Bundeswehrforum.de

Fragen und Antworten => Allgemein => Thema gestartet von: KaHa98 am 17. Januar 2022, 21:08:22

Titel: Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 17. Januar 2022, 21:08:22
Hallo an alle,

habe sowohl eine Einstellung als Offiziersanwärterin, als auch eine Zusage als Beamte für den gehobenen nichttechnischen Dienst der Bundeswehr bei mir liegen. Das militärische Studium würde mir momentan mehr zusagen, jedoch habe ich wohl die üblichen Sorgen, welche man als Frau bei der Bundeswehr wohl einfach hat: Die Rede ist von absichtlich heftigen physischen, psychischen und sexuelle Druck. Kurz zu mir: 23 Jahre, abgeschlossene Ausbildung zur Industriekauffrau, Fachhochschulreife, sehr sportliche und aktive Person. Wegen dem Sport mache ich mir so ziemlich gar keine Sorgen, jedoch würde mich interessieren, wie und ob man als "Frau in der Truppe" (mein Fall: Panzergrenadiere) und im Soldatenberuf denn wirklich akzeptiert wird und man einfach kleingehalten werden soll und einfach immer diesen "Frauenquotenstatus" behält und belächelt wird. Grundsätzlich weiß ich natürlich, dass hier keine Zeit zum herumheulen besteht, sondern man ganz klar einfach durch muss. Würde gerne mal eure Meinung hierzu abrufen. 

Des Weiteren eine für mich ebenso sehr gute Lösung: Das Beamtenstudium durchziehen und danach kaufmännische Angelegenheiten in Kasernen erledigen. In meiner Nähe habe kenne ich einige, die im gehobenen nichttechn. Dienst sind und trotzdem Uniform tragen, da sie als Bestandteil der Truppe gelten. Hier spricht man dann dann oft vom Reservistenstatus, nur dass man halt "hauptberuflich" Beamter ist. Sind solche Stellen denn üblich und hätte man hier gute Chancen, für diesen Zweck verwendet zu werden? Wie man wohl schwer leugnen kann, wäre ich am militärischen Leben einfach sehr interessiert, weiß aber nicht, ob ich meinem Umfeld (auch meiner Beziehung) hiermit wahnsinnig viel Gutes tue. Vielleicht weiß ja jemand hier genaueres, kennt solche Fälle, wie oben beschrieben und möchte mir weiterhelfen  8) .

Danke im Voraus!
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: justice005 am 17. Januar 2022, 21:12:58
Dass Beamte im Inland Uniform tragen, ist eher ungewöhnlich und nicht die Regel. Das erfolgt eigentlich nur, wenn man sich auf militärischen Lehrgängen für den Auslandseinsatz vorbereitet.

Die allerwichtigste Frage, die Du für Dich selbst beantworten muss, ist aber eine ganz andere: Als Soldatin verpflichtest Du Dich für 13 Jahre und dann ist die Zeit abgelaufen. Berufssoldat werden nur die wenigsten. Du müsstest dann mit Mitte 30 nochmal irgendwo anders etwas neues anfangen.

Als Beamtin hingegen wirst Du nach der Ausbildung zur Beamtin auf Probe ernannt und nach spätestens drei Jahren zur Beamtin auf Lebenszeit. Eine größere berufliche Sicherheit hast Du daher definitiv im Beamtenjob.

Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: wolverine am 17. Januar 2022, 22:47:02
Gibt es die ,,TruppenVerwaltungsBeamten" (TVB) nicht mehr. Die fuhren früher als Flurschadensbearbeiter ,,in Uniform" bei Übungen auch im Inland mit.

