Ohne jetzt den akademischen Klugscheisser rauslassen zu wollen, bei dieser Diskussion hier werden auch Dinge vermischt (Terroristen, Aufständische, Guerillas, etc) die eigentlich getrennt gehören. Natürlich sind die Berührungspunkte mannigfaltig, und es gibt oftmals methodische Überschneidungen, aber im wesentlich lassen sich archetypische Konzepte unterscheiden, und für Konzepte zur Bekämpfung ist dies dann auch essentiell wichtig.
Ich weiß auch, dass diese Unterscheidung den meisten Normalverbrauchern überhaupt nicht bewusst ist oder unwichtig vorkommt ("Taliban und Al Quaida sind doch das gleiche"), dass die Sprachregelung in den Medien auch oft ungenau ist (wenn die "Terroristen" des IS ein staatsähnliches Gebiet inkl. Großstädte beherrschen), und staatliche Stellen ihren Anteil daran haben, wenn z.B. die Bush-II-Administration etliche grundverschiedene Operationen unter dem Label "War on Terror" bewirbt, die dort nicht reinpassen. Die Auswüchse kann man gerade international sehen, wo so ziemlich jeder und alles als "Terrorist" bezeichnet wird, wenn man "böse böse pfui pfui" ausdrücken will. Als aktuelle Beispiele kann man Assad in Syrien sehen, der ausnahmslos
alle seine Gegner generell als "Terroristen" bezeichnet, oder auch die ukrainische Regierung, welche die russischen Separatisten in der Ostukraine mittels einer "Anti-Terror-Operation" bekämpfen möchte.
Ungeachtet dieser öffentlich-medialen Sprachverwirrung ist in Fachkreisen, d.h. polizeilichen, militärischen, nachrichtendienstlichen und fachakademischen Kreisen die Konzepttrennung sehr wohl vorhanden und bewusst. Und durchaus auch den meisten Sicherheitspolitikern.
Die Vorstellung eines "Krieges" gegen "den Terror", bei dem riesige Militärverbände mit Panzern etc Jagd auf einzelne Terroristen machen, ist nicht nur an und für sich sinnlos, sondern gegenstandslos - denn so was findet in der Realität nicht statt, auch wenn verschiedene Seiten dies behaupten oder den Eindruck vermitteln.
Militärs treten in Aktion, wenn der (oft ehemals terroristische) Gegner den Status eines Guerilla, semi-regulärer Bürgerkriegspartei oder gar de-facto-Regierung erlangt und den klandestinen Schutzraum zumindest teilweise verlassen muss, um Herrschaft auszuüben. Wenn der Gegner dann so weit degradiert ist, dass er sich wieder in den Untergrund zurückziehen muss und "nur noch" Terroranschläge verüben kann (also wieder auf dem Weg zurück zum Terroristen ist, Counter-Daesh ist ein exzellentes Beispiel), dann ist der militärische Anteil an der Sache quasi beendet, und Polizei bzw Nachrichtendienste sind gefordert (evtl noch kleine, hochspezialisierte Militäreinheiten). Denn der "klassische Terrorist", der als Einzelperson incognito von A über B nach C reist und mit einfachen Mitteln Anschläge verübt, die auf maximale psychologische Wirkung ausgelegt sind, bietet dem Militär kein klassisches Ziel und fällt nicht in den militärischen Zuständigkeitsbereich.
Generell sollte man sich nicht am Wortlaut "War on..." aufhängen. Von früheren amerikanische Präsidenten wurden auch schon der "
War on Poverty" und der "
War on Cancer" ausgerufen...