sich erst mal einen Eindruck zu verschaffen um dann zu entscheiden, ob man sich für 12 oder 15 Jahre an die Truppe binden möchte.
Natürlich ist es -eine positive Eignungsfeststellung vorausgesetzt- genauso gut möglich, direkt als Feldwebelanwärter eingestellt zu werden.
Die Entscheidung ist höchst individuell und ein richtig oder falsch gibt es da meiner Meinung nach nicht. Da müssen Sie für sich entscheiden, was Sie möchten.
Der Vorteil des direkten Einstiegs ist das man sich Lebenszeit spart und schneller einen höheren Dienstgrad erreicht; dem gegenüber steht der "Nachteil" das man vielleicht feststellt das es doch nichts für einen ist. Dann können Sie aber immer noch innerhalb der Probezeit widerrufen.
Sie sehen, es ist eine Entscheidung, die nur Sie selbst treffen können. Machen Sie sich aber auch klar das die Aufgaben eines FWDL i.d.R. wesentlich simplere Aufgaben umfasst, als die eines Feldwebelanwärters oder später Feldwebel.
Ich würde dir raten dich gleich als Feldwebel zu bewerben, wenn du damit schon liebäugelst. Wie bereits gesagt wurde, kannst du die sechsmonatige Probezeit nutzen, um herauszufinden ob dir die Bundeswehr als zukünftiger Arbeitgeber entspricht. Des Weiteren weißt du dann sofort, ob du für deine gewünschte Laufbahn geeignet bist.
Ich empfehle dir, erstmal den FWD zu machen. Schau dir den Laden erstmal 12+ Monate an und entscheide dann, ob du dir vorstellen kannst die nächsten 12-15 Jahre dort zu verbringen. Die Bundeswehr ist doch etwas spezieller und liegt nicht jedem, egal wie romantisch die Vorstellungen zuvor waren. Es gibt nichts schlimmeres, als nach Ablauf der Probezeit zu merken, dass man unzufrieden ist, jedoch noch 11 Jahre dienen muss. In Relation dazu sind die max. 23 Monate FWD überschaubar und gut investierte Zeit (die dir im Idealfall trotzdem Spaß machen und somit m.M.n. keine Zeitverschwendung waren).
Gerade die erste Zeit ist noch von Ausbildung geprägt, das hat nicht zwingend viel mit dem späteren Dienstleben gemein. Beim Freiwilligen Wehrdienst kannst du zumindest schonmal in deine spätere Wunschverwendung reinschnuppern und dir Gedanken machen.
Wenn schon FWDL, dann rate ich aber dringend davor ab, sich als ,,FWDL Heimatschutz" zu verpflichten. Das ist was völlig anders als FWDL in der (Kampf)Truppe.
Ein FWDL wird nicht in einer Feldwebel Verwendung eingesetzt - er macht Hilfsaufgaben.
Vergleich: Niemand wird einem Medizinstudenten anraten, erst mal in einem Krankenhaus zu putzen - um zu schauen, ob es ihm gefällt.
Ja, überzeichnet - hoffe, der Punkt ist angekommen.
ZitatGerade die erste Zeit ist noch von Ausbildung geprägt, das hat nicht zwingend viel mit dem späteren Dienstleben gemein. Beim Freiwilligen Wehrdienst kannst du zumindest schonmal in deine spätere Wunschverwendung reinschnuppern und dir Gedanken machen.
Der FWD müsste schon auch in der Einheit sein, wo man Fw werden will und dann stoßen wir schon auf das erste Problem: Wenn man mir also einen Fw-DP anbietet und ich dort den FWD mache, dann wird der DP ja nicht freigehalten und wenn ich mich dann entscheiden, ist dre DP ziemlich sicher nachbesetzt. Und nun?
Es müsste also zum Zeitpunkt der Erstverpflichtung auch ein nachbesetzbarer Dienstposten vorhanden sein. Kann sein/muss aber nicht, ist also schon viel Glück haben dabei.
