Hallo zusammen,
ich bin 32 Jahre und Facharzt für Allgemeinmedizin mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin und interessiere mich nun schon seit geraumer Zeit für ein Engangement in der Reserve. Leider bin ich ungedient und überlege welchen Weg ich in die Reserve nehmen könnte.
Wie ich es verstanden habe gibt es mehrere Möglichkeiten als Ungedienter zur Reserve zu gelangen. Vom Landeskommando wurde mir z.B. vorgeschlagen eine Ausbildung für Ungediente im Heimatschutz zu machen. Hier wäre man ja dann erstmal als Mannschafter unterwegs, man könnte sich die BW erstmal anschauen und dann aber "hochdienen"?! Meine berufliche Qualifikation als Arzt scheint dann aber im Heimatschutz erstmal keine Rolle zu spielen.
Jetzt wäre es in meinem Fall als Facharzt aber ja auch möglich (und vielleicht sinnvoller?) als SanOffz einzusteigen. Hierzu hatte ich mich beim Sandienst in Koblenz schonmal erkundigt, soll aber erstmal einen Fragebogen ausfüllen. Es gibt dann wohl einen Einweisungslehrgang, habe aber keine Ahnung was der dann konket beinhalten soll.
Ich wäre prinzipiell beiden Optionen nicht abgeneigt, jedoch muss ich natürlich auch alles in Einklang mit meinen zivilen Verpflichtungen bringen können, da ich selbstständig bin. Das ist wohl momentan eher die größte Hürde.
Daher wollte ich mal sozusagen aus "erster Hand" ein paar Meinungen dazu was ihr mir raten würdet? Wieviel Tage/Wochen pro Jahr sollte man als Reservist für die BW einkalkulieren? Könnte ich auch erstmal im Heimatschutz als Mannschafter dienen um die militärischen Strukturen kennenzulernen und dann später als SanOffz d.R. wechseln?
Für Antworten bin ich dankbar,
beste Grüße!
Es "geht" beides, auch Wechsel ist möglich.
Ist natürlich Verschwendung, einen Arzt Sandsäcke schleppen zu lassen.
Da ist eine Tätigkeit als Truppenarzt besser, 2 bis 3 Wochen im Jahr sollten schon möglich sein - sonst ist es sinnlos.
Moin Wieland,
als Arzt würde ich sofort eine Verwendung entsprechend Deiner Qualifikation anstreben => Assessment Center in Köln. Bei Positivbefund geht es weiter.
Ob im San-Dienst eine AS(S)A 1&2 fällig ist, weiß ich nicht - denke aber schon. Wäre sinnvoll - dann kannst Du 4 Wochen in die Grundfertigkeiten Soldat hineinschnuppern. Im Rahmen der der AS(S)A wird auch neuSak (Schießausbildung) vermittelt. Einen Dienstgrad erhälst Du dann vorläufig (<= correct me if I am wrong!).
Mit dem Hintergrund AS(S)A könntest Du dann im Rahmen von DVag (koordiniert über die Landeskommandos "beorderungsunabhängig") weiter in den Gefechtsdienst hineinschnuppern und Stück für Stück dazulernen.
In der Hauptsache (innerhalb der Beorderung) bist Du dann in der San-Verwendung und bringst dich als Arzt ein - über Reservedienstleistungen (RDLs).
Im Heimatschutz als Mannschafter könntest Du versauern.
Viel Erfolg!
Ergänzung:
Die (ungedienten) Ärzte werden ja nach med. Erfahrungsstand mit vorläufigen Dienstgraden "versehen", afaik wird ein Facharzt als Oberstabsarzt "einsteigen".
Der dann notwendige Einweisungslehrgang führt in ZSan Dienst ein, sowie halt in die (ärztliche) Versorgung und Verfahren dort - ist ja einiges anders als im Zivilen (Ausgabe von Medikamenten usw.).
