Guten Tag,
kurz zu mir; ich werde im April 39J., war Anfang der 2000er GWDL & SaZ; bin nach 4 Jahren aus der Bw ausgeschieden und habe seit meinem ausscheiden fast jedes Jahr öfter geübt.
In meiner zivilen Berufslaufbahn bin ich mit höchstem Abschluss Betriebswirt IHK und war nun zuletzt fast 10J. der Materialwirtschaft eines IT Großhandels beschäftigt.
Ich selbst will nun noch einmal in die Feldwebel Laufbahn Wechseln, einerseits aus eigenem Antrieb, wurde aber auch darauf angesprochen und beginne nun mit der Fw a.d.W. Ausbildung bis Juni welche berufsbegleitend gut schaffbar ist.
Der darauffolgende MFT Lehrgang ist für mich angefordert; geht dann von Oktober bis fast Ende Dezember, ca. 11 Wochen in Präsenz.
Nun der Worstcase, zum Jahresende habe ich aufgrund von Umstrukturierung mit Stellenabbau die Kündigung von meinem Arbeitgeber erhalten und bin dementsprechend nun aktiv auf Jobsuche.
Mein Primärziel ist es zügig in neue, gute Beschäftigung zu finden und das bei einem Arbeitgeber der mich für die geplante Ausbildung freistellt.
Mir ist bewusst dass das ein ziemlicher Spagat ist, es bestimmt besser wäre erstmal in ein neues Beschäftigungsverhältnis zu kommen, nur sage ich mir aber auch das ich den Laufbahnwechsel in ein paar Jahren vermutlich auch nicht mehr machen werde, das der Rücktritt vom FA keine Schande ist aber auch das ich bei einem Arbeitgeber der sich gegen Freistellungen komplett sperrt ich dort auf Dauer auch nicht glücklich werde - die Reserve ist ja nunmal unser aller Herzblut.
Ich hatte bereits ein paar Vorstellungsgespräche und habe tatsächlich auch Zweitgespräche obwohl ich mein UmP Vorhaben deutlich anspreche.
Bei einem meiner Brüder hatte das vor ein paar Jahren auch sehr gut funktioniert. Hat im Vorstellungsgespräch gesagt das er bald für 7 Monate weg ist weil er den FWD Heimatschutz ableistet - dementsprechend ist es nicht völlig unrealistisch.
Nun meine Frage ans Forum:
- Wem sind Arbeitgeber in NRW, Raum Dortmund/Münster bekannt bei denen die Vereinbarkeit zwischen Reserve und Beruf gut umsetzbar ist? Bei denen würde ich mich dann gezielt bewerben
- Wie gehen Arbeitgeber, besonders Personaler bzgl. meinem Lebenslauf um wenn ich nun ein o. zwei Jahre Reservistendienst am Stück leisten würde um die Ausbildung komplett abzuschließen und mir dann erst einen neuen Job suche?
Wobei das für mich erstmal keine Option ist da der MFT Lehrgang im Oktober lediglich angefordert ist, nachher bekomme ich den nicht und stehe dann am Ende mit nichts da. Wäre der MFT wesentlich früher würde ich das erst ableisten und dann auf Jobsuche gehen, ist er aber nunmal leider nicht.
Daher bitte um Info und auch um Rat, ist für mich jetzt eine denkbar blöde Situation, auch wenn es schwierig ist will ich meinen Laufbahnwechsel nicht aufgeben, sage mir aber auch das andere das ja auch schaffen... als ich vor einigen Jahren den UoP berufsbegleitend gemacht habe lief parallel ein UmP Hörsaal und dort waren auch nicht alle im öffentlichen Dienst, Langzeit Resis o.ä.
Danke & kameradschaftliche Grüße
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ZitatPS: ich wollte mich eigentlich im Forum registrieren, ich erhalte diese Bestätigungsmail allerdings nicht, auch nicht in den Spam Ordner.
Ich habe deine Email-Adresse aktiviert.
Kommt denn auch eine aktive Verwendung als Fw in Frage? Wäre ja auch eine Möglichkeit. Wichtig wäre da eben eine Einstellung noch unter 40.
Moin Harry,
Wem sind Arbeitgeber in NRW, Raum Dortmund/Münster bekannt bei denen die Vereinbarkeit zwischen Reserve und Beruf gut umsetzbar ist?
mein Primärziel wären Unternehmen in der Rüstungsindustrie. Die wären wohl noch am ehesten aufgeschlossen gegenüber einem regelmäßig übenden Reservisten.
