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Diskussion: Wie attraktiv ist die Bundeswehr als Arbeitgeber?

Begonnen von snake99, 28. Oktober 2009, 15:50:43

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miguhamburg1

@ Snake: Einmal zurück zu Ihrem Gedankenansatz der verminderten Attraktivität für SaZ - und Ihrem Vergleich zu befristeten Arbeitsverträgen. Wie viele Vergleich, dürfte auch dieser arg hinken:

Erinnern Sie sich an die Berichtserstattung in den Medien, sie dürfte so Anfang dieses Jahrzehnts aufgekocht sein: Da wurde von der "Generation Praktikant" gesprochen. Gemeint war damit, dass sehr viele Unternehmen (vor allem im IT-Umfeld) ganze Heere exzellent ausgebildete Akademiker als Praktikanten zu entsprechend geringen Gehaltskonditionen mit teilweise mehrjährigen Verträgen beschäftigten. Dies Geschäftsgebaren verflog dann mit dem Platzen der IT-Blase allmählich, scheint aber wieder zuzunehmen, wenn man der Presse glauben mag.

Parallel aber stieg der Anteil an befristeten Arbeitsverträgen für Arbeitnehmer - und zwar quer durch alle Branchen der Wirtschaft. Dies wurde sogar soweiot getrieben, dass der Gesetzgeber in der vorletzten Legislaturperiode beschloss, dass es maximal zwei Befristungen mit gewissen Höchstzeiten gebebn darf, und wenn eben diese Beschäftigten weiter im Unternehmen arbeiten sollten, mussten sie unbefristet angestellt werden. Dies gilt heute noch - und dürfte auch dann von den Unternehmen weiter betrieben werden, wenn sie nach der Krise wieder Leute anstellen müssen.

Aus Motivationsgründen, wie Sie schrieben, wird dieses Treiben nicht liegen. Ich denke, dass wir davon ausgehen müssen, dass es reine Kostengründe sind, die Unternehmen zu diesem - aus meiner Sicht unehrenhaften - Gebahren bringen. Es ist eben erheblich kostengünstiger, immer neue Mitarbeiter zeitlich befristet einzustellen und später zu "entsorgen". Heißt, sie können in der Gehaltsschiene nicht nach oben steigen, fallen - wenn sie älter werden - nicht so häufig wegen Krankheit aus usw.

Ob dieses weit verbreitete Geschäftsgebahren ein attraktivitätssteigerndes Merkmal für die jeweiligen Unternehmen ist, möchte ich arg bezweifeln.

Da sieht es bei den SaZ doch sehr viel anders aus: Dies SaZ-System gibt es vor allem, damit die notwendigen Diensposten alters- und dienstgradgerecht besetzt werden können. Und während der Dienstzeit sollen die jeweils Besten ihrer Jahrgänge in den unterschiedlichen Verwendungsreihen die Möglichkeit bekommen, Berufssoldat zu werden (wohl wissend, dass hierfür zwei Beteiligte vonnöten sind). Der normale Saz hat dadurch überwiegend viele Vorteile:

-  als FD'ler: Arbeitserfahrungen in seinem Fachgebiet, teilweise zusätzliche Tätigkeitserfahrungen (Führung)
-  als TrDstler: ZAW oder Studium für die entsprechenden Laufbahnen: Also zivil nutzbare Berufsqualifikationen, Führungserfahrungen und sonstige
   SoftSkills, die Wolverine sehr schön beschrieben hat
-  BFD-Maßnahmen zur zivilberuflichen Wiedereingliederung. Aus meinen Gesprächen mit den BFD-Leitern, mit denen ich als DV jeweils zu tun hatte,
   weiß ich, dass viele SaZ viel zu spät beginnen, sich beraten zu lassen, keine konkreten Vorstellungen haben und sich offenbar auch nicht intensiv
   anderweitig informiert zu den Beratungsgesprächen kommen. In manchen BFD-Bereichen bleiben ´bis zu 1/3 der bereitstehenden HH-Mittel unaus-
   genutzt, weil die ausscheidenden Soldaten sie schlicht nicht beantragen!
-  ab SaZ 12 Eingliederungsmöglichkeiten in den Öffentlichen Dienst

Also, wer "schlechte Karten" zu seinem Wiedereintritt in das zivile Erwerbsleben mitbringt, hat in sehr vielen Fällen selbst Schuld (durch Trägheit, Unterlassen oder Desinteresse). Dies kann man jedoch ganz gewiss nicht "dem System" ankreiden.

snake99

Lieber Migu,

sie nennen einige interessante Punkte, zu denen ich jedoch folgende Gegendarstellung bringen möchte.

