Hallo zusammen,
ich habe bereits ausgiebig versucht mich selbständig zu informieren, möchte aber nun auf die Erfahrungstipps und das Wissen im Forum zurückgreifen. Ich hoffe, dass einige von euch mir etwas Hilfe in meiner Zukunftsplanung geben können.
Ich bin 23 Jahre alt und studiere Lehramt (Gymnasium) für die Fächer Biologie und Politikwissenschaft. Ich habe noch ca. 2-3 Semester (also 1- 1 1/2 Jahre) vor mir, bis ich mit dem 1. Staatsexamen das Studium abschließen würde. Ich habe mich schon immer für die Bundeswehr interessiert, habe aber aus verschiedenen Gründen keinen FWD nach dem Abitur gemacht, sondern ein FSJ.
Ich möchte gerne zur Bundeswehr (Heer), mein erster Gedanke war es, nach dem Studium als Offizier einzusteigen. Nun gibt es aber so viele Möglichkeiten, die auch ehrlich gesagt bisschen verwirrend für mich sind.
Deshalb konkret die Fragen:
1) Welche Möglichkeiten gibt es für mich nach dem Studium bei der Bundeswehr zu arbeiten?
Ich möchte das ganze gerne auch in Verbindung mit der "soldatischen" Ausbildung machen. Also kein ausschließlicher "Bürojob", sondern ich möchte auch zum Soldaten ausgebildet werden.
2) Ich weiß, dass "politische Bildung" zur Ausbildung von Soldaten gehört. Wäre es möglich, dass ich z.B. als Politiklehrer bei der BW eingesetzt werde? Oder was wären meine Einsatzmöglichkeiten?
3) Wäre es möglich, auf Grund meiner biologischen Kenntnisse, in irgendeiner Weise beim ABC-Schutz eingesetzt zu werden?
4) Ich habe auch von der Karriere als Reserveoffizier gelesen. Wäre dies auch eine Möglichkeit? Inwieweit unterscheidet sich die Ausbildung und die Arbeitsmöglichkeiten bei der BW?
5) Wo sind die Einsatzstandorte bzw. Ausbildungsstandorte?
6) Und steige ich dann mit einem höheren Dienstgrad ein? (für mich relevant bzgl. Einkommen und Familiengründung)
7) Außerdem habe ich eine Sehschwäche auf einem Auge. Ich trage keine Brille, kann aber relativ normal sehen, nur auf die Ferne ist es schwierig und das periphäre Sehen ist etwas eingeschränkt. Hat das jegliche Auswirkungen? Scharfschütze möchte ich sowieso nicht werden ;D
Es sind relativ viele Fragen, ich hoffe ihr könnt mir dennoch behilflich sein. Ich bedanke mich im Voraus!
Viele Grüße
https://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php/topic,71210.0.html
Zitat1) Welche Möglichkeiten gibt es für mich nach dem Studium bei der Bundeswehr zu arbeiten?
Ich möchte das ganze gerne auch in Verbindung mit der "soldatischen" Ausbildung machen. Also kein ausschließlicher "Bürojob", sondern ich möchte auch zum Soldaten ausgebildet werden.
Zitat2) Ich weiß, dass "politische Bildung" zur Ausbildung von Soldaten gehört. Wäre es möglich, dass ich z.B. als Politiklehrer bei der BW eingesetzt werde? Oder was wären meine Einsatzmöglichkeiten?
3) Wäre es möglich, auf Grund meiner biologischen Kenntnisse, in irgendeiner Weise beim ABC-Schutz eingesetzt zu werden?
Zitat6) Und steige ich dann mit einem höheren Dienstgrad ein? (für mich relevant bzgl. Einkommen und Familiengründung)
Du kannst jedwede Verwendung machen, denn dein Studium ist nicht nutzbar.
Wenn du mit Lehramt einen BA-Abschluss hast, dann ist der höchste Einstieg als OFähnr.
Zitat7) Außerdem habe ich eine Sehschwäche auf einem Auge. Ich trage keine Brille, kann aber relativ normal sehen, nur auf die Ferne ist es schwierig und das periphäre Sehen ist etwas eingeschränkt. Hat das jegliche Auswirkungen? Scharfschütze möchte ich sowieso nicht werden
Einschränkungen der Sehkraft haben auch Einfluss auf bestimmte Verwendungen bis hin zur Untauglichkeit, genauso wie beim Hören etc.