Die LINKE hat für fast jedes Bundesland einen sogenannten "Rüstungsatlas" erstellt, siehe hier für NRW:
http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Standorte/nrw-atlas.pdf
Die Datei ist aus 2008, daher wirst du um weitere Internetrecherche nicht herumkommen.
Bei den Mitgliedern des BDSV könntest du dich auch einmal durchklicken:
https://www.bdsv.eu/%C3%BCber-uns/mitglieder.html
Hier habe ich auch noch etwas gefunden:
https://www.ksta.de/wirtschaft/wirtschaft-wissenschaft-und-lobbyisten-das-netz-der-ruestungsindustrie-in-nrw-255364
Wie gehen Arbeitgeber, besonders Personaler bzgl. meinem Lebenslauf um wenn ich nun ein o. zwei Jahre Reservistendienst am Stück leisten würde um die Ausbildung komplett abzuschließen und mir dann erst einen neuen Job suche?
Unmöglich zu sagen. Die erzkatholische Friedensaktivistin Beate Schuhmann wird dem ganzen vielleicht etwas anders gegenüberstehen als der Hauptmann a. D.
Ich persönlich wäre jetzt nicht unbedingt begeistert. Alternativ zu einer weiteren Festanstellung könntest du ja auch über eine Selbstständigkeit nachdenken (Beratung, Interim Management)
Zitat von: Ralf am 23. Januar 2024, 12:11:38
ZitatPS: ich wollte mich eigentlich im Forum registrieren, ich erhalte diese Bestätigungsmail allerdings nicht, auch nicht in den Spam Ordner.
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Kommt denn auch eine aktive Verwendung als Fw in Frage? Wäre ja auch eine Möglichkeit. Wichtig wäre da eben eine Einstellung noch unter 40.
danke fürs Freischalten!
Über eine aktive Verwendung als Wiedereinsteller hatte ich schon nachgedacht, ist aber derzeit keine Option für mich.
- Ich bin gerne unterwegs, aber auch gerne zu Hause. Je nachdem wo man dann landet müsste ich mir am Standort ggfls. eine Zweitwohnung suchen um dann trotzdem am Wochenende nach Hause zu pendeln... nein.
- Die langfristige Perspektive fehlt mir, was mache ich dann danach? Was mache ich wenn ich kein BS werde? Wie verhält es sich dann zu Pension/Rente? Damit möchte ich mich gerade nicht auch noch beschäftigen da ich mich gerade auf die Bewerberei fokussiere
Mit der Reserve ist es oft wie mit dem Ehrenamt. Wenn es dann so weit ist sträuben sich viele.. Leider..
Da bringt es oft auch nix wenn man es im VG anspricht.. Und mittlerweile haben sich viele AG auch informiert und wissen das Reserve mehr oder weniger freiwillig ist...Ich hatte auch einen AG da war die FK ehemaliger SaZ und Mob Reservist und kannte noch die "großen" Übungen, da war das weniger ein Problem..
Ich würde ggf. eine Bewerbung als SaZ machen und schauen was angeboten wird. Man verliert ja nichts. Vielleicht ist ja der Betriebswirt (IHK)nutzbar für den Einstieg als Fw oder höher, dann wüßte man schon vorher wo es hingeht...
Ich glaube es aber nicht (bin technischer Betriebswirt IHK, also der Schwesterberuf und dieser nicht nutzbar)
Ich kann Dir wenig zum Thema FW-Ausbildung sagen, aber nur grundsätzlich meine ganz persönliche Meinung:
In dem Moment, wo Deine zivile Laufbahn gefährdet ist und Du da aber eigentlich hauptberuflich bleiben möchtest, sollte das eindeutig Prio1 sein. Und wie Du gesagt hast, ein AG müsste sich mittelfristig mit der BW anfreunden, so wird umgekehrt auch ein Schuh draus: Die BW sollte hier Rücksicht auf Deine zivilen Befindlichkeiten nehmen und dann halt ggf. die Ausbildung um ein Jahr verschieben, bis Du wieder einen sicheren Job hast.
Jetzt in Vorstellungsgespräche zu gehen und gleich anzukündigen, dass Du aber erst einmal gar nicht da bist, ergibt für mich wenig Sinn.