ZSan ist schon der richtige Ansprechpartner - und EIN Fragebogen sollte kein Hindernis sein - bei der BW sind sehr oft, oft wiederholt, Formulare auszufüllen ...
Viel Erfolg.
Die Frage ist ja, was du willst.
Willst du militärisches Grundhandwerk lernen und immer mal wieder als Ausgleich zum zivilen Job in´s Gelände.
Oder ein paar Wochen im Jahr in deinem Fachgebiet zur Verfügung stellen.
Oder so ein Zwischending.
Was man bei gesellschaftlichem Engagement aber auch beachten muss: Haus- und Notärzte werden dringend zivil gebraucht. Vielleicht ist dann auch ziviler Katastrophenschutz sinnvoller als Bundeswehr.
Vielen Dank für die Antworten.
Ich bin tatsächlich schon als Notarzt aktiv und war auch bereits einige Jahre im Katschutz. Von der Bundeswehr erhoffe ich mir nochmal paar neue Eindrücke, insbesondere auch das soldatische hat mich eigentlich schon immer interessiert.
Am liebsten wäre mir deshalb so ein Mittelding. Keine Ahnung inwiefern das realistisch ist. Deshalb lasse ich mich ja auch erstmal beraten.
Zitat von: ulli76 am 25. Januar 2024, 12:00:11
Vielleicht ist dann auch ziviler Katastrophenschutz sinnvoller als Bundeswehr.
genau KVK währe eine Option, aber "nur" wenn du bei einer Alarmierung als Arzt abkömmlich bist ) - dies sollte eigentlich bei ALLEN Beorderungsoptionen bedacht werden
es nützt der BW nix, wenn du zwar nach Plan (viel Vorlauf) üben kannst, aber im Ernstfall nicht zur Verfügung stehst, weil du einen Beruf hast der selber unabkömmlich ist
Was meinst Du mit KVK?
Ja das mit der Abkömmlichkeit ist natürlich klar. Prinzipiell bin ich als Selbstständiger einigermaßen flexibel, mir stellt sich dabei nur eher die Frage wie es dann mit Verdienstausfall bzw. Entschädigung aussieht. Ggf. muss ich ja auch einen Vertreter organisieren und vor allem bezahlen.
KVK = Kreisverbindungskommando
stellt die
Verbindung zwischen den einzelnenn Kreisen und der Bundeswehr sowohl im B7LV als auch im Katfall sicher
ist in dem Link relativ gut erklärt
Allgemeine Anmerkung:
In KVK / BVK sollen ERFAHRENE Soldaten dienen, die die Bundeswehr "KENNEN" - einfach eine beliebige zivile Qualifikation bringt da wenig.
Der TE hier hat KEINERLEI BW Erfahrung - er ist also als Mitglied eines KVK eher nicht geeignet. (Ein Verbindungselement muss schon das System Bundeswehr verstehen, damit es vernünftig arbeiten kann).
Als sinnvolles "Mittelding" sehe ich:
Bewerbung als "Seiteneinsteiger" Arzt in der Reserve - Einweisungslehrgang - Tätigkeit als Arzt.
Als "Mittelding" dann an "grünen" DVags / RDL mitnehmen, in zweiter Prio.
Guten Morgen,
hab jetzt erstmal Kontakt mit dem Sandienst in Koblenz aufgenommen, erster Fragebogen ausgefüllt, man wolle sich dann mit mir in Verbindung setzen. Mal abwarten was da kommt 8)
Habt ihr Erfahrungen mit den InfoDVags? Vielleicht wäre das ja auch eine Möglichkeit für mich um da mal reinzuschnuppern.
LG
Wer etwas "grüne" Ausbildung kennenlernen möchte, kann sich auch als Ungedienter an den örtlichen Feldwebel für Reservisten wenden, da kann genauere Auskünfte geben. Teilweise ist es möglich, Gäste zu regulären DVag einzuladen. Alternativ kann bei der örtlichen RK nachfragen oder hier: https://www.reservistenverband.de/reservisten-vor-ort/ suchen. Das geht unabhängig von einer Beorderung, wenn man dann dafür noch Zeit hat.