Denn: Was bringt es, wenn ich mir als FWDL eine PzGren Kompanie anschaue, später aber als PersFw im BAPersBw arbeiten werde/will.
Aufgrund der vielen "wenn" halte ich das Modell erst FWD -wenn man Fw werden will- für weniger zielführend.
ZitatEin FWDL wird nicht in einer Feldwebel Verwendung eingesetzt - er macht Hilfsaufgaben.
Vergleich: Niemand wird einem Medizinstudenten anraten, erst mal in einem Krankenhaus zu putzen - um zu schauen, ob es ihm gefällt.
Ja, überzeichnet - hoffe, der Punkt ist angekommen.
Und trotzdem bekommt man einen (wenn auch nicht vollumfänglichen) Einblick in den Beruf des Feldwebels, aber vor allem auch der Bundeswehr. Man kann durch seinen persönlichen Eindruck und Gespräche sehr wohl herausfinden, ob man sich vorstellen kann Feldwebel zu werden und die nächsten 15 Jahre bei der BW zu verbringen. Immerhin geht es hier um den unmittelbaren Vorgesetzten, mit dem man täglich Kontakt hat und nicht den Kompanieführer. Oder meinst du nicht?
In keinem anderen Beruf verpflichte ich mich mein halbes Berufsleben lang. Dementsprechend sollte die Überlegung Soldat zu werden doppelt und dreifach überdacht sein.
@Ralf Glücklicherweise gibt es die meisten Dienstposten mehrfach an verschieden Standorten in Deutschland. Auch wenn ein Restrisiko bleibt, wäre es mir das wert.
Zitat... Aufgrund der vielen "wenn" halte ich das Modell erst FWD -wenn man Fw werden will- für weniger zielführend. ...
Ich auch. ABER ... der TE ist erwachsen und es ist SEINE Entscheidung, mit der er später leben muss.
@ CA:
Da sollten aber 6 Monate Probezeit auch reichen.
15 Jahre sind übrigens in aller Regel kein "halbes" Berufsleben - und in allen anderen Ausbildungen "binde" ich mich an das Berufsfeld ähnlich lange.
Wie Du sehen kannst, raten viele "alte Hase" von diesen "Ausprobierkonzept" aus einer Vielzahl von Gründen ab.
ZitatDa sollten aber 6 Monate Probezeit auch reichen.
Sehe ich nicht so.
Zitat15 Jahre sind übrigens in aller Regel kein "halbes" Berufsleben - und in allen anderen Ausbildungen "binde" ich mich an das Berufsfeld ähnlich lange.
15 Jahre = "überspitzt". Alle anderen Ausbildungen kann ich jedoch problemlos kündigen. In seltenen Fällen muss man die Ausbildungskosten zurückerstatten, raus ist man aber trotzdem. Entscheidender Unterschied. Da binde ich mich mit Anfang/Mitte 20 0,0 und kann jederzeit die Ausbildung/Studium bzw. Arbeitgeber wechseln.
ZitatWie Du sehen kannst, raten viele "alte Hase" von diesen "Ausprobierkonzept" aus einer Vielzahl von Gründen ab.
Ich verstehe, dass ihr als eisenharte Bundeswehrverfechter einen anderen Blick auf das Ganze habt, trotzdem bleibt meine Empfehlung.
Zitat von: CharlieAlpha am 11. Januar 2022, 14:40:34
Ich verstehe, dass ihr als eisenharte Bundeswehrverfechter einen anderen Blick auf das Ganze habt, trotzdem bleibt meine Empfehlung.
Schön.
@ CA:
Kannst Du bitte Deinen Erfahrungshorizont erläutern?
Ich bin Zivilist - und was dies die größten Teile meines Lebens.
In aller Regel "zieht" man seine Ausbildung / Studium "durch" - gut, diese Ansicht mag am "Eisenhart" liegen - und dann arbeitet man eine Zeit in dem Beruf - ggf. bei einem anderen Arbeitgeber - aber die Bindung ist ähnlich lange.
