"Bundeswehr verliert an Attraktivität als Arbeitgeber
von Pressebox | Mai 23, 2024 | Finanzen
Berlin, 23.05.2024 (PresseBox) – Die Bundeswehr büßt durch den Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Sicherheitslage in Europa an Attraktivität als Arbeitgeber ein. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Trendence-Schüler*innen-Rankings für den in diesem Jahr mehr als 15.000 Schüler und Schülerinnen befragt wurden. Das HR-Marktforschungsunternehmen ermittelt jedes Jahr die attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands. Demnach fiel die Bundeswehr in der Gunst der jungen Menschen von Platz 2 auf Position 5. An der Spitze steht wie im letzten Jahr die Polizei vor adidas, BMW und Porsche, die sich allesamt um einen Platz verbesserten. Im Branchenranking sicherte sich der Handel mit einem Anteil von 32,1% und einem deutlichen Plus von 7,8% erstmals die Spitzenposition als attraktivste Arbeitgeberbranche. Der Öffentliche Dienst fiel indes vom Platz an der Sonne auf den zweiten Rang (minus 7,6%), während die Automobilindustrie den dritten Platz auf dem Siegertreppchen erreichte. Mit deutlichem Abstand folgen Arbeitgeber aus dem Gesundheitssegment, die zunehmend unattraktiver werden.
Der Berufseinstieg im Handel ist vor allem für Mädchen interessant
Während die Bundeswehr deutlich an Attraktivität einbüßte, holten Unternehmen aus der Handelsbranche im Trendence-Ranking deutlich auf. So landete die Kosmetikkette Douglas in den Top Ten und verbesserte sich von Platz 14 auf 8. Ein ähnlicher Sprung gelang der Drogeriekette dm mit einer Verbesserung um sieben Plätze auf Position 14. Bester Neueinsteiger ins Ranking ist derweil das Reiseunternehmen AIDA, dem auf Anhieb der Satz von 0 auf 16 gelang.
Mädchen zieht es vor allem in den Handel. So liegen bei diesen im geschlechterspezifischen Ranking Arbeitgeber aus dem Handel mit einem Anteil von 42,8% deutlich an der Spitze, während Jungs ,,nur" zu einem Anteil von 18,2% an der Handelsbranche interessiert sind. Sie zieht es eher in die Automobilbranche (38,1% zu 16,9% bei den Mädchen). Lieblingsarbeitgeber der Mädchen ist die Polizei, gefolgt von Douglas, während die Jungs am liebsten zu adidas und Porsche möchten.
,,Unser Ranking zeigt, dass vor allem Organisationen und Institute aus dem Öffentlichen Dienst an Attraktivität verlieren, allen voran die Bundeswehr. Hier dürfte der Krieg mitten in Europa eine große Rolle spielen. Dieses Ergebnis bietet sicher weiteren Gesprächsstoff für die Diskussion um die Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht, von der junge Menschen – zieht man unsere Zahlen heran – wahrscheinlich wenig begeistert sein würden", interpretiert Trendence-Geschäftsführer Robindro Ullah das Arbeitgeberranking.
Mädchen und Jungs mit unterschiedlichen Kriterien bei der Berufswahl
Die wichtigsten Kriterien neben dem Gehalt sind für junge Schüler und Schülerinnen vor allem, genug Zeit neben der Arbeit zu haben sowie einen Job zu finden, in dem der Kollegenzusammenhalt stimmt. Allerdings unterscheiden sich die Ansprüche bei Mädchen und Jungs voneinander. Denn während Mädchen in erster Linie auf Jobsicherheit und eine sinnvolle Tätigkeit bei der Auswahl ihres ersten Arbeitgebers achten, sind es bei den Jungs neben dem Gehalt primär die individuellen Karriereperspektiven, die die Wahl des ersten Arbeitgebers beeinflussen. Zudem interessant: Während 83,9% der Mädchen das Thema Vielfalt und Diversity bei der Berufswahl wichtig erscheint, ist es das ,,nur" für 69,9% der Jungen.
Über die Trendence-Rankings
Seit dem Jahr 2006 veröffentlicht das Trendence Institut jährlich die Trendence-Arbeitgeber-Rankings, die die attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands in vier Kategorien ausweisen: Professionals, Fachkräfte, Studierende und Schüler*innen.
Für das hier thematisierte Schüler*innen-Ranking wurden mehr als 15.000 Schüler und Schülerinnen aus den Klassen 8 bis 13 befragt. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug zum Zeitpunkt der Befragung 17,3 Jahre. 35,4% streben das Abitur an, 39,0% die Mittlere Reife, 15,4% den Hauptschulabschluss sowie 10,3% die Fachhochschulreife. 48,9% der Befragten waren männlich, 49,1% weiblich und 2,1% gaben an, divers zu sein."
https://wirtschaft-magazin.de/bundeswehr-verliert-an-attraktivitat-als-arbeitgeber
Beim Lesen dieses Artikels ist mir ziemlich schnell eine Frage durch den Kopf gegangen: Platz 5 bzw. 2 ist doch eigentlich sehr gut, oder irre ich mich da? Woher kommt dann der Personalmangel? Ich habe mich mal auf die Suche nach einer Antwort gemacht - leider mit dem Handicap, keinen direkten Einblick in das Personalwesen der Bundeswehr zu haben.
Im vom ZMSBw erstellten
Sicherheits- und Verteidigungspolitischen Meinungsbild 2023 ist die Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr schon mal genauer aufgeschlüsselt. Dort sieht man schon mal, dass die Bundeswehr nicht ganz so positiv bewertet wird, wie die Platzierung vermuten lässt:
ZitatIm gesamten Erhebungszeitraum 2020–2023 können sich deutlich mehr Befragte vorstellen, eine zivile Tätigkeit bei der Bundeswehr auszuüben (22 bis 26 Prozent) als Soldat/-in zu werden (10 bis 13 Prozent) (vgl. Abbildung 8.1). Die Mehrheit der Befragten zieht jedoch weder eine zivile (46 bis 53 Prozent) noch eine militärische Verwendung (71 bis 77 Prozent) in der Bundeswehr in Betracht. Seit 2021 ist der Anteil derjenigen, die sich eine zivile bzw. militärische Tätigkeit bei der Bundeswehr vorstellen können, nicht wesentlich gewachsen, aber der Anteil derjenigen, die sich eine zivile oder militärische Tätigkeit nicht vorstellen können, ist um 7 bzw. 6 Prozentpunkte zurückgegangen, d.h. die explizite Abneigung gegenüber einer beruflichen Tätigkeit bei der Bundeswehr ist seit 2021 gesunken, ohne dass das explizite Interesse daran gestiegen wäre.
Hierin könnte schon mal eine erste Erklärung liegen: Ich weiß zwar nicht, wie genau die Befragung im Trendence-Rating gestaltet war, allerdings lässt sich vermuten, dass beim Ranking die Attraktivität ziviler und militärischer Karrieren gemeinsam bewertet wurde, was die Attraktivität militärischer Verwendungen für junge Menschen höher erscheinen lassen würde, als sie tatsächlich ist. Auch das ZSMBw resümiert:
ZitatNur ein sehr kleiner Teil der jungen Menschen kann sich aktuell vorstellen als Soldat oder Soldatin bei der Bundeswehr zu dienen. Dagegen könnte sich fast ein Drittel der jungen Männer und ein Viertel der jungen Frauen eine zivile Tätigkeit bei der Bundeswehr vorstellen. Das Interesse an zivilen Tätigkeiten bei der Bundeswehr ist unter den jungen Menschen sehr viel größer als am Soldatenberuf.
Positiv ist mir hier aber ins Auge gestochen, dass ein Migrationshintergrund keinen signifikanten negativen Einfluss auf die Attraktivität der Bundeswehr zu haben scheint. Von den Befragten mit Migrationshintergrund können sich 11% vorstellen, in einer militärischen Verwendung bei der Bundeswehr zu arbeiten (ohne Migrationshintergrund: 12%), ganze 30% in einer zivilen Verwendung (ohne Migrationshintergrund: 25%). Interessant ist auch, dass Befragte in Ostdeutschland die Attraktivität des Soldatenberufs bei der Bundeswehr niedriger bewerten als der Durchschnitt (7% ggü. 13% bundesweit).
Die Befragung des ZSMBw kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass die wahrgenommene Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeberin höher ist, als der Anteil der Befragten, die sich tatsächlich eine Karriere bei der Bundeswehr vorstellen können:
ZitatAktuell sieht ungefähr ein Drittel der unter 50-Jährigen in der Bundeswehr einen sehr attraktiven (4 Prozent; -2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2022) oder eher attraktiven (29 Prozent; keine Veränderung) Arbeitgeber für sich selbst, während die Mehrheit der Befragten die Bundeswehr eher nicht (33 Prozent; +4 Prozentpunkte) oder überhaupt nicht (30 Prozent; -2 Prozentpunkte) als attraktiven Arbeitgeber für sich selbst betrachtet,
Insofern muss also die Frage gestellt werden, ob die Attraktivität als Arbeitgeberin nicht vielleicht die weniger relevante Messgröße darstellt. Immerhin bewerten fast drei mal so viele Befragte die Bundeswehr als attraktive Arbeitgeberin (33%), als sich tatsächlich eine militärische Karriere bei der Bundeswehr vorstellen können (12%).
Allein erklärt das den Personalmangel aber noch nicht. Immerhin wären, auch wenn sich nur 12% der Menschen eines Jahrgangs bewerben, mehr als genug Kandidaten für die Bundeswehr vorhanden. Zusätzlichen Aufschluss liefert wieder das ZMSBw in seiner
Bewerberstudie 2022 (allgemein sehr interessant und lohnend zu lesen!). Hier findet sich folgende Aussage:
ZitatDie Quote der Einstellungen aus den Bewerbungen, d.h. aus der Kontaktaufnahme mithilfe des Karriereportals der Bundeswehr, liegt seit Jahren bei ca. 30 Prozent. [...] Solange 70 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber bei der Bundeswehr keinen positiven Einstellungsbescheid bekommen, scheint trotz mancher anderslautender Aussagen von Verantwortlichen und Karriereberatern ein Teil des Problems weniger im Umfang des Bewerberaufkommens als vielmehr in dessen Ausschöpfung zu liegen. Dies deckt sich mit der Studie der RAND Corporation, die in ihren Untersuchungen für die US Army zu einem ähnlichen Ergebnis kommt.
Das macht für mich als Laien intuitiv Sinn, da 30% eine doch recht geringe Quote sind. Stellt sich noch die Frage, wodurch der Schwund im Bewerbungsprozess entsteht. Entweder werden Bewerbungen während des Prozesses zurückgezogen, die Bundeswehr sortiert die Bewerbungen sehr stringent aus, oder eine Mischung aus beidem - meine Vermutung geht in letztere Richtung, was auch durch die Ergebnisse der Befragung unterstützt wird:
Zum einen steigt der Anteil der Bewerber mit (Fach-)Hochschulreife von 38% bei der Eingangsbefragung auf 65% in der Schlussbefragung, während der der Bewerber mit Mittlerer Reife von 42% auf 28%, mit Hauptschulabschluss von 18% auf 5% sinkt. Hier liegt die Vermutung nahe, dass Bewerber mit höherem Schulabschluss bessere Einstellungschancen haben, während Bewerber mit niedrigerem Schulabschluss häufiger einen negativen Einstellungsbescheid erhalten.
Zum anderen stellten die Bewerber bei der Eingangsbefragung aber folgende Erwartungen an den Bewerbungsprozess:
ZitatAm wichtigsten ist für die Befragten erstens, dass Entscheidungen im Bewerbungsprozess (z.B. Einstellungszusage/Ablehnung der Bewerbung) nachvollziehbar sind (98 Prozent), zweitens, dass klar ist, an welcher Stelle des Bewerbungsprozesses sie sich gerade befinden (94 Prozent), und drittens, dass sie schnell Antwort auf ihre Kontaktaufnahme mit dem potenziellen Arbeitgeber bekommen (93 Prozent).
Wer den Einstellungsprozess bei der Bundeswehr kennt, weiß, dass Transparenz und Geschwindigkeit oft nicht so sind, wie man sie sich erhofft. Auch fällt auf, dass beide Faktoren (Transparenz und Dauer des Bewerbungsprozesses) bei der Schlussbefragung sehr viel weniger wichtig waren als bei der Eingangsbefragung. Hier lässt sich also mutmaßen, dass diejenigen Bewerber, denen der bürokratische Prozess nicht schnell genug ging, ihre Bewerbung während des Prozeses zurückgezogen und/oder ein alternatives Stellengebot angenommen haben. Auch in den Erfahrungsberichten der Bewerber wird die Bürokratie oft als negatives Merkmal des Bewerbungsprozesses genannt. Damit kommt das ZMSBw auch zu seiner abschließenden Einschätzung:
ZitatInsgesamt ist festzustellen, dass die Bundeswehr auf ein qualitativ gutes Bewerberaufkommen zurückgreifen kann, das gut informiert und motiviert ist. Der Bewerbungsprozess ist fair und zielführend, könnte aber stellenweise transparenter sein und seine Dauer weiter gestrafft werden.
Das Problem scheint insgesamt also nicht bei der absoluten Menge an Bewerbungen zu liegen. Soweit meine unwissenschaftliche Analyse ;)
Edit: Links
ZitatZitat
Die Quote der Einstellungen aus den Bewerbungen, d.h. aus der Kontaktaufnahme mithilfe des Karriereportals der Bundeswehr, liegt seit Jahren bei ca. 30 Prozent. [...] Solange 70 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber bei der Bundeswehr keinen positiven Einstellungsbescheid bekommen, scheint trotz mancher anderslautender Aussagen von Verantwortlichen und Karriereberatern ein Teil des Problems weniger im Umfang des Bewerberaufkommens als vielmehr in dessen Ausschöpfung zu liegen. Dies deckt sich mit der Studie der RAND Corporation, die in ihren Untersuchungen für die US Army zu einem ähnlichen Ergebnis kommt.
Das macht für mich als Laien intuitiv Sinn, da 30% eine doch recht geringe Quote sind. Stellt sich noch die Frage, wodurch der Schwund im Bewerbungsprozess entsteht. Entweder werden Bewerbungen während des Prozesses zurückgezogen, die Bundeswehr sortiert die Bewerbungen sehr stringent aus, oder eine Mischung aus beidem - meine Vermutung geht in letztere Richtung, was auch durch die Ergebnisse der Befragung unterstützt wird:
Wir hatten das schon mal zur damaligen Zeit: hier hat das ZMSBw Äpfel mit Birnen verglichen und schlicht handwerkliche Fehler gemacht: Es sind nicht 70 der Bew, die abgelehnt werden. Sondern hier wurde in Relation gesetzt eine Zahl an Interessierten. Diese Zahl ist jedoch nicht die, die sich beworben hat, sondern die, die gesagt hat, Die Bw als AG ist ein interessanter. Schaut man da in die Altersbänder rein, stellt man eben fest, dass je älter die Menschen sind, umso interessanter bewerten sie den AG Bw. Aber 60+ einzustellen, ist nun einmal auch keine Lösung und die Frage lautete auch nicht: "Ziehen Sie den AG Bw in Erwägung und bewerben Sie sich?".
ZitatZum einen steigt der Anteil der Bewerber mit (Fach-)Hochschulreife von 38% bei der Eingangsbefragung auf 65% in der Schlussbefragung, während der der Bewerber mit Mittlerer Reife von 42% auf 28%, mit Hauptschulabschluss von 18% auf 5% sinkt. Hier liegt die Vermutung nahe, dass Bewerber mit höherem Schulabschluss bessere Einstellungschancen haben, während Bewerber mit niedrigerem Schulabschluss häufiger einen negativen Einstellungsbescheid erhalten.
Nein, es liegt schlicht daran, dass eben hauptsächlich auch Fachkräfte beworben werden. Für die Msch-Lfb wird nur marginal Werbung gemacht, weil ausreichend Interessenten.
ZitatAuch fällt auf, dass beide Faktoren (Transparenz und Dauer des Bewerbungsprozesses) bei der Schlussbefragung sehr viel weniger wichtig waren als bei der Eingangsbefragung. Hier lässt sich also mutmaßen, dass diejenigen Bewerber, denen der bürokratische Prozess nicht schnell genug ging, ihre Bewerbung während des Prozeses zurückgezogen und/oder ein alternatives Stellengebot angenommen haben.
Nein, sondern es wurden nur die befragt, die auch den Prozess positiv durchlaufen haben und ein Einstellungsangebot bekommen haben. Dass diese grds. positiver gestimmt sind, erklärt sich von selbst.
ZitatDas Problem scheint insgesamt also nicht bei der absoluten Menge an Bewerbungen zu liegen. Soweit meine unwissenschaftliche Analyse
Nein. Da auch wenn Bew durchkommen sie eben nicht ihre Wunschverwendung bekommen können. Die Bw besteht nicht nur aus Msch und aus FschJg oder Fj. Gäbe es mehr Bew, dann könnten auch die Stellen besetzt werden, die in Masse ausgeschrieben sind: IT, Elektronik. MINT-fähig Studierende o.ä. und es gäbe nicht das Problem.
