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Diskussion Bundeswehr in Afghanistan

Begonnen von snake99, 06. Oktober 2009, 08:47:40

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wolverine

Es gibt Nachteile durch Einsätze. Die Bemühungen der ZPersDstSt in allen Ehren, aber manchmal ist es total banal: Die leistungsgerechte Besoldung oder eine Auszeichnung wird verteilt und der Alfred Ausland wird schlicht vergessen - weil er eben nicht da ist! Und bei Beurteilungsreihen, Personalbesetzung gilt es ebenfalls. Oder ganz hart: Nehmen wir doch Verletzungen oder PTBS. Vielleicht ist jemand gerade nur eingeschränkt dienstfähig; und das hat Auswirkungen auf seine Laufbahn. Sollte nicht sein und seine persönlichen Umstände sollten berücksichtigt werden, aber Menschen machen Fehler, sitzen in Gemengelagen fest und unterliegen Zwängen. Oder nehmen wir KdoBeh: Ich glaube, dass es sogar für Freiwillige nirgendwo schwieriger ist, überhaupt in den Einsatz zu kommen. Und wenn man dort ständig bettelt macht man sich nicht nur Freunde!
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miguhamburg1

@ wolverine: Das, was Sie hier anmerken, mag im Einzelfall zutreffen, aber systemrelevant scheint es mir nicht zu sein. Was meinen Sie mit der "leistungsgerechten Besoldung" oder den "Auszeichnungen", die Sie in diesem Zusammenhang erwähnen? Im Übrigen gibt es auch im Hinblick auf vorübergehend eingeschränkte Dienstfähigkeit aufgrund von Erkrankungen, Verletzungen, PTBS etc. ganz klare Weisungen, und die Vorschriftenlage ist ebenso eindeutig: Dies alles darf keine Auswirkungen auf Förderungswürdigkeit - und Beförderungen haben! Und ich bin sehr überzeugt davon, dass die Personalführer, ihre Dezernenten und Abteilungsleiter im PA und der SDBw in dieser Hinsicht kollektiv Dienstvergehen begehen...

Und schließlich: Welche Kommandobehörden meinen Sie und welche Art Freiwillige/Dienstposten meinen Sie, die Probleme hätten, in den Einsatz zu gehen?

snake99

#77
@wolverine
Betrachtet man alleine den sozialen / familiären Aspekt, so denke ich, dass es keinen großen Unterschied macht wo man im Auslandseinsatz ist. Ob Kosovo oder Hindukusch, man ist im Einsatz und es besteht eine räumliche (teils aus kommunikative) Trennung für längere Zeit die es gilt beiderseitig zu bewältigen.

Sicherlich ist ein AFG Einsatz fordernder in Sachen zu verarbeitende Eindrücke, als es damals auf dem Balkan der Fall war, aber da das Wort "Fürsorge" genannt wurde, meine ich einen Widerspruch in sich dort zu erkennen. Man kann nicht auf der einen Seite Fürsorge fordern und auf der anderen Seite Soldaten in den Auslandseinsatz schicken. Wäre die Bw wirklich fürsorglich, so könnte man generell die Teilnahme an Auslandseinsätzen in Frage stellen. Dann stünde noch die immer wieder auftretende Einsatzungerechtigkeit im Raum. Ist es fürsorglich, wenn einige Kameraden in 12 Dienstjahren bis zu 4x befohlen werden, während andere Saz12 nicht an einem einzigen Einsatz teilnehmen müssen?

Bezüglich der Fürsorgepflicht des Dienstherren was das Thema "Einsatzjunkies" angeht, so vertrete ich die Meinung, dass jeder erwachsene Soldat dieses für sich selber entscheiden sollte, wenn er einen Einsatz freiwillig verlängern will oder besonders häufig in den Einsatz gehen will. Warum sollte der Dienstherr den Soldaten bevormunden? Meldet sich der Soldat freiwillig für einen Einsatz, so wird er sicherlich seine Gründe dafür haben. Leidet sein soziales Umfeld darunter, so verstehe ich nicht, warum die Bw sich dafür plötzlich verantwortlich fühlen sollte? Dann könnte man es auch als "kritisch" einstufen, wenn ein Soldat für 3 Monate nach München auf einen Laufbahnlehrgang befohlen wird, obwohl er im Norden Deutschlands stationiert und wohnhaft ist. Jedes WE nach Hause zu fahren ist nicht für jedermann praktikabel. Okay, die Familie wird sich keine Sorgen machen müssen, wie es bei einem Auslandseinsatz der Fall ist, aber der Soldat ist auch hier für längere Zeit von zu Hause abwesend und kann nicht in seinem sozialen Umfeld wirken. Ganz absurd wird es dann, wenn nach dem Laufbahnlehrgang auch noch ein Einsatz befohlen wird. Wo ist dann dort die Fürsorge zu finden?