Wenn man Soldat werden möchte, möchte man kein Zivilbeamter werden. Wichtig ist, was man möchte und was einen glücklich macht. Behandelt wird man, wie man sich selbst gibt.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: Ralf am 18. Januar 2022, 05:59:07
Zitatjedoch habe ich wohl die üblichen Sorgen, welche man als Frau bei der Bundeswehr wohl einfach hat: Die Rede ist von absichtlich heftigen physischen, psychischen und sexuelle Druck.
Ich bin nun zwar keine Frau, kenne aber jede Menge Frauen in der Offizierlaufbahn und arbeiten gut und vertrauensvoll zusammen.
Frauen sind "in der Truppe angekommen" und ein Normalbild. Dass sie -wie du schreibst- absichtlich unter besonderem Druck gesetzt werden, ist genauso wie Mobbing bei den männlichen Kameraden ein Einzelfall.
Meine persönliche Meinung ist, dass man als Frau eher Vor- als Nachteile hat. Ist ja sogar in Teilen gesetzl. geregelt.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: Angemon84 am 18. Januar 2022, 08:10:49
@KaHa98
Wenn du das Zeug hast, wähle den Soldatenstatus. Du wirst mehr Berufszufriedenheit erfahren.
Ich bin selber noch Oberleutnant, kann dir aber sagen, dass keine der anderen Frauen im militärischen Umfeld gesondert unter Druck gesetzt wurden oder kleingehalten wurden.
Seit kurzem sitze ich im Amt (BAAINBw), und hier ist die Mehrzahl der Beschäftigten zivil. Die bleiben auch meist lieber unter sich.... Daher, wenn du den Kontakt zu den Soldaten suchst, werde einer von ihnen. Selbst in den Auslandseinsätzen, bspw. UNIFIL, hat man gemerkt das die uniformierten Zivilisten der Einsatzwehrverwaltung unter ihres gleichen geblieben ist.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 18. Januar 2022, 12:25:00
Hallo und vielen Dank für eure Meinungen hierzu, das hilft mir enorm viel. Die Entscheidung ist für mich einfach relativ schwer, da mir meine Beziehung sehr am Herzen liegt, er selbst den OA durchgemacht hat und mir neben den positiven Dingen auch die negativen Seiten aufgezeigt hat, um mir einfach das ganze mal ohne Beschönigungen klarzumachen. Mir selbst würde die Laufbahn des OA sehr gut passen, bin aber auch an dem Punkt, wo ich daran denke, dass ich mit fast 37 Jahren dann wohl nochmal anfangen könnte. Daher die Idee der Beamtenlaufbahn und die Einstellung danach als Reservist. Mich wundert es etwas, dass diese Option wohl nicht so verbreitet ist, sie aber in meinem Umkreis doch oft genutzt wird. Diese Reservisten, die Beamte sind, arbeiten dann z. B. in Abteilungen, in welchen Fahrtengelder etc. für die Soldaten in der jeweiligen Kasernenmitglieder berechnet werden. Ist euch sowas bekannt?

Mein größter Wunsch wäre, seit ich 17 bin, einfach diese Uniform, jedoch "reift" man ja doch etwas und möchte zukunftsorientiert arbeiten. Also falls jemand so einen Fall kennt, evtl. selbst als Beamter in den "Club der Reservisten" eingetreten ist und jetzt stolz seine Uniform trägt, der möge mir bitte seine Erfahrungen mitteilen  ;D .

Danke euch allen  :)
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: bayern bazi am 18. Januar 2022, 12:28:08
alternative:

Beruf Beamter bei der Bundeswehr

und gleichzeitig eine Reservisten Karierre über Mobbeorderung ;)
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: F_K am 18. Januar 2022, 12:51:33
Wobei es sich dann hier um eine "Ungediente" handeln würde - also der Aufwand als Reservist sehr hoch wäre und der Nutzen für die BW niedrig bis nicht vorhanden.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: christoph1972 am 18. Januar 2022, 12:52:18
Grundsätzlich steht es ja jedem Erwachsenen frei, über das Programm "Ausbildung für Ungediente" ohne vorherigen Wehrdienst Reservist zu werden oder mit Abitur den ROAiW-Weg zu wählen und dann je nach Verpflichtungszeit ggf. als RO/RDL später an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Das hängt sicher auch von der zeitlichen und persönlichen Lebenswegplanung ab.