Es ist heute nicht ganz einfach als AG überhaupt Attraktivität bei den Jugendlichen zu gewinnen.
Als ich eine Ausbildung gesucht habe, fragten die Firmen auf den Messen/Veranstaltungen "Was können Sie uns bieten", heute stehe/stand ich auf der anderen Seite und da fragen 90% der Jugendlichen "Was könnt ihr mir bieten?"
Da gibt es Bäckererei und EH Ketten, die den Führerschein bezahlen und einen UP oder Smart für die 3 Jahre Ausbildung stellen, ein iPhone/Ipad gibt es sowieso, bei manchen Firmen gibt es längere Aufenthalte im weltweiten Ausland uvm. Bundespolizei und Zoll fahren soweit ich weiß ein Programm "aus der Heimat für die Heimat" und bilden nun bevorzugt in der Heimat der Bewerber aus und setzt diese auch erst mal dort ein.
Da haben halt viele die Bw nicht so auf dem Schirm vor allem haben viele mit dem nicht immer heimatnahen Dienst ein Problem. Ich finde es immer kurios, das gerade Leute 30/40+ die Bw "wieder" als Arbeitgeber entdecken
Zitat von: Yoshimann am 30. Mai 2024, 21:10:40
und da fragen 90% der Jugendlichen "Was könnt ihr mir bieten?"
Und das dies so kommt... war schon 2018/2019 klar erkennbar... wurde aber auch in der Bw schlicht ignoriert...
Jetzt ... bis ca. 2031/32 ... gehen die Baby-Boomer in Rente und es rücken geburtenschwache Jahrgänge nach.
Nun bricht man in Panik aus und sucht verzweifelt nach Lösungen...
Die Guten unter den Jugendlichen haben aber jetzt die Wahl aus einer Fülle von Angeboten aus der Zivilwirtschaft und dem ÖD...
Nur die Arbeitgeber mit den besten Angebots-
Paketen werden hier Erfolg haben.
Und hier hat es jede Armee z.B. schwer, wenn es um die Frage heimatnahe Verwendung geht.
Wenn ich z.B. einen hoch spezialisierten Wartungsfeldwebel IRIS-T in Panker brauche... oder den Elektronikfeldwebel F-35 in Büchel... dann nützen mir auch 10 geeignete Bewerber nichts, die dort nicht hinwollen.
Und im schlimmsten Fall habe ich auch keinen Bedarf in anderen Verwendungen die den regionalen Wünschen der Bewerber entsprechen.
Folge : 10 geeignete Bewerber konnten nicht gewonnen werden...
Hinzu tritt, dass tolle Studien herangezogen werden die immer verneinen das materielle Anreize ja nicht wichtig sind...
Aber ... wer gibt schon - auch in einen anonymen Umfrage - zu ... das Geld, Auto, etc. sehr wohl reizt... ?
Wir leben in einen materialistischen Welt!
Warum bieten denn zivile Arbeitgeber diese Anreize?
Weil diese sehr wohl wissen das auch dies
wichtige Anreize sind.
Sie sind für Viele sicherlich nicht die Wichtigsten... Aber im Paket sollten sie von der Bw deutlich mehr genutzt werden.
Nur ... hier greift wieder das starre System ÖD...
Abstimmung mit BMI und BMF haben schon viele Ideen begraben...
Weil, um mich zu wiederholen, für totes Material sind 100+ Milliarden Euro da...
... für die Menschen die dafür gebraucht werden ... nicht!
Diese müssen sich immer nur anhören:
"Da können wir nichts machen...
Lässt das BBesG nicht zu. Und BMI/BMF tragen das nicht mit... - sorry"
Ja, im ÖD verdient man nicht schlecht.
Aber ich rede nicht vom einfachen Dienst vs Niedriglohnsektor,
sondern mittlerer Dienst aufwärts vs Fachkräfte in der Zivilwirtschaft.
Und auch die Bw will und braucht die Guten!
ZitatUnd hier hat es jede Armee z.B. schwer, wenn es um die Frage heimatnahe Verwendung geht.
Wenn ich z.B. einen hoch spezialisierten Wartungsfeldwebel IRIS-T in Panker brauche... oder den Elektronikfeldwebel F-35 in Büchel... dann nützen mir auch 10 geeignete Bewerber nichts, die dort nicht hinwollen.
Und im schlimmsten Fall habe ich auch keinen Bedarf in anderen Verwendungen die den regionalen Wünschen der Bewerber entspreche
Völlig, richtig gar keine Frage! Wobei ich persönlich glauben würde, wenn man die Unterbringung/Standort an sich wieder attraktiv für junge Menschen macht, dann hätten die auch weniger ein Problem.
Ich war während meiner Zeit 2003/2005 zwar heimatnah stationiert, aber es pendeln mit dem Auto wäre zu weit gewesen und ich hatte keins. Da war die Kaserne ab 16:30 regelrecht ausgestorben. Eine große Perlenkette an Autos raus aus der Kaserne und die wenigen verbliebenen saßen in den leeren Blocks..
Und da saß man dann in alleine in einer 4 Mann Stube, mit einem Mannschaftsheim das um 18 Uhr geschlossen war und einem schon lange geschlossenen Freizeitcenter..
Ich glaube das Heimtfern wäre nicht mehr so schlimm wenn man eine gute Unterbringung hätte, mit Internetanschluss und vllt auch für die Soldaten Ü25 die kein TG haben die Möglichkeit sich was anzumieten, dafür müssten halt Wohnblöcke(in der Kaserne) oder ähnliches geschaffen werden, früher gab es ja sogar FW und Offz Wohnheime..
Gestern kam eine relativ gute Doku auf RTL 2 da hat man auch von dem Problem am Rande gehört. Die jungen Soldaten sind auf der Stube und zocken und die anderen Fahren nach Hause. Da kommt dann natürlich nix mehr auf am Grillplatz, usw.
Wobei das mit dem heimatfern glaube ich immer noch der größte "Killer" bei den Bewerbern ist, als ich mich 2021 beworben hatte, wollten alle in meiner Prüfgruppe heimatnah, da hat man dann auch eine Verwendung genommen für die man zwar geeigent war, aber die einen nicht so "interessiert" hat...
Wenn man den 10 Bewerbern vllt diese Apparments in der Kaserne anbieten könnte und den älteren diese auch, dann könnte man vllt 5 oder so gewinnen. Die Wohnungssuche mag ja vielleicht für viele eine Belastung sein und da wäre es doch gut wenn man innerhalb der Kaserne wohnen kann, nahe an den Kameraden und die Pendelei wäre auch weniger.
ZitatUnd hier hat es jede Armee z.B. schwer, wenn es um die Frage heimatnahe Verwendung geht.
Ich kann hier nur begrenzt anekdotisch beitragen als Wachsoldat in der US Kaserne für 6 Wochen. Dort gab es Bowlingcenter, Kinos, Fitness, alles in der Kaserne, und das soll es sogar in den USA geben. (wobei in den USA ja ohnehin viel umgezogen wird und die wohl weniger Probleme haben an den Standort zu ziehen)
ZitatJa, im ÖD verdient man nicht schlecht.
Aber ich rede nicht vom einfachen Dienst vs Niedriglohnsektor, sondern mittlerer Dienst aufwärts vs Fachkräfte in der Zivilwirtschaft.
Ja das stimmt, es ist ein "Witz" was man gerade im MINT Bereich oder in einem IGM Bereich schon als einfacher Facharbeiter vedient. Und im ÖD geht es dann mit A6/A7 los, respektive EG6-9 im TV-L oder TV-VKA, das ist einfach ein Witz.. vor allem da Gehaltserhöhungen quasi nur über die Zeit und über TV erfolgen...
Aber man hat ja als Beamter die reale und als Angestellter zumindest die vermeintliche Unkündbarkeit..
Ich arbeite bei einem bundeseigenen Eisenbahnkonzern, also quasi auch ÖD "ähnlich". Dort hat man auch massive Personalprobleme und dann zahlt man so fürstlich..
Ein Meister verdient so viel, wie draußen ein Facharbeiter und ein Ing. soviel wie ein Meister, und wundert man sich warum man keine drin benötigten Akademiker findet..
Zitat
Sie sind für Viele sicherlich nicht die Wichtigsten... Aber im Paket sollten sie von der Bw deutlich mehr genutzt werden
Wie sagt man immer "haben ist besser als brauchen". Ich glaube schaden würden solche Vorteile, die zivile AG bieten keinesfalls, im Gegenteil.
Und es wird immer MEHR, was die zivilen AG auftrumpfen und das ist nicht nur die 4 Tage Woche die auf dem Vormarsch ist und Homeoffice.. Die Frage ist halt nur was kann die Bw bieten? Und was ist realsierbar..
Ich habe einige Freunde in den Staaten, die sind z.b. über das ROTC zur Army usw. gekommen, wäre vermutlich in D. undenkbar, wenn da Hochschüler in der Freizeit in Uniform hantieren..
Aber so hatten die schon früh eine "Prägung" und einige bekamen auch eine Art "Buddy" für den Bewerbungsprozess im aktiven Dienst, der ihnen geholfen hat beim Sport und begleitet hat.
@LwPersFw: Vielen Dank für deinen Beitrag, den ich vollstens unterschreibe.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Zitat von: Yoshimann am 30. Mai 2024, 21:10:40
und da fragen 90% der Jugendlichen "Was könnt ihr mir bieten?"
Und das dies so kommt... war schon 2018/2019 klar erkennbar... wurde aber auch in der Bw schlicht ignoriert...
Exakt. Meine Frau ist ja im Personalbereich für verschiedene Unternehmen verantwortlich strategisch tätig gewesen und hatte bereits vor knapp 10 Jahren dieses Thema in ihrer Masterarbeit im Auftrag zweier Konzerne untersucht und Maßnahmen abgeleitet. Schaue ich mir dann konträr an, mit welchem rückständigen Mindset die Personalführung bei uns in Manching bei ihren Besuchen aufgetreten ist, wundert mich garnichts mehr. Mit welcher Selbstverständlichkeit dort z.B. die Versetzungsbereitschaft vorausgesetzt wurde. Und dann wundert man sich, dass jahrelang garkeiner und dann nur die Schlechten einen Antrag auf BS gestellt haben. Da es aber die einzigen waren überhaupt mit Interesse, wurde das ganze in der Beurteilung entsprechend gepusht und die Bundeswehr kann sich über zwei weitere "qualifizierte" zukünftige Stabsoffiziere freuen. ;)
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Die Guten unter den Jugendlichen haben aber jetzt die Wahl aus einer Fülle von Angeboten aus der Zivilwirtschaft und dem ÖD...
Nur die Arbeitgeber mit den besten Angebots-Paketen werden hier Erfolg haben.
Ich habe ja als vermeintliche Fachkraft mit Anfang 30 gerade den Wechsel in die zivile Wirtschaft hinter mir und nicht nur die Bundeswehr, sondern der ÖD insgesamt ist für Fachkräfte, die auch in der zivilen Wirtschaft nachgefragt werden, häufig einfach nicht attraktiv in seinem Gesamtpaket.
Mit dem Netto, was bei der Bundeswehr als BS irgendwann mal mein Laufbahnziel gewesen wäre, bin ich im Zivilen eingestiegen. Bei einer 35h Woche wohlgemerkt. Zusätzliche Benefits on top. Work-Life-Balance vielfach besser. Keine Versetzungen oder Tätigkeiten, die mir irgendeine Personalführung fernab aufdiktiert. Oder so ein Quatsch wie regelmäßiges Homeoffice nur über Individualvereinbarung mit starren Festlegungen und Beteiligung von zig Personen, die nicht mal Ahnung von meiner Arbeit haben. Krankmeldung ab dem 1. Tag persönlich beim Truppenarzt, obwohl der Standort nicht mal einen eigenen hat, usw.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Und hier hat es jede Armee z.B. schwer, wenn es um die Frage heimatnahe Verwendung geht.
Wenn ich z.B. einen hoch spezialisierten Wartungsfeldwebel IRIS-T in Panker brauche... oder den Elektronikfeldwebel F-35 in Büchel... dann nützen mir auch 10 geeignete Bewerber nichts, die dort nicht hinwollen.
Und im schlimmsten Fall habe ich auch keinen Bedarf in anderen Verwendungen die den regionalen Wünschen der Bewerber entsprechen.
Folge : 10 geeignete Bewerber konnten nicht gewonnen werden...
Natürlich sind es meist politische Entscheidungen gewesen, Standorte in der wirtschaftsschwachen Pampa am Leben zu erhalten. Nur braucht man sich dann nicht wundern, wenn das kein Anreiz ist, dass dort jemand seinen Lebensmittelpunkt hinverlegen möchte. Umso weniger, je mehr die zivile Wirtschaft um die selbe Arbeitskraft konkurriert.
Man braucht sich ja nur mal anzusehen, welche Städte/Regionen am meisten Studienanfänger ziehen - trotz häufig höherer Lebenshaltungskosten. Und dann muss man sich nur mal ansehen, was Ingenieure/Informatiker dort als Einstiegsgehalt bzw. nach 2-3 Jahren Berufserfahrung gezahlt bekommen. Sonstige Benefits in Sachen Work-Life-Balance noch nicht einmal mit berücksichtigt.
Und was bietet die Bundeswehr den Seiteneinsteigern? Befristung auf wenige Jahre und Einstieg mit A11. Und das nach monatelangen bürokratischen Bewerbungsprozessen. Kein Wunder, dass wir in Manching da nur selten wirklich brauchbare Fachkräfte bekommen haben.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Hinzu tritt, dass tolle Studien herangezogen werden die immer verneinen das materielle Anreize ja nicht wichtig sind...
Zustimmung. Ganz ehrlich, wer auf Grundlage solcher Studien seine strategische Personalplanung ausrichtet, braucht sich nicht zu wundern. Man braucht ja nur schauen, was für Forderungen die IG-Metall regelmäßig stellt. Dann sieht man doch recht schnell, dass gerade für Fachkräfte der Gehaltsaspekt i.V.m. Work-Life-Balance-Aspekten wie flexible Arbeitszeitmodelle, zusätzliche Urlaubstage für Familien, etc. klar ausschlaggebend ist. Da ist nichts mit sexy Arbeitgeber oder allzu viel Idealismus.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Warum bieten denn zivile Arbeitgeber diese Anreize?
Weil diese sehr wohl wissen das auch dies wichtige Anreize sind.
Sie sind für Viele sicherlich nicht die Wichtigsten... Aber im Paket sollten sie von der Bw deutlich mehr genutzt werden.
Eben. Mit den Sprüchen zu meiner Anfangszeit a la "Die Bundeswehr ist kein Arbeitgeber wie jeder andere" und der "Soldatenberuf ist kein Job, sondern eine Berufung" überzeuge ich von der heutigen Generation doch kaum einen mehr. Da auch die Rahmenbedingungen a la Standort usw. sehr starr sind, geht es letztendlich nur über monetäre Anreize, sei es direkt über die Besoldung, zusätzliche Rentenbenefits, individuelle Gehaltspakete whatever.
Ohne ein neues Fass aufmachen zu wollen, aber das ist ja auch wieder so ein Thema: Warum soll ich mehr Leistung zeigen, wenn ich eh nicht mehr verdiene als die letzte Pfeife, die auch noch pünktlich durchbefördert wurde, weil Leistungsaspekte keinerlei Rolle mehr spielen.
Sowohl die Anreize, gutes Personal zu bekommen als auch dieses dann für gute Leistungen signifikant ggü. den anderen zu fördern, ist bei der Bundeswehr einfach nicht gegeben. Dieses dann über die Zeit als SaZ hinaus zu halten, ist bei den Rahmenbedingungen auch nicht einfach.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Diese müssen sich immer nur anhören:
"Da können wir nichts machen...
Lässt das BBesG nicht zu. Und BMI/BMF tragen das nicht mit... - sorry"
Was dazu führen wird, dass die Bundeswehr sich immer schwerer tun wird, gutes und qualifiziertes Personal zu finden.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Ja, im ÖD verdient man nicht schlecht.
Aber ich rede nicht vom einfachen Dienst vs Niedriglohnsektor, sondern mittlerer Dienst aufwärts vs Fachkräfte in der Zivilwirtschaft.
Immer wieder meine Rede. Anreize werden aber häufig eben verstärkt mit der Gießkanne oder vor allem für einfache Tätigkeiten ausgerollt. Dass ich als Ingenieur und Informatiker aber davon mal angesprochen fühlen würde: Weit hergeholt. Das gilt aber meist für den gesamten ÖD. Wobei es bei meiner Jobsuche auch die ein oder andere Behörde gab, die da deutlich pragmatischer und flexibler agiert haben.
Ich hab aber generell eine eher Besorgnis erregende Beobachtung gemacht die letzten Jahre (auch hier: eingeschränkter Blickwinkel): Nämlich eine Abwanderung von wirklich sehr guten Beamten im höheren Dienst hin zur Wirtschaft. Trotz der Konsequenzn im Hinblick auf Pension, etc. Das hat mitunter dazu geführt, dass einige Rüstungsprojekte monatelang länger gedauert haben, weil die wenigen wirklich Guten in den Abteilungen dann auch weg waren und nur noch die mittelmäßigen zurückgeblieben sind. Und diejenigen, die da neu hinterherkommen, machen auch nicht den Eindruck, dass sie zur Spitze ihres Jahrgangs gehören.