Wenn, dann müsstest Du es meiner Ansicht nach gleich umgekehrt angehen: Jetzt bist Du erstmal beim Bund, hängst gleich noch einmal eine quasi unbegrenzte und beliebig verlängerbare RDL dran (sowas gibt es ja auch immer wieder) und kannst Dir dann nach einem Jahr immer noch überlegen, entweder beim Bund zu bleiben oder Dich ab sofort aktiv zu bewerben - dann mit der Ansage an die BW, dass die Dauer-RDL jederzeit beendet werden kann, sobald Du eine Zusage hast.
Kurzum: Jetzt lieber eine Sache richtig machen statt zwei parallel.
Ich sehe das wie Unproomn:
Das Gejammer "aber die Arbeitgeber unterstützen Reserve nicht" ist in dem Fall nicht zielführend.
Der Arbeitgeber stellt dich ja ein, weil da ein Job zu erledigen ist. Wenn der Bewerber dann direkt sagt "ach übrigens- ich bin dann in der Einarbeitungsphase erstmal mehrere Monate weg", nimmt man halt einen anderen.
Rüstung ist da auch keine Alternative- auch da gibt es reichlich zu tun und die Mitarbeiter werden gebraucht. Bundeswehraffinität hin oder her.
Also entweder jetzt jobtechnisch bis zum Lehrgang überbrücken. Oder bundeswehrtechnisch überbrücken. Oder Lehrgang verschieben.
Ich kann mich ulli76 aus Sicht der Industrie nur anschließen.
Wir suchen händeringend Personal und jede Abwesenheit des AN tut uns weh bei der aktuellen Auftragslage.
Was eher geht, wenn der Reservist in einem Bereich übt, den die Firma inhaltlich abdeckt. Sprich er nimmt an Übungen / Konferenzen teil, wo er auch als AN teilnehmen würde. Da bringt es aus Sicht des AG durchaus was, wenn der AN dort als Soldat auftritt und damit auch andere Türen aufmachen kann durch sein soldatisches Netzwerk.
Einen Werdegang in der Reserve, wo grundlegende Ausbildungen (z.B. Fw/Offz-Lg) benötigt werden, wird auch in der Rüstung auf wenig Gegenliebe stoßen.
Aus Sicht der AG ist das alles verständlich und nachvollziehbar, trotzdem ist es ein bestehendes und schwerlich wegzudiskutierendes Problem. Wenn der Dienstherr verfügbare Reservisten möchte und braucht, dann wird man wohl nicht darum herumkommen das Prinzip der Freiwilligkeit zumindest teilweise einzuschränken.
Zitatrinzip der Freiwilligkeit zumindest teilweise einzuschränken
Ist halt die Frage in weit das dann auch was bringt wenn das gesetzlich geregelt wird. Wir haben das ja schon heute bei Feuerwehr im Gesetz geregelt sogar mit Verdienstausfall durch die Gemeinde bezahlt..
Gut da könnte man argumentieren das Einsätze nicht planbar sind, aber im Grunde ist es ja das selbe, wenn auch nicht das gleiche. Auch im Katastrophenfall müssten einen AG freistellen..
Es wäre vllt zumindest für den Heimatschutz zu begrüßen wenn man im Jahr ein paar Wochen verteilt üben müsste und dafür freigestellt werden "muss".
Aber heutzutage hat ja fast jeder AG Personalmangel..
Ich würde allerdings als TE das nicht so direkt im VG kommunzieren das man gleihc mehrere Monate weg ist. Vllt in der Probzeit einfach mal vorfühlen und dann ggf. wechseln.
Oder den Lehrgang vorziehen wenn möglich und ihn jetzt machen solange man ohne Anstellung ist.
Zitat von: schlammtreiber am 26. Januar 2024, 10:02:08
Aus Sicht der AG ist das alles verständlich und nachvollziehbar, trotzdem ist es ein bestehendes und schwerlich wegzudiskutierendes Problem. Wenn der Dienstherr verfügbare Reservisten möchte und braucht, dann wird man wohl nicht darum herumkommen das Prinzip der Freiwilligkeit zumindest teilweise einzuschränken.
Halte ich aber in der gegenwärtigen Gesellschaft für nicht darstellbar. Das würde funktionieren, wenn wir noch eine Wehr-/Dienstpflicht für Männer und Frauen(!) hätten und das "Risiko", gelegentlich eingezogen zu werden, unter allen Arbeitnehmern mehr oder weniger gleichverteilt ist.
