Moin,
Ich bin im 4. Dienstjahr, Feldwebelanwärter bei den Panzergrenadieren und frisch in meiner neuen Einheit angekommen. Einige Zeit ist vergangen und ich stelle fest, mein Bataillon ist äußerst schlecht ausgerüstet, es fehlt sozusagen an allem. Bisher sind mir größtenteils unmotivierte Führer begegnet, die hier ebenfalls an Versetzungen arbeiten. Die Unterkünfte sind miserabel. Der Standort und diese Einheit haben alles in allem wenig zu bieten. Nun spiele ich mit dem Gedanken, mich versetzten zu lassen. Ich habe erfahren, dass es solange ich noch keinen MFT und Truppengattungspezifische Lehrgänge absolviert habe, geht das als FA relativ unkompliziert. Die krux an der Sache ist: ich würde gerne zu den Fallschirmjägern, jedoch meine ich, keine Fallschirmjägertauglichkeit zu besitzen, bin mir weder sicher noch wurde mir jemals ein Grund für ein Ausschluss dieser Verwendung genannt, da ich mich nie aktiv für diese Verwendung beworben habe. Wie kann ich jetzt weiter vorgehen? Einfach direkt versetzungsantrag zu den fallis stellen und schauen was passiert, natürlich in Absprache mit meiner jetzigen Einheit? Erstmal BApers in Köln anrufen? Ich will ebenfalls ungern meine neue Einheit verärgern und unnötig Unruhe verursachen. Oder erst im san auf Tauglichkeit checken lassen?
Danke für informative und sachliche Antworten im Voraus.
Zu den Fallschirmjägern? Das ist die Truppengattung, die nun überhaupt nicht unter Bewerbermangel zu leiden hat. Ich denke, Ihre Chancen tendieren gegen Null, selbst wenn Sie keine Verwendungsausschlüsse dafür haben sollten.
Irgendwo wird immer Nachwuchs gesucht. Klar Glück gehört auch dazu. Wenn kein Bedarf ist, akzeptiere ich das. Aber das war ja nicht die Frage. Auch im Rahmen nach einem bestandenen AV EGB, die sehr wohl Bedarf haben, stellt sich mir die Frage der weiteren Vorgehensweise.
Sind Sie denn sicher, dass bei den Fallis überall alles ,,besser" ist, was Sie aktuell stört? Oder kommen dann Posts wie ,,Der Einplaner hat mir ABC in XYZ angeboten, wie ist es dort?". KlausP hat Ihnen die Wahrscheinlichkeit schon klar gemacht - probieren Sie es doch mit einem Versetzungsantrag, am besten auf dem offiziellen Wege, hintenrum kommt es doch eh raus und wird Ihnen sicher eher schaden, als wenn sie jetzt den Mund aufmachen. Oder sie werden von der Rückäusserung positiv überrascht, wo sich Dinge verbessern lassen/in Planung sind usw.
Ok, scheinbar kam meine Kernfrage nicht verständlich rüber. Mein Fehler.
Ich möchte keine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Versetzungsantrages haben.
Und mir ist auch klar, dass ich nicht einfach hintenrum einen Versetzungsantrag stelle.
Zunächst geht es mir darum, herauszufinden, ob ich überhaupt eine Tauglichkeit habe.
Falls ja, kenne ich den weiteren Ablauf. Aber: 1. wie finde ich das heraus?
Und 2. falls ich die Tauglichkeit nicht habe, besteht die Chance einer erneuten Prüfung? Falls ja wie lässt sie diese einleiten?
Vllt findet sich hier ein erfahrener Kamerad, der sich zu diesem Thema wirklich auskennt..
Zitat... Aber: 1. wie finde ich das heraus? ...
Bei Ihrer Musterung sollten Sie einen ,,Verwendungsausweis" bekommen haben. Auf dem sind alle Verwendungen markiert, für die Sie NICHT geeignet sind. Wenn Sie den nicht (mehr) haben können Sie im SanBereich nachfragen, in Ihrer G-Akte ist der auch abgelegt.
Für den Versetzungsantrag ist es egal, ob du tauglich bist oder nicht. Das wird dann ja sowieso geprüft, wenn dein alter PersFhr sagt, er braucht dich nicht (kann also deinen DP nachbesetzen) und der neue sagt "ich habe Bedarf".
Also wenn du den Wunsch stelle den Antrag
Das heißt nachdem der Versetzungsantrag durch ist, gibt es eine erneute Prüfung der Tauglichkeit?