Zitat von: LwPersFw am 31. Mai 2024, 09:31:05
Und auch die Bw will und braucht die Guten!
Zustimmung. Es ist ja nicht so, dass wir keine Fachkräfte als Seiteneinsteiger (und auch RDL, aber das hatten wir schon woanders) bekommen haben. Aber das waren eben gerade nicht die Guten, sondern diejenigen, die eher noch Arbeit verursacht haben. Und endet die Zeit als SaZ bleibt von den Guten und Qualifizierten auch keiner.
Vielleicht übersehe ich ja etwas, ich sehe es ja auch nur aus meiner Brille von unten und lasse mich gerne von unseren Personalexperten aufklären: Warum sollte ich als Ingenieur oder Informatiker mit Berufserfahrung oder auch als Studienabsolvent zur Bundeswehr kommen? Was kann ich einem Interessenten in meinem Freundeskreis sagen, warum das attraktiv sein sollte? Warum sollte ich jemandem raten, der Interesse an MINT hat (und auch in dem Bereich arbeiten möchte), zur Bundeswehr zu gehen, ohne nur auf das bezahlte Studium abzuzielen?
Oder auch für mich selber: Warum sollte ich als Seiteneinsteiger zur Bundeswehr zurückkehren?
Halten wir fest - für viele Laufbahnen / Verwendungen hat die BW genug (auch qualifizierte) Bewerber - lediglich in bestimmten Verwendungen ist dies anders.
Da es so viele verschiedene Verwendungen / Laufbahnen gibt, dazu die zivile Seite - ist jede Untersuchung über die "BW Allgemein" eher fragwürdig ...
Zitat von: Ralf am 30. Mai 2024, 19:15:44
Die Bw besteht nicht nur aus Msch und aus FschJg oder Fj. Gäbe es mehr Bew, dann könnten auch die Stellen besetzt werden, die in Masse ausgeschrieben sind: IT, Elektronik. MINT-fähig Studierende o.ä. und es gäbe nicht das Problem.
Vielleicht hätte ich es eingangs noch mit reinnehmen sollen, aber genau hierum ging es mir und LwPersFw in vielen Teilen seines Beitrages ebenfalls. Warum gibt es denn bei diesen Stellen nicht genug gute Bewerber? Bzw. was kann die Bundeswehr diesen bieten?
Es ist mir selbst unangenehm, hier etwas im Sinne einer politischen Richtung zu reden, die mir eigentlich zuwider ist, aber meiner Ansicht nach gibt es nur zwei Wege, wie eine Armee attraktiv sein kann:
1) Materielle Vorzüge wie sicheres Gehalt, Rentenansprüche, medizinische Versorgung, etc --> Funktioniert besser, je desolater das sonstige Sozialsystem eines Staates ist. Ich kann mir vorstellen, dass das bspw. in den USA sehr attraktive Gründe sind. Hier fallen sie aber eher weniger ins Gewicht. Gut, das bezahlte Studium sticht hervor. Das gibt es aber als duales Studium auch und da arbeite ich dann auch in dem Bereich, wo ich studiert habe. SanDst mag eine der Ausnahmen sein. Aber will man damit werben "NC zu schlecht fürs zivile Studium und keinen Bock auf Ungarn oder Österreich? Komm zu uns!".
2) Ethos, Vaterlandsliebe, man ist "wer" in Uniform --> Naja, an der Front wurde über Jahrzehnte viel gemacht, um auch nur zu verhindern, dass sich irgendeine Einheit mit irgendetwas identifiziert, was weiter als die BW-Geschichte zurückgeht. Das ist sehr, sehr vermintes Gelände und dazu möchte ich mich nicht weiter äußern, zumal mir da auch keine einfache Lösung einfällt. Aber wahrscheinlich müsste man eine Karte spielen, welche vor allem junge Menschen anzieht, die Deutschland irgendwie toll finden. Aber genau das möchte man verhindern. Weil man sonst sofort im Kreuzfeuer der linken Hälfte der Gesellschaft steht.
Und um zu betonen: Mir ist schon klar, welche Partei hier Anschluss finden könnte. Die ist mir aber selbst auch zuwider. Daher fällt mir hier keine einfache Lösung ein.
Die Bundeswehr war über Jahrzehnte zu weit weg von dem, worüber die westdeutsche Gesellschaft gerne geredet hätte. Wir sind nicht Finnland oder Israel.
MWn können die OA Stellen alle besetzt werden - auch mit Bestenauslese - und im Med. Bereich auch mit Personen, die 1,x als Abinote haben
Zitat von: F_K am 31. Mai 2024, 14:40:21
MWn können die OA Stellen alle besetzt werden - auch mit Bestenauslese -
Nein, bspw. im Bereich IT mit MINT-Studium, FlgDst, EinsFüDst nicht.
OK, also die meisten OA Stellen, Danke für die Klarstellung.
Im Bereich MINT gibt es auch Zivil Mangel, Angebote ändern dies nicht.
Zitat von: F_K am 31. Mai 2024, 15:08:43
OK, also die meisten OA Stellen, Danke für die Klarstellung.
Im Bereich MINT gibt es auch Zivil Mangel, Angebote ändern dies nicht.
Wenn du meinst. Also einfach gar nichts tun und so hinnehmen? Ich sehe es tagtäglich, dass es auch anders geht und sich dieser Mangel je nach Attraktivität des Arbeitgebers gravierend unterschiedlich niederschlägt. Einer unserer Auftragnehmer hat zum Beispiel überhaupt keinen Mangel, betreibt aber auch sinnvollen und viel Aufwand, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
@ Dunstig:
Ganz allgemein, sind halt wirtschaftliche Tatsachen - wenn ein AngebotsMANGEL herrscht, und das Angebot eben nicht zügig auf Preiserhöhung reagieren kann - dann bleibt ein Mangel bestehen.
(Auch wenn es sich auf einzelne Marktteilnehmer ggf. unterschiedlich auswirken kann).
Ein wesentlicher Faktor ist, dass durch die weltweiten Krisenherde, ganz besonders auf dem europäischen Kontinent, wieder die Bedeutung des Soldatenberufes ins Bewusstsein gebracht wurde. Vorbei mit "Teamleiter" und "Attraktiver Arbeitgeber", hin zu "Soldat als entbehrungsvoller Staatsdiener". Das ist heute nicht mehr mit dem Bewusstsein der Deutschen vereinbar.
Mit dem Aussterben der Boomer wird es auch an heutigen Führungsspitzen massive Lücken und damit Chancen zum Aufstieg geben. Ein weiterer Aspekt, der auch Berufssoldaten zum Arbeitgeberwechsel motivieren kann und wird.
Das werden auch die bereits abschließend diskutierte Frauenquote und andere Bewegungen nicht richten.
Zitat... Das werden auch die bereits abschließend diskutierte Frauenquote und andere Bewegungen nicht richten. ...
Was soll diese Quote bringen, wenn es schon nicht genügend Bewerberinnen gibt, die dann auch noch für nicht gerade ,,frauentypische" Verwendungen Interesse haben
und geeignet sein müssen.
Zitat von: KlausP am 31. Mai 2024, 19:57:52
Zitat... Das werden auch die bereits abschließend diskutierte Frauenquote und andere Bewegungen nicht richten. ...
Was soll diese Quote bringen, wenn es schon nicht genügend Bewerberinnen gibt, die dann auch noch für nicht gerade ,,frauentypische" Verwendungen Interesse haben und geeignet sein müssen.
Das war nur eine sarkastische Anmerkung meinerseits, bezogen auf den kürzlich von Frau Högl kritisierten Frauenmangel. Natürlich rein gar nichts, im Gegenteil.
Zitat von: F_K am 31. Mai 2024, 16:46:21
@ Dunstig:
Ganz allgemein, sind halt wirtschaftliche Tatsachen - wenn ein AngebotsMANGEL herrscht, und das Angebot eben nicht zügig auf Preiserhöhung reagieren kann - dann bleibt ein Mangel bestehen.
(Auch wenn es sich auf einzelne Marktteilnehmer ggf. unterschiedlich auswirken kann).
Und mal wieder so eine allgemeingültige Phrase ohne wirklich irgendwas zu sagen. Fakt ist, dass Arbeitgeber unterschiedlich auf diesen Mangel reagieren und ich genug kenne, die gut auf diesen Mangel reagieren und deswegen keine Probleme haben, ihre Stellen zu besetzen. Das lassen die sich aber auch entsprechend Aufwand kosten und erfordert ggf. individuellen Pragmatismus. Auch, um die Mitarbeiter zu halten.
Die Bundeswehr macht dies nicht, bzw. kann es auch nicht, auf Grund ihrer starren Rahmenbedingungen. Da die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt aber weiterhin zum Ungunsten der Bundeswehr laufen werden und ich nicht erkenne, dass man hier versucht attraktiv gegenzusteuern, wird sich das Problem zukünftig wohl eher weiter verschärfen. Insbesondere bei der jüngeren Generation wird die Bundeswehr es mit ihren Rahmenbedingungen zunehmend schwer haben, gutes und qualifiziertes Personal zu finden bzw. zu halten.
Auch wenn man bei anderen Gruppierungen wie den Ärzten sieht, dass man es scheinbar doch schaffen kann, entsprechende Anreize zu setzen. Oder auch bei anderen Behörden, die es auch schaffen. Wobei sich der ÖD generell sehr schwer im Bereit MINT tut.
@ Dunstig -
Grundsätzlich stimme ich Dir ja zu.
Arbeitgeber sind im "Preis" auch nicht völlig frei - und ÖD hat halt Rahmenbedingungen die es noch schwerer machen.
Ich persönlich finde gerade du unentgeltliche Truppenärztliche Versorgung sehr gut, ist draußen auch wenig "bekannt".
Wo bekommt man den sonst schnell einen Termin, am selben Tag, und bekommt dann sofort Medikamente mit oder eine spontane Zahnbehandlung? Ist ja nicht jeder privat versichert.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 16:46:18
Ich persönlich finde gerade du unentgeltliche Truppenärztliche Versorgung sehr gut, ist draußen auch wenig "bekannt".
Wo bekommt man den sonst schnell einen Termin, am selben Tag, und bekommt dann sofort Medikamente mit oder eine spontane Zahnbehandlung? Ist ja nicht jeder privat versichert.
Ich will dir nicht widersprechen und für eine Vielzahl an Leuten trifft das durchaus auch zu. Die Versorgung selber ist sicherlich gut, aber die Umstände und Rahmenbedingungen in der Bundeswehr in den Genuss der utV zu kommen, war für mich einer der Gründe (natürlich nicht ausschlaggebend, aber auf der Kontra Seite), nicht BS zu werden. Sicherlich mitunter auch unserem speziellen SanZ geschuldet, aber dennoch möchte ich kurz darauf eingehen:
- Die generelle Versorgung, wenn man es denn geschafft hat, darauf Zugriff zu bekommen, ist in der Tat nicht schlecht und wohl irgendwo zwischen GKV und PKV anzusiedeln
- Krankschreibung ab Tag 1 mit persönlich vorstellig werden zur Neukrankensprechstunde um 7 Uhr ist einfach dämlich und sicherlich häufig der Genesung nicht zuträglich. Insbesondere wenn man nicht in Standortnähe, sondern 1h entfernt wohnt
- Dann noch das ganze System mit Krankenmeldeschein in der Einheit vorbeibringen, etc. Hat man dann noch einen Chef, der keine pragmatische Lösung mit Mobiler Arbeit finden will, sondern z.B. sturr an Individualvereinbarung und Neukrankmeldung festhält, wirds teils sehr abstrus
- Jedes Mal ein Kampf mit der Heilfürsorge wegen Überweisungen zu zivilen Fachärzten zu Vorsorgeuntersuchungen, weil man nicht einen kompletten Arbeitstag für eine 15-Minuten Untersuchung im BWK verbringen möchte inkl. stundenlanger An-/Abreise
- Termine im BWK zu bekommen war der nächste Graus und häufig nur mit ewigen Vorlaufzeiten möglich
- Präventive Impfungen für den Urlaub nicht möglich, was selbst die GKV für die meisten Versicherten zu 90% übernimmt. Ich durfte also alle 2 Jahre mehrere hundert Euro ausgeben, während meine Mitreisenden alles gezahlt bekamen ::)
- Das kann ich nur für unser SanZ beurteilen: Jemanden ans Telefon zu bekommen zur Terminfindung oder auch die Heilfürsorge nahezu unmöglich und häufig nur nach dutzenden Versuchen über mehrere Stunden. Ist man dann da, wird man wie ein Bittsteller behandelt und muss sich fast noch dafür entschuldigen, dass man eine Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte
- Glücklicherweise war ich selten krank oder musste vieles nur selten in Anspruch nehmen, aber wenn ich mir bei Kameraden die unsägliche Bürokratie und die ewigen Bearbeitungszeiten wie Kostenübernahme (vor allem bei belastenden Themen) anschaue, ists mit der guten Versorgung auch wieder nicht weit her. Wobei das bei der GKV auch selten besser ist.
Gab noch ein paar mehr Dinge, aber das fiel mir jetzt auf die schnelle wieder ein. Und gerade bei den angesprochenen guten qualifizierten Fachkräften dürfte die Quote derjenigen, die die Vorzüge der PKV genießen, wohl recht hoch sein ;) Ein wirkliches Benefit der utV sehe ich generell eher nicht.
Ansonsten ist es wohl eher nur ein Benefit ggü. dem restlichen ÖD. Infolge der utV fällt natürlich auch das Brutto geringer aus, da man keine Kosten für die PKV/GKV zu entrichten hat. Das geringere Brutto wirkt sich dann aber auch wieder nachteilig auf die Beiträge für die RV aus, auch wenn bei der Nachversicherung nach Ausscheiden noch ein wenig aufgestockt wird.
Zitat von: dunstig am 03. Juni 2024, 17:43:24
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 16:46:18
Ich persönlich finde gerade du unentgeltliche Truppenärztliche Versorgung sehr gut, ist draußen auch wenig "bekannt".
Wo bekommt man den sonst schnell einen Termin, am selben Tag, und bekommt dann sofort Medikamente mit oder eine spontane Zahnbehandlung? Ist ja nicht jeder privat versichert.
Ich will dir nicht widersprechen und für eine Vielzahl an Leuten trifft das durchaus auch zu. Die Versorgung selber ist sicherlich gut, aber die Umstände und Rahmenbedingungen in der Bundeswehr in den Genuss der utV zu kommen, war für mich einer der Gründe (natürlich nicht ausschlaggebend, aber auf der Kontra Seite), nicht BS zu werden. Sicherlich mitunter auch unserem speziellen SanZ geschuldet, aber dennoch möchte ich kurz darauf eingehen:
- Die generelle Versorgung, wenn man es denn geschafft hat, darauf Zugriff zu bekommen, ist in der Tat nicht schlecht und wohl irgendwo zwischen GKV und PKV anzusiedeln
- Krankschreibung ab Tag 1 mit persönlich vorstellig werden zur Neukrankensprechstunde um 7 Uhr ist einfach dämlich und sicherlich häufig der Genesung nicht zuträglich. Insbesondere wenn man nicht in Standortnähe, sondern 1h entfernt wohnt
- Dann noch das ganze System mit Krankenmeldeschein in der Einheit vorbeibringen, etc. Hat man dann noch einen Chef, der keine pragmatische Lösung mit Mobiler Arbeit finden will, sondern z.B. sturr an Individualvereinbarung und Neukrankmeldung festhält, wirds teils sehr abstrus
- Jedes Mal ein Kampf mit der Heilfürsorge wegen Überweisungen zu zivilen Fachärzten zu Vorsorgeuntersuchungen, weil man nicht einen kompletten Arbeitstag für eine 15-Minuten Untersuchung im BWK verbringen möchte inkl. stundenlanger An-/Abreise
- Termine im BWK zu bekommen war der nächste Graus und häufig nur mit ewigen Vorlaufzeiten möglich
- Präventive Impfungen für den Urlaub nicht möglich, was selbst die GKV für die meisten Versicherten zu 90% übernimmt. Ich durfte also alle 2 Jahre mehrere hundert Euro ausgeben, während meine Mitreisenden alles gezahlt bekamen ::)
- Das kann ich nur für unser SanZ beurteilen: Jemanden ans Telefon zu bekommen zur Terminfindung oder auch die Heilfürsorge nahezu unmöglich und häufig nur nach dutzenden Versuchen über mehrere Stunden. Ist man dann da, wird man wie ein Bittsteller behandelt und muss sich fast noch dafür entschuldigen, dass man eine Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte
- Glücklicherweise war ich selten krank oder musste vieles nur selten in Anspruch nehmen, aber wenn ich mir bei Kameraden die unsägliche Bürokratie und die ewigen Bearbeitungszeiten wie Kostenübernahme (vor allem bei belastenden Themen) anschaue, ists mit der guten Versorgung auch wieder nicht weit her. Wobei das bei der GKV auch selten besser ist.