Deine Meinung will Dir hier niemand nehmen - Du solltest aber erkennen, dass hier viele lebenserfahrene Kameraden einen anderen Ratschlag geben, Deine Meinung also eine Mindermeinung ist ...
ZitatIn aller Regel "zieht" man seine Ausbildung / Studium "durch" - gut, diese Ansicht mag am "Eisenhart" liegen - und dann arbeitet man eine Zeit in dem Beruf - ggf. bei einem anderen Arbeitgeber - aber die Bindung ist ähnlich lange.
Das stimmt heutzutage schlicht und ergreifend nicht mehr. 30% Prozent brechen ihre erste Ausbildung/Studium ab. 50% wechseln innerhalb der ersten 5 Berufsjahre mindestens einmal den Arbeitgeber. Und der Kernpunkt ist immer noch, dass ich in der zivilen Welt jederzeit selbst entscheiden kann, ob ich abbreche oder nicht. Wenn es mir bei Arbeitgeber X nicht gefällt, wechsel ich eben zu Y. Kann ich das bei der Bundeswehr auch so einfach? Ich glaube nicht..
ZitatDeine Meinung will Dir hier niemand nehmen - Du solltest aber erkennen, dass hier viele lebenserfahrene Kameraden einen anderen Ratschlag geben, Deine Meinung also eine Mindermeinung ist ...
Habe ich jemals etwas anderes behauptet?
ZitatSchön.
Finde ich auch. Danke für deinen wertvollen Beitrag ;)
@ CA:
Mal eine Gegenfrage:
Ist es "clever", eine Ausbildung / Studium abzubrechen? Sollte man dass als Erfahrung "mal machen"?
ZitatSurrender is not a Ranger word. ...
Readily will I display the intestinal fortitude required to fight on to the Ranger objective and complete the mission though I be the lone survivor.
Zitat von: F_K am 11. Januar 2022, 13:47:46
Ein FWDL wird nicht in einer Feldwebel Verwendung eingesetzt - er macht Hilfsaufgaben.
Ja, das ist mir durchaus bewusst....
ZitatMal eine Gegenfrage:
Ist es "clever", eine Ausbildung / Studium abzubrechen? Sollte man dass als Erfahrung "mal machen"?
Stehe ich kurz vor dem Abschluss? --> Nein.
Ich merke nach 1 Jahr es gefällt mir überhaupt nicht? --> Ja.
Ich habe einen Durchhänger, grundsätzlich gefällt es mir aber? --> Eher Nein.
Ist es clever mich über Jahre zur Arbeit/Ausbildung/Studium zu quälen? Wem ist damit geholfen?
Das Leben ist meiner Meinung nach zu kurz und zu wertvoll, um mich längerfristig mit Dingen zu beschäftigen, die mir keine Freude bereiten. Unbestritten muss man auch mal überschaubare Perioden in den sauren Apfel beißen. Aber bitte nicht über Jahre.
@ CA:
Du hast das Konzept nicht verstanden -
ZitatReadily will I display the intestinal fortitude required to fight on to the Ranger objective
Eine Ausbildung / Studium ist ein SELBST GESETZES Objective - dies sollte "noch" nachdrücklicher umgesetzt werden als ein gegebenes Objective.
Selbstverständlich wählt man daher seine Ziele gut.
Wer fällt, und dann liegenbleibt - wird es wieder tun, immer wieder ... und dann noch mal ...
Zitat@Ralf Glücklicherweise gibt es die meisten Dienstposten mehrfach an verschieden Standorten in Deutschland. Auch wenn ein Restrisiko bleibt, wäre es mir das wert.
Richtig, es gibt zwar oftmals mehrere DP, die sind oftmals nicht frei bzw. nicht zum selben Zeitpunkt nachzubesetzen. Das Risiko ist schon recht groß, dass es eben nicht der Wunsch-DP wird. Das sind halt Erfahrungswerte aufgrund der vielen Regeneranten.
ZitatWer fällt, und dann liegenbleibt - wird es wieder tun, immer wieder ... und dann noch mal ...