@Fitsch
Bezüglich meines Vergleichs bitte ich noch mal nachzulesen. Ich habe einzig alleine den Punkt "Abwesenheit von zu Hause" von Soldaten mit einem zivilen Beruf verglichen! Wörter wie "Gefährdung" oder "Aufgabengebiet" wurde nicht von mir genannt, diese brachten erst andere User ins Spiel, da ich nicht die Tätigkeit eines Soldaten mit einem zivilen Beruf vergleichen würde. Da gibt es nämlich nichts vergleichbares, gerade wenn wir hier von einer Einsatzsituation ausgehen.

Zu dem Rest ihres Postings, samt ihrer "Vermutungen", möchte ich mich nicht weiter äußern.

@miguhamburg
Ich habe es häufig erlebt, dass Kameraden aufgrund ihrer Abwesenheit zwecks Einsatz beispielsweise nicht weiterverpflichtet wurden. Es wurde argumentiert, es kann keine ausreichend aussagekräftige Beurteilung erstellt werden, da der Kamerad ja nur im Einsatz war und man sich am Standort kein Bild machen konnte. Kamen dann noch Punkte hinzu wie fehlende Sportnachweise (weil der Kamerad lange im Einsatz war) konnte er sich eine Weiterverpflichtung in der Regel abschminken. So habe ich es zumindest häufig kennengelernt.

Die Kameraden in Wesel bilden meiner Meinung nach eine Art "Insellösung". Sie erhalten zu 50% ihre Befehle direkt vom NATO HQ und zu 50% von nationaler Seite. Gerade im NATO Bereich ist die Befehlsgebung wesentlich unbürokratischer als auf nationaler Bundeswehrebene.

Zu dem angesprochenen Verhalten der Kdr's kann und will ich nichts sagen. Es wurde immer wieder hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass Wesel um seine "Daseinsberechtigung" kämpfen muss, daher haben sich die Kdr's gehütet Einsatzbefehle zurück zuweisen. Aber das ist wie gesagt nur der "Buschfunk" den man hin uns wieder hörte.  

Nachträgliches Edit:
Die genannten Punkte von wolverine kann ich ebenfalls bestätigen. Ein Soldat, der sich im Einsatz befindet, wird schnell zu Hause in der Stammeinheit vergessen und somit auch bei der Verteilung von Leistungsprämien oder förmlichen Anerkennungen.
Auch das "Einsatzbetteln" kenne ich. Ein mir bekannter S6 Fw musste bitten und betteln, bis er in seinen ersten Einsatz (er war bereits im 13. Dienstjahr!!!) gehen durfte.
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wolverine

#78
Ich sage ja, dass Sie Fürsorge nicht wirklich verstanden haben. Nach Ihrer Definition dürfte es Sucht gar nicht geben, da ja jeder erwachsen ist und freiverantwortlich entscheidet. Und der Begriff "Junky" steht dort nicht umsonst. Es gibt problembeladene Soldaten - im In- wie Ausland. Aber die Einsätze bieten ein Superfeld vor seinen Problemen wegzulaufen. Man bekommt sogar noch mehr Geld und kann durch Freiwilligmeldung sogar vorgeben aus Leistungsbereitschaft oder Kameradschaft zu handeln. Gerade labile Persönlichkeiten suchen sehr gerne Ausreden für ihr Handeln und nehmen jeden Vorwand und Selbstbetrug dankbar an. Das ist ein süßes Gift und eine tödliche Mischung! Statt sich hier den Problemen zu stellen und sie zu lösen, rennt man weg und lässt sie über den Kopf wachsen. Im schlimmsten Fall holen sie einen im Einsatz ein und belasten dort. Es ist nicht alles so einfach, wie man es sich so gerne vorstellt...

