[...]Entgegen anderslautender Zungen ist das ACFüKrBw oder das BAPersBw nicht daran interessiert, möglichst viele OA scheitern zu lassen. [...]
Zunächst einmal: Obgleich es diesbezüglich keinen klaren Verweis auf mich gibt, möchte vorsichtshalber klarstellen, dass ich so etwas in keiner Weise behauptet oder auch nur angedeutet habe.
Das mit der Studienfachrichtungswahl ist nicht so einfach und pauschal darstellbar. Da gibt es viele Abhängigkeiten.
Zum einen der angesprochene STEIND (Studieneignungsindex). Dieser sagt mit einer gewissen Zuverlässigkeit, wo die Chancen recht groß sind, dass ein Studienerfolg eintritt. [...]
Also mit dieser wissenschaftlich validierten und anerkannten Methode werden Wahrscheinlichkeiten aufgezeigt.
Sind diese wissenschaftlich validierten und anerkannten Methoden einsehbar, insbesondere die statistischen Ergebnisse auf denen diese Wahrscheinlichkeiten beruhen? Wer hat diese Untersuchungen durchgeführt und wann?
Was die Eignung und Eignungsfeststellung für die Studiengänge betrifft, folgende Erfahrungen, die ich machen musste:
- Während meiner Zeit im studentischen Konvent der UniBw berichtete der Vorsitzende, dass der Sprecherrat sich an die OPZ (wie sie damals noch hieß) gewandt und vorgeschlagen hatte, dass die Eignungstest für die Studiengänge mit Unterstützung der UniBw verbessert werden könnten und auch sollten, da man von vielen Kommilitonen wüsste, die erhebliche Probleme im Studium hätten, die eigentlich vermeidbar erschienen.
Die Antwort: 1. Interessiert uns nicht. 2. Macht doch bitte Werbung an den umliegenden Gymnasien.
- Während meiner Zeit als Mitarbeiter erzählte mir mein Prof, dass man sich in der Professorenrunde des Öfteren darüber unterhalten hatte, dass der überwiegende Teil der Studenten wenig geeignet für unseren Studiengang seien. Man habe auch angeregt, bei den Eignungstests fachlich zu unterstützen, die OPZ habe dies aber "überhaupt nicht interessiert".
- Ein Professor, der zu diesem Zeitpunkt sogar Dekan seiner Fakultät war, sagte mir in einem persönlichen Gespräch: "Das Problem ist, dass 75% unserer Studenten in diesem Studiengang nichts zu suchen hat!".
Fakt ist, dass jemand, der in einigen Bereichen unter dem Limit ist auf keinen Fall in den Studiengang geht, wenn er das nicht will und in einem weiteren Prüfungsgespräch das Prüfpersonal überzeugt. Dann kann eine Ausnahme gemacht werden. [...]
Warum ist dies ein "Fakt" und warum waren wir dann mit einem halben Studentenjahrgang konfrontiert, der
- unser Fach nicht studieren wollte
- nicht ansatzweise über das nötige Vorwissen verfügte
- uns mehrfach übereinstimmend erzählt wurde, man sei in Köln zu diesem Fach überredet worden, hatte eigentlich etwas ganz anderes machen wollen, was einem auch weitaus mehr gelegen hätte?
Anhand dieser Ergebnisse wird man dem OB Studiengänge vorschlagen. Nun spielt da aber auch rein, dass einige Verwendungen mit Studiengängen verknüpft sind. [...]
Es gab früher in den Laufbahnbroschüren eine Übersicht über die möglichen Kombinationen. In den aktuellen Broschüren, die es im Internet gibt, stehen diese nicht mehr oder ich habe sie nicht gefunden. Könnten Sie daher eine solche Übersicht zur Verfügung stellen?
Will nun jemand ITOffz werden und will Geschichte studieren, so funktioniert das halt grundsätzlich nicht.Beharrt er auf seinen Wunsch ITOffz zu werden und hat er dafür (wenn vielleicht auch eine geringe, aber er hat eine Eignung), so wird er in einen entsprechenden Studiengang "gedrängt" oder in eine andere Verwendung. Das ist völlig legitim. Wer die Musik bezahlt, kann die Lieder auswählen.
Meine Fragen dazu:
- Früher war es für alle Laufbahnen des Heeres so, dass jedes Studienfach gewählt werden konnte. Ist das noch heute so?
- Ist diese Verwendung als "ITOffz" mit einer TSK verknüpft bzw. ist das eine Verwendung oder eine Rolle wie ein Kp-Chef?