Zitat von: miguhamburgDa sieht es bei den SaZ doch sehr viel anders aus: Dies SaZ-System gibt es vor allem, damit die notwendigen Diensposten alters- und dienstgradgerecht besetzt werden können.

Es ist richtig, dass ein SaZ im Gegensatz zu einem zivilen Arbeitnehmer erstmal wesentlich bessere Aufstiegschancen hat (weil sie in Vorschriften geregelt sind). Aber, was passiert wenn der SaZ BS wurde? Mit viel Glück wurde der SaZ12 noch zum Hauptfeldwebel (Uffz Laufbahn) oder Hauptmann (Offz Laufbahn) befördert. Dann ist jedoch mitunter lange Zeit Schluss mit den Beförderungen. Aufgrund fehlender HH-Mittel kann es sehr lange dauern, bis der HF zum SF befördert wird und der Hptm zum Major. Mir sind Dienstgrade bekannt, die weit über 10 Jahre auf ihre Beförderung zum Stabsfeldwebel gewartet haben, obwohl sie immer schon auf einer OSF Stelle saßen ;)

Zitat von: miguhamburgDer normale Saz hat dadurch überwiegend viele Vorteile:

-  als FD'ler: Arbeitserfahrungen in seinem Fachgebiet, teilweise zusätzliche Tätigkeitserfahrungen (Führung)
-  als TrDstler: ZAW oder Studium für die entsprechenden Laufbahnen: Also zivil nutzbare Berufsqualifikationen, Führungserfahrungen und sonstige
   SoftSkills, die Wolverine sehr schön beschrieben hat
-  BFD-Maßnahmen zur zivilberuflichen Wiedereingliederung. Aus meinen Gesprächen mit den BFD-Leitern, mit denen ich als DV jeweils zu tun hatte,
   weiß ich, dass viele SaZ viel zu spät beginnen, sich beraten zu lassen, keine konkreten Vorstellungen haben und sich offenbar auch nicht intensiv
   anderweitig informiert zu den Beratungsgesprächen kommen. In manchen BFD-Bereichen bleiben ´bis zu 1/3 der bereitstehenden HH-Mittel unaus-
   genutzt, weil die ausscheidenden Soldaten sie schlicht nicht beantragen!
-  ab SaZ 12 Eingliederungsmöglichkeiten in den Öffentlichen Dienst

zu Punkt 1:
Bezüglich der praktischen Erfahrung muss ich ganz klar widersprechen. In vielen Bereichen ist das Tätigkeitsfeld der Bundeswehr (trotz FD) nicht mit dem zivilen kompatibel. Außerdem gibt es nach wie vor Dienstposten und Aufgabengebiete, die nur theoretisch auf dem Papier ausgeführt werden, weil das zu dem DP gehörende Material in der Bw nicht in einem ausrechenden Maß zur Verfügung steht. Es gibt genug Kasernen in Deutschland, wo die T-Bereiche leer stehen, weil das Material entweder im Einsatz ist, noch angeschafft werden muss oder schlicht weg nicht einsatzfähig ist. Und, es gibt in der Bw genug technisches Material welches seit Jahren auf eine Instandsetzung wartet, diese jedoch wegen fehlenden HH-Mitteln nicht durchgeführt werden kann.

