Hallo an alle!
Ich bin heute zum ersten Mal hier im Forum online. Ich bin am recherchieren für meine Facharbeit und würde mich über Eure Unterstützung sehr freuen.
Ich möchte keine Diskussion auslösen, die darum geht, ob Auslandseinsätze richtig oder falsch sind.
Ziel der Facharbeit soll nicht sein, Auslandseinsätze schlecht darzustellen, sondern den "Preis" dafür und wer ihn "bezahlen" muss, zu erörten.
D.h. mein Anliegen ist es, in meiner Facharbeit über die Auswirkungen selbst zu berichten. Wie verändern sich Ansichten, Psyche, Zukunftsperspektiven, Alltag, Familienleben, etc. für die Soldaten selbst, aber auch für deren Freunde, Partner, Familie.
Ich habe selbst einen guten Freund, der an mehreren Auslandseinsätzen teilgenommen hat, auch an weiteren teilnehmen wollte, aber die psychologische Untersuchung nicht mehr gepasst hat. Ich habe unzensierte Fotos gesehen, sein Erlebtes gehört und seine Reaktionen auf eigentliche Alltagssituationen erlebt. Sein komplettes Leben und Fühlen hat sich geändert. Darum habe ich mich für dieses Thema entschieden.
Für jeden Beitrag (von Soldaten, deren Freunde/Freundinnen, Mutter, Vater, Schwester, Bruder, Kind) über persönliche Erfahrungen bin ich dankbar, da ich bei Euch sozusagen ja direkt an der Quelle bin. Vielleicht ist auch mit dem einen oder anderen ein persönliches Interview möglich?
Wo finde ich passende Statistiken, Presseberichte, bereits in den Medien veröffentlichte Erfahrungsberichte, Zitate, Fotos, weitere Quellen, etc.?
Bitte entschuldigt, aber ich muss für eine gute Facharbeit trotz allem Negativen nachfragen: Gibt es auch positive persönliche Auswirkungen?
Am Rande möchte ich noch darauf eingehen, was ausschließlich Betroffene (überlebende Soldaten, die mit dem Tod selbst konfrontiert waren, sowie deren Personen im nächsten Umfeld oder wenn`s nicht zu indiskret ist auch gerne Hinterbliebene) über die Errichtung eines Ehrendenkmals meinen. Ich weiß, darüber gibt`s sogar ein extra Forum, aber aus dem kann ich nicht ersehen, wer ein Betroffener ist.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
Viele Grüße
Michaela
Zitat von: boston-legal am 14. Januar 2007, 15:30:52Für jeden Beitrag (von Soldaten, deren Freunde/Freundinnen, Mutter, Vater, Schwester, Bruder, Kind) über persönliche Erfahrungen bin ich dankbar, da ich bei Euch sozusagen ja direkt an der Quelle bin. Vielleicht ist auch mit dem einen oder anderen ein persönliches Interview möglich?
Dazu würde ich dann doch empfehlen, dass du dich an die Psychologen und/oder Militärseelsorger der Bundeswehr (erstere sollten sich wenigstens in jedem BWK finden lassen) wendest - die haben mit derartigen "Auswirkungen" sicherlich am ehesten Erfahrungen.
ZitatWo finde ich passende Statistiken, Presseberichte, bereits in den Medien veröffentlichte Erfahrungsberichte, Zitate, Fotos, weitere Quellen, etc.?
Google? ;)
Informationen sollten sich schon in den Berichten des Wehrbeauftragten finden lassen - der nächste dürfte auch in wenigen Wochen oder Monaten erscheinen.
Die "loyal" (Mitgliedszeitung des Reservistenverbandes) hatte wenigstens einen Bericht über einen konkreten Fall - einer der Busfahrer bei dem Anschlag in Kabul Mitte 2003, bei dem 4 Bundeswehrsoldaten getötet wurden. Und ich meine, auch in der loyal wurden vor wenigen Ausgaben zwei Überlebende eines anderen Anschlags mit einem toten Soldaten interviewt.
Außerdem würde ich mal bei der ARD (oder einem entsprechenden Medienarchiv) nachfragen nach der Dokumentation "Gezeichnet für's Leben" - ein halbstündiger Film, der am 15.11.06 gesendet wurde und sich mit genau sowas beschäftigt hat. Dort wurde u.a. der Fall eines Feuerwerkers vorgestellt, der im Einsatz durch eine Mine (oder Munition?) schwer verletzt wurde.
Auch gab es vor Jahren eine Dokureihe "
Guten Morgen, Kabul" bei SWR und Arte (oder Phönix?). Darin wurden deutsche Soldaten in Afghanistan begleitet. Der Anschlag Mitte 2003 wurde darin auch ausführlich behandelt, da einige der Toten "Schützlinge" des sich mit im Einsatz befindenden Standortpfarrers waren.
Ich kann mich den Ausführungen von Timid im wesentlichen anschließen, besonders was die Verweise auf Google, Berichte des Wehrbeauftragten, Artikel und frühere Sendungen zum Thema angeht.