So betrifft es aber nur a) Männer, die b) sagen wir mal bis 1991 geboren wurden und die c) sich damals nicht mehr oder weniger mangels Bock haben "ausmustern" lassen.
Also Stichwort "Wehrgerechtigkeit".
Und ja, bis dahin spiegelt man dem AG doch deutlich wieder, dass man bei der Reserve ist, weil man es möchte. Und nicht, weil man es "muss" und es alle anderen ja auch machen, wie meinetwegen in der Schweiz, Finnland oder Israel.
Hinzu kommt ja noch, dass es gar keine Aufwuchsstrukturen gibt, für welche man die Reservisten wirklich braucht. Bis auf die Hand voll nichtaktiver Bataillone, ggfs. noch HSch und ein paar Exoten ist eine zwangsweise Durchsetzung schlecht zu begründen. Und bei den wenigen kommt dann die Ungleichbehandlung.
https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/die-reserve-der-bundeswehr/auftrag-der-reserve-der-bundeswehr
Hier sind schon diverse Gründe aufgeführt, die eine Änderung des Prinzips auf ,,Freiwilligkeit" rechtfertigen würden.
Dazu kommen nahezu tägliche Nachrichtenmeldungen - Stichworte: Mentalitätswechsel, kriegstüchtig, Personalbedarf, Krieg in Europa, möglicher Krieg mit Russland ,,in fünf bis acht Jahren", ,,Gesellschaft wachrütteln", usw.
Als beorderter Reservist begrüße ich grundsätzlich das Prinzip der Freiwiligkeit, ansonsten ist eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur schwer zu meistern.
Sei es Urlaub oder andere familären Verpflichtungen, zivilberufliche Lehrgänge, Tagungen oder Projektabwicklungen im Job- ich behaupte mal dass nicht nur mein Kalendar auch ohne Bundeswehr gut gefüllt ist.
Insofern frage ich mich welche Personengruppe der Reserve, mit welcher tiefgründigen Absicht von dieser Praxis abweichen möchte? Denn bei verpflichtender Heranziehung ist der Spagat zwischen privaten, zivilberuflichen und militärischer Verpflichtung quasi nicht zu meistern.
Was wäre die Folge daraus? Nicht nur der Arbeitgeber (AG) sondern auch Arbeitnehmer (AN) sind mit der Heranziehung wider Willen und Absprachen nicht einverstanden. Daraus folgt im beidseitigem Einvernehmen der Antrag auf eine Unabkömmlichkeitsstellung.
Bleibt diese ohne Erfolg, wird der Reservist/ AG sein Beorderungsverhältnis aufkündigen und/ oder eine Ausmusterung ins Auge fassen.
Je kürzer die Dienstleistungszeiträume, je höher die Aktzeptanz für den AG , Kollegenkreis und Familie. Grade bei Kurz-RDL´s welche sich 3 oder 4 Tage über ein Wochenende erstrecken sind i.d.R. gut kommunizierbar. 10 bis 20 RDL-Tage im Jahr sind also durchaus möglich.
Mich beschleicht jedoch das Gefühl dass die Forderung nach verpflichtender Heranziehung insbesondere von den Kameraden mit 10monatiger RDL und erfolgreicher, zivilberuflicher "Selbstständigkeit" kommt.
Das soll kein Vorwurf gegen ABCHarry sein. Wenn er ein militärisches Karriereziel sein verfolgt und dafür die nötige Zeit haben möchte, so kann ich das gut nachvollziehen.
Eins sollte jedoch klar sein: Für einen AG der seinen AN 10 Monate im Jahr entbehren kann, ist der AN im höchsten Maße entbehrlich....
ZitatEins sollte jedoch klar sein: Für einen AG der seinen AN 10 Monate im Jahr entbehren kann, ist der AN im höchsten Maße entbehrlich...
Auf jeden Fall, wenn man dann noch 30 Tage Urlaub annimmt und 2-3 Wochen krank..
Gut bei Staatskonzernen in der Teppichetage im Overhead ist das z.B. problemlos möglich.
Zitat von: OberstabsSteiger am 28. Januar 2024, 13:27:40
Mich beschleicht jedoch das Gefühl dass die Forderung nach verpflichtender Heranziehung insbesondere von den Kameraden mit 10monatiger RDL und erfolgreicher, zivilberuflicher "Selbstständigkeit" kommt.
