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Kann ein Soldat die Welt verbessern?

Begonnen von Xuiluj, 25. Februar 2019, 19:18:37

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Xuiluj_

Zitat von: ulli76 am 04. März 2019, 17:30:17
Terroristische Organisationen bekommt man eher nicht militärisch bekämpft.

Dessen bin ich mir auch bewusst.
Und das wortwörtliche "Bekämpfen" von Terrorismus sollte auch gar nicht die Aufgabe eines Militärs sein, oder?
Ein General hat in einem Interview mal gesagt (die genaue Quelle kann ich auf Nachfrage raussuchen), dass man mit der Präsenz und dem Einsatz von Waffen nur das Ziel verfolge, eine Pattsituation zu erschaffen, sodass es keiner Partei möglich ist, einen Vorteil zu erlangen. So soll das Bewusstsein der Nutzlosigkeit von Waffengewalt beim Gegenüber erregt werden und so eine Vorraussetzung für Diplomatie darstellen. Was haltet ihr von dieser Sichtweise? Entspricht sie der Realität oder ist es nur Beschönigung und eine Ausrede für nicht erreichte Ziele?
Braucht die Welt wirklich Militärs??

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@Xuiluj
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Der Einsatz von Waffen hat das Ziel, Gegner "auszuschalten"; die Präsenz von Waffen ist die Drohkulisse, die der General möglicherweise im Sinn hatte. 
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schlammtreiber

Zitat von: Xuiluj_ am 04. März 2019, 20:46:32
Ein General hat in einem Interview mal gesagt (die genaue Quelle kann ich auf Nachfrage raussuchen), dass man mit der Präsenz und dem Einsatz von Waffen nur das Ziel verfolge, eine Pattsituation zu erschaffen, sodass es keiner Partei möglich ist, einen Vorteil zu erlangen. So soll das Bewusstsein der Nutzlosigkeit von Waffengewalt beim Gegenüber erregt werden und so eine Vorraussetzung für Diplomatie darstellen. Was haltet ihr von dieser Sichtweise?

Das beschreibt halbwegs genau den Ansatz in Afghanistan und ist eine der Lehrbuchoptionen für Counterinsurgency: man kann den Gegner vielleicht nicht bis zum letzten Mann ausrotten, da er mit zunehmender "Degradierung" (quasi-regulär kämpfende Bürgerkriegspartei -> Guerilla -> Terrorist) immer schwerer greifbar wird und irgendwann tatsächlich eher in den polizeilichen statt militärischen Zuständigkeitsbereich fällt, aber wenn der Gegner keine militärische Siegesoption mehr sieht (oder wenn sie ihm einfach weniger wahrscheinlich vorkommt als die Alternative) und daher den bewaffneten Kampf einstellt und sich politisch betätigt, ist das Ziel auch erreicht. Prominente Beispiele wären die IRA in Nordirland, oder erst kürzlich die FARC in Kolumbien (noch in Arbeit).

Voraussetzung ist natürlich immer, dass der Gegner verhandlungsbereit ist - sprich: wenn die Taliban denken, dass Verhandlungen sie eher nach Kabul bringen als Kampf...
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MMG-2.0

AFG sehe ich jetzt nicht in einer Pattsituation, diese hatten wir damals des Kalten Krieges zwischen NATO und Warschauer Pakt.

LwPersFw

Zitat von: Xuiluj_ am 04. März 2019, 20:46:32
Zitat von: ulli76 am 04. März 2019, 17:30:17
Terroristische Organisationen bekommt man eher nicht militärisch bekämpft.

Dessen bin ich mir auch bewusst.
Und das wortwörtliche "Bekämpfen" von Terrorismus sollte auch gar nicht die Aufgabe eines Militärs sein, oder?

Ein General hat in einem Interview mal gesagt (die genaue Quelle kann ich auf Nachfrage raussuchen), dass man mit der Präsenz und dem Einsatz von Waffen nur das Ziel verfolge, eine Pattsituation zu erschaffen, sodass es keiner Partei möglich ist, einen Vorteil zu erlangen. So soll das Bewusstsein der Nutzlosigkeit von Waffengewalt beim Gegenüber erregt werden und so eine Vorraussetzung für Diplomatie darstellen. Was haltet ihr von dieser Sichtweise? Entspricht sie der Realität oder ist es nur Beschönigung und eine Ausrede für nicht erreichte Ziele?