Gab noch ein paar mehr Dinge, aber das fiel mir jetzt auf die schnelle wieder ein. Und gerade bei den angesprochenen guten qualifizierten Fachkräften dürfte die Quote derjenigen, die die Vorzüge der PKV genießen, wohl recht hoch sein ;) Ein wirkliches Benefit der utV sehe ich generell eher nicht.
Ansonsten ist es wohl eher nur ein Benefit ggü. dem restlichen ÖD. Infolge der utV fällt natürlich auch das Brutto geringer aus, da man keine Kosten für die PKV/GKV zu entrichten hat. Das geringere Brutto wirkt sich dann aber auch wieder nachteilig auf die Beiträge für die RV aus, auch wenn bei der Nachversicherung nach Ausscheiden noch ein wenig aufgestockt wird.
Wenn du glaubst, dass es in der GKV besser ist...
Und: Lass uns mal sprechen, wenn du eine zeitlang in der freien Wirtschaft bist, gerade wenn/falls du chronisch krank werden solltest, natürlich ist das Gras des Nachbarn immer grüner.
Zitat von: dunstig am 03. Juni 2024, 17:43:24
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 16:46:18
Ich persönlich finde gerade du unentgeltliche Truppenärztliche Versorgung sehr gut, ist draußen auch wenig "bekannt".
Wo bekommt man den sonst schnell einen Termin, am selben Tag, und bekommt dann sofort Medikamente mit oder eine spontane Zahnbehandlung? Ist ja nicht jeder privat versichert.
Ich will dir nicht widersprechen und für eine Vielzahl an Leuten trifft das durchaus auch zu. Die Versorgung selber ist sicherlich gut, aber die Umstände und Rahmenbedingungen in der Bundeswehr in den Genuss der utV zu kommen, war für mich einer der Gründe (natürlich nicht ausschlaggebend, aber auf der Kontra Seite), nicht BS zu werden. Sicherlich mitunter auch unserem speziellen SanZ geschuldet, aber dennoch möchte ich kurz darauf eingehen:
- Die generelle Versorgung, wenn man es denn geschafft hat, darauf Zugriff zu bekommen, ist in der Tat nicht schlecht und wohl irgendwo zwischen GKV und PKV anzusiedeln
- Krankschreibung ab Tag 1 mit persönlich vorstellig werden zur Neukrankensprechstunde um 7 Uhr ist einfach dämlich und sicherlich häufig der Genesung nicht zuträglich. Insbesondere wenn man nicht in Standortnähe, sondern 1h entfernt wohnt
- Dann noch das ganze System mit Krankenmeldeschein in der Einheit vorbeibringen, etc. Hat man dann noch einen Chef, der keine pragmatische Lösung mit Mobiler Arbeit finden will, sondern z.B. sturr an Individualvereinbarung und Neukrankmeldung festhält, wirds teils sehr abstrus
- Jedes Mal ein Kampf mit der Heilfürsorge wegen Überweisungen zu zivilen Fachärzten zu Vorsorgeuntersuchungen, weil man nicht einen kompletten Arbeitstag für eine 15-Minuten Untersuchung im BWK verbringen möchte inkl. stundenlanger An-/Abreise
- Termine im BWK zu bekommen war der nächste Graus und häufig nur mit ewigen Vorlaufzeiten möglich
- Präventive Impfungen für den Urlaub nicht möglich, was selbst die GKV für die meisten Versicherten zu 90% übernimmt. Ich durfte also alle 2 Jahre mehrere hundert Euro ausgeben, während meine Mitreisenden alles gezahlt bekamen ::)
- Das kann ich nur für unser SanZ beurteilen: Jemanden ans Telefon zu bekommen zur Terminfindung oder auch die Heilfürsorge nahezu unmöglich und häufig nur nach dutzenden Versuchen über mehrere Stunden. Ist man dann da, wird man wie ein Bittsteller behandelt und muss sich fast noch dafür entschuldigen, dass man eine Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte
- Glücklicherweise war ich selten krank oder musste vieles nur selten in Anspruch nehmen, aber wenn ich mir bei Kameraden die unsägliche Bürokratie und die ewigen Bearbeitungszeiten wie Kostenübernahme (vor allem bei belastenden Themen) anschaue, ists mit der guten Versorgung auch wieder nicht weit her. Wobei das bei der GKV auch selten besser ist.
Gab noch ein paar mehr Dinge, aber das fiel mir jetzt auf die schnelle wieder ein. Und gerade bei den angesprochenen guten qualifizierten Fachkräften dürfte die Quote derjenigen, die die Vorzüge der PKV genießen, wohl recht hoch sein ;) Ein wirkliches Benefit der utV sehe ich generell eher nicht.
Ansonsten ist es wohl eher nur ein Benefit ggü. dem restlichen ÖD. Infolge der utV fällt natürlich auch das Brutto geringer aus, da man keine Kosten für die PKV/GKV zu entrichten hat. Das geringere Brutto wirkt sich dann aber auch wieder nachteilig auf die Beiträge für die RV aus, auch wenn bei der Nachversicherung nach Ausscheiden noch ein wenig aufgestockt wird.
Zivil ist das durchaus schlimmer, ich darf das gerade aus neues erleben. Im Feuerwehreinsatz verletzt, mit RTW in KH gekommen, Medikamente, Orthese usw. bekommen. MRT 1 Woche später dann 30 Einheiten Physio. Lief alles noch über die Gemeinde, also quasi "BG" vulgo Arbeitsunfall. Wurde dann in letzter Instanz nicht als solcher anerkannt.
Nun, darf ich alles bisherigen Leistungen anteilig bzw. voll bezahlen was durchaus eine stolze Summe ist. Und für weitere Termine beim Chirugen/Orthopäden darf ich nur 5 Monate warten..
Ebenso darf ich meine Brille schon seit Jahren komplett bezahlen..
Zudem kennt ja ein ziviler Arzt in der Regel nur AU oder nicht AU. Bei der Bw kann man das ja noch anders managen, mit MSG, Außendienst befreit usw sodaß man zumindest noch Dienst machen konnte (Ich weiß das man draußen die AU auch nicht abgeben muss ).
Selbst mi der PKV hast du ja zivil auch immer weniger Vorteile.
Zitat
Jedes Mal ein Kampf mit der Heilfürsorge wegen Überweisungen zu zivilen Fachärzten zu Vorsorgeuntersuchungen, weil man nicht einen kompletten Arbeitstag für eine 15-Minuten Untersuchung im BWK verbringen möchte inkl. stundenlanger An-/Abreise
Dann versuche mal "draußen" einen MRT Termin zu bekommen, oder ein simples Belastungs-EKG.. da wartest du bei uns bis zu 6 Monate..
ZitatKrankschreibung ab Tag 1 mit persönlich vorstellig werden zur Neukrankensprechstunde um 7 Uhr ist einfach dämlich und sicherlich häufig der Genesung nicht zuträglich. Insbesondere wenn man nicht in Standortnähe, sondern 1h entfernt wohnt
Gut, ich gin von jüngeren Soldaten aus, die noch in der Kaserne wohnen und damit unmittelbar Zugriff auf den Sandienst haben (zumindest in den meisten Fällen). Aber auch hier: Zivil rufst du früh um 7 an und bekommst erst nachmittag überhaupt einen Termin, da bist bei der Bw schon lange fertig.
Und bei uns im ländlichen geht der Trend immer mehr zu MVZ, da sind wechselende Ärzte denen quasi viel egal ist und alles in unpersönlich. Bei der Bw wechselt der Truppenarzt ja nicht ganz so häufig.
Ansonsten:
Ich habe in meiner Dienstzeit den TA nur 2x gebraucht und das war immer noch das beste was ich bisher hatte.
Und wir reden bei der Attaraktiviät ja nicht nur vom Akademiker der vermeintlich privat versichert ist, sondern vllt auch von einem jungen Menschen der die PKV vllt. maximal von den Eltern kennt. Oder auch von einem Facharbeiter im MINT Bereich, der die GKV schon lange kennt..
Vor ca. 30 Jahren hätte ich dir zugestimmt das die GKV besser ist, aber mittlerweile wird es nur noch schlimmer, was ja klar ist, da das soziale Netz kaum mehr funktionert.
Zudem muss man der Bw keine "Angst" haben wenn man zum Arzt geht das man den Job los ist. Das kann draußen gerade in prekären Beschäftigungen schon anders sein, da darfst du in der Probezeit nicht mal einen Tag krank sein.
Es ist ja vieles nötig um die Bw reizvoll zu machen, und die UTV kann da "ein" Faktor sein. Ich denke draußen ist kaum bekannt wie gut das funktionert.
Zitat von: dunstig am 03. Juni 2024, 17:43:24
Ansonsten ist es wohl eher nur ein Benefit ggü. dem restlichen ÖD. Infolge der utV fällt natürlich auch das Brutto geringer aus, da man keine Kosten für die PKV/GKV zu entrichten hat.
Als erstes mal, der Beitrag ist ja wohl Jammern auf ganz hohem Niveau.
Und zu dem Zitierten Teil, da gibt es ja wohl ein großes Maß an Irrglauben. Ein Bundesbeamter der nach A7 besoldet wird, hat in etwa das selbe an Brutto wie ein Soldat der nach A7 besoldet wird. Von ein paar Euro mal abgesehen.
Im Gegensatz zum Soldaten muss der Bundesbeamte von seinem Netto aber dann noch einige Hundert Euro an PKV bezahlen.
Also wen schon vergleichen dann nicht Soldaten mit Angestellten, das wäre nämlich ein vergleich Apfel mit Kartoffeln.
Anmerkung:
Dunstig ist ein sehr gut verdienender AN im Homeoffice mit PKV und vielen AG Goodies, PKV versichert - wie Seine Kollegen auch.
Seine Bewertung erfolgt auf Basis dieser Sichtweise.
Oje, da habe ich ja Reaktionen ausgelöst. So pauschal negativ war es doch garnicht gemeint :)
Zitat von: F_K am 04. Juni 2024, 08:36:10
Anmerkung:
Dunstig ist ein sehr gut verdienender AN im Homeoffice mit PKV und vielen AG Goodies, PKV versichert - wie Seine Kollegen auch.
Seine Bewertung erfolgt auf Basis dieser Sichtweise.
Danke F_K, denn genau so habe ich es auch betrachtet. Nicht pauschal GKV vs. utV. Es ging mir hier um die Frage: Attraktivität für gute und qualifizierte (auch angehende) Fachkräfte. Also eine differenzierte Betrachtung für einen gewissen Personenkreis, bei dem der ÖD sich schwer tut, attraktiv zu sein. Gerade in Süddeutschland. Und hier ist der Vergleich häufig eher utV vs. PKV. Und daher eher kein Aspekt, mit dem man attraktiv für diesen Mangel-Personenkreis werben könnte.
Zitat von: Ralf am 03. Juni 2024, 19:43:36
Wenn du glaubst, dass es in der GKV besser ist...
Und: Lass uns mal sprechen, wenn du eine zeitlang in der freien Wirtschaft bist, gerade wenn/falls du chronisch krank werden solltest, natürlich ist das Gras des Nachbarn immer grüner.
Gerne bin ich bereit dazu, hier regelmäßig meine persönliche Situation retrospektiv zu bewerten. :) Sie ist ja doch sehr ähnlich zu einem Großteil der technischen Offiziere, die die Luftwaffe Jahr für Jahr verlassen. Aktuell ist der direkte Vergleich noch recht frisch und das Gras noch grüner. Sowohl was Standortsicherheit, Gehalt, Benefits, mobiles Arbeiten, Arbeitszeiten, PKV, usw. angeht. Da hat die Bundeswehr leider bisher in keinem Punkt die Nase vorn. Mitunter leider sehr deutlich. Und das leider meine ich so. Auch wenn es hier manchmal anders klingt, war ich sehr zufrieden mit meiner Dienstzeit und hätte mir gewünscht, dass sie es schafft, attraktiv genug zu sein/werden, dass ich auch langfristig verlängere :)
Deswegen bin ich ja auch so (über-)kritisch, was die Attraktivität der Bundeswehr für gute qualifizierte Fachkräfte angeht. Aber gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen. Ich bin ja kein Personalexperte gewesen. Vielleicht gibt es Punkte, die ich nicht sehe und die dafür sprechen, warum man als MINT-Absolvent (der auch als solcher arbeiten will) die Bundeswehr als AG wählen sollte. Aktuell tue ich mich schwer damit, jemandem in meinem Umfeld zu dem selben Weg zu raten.
Da @thelastofus aber ähnlich schreibt, hat mein Beitrag vielleicht einen falschen Eindruck gemacht, daher möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich folgendes schrieb:
Zitat von: dunstig am 03. Juni 2024, 17:43:24
- Die generelle Versorgung, wenn man es denn geschafft hat, darauf Zugriff zu bekommen, ist in der Tat nicht schlecht und wohl irgendwo zwischen GKV und PKV anzusiedeln
Die Versorgung selber fand ich auch gut. Vor allem was die zahnärztliche Versorgung angeht, wird oft unterschätzt. Und definitiv in vielen Aspekten gleichwertig und über der GKV anzusiedeln.
Ich habe aber über all die Jahre häufig ein gravierendes Problem damit gehabt, überhaupt Zugang dazu zu erhalten. Seien es Termine oder auch nur simple Überweisungen zu bekommen. Das mag mitunter unserem SanZ, der Heilfürsorge und BWK geschuldet sein und woanders anders ausschauen. Da konnte ich jetzt keinen großen Unterschied zu GKV Versicherten in meinem Umfeld feststellen.
Wobei es in München und Umgebung bei etwas Flexibilität und Eigeninitiative auch kein Hexenwerk ist, Facharzttermine zeitnah zu bekommen, aber auch das sehe ich ein, mag woanders (gerade im ländlichen Raum) sehr schwierig sein.
Wesentlicher Punkt, warum ich aber froh bin, dem System utV nicht mehr zu unterliegen (und deswegen auf der Kontra BS Seite landete), ist dieser Aspekt, der meiner Meinung nach in Zeiten Grundwehrdienst oder massenhaft Kasernenschläfern angebracht ist, im heutigen 08/15 Dienstalltag mit vielen Pendlern aber einfach nicht mehr angemessen (häufig der Standort-Pampa-Situation geschuldet, aber wieder anderes Thema):
ZitatKrankschreibung ab Tag 1 mit persönlich vorstellig werden zur Neukrankensprechstunde um 7 Uhr ist einfach dämlich und sicherlich häufig der Genesung nicht zuträglich. Insbesondere wenn man nicht in Standortnähe wohnt
Warum nicht ab Tag 3 wie überall auch? Die meisten Krankheiten erledigen sich durch 2-3 Tage Ruhe. In besonderen Fällen kann man es immer noch individuell/pauschal zurückschrauben. Aber nein: Stattdessen quäle ich mich nach einer harten Krankheitsnacht um 6 aus dem Bett, teile mit, dass ich nicht fahrtüchtig bin, was ellenlange Diskussionen nach sich zieht, nur dass dann ein Fahrer geschickt wird. Hauptsache ich bin pünktlich zur Neukrankensprechstunde da. Sehr sinnig. Für meine Genesung und für denjenigen, der dann stundenlang seiner Tätigkeit nicht nachkommen kann, weil er Fahrer spielen darf. Die permanent überlasteten Sanbereiche könnten so auch entlastet werden.
@thelastofus: Bitte nicht falsch verstehen. Ich will nicht sagen, dass es draußen alles besser ist. GKV ist ebenfalls ein schwieriges Thema und auch bei der PKV gibt es Basis-Tarife in denen es nicht viel besser ausschaut. Aber es ging eingangs eben um das Problem, gute Fachkräfte zu bekommen. Und bei diesem Personenkreis ist die Quote im Vergleich eben häufig eher utV vs. PKV. Daher bin ich mir nicht sicher, ob man das als Goodie wirklich so darstellen kann, wenn es eben mitunter auch o.g. Schwierigkeiten nach sich zieht.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Ebenso darf ich meine Brille schon seit Jahren komplett bezahlen..
Das durfte ich bei der Bundeswehr aber auch. Der Zuschuss ist ja kaum der Rede wert, wenn man auch nur etwas halbwegs passables haben möchte. Die Bürokratie für diesen Zuschuss kostet wahrscheinlich auch mehr als der Zuschuss selber. ;) Ziehe ich den Vergleich Brille zur PKV sieht es dann wieder schlecht aus. Da wird häufig auch das Augenlasern gezahlt.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Zudem kennt ja ein ziviler Arzt in der Regel nur AU oder nicht AU. Bei der Bw kann man das ja noch anders managen, mit MSG, Außendienst befreit usw sodaß man zumindest noch Dienst machen konnte (Ich weiß das man draußen die AU auch nicht abgeben muss ).
Also zumindest bei mir wurde hier auch differenziert, sodass ich weiterhin aus dem Homeoffice arbeiten konnte. Ähnlich als ich als Schöffe berufen war, aber auf Grund einer Erkältung potentiell ansteckend war. Da wurde ich "nicht verhandlungsfähig" geschrieben und konnte trotzdem aus dem Homeoffice arbeiten, da ich sonst keine Einschränkungen hatte. Inwiefern das wirklich korrekt ist, weiß ich aber nicht.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Selbst mi der PKV hast du ja zivil auch immer weniger Vorteile.