Zitat5) Wo sind die Einsatzstandorte bzw. Ausbildungsstandorte?
Und wo du ausgebildet wirst, hängt von deiner Verwendung und UTB ab. Genauso, wo du später eingesetzt wirst. Das wird dann im Laufe der Offizierausbildung entschieden.
ZitatDu kannst jedwede Verwendung machen, denn dein Studium ist nicht nutzbar.
Wenn du mit Lehramt einen BA-Abschluss hast, dann ist der höchste Einstieg als OFähnr
Erstmal danke für die Antwort!
Wie bereits erwähnt, schließe ich mit dem 1. Staatsexamen ab. Das ist vom Ding her gleichzusetzen mit einem Masterabschluss (gleiche Regelstudienzeit, "Master of Education").
Ist mein Studienabschluss aber wirklich so unrelevant? Steige ich nicht dennoch mit einem Offiziersdienstgrad ein?
Oder meinst du, ich müsste dann die komplette Offiziersausbildung von Anfang bis Ende durchlaufen?
Falls ja -> Wäre eine Laufbahn als Reserveoffizier eine Alternative? Ich habe darüber nur wenig Informationen finden können, wie sind da genau die Einsatzmöglichkeiten und inwiefern unterscheid sich das von der "normalen" Offiziersausbildung?
Außerdem: Wer sind denn die Lehrer, die "Politische Bildung" den Soldaten lehren? Was befähigt diese Personen dazu?
Danke für die Rückmeldung nochmal!
Zitat... Ist mein Studienabschluss aber wirklich so unrelevant? Steige ich nicht dennoch mit einem Offiziersdienstgrad ein? ...
Nein, es sei denn, es gäbe eine Verwendung die (fachlich) mit Ihrem Studiengang im Soll hinterlegt ist. (siehe Soldatenlaufbahnverordnung § 25(1). Und die dürfte es in der Bw nicht geben. Zu Ihrer Frag, die ResOffz-Laufbahn betreffend: da ist das genauso geregelt.
Soldatenlaufbahnverordnung hier nachzulesen: https://www.gesetze-im-internet.de/slv_2021/__25.html
Also das heißt jetzt konkret:
Ich müsste die gesamte Offiziersausbildung durchmachen, steige als untersten Dienstgrad ein, kann mir aber das Studium sparen, das normalerweise parallel dazu laufen würde?
Natürlich benötigst Du MILITÄRISCHES Wissen, um Offizier zu sein - dafür gibt es Lehrgänge.
Ggf. Kannst Du unter Verwendung des Studiums als Oberfähnrich einstiegen.
PolBil kann / darf jeder Offizier unterichten - ist ja keine Raketenwissenschaft.
Du steigst als Oberfähnrich ein und wirst , wenn alles gut läuft, nach einem Jahr Leutnant. Ein Studium absolvierst Du idR nicht, da Du bereits akademisiert bist. Nach der Lt Beförderung gelten die Regelbeförderungszeiten.
ABER: Du musst dich natürlich erst einmal in der sog. Bestenauslese durchsetzen!
Zitat von: Ethereum am 24. Juli 2022, 16:34:03
ABER: Du musst dich natürlich erst einmal in der sog. Bestenauslese durchsetzen!
Kannst du bitte die Bestenauslese etwas weiter erläutern?
Und du sprichst jetzt von welcher Laufbahn? Die normale Offizierslaufbahn als ,,Seiteneinsteiger"?
Wie sieht denn dann mein Aufgabenfeld aus?
Gruß
Zitat von: m48a5 am 24. Juli 2022, 16:51:32
Zitat von: Ethereum am 24. Juli 2022, 16:34:03
ABER: Du musst dich natürlich erst einmal in der sog. Bestenauslese durchsetzen!
Kannst du bitte die Bestenauslese etwas weiter erläutern?
Du wirst nach Deiner Bewerbung zum Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr in Köln eingeladen. Wenn Du dort entsprechend gut abschneidest, kannst Du eingestellt werden.
... und das Aufgabenfeld ist davon abhängig, als WAS Du Dich bewirbst, z. B. Panzer fahren, Gebirge jagen, Schiffe fahren - da gibt es viele Möglichkeiten.
Viel Erfolg.