Ein anderes Beispiel:
Ende 1999 hat meine alte Dienststelle das komplette einsatzfähige Material welches am Standort vorhanden war (größtenteils aus Fahrzeugen bestehend) nach KFOR absteuern müssen. Ersatz gab es keinen ;) Monatelang wurden alle Soldaten (egal welcher fachlichen Richtung) im allgemeinen Gefechtsdienst der Bw ausgebildet, damit man die Soldaten einigermaßen sinnvoll beschäftigte. Es gab Zeiten, wo ich als Angehöriger der FM Truppe alle STAN Waffen der Bw schneller zerlegen und zusammensetzen konnte, wie z.B. ein Angehöriger der Kampftruppen. In meiner ersten Verwendung war ich TrpFhr eines FM Trupps. Ich habe nicht ein einziges mal auf diesem DP agieren können, weil das dazu notwenige Material nicht vorhanden war ;)

Im Jahre 2000 wurde die Dienststelle umstrukturiert. Bis dato war immer noch kein neues einsatzfähiges Material vorhanden. Mit der neuen Struktur der Dienststelle, gab es auch neue DP's. U.a. IT Dienstposten. Auf dem Papier sollte ich auf einem schönen IT Trupp eingesetzt werden. Diese Trupps sind bis heute (2009!!!) nicht vorhanden, sondern nur theoretisch auf einem Blatt Papier ;) Und meine Fachrichtung ist kein Einzelfall, wo dieses Phänomen zu beobachten ist. Was soll also ein ausscheidender SaZ nach X Jahren Dienst sagen, wenn er sich zivil bewirbt, jedoch keine parktische Erfahrung sammeln konnte, weil sein Material über Jahre schlicht weg nicht vorhanden war?   

zu Punkt 2:
Ich stimme zu, dass es schön ist via ZAW eine Ausbildung zu bekommen, oder ein Studium (Offz Laufbahn) zu machen. Aber man gilt zivil immer noch als Berufseinsteiger, wenn man die Bw verlässt. Das ist wiederum oftmals mit Gehaltseinbußen verbunden, wenn man sich zivil bewirbt. Sprich, man fängt auch finanziell oftmals nach seiner Dienstzeit wieder von vorne an und muss erstmal Abstriche im Gehalt machen. Für viele Abgänger ist dies ein großes Problem, da der Lebensstil an die letzten monatlichen Bw Bezüge angepasst war ;)

zu Punkt 4:
Wie sie schon selber sagen, gibt es den Eingliederungsschein erst ab SaZ12 .... und was machen z.B. die vielen Kameraden SaZ8? 8 Jahre sind eine lange Zeit wie ich finde, und wenn man dann ins zivile Berufsleben zurück möchte (muss), kann es verdammt hart werden, da immer wieder das Argument seitens der AG's kommt, das sie mit der vom Bewerber ausgeführten Bw Tätigkeit in ihrem Unternehmen nichts anfangen können. 

Ich will nicht als "Oberkritiker" auftreten, da das System im Grunde gut ist. Ich will nur sagen, dass es bei weiten nicht so perfekt ist, wie die Bw es gerne nach außen hin darstellt. Nach wie vor vertrete ich die Meinung, dass Bw und ziviler Arbeitsmarkt zwei komplett von einander unterschiedliche Welten sind, die nur in ganz wenigen Bereichen Parallelen haben.
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

Rollo83

#47
Also erstmal jedem muss einfach klar sein wenn er nach 8 oder 12 Jahren wieder aus der BW ausscheidet es nicht ganz so leicht wird.Sicherlich gilt man als Berufsanfänger und sicherlich wird man am Anfang abstriche beim Gehalt machen.Ausnahmen gibt es da sicherlich auch.Aber wer sich da nicht im klaren ist und meint ach läuft schon irgendwie und das denken sicherlich einige.Ja da muss ich sagen die leben halt an der Realität vorbei.

Zu de Beförderungen kann ich nur eins sagen.Klar bei der BW ist das geregelt das man von Zeit zu Zeit mal einen DG höher kommt.Dazu sag ich toll.Ganz erlich von Uffz nach StUffz nach Feldwebel macht netto in der Taschen jeweils 50 € wow.Also bei einem zivilen Arbeitgeber klar bekommt man keinen höheren DG logisch aber sowas wie eine Gehaltserhöhung gibt es und die kann man sich auch fast jedes Jahr oder alle zwei Jahre sichern.Kommt drauf an was die Tarife sagen und auch aufs eigene Verhandlungsgeschick.
Die BW vergleicht ja immer gerne Uffz und StUffz mit Gesellen und Feldwebel mit Meister.Wenn das so vergleichen wird wieso spiegelt sich das in den Dienstbezügen nicht wieder oder glaubt irgendeiner das im zivilen Leben der Geselle nur 50 € netto weniger verdient als der Meister im selben Betrieb.

