Motivation als Offizier nach dem Studium

[Fm 1994]

Guten Abend zusammen,

Kürzlich habe ich einen Spiegel-Artikel gelesen, der zwar alt ist, aber dennoch aktuell: https://www.google.de/amp/www.spiegel.de/lebenundlernen/job/akademiker-bei-der-bundeswehr-dienst-schieben-in-der-pampa-a-340353-amp.html

Mich interessiert die Thematik vor allem da mich mein Chef und Spieß darauf angesprochen haben, ob ich nicht doch noch einen Laufbahnwechsel vom FA zum OA machen will.

Nun ist dies nicht der erste kritische Thread, denn ich eröffne. Jedoch überlege ich wirklich, einen Antrag auf Wechsel in die Offizierlaufbahn zu stellen.
Ich mache mir jedoch Sorgen, dass ich nach dem Studium, welches ja wirklich hochwertig ist, auch ein Motivationproblem in der Truppe habe. Dies habe ich auch schon bei Offizieren beobachtet, welche es nicht Mal fertig bringen, auf den Dienstplan zu schauen.

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mit dem Chef und dem Spieß kann man auch nicht immer alle Sorgen teilen, vor allem, da ich momentan im Heer bin, als Offizier jedoch in den CIR möchte. Ein richtiges Verständnis kann ich da eher nicht erwarten.
Mein Wunschstudium wäre Technische Informatik.
Habt ihr Erfahrung, ob man im neuen CIR auch fachnah eingesetzt wird?

Mit kameradschaftlichen Grüßen,
   Fm1994

[Ralf]

Erfahrungen kann es da gar nicht geben, weil CIR erst seit 01.04. in kleinen Teilen besteht und ab 01.07. in größeren Teilen bestehen wird.
Ob man ein Motivationsproblem hat liegt m.E. eher in der Person begründet. Wenn man natürlich die ganze Zeit davon träumt, als Forscher mit seinem frischen Wissen tätig zu sein, wird das nichts.
Wenn man seinem Auftrag nachkommt -der auch nichts mit dem Studium zu tun haben kann- sollte man kein Motivationsproblem haben. Das hat man ja auch nicht am 01. des Monats, wenn man aufs Konto schaut, denn dafür wird man bezahlt.
Ich finde es schon eher befremdlich, wenn man sich selbst keine Motivation im Dienst sucht. Gerade als Offz hat man Spielräume zu gestalten und das bestmögliche herauszuholen. Das sollte doch Motivation genug sein.

[Niederbayer]

Also ich kann es am Beispiel meiner Kameraden und meiner Person veranschaulichen. Zu der Zeit als wir die UniBw verließen (letzten September) machten wir uns manchmal Gedanken, ob wir schnell wieder in den militärischen Alltag "zurückfinden" würden. Das ging soweit, dass einige angefangen haben, in den letzten Uni-Tagen um 5:00 Uhr aufzustehen (undenkbar für mich an der Uni).
Ich glaube, wenn man gerne Soldat ist/war, dann ist diese Umstellung kein Problem. Ich persönlich habe mich auf die Zeit danach sehr gefreut, auch wenn ich die Vorzüge des Studentenlebens nicht missen möchte und sie mir ab und an fehlen  .
Nach ein paar Tagen ist man wieder drin und so finden sich alle nach OL2, etwaigen Führerscheinen, dem ÜbLeiterBw und ein-zwei Monaten im Bataillon derzeit im OL3 wieder (NschTr).
Die Gedanken, die wir uns deswegen während des Studiums gemacht haben, waren (bis auf sehr wenige Kameraden) unbegründet. Ich für meinen Teil freue mich schon sehr auf meine erste Verwendung Anfang 2018, vor der ich mir garantiert vorher auch wieder unnötige Gedanken machen werde  .

[Niederbayer]

Und bezüglich des Eyecatchers "Pampa": Habe vor kurzem erst von den Kameraden der Artillerietruppe gehört, dass die überwiegende Mehrheit ihren Erst-, Zweit- oder zumindest Drittwunsch hinsichtlich Standorten bzw. Verwendungen erhalten hat.

[Getulio]

Ich denke, die Motivation ist genau der Unterschied zwischen denen, die bei der Bundeswehr studieren, und denen, die Offiziere werden.

[Pericranium]

Ich genieße aktuell ja noch den Studenten-Status, aber ich freue mich auch insbesondere auf die Zeit danach.
Endlich Lehrgänge, endlich im BWK und als TrArzt arbeiten und dann irgendwann auch der erste Einsatz.
Vielleicht ist es einer gewissen Naivität und Abenteuerlust geschuldet, aber, zumindest jetzt noch freue ich mich drauf, wenn es dann mal soweit ist, dass ich in den Einsatz geschickt werde.
Denn dafür trainiert man ja und der Einsatz gehört zum Beruf des Soldaten auch einfach dazu.

Auch ist, zumindest für mich, der Stress im Studium ein anderer als der Stress, welchen man bei der Arbeit hat.
Oft ist es nämlich so, dass der Arbeitsstress weg ist, wenn der Tag rum ist bzw. die Woche (abgesehen von Schicksalen die einem länger in Erinnerung bleiben) und man zuhause ist.
Während des Studiums hat man immer im Hinterkopf:"Oh, ich muss viel lernen und diese Prüfung und so bestehen und wenn ich das nicht schaffe, dann passiert dieses und jenes" und das ist manchmal schon stressig.

Deswegen bin ich einerseits froh, wenn es soweit ist, dass ich SanOffz bin und andererseits wünscht man sich dann aber bestimmt auch des Öfteren die Tage als Student zurück....