- Ich zitiere den G6 Stabsoffizier einer Heeresdivision sinngemäß:
Studienfachbezogene Verwendungen gibt es bei der Bundeswehr nicht, kann es auch niemals geben. Die Tätigkeit als S6 Offizier [in einem Divisionsstab] hat nichts mit einer technischen Ausbildung zu tun, der Offiziersberuf ist ein Führungsberuf. Im Übrigen, Computer sind nicht einsatztauglich, die Bundeswehr kann IT überhaupt nicht gebrauchen.Wie ist die Aufgabe als "ITOffz", von der Sie heute sprechen, genau zu verstehen?
Dann kommt dazu, dass es natürlich nicht unendlich freie Studienplätze gibt und dass die Bedarfsträger sich einen bestimmten Mix an Studiengängen pro Werdegang vorstellen.[...]
Wie gesagt, über diese Verknüpfungen wüsste ich sehr gerne mehr, da ich sehr oft gegenteiliges vernehmen musste, getreu dem Prinzip: Verwendung und Studienfach haben nichts miteinander zu tun, von sehr speziellen Ausnahmen, die es insbesondere bei der Luftwaffe gab, einmal abgesehen.
Je besser mein Eignungstest am ACFüKrBw ist, desto mehr Wahlmöglichkeiten habe ich. Die letzten beißen die Hunde, diese müssen dann nehmen, was noch übrig ist. Völlig legitim: Bestenauslese, gesetzlich gefordert.[...]
Ist es aber nicht auch so, dass eine größere Anzahl an nicht besetzten Studienplätzen über mehrere Jahrgänge das Weiterbestehen des Studiengangs problematisch werden lässt? Ist es dann nicht denkbar, dass Bewerber in solche wenig gefragten Studiengänge gedrängt wurden?
Eines ist aber allen gemein: Jeder Bewerber unterschreibt, er muss das nicht annehmen. [...]
Das entlässt die Bundeswehr aber in keiner Weise aus der Mitverantwortung für alles, was in den kommenden Jahren passiert, das ist zumindest meine Meinung.
Und es gehört auch dazu, dass einige durchs Studium fliegen, denn das freie Arbeiten, das Selbstorganisieren, eigene Ziele und Schwerpunkte setzen und alles ohne Dienstplan ist ein wichtiger Lernbestandteil.[...]
So ist es. Und wir mussten nur all zu oft feststellen, dass viele unserer Studenten diese Qualitäten nicht mitbrachten. Und dabei spielte durchaus eine Rolle, dass in ihrer bis dahin erfolgten Ausbildung solche Fähigkeiten nicht erwünscht waren.
Wer das nicht hinbekommt, ist schlichtweg nicht gut zum Offizier geeignet und somit fällt er da raus.[...]
Das kann man durchaus zwiespältig betrachten. Eine Menge Leute, die mit besten Beurteilungen von den Offizierschulen kamen, sind bei uns grandios gescheitert. Die Eignung zum Offizier und zum Akademiker scheinen mir doch zwei sehr verschiedene Dinge zu sein.
Alles kein Grund sich umzubringen, aber ohne Leistungsdruck keine Bestenauslese, sonst wäre das wohl ein Walldorf-Studium. [...]
Den Leistungsdruck führte der Pressesprecher der UniBw als naheliegende Ursache an. Ich habe mit meinem Eingangspost darauf hinweisen wollen, dass es auch andere Dinge gibt, die man diesbezüglich erwähnen sollte. Ich persönlich bezweifle, dass der Leistungsdruck ausschlaggebend für die Vorfälle war. Als "Grund" für einen Suizid halte ich folgende Lebenssituation für plausibel:
Wer
- in seinem Berufsleben regelmäßig runtergemacht wurde
- nicht über sein Leben bestimmen kann
- für sein Leben keine Zukunftsperspektive mehr sieht
- gemieden wird
- sich Hohn und Spott ausgesetzt sieht
der könnte durchaus an so einen Punkt kommen. Und ich musste in all den Jahren, in denen ich an der UniBw M war einer ganzen Menge solcher Leute begegnen.
Und die Frage muss erlaubt sein, wie hätten diese Leute denn reagiert, wenn sie mal wirklich unter
Druck im Einsatz stehen? Vielleicht mag man da Zweifel anmelden, warum diese Leute nicht vorher schon im Psychologengespräch rausgesiebt wurden.
Womit einmal mehr die Art und Weise wie die Bundeswehr im Leute wirbt und diese einstellt in Frage gestellt wäre. In diesem Zusammenhang:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-laesst-viele-untaugliche-fuer-tauglich-erklaeren-a-1079693.html