Jeder muss einfach wissen ds man Abstriche bei der BW machen muss im gegensatz zum zivilen Leben.Meiner Meinung nach muss man einfach vom Soldat sein überzeugt.Jeder der gut Qualifiziert ist kommt in der freien Wirtschaft wohl weiter.Also ich denke schon das die BW relativ unattraktiv ist für viele.Aber hier ging es ja drum die attraktivität zu steigern.

Mit Fachdienst und ZAW's ist der BW aufjedenfall ein guter Anfang geglückt.Eine zivil anerkannte Ausbildung zu machen während dem Dienst ist eine gute Sache und ich bleib dabei wenn man am Ende seiner Dienstzeit den restlichen BFD sinnvoll in Anspruch nimmt kommt man mit guten bis sehr guten Qualifikationen wieder ins zvile Leben zurück.Man wird sicherlich als Berufseinsteiger behandelt aber man wird auch sehr schnell sein können unter beweis stellen können.Normal desto mehr Qualifikationen und Weiterbildungen und können desto mehr Kohle.So ist es in den meisten Firmen zumindest.

Theoretisch würde das für die fleissigen Soldaten reichen da bin ich fast von überzeugt.Aber wie gesagt gibt es auch immer wieder die faulen Schweine.Die dienen 8 Jahre oder mehr und dümpeln dann vor sich hin.Ja da kann ich nur sagen PECH gehabt.
Eine andere Regeln um den BS Status zu erreichen sollte trotzdem mal diskutiert werden.

snake99

Zitat von: RolloJeder muss einfach wissen ds man Abstriche bei der BW machen muss im gegensatz zum zivilen Leben.Meiner Meinung nach muss man einfach vom Soldat sein überzeugt.Jeder der gut Qualifiziert ist kommt in der freien Wirtschaft wohl weiter.Also ich denke schon das die BW relativ unattraktiv ist für viele.Aber hier ging es ja drum die attraktivität zu steigern.

Richtig,jeder sollte vom Soldat sein an sich primär überzeugt sein, doch sind das die Masse der Bewerber bei der Bw? Ich persönlich sage "Nein".

Womit hat die Bw in den letzten Jahren, vor allem vor Einführung des FD's, zu kämpfen gehabt? Nur noch wenige junge Menschen konnten bzw. können sich mit der primären Tätigkeit eines Soldaten bzw. des Militärs anfreunden, daher waren die Bewerberzahlen bei der Bw auch stark rückläufig. Das hat man schon bei den GWDL'ern gesehen. Die mir in meinem privaten Umfeld bekannten Menschen, die ihren Grundwehrdienst antreten sollten, haben alle mit Masse einen KDV Antrag gestellt bzw. versuchten sich auf anderen Wege aus der Affäre zu ziehen. Im meinem Bekannten- und Freundeskreis bin ich z.B. der einzige, der seiner Wehrpflicht nach gekommen ist. Der Rest hatte salopp gesprochen "keinen Bock sich anschreien zu lassen, Befehle auszuführen oder durch nassen ekeligen Schlamm zu gleiten".

Die Bw handelte und versuchte durch die Einführung des FD's das Bild des "klassischen Soldaten" gegen das Bild des "Spezialisten in Uniform" abzulösen. Doch sind wir mal ehrlich zueinander, die Bundeswehr ist immer noch das Militär und man wird dementsprechend ausgebildet. Wer damit ein Problem hat, sollte die Finger von dem Job lassen und in die freie Wirtschaft wechseln.
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

Rollo83

Also ich möchte dann lieber weniger Soldaten die aber wenigstens überzeugt sind von ihrere Sache anstatt schön alle Dienstposten zu besetzten aber die hälfte ist nur wegen Geld oder dergleichen dabei.
Ist nur nicht so leicht sowas raus zu finden bei der Einstellung.

snake99

#50
Ich denke die Bw hätte diese motivierten Bewerber auch gerne, doch woher nehmen, wenn sie zur aussterbenden Fraktion gehören und man sie mit ZAW und Co. erst locken muss?

