Hallo zusammen,
ich hatte bereits letztes Jahr einen Beitrag zu meinem Sohn hier geschrieben, der sehr gerne zur Bundeswehr möchte.
Allerdings hat er sich in der Realschule schwer getan und ist 2022 nach der 9. Klasse mit dem Hauptschulabschluss von der Schule gegangen. Im Anschluss hat er eine zweijährige Ausbildung als Tiefbaufacharbeiter begonnen und wird diese nächstes Jahr 2024 abschließen. In der Ausbildung ist er aufgeblüht, hängt sich rein und zieht es durch, auch wenn es manchmal sehr hart ist (bei Hitze/Regen/Schnee im Freien auf der Baustelle). Er ist körperlich extrem fit und betreibt verschiedene Sportarten in seiner Freizeit.
Nach seiner Ausbildung wird er aber erst 17.5 Jahre alt sein und möchte es trotzdem bei der Bundeswehr versuchen. Was wäre der beste Weg für ihn? Ich sehe zwei Möglichkeiten:
Option 1. Freiwilliger Wehrdienst: z.B. 12 Monate, um zu sehen, ob seine Vorstellungen von der Bundeswehr mit der Realität übereinstimmen.
Option 2. Bewerbung in der Feldwebellaufbahn.
Option 1 fände ich nicht schlecht, da er erst mal reinschnuppern könnte und mit 17.5 ja auch sehr jung ist. Allerdings weiß ich nicht, ob das ein richtiges Bild vermittelt oder die "Freiwilligen" eher weniger interessante Tätigkeiten machen. Gibt es außerdem die Möglichkeit nach dem Wehrdienst direkt in eine Laufbahn zu wechseln?
Bei Option 2: was wäre hier eine gute Truppengattung unter Berücksichtigung seiner Ausbildung als Tiefbaufacharbeiter? Ggf. die Pioniertruppe oder kann man sich das selbst aussuchen? Ist 17.5 für die Laufbahn zu jung (offiziell geht ab 17, aber wie sieht es in der Praxis aus?)
Danke für eure Ratschläge.
Das Alter ist kein Problem, wenn auch nicht alle mit 17,5 im Auswahlverfahren die Fw Eignung bekommen. Ansonsten ist ja der Dienstantritt meist etwas später evtl. ist man dann schon 18.
Ich war selbst 17 in der damaligen AGA und es wurde keine Rücksicht genommen oder auch sonst wie darauf geachtet. Das ist eher weniger das Problem.
Für den Tiefbaufacharbeiter kommt nur Pionier bei Verwertbarkeit der ziv. Ausbildung (in den verschiedenen Ausprägungen) in Frage.
Jetzt habe ich eine weitere Möglichkeit gesehen.
Fachunteroffizier in der Pioniertruppe.
Für den Fachunteroffizier wird keine Ausbildung benötigt, da mein Sohn sich aber mit Ausbildung bewerben würde, weiß ich nicht ob das möglich wäre.
Der Feldwebel wäre ja Führungskraft, ist vielleicht tatsächlich für einen 17.5 jährigen etwas früh.
Kann man mit Ausbildung Fachunteroffizier werden und dann z.B. nach ein paar Jahren in die Feldwebellaufbahn wechseln und Führungskraft werden?
So würde ich es verstehen aus der Perspektive freie Wirtschaft (wo ich herkomme). Da wird ja auch niemand mit 17 Führungskraft...war aber selbst nicht bei der Bundeswehr und kann das nicht vernünftig einschätzen.
Auch eine Bewerbung wäre für eine Fachunteroffizierlaufbahn wäre möglich.
Allerdings braucht auch ein FachUffz grds. eine zivile Ausbildung, so bspw. der Brückenmaterialeinsatzunteroffizier, Luftwaffenpionierunteroffizier, Brückenmaterialeinsatzunteroffizier Amphibie M3, Pioniertaucherunteroffizier, Pionierbohrgeräteunteroffizier, Pioniermaschineneinsatzunteroffizier.
Bei Eignung und freiem DP kann man später auch einen Antrag auf Laufbahnaufstieg stellen.
Aus der Praxis heraus: Es wäre sinnvoll, dass dein Sohn sich selbst informiert. Schon in einer ansehnlichen Anzahl kommt es nämlich vor, dass die Meinungen der Eltern anders liegen als die der Kinder. Da wird dann im Bewerbungsprozess mit "seltsamen" Gründen zurückgetreten, da wird die GA abgebrochen und recht komische Begründungen den Eltern übermittelt ("Papa, ich muss nach der Grundausbildung direkt in den Einsatz, dafür fühle ich mich noch nicht bereit, deswegen habe ich gekündigt"). Und so stellt sich dann bei der Recherche der wutentbrannten Beschwerdebriefe der Eltern öfters mal eine ganz andere Gemenge dar.
Zumal auch die Eigenrecherche dazu beitragt, dass die Kinder an der Aufgabe wachsen.