Das Thema kann in einem offenen Forum kaum mit der gebotenen Sensibilität und Diskretion behandelt werden. Allein die Grundfrage, wer denn welchen Preis für Auslandseinsätze bezahlt und welche Veränderungen dies bei Betroffenen auslöst, kann m.E. hier nicht öffentlich erörtert werden. Wer dazu etwas sagen mag, müsste sich (und kann das ja auch tun) gegebenenfalls per PM an Dich wenden.
Ein besonders sensibler Bereich ist die Ansprache von Überlebenden oder Hinterbliebenen. Timid hat völlig recht. Das geht nur über einen Bw-Psychologen oder einen Militärseelsorger. Ich würde einem Kameraden mit entsprechenden Erfahrungen sogar unbedingt von öffentlicher Selbstdarstellung abraten, sogar dann wenn Sie anonymisiert ablaufen kann. Kaum jemals ist damit eine Bewältigung des Ereignisses verbunden, dafür brechen fast immer langsam heilende Wunden auf. Solch ein Gespräch sollte in einem Rahmen stattfinden, der eine Betreuung möglich macht.
In den diversen Foren und Beiträgen zum Bundeswehr-Ehrenmal (hier oder auf http://www.bundeswehrehrenmal.de/ )
müsste es inzwischen auch Kommentare von Betroffenen geben oder es lassen sich Vermutungen über den Grad der Betroffenheit anstellen.
Eine weitere (gute) Quelle:
Wende dich an das Zentrum Innere Führung in Koblenz, dort wird dir sicherlich auch weiter geholfen.
Das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr müsste dafür auch eine gute Adresse sein.
http://www.sowi.bundeswehr.de/portal/a/swinstbw
Zitat von: boston-legal am 14. Januar 2007, 15:30:52
Ziel der Facharbeit soll nicht sein, Auslandseinsätze schlecht darzustellen, sondern den "Preis" dafür und wer ihn "bezahlen" muss, zu erörten.
D.h. mein Anliegen ist es, in meiner Facharbeit über die Auswirkungen selbst zu berichten. Wie verändern sich Ansichten, Psyche, Zukunftsperspektiven, Alltag, Familienleben, etc. für die Soldaten selbst, aber auch für deren Freunde, Partner, Familie.
Hallo Michaela,
ich glaube das wenn jemand "schlechte" Erfahrungen gemacht hat im Auslandseinsatz, diese Person genug damit sich zu tun hat Ihr CSS (Combat Stress Syndrom) zu verarbeiten.
Wenn man selber so etwas erlebt hat, wird man sich meiner Meinung nach auch nicht hier im
Netz öffentlich dazu äussern, das fällt denjenigen schon schwer mit dem Alltag,Familienleben usw..
zu recht zukommen.
Wie gesagt das ist meine persönliche Meinung.
Zitat
Bitte entschuldigt, aber ich muss für eine gute Facharbeit trotz allem Negativen nachfragen: Gibt es auch positive persönliche Auswirkungen?
Ich meine mal ja, das wenn man betroffen ist und div. Symtome nach einem Einsatz auftauchen,
findet man auch sehr schnell raus wer dann wirklich deine Freunde sind.
Man bekommt auch sehr schnell heraus, wer nur politische Phrasen drischt,
oder wer sich für einen als Mensch interessiert.
Gruß kohai68
Hallo kohai68,
ich war zwar selbst nie beim Bund, habe privat Bekanntschaft mit meinem Tod vor Augen sammeln dürfen. Hat anscheinend ähnliche Symptome ausgelöst ...
4 Jahre danach: Ich bin mir bewusster denn je, dass ich lebe. Achte darauf, wie ich lebe. Übernehme jetzt gerne Verantwortung für mich, mein Leben, meine Familie und mein Umfeld. Habe nicht nur festgestellt, wer meine Freunde sind, sondern weiß auch selbst Freundschaften mehr zu schätzen. Und weißt Du was, so "pervers" wie sich das anhört: Ich lebe lieber als früher, habe wieder Werte. Früher mochte ich mich nicht besonders und stand mir selber im Weg. Heute kann und mag ich mich im Spiegel anschauen. Jedoch überlege ich auch oft: Was wäre passiert, wenn ich mein Erlebtes nicht hätte verarbeiten und wegstecken können? Daran möchte ich gar nicht denken ...
Dadurch tritt das Erlebte bei mir in den Hintergrund und das ist gut so.
Wie gesagt, ich wollte nicht über die Auslandseinsätze mit Direktfolgen oder über die Bundeswehr oder über irgendwelche politischen Themen diskutieren, sondern über den Mensch an sich nach extremen (Lebens-)Erfahrungen am Beispiel Bundeswehrsoldat.
An die von Euch empfohlenen Institutionen habe ich geschrieben, meine Anfrage wurde weitergeleitet. Bin mal gespannt, danke Euch recht herzlich.
Viele Grüße
Michaela