Ich denke, dass dies aber nicht nur unbedingt ein "Bw-spezifisches" Problem ist. Ich bin der Meinung, dass heute immer mehr die vorherrschende  "Mitnahme Mentalität" unserer Gesellschaft unser aller Problem ist. Jeder will gerne alles haben, ohne jedoch die Bereitschaft dafür mitzubringen auch wirklich was dafür leisten zu wollen.

Ich sehe es tagtäglich im zivilen Geschäftsalltag ->Ich mache einem Kunden ein Angebot, welches in seinen Augen natürlich viel zu teuer ist. Dann versuche ich zu erklären, warum und wieso die Preise aufgerufen werden MÜSSEN. In den letzten Jahren treffe ich dahin gehend auf immer mehr Unverständnis und der Kunde stellt sich lieber einen Media Markt PC für 250€ als Server (!!!) in sein Büro, als eine Maschine, die auch für den Einsatz als Server konstruiert wurde. Der Kunde sagt, "Geiz ist geil" und meint, dass es auch mit minderwertiger Ware getan wäre. Ich sage, dass er dies doppelt und dreifach auf eine andere Art und Weise bezahlen wird, wenn an der falschen Stelle gespart wird ;)

Gesellschaftlich meine ich dieses ebenfalls zu erkennen. Früher regierte der Leitsatz "Leben und leben lassen", heute wurde er von "Geiz ist geil" ersetzt. Das wir letztendlich alle kräftig an dem Ast sägen, auf dem WIR ALLE sitzen, wollen nur ganz wenige Menschen kapieren ;)

"Geben und Nehmen" muss in einem ausgeglichenen Verhältnis zu einander stehen. Wenn mehr genommen als gegeben wird, sind die daraus resultierenden negativen Konsequenzen zeitlich absehbar.
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

Leon

Zu diesem Thema kann ich folgendes sagen:

Ich war 12 Jahre lang Zeitsoldat und habe bei der Bundeswehr Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Während der Ausbildung wurde ich von einem Standort zum anderen in Deutschland gescheucht um dort mehr oder minder sinnlose Lehrgänge zu absolvieren. Es waren nicht wenige, die in Folge dieser Zeit mit Anfang/Mitte 20 bleibende gesundheitliche Beeinträchtigungen davontrugen, vorwiegend Bandscheibenvorfälle. Das Studium war ein permanenter Kampf gegen das Durchfallen, jeder wusste, dass die Chancen auf dem Arbeitsmarkt als 25 jähriger "Offizier mit Abitur" gegen Null gingen. Heute muss ich den Leuten, die durchgefallen sind, aber trotzdem gratulieren. Insgesamt kann man sagen, je eher sich jemand aus der SaZ12 Laufbahn verabschiedet hat, desto weiter ist er in der Privatwirtschaft noch gekommen. Was ich als Diplom-Ingenieur nach dem Studium erlebt habe, entspricht dem Berufsbild einer Bürohilfskraft. Beamer verwalten, Power Point Folien malen, Post austeilen, Sportabzeichen bearbeiten. Das Arbeitsamt betrachtet einen dann mit Anfang 30 als "ungelernt" und praktisch nicht mehr vermittelbar. Der Berufsförderungsdienst empfahl mir mich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben oder einen Rhetorikkurs bei der IHK zu machen, weitere Unterstützung bekam ich nicht.
Ich persönlich rate nicht nur jedem jungen Menschen den ich irgendwie erreichen kann von der Bundeswehr ab, ich warne davor.

miguhamburg1

@ Leon: Wenn dies wirklich Ihr Schicksal war, dann gehören Sie zu den seltenen Fällen derjenigen, die eben nicht oder nur schwer den Eingang ins Zivilleben schafften:

1) Die Arbeitsagentur kann Sie als Dipl.-Ing nicht als ungelernte Kraft einstufen, denn Sie haben einen qualifizierten, an einer UIniversität erworbenen zivilen Berufsabschluss. Und es kann Sie nicht als unvermittelbar einstufen, weder vom Alter, noch von Ihrer Qualifikation her.