Die Grundfrage dabei ist ja ... kann ich mit dem Einsatz von Militär den weltweiten Terror - ausgeübt durch zig verschiedene Personen/Gruppen, etc - verhindern, zumindest deutlich eindämmen.

Und hier lehrt die Geschichte - Nein.

Einzelne positive Lösungen von Konflikten ... wie von @schlammtreiber genannt, so positiv sie auch sind, ändern an der Gesamtsituation nichts.


Hier nur eine kleine Auswahl ... was trotz der Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak in der Welt passierte...

https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/zahlen-und-fakten-islamismus/zuf-is-uebersicht-ausgewaehlter-islamistisch-terroristischer-anschlaege

Und das ist nur eine Auswahl der Anschläge mit islamistischen Hintergrund...
Dazu kommen die zig weiteren, mit anderen Hintergründen...

aktiver Berufssoldat im Bereich Personalwesen

schlammtreiber

Ohne jetzt den akademischen Klugscheisser rauslassen zu wollen, bei dieser Diskussion hier werden auch Dinge vermischt (Terroristen, Aufständische, Guerillas, etc) die eigentlich getrennt gehören. Natürlich sind die Berührungspunkte mannigfaltig, und es gibt oftmals methodische Überschneidungen, aber im wesentlich lassen sich archetypische Konzepte unterscheiden, und für Konzepte zur Bekämpfung ist dies dann auch essentiell wichtig.

Ich weiß auch, dass diese Unterscheidung den meisten Normalverbrauchern überhaupt nicht bewusst ist oder unwichtig vorkommt ("Taliban und Al Quaida sind doch das gleiche"), dass die Sprachregelung in den Medien auch oft ungenau ist (wenn die "Terroristen" des IS ein staatsähnliches Gebiet inkl. Großstädte beherrschen), und staatliche Stellen ihren Anteil daran haben, wenn z.B. die Bush-II-Administration etliche grundverschiedene Operationen unter dem Label "War on Terror" bewirbt, die dort nicht reinpassen. Die Auswüchse kann man gerade international sehen, wo so ziemlich jeder und alles als "Terrorist" bezeichnet wird, wenn man "böse böse pfui pfui" ausdrücken will. Als aktuelle Beispiele kann man Assad in Syrien sehen, der ausnahmslos alle seine Gegner generell als "Terroristen" bezeichnet, oder auch die ukrainische Regierung, welche die russischen Separatisten in der Ostukraine mittels einer "Anti-Terror-Operation" bekämpfen möchte.

Ungeachtet dieser öffentlich-medialen Sprachverwirrung ist in Fachkreisen, d.h. polizeilichen, militärischen, nachrichtendienstlichen und fachakademischen Kreisen die Konzepttrennung sehr wohl vorhanden und bewusst. Und durchaus auch den meisten Sicherheitspolitikern.

Die Vorstellung eines "Krieges" gegen "den Terror", bei dem riesige Militärverbände mit Panzern etc Jagd auf einzelne Terroristen machen, ist nicht nur an und für sich sinnlos, sondern gegenstandslos - denn so was findet in der Realität nicht statt, auch wenn verschiedene Seiten dies behaupten oder den Eindruck vermitteln.

Militärs treten in Aktion, wenn der (oft ehemals terroristische) Gegner den Status eines Guerilla, semi-regulärer Bürgerkriegspartei oder gar de-facto-Regierung erlangt und den klandestinen Schutzraum zumindest teilweise verlassen muss, um Herrschaft auszuüben. Wenn der Gegner dann so weit degradiert ist, dass er sich wieder in den Untergrund zurückziehen muss und "nur noch" Terroranschläge verüben kann (also wieder auf dem Weg zurück zum Terroristen ist, Counter-Daesh ist ein exzellentes Beispiel), dann ist der militärische Anteil an der Sache quasi beendet, und Polizei bzw Nachrichtendienste sind gefordert (evtl noch kleine, hochspezialisierte Militäreinheiten). Denn der "klassische Terrorist", der als Einzelperson incognito von A über B nach C reist und mit einfachen Mitteln Anschläge verübt, die auf maximale psychologische Wirkung ausgelegt sind, bietet dem Militär kein klassisches Ziel und fällt nicht in den militärischen Zuständigkeitsbereich.

Generell sollte man sich nicht am Wortlaut "War on..." aufhängen. Von früheren amerikanische Präsidenten wurden auch schon der "War on Poverty" und der "War on Cancer" ausgerufen...