Also, dein Sohn soll sich mal von einem Karriereberater beraten lassen, das bringt ihn auch weiter.
Danke für die ausführliche Antwort.
Ja, einen Termin bei einem Karriereberater wäre für meinen Sohn der nächste richtige Schritt. Wahrscheinlich jetzt noch zu früh, da er ja erst nächstes Jahr im August fertig wird, aber vielleicht so gegen September dieses Jahr.
Als Elternteil muss man ihn da auch nicht begleiten als Minderjährigen oder? Kommt wahrscheinlich auch nicht gut, wenn der Vater danebensitzt und vermittelt nicht den Eindruck von Selbständigkeit.
Man sagt meist ca. 1 Jahr vor Dienstantritt sollte man sich bewerben.
Beim Karriereberater spricht meist nichts dagegen das die Eltern dabei sind. Der Berater "berät" nur das hat auch keinen Einfluss auf die Bewerbung oder ähnliches und es wird auch niemand erfahren der am Prozess beteiligt ist.
"Früher" wurde es sogar in den Broschüren empfohlen das ein Elternteil beim (damaligen) WDB dabei ist. Es macht vllt auch Sinn da immer weniger Elternteile die Bw kennen seit nicht mehr zum GWD einberufen wird.
Aber das muss jeder selbst entscheiden. Es würde zumindest verhindern das was falsch verstanden wird.
Wenn es zu den Pionieren gehen soll, dann sollte man sich schon mal die Standorte anschauen, da gibt es ja nicht allzu viele. Grundsätzlich muss man ja bundesweit einsetzbar sein.
ZitatAllerdings braucht auch ein FachUffz grds. eine zivile Ausbildung,
Wäre nicht ein Einstieg im niedrigsten Mannschaftsdienstgrad als UA dann auch möglich in jeglicher Verwendung? Mit HSA und Berufsausbildung müsste es ja gehen, unter Umständen gibt es ja auch durch die Ausbildung den MSA. Zumindest hatten wir damals im LogBtl auch Schützen UA die einen Beruf und HSA hatten aber ohne Nutzung ihres Berufes eingestiegen sind..
Ob es Sinn macht für die Bw ist natürlich eine Sache. Finanziell dürfte es ja nicht so viel Verlust ein, weil man ja schon nach 1 Jahr Uffz sein "könnte".
Was Ralf sagen wollte, ist, dass JEDER FachUffz eine Berufsausbildung benötigt um seine Stelle ausfüllen zu können.
Ob man nun mit höherem Dienstgrad einsteigt, weil bereits vorhandener Beruf und Verwendung zusammenpassen oder man als Soldat UA einsteigt und dann bei der Bundeswehr eine (neue) Berufsausbildung absolviert, bleibt natürlich dem Bewerber überlassen (sofern diesem diese Option angeboten wird).
Evtl. sollte der Sohn noch das 3. Lehrjahr anhängen und einen Gesellenabschluß machen. Ist natürlich eine persönliche individuelle Entscheidung und abhängig vom Betrieb und den eigenen Wünschen und Vorstellungen und evtl. auch von den Leistungen in der Berufsschule.
Evtl. bietet sich je nach örtlicher Nähe zu einer der wenigen Pioniereinheiten auch ein Praktikum an!?
Guter Hinweis, alles voran gesagte "Einstieg mit einer verwertbaren Berufsausbildung" gilt nur bei einem Gesellenabschluss!
ZitatWas Ralf sagen wollte, ist, dass JEDER FachUffz eine Berufsausbildung benötigt um seine Stelle ausfüllen zu können.
Naja mit mittlerer Reife ist auch der Einstieg als UA möglich ohne Ausbildung. Da braucht es keine Berufsausbildung, die gibt es dann ja in der ZAW.
Zitat von: thelasofus am 13. April 2023, 10:42:55
ZitatWas Ralf sagen wollte, ist, dass JEDER FachUffz eine Berufsausbildung benötigt um seine Stelle ausfüllen zu können.
Naja mit mittlerer Reife ist auch der Einstieg als UA möglich ohne Ausbildung. Da braucht es keine Berufsausbildung, die gibt es dann ja in der ZAW.
Naja, mit einem Hauptschulabschluss ist der Einstieg als UA möglich.
Die Aussage von slider ist schon richtig, denn er schreibt ja, dass man eine Berufsausbildung benötigt, zum eine Stelle ausfüllen zu können. Entweder bringt man diese mit, oder aber man erwirbt sie iR einer ZAW. Es gibt zwar auch eine handvoll FachUffz, die sind entpflichtet von einer Berufsausbildung, aber die lassen wir mal hier nun außen vor.
Ich wollte ja nur drauf hinaus, das es nicht zwingend die Pioniertruppe sein muss sondern auch andere Verwendungen möglich wären (wenn natürlich der Gesellenbrief vorliegt), wo dann eben nicht mit höheren Dienstgrad eingestellt wird, natürlich nur Uffz FD.