2) Dass signifikant viele Bundeswehrangehörige in den Jahren 20-26, die nach ihrem Studium diverse Lehrgänge besuchen, vorwiegend Bandscheibenvorfälle erleiden, lässt sich ebenfalls nicht nachvollziehen. Jedenfalls taucht so etwas in den regelmäßigen Unterrichtungen/Informationen nicht auf. Unsere Mediziner werden hier im Forum Genaueres zu berichten wissen.

3) Erzählen Sie doch mal, wo in der zivilen Wirtschaft Sportabzeichen verwaltet werden und wo Dipl.-Ing Bürohilfsaufgaben übernehmen...!

4) Als SaZ 12 stehen Ihnen trotz Studiums mehr BFD-Mittel zur Wiedereingliederung in das zivile Leben als ein Rhetorik-Kurs zu.

5) Schauen Sie sich mal auf der Page just-networking.de und deren Verlinkung zu Bw-Seiten im Netz um. Dort ergibt sich ein vollkommen anderes Bild von ausscheidenden, studierten Offz, als Sie es hier versuchen, darzustellen.

Fazit: Wenn jemand wie Sie in einem absoluten Mangelberuf ausgebildet ist, der bei zahlreichen Unternehmen händeringend gesucht wird, so etwas erleidet wie Sie, sollte sich - mit Verlaub - mal schnell fragen, welche eigenen Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensweisen inkompatibel mit den Anforderungen im zivilen Erwerbsleben sind, anstelle "das System" oder "die Bundeswehr" für das eigene Versagen verantwortlich zu machen!

Leon

@miguhamburg1

zu 1) Ein Sachbearbeiter des Arbeitsamtes geht nach seinen Erfahrungswerten. Und dort heisst es nun einmal "Sie haben 5 Jahre nicht in Ihrem Beruf gearbeitet? Dann sind Sie ungelernt!". Und genauso bewertete man die Erfolgsaussichten mich noch vermitteln zu können.

zu 2) Ich beziehe mich hierbei auf die Leute, die mir persönlich bekannt sind und die dieses Schicksal erlitten haben. Die Ursachen dafür waren vermutlich Ausbildungseinheiten wie Fenstersprünge und sehr lange Märsche (>90 KM über mehrere Tage) mit sehr viel Gepäck. Vorwiegend sind Leute mit großen, schlankem Körperbau betroffen.

zu 3) Hätten Sie sich mehr Mühe beim Lesen meines Textes gegeben, dann wäre Ihnen aufgefallen, dass mit "nach dem Studium" die Dienstzeit nach dem Studium gemeint ist. Besagte Tätigkeiten durfte ich u.a beim Streitkräfteamt in Bonn ausüben. A9/A10/A11 Dienstposten sind dort nicht mehr als Füllmaterial, die erhalten werden müssen, um die hochdotierte Gesamtstruktur zu rechtfertigen. Im übrigen haben Sie aber vollkommen Recht. Wenn Sie mit diesen "Berufserfahrungen" in der Privatwirtschaft etwas erreichen wollen, lacht man Sie aus.

zu 4) Das stimmt zwar, aber knapp 6.500 Euro konnten und können derartige Defizite nicht ausgleichen. Mit Anfang 30 steht man in Konkurenz zu Abgängern von öffentlichen Universitäten und die haben in diesem Alter schon 1-2 Arbeitsstationen in der Privatwirtschaft hinter sich. Wer nicht während der Dienstzeit über das Studium hinaus etwas machen durfte, das für Firmen interessant ist, ist in so einer Situation chancenlos. Des weiteren ist man für einen Einstiegsjob mit Anfang 30 bereits zu alt. Wenn Sie eine praxistaugliche Idee haben, wie man dies mit einem oder zwei Kurzlehrgängen kompensieren kann, dann haben Sie meine volle Aufmerksamkeit.

zu 5) Nicht notwendig. Ich kenne diese Geschichten. Erzählen Sie diese doch beispielsweise einem Bekannten von mir (auch Ex Zeitsoldat, auch studiert, MB), der sich heute als Einzelunternehmer durchschlägt und froh ist, wenn er jemandem das Auto reparieren darf. Ihm oder vielen anderen Durchschnittstypen, die nicht im Rampenlicht standen.