Oder bezieht sich Köln während der Prüfung des Antrages auf die Daten in der G-Akte?
Möglicherweise zerdenke ich dieses Thema gerade aber, ich würde ungern einen Versetzungsantrag stellen, der dann wegen einer gesundheitsziffer nicht stattfindet.
Ja, sie zerdenken das Thema, aber nicht über das wie, sondern im Bezug auf das warum.
Oder glauben Sie etwa, überall sonst herrscht Vollausstattung, die Kasernen sind super und alles ist heiter Sonnenschein?
Da hilft ein neuerlicher Blick in den Bericht der Wehrbeauftragten.
Um es kurz zu machen: Ihr Versetzungsantrag wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am dienstlichen Interesse scheitern. Sie sind auf Ihren aktuellen Dienstposten geplant und haben auch genau diese Stelle angenommen. Dort herrscht also Bedarf, der mit Ihnen gedeckt wurde.
Bei der Fallschirmjägertruppe ist dagegen hohes Bewerberaufkommen, mehr als nötig. Hier kann man mehr als ein Mal nachlesen, dass Freiwilligen mehr als ein Jahr in die Zukunft keine Stelle aufgezeigt werden kann. Also Bedarf bei Ihnen und Überfluss da, wo Sie hinmöchten. Das heißt dann: kein Interesse des Dienstherrn an einer Versetzung. Dass offenbar mehrere aus Ihrem Bereich versetzt werden möchten, macht es nicht besser: dann wird der Bedarf ja größer.
Käme man trotzdem dazu, Sie versetzen zu können und dies zu wollen, würde dann natürlich geguckt, ob Sie für den avisierten Dienstposten tauglich sind. Ist das nicht der Fall, können Sie natürlich darauf nicht eingesetzt und wieder nicht versetzt werden.
Also: wenn Sie nicht mit dem Ihnen angebotenen und von Ihnen angenommenen Posten leben können, müssten Sie einen Versetzungsantrag stellen. Dieser muss auch bearbeitet und beschieden werden. Aber rechnen Sie besser mit einer abschlägigen Entscheidung nach dem Vorgeschriebenen.
Zitat von: Bravo_S am 31. März 2022, 06:39:47
Das heißt nachdem der Versetzungsantrag durch ist, gibt es eine erneute Prüfung der Tauglichkeit?
Oder bezieht sich Köln während der Prüfung des Antrages auf die Daten in der G-Akte?
Nein, es wird idR keine erneute Tauglichkeit geprüft, sondern sich auf die vorhandenen Unterlagen gestützt.
ZitatMöglicherweise zerdenke ich dieses Thema gerade aber, ich würde ungern einen Versetzungsantrag stellen, der dann wegen einer gesundheitsziffer nicht stattfindet.
Das kann dir doch erst einmal egal sein, das Ergebnis zählt. Ob du dann wegen "kein dienstl. Bedarf" oder "nicht dafür verwendungsfähig" abgelehnt werden wirst, ist doch nachrangig. Und wenns durchgeht, ist es doch noch besser.
Zitat von: KlausP am 30. März 2022, 22:37:34
Zitat... Aber: 1. wie finde ich das heraus? ...
Bei Ihrer Musterung sollten Sie einen ,,Verwendungsausweis" bekommen haben. Auf dem sind alle Verwendungen markiert, für die Sie NICHT geeignet sind. Wenn Sie den nicht (mehr) haben können Sie im SanBereich nachfragen, in Ihrer G-Akte ist der auch abgelegt.
Und hier hast du auch die Antwort, wo du das findest.
Danke Wolverine und Ralf für die guten und Themenbezogenen Antworten.
Aber ist es nicht Fakt, dass eine Versetzung deutlich unkomplizierter und schneller von statten geht, solange man noch nicht fertig auf den DP ausgebildet ist? Das unterscheidet mich ja wesentlich von den fertig ausgebildeten Führern, die ebenfalls weg möchten.
Außerdem auch mehrfach auf AMT-Lehrgang erlebt.
Ob Sie fertig ausgebildet sind oder nicht ist in diesem Fall mMn völlig egal. Ohne dienstlichen Bedarf (und nur der zählt) werden Sie nicht versetzt, schon gar nicht in eine andere Truppengattung. Bei einer Versetzung in ein anderes PzGrenBtl wäre das vielleicht anders.