Die Arbeitnehmer und Beamte der Bundeswehr können freiwillig im Status von Reservedienstleistenden an Einsätzen der Bundeswehr teilnehmen. Dafür durchlaufen die Ungedienten eine verkürzte "Allgemeine soldatische Ausbildung" (ASA) in 2 Teilen und dann eine Einsatzland Unabhängige Spezialausbildung (ELUSA) und eine Einsatzland spezifische Ausbildung (ELSA). Gediente Arbeitnehmer und Beamte steigen ab ASA Teil 2 ein.
Die Leute sitzen dann als Uniformierte in den Einsatzwehrverwaltungsstellen und kümmern sich um die "verwaltungsmäßige" Betreuung des Einsatzes. Der Einsatz in Uniform erfolgt, weil es da um Absicherung im Falle einer Verwundung bzw. im Todesfall sowie darum, dass man im "worst case", nicht völlig ohne militärisches Wissen dasteht und zur Eigensicherung eine Waffen tragen darf, falls es notwendig werden sollte.

Die wahrscheinlich optimale Lösung für Dein Problem ist, den ROAiW in 3 Jahren zu absolvieren und ggf. rechtzeitig in die reguläre OA-Ausbildung zu wechseln oder als Leutnant dR nach 3 Jahren den Vorbereitungsdienst in der Bundeswehrverwaltung anzutreten und ggf. später in einer EinsWVwSt zu dienen oder ab und an ganz normal als RDL innerhalb Deines Beorderungstruppenteils zu dienen oder eben Beides.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: Angemon84 am 18. Januar 2022, 12:52:51
ZitatDiese Reservisten, die Beamte sind, arbeiten dann z. B. in Abteilungen, in welchen Fahrtengelder etc. für die Soldaten in der jeweiligen Kasernenmitglieder berechnet werden. Ist euch sowas bekannt

Das ist das sogenannte Kat. 1-Personal der Wehrverwaltung. Die sind nahezu das ganze Jahr über in verschiedenen Einsatzgebieten im Auslandseinsatz, machen dafür natürlich auch die Einsatzvorausbildung in Deutschland mit.
Für die kurze Zeit zwischen den Einsätzen versehen diese dann in ihren Dienststellen in Deutschland "Dienst", wobei das mehr Urlaubsabbau und administrative Dinge sind. Durch ihre lange Abwesenheit  von der Heimatdienststelle, kannst du dir selber ausmalen, wie die in diesem Dienstbetrieb einkalkuliert werden... So etwas möchtest du mit eine festen Beziehung nicht machen.
Und wer sagt dir eigentlich, dass dein Freund (deine einzige Quelle) dir die "negativen" Aspekte des militärischen Dienstes richtig beschrieben hat? Vielleicht möchte er dich beeinflussen???? ::)
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: F_K am 18. Januar 2022, 13:15:44
@ Angemon84:

Ja, es gibt Kat1 Personal, es gibt ehemalige SaZ / BS, die als Reservisten viele Einsätze machen - aber diese Personengruppe ist SEHR KLEIN, und in Anbetracht der nunmehr "kleinen" Einsätze ist auch der Bedarf kleiner geworden - so dass "Neulinge" eher nicht benötigt werden.

Wie auch immer - viele Möglichkeiten, die EIGENEN Entscheidungen sind wichtig.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: Thomi35 am 18. Januar 2022, 14:58:03
Was bisher noch nicht genannt wurde: Falls die TE doch OA werden möchte, so wäre es nach dem Ende der Dienstzeit als SaZ doch auch möglich, einen sog. Eingliederungsschein zu erhalten und damit bestünde dann die Möglichkeit, u. a. in die Bundeswehrverwaltung zu wechseln, oder liege ich da falsch? Außerdem hätte sie dann den Reservistenstatus.

Also quasi andersherum, als von ihr beschrieben: Erst eine militärische Laufbahn und anschließend die zivile als Beamtin.

Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: F_K am 18. Januar 2022, 15:18:44
@ Thomi35:

Ja,

Dazu ist FWDL, SaZ2/3 ROA, SAZ UA / FA / Mannschafter auch möglich - viele Möglichkeiten.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: christoph1972 am 18. Januar 2022, 16:58:08
Zitat von: Thomi35 am 18. Januar 2022, 14:58:03
Was bisher noch nicht genannt wurde: Falls die TE doch OA werden möchte, so wäre es nach dem Ende der Dienstzeit als SaZ doch auch möglich, einen sog. Eingliederungsschein zu erhalten und damit bestünde dann die Möglichkeit, u. a. in die Bundeswehrverwaltung zu wechseln, oder liege ich da falsch? Außerdem hätte sie dann den Reservistenstatus.

Also quasi andersherum, als von ihr beschrieben: Erst eine militärische Laufbahn und anschließend die zivile als Beamtin.

Die Möglichkeit gibt es natürlich auch und für ehemalige SaZ gibt es extra noch das Instrument "Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr".
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:03:56
Zitat von: Thomi35 am 18. Januar 2022, 14:58:03
Was bisher noch nicht genannt wurde: Falls die TE doch OA werden möchte, so wäre es nach dem Ende der Dienstzeit als SaZ doch auch möglich, einen sog. Eingliederungsschein zu erhalten und damit bestünde dann die Möglichkeit, u. a. in die Bundeswehrverwaltung zu wechseln, oder liege ich da falsch? Außerdem hätte sie dann den Reservistenstatus.

Also quasi andersherum, als von ihr beschrieben: Erst eine militärische Laufbahn und anschließend die zivile als Beamtin.

Es ist wohl, wie ich gehört habe, nicht ganz so einfach im  Nachhinein noch den Beamtenstatus zu bekommen. Wenn ich den OA beginne, muss ich entweder sehr sehr lange darum kämpfen, in die Beamtenlaufbahn zu kommen und auch verbeamtet zu werden. Auch die Sache mit dem Berufssoldat ist ja nicht allzu einfach momentan. Sich hierbei nicht zu verzetteln, finde ich einfach relativ schwierig und ich zerbreche mir hier tatsächlich tagtäglich den Kopf 😕🤔.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:08:18
Zitat von: bayern bazi am 18. Januar 2022, 12:28:08
alternative:

Beruf Beamter bei der Bundeswehr

und gleichzeitig eine Reservisten Karierre über Mobbeorderung ;)

Wie läuft denn diese Beorderung ab? Wäre das wie in dem Fall, den ich beschrieben habe bzgl. den mir bekannten Reservistendienstleistenden? Bin ich als Reservist dann an Einsätze gebunden?
Das wäre momentan der angenehmste Weg, die Beamtenlaufbahn zu beginnen, um mich dann in den militärischen Bereich zu begeben und hier meinen Dienst zu leisten. Ich frage mich nur, ob das alles so einfach geht...
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:14:23
Zitat von: christoph1972 am 18. Januar 2022, 12:52:18
Grundsätzlich steht es ja jedem Erwachsenen frei, über das Programm "Ausbildung für Ungediente" ohne vorherigen Wehrdienst Reservist zu werden oder mit Abitur den ROAiW-Weg zu wählen und dann je nach Verpflichtungszeit ggf. als RO/RDL später an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Das hängt sicher auch von der zeitlichen und persönlichen Lebenswegplanung ab.

Die Arbeitnehmer und Beamte der Bundeswehr können freiwillig im Status von Reservedienstleistenden an Einsätzen der Bundeswehr teilnehmen. Dafür durchlaufen die Ungedienten eine verkürzte "Allgemeine soldatische Ausbildung" (ASA) in 2 Teilen und dann eine Einsatzland Unabhängige Spezialausbildung (ELUSA) und eine Einsatzland spezifische Ausbildung (ELSA). Gediente Arbeitnehmer und Beamte steigen ab ASA Teil 2 ein.
Die Leute sitzen dann als Uniformierte in den Einsatzwehrverwaltungsstellen und kümmern sich um die "verwaltungsmäßige" Betreuung des Einsatzes. Der Einsatz in Uniform erfolgt, weil es da um Absicherung im Falle einer Verwundung bzw. im Todesfall sowie darum, dass man im "worst case", nicht völlig ohne militärisches Wissen dasteht und zur Eigensicherung eine Waffen tragen darf, falls es notwendig werden sollte.