Den Punkt musst du mir erklären. Bei der PKV erhalte ich über die gesamte Laufzeit exakt die Leistungen, die ich zu Beginn vertraglich vereinbart habe.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Zitat
Jedes Mal ein Kampf mit der Heilfürsorge wegen Überweisungen zu zivilen Fachärzten zu Vorsorgeuntersuchungen, weil man nicht einen kompletten Arbeitstag für eine 15-Minuten Untersuchung im BWK verbringen möchte inkl. stundenlanger An-/Abreise
Dann versuche mal "draußen" einen MRT Termin zu bekommen, oder ein simples Belastungs-EKG.. da wartest du bei uns bis zu 6 Monate..
Das stelle ich ja garnicht in Abrede. Gerade im ländlichen Raum ist das mitunter eine Katastrophe. Aber mir ging es hier rein um die Eingangs-Thematik Attraktivität für gute Fachkräfte. Und da sehe ich wie gesagt den Vergleich, den man ziehen muss oder anstreben sollte, eher zur PKV als zur GKV, wenn man damit attraktiv diese Zielgruppe werben möchte.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
ZitatKrankschreibung ab Tag 1 mit persönlich vorstellig werden zur Neukrankensprechstunde um 7 Uhr ist einfach dämlich und sicherlich häufig der Genesung nicht zuträglich. Insbesondere wenn man nicht in Standortnähe, sondern 1h entfernt wohnt
Gut, ich gin von jüngeren Soldaten aus, die noch in der Kaserne wohnen und damit unmittelbar Zugriff auf den Sandienst haben (zumindest in den meisten Fällen). Aber auch hier: Zivil rufst du früh um 7 an und bekommst erst nachmittag überhaupt einen Termin, da bist bei der Bw schon lange fertig.
Zivil benötige ich das aber erst ab dem 3. Tag. Und muss mich nicht nach einer Nacht mit Lebensmittelvergiftung (oder andere tolle Dinge) aus dem Bett quälen und in der früh persönlich vorstellig werden.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Und bei uns im ländlichen geht der Trend immer mehr zu MVZ, da sind wechselende Ärzte denen quasi viel egal ist und alles in unpersönlich. Bei der Bw wechselt der Truppenarzt ja nicht ganz so häufig.
Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum ist wirklich mitunter katastrophal und ein gesellschaftliches Problem.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Ansonsten:
Ich habe in meiner Dienstzeit den TA nur 2x gebraucht und das war immer noch das beste was ich bisher hatte.
Ich glücklicherweise auch nicht so häufig und dann war ich auch sehr zufrieden. Mir geht es auch weniger um die Leistungen an sich (außer Impfungen für Privatreisen) sondern mehr, was den Zugang dazu angeht. Beispiel: Hautkrebsvorsorge. Auf Grund familiärer Geschichte jährlich angeraten. Einen Vormittag nur damit verbracht, ständig Wahlwiederholung zu drücken, um mal irgendwann durchzukommen, da für Überweisung erst Termin mit Truppenarzt notwendig. Dann hat das alles mal geklappt. Anschließend stellt sich die Heilfürsorge quer (die auch lustige Öffnungszeiten hat), weil das ja im BWK durchgeführt werden kann. Also ging es über Wochen hin und her, bis ich eine Beschwerde geschrieben habe, dass ich es nicht einsehe von Ingolstadt nach Ulm zu fahren für eine 15 Minuten Untersuchung. Was dabei an Arbeitszeit und Ressourcen (Dienst-Kfz, etc.) draufgehen würde. Komischerweise hatte ich im nächsten Jahr wieder das selbe Theater. Jetzt mache ich direkt ohne Umwege über den Hausarzt einen Termin mit dem Facharzt aus und ärgere mich nicht mehr mit dem ganzen drumherum.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Vor ca. 30 Jahren hätte ich dir zugestimmt das die GKV besser ist, aber mittlerweile wird es nur noch schlimmer, was ja klar ist, da das soziale Netz kaum mehr funktionert.
Wie gesagt, für mich ist die utV was die generelle Versorgung angeht (bis auf wenige Aspekte wie Urlaubsimpfungen) auch besser als die GKV. Lediglich die Krankmeldung ab Tag 1 sehe ich hier ggü. der GKV sehr kritisch. Gehe ich dann aber den Vergleich mit der PKV - worum es mir eigentlich ging, wenn man gute Fachkräfte ansprechen will (auch nicht alle in der PKV, ich weiß) - dann sollte man die utV eher nicht als positiven Aspekt bzgl. Attraktivität anbringen.
Zitat von: thelastofus am 03. Juni 2024, 20:15:35
Zudem muss man der Bw keine "Angst" haben wenn man zum Arzt geht das man den Job los ist. Das kann draußen gerade in prekären Beschäftigungen schon anders sein, da darfst du in der Probezeit nicht mal einen Tag krank sein.
Es ist ja vieles nötig um die Bw reizvoll zu machen, und die UTV kann da "ein" Faktor sein. Ich denke draußen ist kaum bekannt wie gut das funktionert.
Wie gesagt, bei einer pauschalen Betrachtung der Systeme stimme ich dir für einen großen Teil der Beschäftigten zu. Für den Personenkreis, in dem seit Jahren Mangel herrscht und es für den ÖD zunehmend schwieriger wird, attraktiv zu wirken, eher nicht.
ZitatZivil benötige ich das aber erst ab dem 3. Tag. Und muss mich nicht nach einer Nacht mit Lebensmittelvergiftung (oder andere tolle Dinge) aus dem Bett quälen und in der früh persönlich vorstellig werden.
Das ist so leider nicht korrekt. Das Gesetz sagt das die AU spät. am dritten Tag vorliegen muss. Der Arbeitgeber kann bereits am ersten Tag die AU verlangen. In manchen Tarifverträgen ist es aber geregelt das man ohne AU bis zu 3 Tage "krank" machen kann. In der Praxis verlangt natürlich fast kein AG die AU, aber er könnte es.. und ich habe schon bei AG gearbeitet die genau das verlangt habn.
ZitatDen Punkt musst du mir erklären. Bei der PKV erhalte ich über die gesamte Laufzeit exakt die Leistungen, die ich zu Beginn vertraglich vereinbart habe.
Ich meine damit ehr die "bevorzugte" Behandlung wie schnellere Termine usw. Meist gibt es ja sogar eine extra Anmeldung für die PKV. Zumindest war das bei unseren Ärzten noch vor der Pandemie so. (natürlich nicht bei allen)
ZitatFür den Personenkreis, in dem seit Jahren Mangel herrscht und es für den ÖD zunehmend schwieriger wird, attraktiv zu wirken, eher nicht.
Sorry aber der Mangle besteht nicht nur aus Akademikern oder Leuten die genug für die PKV verdienen. Wir brauchen auch Techniker und Meister an der Basis, auch wenn das natürlich viele nicht hören wollen. Meine Ausbildung und Weiterverwendung wird/wurde auch bei der BW massiv gesucht. Und ich bin weit weg von der PKV. Ich habe viele Fachkollegen die auch zur Bw sind, wegen der UTV...
Zitat... Das ist so leider nicht korrekt. Das Gesetz sagt das die AU spät. am dritten Tag vorliegen muss ...
Genau. Und das hat auch nichts mit GKV oder PKV zu tun sondern mit Arbeitsrecht.
Bitte auch bei der PKV nicht vergessen, dass man im Normalfall für die Rechnungen in Vorleistung gehen muss, bis die PKV und die Beihilfe gezahlt haben.
Und das kann dann schon mal in ein paar tausende gehen und nicht alle Ärzte/Abrechnungstellen sind so kulant und warten über die Zahlungsfrist hinaus bis PKV und Beihilfe gezahlt haben.
Gerade bei uns ist es seit Jahren so, dass die Bearbeitung in der Beihilfe schon mal bis zu sechs Monaten dauern kann. Auch da herrscht extremer Personalmangel.
Zitat von: thelastofus am 04. Juni 2024, 12:06:57
ZitatZivil benötige ich das aber erst ab dem 3. Tag. Und muss mich nicht nach einer Nacht mit Lebensmittelvergiftung (oder andere tolle Dinge) aus dem Bett quälen und in der früh persönlich vorstellig werden.
Das ist so leider nicht korrekt. Das Gesetz sagt das die AU spät. am dritten Tag vorliegen muss. Der Arbeitgeber kann bereits am ersten Tag die AU verlangen. In manchen Tarifverträgen ist es aber geregelt das man ohne AU bis zu 3 Tage "krank" machen kann. In der Praxis verlangt natürlich fast kein AG die AU, aber er könnte es.. und ich habe schon bei AG gearbeitet die genau das verlangt habn.
Wobei die gesetzliche Regelung eine AU erst erfordert, wenn die Krankheit voraussichtlich länger als 3 Tage anhält. Aber ja, der Chef kann im Einzelfall auch vorher schon eine einfordern, bzw. das ganze entsprechend anders geregelt sein. Ist aber wohl eher nicht überwiegende Praxis. Habe durch meine Frau ja ganz guten Einblick in die HR-Regelungen verschiedener Konzerne. Was natürlich nicht heißt, dass dies in einzelnen Branchen nicht doch vorkommt.
Aber unabhängig davon bleibe ich dabei, dass ich nicht verstehe, warum die Bundeswehr nicht von der üblichen Praxis der drei Tage Gebrauch machen kann wie es sonst auch eher üblich ist und pauschal für alle die Krankmeldung am ersten Tag in Herrgottsfrüh erfordert. Im Einzelfall oder bei vermutetem Missbrauch kann man immer noch davon abweichen. Das würde nicht nur der Erholung (insbesondere wenn man nicht in unmittelbarer Nähe zum Standort wohnt), sondern auch der Entlastung der SanZ zugute kommen. Habe es ja in meinem Fall regelmäßig gesehen, was für einen Aufwand das ganze für alle Beteiligten war für so simpelste Sachen, die einfach nur ein bisschen Ruhe gebraucht hätten. Und es hat bei allen Beteiligten zu Unzufriedenheit geführt.
Zitat von: thelastofus am 04. Juni 2024, 12:06:57
Ich meine damit ehr die "bevorzugte" Behandlung wie schnellere Termine usw. Meist gibt es ja sogar eine extra Anmeldung für die PKV. Zumindest war das bei unseren Ärzten noch vor der Pandemie so. (natürlich nicht bei allen)
Danke für die Klarstellung. Das kann ich persönlich nicht beurteilen, da noch nicht allzu lange Mitglied der PKV. Schaue ich mir aber an, welche Sätze die PKV ggü. der GKV zahlt, würde es mich wundern, wenn sich hier ohne Reglementierung etwas zugunsten der GKV ändern würde.
Zitat
Sorry aber der Mangle besteht nicht nur aus Akademikern oder Leuten die genug für die PKV verdienen. Wir brauchen auch Techniker und Meister an der Basis, auch wenn das natürlich viele nicht hören wollen. Meine Ausbildung und Weiterverwendung wird/wurde auch bei der BW massiv gesucht. Und ich bin weit weg von der PKV. Ich habe viele Fachkollegen die auch zur Bw sind, wegen der UTV...
Sicherlich richtig, aber in meiner Diskussion ging es um die von Ralf angesprochene Gruppe an MINT Absolventen und auf die beziehe ich mich. Deswegen heißt es nicht, dass ich dir Unrecht gebe oder widerspreche, was andere Berufsgruppen angeht oder dass deswegen dort nicht auch Mangel herrschen kann.
Zitat von: BulleMölders am 04. Juni 2024, 12:55:08
Bitte auch bei der PKV nicht vergessen, dass man im Normalfall für die Rechnungen in Vorleistung gehen muss, bis die PKV und die Beihilfe gezahlt haben.
Und das kann dann schon mal in ein paar tausende gehen und nicht alle Ärzte/Abrechnungstellen sind so kulant und warten über die Zahlungsfrist hinaus bis PKV und Beihilfe gezahlt haben.
Gerade bei uns ist es seit Jahren so, dass die Bearbeitung in der Beihilfe schon mal bis zu sechs Monaten dauern kann. Auch da herrscht extremer Personalmangel.
Zumindest bisher konnte ich feststellen, dass die PKV innerhalb von 2-3 Tagen überweist und hier deutlich vor dem Zahlungsziel der Rechnung liegt. Bei einer großen Rechnung wurde auch direkt mit der PKV abgerechnet. Mag bei anderen PKV anders aussehen. Aber auch hier ist die Problematik mit der Beihilfe dann eher kein Pluspunkt für den ÖD. ;)
Man muss den Leistungsträgern halt andere Benefits als den extra Wehrsold oder auch 2-3 Wochen bessere medizinische Versorgung anbieten. Wie im Reserve-Thread bemerkt, sollte die Zeit bei einer RDL etwas sein, wovon AG und AN beiderseits auch profitieren, weil zusätzliche Expertise quasi auf Staatskosten gesammelt werden kann. Aber ich bin bei dem langen Faden auch gerade nicht wirklich im Bilde, ob es hier jetzt um RDL nach der aktiven Zeit oder um eine Verlängerung der Dienstzeit geht... ;)
Zitat... Zumindest bisher konnte ich feststellen, dass die PKV innerhalb von 2-3 Tagen überweist und hier deutlich vor dem Zahlungsziel der Rechnung liegt. ...
Daseist bei meiner PKV auch so. Deren Bearbeiter sind angewiesen, innerhalb von drei Werktagen den Betrag zu erstatten. Beim letzten Mal Belege Sonntag per App eingereicht, Dienstag den Bescheid per App, Mittwoch Betrag auf dem Konto. Bei der Beihilfe dauerte es trotz Einreichung per App inzwischen auch schon wieder drei Wochen, bis der Betrag auf dem Konto war. Auch da ging es schon bedeutend schneller.
ZitatWobei die gesetzliche Regelung eine AU erst erfordert, wenn die Krankheit voraussichtlich länger als 3 Tage anhält. Aber ja, der Chef kann im Einzelfall auch vorher schon eine einfordern, bzw. das ganze entsprechend anders geregelt sein. Ist aber wohl eher nicht überwiegende Praxis. Habe durch meine Frau ja ganz guten Einblick in die HR-Regelungen verschiedener Konzerne. Was natürlich nicht heißt, dass dies in einzelnen Branchen nicht doch vorkommt.
Auch da ist nicht korrekt ;)
https://www.gesetze-im-internet.de/entgfg/__5.html
Der AG kann das früher verlangen wenn er möchte.
ZitatDer Arbeitgeber ist berechtigt, die Vorlage der ärztlichen Bescheinigung früher zu verlangen
Bei uns im Konzern ist es aber so geregelt per TV das man es erst am 3. Tag vorlegen muss, bzw. 3 Tage "ohne". In der Regel bieten das die meisten AG an, wenn auch ohne bindende Regelung. Bis es dann eben (gerade in unteren Lohngruppen) durch Konversion zu 1 Tages Erkrankungen kommtn, gerne Montag, oder Freitag..
Aber halten wir fest: Der AG kann das verlangen wenn er will egal ob man in der GKV oder PKV ist :)
Zitat
Schaue ich mir aber an, welche Sätze die PKV ggü. der GKV zahlt, würde es mich wundern, wenn sich hier ohne Reglementierung etwas zugunsten der GKV ändern würde.
Meine (Ex)Freundin war/ist MFA in einer großen Facharztpraxis. Dort gab es eine eigene Anmeldung mit Wartezimmer nur für Privatpatienten. Aber durch die Pandemie haben viele MFA hingeworfen und nun hat er das Personal nicht mehr um das zu besetzen. Somit waren auch Leute mit PKV Status relativ lange auf einen Termin, nicht so lange wie GKV aber doch relativ lange. Und das ist keine Ausnahme.
ZitatSicherlich richtig, aber in meiner Diskussion ging es um die von Ralf angesprochene Gruppe an MINT Absolventen
Ist halt immer schade, das man immer nur von Absolventen spricht, und man quasi der Depp ist wenn man nur einen normalen Beruf gelernt hat. Meine Kinder werden daher defntiv auch keinen Beruf erlernen sondern studieren gehen.
Moin,
ich bin RO-SE und ich hatte mich zwischenzeitlich auch für den Seiteneinstieg beworben - AC 2023 positiv durchlaufen. Den zu meinem Studium passenden angebotenen Dienstposten musste ich leider ablehnen, da ausstehende Fragen nicht hinreichend geklärt werden konnten. Allerdings hatte ich um eine weitere Betrachtung für eventuelle Dienstposten und Verwendungen gebeten, da das AC-Ergebnis zwei Jahre gültig ist.
Neben Problemen mit einer SÜ für den angebotenen Dienstposten, die ich in einem anderen Thread dargelegt habe, wurde der Ansprechpartner für den Seiteneinstieg zum dritten Mal gewechselt. Letzte Woche hatte ich mich bei diesem gemeldet, um nach eventuellen Einstiegsmöglichkeiten zu fragen.