Zu den Nachteilen zurück. Ich glaube, wir müssen hier zunächst einmal trennen: Einmal Ausreden und Legenden: Sehr viele, deren Laufbahn nicht so verläuft, wie geplant und gewünscht, suchen Ausreden dafür. Wenn man versucht Altersgrenzen zu umgehen und Ausnahmeregelungen zu erwirken (z. B. war früher derr Z8 StUffz so eine Ausnahme), war bei Nichtbewilligung der Einsatz schuld. Ich habe viele Eingaben und Beschwerden in diesem Bereich bearbeitet und in den meisten Fällen waren sie nicht begründet! Oder die neue SLV, nach der der Laufbahnwechsel die Ausnahme wurde: Viele sind vor dieser Realität in immer weitere Einsätze "geflüchtet" - auch weil sie von Spießen und WDB schlicht unverantwortlich falsch beraten wurden! Die Sportabzeichenbegründung ist fast immer vorgeschoben. Leute, die insgesamt wenig Sport machen und auch im letzten Jahr keins hatten, geben dann an es im Jahr der Verpflichtung eben wg. Einsatz nicht geschafft zu haben. Die Beurteilungsgeschichte ist quatsch. Jeder hat heute Anspruch auf einen Beurteilungsbeitrag Ausland und ich kann mir zur Not sogar telefonisch berichten lassen, wie sich der Mann denn macht - solange bis ich ihn sachgerecht beurteilen kann. Das klingt sehr nach Ausrede - entweder vom Betroffenen oder vom Chef, der nur nicht offen darlegen wollte, dass er den Mann eben nicht als Fw oder BS sieht! Ist nicht leicht, das einem bekannten Soldaten in´s Gesicht zu sagen.

Aber es gibt eben auch wenige Fälle, die behründet waren. Naheliegend, dass ich die Fälle nur abstrakt beschreiben kann?! Was mache ich denn mit einem FU6 Patienten? Setze ich ihn auf die zu vergebende Kdr-Stelle? Erlasse hin oder her. Vielleicht hat sich das jetzt geändert mit der Diskussion - das wäre einerseits für den Betroffenen gut. In dem Btl möchte ich trotzdem nicht sein und schon gar nicht als Stv!
Auszeichnungen werden in Listen vorgeschlagen und die leistungsgerechte Besoldung in gewissen Schlüsseln verteilt. Da kann man schlicht übersehen und vergessen werden. Auch außerhalb von Einsätzen kommt das vor. Und Schwierigkeiten in den Einsatz zu gehen: Ab einer gewissen Führungshöhe gilt man als bresonders wichtig und unabkömmlich. Wenn man dann auch noch gut ist und seinen Vorgesetzten richtig Arbeit abnimmt, ist es schwer in den Einsatz zu kommen. Ich könnte das mit Namen und Dienstposten belegen. Aber das würde keinem helfen und auch mir nicht gut bekommen. Im persönlichen Gespräch würde ich es konkretisieren.
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miguhamburg1

@ snake: Auch Ihre Beispiele sind Einzelfälle. Denn wenn Soldaten im Einsatz waren und in absehbarer Zeit eine Beurteilung ansteht, dann werden die PersBearbDst einen Beurteilungsbeitrag des Einsatz-Disziplinarvorgesetzten anfordern. Und aus meiner Kenntnis funktioniert dies in aller Regel auch so. Und im Übrigen kann eine viermonatige Einsatzabwesenheit auch nicht wirklich dazu beitragen, dass Disziplinarvorgesetzte einen Soldaten in einem Beurteilungszeitraum von zwei Jahren nicht hinreichend in seinem Leistungsbild einschätzen können. Dies gilt im Übrigen auch für das Ablegen von Sportnachweisen.

Auch das FmBtl in Wesel unterliegt keinen Sonderregelungen: Der nationale Befehlsstrang bleibt in jedweder Hinsicht in vollem Umfang enthalten. Auch wenn z.B. die deutschen Soldaten in AFG der NATO unterstellt sind, letzte Weisungen erhalten sie vom EinsFüKdo. Auch im Friedensbetrieb in Deutschland ist dieses Bataillon vollständig in die deutschen Befehlsstrukturen eingebunden.

Und Ihre Meinung in Ehren, das Fürsorgegebot der Vorgesetzten bedeutet eben im Einzelfall auch das Bremsen eines Einsatzwilligen, so wie Sie dies beschreiben und das Sorgen um eine Gleichbelastung, soweit es eben geht. Und bei den meisten Dienstposten kann dies auch so sichergestellt werden.

snake99

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wolverine

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schlammtreiber

Zitat von: snake99 am 08. Oktober 2009, 10:30:29
Zu dem Rest ihres Postings, samt ihrer "Vermutungen", möchte ich mich nicht weiter äußern.