Zu Ihrem Fazit: Dafür möchte ich mich ganz besonders bedanken. Ich vergaß nämlich zu erwähnen, dass Kritik von Bundeswehrangehörigen grundsätzlich nicht angenommen wird, sondern derjenige diffamiert wird, von dem sie kommt. Besser hätte ich das nie veranschaulichen können.

miguhamburg1

Tja, Leon, um mal auf Ihre letzte Bemerkung zurück zu kommen: Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es wieder heraus. Eine alte Lebenserfahrung!

Und noch einmal zu Ihrem "Schicksal": Ich unterstelle Ihnen ja gar nicht, dass das was Sie schreiben, nicht sitimmt. Allein, es bleiben Einzelbeispiele, die nicht für Ihre pauschalen Aussagen taugen. Es gibt diverse sozialwissenschaftliche Untersuchungen über den zivilen Berufserfolg ehemaliger Saz, die sämtlich nicht zu Ihren Bewertungen kommen. Und ebenfalls Ihre pauschale Aussage, für einen Berufseinstieg wäre man mit 30 Lenzen zu alt, ist einfach abstrus. Von vielen meiner ehemaligen Hauptleute kenne ich wahrscheinlich erheblich mehr Gegenbeispiele, die die SoWi-Untersuchungen stützen.

Fazit bleibt: Jedermann ist auch seines Glückes Schmied. Und nicht immer andere oder das System haben Schuld, wenn es mit dem eigenen Berufseinstieg nicht klappt.

Andi

@Leon: Demnach ist es also ein riesen Zufall, dass der Hauptteil der ehemaligen SaZ Offiziere (man findet wohl im Vorstand eines jeden DAX Unternehmens mindestens einen) zur Speerspitze der deutschen Wirtschaft gehören. ;)
Probleme mit dem Anschluss haben tatsächlich ein paar, dass sind denn in der Regel eben die, die sich nicht vorbereitet haben und nicht kümmern. Der Großteil der Offiziere, die regulär ausscheiden wollen betreibt nach dem Studium noch Fernstudien, schreibt eine Doktorarbeit oder bildet sich anderweitig weiter. Wer natürlich der Meinung ist ein Studium reicht aus, dann den Kopf in den Sand steckt, sich nicht mehr weiterbildet und trotz Führungserfahrung als Offizier und hochqualifiziertem Studienabschluss scheitert, der muss sich nunmal die Frage gefallen lassen, wieso das so ist.
Wieso hat ein ehemaliger Offizier überhaupt mit der Arbeitsagentur zu tun? Im Normalfall ist schon alles in trockenen Tüchern, bevor man die Bundeswehr überhaupt verlässt, es sei denn es steht noch eine Ausbildung oder ein Studium an. Die ersten Bewerbungen schreiben die Guten unter der "Abgängern" schon anderthalb bis ein Jahr vor Ausscheiden und kommen überhaupt nicht mit der AA in Kontakt. ;)
Wieso sollte ein Ausscheidender Offizier mit Führungserfahrung und Hochschulabschluss mit zivilen Studienabsolventen in Konkurrenz stehen? Völliger Unfug. ;) Da hat sich wohl jemand völlig unter Wert verkauft und wohl auch auf die falschen Stellen beworben. Und in Führungsverwendungen - auf die man sich eigentlich bewerben sollte, wenn man zumindest ansatzweise den Anspruch hat beruflich mindestens auf dem gleichen Niveau zu bleiben - ist auch ein Studium, dass ein paar jahre zurückliegt nicht mehr so relevant, dass geht den Mitbewerbern nämlich auch so. Die Frage ist nur, wie man sich weitergebildet hat und wie man sich verkauft - letzteres sollte ein guter Offizier ebenfalls drauf haben.
Im Übrigen sind viele Personaler in den großen deutschen Wirtschaftsunternehmen ebenfalls ehemalige Offiziere, die genau wissen, was sie an Offizieren haben.
Und wer es dann als Ingenieur nicht schafft Fuß zu fassen, der hat - mit Verlaub - wohl größtenteils selbst Schuld an seinem "Schicksal" (und das ist noch sehr wohlwollend ausgedrückt).