Kann man jetzt drehen und wenden wie man will. Tatsache ist, dass du derzeit nicht tauglich bist für die Fallschirmjäger. Da dir der Grund dafür selbst nicht bekannt ist, scheint es ja Nichts zu sein, was körperlich augenscheinlich ist. Da ist die Chance halt recht groß, dass dies auch jetzt (ca. 4 Jahre später) noch vorliegt. Nach über 4 Jahren nach der letzten Musterung würde man sich das wohl auch nochmal anschauen ... aber wie gesagt ...
Nur mal Interesse halber, was haben Sie denn die letzten 4 Jahre als FA gemacht oder waren Sie davor in einer anderen Laufbahn?
Zitat von: BulleMölders am 31. März 2022, 09:19:10
Nur mal Interesse halber, was haben Sie denn die letzten 4 Jahre als FA gemacht oder waren Sie davor in einer anderen Laufbahn?
Er war 3 Jahre in der Laufbahnausbildung, fast nur im FA/UA-Bataillon oder der USH, unterbrochen von zwei oder drei kurzen Praktika in seiner Stammeinheit.
@ Klaus:
Wenn Soldaten als FA eingestellt werden, schließen diese in aller Regel die Laufbahnlehrgänge und auch den fachlichen Teil innerhalb der ERSTEN 3 Jahr ab und werden dann zum Feldwebel befördert und z. B. als GrpFhr eingesetzt.
Der TE ist nach seiner Angabe noch NICHT ausgebildet - insoweit ist die Frage von BulleMölders schon berechtigt.
Ich war vorher in einem anderen PzGrenBtl in der Mannschaftslaufbahn. Als FA dann auf den üblichen Laufbahnlehrgängen. Ein vorgesehenes Truppenpraktikum zwischen den Lehrgängen, fand aufgrund von Corona nicht statt.
Die militärfachliche Laufbahnausbildung erfolgreich abzuschließen ist zunächst einmal Ihr Auftrag. Genau dafür werden Sie gerade bezahlt. Also ist es erst einmal nicht "Ihre Entscheidung", sondern Sie haben den Auftrag zu erfüllen. Der Dienstherr schickt Sie dafür auf die erforderlichen Lehrgänge.
Und jetzt überlegen Sie einmal, wie es die Begeisterung der Personalführung oder das Interesse Ihres Wunschtruppenteils an Ihrer Zuversetzung steigert, wenn Sie diesen Auftrag nicht erfüllen.
Wenn der Dienstherr andere Interessen hat, werde ich das akzeptieren und meine Pflicht tun. Trotzdem ist es mein gutes Recht Wünsche zu äußern und Anträge zu stellen. Wenn zufällig meine wünsche und das dienstliche Interesse einen gemeinsamen Nenner finden, gibt es einen zufriedenen Soldaten mehr und jedem ist geholfen.
Richtig - und nachdem der Dienstherr seinen Bedarf geäußert hat, hast Du Dich ja FREIWILLIG auf die jetzige Stelle verpflichtet - da sollte man dann auch (erstmal) glücklich werden können ... sonst wäre man diese Verpflichtung ja nicht eingegangen.
Zitat von: Bravo_S am 30. März 2022, 21:22:02... ich stelle fest, mein Bataillon ist äußerst schlecht ausgerüstet, es fehlt sozusagen an allem. Bisher sind mir größtenteils unmotivierte Führer begegnet ...
Karrieretechnisch gibt es ja fast keine bessere Ausgangsposition. Mit geringem Aufwand solltest Du Dich recht schnell an die Spitze vorarbeiten können und Dir so eine gute Beurteilung erarbeiten können.
Bei den Fragen und Antworten weiß ich jetzt nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Den Mangel an Material erlebt man spätestens nach der GA, wenn man Mannschafter ist. Weil die eine oder andere Ausbildung nicht stattfinden kann, weil es an Material fehlt oder das Material an anderer Stelle eingesetzt wird, wo ein vorrangiger Bedarf herrscht.
Wer sagt denn, dass es in anderen Bereichen der Bundeswehr besser aussieht? Wer den Bereich der/des WBdDBT liest, stellt fest, irgendwo hapert es an allen Ecken und Enden.
Es werden jetzt nicht umsonst 100 Mrd. € Sondervermögen geschaffen, weil man eben Vollausstattung in den OrgBer möchte. Vollausstattung hilft aber auch nicht, wenn es keine Soldatinnen und Soldaten gibt, die das Gerät dann auch sinnvoll nutzen können.