Liegt er gleich so richtig dass man nicht widersprechen kann?  ;D
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snake99

#83
@Wolverine

Erstmal danke, wieder was gelernt (Bedeutung FU6).

Um noch mal auf das Thema der Fürsorge zurück zukommen.
Hier ein paar Beispiele aus dem Alltagsdienstbetrieb, wo ich keine Fürsorge zum Thema sozialer Aspekt seitens der Bw erkennen kann.

- Kamerad(in) X wird nach einem mehrmonatigen Laufbahnlehrgang auf einen mehrmonatigen Anschlusslehrgang kommandiert und das obwohl sie einen privaten Umzug am durchführen ist.
- Kamerad(in) Y wird trotz nicht abgeschlossener Einsatzvorausbildung in den Einsatz kommandiert.
- Kamerad(in) Z wird seitens des Spießes regelmässig zu Wochenenddiensten eingeteilt, während andere Kameraden nur unter der Woche zu Diensten eingeteilt werden. Es wird damit begründet, dass der / die Betroffene am Dienstort wohnhaft ist, während andere Kameraden(innen) teils weite Anreisestrecken haben.

Mir würden noch mehrere dieser Alltagsbeispiele einfallen, doch sie sollen lediglich aufzeigen, dass ich dort keine "Fürsorgepflicht" erkennen kann. Wenn schon von Fürsorge gesprochen wird, dann sollte betreffend des Themas Auslandseinsatz nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.

Wie schon angesprochen wurde, gibt es seitens des GenInspBw den Befehl der "2 Jahre Einsatzregelung", doch wir sind uns auch einig darüber gewesen, das dieser a) mangels verfügbarer ATN's nicht immer praktiziert werden kann und b) sicherlich aufgrund einer gewissen Bequemlichkeit einiger Vorgesetzten nicht immer praktiziert wird.  

Die Theorie des "von Problemen davon Laufens" kann ich theoretisch nachvollziehen, doch ich vertrete nach wie vor die Auffassung, dass dies eine rein private Angelegenheit des Soldaten ist, nicht jedoch der Bw. Wie viele Soldaten haben oftmals mit Mitte / Ende 30 bereits ein abgezahltes Eigenheim? Ohne absolvierte Auslandseinsätze und AVZ wäre dies zivil nicht machbar, es sei den wir reden von zivilen Verwendungen wie dem eines Vorstandsvorsitzenden, was jedoch die wenigstens von uns jemals erreichen werden.

Ich will damit sagen, dass sich die Bw die so genannten "Einsatzjunkies" selber ran gezogen hat. Gäbe es keine attraktive AVZ Zahlungen, gäbe es bestimmt auch kein Phänomen á la "Einsatzjunkies".

Der Beruf des Soldaten ist nunmal meiner Ansicht nach kein Alltagsberuf. Er ist mit Belastungen verbunden, die dem Otto Normal Bürger verborgen bleiben, aber das weiß jeder Soldat, wenn er sich mit seinem Beruf richtig beschäftigt und ihn nicht mit einem "zivil Angestellten in Uniform" vergleicht, was oftmals im FD anzufinden ist (wobei hierbei sicherlich einige WDB's nicht ganz unschuldig sind).

Berufsgruppen wie Polizisten und Feuerwehrleute haben mit ähnlichen Belastungen tag täglich umzugehen, die zu einer charakterlichen Veränderung wie z.B. Gefühlsstumpfheit führen können. Meine Ex Freundin hat beispielsweise jahrelang bei der BuPo im Einsatzbereich Bahnpolizei Dienst getan. Während der Jahre hat sie bestimmt an die hundert Bahnleichen "bearbeiten" müssen. Toll war das nicht, aber ich denke wir (die Gesellschaft) sind froh, wenn jemand bereit ist solch unangenehmen Jobs zu übernehmen. Daher sollte die Bw auch einen Soldaten nicht mit dem Argument der Fürsorge bevormunden, wenn er nach  nur 2 Monaten Dienst im Inland wieder ins Ausland will.