Verstehe ich nicht. Ein Selbstständiger kann doch üben, solange er möcht. Der braucht doch keine Verpflichtung.
@OberstabsSteiger
Eine Debatte muss nicht nach dem Prinzup "Ganz Oder Gar Nicht" geführt werden.
Es ist doch auch völlig OK, dass nicht gegen den Willen des Arbeitnehmers herangezogen wird. Auch muss nicht unbedingt ein Arbeitnehmer z.B. eines kleinen Handwerksbetriebs mit vier Angestellten herangezogen werden, "nur" weil der Arbeitnehmer das gerne möchte.
Gewisse Ideen und deren Varianten sollten allerdings diskutiert und ggf. auch wieder verworfen werden, wenn der mediale Ton "Jetzt ist der Zeitpunkt zum Handeln" aussagt (s. mein Post).
Ein Änderung des Prinzips der Freiwilligkeit könnte bspw. im Öffentlichen Dienst beginnen. Hier ist die Zustimmung des AG meines Erachtens nach hinfällig. Simpel: Ist die Landesverteidigung wichtiger, oder dass eine Behörde, in der unter Umständen auch regulär vertreten wird, ihrem Tagesgeschäft nachkommt?
Dass keine Zustimmung eines zivilen AG mehr erforderlich wäre, könnte auch von weiteren Faktoren abhängig sein: Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, Anzahl der Mitarbeiter, Jahresumsatz, ... den Arbeitgebern könnte auch eine "Rückstellung um x Monate" eingeräumt werden, keine Heranziehung bei Arbeitnehmern in Ausbildungen, usw. ähnlich wie es zu den Zeiten der Wehrpflicht war.
ODER: Es wird medial einfach nur überdramatisiert. Aber dann könnte auch mal die Debatte weiterverfolgt werden, ob wir überhaupt noch eine Bundeswehr, wie wir sie kennen, brauchen.
Ich muss das nochmal betonen:
Der erste Schritt, bevor das Gesetzeswerk hin zu verpflichtenden Einberufungen hin verändert werden könnte, wäre, die "weißen Jahrgänge" ab 2011 nachzumustern, im nächsten Schritt auch die meisten Frauen und bei allen bis sagen wir 45, die damals "ausgemustert" wurden, nochmal genau hinzuschauen. Man kann nicht den Reservedienst über die Grenzen der Freiwilligkeit hinaus ausweiten und dann aber gleichzeitig lediglich eine überschaubare Bevölkerungsgruppe damit belangen.
Bildlich gesagt würde ich dann für die bestehenden beorderten Reservisten als erste verpflichtende Aufgabe sehen, all die Ungedienten erst einmal auszubilden. Denn zunächst müsste mal Wehrgerechtigkeit (unabhängig des Geschlechts) hergestellt werden, bevor man die kleine Subgruppe an ehrlicherweise eher aus Idealismus und persönlicher freiwilliger Entscheidung intensiver als bisher für alle möglichen Einsatzzwecke heranzieht. Allein für ein paar Hundert € zusätzlichen Wehrsold und Nachtzuschläge wäre es das nicht wert.
Ich stimme hier dem Vorredner zu. Mein Vorhaben mich als (ungedienter) Arzt bei der BW zu engagieren wird wohl leider, so gern ich es auch machen würde, an der notwendigen Ausbildungsdauer scheitern (3 Wochen Einweisungslehrgang plus 4 Woche ASSA plus Dienstleistungstagen) und das alles innerhalb von max. 3 Jahren. Wird für mich als Selbstständiger mit Familie letztlich schwer umzusetzen sein.
Wieso?
4 Wochen pro Jahr ist ja jetzt nicht so viel... Wenn man will.
Zitat von: F_K am 29. Januar 2024, 19:58:32
Wieso?
4 Wochen pro Jahr ist ja jetzt nicht so viel... Wenn man will.
Es kommt halt darauf an, was man will. Du gehst vom bisher althergebrachten Szenario aus, dass die Bundeswehr eigentlich viel weniger spannende RDL-Verwendungen, Lehrgänge, Laufbahnwechsel etc. hat, als es Interessenten gibt, die sich aus verschiedenen Gründen gerne eine "Zweitkarriere" aufbauen wollen. Wenn bspw. 100 Interessenten gerne RO oder RFw werden möchten, aber es nur 25 DP gibt, kann die BW es sich natürlich leisten, nur diejenigen zu nehmen, die sich eben 4-8 Wochen freischaufeln können.