Zu meiner Verwunderung hatte der Bearbeiter überhaupt keine Daten von mir. Nach weiterem Abgleichen konnte der Bearbeiter dann doch meinen Datensatz heranholen. Zügig führte er aus, dass es keinen passenden Dienstposten gebe und er hier auch keine Perspektiven sehe. Das OFR-Modell führte er an, wobei eine Einstellung erst 2025 möglich sei, wobei ich mich hier mit meinem Ergebnis unter den Bewerbenden durchsetzen müsse - das könne er nicht absehen. Verständlich. Das OFR-Modell habe ich abgelehnt, da sich dies nicht für mich rechnet.
Einerseits kann ich den Bearbeiter verstehen - er macht lediglich seinen Job und das System gibt ihm halt den Rahmen vor.
Andererseits frage ich mich, wie bei einem so starren System der Personalaufbau auf 270.000 Soldaten erfolgen soll. Der Aufbau hängt natürlich nicht von mir ab. Allerdings bin ich nach wie vor der HFla zugehörig und diese soll bis 2028 neu aufgestellt werden. Nach den Mitteln der freien Marktwirtschaft könnte es in meinem Fall dann auch so aussehen: "Wir haben keine Dienstposten zu Ihrem Studium. Das OFR-Modell können wir anbieten und die Differenz zu Ihrem Gehalt bzw. zum Dienstgrad Ihres Studium wird monatlich als Sonderzahlung kompensiert." So ließe sich ein motivierter Bewerber für die HFla gewinnen - aber das ist wohl zu fantasievoll ;D
Ein Freund von mir ist mit einem Studium eingestiegen, das für die Besoldung A13 qualifiziert... aber als OFR, da keine passenden Dienstposten zur Verfügung standen. Nach meinem empfinden genießt er für seine Verwendung eine erstklassige Ausbildung, aber so langsam demotiviert ihn, dass er "erst" auf A9 steht...
Abschließend: Der Personalaufbau ist nicht abhängig von Einzelfällen und der Schwerpunkt des Bedarfs liegt in den MINT-Fächern. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich die Bundeswehr weiterentwickeln wird. Ich mache weiter in der Reserve und vielleicht ergibt sich in meinem Fall irgendwann die Wiedereinstellung eines Offiziers, der militärisch eigentlich... nichts kann :D
Bei den Offizieren haben wir halt keinen Mangel.
Zitat von: SolSim am 29. Juni 2024, 19:23:37
Bei den Offizieren haben wir halt keinen Mangel.
So pauschal stimmt dies nicht.
Genauso wie die pauschale Aussage das die gesamte Bundeswehr in allen Bereichen ein Personalproblem hat.
Die Bundeswehr hat Personalprobleme in bestimmten Verwendungsbereichen, bzw. einzelnen Verwendungen.
Es gibt Verwendungen die sind zu 100 % abgedeckt... weil viele Bewerber diese ausüben wollen...
Aber es gibt Verwendungen die nicht so nachgefragt werden... Folge ist ein z.T. erheblicher Mangel.
Und zu den SE-Offz muss klar gesagt werden.
Dies ist kein primär umworbenes Klientel.
Das zeigt sich an der vorgegebenen geringen jährlichen max. Einstellungsquote.
Zitat von: xnos am 29. Juni 2024, 17:50:04
Das OFR-Modell können wir anbieten und die Differenz zu Ihrem Gehalt bzw. zum Dienstgrad Ihres Studium wird monatlich als Sonderzahlung kompensiert." So ließe sich ein motivierter Bewerber für die HFla gewinnen - aber das ist wohl zu fantasievoll ;D
Ja, dass ist es, denn - was immer wieder bei Diskussionen um die Besoldung ausgeblendet wird - nicht das BMVg ist hier der Federführer, sondern das BMI.
Die SaZ und BS "hängen" an der Besoldung der Bundesbeamten.
D.h. das BMVg kann nur im Rahmen der aktuellen Besoldungsgesetzgebung agieren.
Sollen hier Änderungen erfolgen, muss das BMI und natürlich auch das BMF zustimmen.
Sondergänge des BMVg sind hier definitiv nicht gern gesehen und werden dementsprechend nicht mitgetragen.
Eine Lösung wäre die immer wieder einmal angedachte Besoldungsordnung-Soldaten.
Aber diese hätte auch ihre Nachteile...
@LwPersFw: Da ich es nicht weiß, werfe ich einfach mal die These in den Raum, dass man es schon schaffen würde, hier flexibler zu agieren, wenn denn wirklich der Wille dazu da wäre, man aber zu sehr in seinen eigenen starren Strukturen gefangen ist, dass man gar nicht erst versucht, hier individuelle Möglichkeiten - gerade für potentielles Fachpersonal - zu schaffen. Ich denke nicht, dass immer gleich eine Anpassung der obersten gesetzlichen Bestimmungen notwendig sein muss.
In anderen Bereichen hat man ja auch kreative Lösungen gefunden. Wie hat man es denn bei den Ärzten geschafft, diese höher zu besolden als es ihr Dienstgrad eigentlich vorsähe? Könnte man doch bei IT Personal ebenso einführen und aktiv bewerben. Wie hat man es geschafft, die Möglichkeiten zu schaffen, dass diese Privatpatienten mit dienstlichen Mitteln während der Dienstzeit behandeln dürfen? Wie hat man die Prämienmodelle für Mangelverwendungen eingeführt? Wie hat man den Weiterverpflichtungszuschlag für manche Verwendungen geschaffen?
@dunstig, das ist halt schon etwas hemdsärmelig gedacht. Klar kann man für bestimmte Bereiche etwas forcieren, aber wie sieht es dann mit der Binnenhygiene aus? IT-Pers und höhere Besoldungsgruppe: warum nicht auch Techniker, Elektroniker, warum nicht auch Piloten? Auch halt, die haben ja in Teilen schon Zulagen, stimmt, hat man nun auch bei bestimmten IT-Verwendungen auch gemacht.
Natürlich gibt es Prämien, gab es schon immer und sie sind so ausgestaltet, dass sie auch für den zivilen PersKörper anzuwenden sind (§43). Sind sie wirklich wirksam und vor allem sind sie praxistauglich ausgestaltet? Da habe ich Zweifel.
Es ist immer einfach zu sagen: man müsste mal dies oder das. Die das sagen, sollten mal die ganzen Prozesse und Abstimmungen mitmachen. Es ist nicht so einfach wie am "Stammtisch".
Zitat von: dunstig am 01. Juli 2024, 11:00:58
@LwPersFw: Da ich es nicht weiß, werfe ich einfach mal die These in den Raum, dass man es schon schaffen würde, hier flexibler zu agieren, wenn denn wirklich der Wille dazu da wäre, man aber zu sehr in seinen eigenen starren Strukturen gefangen ist, dass man gar nicht erst versucht, hier individuelle Möglichkeiten - gerade für potentielles Fachpersonal - zu schaffen. Ich denke nicht, dass immer gleich eine Anpassung der obersten gesetzlichen Bestimmungen notwendig sein muss.
Versucht wird es schon ... nur wie gesagt ... Grund-Besoldung, Stellen- und Erschwerniszulagen ... da geht nichts ohne Billigung des BMI und BMF ... da hier auch die Bundesbeamten im Boot sind.
Ich habe selbst einmal an einer MBF (militärische Bedarfsträgerforderung) für eine Zulage mitgeschrieben ... erst wurde der Bedarf überhaupt in Frage gestellt ... und am Ende war der Betrag
deutlich geringer...
Zitat von: dunstig am 01. Juli 2024, 11:00:58
In anderen Bereichen hat man ja auch kreative Lösungen gefunden. Wie hat man es denn bei den Ärzten geschafft, diese höher zu besolden als es ihr Dienstgrad eigentlich vorsähe? Könnte man doch bei IT Personal ebenso einführen und aktiv bewerben. Wie hat man es geschafft, die Möglichkeiten zu schaffen, dass diese Privatpatienten mit dienstlichen Mitteln während der Dienstzeit behandeln dürfen? Wie hat man die Prämienmodelle für Mangelverwendungen eingeführt? Wie hat man den Weiterverpflichtungszuschlag für manche Verwendungen geschaffen?
Ärzte sind im Zivilen und eben auch bei der Bw schon immer ein besonderes Klientel... da geht eben mehr als beim "gemeinen Volk"... ;) ;D
Und Prämien für diverse Mangelverwendungen gibt es ja.
Hier stellen sich nur die Fragen:
+ Sollte ich die prämienberechtigten Verwendungen weiter ausdehnen ?
+ Sollte ich die Prämienhöhe weiter erhöhen ?
+ Muss das Anwendungsverfahren vereinfacht werden ?
Nur ... was hat dies zur Folge ... auch in diesem Bereich bräuchte ich dann
mehr Geld...
Wo ich wieder bei meinem alten Thema bin : Für totes Material haben wir 100 Mrd ... für das dafür benötigte Personal ... ? ???
Mit dem tollen "Totschlagargument" das die Menschen ja nicht des Geldes wegen zur Bw gehen... hat ja die Studie XY ergeben...
Mag ja sein das dies nicht DAS bestimmende Merkmal ist ... aber ich frage mich warum dann die zivile Wirtschaft mit z.T. massiven materiellen Anreizen arbeitet, wenn sie einen Bewerber will?
Nur selbst wenn innerhalb der Bw jemand im BMVg dies umsetzen wollte ... spätestens in den Haushaltsverhandlungen mit BMI und BMF wäre Schluss!
Denn auch eine Frau Faeser oder ein Herr Lindner reden nur davon das die Bw natürlich
kriegstüchtig werden muss,
bis 2029 --- das dafür
real erforderliche Geld bereitstellen ? Fehlanzeige !!
Ausbaden wird dies das Bestandspersonal !! So wie immer !
@Ralf: Mag sein und will ich dir auch garnicht widersprechen. Da ich kein Experte bin, lasse ich mir auch gerne den Stammtisch-Vorwurf gefallen. :)
Bei Prämien/Zulagen/Zuschlägen teile ich deine Skepsis der praxistauglichen Ausgestaltung bzw. auch bei der erzielten vs. der beabsichtigten Wirkung. Ich war auch kein Fan davon, insbesondere hatte ich immer Zweifel, ob man bei derartiger Ausgestaltung wirklich neues Personal überhaupt erreicht und anzieht. Eher hatte ich das Gefühl, dass die Leute erst im Laufe der Bewerbung davon erfahren haben. Also zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich eh schon für diesen Weg entschieden haben. Aber das ist nur punktueller persönlicher Eindruck. Gleiches bei der Verlängerung. Das Prinzip Gießkanne ist dabei selten eine Lösung, klammert es doch viele Faktoren gleichermaßen aus.
Dennoch liest man immer wieder seit Jahren, dass man in gewissen Bereichen chronischen Mangel habe und nichts machen könne, da man von der Besoldungsordnung an andere Ministerien gebunden sei und das starre System aus Dienstgrad und Besoldung nicht lösen könne. Bei den Ärzten hat man es aber auch geschafft. Oder wenn man sich mal anschaut, wie offensiv z.B. das ZiTis bei IT-Kräften mit der ZiTis- sowie der Fachkräfte-Zulage wirbt. Das springt einen direkt an. Und da sprechen wir nicht von einer Zulage in der Techniker-Größenordnung von 130 EUR / Monat, sondern in einer Größenordnung von in Summe knapp 15.000 EUR / Jahr, die da proaktiv vorgebracht werden.
Zitat von: LwPersFw am 01. Juli 2024, 11:58:28
Und Prämien für diverse Mangelverwendungen gibt es ja.
Hier stellen sich nur die Fragen:
+ Sollte ich die prämienberechtigten Verwendungen weiter ausdehnen ?
+ Sollte ich die Prämienhöhe weiter erhöhen ?
+ Muss das Anwendungsverfahren vereinfacht werden ?
Ist halt die Frage und je nach Anwendungsfall unterschiedlich. Will ich neues Personal gewinnen, muss ich es nicht nur einführen, sondern auch aktiv bewerben, dass es auch Aufmerksamkeit erzeugt und worst case nicht erst dann erkannt wird, wenn ich den Bewerber eh schon auf meiner Seite habe. Und dann noch in einer Größenordnung, dass es Eindruck hinterlässt. Siehe das Beispiel ZiTiS, auch wenn dort andere Rahmenbedingungen und Größenordnungen der Personalgewinnung zum Tragen kommen.
Für das Bestandspersonal an SaZ müsste man es wohl zumindest attraktiver machen als vergleichbare zivile Angebote in der Region. Das setzt aber eine gewisse regionale Flexibilität voraus, die es so auch nicht gibt. Lebenshaltungskosten und damit zivil angepasste Gehälter unterscheiden sich nun einmal mitunter gravierend je nach Region. Hier schaffen es andere Behörden aber auch über regionale Zuschläge Anreize zu schaffen.
Wieder anderes Thema wäre es, einzelnes Spitzenpersonal individuell über ihr DZE hinaus halten zu können. Denn auch wenn man immer das Prinzip "jeder ist ersetzbar" fährt, gibt es nahezu überall Personal, das den Laden schmeißt. Deren Ausscheiden in Verbindung mit schlechter Regeneration hat zumindest bei uns in der Entwicklung häufig zu monatelangen Verzögerungen geführt. Dazu müsste man aber den Dienststellen vor Ort Möglichkeiten einräumen, individuell Angebote zu unterbreiten.
Und ja, damit sind wir immer generell wieder bei dem Thema...
Zitat von: LwPersFw am 01. Juli 2024, 11:58:28
Nur ... was hat dies zur Folge ... auch in diesem Bereich bräuchte ich dann mehr Geld...
(...)
Denn auch eine Frau Faeser oder ein Herr Lindner reden nur davon das die Bw natürlich kriegstüchtig werden muss, bis 2029 --- das dafür real erforderliche Geld bereitstellen ? Fehlanzeige !!
Ausbaden wird dies das Bestandspersonal !! So wie immer !
... dass immer nur davon gesprochen wird, was man erreichen will, die Mittel und Wege, dies wirklich umzusetzen, aber auch nicht gegeben werden.
Zitat von: dunstig am 01. Juli 2024, 13:08:22
Bei den Ärzten hat man es aber auch geschafft.
Oder wenn man sich mal anschaut, wie offensiv z.B. das ZiTis bei IT-Kräften mit der ZiTis- sowie der Fachkräfte-Zulage wirbt. Das springt einen direkt an. Und da sprechen wir nicht von einer Zulage in der Techniker-Größenordnung von 130 EUR / Monat, sondern in einer Größenordnung von in Summe knapp 15.000 EUR / Jahr, die da proaktiv vorgebracht werden.
Wie ich ja schrieb, die Ärzte sind im Zivilen und eben auch bei der Bw eine besondere Klientel ... die auch besonders umworben wird...
Und auch das Zitis ist kein passender Vergleich zur Bw. Es ist eine kleine Behörde (300-400 Mitarbeiter) im Bereich BMI mit einem hoch spezialisierten Auftrag.
Dies sieht man schon an den ersten Mitarbeitern als das Zitis die Arbeit aufgenommen hat ... 13 kamen vom BND.
Das man für so eine kleine Behörde ... die für andere Behörden einen hoch spezialisierten Auftrag erfüllt ... mehr Geld "in die Hand nimmt" ... ist nicht auf die Bw pauschal übertragbar.
Und zu diesem Punkt
Zitat
Und Prämien für diverse Mangelverwendungen gibt es ja.
Hier stellen sich nur die Fragen:
+ Sollte ich die prämienberechtigten Verwendungen weiter ausdehnen ?
+ Sollte ich die Prämienhöhe weiter erhöhen ?
+ Muss das Anwendungsverfahren vereinfacht werden ?
Es ist ja nicht so, dass es nur ein paar Euro gibt...
Wenn ein OA (
ohne nutzbare Qualifikation) für eine aktuell definierte Mangelverwendung mit einer Vakanz 30 % eingestellt wird, würde er für jedes Jahr der Verpflichtung ca. 4000 € , also bei SaZ 13 = 52.000 € bekommen.
Die Frage ist halt ... und die wird sich u.a. auch aktuell gestellt, kann ich bei der Nutzung der Prämien Verbesserungen umsetzen... auch durch ggf. höhere Beträge... wo wir aber wieder beim Haushalt sind... ;)
Zitat von: LwPersFw am 02. Juli 2024, 07:06:21
Wie ich ja schrieb, die Ärzte sind im Zivilen und eben auch bei der Bw eine besondere Klientel ... die auch besonders umworben wird...
Ja aber warum nicht bei chronischen Mangelverwendungen den selben Weg gehen und das aktiv und aggressiv bewerben? Stattdessen wird immer damit argumentiert, dass man sich wegen der Kopplung von Dienstgrad und Gehalt mit den anderen Ressorts abstimmen muss und deswegen keine Flexibilität möglich sei. Geht ja scheinbar doch.
Zitat von: LwPersFw am 02. Juli 2024, 07:06:21
Und auch das Zitis ist kein passender Vergleich zur Bw. Es ist eine kleine Behörde (300-400 Mitarbeiter) im Bereich BMI mit einem hoch spezialisierten Auftrag.
Das man für so eine kleine Behörde ... die für andere Behörden einen hoch spezialisierten Auftrag erfüllt ... mehr Geld "in die Hand nimmt" ... ist nicht auf die Bw pauschal übertragbar.