Die wahrscheinlich optimale Lösung für Dein Problem ist, den ROAiW in 3 Jahren zu absolvieren und ggf. rechtzeitig in die reguläre OA-Ausbildung zu wechseln oder als Leutnant dR nach 3 Jahren den Vorbereitungsdienst in der Bundeswehrverwaltung anzutreten und ggf. später in einer EinsWVwSt zu dienen oder ab und an ganz normal als RDL innerhalb Deines Beorderungstruppenteils zu dienen oder eben Beides.

Es wäre also sinnvoll, das Studium für den gehobenen Dienst anzunehmen, als Beamte dann in die Reservistenlaufbahn zu wechseln und danach nochmal als Reservist eine Art OA-Prüfung (wsl für die Qualifikation) nachzuholen?
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:22:07
Zitat von: Angemon84 am 18. Januar 2022, 12:52:51
ZitatDiese Reservisten, die Beamte sind, arbeiten dann z. B. in Abteilungen, in welchen Fahrtengelder etc. für die Soldaten in der jeweiligen Kasernenmitglieder berechnet werden. Ist euch sowas bekannt

Das ist das sogenannte Kat. 1-Personal der Wehrverwaltung. Die sind nahezu das ganze Jahr über in verschiedenen Einsatzgebieten im Auslandseinsatz, machen dafür natürlich auch die Einsatzvorausbildung in Deutschland mit.
Für die kurze Zeit zwischen den Einsätzen versehen diese dann in ihren Dienststellen in Deutschland "Dienst", wobei das mehr Urlaubsabbau und administrative Dinge sind. Durch ihre lange Abwesenheit  von der Heimatdienststelle, kannst du dir selber ausmalen, wie die in diesem Dienstbetrieb einkalkuliert werden... So etwas möchtest du mit eine festen Beziehung nicht machen.
Und wer sagt dir eigentlich, dass dein Freund (deine einzige Quelle) dir die "negativen" Aspekte des militärischen Dienstes richtig beschrieben hat? Vielleicht möchte er dich beeinflussen???? ::)

Er ist nicht die einzige Quelle, die ich habe, aber womöglich die am höchsten Gewichtete. Ich finde es wichtig, nicht alles nur durch die rosarote Brille zu sehen, weshalb ich viel nach negativen Aspekten frage, wobei immer der nachträgliche Satz kommt "... aber es ist eine wahnsinnig schöne Zeit, die in Erinnerung bleibt."
Die mir bekannten verbeamteten Reservisten waren noch nie im Einsatz, sind nach dem Studium in die Reservistenlaufbahn "gewechselt", um in der Truppe zu dienen und kümmern sich, wie bereits erwähnt, um administrative Angelegenheiten in der jeweiligen Kaserne. Kann sein, dass sie "nur Glück" hatten, nicht in den Einsatz zu müssen, aber hierüber habe ich keinerlei Info. Wäre für mich einfach eine tolle Sache, danach trotzdem eine Art militärische Laufbahn pflegen und mir den Stress mit Mitte 30 ersparen zu können, um eine Verbeamtung zu sichern oder gar wieder in die freie Wirtschaft zu wechseln, was mir nicht zusagen würde momentan 🤔.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:27:40
Zitat von: Thomi35 am 18. Januar 2022, 14:58:03
Was bisher noch nicht genannt wurde: Falls die TE doch OA werden möchte, so wäre es nach dem Ende der Dienstzeit als SaZ doch auch möglich, einen sog. Eingliederungsschein zu erhalten und damit bestünde dann die Möglichkeit, u. a. in die Bundeswehrverwaltung zu wechseln, oder liege ich da falsch? Außerdem hätte sie dann den Reservistenstatus.

Also quasi andersherum, als von ihr beschrieben: Erst eine militärische Laufbahn und anschließend die zivile als Beamtin.