Wir reden hier aber ja von einem anderen Szenario.
@ Unproomn:
Ich kann Deinen "Punkt" jetzt nicht nachvollziehen.
So ein Engagement MUSS ja auf Gegenseitigkeit beruhen, d. h. die Bundeswehr muss einen Mehrwert haben, ebenso der Bewerber.
Ein Arzt bekommt genug Möglichkeiten bei der BW / Reserve sich einzubringen (inklusive Einsatz, keine Grenzen nach oben, wenn gewollt), aber er muss natürlich ein MINIMUM an (auch zeitlichem Engagement) einbringen - und wenigsten die Basisausbildung in 3 Jahren (!) absolvieren, sonst bietet er keinen Mehrwert für die Bundeswehr.
(Ein "unverbindliches, möglichst Action orientiertes Herreinschnuppen" nur am Wochenende, aber max. 2 x im Jahr, funktioniert halt nicht .... )
Also meine Intention ist sicher nicht dass ich irgendwo "Action" suche, aus dem Alter bin ich raus. Und dass so ein Engagement auf Gegenseitigkeit beruht ist doch völlig klar.
Trotzdem muss es zeitlich passen, v.a. auch finanziell.
Hallo Wieland,
Nichts für ungut, aber die Diskussionsstränge hier beleuchten auch den allgemeinen Sachverhalt der Vereinbarkeit von Dienst, Familie und Beruf.
Aufgrund deiner beruflichen Qualifikation bist du natürlich durchaus interessant für die BW. Auf dem freien Arbeitsmarkt aber genauso und quasi unentbehrlich für deinen AG, insofern du angestellt bist.
Was ist denn deine Intention?
Zitat: ,,Trotzdem muss es zeitlich passen, v.a. auch finanziell"
Das liest sich so als ob der finanzielle Aspekt ein auschlaggebendes Argument für dich ist.
Nur weil du eine gefragte zivilberufliche Qualifikation vorzuweisen hast, kannst du daraus keine Ansprüche ableiten.
Ich kenne promovierte Kameraden, die treiben sich auf Wehrübungen im Mannschaftsdienstgrad mit Genuss in der Schlammzone rum. Rödeln bis zum Umfallen ist für jene ein gefragtes Kontrastprogramm zum beruflichen Alltag. Das Geld spielt da keine Rolle.
Nunja, wenn er angestellt ist, erhält er Verdienstausfall.
Ggf. kann auch ein Vertreter bezahlt werden, oder die Praxis ruht, und der (ausgefallene) Gewinn wirst innerhalb von Grenzen erstattet.
Ich kenne einige Ärzte, die machen dass - es ist also möglich, wenn man will.
Zitat von: F_K am 29. Januar 2024, 19:58:32
Wieso?
4 Wochen pro Jahr ist ja jetzt nicht so viel... Wenn man will.
Prinzipell geb ich dir Recht, 4 Wochen sind wirklich nicht viel.. auf den ersten Blick.
4 Wochen, das sind 20 Werktage die ich im Zivilberuf fehle.
Wer schonmal betriebliche Arbeitskraft- bzw Lohnkalkulation gemacht hat weiß das ein Arbeitnehmer im Schnitt "nur" 200 produktive Tage arbeitet. Die restlichen 156 Tage sind in Form von Wochenenden, Feiertagen, Urlaub, Krankheit, Fortbildung etc. unproduktiv. Neben den allg Lohnnebenkosten kommen aber noch je nach Betriebs- bzw. Unternehmenart noch viele, viele andere Fixkosten hinzu.
Sprich in 200 Tagen muss für 365 Tage Geld verdient und der angestrebte Gewinn erwirtschaftet werden.
Wenn ich nun 20 von 200 Tagen fehle, dann entspricht das 10% meiner kalkulierten Arbeitskraft. Da ist der Verdienstausfall auch nur ein schwacher Trost für den AG.
Nebenbei bemerkt ist das im öffentlichen Dienst nicht anders. Hier bleiben im Regelfall dann die Vorgänge liegen, da die Ämter diesen Personalausfall nicht mit zusätzlichen Einstellungen kompensieren können.
Da kann der AG der Bundeswehr und Reserve noch so offen gegenüberstehen, es lohnt sich für ihn nur wenn auf seinen AN verzichten kann...oder möchte...