(Wer Biologie / Politik unterichten möchte, sollte Lehrer an einer entsprechenden Schule werden ... )
Zitat von: m48a5 am 24. Juli 2022, 16:51:32
Zitat von: Ethereum am 24. Juli 2022, 16:34:03
ABER: Du musst dich natürlich erst einmal in der sog. Bestenauslese durchsetzen!
Kannst du bitte die Bestenauslese etwas weiter erläutern?
Und du sprichst jetzt von welcher Laufbahn? Die normale Offizierslaufbahn als ,,Seiteneinsteiger"?
Wie sieht denn dann mein Aufgabenfeld aus?
Gruß
Die Einstellung als Oberfähnrich in der Laufbahn OffzTrDst. Und damit bist/wärst Du kein Seiteneinsteiger.
Seiteneinsteiger sind die Kameraden, deren Studium verwertbar ist und die so, mit einem Offiziersdienstgrad eingestellt werden.
Der Fragesteller interessiert sich anscheinend für eine Bewerbung für eine Einstellung bei der Bundeswehr unmittelbar mit einem Offizierdienstgrand.
Könnte der Fragesteller nicht ganz theoretisch einen kleinen Schimmer Hoffnung doch auch haben, wenn die Person nun - oder ggf. nach dem Lehramtsstudium und dem Staatsexamen in Bayern - mit einem Vollzeit-Bachelor/Master lediglich in der Biologie die Ausbildung weiterführt; Chancen in der Bestenauslese könnten ggf. zudem dann auch durch eine entsprechende Promotion noch erhöht werden.
Leider dürfte es wohl aber auch nur (wirklich sehr) wenige Dienstposten mit einer entsprechenden Fachverwendung geben, sodass leider ein (aber wirklich sehr) geringer Regenerationsbedarf bestehen dürfte. Hierauf zu hoffen, dass dann aber auch zum Bewerbungszeitpunkt die Bundeswehr ihren Bedarf also ohne weitere Bewerber nicht gedeckt kriege, sollte man wohl lieber nicht; zumal man ohnehin nicht deswegen oder wegen ähnlicher Erwägungen eine Promotion in Betracht ziehen sollte, die für einen Erfolg meist vielmehr intrinsisch motiviert sein sollte.
Aber vielleicht besteht beim Fragesteller zufällig auch entsprechend großes akademisches Interesse für die Biologie, dass dieser weiterer Bildungsweg ohnehin bereits erwogen wurde bzw. ebenso in Betracht kam?
... dann könnten spätere Bewerbungen für die Bundeswehr sich doch immerhin auch nahtlos noch anfügen, natürlich ohne Zusicherung oder Anspruch darauf, dass entsprechende Dienstposten vakant seien oder Einstellung erfolgen würde
@ SLV:
Die Bundeswehr regeneriert über Biologiestudenten / OA den Bedarf an Biologen SELBER - allerdings bei EXTREM niedrigem Bedarf (alle X Jahre mal EIN Student).
Klar kann sich theoretisch daraus ein Bedarf für einen Seiteneinsteiger Biologie entwickeln - aber auf eine theoretische, sehr kleine Möglichkeit ein Biologiestudium (hier "zählt" kein Lehramt) aufzunehmen?
... und dann bleibt die Notwendigkeit, sich im Bestenvergleich durchzusetzen - und Biologen gibt es "am Markt" ausreichend ...
Naheliegende Möglichkeiten sind und bleiben:
- Einstieg als OFähr als OA TrDst
- Einstieg als OA (mit neuem Studium, sofern gewünscht).
- Lehrer
Bei einem Staatsexamen mit insgesamt 270 Leistungspunkten, kann man davon ausgehen, dass etwa 120 Leistungspunkte auf die Biologie entfallen - zieht man zudem noch die Biologie-Fachdidaktik ab, so kann man davon ausgehen, dass etwa 100 bis 110 Leistungspunkte bereits in den fachwissenschaftliche Biologie erworben wurden.
Hierauf aufbauend kann man bei entsprechender Planung sowie zudem aber auch mit entsprechendem akademischen Interesse schließlich somit dann durchaus den fachwissenschaftliche Biologie-Bachelorabschluss innerhalb von 2 Semester bzw. den fachwissenschaftlichen Master-Abschluss innerhalb von 6 Semestern erreichen (wofür insgesamt 180 bzw. 300 Leistungspunkte benötigt werden).