Wer sagt denn, dass man (nach einem Abbruch) dann nicht doch wieder aufsteht? Gerade in den Studiengängen der BW gibt es ja nun eine hinreichende Anzahl an Menschen, die das Studium nicht bestehen und danach zivil ein (womöglich leichteres) Studium erfolgreich absolvieren.
Und angesichts von vier Online Semestern an den Universitäten ist (zumindest bei zivilen Studiengängen, die nicht fürs Studieren bezahlt werden) ein abgebrochenes Studium sicherlich nichts, was einem negativ anzulasten wäre.
Zurück zum Thema:
Zumindest hier schließe ich mich @F_K an, dass die sechsmonatige Probezeit ausreichen sollte - bei einem FWDL kann es oft genug passieren, dass der Soldat nach der Grundausbildung in die Stammeinheit versetzt wird und dort dann enttäuscht ist, dass der Dienstalltag für Ihn keine Aufgaben bereithält - zumindest das wird bei Anwärtern in den höheren Laufbahnen weniger passieren.
@ dazonle:
.. soll der "Abbruch" positiv gewertet werden?
Man lernt Dinge, und wiederholt diese dann oft ...
Die Regel ist: "Hinfallen ist erlaubt, aber es wird immer aufgestanden und weitergemacht ... und eben nicht aufgegeben."
Aber wenn Ihr dies anders anratet bzw. machen wollt - be my guest ...
Ich denke, der TE hat Argumente für und gegen seinen Plan, erst als FWDL einzusteigen, bekommen. ER muss nun entscheiden, was er will.
Ich mein ja nur, so als ,,alter Sack" und so ... Bevor das hier wieder in wilde ,,Grundsatzdebatten" ausartet ...
Zitat von: F_K am 11. Januar 2022, 16:04:04
@ dazonle:
Die Regel ist: "Hinfallen ist erlaubt, aber es wird immer aufgestanden und weitergemacht ... und eben nicht aufgegeben."
Sehr gut, da sind wir doch einer Meinung.
Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass hier jemand dazu angeraten hätte, nach einem ,,Hinfallen" nicht wieder aufzustehen.
Und in Einzelfällen sind manche Erfahrungen tatsächlich doch dafür da, um gemacht zu werden. Wenn ein Soldat in den ersten 6 Monaten für sich feststellt, dass das Soldatsein doch nichts für Ihn ist und dann kündigt, ist das absolut in Ordnung - dafür ist der Widerruf doch gedacht.
Mal in etwas überspitzter Formulierung:
FWD ist eine gigantische Verschwendung von Lebenszeit, der nichts und niemandem etwas bringt, außer ein paar Monate Gehalt und man ist weg von der Straße.
Wobei ich mich hier auf den Fachdienst beschränken will. Von der Truppe habe ich keine Ahnung (mehr).
Wenn man 21 Monate lang in einer Jägerkompanie von Übung zu Übung rennt, mag das für den Einen oder Anderen erfüllend sein.
In einer SanStff habe ich so ziemlich keine (sinnvollen) Aufgaben für einen FWDler, da ich den Kameraden nicht einsetzen kann/darf. Zumindest seit 2018, als die Antra geändert wurde.
Die 6 Monate Kündigungsfrist reichen vollkommen aus um einen Einblick zu bekommen.
Wenn der Soldat davon gebrauch machen will, tut er das i.d.R. am Anfang der Grundausbildung oder kurz nach Eintreffen in der Stammeinheit.
Für Menschen die sich nach der Schule erstmal 3 1/2 Jahre auf Reisen "selbst finden" müssen, ist der Soldatenberuf ohnehin nichts.
Summa Summarum an den TE:
Wenn du den Fachdienst in Erwägung ziehst, machs gleich richtig. Mach Feldwebel und gut. Alles Andere ist Käse.
Wenn du in den Truppendienst willst, mach sich der FWD noch rentieren, aber da würde ich noch das Gespräch mit FWDlern suchen, und Tacheles mit denen reden.