Da liegt der Charme von Kurzwehrübungen, welche sich bspw. von Donnerstag/ Freitag bis Sonntag erstrecken. Die Abwesenheit im Betrieb ist kurz und aufgestautes Arbeitsaufkommen kann zeitnah abgearbeitet werden.
Ebenso ist die Akzeptanz bei Kollegen und Vorgesetzten sehr hoch.
Vielleicht hab ich mich dann missverständlich ausgedrückt. Ich gehe ja nicht mit der Absicht zum Bund möglichst viel Geld zu verdienen. Es dürfen aber keine finanziellen Nachteile entstehen.
Als Praxisinhaber muss ich ja den Vertreter bezahlen, der sich auch nicht zum Mindestlohn hinstellt, insofern sich überhaupt einer findet bei dem Mangel an Allgemeinärzten. Sonst müssen andere Praxis mitvertreten, was nicht gerade für Begeisterung bei meinen Kollegen sorgen wird.
Ich darf als Kassenarzt laut Vorgaben der KV max. 12 Wochen im Jahr den Laden dicht machen, ist ja erstmal viel. Aber laufende Kosten bleiben ja bestehen. Das muss sich schon rechnen, mit einem Minus rauszugehen bin ich nicht bereit, das gebe ich ehrlich zu.
Meine Intention ist einfach die BW im Rahmen meiner Möglichkeiten mit meinem Wissen aus dem Zivilleben zu unterstützen. Ich würde ggf. auch zunächst als Mannschafter unterstützen. Dazu gibt es ja eine Ausbildung für Ungediente im Heimatschutz bei uns.
Beim Heimatschutz aber genau informieren wie und was die üben. Da gibt es auch alles von Freitag Mittag bis Sonntag aber auch 1 bis 2 Wochen am Stück und das 3-4 im Jahr, plus ggf. Nach und Vorkommando.
Oder "komische" Stückelungen von Donnerstag bis Mittwoch..
Wenn man ungedient ist so wir die ASA ? oder wie das gerade heißt auch nur Wochenweise im Block angeboten...
Im Heimatschutz muss man auch Zeit mitbringen. Manchmal sogar mehr..
Wie im anderen Thread erwähnt wäre doch vllt. Notarzt oder Katastrophenschutz was. Da wir auch medizinisches Wissen benötigt. Es gibt auch noch den Feuerwehrarzt, wobei der schon eher sinnlos ist.
Anmerkung:
Auch für Selbstständige gibt es "Unterhaltsicherung", so dass niemand (außer bei sehr hohen Verdiensten) mit einem "Minus raus gehen muss".
Ein UNGEDIENTER ARZT hat genau NULL Fähigkeiten / Wissen, um die BW im Heimatschutz als Mannschafter zu unterstützen - er muss genauso wie jeder ungediente Zivilist sehr ZEITaufwendig ausgebildet werden, um nur ein Mindestmaß an Fähigkeiten zu haben.
Ein Arzt kann aber mit einem (verhältnismäßig geringem) Zeitaufwand dazu befähigt werden, seine HOCHWERT Fähigkeit gewinnbringend einzusetzen, dass sollte hier das Thema sein.
... oder halt Notarzt, oder KatSchutz, oder eine der sonstigen (med.) HiOrgs (je nach zeitlicher Verfügbarkeit und persönlichen Präferenzen)
Ein Artz als "Sandsackschlepper"; wenn in der Not eher Ärzte benötigt werden, ist deutlich kontraproduktiv.
Zitat von: OberstabsSteiger am 28. Januar 2024, 13:27:40
Eins sollte jedoch klar sein: Für einen AG der seinen AN 10 Monate im Jahr entbehren kann, ist der AN im höchsten Maße entbehrlich....
Dauerwehrübungen von 10 Monaten im Jahr sind auch etwas anderes - das wären ja die berüchtigten "Berufsreservisten".
Zitat von: F_K am 30. Januar 2024, 14:07:48
@ Unproomn:
Ich kann Deinen "Punkt" jetzt nicht nachvollziehen.
So ein Engagement MUSS ja auf Gegenseitigkeit beruhen, d. h. die Bundeswehr muss einen Mehrwert haben, ebenso der Bewerber.