Gruß Andi
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snake99

Wie ich schon einmal hier erwähnte denke ich, dass die Problematik an der Kompatibilität zwischen Bw Dienstalltag und dem zivilen Berufsalltag liegt. Die Bw muss aufhören sich stellenweise als "zivile Firma" darzustellen, da sie diese nicht ist und niemals sein wird.

Die mir bekannten Bw Angehörige mögen zwar "Meister ihres Fachs" sein, doch sobald etwas über ihren Fachbereich hinaus geht, sind sie sehr unbeholfen. Bei den Offzen ist es noch kritischer. Sie haben nach dem Studium oftmals nie wieder mit ihrem Fachbereich zu tun gehabt.

Einem mir bekannten Offz erging es ähnlich wie Leon. Nachdem er kein BS wurde, versuchte er sich als Dipl. Kaufmann zivil zu bewerben. Leider ohne Erfolg, da seine ZgFhr und KpChef Tätigkeit niemanden im Zivilen interessierte. Seine Führungserfahrung war zwar "nice to have", doch wie soll man führen, wenn man im Fachbereich der Betriebswirtschaft keinerlei zivile Erfahrungswerte hat, während diese von Studenten schon im Studium während Praktika erlangt werden?  

Ich könnte noch etliche andere Beispiele posten, wo gute, zuverlässige und erfolgreiche Soldaten nach ihrer Dienstzeit zivil "versackt" sind und teils in Hartz4 geendet sind. Sicher kommt es auch Engagement und persönlicher Einstellung an, wie man sich verkauft, aber auch auf fachliches Wissen und Erfahrung.

Daher, wer sich als SaZ bei der Bw verpflichtet, sollte sich recht schnell Gedanken darüber machen, was er später nach seinem DZE machen will. Und leider ist es so, das im zivilen mittlerweile wesentlich mehr Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangt wird, wie es bei der Bw getan wird.

In vielen Bw Bereichen herrscht das "Beamtendenken" nach dem Motto "Schreiben sie einen schriftlichen Antrag, dann schauen wir weiter ..." im zivilen kann man sich dies heute jedoch nicht mehr leisten, da der Kunde sonst zur Konkurrenz geht ...
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

miguhamburg1

Naja, lieber Kamerad Snake, Sie sind doch genau das Gegenbeispiel von unserem "Kameraden Leon", auch wenn Sie nicht bei der Bundeswehr studierten...

AriFuSchr

Lieber snake, jetzt hast Du Dich aber bei einem StabsOffz der Bw wieder ziemlich unbeliebt gemacht. Andi's Beitrag trieft ebenso vor Sarkasmus.

Nehmen wir es also zur Kenntnis: in Zeiten wie diesen ist es durchaus normal, wenn eine Karriere nach der Bw nicht mit einem Senkrechtstart beginnt. Ausnahmen hiervon sind nicht die Regel. Die in der Dienstzeit erworbenen Führungsqualitäten müssen in der freien Wirtschaft nicht zwangsläufig dazu führen, dass der Bewerber einem "zivilen" Konkurrenten vorgezogen wird.
Kameradschaftliche Grüsse 




AriFuSchr

miguhamburg1

Liebe Kameraden hier im Forum, es geht doch hier nicht um Beliebt- oder Unbeliebtmachen, sondern darum, Informationen auszutauschen. Und, ja, es gibt zu diesem Thema verschiedene Beispiele, und fast jeder davon kennt welche aus dem persönlichen Umfeld. Alles dies taugt aber wenig, um zu derart pauschalen Aussagen wie Leon zu kommen.

Wie ich bereits anführte, gibt es verschiedene Studien des SoWiInstBw zu diesem Thema, die auch veröffentlicht werden und über die auch in den diversen Medien berichtet wurde. Und diese Studien kommen im Ergebnis bei den studOff zu anderen Resultaten und Bewertungen. Und, um dies gleich vorweg zu nehmen: Das SoWiInstBw steht außer Verdacht, "Gefälligkeitsstudien" für seinen Dienstherrn anzufertigen. Im Gegenteil: Oft - und auch das medienwirksam - pinkelt es unserer Regierung gehörig ans Bein...

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