Das ist sicherlich richtig, dennoch treten diese auf Jobmessen und an Karrieretagen an Universitäten regelmäßig offensiv damit auf, was sie bieten. Das bleibt hängen. Kann ich zumindest aus meinem jüngeren Umfeld so bestätigen. Und darum geht es mir und das kann man unabhängig der Größe der Behörde erreichen.
Bei der Bundeswehr habe ich immer den Eindruck (persönliches Empfinden, lasse mich gerne berichtigen), dass die ganzen Prämien - sowohl für neues Personal als auch für Interessenten für Weiterverpflichtungen - immer erst dann Thema werden, wenn man die Leute eh schon auf seiner Seite hat. Bei meiner Verlängerung damals kam es auch erst zur Sprache, als ich schon beim S1 Offz zur Unterschrift saß. Nachdem ich dann aktiv in meinem Umfeld davon berichtet habe, sind dann noch andere darauf aufmerksam geworden. Wobei die Voraussetzungen und Höhe letztendlich dann keinen überzeugt haben (aber das ist unsere regionale und fachliche Besonderheit).
Zitat von: LwPersFw am 02. Juli 2024, 07:06:21
Wenn ein OA (ohne nutzbare Qualifikation) für eine aktuell definierte Mangelverwendung mit einer Vakanz 30 % eingestellt wird, würde er für jedes Jahr der Verpflichtung ca. 4000 € , also bei SaZ 13 = 52.000 € bekommen.
Das ist das was ich weiter oben meinte. Dieses Prinzip Gießkanne. Warum muss derjenige schon als OA und während des Studiums diese Prämie bekommen? Warum pauschal jeder gleich unabhängig der Leistung bzw. des Ortes an dem er tätig ist? Einen studierten Informatiker werde ich im süddeutschen Raum sicherlich nicht wegen A11 + 400 EUR Brutto / Monat davon überzeugen, länger zu bleiben und seinen Dienstposten länger zu besetzen. Wann erfährt der OA heute davon, dass die Verwendung, für die er sich interessiert, prämienberechtigt ist? Wahrscheinlich dann, wenn er sich eh schon für die Bundeswehr entschieden hat.
Aber ja:
Zitat von: LwPersFw am 02. Juli 2024, 07:06:21
Die Frage ist halt ... und die wird sich u.a. auch aktuell gestellt, kann ich bei der Nutzung der Prämien Verbesserungen umsetzen... auch durch ggf. höhere Beträge... wo wir aber wieder beim Haushalt sind... ;)
Ich stimme dir zu, da der politische Wille derzeit fehlt, Dinge ernsthaft anzugehen, muss die Personalführung mit dem arbeiten, was sie hat. Dass das für Bereiche mit chronischem Mangel zu wenig ist und auch in anderen Bereichen auf Grund der Rahmenbedingungen aus demografischen Wandel, Gen Z, etc. sind diese nicht zu beneiden.
Zitat von: dunstig am 02. Juli 2024, 14:41:19
Zitat von: LwPersFw am 02. Juli 2024, 07:06:21
Wenn ein OA (ohne nutzbare Qualifikation) für eine aktuell definierte Mangelverwendung mit einer Vakanz 30 % eingestellt wird, würde er für jedes Jahr der Verpflichtung ca. 4000 € , also bei SaZ 13 = 52.000 € bekommen.
Das ist das was ich weiter oben meinte. Dieses Prinzip Gießkanne. Warum muss derjenige schon als OA und während des Studiums diese Prämie bekommen? Warum pauschal jeder gleich unabhängig der Leistung bzw. des Ortes an dem er tätig ist? Einen studierten Informatiker werde ich im süddeutschen Raum sicherlich nicht wegen A11 + 400 EUR Brutto / Monat davon überzeugen, länger zu bleiben und seinen Dienstposten länger zu besetzen. Wann erfährt der OA heute davon, dass die Verwendung, für die er sich interessiert, prämienberechtigt ist? Wahrscheinlich dann, wenn er sich eh schon für die Bundeswehr entschieden hat.
Weil wir in diesem Beispiel über eine Unterdeckung von 30 % in der Verwendung reden. D.h. 30 % unbesetzte Dienstposten...
Weis bleibt übrig... hoffen oder eben auch den Menschen ohne Qualifikation gewinnen ... um überhaupt die Chance zu haben die Lücke wenigstens etwas zu schließen...
Und der Hauptmann mit Studium ... würde in diesem Beispiel zumindest bis zu ca. 79.000 € für 13 Jahre bekommen. ... und kann "nur" sein ziviles Master-Studium vorweisen... ;)
Wir sind uns ja einig ... das System ist zu starr ... müsste auch ausgedehnt und mehr fokusiert werden... aber das Problem mit der Grund-Besoldung und Stellen-/Erschwerniszulagen wird trotzdem bleiben.
Da kann die Bw ohne Zustimmung BMI und BMF nichts im Alleingang ändern. Punkt. Hier könnte nur der Gesetzgeber Abhilfe schaffen... Nur da habe ich - egal welche Regierung - meine Zweifel das zu meinen Lebzeiten sich etwas substanziell ändern wird... ;D
Ich stimme dir zu, ohne die Mittel und den Willen, das wirklich anzugehen, wird sich nichts spürbar ändern. Aber wie gesagt, auch die derzeitige Umsetzung der Mittel sehe ich häufig problematisch. Prinzip Gießkanne in Verbindung damit, dass man Prämien erst zur Sprache bringt, wenn das Personal eh schon Interesse an meiner Sache hat. Da ich nicht vom Fach bin und nicht an derartiger Ausgestaltung mitgewirkt habe, mögen meine Beiträge oberflächlich und polemisch wirken und sein. Aber wenn ich sehe, wie andere Arbeitgeber/Behörden mit dem Thema umgehen, frage ich mich schon, warum man bei der Bundeswehr wieder eigene Wege (nicht) geht.
Zitat von: LwPersFw am 02. Juli 2024, 15:19:14
Und der Hauptmann mit Studium ... würde in diesem Beispiel zumindest bis zu ca. 79.000 € für 13 Jahre bekommen. ... und kann "nur" sein ziviles Master-Studium vorweisen... ;)
Ich meinte eher den Hptm, der als OA eingestiegen ist, bei der Bundeswehr Informatik studiert hat und einen Anreiz bekommen soll, länger zu bleiben, damit ein Dienstposten in einer Mangelverwendung länger besetzt bleiben kann. Das funktioniert weder mit dem Prinzip Zulage/Gießkanne für alle Dienstposteninhaber in Deutschland regional gleich. Noch funktioniert es in Form von einer Verlängerungsprämie, wenn diese erst bekannt wird, wenn derjenige eh schon vorhat zu verlängern oder diese nicht (regional) flexibel ausgestaltet ist. Wie gesagt, mit A11 + ein paar hundert Euro Brutto Zulage/Prämie locke ich keinen Informatiker in der südlichen Hälfte Deutschlands bzw. generell in Ballungszentren. Dafür sollte das Beispiel ZiTiS dienen. Einerseits wie offensiv mit der Prämie geworben wird und in welche Größenordnung man da gehen muss, dass der ÖD attraktiv mithalten kann.
ZitatWir sind uns ja einig ... das System ist zu starr ... müsste auch ausgedehnt und mehr fokusiert werden... aber das Problem mit der Grund-Besoldung und Stellen-/Erschwerniszulagen wird trotzdem bleiben.
Spürbare Zulagen für Mangelverwendungen offensiv/aggressiv beworben, regionale Zuschläge, Höherbesoldung wie bei den Ärzten, individuelle (regionale) Möglichkeiten für Schlüsselpersonal mit Zuschlägen zu verlängern, ... Sehe da nicht unbedingt etwas, was es nicht schon gibt bzw. eine Änderung der Gesetzgebung erfordere.
Und ich bleibe dabei, bei den Ärzten hat man es auch geschafft. Besonderes Klientel hin oder her. Vielleicht sollte man Bereiche mit jahrelangem chronischen Mangel dann ebenfalls als "besonderes Klientel" ansehen und besondere Privilegien einräumen.
Aber ja, die Personalführung ist nicht zu beneiden und hat schon heute massive Herausforderungen zu bewältigen, die unter den aktuellen Rahmenbedingungen mit Sicherheit eher schwieriger werden.
Um mal etwas genereller zum Thema zurück zu kommen: Da wir im Umfeld einige frische Abiturienten haben, von denen der ein oder andere Interesse gezeigt hatte, kamen als Argumente, die letztendlich dagegen gesprochen haben häufig die (regionale) Ungewissheit, wie es nach dem Studium weitergeht in Verbindung mit den häufig nicht gerade attraktiven Standorten. Beides nachvollziehbare Gründe, die es auch nicht gerade einfacher machen.
@dunstig ... wie ich ja schrieb ... ich kann allem folgen.
Ich wollte nur aufzeigen -- und daran kann das BMVg nichts ändern -- sobald es um finanzielle Aspekte geht sind zu 95 % der BMI und der BMF
die bestimmenden Faktoren ... wenn bei der geplanten Maßnahme auch die Beamten bzw. Arbeitnehmer betroffen sein könnten/würden...
Gibt es z.B. Spezialisten X als Offz, aber in der Fachtätigkeit auch irgendwo im Bundesdienst als Beamten ... wird der BMI keiner Sonderlösung nur für die Offz zustimmen...
Da könnte unser VM intervenieren wie er will... ;)
Zitat von: dunstig am 04. Juli 2024, 09:15:34
Da wir im Umfeld einige frische Abiturienten haben, von denen der ein oder andere Interesse gezeigt hatte, kamen als Argumente, die letztendlich dagegen gesprochen haben häufig die (regionale) Ungewissheit, wie es nach dem Studium weitergeht in Verbindung mit den häufig nicht gerade attraktiven Standorten. Beides nachvollziehbare Gründe, die es auch nicht gerade einfacher machen.
typisches Problemfeld im "Handling" der GenZ ... und diesen Punkt kann die Bw m.E. auch nicht ausreichend auflösen...
Die Standorte sind wo sie sind ... da kann man ggf. kleine Veränderungen vornehmen ... aber mehr nicht...
Wer nicht "weit ab vom Schuss" bzw. ländlich dienen möchte .... den werde ich auch nicht mit Geld (wenn denn verfügbar) und guten Worten z.B. nach Schönewalde oder Panker locken ... ;D
Aber dieses Problem hat ja auch die Wirtschaft ... Ein Bekannter von mir arbeitet in einem florierenden mittelständischen Unternehmen ... finden aber - trotz locken mit Anreizen - keine Fachkräfte... weil plattes Land... ;)
"
Personalstärke Juni 2024: Unter 180.000 aktive Soldaten und SoldatinnenVeröffentlicht am 09.08.2024 von T.Wiegold
Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr nimmt weiter ab und ist im Juni erstmals seit fast sechs Jahren wieder auf unter 180.000 gefallen. Ende Juni dienten
179.694 Soldaten und Soldatinnen, gut 500 weniger als im Vormonat. Der Rückgang im Juni ist vor allem auf eine geringere Zahl an Freiwillig Wehrdienst Leistenden zurückzuführen; die Zahl von Berufs- und Zeitsoldaten veränderte sich kaum. (...)"
https://augengeradeaus.net/2024/08/personalstaerke-juni-2024-unter-180-000-aktive-soldaten-und-soldatinnen/Die Bundeswehr versucht diesem Trend entgegenzuwirken, aber der Demografie kann man nicht entkommen und die richtig großen Baby-Boomer-Jahre kommen erst noch... bis ca. 2030.
Dazu kommen Faktoren, auf die das BMVg keinen, bzw. nur einen geringen Einfluss hat: Entscheidungen bei denen BMI und vor allem BMF die Federführung haben.
Siehe BMF bei den aktuellen Hauhaltsverhandlungen...
Oder BMI, wenn es abweichende Lösungen von den Bundesbeamten geben soll... nur für die Soldaten...
@dunstig: Ein weiterer Aspekt ist, dass für MINT Absolventen und technische Berufe ein enorm hoher Bedarf in der freien Wirtschaft besteht und die Unternehmen Mitarbeiter aktiv anwerben und halten wollen.
Bei der Bundeswehr hat man sich hingegen so spezialisiert, dass man als BS schwierig in der Industrie Fuß fassen kann und sich so der Flexibilität des Arbeitsplatzes beraubt hat. Klappt es dann mit der Karriere nicht (Oberstabsfeldwebel oder LGAN Teilnehmer werden mit Nichten nur die Besten) das anfangs hohe Gehalt stagniert im Verhältnis zu anderen Berufsperspektiven, kann man sich nur schwerlich umorientieren und ist in der Mühle gefangen. Darauf haben viele Menschen keine Lust (mehr) und bieten sich dann überraschend Chancen, gehen gute Leute.
Bundestag 1. Lesung zum Haushalt 2025 EP 14 Verteidigung
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw37-de-verteidigung-1012532
Wenn man liest und anhört was zum Thema gesagt wird ... habe ich keine Hoffnung das die Bw mehr als die geplanten 1,3 Mrd € mehr für 2025 bekommt...
Damit wird Vieles an Problemen im materiellen und eben auch personellen Bereich nicht zeitgerecht, oder auf nicht absehbare Zeit lösbar sein...
Für die Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bw also kontraproduktiv...
Für die Steigerung der Personalausgaben (z.B. durch die Besoldungsrunde 2025/2026) sind bereits 955.983.000 € mehr vorgesehen ... bleibt nicht viel zu 1,3 Mrd € ...
Es zeigt sich mal wieder, dass die ausgerufene Zeitenwende zur Zeitlupenwende verkommt. Es wird einfach nicht ernsthaft verfolgt. Pistorius würde es ernst meinen, ja, aber Scholz kann es offensichtlich nicht gegen Widerstand in der eigenen Regierungskoalition durchsetzen. Teile der SPD stehen dagegen, und auch der FDP Finanzminister knausert.
SWR-Aktuell
"
Von Beruf Soldat in der Bundeswehr: Immer mehr junge Menschen können sich das vorstellen29.3.2025, 15:46 Uhr"
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/bundeswehr-jobmesse-interesse-bei-bewerbern-waechst-100.htmlSo löblich das leichte Plus an Einstellungen in 2024 ist, bleibt meines Erachtens das Delta zwischen den Vorstellungen vom Dienst in der Bundeswehr der Jugendlichen VOR der Einstellung und dem dann persönlichen Erleben nach der Einstellung.
Hier zu ignorieren das die aktuelle Generation ganz andere Vorstellungen UND Erwartungen an den Arbeitgeber Bundeswehr hat als "früher", kann nur zu Fehlbewertungen führen.
Auch wer z.B. aus wirklicher sicherheitspolitischer Überzeugung Soldat werden will... will trotzdem nicht in einer maroden Unterkunft leben, will nicht auf seine modernen Kommunikationswege verzichten, will nicht an einem Standort "am Arsch der Welt" dienen, an dem er/sie ohne eigenes Auto aufgeschmissen ist...etc...etc... nicht im Jahr 2025!
Und das weiß ich weil ich in den letzten 3 Jahren genügend Gespräche mit "Abbrechern" geführt habe.
Denn deren Gründe zum Abbruch sind zu dokumentieren.
Die Meisten haben auch ehrlich gesagt was sie zum Abbruch bewegt hat. Und dies waren genau die von mir geschilderten. Plus leider das alte Übel der Personalgewinnung... das wecken falscher Erwartungen.
"Machen Sie erst mal dies... und beantragen später was Sie eigentlich wollen..." Absolut "tödlich" bei der heutigen Generation! Denn diese ist nicht dumm! Die Jugendlichen wissen ganz genau das sie nur 6 Monate Zeit haben, um leicht die Bw wieder verlassen zu können.
Bekommen sie bis dahin nicht ihre Vorstellungen erfüllt, sind die klugen Köpfe weg!
Gerade wieder erlebt...
Als UA eingestellt...mit Wunsch-ZAW
Stamm über 150 km von zu Hause
Wollte aber FA...
Also Suche und siehe da...
FA möglich am Wohnort (!!)
bei immernoch Wusch-ZAW...
Aber... Widerruf gezogen !!!
Warum ?
"Arbeitsvertrag" nicht jederzeit kündbar
Beruf passt nicht zur Familienplanung, da zu viele mögliche Abwesenheiten von zu Hause
Was soll "Die Bundeswehr" dagegen tun ?
Nichts kann sie dagegen tun!
Deshalb ist es ein Irrglaube das eine Wehrpflicht den Pool der längerdienenden SaZ
signifikant erhöhen würde!
Denn die heutige Jugend ist eben nicht mehr die Jugend von "früher" ;)
Also ganz ehrlich, die Bundeswehr bietet als Arbeitgeber viele Vorteile, aber für smarte Menschen aus der MINT Fraktion, die in ihrem Bereich eine Karriere anstreben (Fw, milFD, TrD) kommt irgendwann die Entscheidung was wirklich wichtig ist und wie hoch der Preis ist: Techniker werden in der Industrie gesucht, als BS/milFD ebenso, danach wird es dann dünn (und wenn es an der BTF scheitert, die nicht selten Gemauschel sind). Oder der Soldat möchte eben nicht für A15/16 alle 2 Jahre den Dienstort wechseln. Ebenso nimmt man sich die Flexibilität des Arbeitgeberwechsels... also für die technischen Berufe sind die Perspektiven für BS sehr schlecht im Verhältnis zur Industrie.