Ein Arzt bekommt genug Möglichkeiten bei der BW / Reserve sich einzubringen (inklusive Einsatz, keine Grenzen nach oben, wenn gewollt), aber er muss natürlich ein MINIMUM an (auch zeitlichem Engagement) einbringen - und wenigsten die Basisausbildung in 3 Jahren (!) absolvieren, sonst bietet er keinen Mehrwert für die Bundeswehr.
(Ein "unverbindliches, möglichst Action orientiertes Herreinschnuppen" nur am Wochenende, aber max. 2 x im Jahr, funktioniert halt nicht .... )
Da sind vielleicht die Diskussionsstränge etwas verwischt.
Ich bezog mich auf die Ideen, der Gesetzgeber müsse die Einberufung zu RDL verpflichtender machen und die Freiwilligkeit ein Stück weit einschränken. Darauf war meine Aussage bezogen: Wenn man hier vom bestehenden Modell (aktiver Reservist ist, wer "Bock" hat und der BW eben auch Zeit/Ressourcen zur Verfügung stellen kann) zu einem Modell, in dem das alles etwas verpflichtender wird, wechseln möchte, müsste zunächst im großen Sinne wieder Wehrgerechtigkeit durchgesetzt werden. Sonst haben die anteilsmäßig sehr wenigen, die überhaupt infrage kommen, einfach nur einen ziemlichen Nachteil als Arbeitnehmer/innen.
Zitat von: Unproomn am 01. Februar 2024, 09:09:54
Ich bezog mich auf die Ideen, der Gesetzgeber müsse die Einberufung zu RDL verpflichtender machen und die Freiwilligkeit ein Stück weit einschränken. Darauf war meine Aussage bezogen: Wenn man hier vom bestehenden Modell (aktiver Reservist ist, wer "Bock" hat und der BW eben auch Zeit/Ressourcen zur Verfügung stellen kann) zu einem Modell, in dem das alles etwas verpflichtender wird, wechseln möchte, müsste zunächst im großen Sinne wieder Wehrgerechtigkeit durchgesetzt werden. Sonst haben die anteilsmäßig sehr wenigen, die überhaupt infrage kommen, einfach nur einen ziemlichen Nachteil als Arbeitnehmer/innen.
Das ist im Kern schon richtig, eine "verpflichtende" Reserve macht nur Sinn in Kombination mit einem massiven Aufwuchs der Reservekräfte (auf hunderttausende) und evtl Reaktivierung des Grundwehrdienstes in dieser oder jener Form. Also für die zukünftig angedachte "Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit".
Für die in der jüngeren Vergangenheit (und gerade im Augenblick noch) praktizierte winzige Reserve weniger, aber von diesem Modell will man ja eben weg.
Noch einmal: Man kann doch eine Verpflichtung nicht rechtfertigen, nicht einmal erklären, wenn man nicht einmal sagen kann, "wohin" der Reservist einberufen werden soll. Wir haben aktuell eine Hand voll nichtaktive Bataillone, pro Bundesland ein HSchReg oder sogar nur ein paar Kp und ein paar wenige Reservekompanien bei den FschJgReg und im Objektschutz.
Das werden alles zusammengerechnet evtl. 10.000, maximal 15.000 Dp sein.
Wenn man jetzt im großen Stil Reservisten verpflichtet: Was will man denn mit denen?
Sehe ich auch so. Und man muss im Hinterkopf haben, dass z.B. die beiden nichtaktiven PzGrenBtl noch nicht mal Gerät (geschweige denn Großgerät) haben sondern mit dem Gerät ihrer Coleurverbände üben. Und auch das wird nochmal spannend, wenn denn 401 und 411 zu ,,mittleren Kräften" mutieren und mit Boxer ausgerüstet werden.
Ich glaube fast dass man die frei werdenden Marder in die Ukraine abschiebt bevor man sie einem nichtaktiven Bataillon zuschanzt - wenn die Ukraine noch solange Krieg führen kann.
Ganz nebenbei müsste man das ja auch noch finanzieren und zwar in doppelter Hinsicht: Einerseits die BW-Infrastruktur, andererseits die Verdienstausfälle und die Kompensation für die Volkswirtschaft. Auch hinsichtlich der Demographie.
Angesichts der momentanen Haushaltsdiskussionen würde ich weitergehende Pläne also als eher unrealistisch einstufen. Bis dahin bleibt die Reserve etwas für jene, welche das wirklich von sich aus wollen und vor allem, wo der AG es zulässt.