Gilt die 2 Jahre Einsatzregelung eigentlich auch für Einheiten wie das KSK? Oder gilt für diese Kameraden eine andere Form der Fürsorge, nur weil sie dem KSK angehören? Oder habe ich in der Tat eine falschen Ausbildungsstand was das Thema "Fürsorgepflicht" angeht. Wenn ja, bitte ich freundlich um eine Erklärung. 
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schlammtreiber

Zitat von: snake99 am 08. Oktober 2009, 12:56:11
Berufsgruppen wie Polizisten und Feuerwehrleute haben mit ähnlichen Belastungen tag täglich umzugehen, die zu einer charakterlichen Veränderung wie z.B. Gefühlsstumpfheit führen können. Meine Ex Freundin hat beispielsweise jahrelang bei der BuPo im Einsatzbereich Bahnpolizei Dienst getan. Während der Jahre hat sie bestimmt an die hundert Bahnleichen "bearbeiten" müssen. Toll war das nicht, aber ich denke wir (die Gesellschaft) sind froh, wenn jemand bereit ist solch unangenehmen Jobs zu übernehmen. Daher sollte Bw auch einen Soldaten nicht mit dem Argument der Fürsorge bevormunden, wenn er nach  nur 2 Monaten Dienst im Inland wieder ins Ausland will.

Die zu bearbeitenden Bahnleichen lagen sicher irgendwo in Afghanistan oder Afrika, so dass sie Monate am Stück weg war und nicht jeden Abend nach Hause kam. Auch wurde sie sicher regelmäßig beschossen und musste das Umfeld jeder Leiche erst nach versteckten Ladungen absuchen...
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wolverine

Zu den Beispielen nur zwei Dinge: Erstens muss "Fürsorge" immer gegen dienstliche Belange abgewogen werden und die dienstliche Notwendigkeit geht grundsätzlich vor. "Fürsorge" heißt auch nicht, dass ich dem Soldaten in allem nachgebe oder ihn von Dienstverpflichtungen freistelle. Fürsorge kann auch heißen, einen belasteten Soldaten zu beschäftigen und nicht mit seinen evtl. schädlichen Gedanken allein zu lassen. Urlaub und Freizeit ist nicht immer das Mittel der Wahl. Und zweitens zur Wachverteilung: Es ist ein Argument, dass manch einer jeden Abend zu Hause ist und andere nur am WE - das ist ein Unterschied! Aber in der beschriebenen Form ist es falsch und Fehler sind kein Argument.


Ich glaube nicht, dass Geld für alle die Treibfeder schlechthin ist. Der einsatzjunky nutzt den AVZ nur zur Rechtfertigung und zum Selbstbetrug. Geld ist in unserer Gesellschaft nun einmal ein starkes Motivations- und Sanktionsmittel. Mit positiver Sanktionierung kann man evtl. aufkeimende Zweifel oder Selbsterkenntnis auch gut wegdrücken. Und zur Privatsache: Die Betrachtung ist zwar etwas veraltet und nicht mehr zeitgemäß, aber das ist richtig verstandener Staatsdienst eh nicht mehr (wir sagen doch an anderer Stelle oft genug, dass es mehr als nur ein Job ist!). Wenn man es wirklich ernst nimmt, gibt es fast keine Privatsache mehr. Die gegenseitige Treuebindung ist vielleicht nur noch mit einer Ehe zu vergleichen - aber selbst die ist heute ja veraltet und der allgemeinen Belanglosigkeit preisgegeben.

Aber wir nähern uns: Der Polizist oder Feuerwehrmann geht abends oder am WE in sein stabiles und intaktes Umfeld um körperlich aber auch seelisch zu regenerieren! Das geht im Einsatz nicht. Und ein PVB, der das nicht kann, geht früher oder später kaputt - suizidiert sich oder wird dienstunfähig o. ä. Darüber hinaus brauchen wir Leute mit klaren Grenzen, ungetrübter Wahrnehmung und streng rationaler Entscheidung. Alles andere führt zu falschen Entscheidungen und die zahlen wir doppelt und dreifach zurück. Warum massakrieren einzelne US-Soldaten ganze Familien und 14jährige Kinder? Glauben Sie, dass die Leute das zu Hause gemacht hätten? In gleicher Häufigkeit und gleicher Weise? Ich nicht!
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snake99

Sie haben mich mit einigen Punkten überzeugt und ich stimme ihrer Argumentation zu. Aber stelle ich auch fest, dass es sich beißt, wenn sich die Bw auf der einen Seite immer mehr als zivil vergleichbarer Arbeitgeber präsentiert (Stichwort: erhoffte Rekrutierungsvorteile / Attraktivitätssteigerung) und auf der anderen Seite Soldaten auf eine Art und Weise bevormundet, welche tief in den persönlich privaten Bereich hineinreicht.