Wenn ich mal hier Abwerbeangebote von Unternehmen (Rüstung, Luftfahrt, Consulting) einstellen würde, würde der ein oder andere mit den Ohren schlackern.
Dazu: Mindestens ein Jahrzent Werbeversprechen die auch von Airbus oder Rheinmetall stammen könnten, ohne Bezug zum Militär. Ich glaube nicht, dass sich Bewerberzahlen, die auch über die ,,Probezeit" hinaus bleiben, langfristig signifikant steigern werden.
Es ist einfach ein Markt. Wenn ein Arbeitsplatz den heutigen durchschnittlichen Ansprüchen an Vereinbarkeit mit privaten Wünschen nicht genügt (heimatnah, familienfreundlich, feste Zeiten), muss die Kompensation eben überdurchschnittlich sein. Aber mir der Gehaltsstruktur des öffentlichen Dienstes geht das kaum.
Wie FoxtrotUniform bereits ausführte, bei studierten Naturwissenschaftlern oder Technikern ist der Unterschied in der Vergütung besonders groß. Aber auch Mannschaften, die wegen nicht vorhandener Berufsausbildung früher beim Bund mit vergleichbar hohen Einstiegsgehältern gelockt werden konnten, sind in Zeiten von Arbeitskräftemangel mit dem Sold nicht zu beeindrucken.
Als Müllwerker bei der Berliner Stadtreinigung bekommt man ca. 3.500 brutto Einstiegsgehalt. Es wird keine Berufsausbildung gefordert, nur ausreichende Deutsch-Kenntnisse und Fitness zum Schieben der Container:
https://www.bsr.de/muellwerk-30707.php
Die Wehrpflicht würde ein klein wenig etwas ändern. Denn wenn vorn mehr Personal hereinkommt, bleiben auch mehr Leute hängen. Aber an der Abgängerquote wird das nichts ändern. Wehrpflicht ist also die Hammermethode.
Die Unterbeschäftigung, die neben der Arbeitslosigkeit auch Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit umfasst, ist saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 13.000 gestiegen. Sie lag im März 2025 bei 3.698.000. Das waren 97.000 mehr als vor einem Jahr.
Quelle: https://www.arbeitsagentur.de/news/arbeitsmarkt
Solange wir uns in Deutschland 3,7 Mio Arbeitslose bei gleichzeitig hunderttausenden offenen Stellen für gering- bis unqualifiziertes Personal gönnen, wird es mit den Zahlen für die Bundeswehr auch nur schwer bergauf gehen können. Wenn ich mir das Beispiel von der Berliner Stadtreinigung ansehe, kann die BW gar nicht soviel zahlen, dass das für die Massen spannend wird.
Warum binden wir die Arbeitslosen nicht für einfache Tätigkeiten ein?
Innenstädte sauber halten, Bauhelfer, Unterstützung in caritativen Bereichen oder eben auch Helfer bei der Bundeswehr.
Früher gab es die 1-Euro-Jobs. War gar nicht so verkehrt und würde der Bundeswehr in einigen Bereichen durchaus helfen.
Wenn wir den öffentlichen Sektor auch endlich einmal ordentlich strukturieren und digitalisieren würden, hätten wir auch tausende von Beamten, die dann einfach über wären.
Und mit dem Weisungsrecht des Arbeitgebers (nach nur kleiner Modifikation der Gesetzesgrundlage ;-)) auch zur Bundeswehr umgeleitet werden könnten.
Hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Gibt so viele Ansätze.
Man muss nur politisch wollen.
Der Beitrag strotzt natürlich vor simpler Polemik, aber dennoch 1-2 Punkte dazu:
Zitat von: FlaRak31 am 31. März 2025, 09:09:51Solange wir uns in Deutschland 3,7 Mio Arbeitslose bei gleichzeitig hunderttausenden offenen Stellen für gering- bis unqualifiziertes Personal gönnen, wird es mit den Zahlen für die Bundeswehr auch nur schwer bergauf gehen können.
Ist nur die Frage, ob das Personal wäre für die Bereiche, in denen die Bundeswehr einen Mangel hat. Ich bezweifle es. Die körperlichen Einschränkungen der strukturell Arbeitslosen noch nicht einmal berücksichtigt.
Zitat von: FlaRak31 am 31. März 2025, 09:09:51Man muss nur politisch wollen.
Da stimme ich zu, denn gerade bei Fachkräften ist der öffentliche Dienst einfach häufig nicht attraktiv und hier schafft man es nicht, dies zu ändern. Gerade weil es häufig die Bereiche sind, in denen der zivile Arbeitsmarkt ebenfalls einen Mangel hat und dann naturgegeben einfach attraktiver ist als die Bundeswehr, bzw. der öffentliche Dienst generell mit ihren starren Gehaltsgefügen.
Wobei man auch schon sagen muss, dass andere Dienstherren da deutlich pragmatischer und flexibler sind in der Ausgestaltung. Wobei man da auch bei einer eher überschaubaren Anzahl an Dienstposten ist im Vergleich zur Bw.
Zitat von: Bunkerfunker am 31. März 2025, 01:39:47Wie FoxtrotUniform bereits ausführte, bei studierten Naturwissenschaftlern oder Technikern ist der Unterschied in der Vergütung besonders groß.
So ist es. Und es betrifft nicht nur die Vergütung, sondern nahezu alle anderen Rahmenbedingungen ebenfalls. Mein DZE liegt jetzt exakt ein Jahr zurück und häufig durfte ich mir anhören, dass das Gras auf der anderen Seite ja nur grüner erscheint, bzw. ecke ja auch hier gerne mit dieser Ansicht an.
Daher hab ich für mich nach einem Jahr mal eine Gegenüberstellung aufgestellt und mit meiner damaligen verglichen (Verbleib als BS ja/nein) und in jedem einzelnen Punkt gab es für mich als MINTler in Süddeutschland quasi nichts, was für einen Verbleib bei der Bundeswehr gesprochen hätte. Und in den meisten Punkten war es nicht einmal ein knapper Unterschied. Attraktivität des Standortes generell sowie Standortsicherheit im speziellen, die berufliche Perspektive selber in der Hand und nicht auf Jahre un- und fremdbestimmt, beste Büro und IT-Infrastruktur und ein Einstiegsgehalt, welches ich bei der Bundeswehr selbst als BS und StOffz (Netto Vergleich) zum Ende der Karriere nur schwer erreicht hätte. Und das bei geringerer Wochenarbeitszeit und klarer Perspektive. Die Pandora vom Abstandsgebot oder dass Untergebene ohne jegliche Verantwortung mehr verdient haben, will ich gar nicht erst aufmachen.
Sonstige "weichen" Benefits wie kostenloses ÖPNV Ticket oder Getränke und Obst oder hervorragendes Kantinenessen statt Truppenküche mal außen vor. Dann kommen noch so Kleinigkeiten wie Zugang zur Gesundheitsversorgung dazu, wenn man nicht am Standort wohnt. Krank in der Nacht aufstehen, um zu pendeln und pünktlich am ersten Krankheitstag zur Neukrankenstunde da zu sein, empfand ich nie als optimal. Genauso wie einen ganzen Arbeitstag mit einem 15 Minuten Vorsorge-Termin zu verbringen, weil man zum Facharzt im nächsten BwK fahren muss. Oder das zweijährige Vorgesetztenroulette, usw. ;)
Außer Idealismus, die (frühere) Pension und Sport während der Arbeitszeit blieb da leider nicht viel übrig, was auf der Pro-Bw Seite steht. Und das "leider" meine ich wirklich so. Mir hat die Arbeit immer viel Spaß gemacht, aber die Rahmenbedinungen müssen im Vergleich eben auch passen.
Das tun sie sicherlich für die meisten Bereiche schon jetzt. Aber in anderen tut man sich schwer. Wobei es ja geht, wenn man will. Bei den Ärzten hat man ja auch Wege gefunden.
Zitat von: Bunkerfunker am 31. März 2025, 01:39:47Die Wehrpflicht würde ein klein wenig etwas ändern. Denn wenn vorn mehr Personal hereinkommt, bleiben auch mehr Leute hängen. Aber an der Abgängerquote wird das nichts ändern. Wehrpflicht ist also die Hammermethode.
Dem stimme ich zu, würde den positiven gesellschaftlichen Aspekt (auch der Ersatzdienste) aber dennoch nicht unterschätzen.
Zitat von: dunstig am 31. März 2025, 10:56:03Der Beitrag strotzt natürlich vor simpler Polemik, aber dennoch 1-2 Punkte dazu:
Zitat von: FlaRak31 am 31. März 2025, 09:09:51Solange wir uns in Deutschland 3,7 Mio Arbeitslose bei gleichzeitig hunderttausenden offenen Stellen für gering- bis unqualifiziertes Personal gönnen, wird es mit den Zahlen für die Bundeswehr auch nur schwer bergauf gehen können.
Ist nur die Frage, ob das Personal wäre für die Bereiche, in denen die Bundeswehr einen Mangel hat. Ich bezweifle es. Die körperlichen Einschränkungen der strukturell Arbeitslosen noch nicht einmal berücksichtigt.
Klar habe ich meine Aussage bewusst so formuliert, um ein einfaches, aber leicht verständliches Bild zu erzeugen.
Ich bin sogar sehr überzeugt davon, dass im großen Herr der Arbeitslosen viele viele geeignete Kanidaten für das nicht ganz so große Herr der Bundeswehr dabei sind oder wären.
Wen suchen wir denn?
Wenn wir an die gewünschte Weihnachtsbaum Struktur der Bundeswehr denken, suchen wir wenige Generäle, ein paar mehr Offiziere, ordentlich Unteroffiziere und sehr sehr viele Mannschaftler.
Generäle: Haben wir
Offiziere: Jedes Jahr viel mehr Bewerbungen als freie Dienstposten
Unteroffiziere: Da müssen wir mal genau hingucken, wer geeignet wäre
Mannschaften: Sport frei - Feuer frei. Alles was geht. Alle die neu zur Bundeswehr kommen, kennen die Armee auch noch nicht und müssen angelernt werden. Das macht keinen Unterschied, hat auch zur Zeiten der allgemeinen Wehrpflicht nicht interessiert und wird auch nicht intereessieren, sollte die Wehrpflicht wieder kommen. Da geht dann jeder über die Hindernisbahn, egal welche Statur. Ganz im Gegenteil, ist es ja dann erst recht gutes Training für die Ausbilder, wenn man alle über die Bahn bekommen muss und nicht nur die fitten. Wird im Verteidigungsfall dann ja auch nicht anders aussehen, wenn plötzlich alle eingezogen werden. ;-)
Und wer sich als Arbeitsuchender partout nicht mit der Bundeswehr anfreunden kann, der kann sich ja bei den caritativen Alternativen umsehen.
Anders war es zu Wehrdienstzeiten ja auch nicht.
Positiver Nebeneffekt: Die Leute, die dann neu bei der Armee sind und fest stellen, dass es dort ja doch gar nicht soo böse zugeht, erzählen das dann im Freundes- und Bekanntenkreis und werden somit zu weiteren Mittlern zwischen Armee und Bevölkerung, womit die Attraktivität der Bundeswehr steigt.
Zitat von: FlaRak31 am 31. März 2025, 13:28:08Wen suchen wir denn?
Wenn wir an die gewünschte Weihnachtsbaum Struktur der Bundeswehr denken, suchen wir wenige Generäle, ein paar mehr Offiziere, ordentlich Unteroffiziere und sehr sehr viele Mannschaftler.
Generäle: Haben wir
Offiziere: Jedes Jahr viel mehr Bewerbungen als freie Dienstposten
Unteroffiziere: Da müssen wir mal genau hingucken, wer geeignet wäre
Mannschaften: Sport frei - Feuer frei.
Sicher dass wir so viele Mannschaften suchen?
ZitatWen suchen wir denn?
Wenn wir an die gewünschte Weihnachtsbaum Struktur der Bundeswehr denken, suchen wir wenige Generäle, ein paar mehr Offiziere, ordentlich Unteroffiziere und sehr sehr viele Mannschaftler.
Welche Weihnachtsbaumstruktur? Da sind wir doch schon seit Ewigkeiten weit entfernt von. Braucht man ja nur mal in den EP 14 schauen und sieht, dass es nahezu so viele Haushaltskarten für A9-B3 (40.000) gibt wie für Mannschaften (45.000). Unteroffiziere ungefähr doppelt so viele (95.000).
Ansonsten aus dem Bericht der Wehrbeauftragten:
ZitatMit Einbeziehung der Freiwillig Wehrdienst Leistenden, die regelmäßig außerhalb von Dienstposten verwendet werden, liegt der Besetzungsstand für Mannschaften allerdings bei über 95,8 Prozent.
Zitat(...) Dienstposten in den Laufbahngruppen der Unteroffizierinnen und Unteroffiziere sowie
der Offizierinnen und Offiziere waren 24.258 Dienstposten nicht besetzt. Das entspricht 19,9 Prozent (...)
Also mit Masse Personal mit notwendigen Bildungsvoraussetzungen/Qualifikationen.
ZitatUnd wer sich als Arbeitsuchender partout nicht mit der Bundeswehr anfreunden kann, der kann sich ja bei den caritativen Alternativen umsehen.
Ok dann mal weg von den Stammtischparolen: Wie viele der Arbeitslosen stünden denn der Bundeswehr überhaupt zur Verfügung? Wenn man mal nur ein paar Kleinigkeiten wie Musterung, Vorerkrankungen, Alter, Vorstrafen und deutsche Staatsangehörigkeit berücksichtigt? Zusätzlich noch o.g. notwendige Bildungsvoraussetzungen und dann noch die Bereitschaft generell.
Viel mehr sollte man es schaffen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um attraktiv genug zu sein, seine Plätze mit willigem Personal zu füllen und dieses auch zu halten, statt Unwilliges Personal zu zwingen.
Oder eben wirklich wieder Strukturen einer Wehrpflicht schaffen, mit allen genannten Vor- und Nachteilen. Das hat aber erst mal so gar nichts mit der Stammtisch-Karte "Solange wir uns Arbeitslose leisten" zu tun.
etwas ot: Dieser Faden, die "Warteschlangen"-Berichte und "Gedankenspiel" lassen mich gerade etwas konsterniert in die Zukunft schauen.
Die Zeitenwende wurde 2022 ausgerufen.
Es wirkt ein bisschen so, als wäre seit dem nicht ganz so viel passiert.
Geld steht bereit, nur wer und wie wird es ausgegeben?
In meinem Bereich gibt es auch gerade ein tolles Programm, viel Geld wird ins System gespült. Das macht sich gut auf Pressekonferenzen.
Nur weiß niemand in den Ebenen unter der Ministerin so ganz genau, wofür man es ausgeben darf und wie der Ablauf dann ist, wenn man es denn dann wüsste.
Wir an der Front hätten schon Ideen. Wenn wir die äußern, tja dann wird es kompliziert...
Zitat von: VeggieBurger am 31. März 2025, 13:31:44Sicher dass wir so viele Mannschaften suchen?
Werden wir in Zukunft suchen müssen, wenn wir wieder eine verteidigungsfähige Armee mit mehreren hunderttausend Mann schaffen wollen, mit etlichen zusätzlichen Brigaden und Bataillonen an Infanterie, Artillerie, Panzern, etc... das braucht in der Masse Mannschaften. Und das wird nicht funktionieren ohne Wehrpflicht.
Da nun die Medien mit verschiedenen Zahlen um sich werfen was die Bundeswehr an Mehrpersonal benötigt ( zwischen 20.000 und 50.000), stellt sich mir immer öfter die Frage wie es realisiert werden soll.
Angenommen Strukturen ( Kasernen usw) wären vorhanden.
Schraubt die BW dann an Plänen um eventuell Personal einzustellen das in den Einstellungstests wohl eher kein Angebot erhalten hätte?
Das Thema hatten wir doch schon mehrfach, dass dieses nur verpflichtend hinzubekommen ist.
Auch dies gehört zum Thema...
Denn ein Soldat hat im Ernstfall die Pflicht sein eigenes Leben einzusetzen und es ggf. bewusst zu opfern.
Dafür hat er den Anspruch das die Politik und die Bundeswehr ihm, bzw. seinen Hinterbliebenen, die
bestmögliche Versorgung gewähren.
Hier ist noch deutlich Luft nach oben, auch wenn sich in den letzten Jahren Vieles deutlich verbessert hat. Keine Frage.
Gerade aber beim Thema PTBS bestehen noch deutliche Defizite.
Und wenn sich die Zuständigen innerhalb der Bw hinter bestehenden Gesetzes verstecken, muss eben die Politik diese anpassen.
Denn die Politiker schicken die Soldaten in den Krieg ...
https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/bundeswehr-ptbs-veteranen-100.html-------------------------------------
Killed in Action - Trauma Bundeswehr Teil I
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Killed-in-Action-Trauma-Bundeswehr-1-5,audio1872786.htmlKilled in Action - Trauma Bundeswehr Teil II
https://www.ardaudiothek.de/episode/streitkraefte-und-strategien/killed-in-action-trauma-bundeswehr-2-5/ndr-info/14569557/