Ein weiterer akademischer Werdegang schließlich mit dem Zweck des Einstiegs in die Bundeswehr mag nicht so wie die anderen Möglichkeiten wohl nahe liegen, die bisher bereits aufgeführt wurden ...
Zitat von: F_K am 25. Juli 2022, 14:18:04
Naheliegende Möglichkeiten sind und bleiben:
- Einstieg als OFähr als OA TrDst
- Einstieg als OA (mit neuem Studium, sofern gewünscht).
- Lehrer
... aber der mitgebrachte fachwissenschaftliche Biologie-Abschluss würde dann einerseits (theoretisch) die Einstellung bei der Bundeswehr unmittelbar mit einem Offizierdienstgrad grundsätzlich erst ermöglichen - und sollte sich diese aber dann aufgrund von erfolgender Bestenauslese oder mangelnden Bedarf konkret für den Fragesteller in der Zukunft ggf. mit einem solchen Biologie-Abschluss nicht manifestieren können, so wären einige Fachverwendungen auf Dienstposten mit zwingendem Biologie-Bezug zumindest immerhin auch bei einem Einstieg als Oberfähnrich in der weiteren Personalentwicklung doch weiterhin möglich, wofür der Fragesteller sich eben interessiert gezeigt hat.
Auch würde der Zeitpunkt des Berufseinstiegs im Vergleich zum Gymnasiallehrer für den Fragesteller sich auch nicht wesentlich verzögern, weil auch Schullehrer immerhin noch Referendariat mitsamt zweiten Staatsexamen in einem Zeitraum von 2 Jahren zu absolvieren hätten - sollte der Fragesteller in Betracht ziehen, nun stattdessen noch für den fachwissenschaftlichen Hochschulabschluss letztlich weiterstudieren zu wollen. (Lediglich ist dann aber mit einem Einstieg auf A13 einfach nicht mehr zu planen, sondern es müsste vielmehr mit einem Einstieg dann wohl eher bei A8Z gerechnet werden...)
Nach meiner Ansicht kann ein solcher weiterer Bildungsweg also sinnvoll sein, falls intrinsisch ein akademisches und professionelles Interesse für die Biologie besteht, und entsprechende fachwissenschaftliche Fertigkeiten (nicht zwingend) in der Bundeswehr - jedenfalls generell im Berufsleben - auch zum Einsatz bringen zu wollen.
Theoretisch. Aber praktisch besteht derzeit und absehbar KEIN Bedarf an WissOffz Biologie :)
... versuchte ich auszudrücken - aber damit haben Inf(St)Offz manchmal Probleme.
Vielleicht liegt es auch am Empfänger der Nachricht ...
Ich versuche das auch einmal als Infanterist und PersStoffz.
Man kann akademisch der tollste Hecht im Karpfenteich sein aber wenn kein Bedarf an meinem Studiengang besteht, interessiert das keinen. Und militärisch habe ich nichts zu bieten. Darum bin ich einer von x Bewerbern, von denen ein paar genommen werden.
Wenn hieran ehrliches Interesse besteht, schön. Bewerben; sofort.
Aber man ist einer von vielen! Wer sich als Gottes Geschenk sieht, der nur zu gewissen Zeiten an gewissen Orten dienen möchte, der soll es gleich lassen.
Zitat von: wolverine am 26. Juli 2022, 00:52:55
Ich versuche das auch einmal als Infanterist und PersStoffz.
Man kann akademisch der tollste Hecht im Karpfenteich sein aber wenn kein Bedarf an meinem Studiengang besteht, interessiert das keinen. Und militärisch habe ich nichts zu bieten. Darum bin ich einer von x Bewerbern, von denen ein paar genommen werden.
Wenn hieran ehrliches Interesse besteht, schön. Bewerben; sofort.
Aber man ist einer von vielen! Wer sich als Gottes Geschenk sieht, der nur zu gewissen Zeiten an gewissen Orten dienen möchte, der soll es gleich lassen.
Als Offizier dürfte die Chance ungefähr kleiner/gleich "0" sein. Die in Frage kommenden militärischen DP dürften dauerhaft mit Ärzten/Apothekern besetzt sein.
Einige wenige DP gibt es im höheren Dienst.
Biologie? Handvoll DP und nur auf der StOffz Ebene.