;)
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Zitat von: Xuiluj am 25. Februar 2019, 19:18:37im Folgenden wende ich mich insbesondere an (Ex)Soldaten (der Offizierslaufbahn, da ich erwäge, diese anzustreben), die Erfahrung mit der Bundeswehr als Institution haben und (ganz wichtig) nicht voreingenommen sind.
Und zwar befinde ich mich, wie eben schon angedeutet, in dem Entscheidungsprozess der Frage "Sollte ich die Bundeswehr als meinen Arbeitgeber wählen", und habe mich zur Bewältigung dieses Prozesses über die Bundeswehr informiert und mit Leuten gesprochen, die unterschiedliche Ansichten über diese Kontoverse haben.[...]
Zur Frage zurückkehrend, möchte ich Dir meinen Eindruck als junger OA, jetzt knapp Jahr bei der Truppe, vermitteln. Klar ist das ein kurzer Eindruck, aber da Du speziell die Offz-Laufbahn einschlagen willst, denke ich ist das hilfreich.

Zitat-Organisatorischer Zustand ("Effizienz": Reibungsfreiheit von Idee über Befehl bis zur Ausführung)
Viel Bürokratie, manchmal nervt es, für alles gibt es 1000 Formulare - aber dennoch läuft es. Die meisten Anträge werden zügig bearbeitet, ab und an muss man vielleicht nachfragen, aber in dienstlichen Angelegenheiten geht es in den OA-Btl. sowie auf der OSH in Dresden gut vorwärts.

Zitat-Gesellschaftlicher Zustand (Verantwortung/ Grad an Mitgestaltung/-entscheidung verschiedener Ränge, Reformfähigkeit: Ablegen von veralteten Strukturen, rechtsradikale Soldaten?)
Unterschiedlich, es kommt von Bekannten wie auch Fremden viel Anerkennung, aber auch Misstrauen und negative Impulse über das, was man tut.
Verantwortung in der "Ausbildungszeit"? Minimal. Wenn Du Glück hast, mal Zugdienst für eine Woche, und dann hast Du auch schon das Maximum an Verantwortung abbekommen. Auf dem Dienstposten vielleicht im Truppenpraktikum, aber selbst dort bist Du als OG/Fj als Hilfsausbilder eingesetzt und hast stets einen Fw-DG über Dir, der sein Auge auf Dich wirft. Dann gehts ins Studium, wenig grün, viel zivil. Erst nach dem Studium geht es nach dem OL2 wirklich los, und selbst dann ist die Tätigkeit des Offz manchmal viel Schreibtischarbeit. Aber jeder hat Möglichkeiten, innerhalb seiner Truppe was zu bewegen - man kann sicherlich so führen, dass man zufriedene Soldaten über und unter sich hat - ein guter Dienstplan, der fordert und fördert ist herausfordernd. Aber ob man damit wirklich die Welt verbessert? Schwer pauschal zu sagen.
Bzgl. rechtsradikalen Tendenzen hatte ich auch meine Bedenken, wurde aber positiv überrascht. In den OA-Btl. sind Menschen wie Du. Klar gibt es einzelne mit merkwürdiger Weltanschauung aber das hat man überall, nichts gravierendes.

Zitat-Abhängigkeit von Politik (Was entscheidet die Regierung: Einsätze, Budget, Abhängigkeit von den USA...?)
Dazu kann ich nichts sagen, nur soviel aus Erzählungen von GrpFhr o.Ä.: ab und an macht die Politik im Einsatz einen Strich durch mögliche Optionen.

Zitat-Technischer Zustand ("Lebensstandard": Ausrüstung, Gerätschaften, Verpflegung,... --> Was ist möglich?; Abhängigkeit von den Lobbys)
Gut. Besser als erwartet. Vieles muss sicherlich auf Vordermann gebracht werden, aber in meinen ersten Monaten sind mir keine gravierenden Mängel aufgefallen. Die Stuben sind gut bis ordentlich, die Ausrüstung für die Ausbildung geeignet. Leider kommt es in der Ausbildung ab und an zu leichtem Ausbildermangel, so kann ein kranker Fw den Dienstplan schon einmal durcheinander bringen, wenn die Ausb nicht auf Anhieb von jemand anderem ausgeführt werden kann. Aber die meiste Zeit läuft vieles glatt.

Abschließender Tipp von mir: vesuche es doch mal. Die Bewerbung ist flott im KarC ausgefüllt, es ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert. Wenn es doch nicht wie erwartet ist, kannst du in den ersten 6 Monaten Widerruf ziehen - das ist keine Schande.

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