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Fragen und Antworten => Militärische Bewerbung, Laufbahnen, Verwendungen, Karriere => Thema gestartet von: elagabal am 05. Juli 2022, 20:38:47

Titel: Bootsmann Elektroniker mit ZAW Ausbildung - Fragen zu Ablauf und Verwendung
Beitrag von: elagabal am 05. Juli 2022, 20:38:47
Moin allerseits,

Ich habe mich als Bootsmann bei der Marine beworben, in der Verwendung als Elektrotechniker der Marine mit ZAW Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik. Die Bewerbung habe ich abgegeben und warte derzeit auf Antwort und Einladung zu Einstellungstest.
Dazu habe ich einige Fragen.

1. Ist mein Wunscheintrittszeitpunkt zum 1.10.22 realistisch? Wie lange dauert so ein Einstellungsprozess?
2. Wie hoch sind meine Einstellungschancen? Zu meinem persönlichen Hintergrund und Werdegag siehe Unten.
3. Ist der Abschluss nach den 15 Jahren, die ich in meine Verwendung ableisten werde, zukunftssicher und anerkannt? Ich weiß, dass ich in der ZAW eine Ausbildung auf Meisterebene machen werde, die vor der IHK geprüft ist. Wie sieht es aber in der freien Wirtschaft mit der Anerkennung als Soldat aus?
4. Ist das Leben auf einem Schiff sehr viel unbequemer als das eines Heeressoldaten? Mein Karriereberater hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass die Arbeit auf einer Fregatte der Bundeswehr nicht angenehem ist und und kein Urlaub auf einem kreuzfahrtschiff. Wie sieht das arbeiten auf See aus? Hat man rund um die Uhr Dienst? Und wie lang sind solche Einsätze auf einem Schiff?
5. Wie sind die Aufstiegsmöglichkeiten? Könnte ich vom Unteroffizier auch zum Fachoffizier befördert werden, nach Antrag? könnte ich auch versuchen, ein Studium bei der Universität Bundeswehr anzugehen,
wenn ich erfolgreich in meiner Ausbildung bin?

zu meinem Hintergund: ich bin 26, männlich und habe keine einschlägige Ausbildung. Mein höchster Abschluss ist das Abitur mit 2.8 als Durchschnittsnote. Nach dem Abitur habe ich verschiedene Studiengänge
angefangen aber nicht beendet, unter anderem Philosophie, Jura und Lehramt Englisch/ Geschichte. Jetzt möchte ich gerne eine Berufsausbildung in einem handwerklich/ technischen Beruf abschließen
und habe mir dazu die Bundeswehr als Arbeitgeber ausgesucht, weil ich gerne Soldat wäre. Zur Marine möchte ich, weil ich von Schiffen und der Seefahrt fasziniert bin.

MfG...
Titel: Antw:Bootsmann Elektroniker mit ZAW Ausbildung - Fragen zu Ablauf und Verwendung
Beitrag von: F_K am 05. Juli 2022, 20:50:50
Eins nach dem Anderen -

1. Der 1. 10. wird sportlich  wir raten an, sich 1 Jahr vor dem geplanten Termin zu bewerben.
2. Die Chancen liegen zwischen 0 und 100 %, Deine bisherigen Erfolge sind sicherlich kein Pluspunkt.
3. Ja, ein "graues Schiff" ist kein Kreuzfahrtschiff.

Also - viel Erfolg - schaffe erstmal die Einstellung und dann die Ausbildung, DANN kann man weiter sehen ...
Titel: Antw:Bootsmann Elektroniker mit ZAW Ausbildung - Fragen zu Ablauf und Verwendung
Beitrag von: Ralf am 06. Juli 2022, 05:33:27
1. solltest du noch rechtzeitig einen Termin und eine Eignung bekommen (zB auch keine Facharztauflagen), dann könnte es noch klappen. Ausbildungsplätze bei der Marine stehen noch zur Verfügung, aber -wie gesagt- das wird sportlich.
5. für die Leistungsspitze gibt es auf Antrag die Möglichkeit zum Fachdienstoffizier aufzusteigen (inkl. Ausbildung auf Techniker-Ebene). Ein Studium an der UniBw ist nicht vorgesehen und mal ehrlich: du hast deine bisherigen Studiengänge immer verworfen, warum also weiter studieren (das in Trimestern) und sich auch dem Risiko stellen, dass du dort scheiterst und damit ggf. deine Dienstzeit endet?
Titel: Antw:Bootsmann Elektroniker mit ZAW Ausbildung - Fragen zu Ablauf und Verwendung
Beitrag von: BulleMölders am 06. Juli 2022, 08:11:30
Was ist unbequemer? Als Heeressoldat während Übungen und Manövern bei Wind und Wetter in einer Dackelgarage im Gelände Campieren oder als Marinesoldat bei Manövern und Übungen immer seine eigen Koje dabei zu haben , ein Wetterfestes Dach über dem Kopf und drei/vier vernünftige Mahlzeiten am Tag? Entscheiden Sie selber!

Während der Seefahrt ist man natürlich die ganze Zeit im Dienst. Aber man hat in der Wachfreien Zeit auch "frei", wo man keine Dienstlichen Tätigkeiten verrichtet. Grundsätzlich gibt es auch auf See eine Rahmendienstzeit außerhalb dieser kann man "private" Sachen machen. Z. B. Sport oder auch nur auf der Koje liegen. Wie aber schon ausgeführt ist man immer im Dienst, denn bricht abends um 22 Uhr ein Feuer aus, dann kann man nicht sagen, ich habe "Dienstfrei" und mache bei der Feuerbekämpfung nicht mit.
Selbst an solchen Aktionen zur Übung, die vom IO immer gern mal auch zu Dienstfreien Zeiten abgehalten werden muss man teilnehmen.

Einsätze, Übungs- und Manöverfahrten können für eine Einheit schon mal bis zu sechs Monate dauern. Ich habe während meiner Dienstzeit Fahrten zwischen drei Tagen und 6,5 Monaten mitgemacht.
Titel: Antw:Bootsmann Elektroniker mit ZAW Ausbildung - Fragen zu Ablauf und Verwendung
Beitrag von: Ralf am 06. Juli 2022, 08:28:46
Ergänzend zu 3.
Das kann keiner sagen, wie es in 15 Jahren aussehen wird. Aber eines kann man sagen: der Fachkräftemangel ist da und wird wohl noch ansteigen. Als Fachkraft hat man nmB höhere Chancen einen Job zu kriegen, als als junger Akademiker.
Zitat•   Bei 66 Prozent der deutschen Unternehmen besteht derzeit ein Fachkräftemangel, am stärksten bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung . Diese Engpässe werden untermauert durch die steigende Anzahl an freien Berufsausbildungsstellen (2021: 63.000, 2019: 53.000 und 2016: 43.000 freie Stellen ). Die Unternehmen setzen v.a. auf eigene Ausbildung und Bindung ihrer Beschäftigten.
•   Personalmangel: Institut der deutschen Wirtschaft prognostiziert: Bis 2031 würden rd. fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen; jährlich würden 300.-700.000 mehr Menschen in Rente gehen, als auf den Arbeitsmarkt kommen.
•   Selbst bei einem optimistischen Modell einer konstanten – und somit nicht steigenden - Arbeitsnachfrage von rd. 5,9 Millionen Fachkräften in den Jahren bis 2030 wächst der Fachkräftemangel bis zum Jahr 2025 um knapp 60 Prozent ggü. 2021, von circa 450.000 auf mehr als 765.000. Im Jahr 2030 fehlen dem öffentlichen Sektor erstmals mehr als eine Millionen Fachkräfte.