Am besten erst mal abwarten, was aus Koblenz kommt.
Anmerkung:
Wenn man unter "grün" den militärischen Kernbereich versteht,
dann ist dort zivilen Gästen eine Teilnahme NICHT möglich.
Selbst Reservisten dürfen als Zivilist an solchen Vorhaben nicht teilnehmen - dies ist an den Soldatenstatus gebunden.
(Was ist der Kernbereich? Jedes taktische Schiessen, Mil. Schiessausbildung, Mannscheiben, taktische praktische Ausbildung, fast jede Waffenausbildung, jede Kampfmittelausbildung (selbst werfen von Üb HGr), FM, ... you Name it ...)
Natürlich kann man über diese InfoDVags in die Bundeswehr schnuppern, so man einen Platz erhält. Allerdings muss Ihnen klar sein, dass hier kein realistisches Bild dargestellt wird. Es ist ein Feuerwerk wie es kein Soldat üblicherweise in der Truppe in seinem Dienstalltag erlebt.
Die letzte mit der ich zu tun hatte startete mit unwirklichen Kleinigkeiten (EPA`s statt Lunchbeuteln), Gepäck das auf dem Übungsplatz hinterhergefahren wurde und mündete in eine Verlegung vom Übungsplatz mit Hubschrauber zum Buffet.
Spaßig ist das allemal.
KVK halte ich in diesem Fall für nicht sinnvoll.
1. braucht es wirklich die Erfahrung mit dem System Bundeswehr. Vor allem "wie tickt das System"
2. Man braucht einen zivilen Job, der möglichst wenig mit KRITIS zu tun hat.
Wenn man so eine Mischung aus Arzt und Soldat ohne wesentliche Vorerfahrung gewünscht: Da wären die Reservekompanien der Sanitätsregimenter eine interessante Perspektive. Die üben oft sehr geplant mit gut Vorlauf.
Und was man beachten sollte ist, dass es auch außerhalb des eigentlich Dienstpostens Übungsmöglichkeiten gibt. zB wenn der Dienstposten eher fachlich und drinnen ist, kann man auch Gelegenheiten finden mal ein paar Tage durch den Dreck zu robben.
Wenn man noch so gar nicht weiss, wohin es gehen soll, wäre die Ausbildung für Ungediente durchaus ein guter Einstieg. Dann hat man erstmal das allereinfachste Grundhandwerkzeug.
Eine Frage noch zu den Dienstposten: Muss man denn immer einen Dienstposten haben um in der Reserve tätig werden zu können?
Falls das nicht so in einem anderen aktuellen Faden beantwortet wurde - muss nicht sein, aber die Unterschiede sind groß:
Mit Beorderungsdienstposten: Feste militärische Heimat, (meistens, hoffentlich) klares Aufgabenspektrum bei den RDL, Zugriff auf Lehrgänge, Erlangung von ATNs, Beförderungen. Man ist für die Zeiträume der RDL eben ein "richtiger" Soldat mit einem Dienstposten.
Ohne Beorderungsdienstposten: Keine Zugehörigkeit zu einer Einheit, kein Zugriff auf Lehrgänge, keine ATNs, keine Beförderungen. RDL sind wohl trotzdem möglich, gehen aber selten über so etwas wie "Wachposten beim Tag der Bundeswehr" oder ähnliches hinaus. Das übliche sind kurze DVags über die buRes-Arbeit der LKdos, einmal im halben Jahr ein Samstag Vormittag auf der Schießbahn, und dann noch ein Leistungsmarsch. Ja, es gibt auch für buRes Aus- und Weiterbildungen, primär über den VdRBw als VVag, aber das sind eben kurze und allgemeinmilitärische Dinge (VS-NfD und so), und ergibt keine ATNs.