Ist dieser "Schein" denn so einfach zu bekommen? Der Wechsel von militärisch zu zivil mit Verbeamtung soll relativ schwierig sein und nach 13 Jahren als SaZ möchte ich mit Ende 30 nicht nochmals im gehobenen Dienst anfangen zu studieren. Ist es gewünscht, dass ehem. Soldaten dann "ins Büro zurückkehren" und verbeamtet werden, nur weil diese im zivilen Bereich nun ihren (arbeitstechnischen) Lebensabend verbringen möchten? Kann mir das nicht so direkt vorstellen, dass es derartig leicht geht. Wie läuft das denn mit diesem Schein ab?🤔
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: bayern bazi am 23. Januar 2022, 06:55:47
Zitat von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:08:18
Zitat von: bayern bazi am 18. Januar 2022, 12:28:08
alternative:

Beruf Beamter bei der Bundeswehr

und gleichzeitig eine Reservisten Karierre über Mobbeorderung ;)


Wie läuft denn diese Beorderung ab? Wäre das wie in dem Fall, den ich beschrieben habe bzgl. den mir bekannten Reservistendienstleistenden? Bin ich als Reservist dann an Einsätze gebunden?
Das wäre momentan der angenehmste Weg, die Beamtenlaufbahn zu beginnen, um mich dann in den militärischen Bereich zu begeben und hier meinen Dienst zu leisten. Ich frage mich nur, ob das alles so einfach geht...

da gibt es verschiedene Möglichkeiten (falls ich mich irgendwo verhau - bitte ich um Berichtigung bin in dem Thema nicht mehr ganz auf dem laufenden)

die Möglichkeiten mal grob aufgelistet:

1.  als FWDL in die AGA gehen und dann ganz normal in einer der Heimatschutzkompanien dienst leisten  (also vom Untersten Dienstgrad anfangen und dann nach oben arbeiten)


2. Versuchen als ROA aDW (parallel zum Studium eine Ausbildung zum Offz )


3. Studieren und dann Antrag auf Annerkennung des Studiums  und gleich Einstieg mit höherem Dienstgrad in die Offzlaufbahn

Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: Thomi35 am 23. Januar 2022, 18:52:50
abc
Zitat von: KaHa98 am 22. Januar 2022, 21:27:40
Zitat von: Thomi35 am 18. Januar 2022, 14:58:03
Was bisher noch nicht genannt wurde: Falls die TE doch OA werden möchte, so wäre es nach dem Ende der Dienstzeit als SaZ doch auch möglich, einen sog. Eingliederungsschein zu erhalten und damit bestünde dann die Möglichkeit, u. a. in die Bundeswehrverwaltung zu wechseln, oder liege ich da falsch? Außerdem hätte sie dann den Reservistenstatus.

Also quasi andersherum, als von ihr beschrieben: Erst eine militärische Laufbahn und anschließend die zivile als Beamtin.

Ist dieser "Schein" denn so einfach zu bekommen? Der Wechsel von militärisch zu zivil mit Verbeamtung soll relativ schwierig sein und nach 13 Jahren als SaZ möchte ich mit Ende 30 nicht nochmals im gehobenen Dienst anfangen zu studieren. Ist es gewünscht, dass ehem. Soldaten dann "ins Büro zurückkehren" und verbeamtet werden, nur weil diese im zivilen Bereich nun ihren (arbeitstechnischen) Lebensabend verbringen möchten? Kann mir das nicht so direkt vorstellen, dass es derartig leicht geht. Wie läuft das denn mit diesem Schein ab?

Wie dieses Verfahren in der Praxis aussieht, kann ich leider nicht sagen. Die gesetzliche Grundlage hierzu findet sich im § 9 Soldatenversorgungsgesetzt (SVG).

Im § 9 Abs. 1 SVG werden die Voraussetzungen für den Erwerb des Eingliederungsscheins beschrieben:

ZitatSoldaten auf Zeit, die im unmittelbaren Anschluss an ihr Wehrdienstverhältnis Beamte werden wollen, erhalten auf Antrag einen Eingliederungsschein für den öffentlichen Dienst, wenn


  • ihr Dienstverhältnis wegen Ablaufs einer festgesetzten Dienstzeit von zwölf oder mehr Jahren endet oder
  • [...]