Bezug nehmend auf das genannte Beispiel der US Soldaten muss ich ebenfalls zustimmen. Das will niemand, das beispielsweise ein Bundeswehr Soldat nach einem Einsatz mordend durch seine Familie zieht. Doch ich denke das hier eine Ursache darin zu suchen ist, dass US Soldaten bis zu einem Jahr am Stück ohne Unterbrechung im Einsatz sein können.  
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miguhamburg1

Vielen Dank. Wolverine, dass Sie die Dinge beim Namen nennen!

@ snake: Wir kommen sicher hier nicht weiter, wenn jder - auch berechtigt-unberechtigte! - Einzelfall dafür herangezogen wird, dass er der Normalzustand wäre! Hier im Thread geht es doch um die generelle Frage, die Sie aufwarfen, nämlich das "Ob" und "Wie" des Einsatzes der Bw in Afghanistan. Es wird immer wieder Fälle geben, in denen Soldaten durchs Netz fallen, nicht oder ungerechtfertigt zu oft in den Einsatz müssen, Beurteilungen nicht erfolgen oder was auch immer. Ja, es werden Fehler Einzelner bei der Bundeswehr gemacht. Fehler machen gehört zum Menschsein dazu, auch Vorgesetzte sind keine Maschinen. Aber deshalb ist das noch lange nicht der Normalzustand, von dem wir ausgehen müssen.

Zu Ihren Beispielen:
-  Die Lehrgangsplanung dürfte dem besagten Kameraden durchaus bekannt gewesen sein und die Zuweisungen erfolgen im Allgemeinen auch nicht von heute auf Morgen. War Ihr besagter Kamerad eventuell ein "Nachrücker" für einen erkrakten eigentlich Vorgesehenen? Und außerdem: Für Umzüge gibt es im Allgemeinen Sonderurlaub...
-  Ja, auch dies gibt es, aber war diese Person eventuell bereits auf mehreren Einsätzen (weil sie aus Ihrem nämlichen Batalillon in WESEL kommt) und brauchte deshalb nicht mehr alles noch einmal zu wiederholen? War auch diese Person eventuell ein Nachrücker?
-  Hat der besagte Kamerad mal das Gespräch mit seinem KpFw gesucht? Was ist dabei herausgekommen? Hat er mal das Gespräch mit seiner Vertrauensperson gesucht? Was ist  dabei herausgekommen? Hat er sich womöglich mal beschwert? Was ist dabei herausgekommen

Wirklich, Snake, mit derartigen Beispielen kommt doch niemand weiter - und, schlimmer: Es führt vom Thema fort.

Und mit Ihrer Begründung, dass erwachsene Soldaten eben selbst entscheiden müssten/könnten/sollten, was für Sie richtig ist, könnten Vorgesetzte auch Kraftfahrer Lenk- und Ruhezeiten selbst bestimmen lassen, durch Medikamente oder ähnliche Mittel hervorgerufene Beeinträchtigungen ignorieren, wenn Soldaten an Maschinen oder anderen gefährlichen Arbeitsplätzen tätig werden wollen uswusw. Soll also heißen, der scheinbar gesunde Menschenverstand ist bei einigen Mitmenschen - und auch Dienstgraden der Bundeswehr - durchaus mehr oder minder getrübt (in ganz anderem Zusammenhang können wir das ja leider jedes Jahr im Bericht des Wehrbeauftragten lesen!). Allein, weil dies einer allgemeinen Lebenserfahrung entspricht, muss ein Arbeitgeber und Dienstherr Fürsorge obwalten lassen (mal ganz abgesehen von der gesetzlichen Verpflichtung).

miguhamburg1


wolverine

Zitat von: miguhamburg1 am 08. Oktober 2009, 14:26:09
-  Hat der besagte Kamerad mal das Gespräch mit seinem KpFw gesucht? Was ist dabei herausgekommen? Hat er mal das Gespräch mit seiner Vertrauensperson gesucht? Was ist  dabei herausgekommen?

Wenn ich ein Fazit ziehen sollte, seit ich in der "Meckerecke" arbeite: Wenn ein bisschen mehr miteinander gesprochen würde, wären 80% der Eingaben nicht zu schreiben! Eher sogar mehr! Die Leute schreiben lieber an den WBdBT als mit dem Chef ein Gespräch zu führen und den eigenen Standpunkt zu vertreten!
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