Also sind die Voraussetzungen für den Eingliederungsschein lediglich ein Antrag sowie eine festgelegte Dienstzeit von zwölf Jahren oder mehr, welche abgelaufen ist.

Im Absatz 4 wird beschrieben, welchen Nutzen dieser Schein hat:

ZitatDie Inhaber eines Eingliederungsscheins, eines Zulassungsscheins oder einer Bestätigung nach § 10 Absatz 4 Satz 4 sind auf die nach § 10 Absatz 1 und 2 vorbehaltenen Stellen als Beamte, dienstordnungsmäßig Angestellte oder Tarifbeschäftigte in das Arbeitsverhältnis auf unbestimmte Zeit zu übernehmen, wenn sie die beamtenrechtlichen, dienstordnungsmäßigen oder tarifvertraglichen Voraussetzungen erfüllen.

Ich habe hierzu auch eine Broschüre zu diesem Thema gefunden (Link), welche ich diesem Beitrag einmal anhänge.

Wie die Umsetzung dann tatsächlich ist, können möglicherweise andere Kameraden schreiben. Ich weiß z. B. aus dem mittleren Polizeivollzugsdienst in Hamburg, daß er in der Akademie extra Bundeswehr-Klassen hat und die Ausbildung dort auch nur zwei anstelle von 2,5 Jahre dauert.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: Phnx am 24. Januar 2022, 14:57:55
Ich stand vor 2 Jahren an ähnlicher Stelle: militärisch oder zivil (Beamter). Ich habe mich für zivil entschieden, da man immer auf Lebenszeit verbeamtet wird solange man nichts anstellt. Ich konnte direkt eingestellt werden. Das man als Beamter in Uniform im Inland sitzen oder sogar aktiver Reservist (außer im Ausland) sein kann, ist mir nicht bekannt.
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: christoph1972 am 24. Januar 2022, 15:36:40
Es gibt durchaus unter den lebensälteren Kollegen (vorsichtig gesagt), noch viele aktive Reservisten, da in Zeiten der heiligen Wehrpflicht noch gedient und später dann RO geworden oder als Zeitsoldat gedient und dann Beamter geworden und noch mob-beordert.

Klar, es ist inzwischen seltener geworden als noch zu Zeiten der Wehrpflicht, aber es gibt schon noch genug Leute, die beide Seiten kennen, was zum Verständnis der Materie Bundeswehr und deren Besonderheiten sicherlich nicht verkehrt ist.

Zumindest die ASA I + II sollte man auch als Zivilbeamter absolviert haben, damit man das nötige Verständnis entwickelt, wenn mal Unmut aufkommt, wenn es mal wieder "länger dauert".
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: KaHa98 am 30. Januar 2022, 21:05:07
Der Wechsel von militärisch zu zivil mit Verbeamtung soll relativ schwierig sein und nach 13 Jahren als SaZ möchte ich mit Ende 30 nicht nochmals im gehobenen Dienst anfangen zu studieren. Ist es gewünscht, dass ehem. Soldaten dann "ins Büro zurückkehren" und verbeamtet werden, nur weil diese im zivilen Bereich nun ihren (arbeitstechnischen) Lebensabend verbringen möchten? Kann mir das nicht so direkt vorstellen, dass es derartig leicht geht.

Kann mir hierzu vll jemand etwas sagen?
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: christoph1972 am 31. Januar 2022, 00:25:48
Zitat von: KaHa98 am 30. Januar 2022, 21:05:07
Der Wechsel von militärisch zu zivil mit Verbeamtung soll relativ schwierig sein und nach 13 Jahren als SaZ möchte ich mit Ende 30 nicht nochmals im gehobenen Dienst anfangen zu studieren. Ist es gewünscht, dass ehem. Soldaten dann "ins Büro zurückkehren" und verbeamtet werden, nur weil diese im zivilen Bereich nun ihren (arbeitstechnischen) Lebensabend verbringen möchten? Kann mir das nicht so direkt vorstellen, dass es derartig leicht geht.

Kann mir hierzu vll jemand etwas sagen?

Es gibt extra das Modell "Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr", um Soldaten mit Kenntnis der Abläufe und Interna auf adäquate zivile Positionen zu setzen. Was natürlich kein Mensch sagen kann, was ist in 13 Jahren. Nichts ist so veränderlich wie Personalpolitik.

In 13 Jahren kann sich auch die innere Einstellung zum Dienstherren Bundeswehr geändert haben, die Lebensumstände, etc
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: SanStffEins am 01. Februar 2022, 10:36:17
Ich rate jedem immer dazu sich für die Verbeamtung zu entscheiden.

Ja, Bundeswehr kann mega erfüllend sein usw usw.


Je älter man wird, desto mehr streben viele in Richtung finanzielle Absicherung und Sicherheit, Familienplanung, den "Erwachsenenkram" über den kaum einer gerne nachdenken will.
Da ist es dann schon charmant wenn man verbeamtet ist.
BS zu werden ist ja bei weitem nicht sicher!
Titel: Antw:Zivil Beschäftigte in Uniform auch außerhalb des Einsatzes
Beitrag von: christoph1972 am 01. Februar 2022, 11:05:31
Zitat von: SanStffEins am 01. Februar 2022, 10:36:17
Ich rate jedem immer dazu sich für die Verbeamtung zu entscheiden.

Ja, Bundeswehr kann mega erfüllend sein usw usw.


Je älter man wird, desto mehr streben viele in Richtung finanzielle Absicherung und Sicherheit, Familienplanung, den "Erwachsenenkram" über den kaum einer gerne nachdenken will.
Da ist es dann schon charmant wenn man verbeamtet ist.
BS zu werden ist ja bei weitem nicht sicher!

Bis man BS wird, vergehen auch deutlich mehr Jahre, als beim Beamten mit einem Studium im gehobenen oder höheren Dienst bis man Beamter auf Lebenszeit wird.

Ich gebe auch zu bedenken, sollten sich in der SaZ-Phase deutliche gesundheitliche Einschränkungen entwickeln, die die Verwendungsfähigkeit einschränken oder gar zur Verwendungsunfähigkeit bzw. DU führen und ist das früh in der Laufbahn der Fall, dann steht man ohne irgendwas greifbares dar.

Beisp.: Soldat (OA) erleidet in der GA eine WDB, Reha-Maßnahmen werden eingeleitet, es bleiben jedoch Schäden zurück. GdS wird zuerkannt, Grundrente wird gezahlt, wehrmedizinische Begutachtung ergibt eine DU. Der Soldat wird entlassen. Steht mit nix da.

RIA erleidet Dienstunfall, Reha findet statt, körperliche Einschränkungen bleiben zurück, GdB wird zuerkannt. Ausbildungszeit wird um die Zeit der Krankheit verlängert, um die Laufbahnbefähigung zu erreichen. Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Probe kein Problem, da GdB zuerkannt und das erforderliche Mindestmaß an körperlicher Leistungsfähigkeit erreicht. Probezeit überstanden. BaL-Urkunde gekrallt und dann sozial abgesichert und sog. "leidensgerechte" Büroausstattubg falls erforderlich, wird auch bereitgestellt.

Ein Soldat ist viel mehr auf seine Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit angewiesen. Weiß ich also, um ggf. eine familäre Disposition oder betreibe ich privat verletzungsträchtige Sportarten, die langwierige Verletzungen mit Folgeschäden verursachen könne, dann ist das Soldatendasein vielleicht nicht ganz so optimal.

Klar, das allgemeine Lebensrisiko vom Blitz beim ka*** getroffen zu werden, existiert auch, ich sehe hier aber regelmäßig Akten, da hat das Schicksal gerade schlechte Laune gehabt und dann ist eine Karriere beendet, bevor sie begonnen hat.