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Eine Frage an die Älteren: AGA in den 70er Jahren

Begonnen von Jens 84, 23. Juni 2011, 01:54:41

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miguhamburg1

Da ich nun mal gewiss zu denen gehören, die Mitte-Ende der 1970er Jahre ihren Dienst antraten und damit die AGA absolvierten, kann ich aus erster Hand berichten.

Ob Soldaten in der AGA Active Edge (dern sog. ATO-Alarm) erlebten, kam ganz darauf an, ob während der Zeit der TrTl davon betroffen war. Denn dieser NATO-Alarm war nicht immer automatisch für die ganze Bundeswehr, sondern er wurde auch für bestimmte TrTle ausgerufen, und es gab auch verschiedene Bereitschaftsstufen. So gab es nur Aktivierung der Führungsbereitschaft, Bereitschaft des gesamten TrTl, Ausrücken des TrTl in den befohlenen Auflockerungsraum mit und ohne Übernahme der Mun. Es gab also viele AGA-Qartale in der Zeit, in der die Rekruten von diesen Alarmierungen überhaupt nichts mitbekamen, da nur Führungsbereitschaft bestand und der OffzFü allein etwas davon wusste und sich die Zeit in seinem Dienstzimmer totschlug. Dass die Volltruppe aufrödeln musste (also Verpacken der Bekleidung/pers Ausrüstung), Vorbereitung des KpBlocks für die Übergabe an die (damals StOV), Waffenempfang, Ausrücken in den Auflockerungsraum) und ausrückte, habe ich selst bis 1990 (mit Ausnahme des Studiums) nur dreimal mitgemacht, davon einmal mit dem kompletten Munitionsprogramm. In meiner Vollausbildung (heute SGA) erlebte ich dieses Programm nur am Rande, als in meiner Kompanie mächtiger Trubel war, meine OA-Kameraden und ich aber friedlich in unserer Stube blieben, weil wir gerade in der Fahrschule waren, die in derselben Kaserne untergebracht war. Einmal erlebte ich in einer Unterkunft dabei auch, dass wir aufrödelten und die Soldaten eines DivBtl überhaupt nicht davon betrffen waren.

Ich habe dann seit 1990 in den verschiedenen DP direkt oder indirekt mit der AGA zu tun gehabt und kann deshalb definitiv ausschließen, dass die körperlichen und mentalen Anforderungen zur fraglichen Zeit höher waren als heute. Ich vermute es eher so, dass das persönlich empfundene Druckgefühl größer war, sicher auch nicht zuletzt wegen des oft groben Tons, der heute kaum noch stattfindet. AGA war früher viel öfter "Druck, Drall und Bewegung", denn es galt ja, die Rekruten immer auch moralisch darauf auszurichten, ggf. unvermittelt in den Krieg zu gehen. Das bedrohungsszenario war ja allgemein bekannt. Was sicher auch zutraf, war der Umstand, dass die Ausbilder viel weniger erklärten, als dies heute der Fall ist (aber auch wegen der höheren Technisierung auch sein muss).

schlammtreiber

Vielleicht noch den Aspekt "früher" etwas weiter gefasst: lässt man das "volkstümliche Bild" der guten harten alten Zeit mal beiseite, und beschäftigt sich mit den Fakten, die z.B. von der Grundausbildung/Ausbildung in der kaiserlichen Armee bis 1918 oder der Wehrmacht überliefert sind, so stellt man fest, dass die physisch-handwerkliche Komponente erstaunlich gleich zu sein scheint. Der wesentliche Unterschied im Erleben der Grundausbildung für einen Rekruten in Feldgrau, NATO-oliv oder Flecktarn dürfte tatsächlich "die Umgangsform" und der damit verbundene psychische Druck gewesen sein.
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Rollo83

Vielleicht waren die damals jungen Männer auch nicht so verweichlicht wie es heute öfters vor kommt.
Da gabs sicherlich noch nicht diese krasse Pc und Konsolen Generation wie jetzt.

miguhamburg1

Das wiederum, lieber Rollo, glaube ich nicht: Die körperiche Leistungsfähigkeit der jungen Menschen war zu der Zeit sicher im Schnitt höher als heute, ganz einfach, weil in den Schulen der Sportunterricht regelmäßig durchgeführt wurde und viele Jungs (aufgrund fehlender PC-Daddel-Alternativen) in Sportvereinen aktiv waren. Aber: Die meisten Schulen waren Experimentierfelder der antiautoritären Erziehung (da hatten die neuen "Errungenschaften" der Vor-68er bereits ganze Arbeit geleistet, es begann die sog. Friedensbewegung zu erblühen, Rüstung und Bundeswehr wurden/waren No-No's, es wurde schick, KDV einzureichen, Lehrer nutzten sogar ihre Unterrichtsstunden dafür, KDV-Unterweisungen zu geben etc. Also, es war eine politisch-hochgeladene Zeit, die sich bis in die Jugend hinein auswirkte. Der harte Ton war also für die meisten Jugendlichen ein ebensolcher Kulturschock, wie er heute auch erlebt wird.

KlausP

Zitat von: schlammtreiber am 24. Juni 2011, 10:30:31
Vielleicht noch den Aspekt "früher" etwas weiter gefasst: lässt man das "volkstümliche Bild" der guten harten alten Zeit mal beiseite, und beschäftigt sich mit den Fakten, die z.B. von der Grundausbildung/Ausbildung in der kaiserlichen Armee bis 1918 oder der Wehrmacht überliefert sind, so stellt man fest, dass die physisch-handwerkliche Komponente erstaunlich gleich zu sein scheint. Der wesentliche Unterschied im Erleben der Grundausbildung für einen Rekruten in Feldgrau, NATO-oliv oder Flecktarn dürfte tatsächlich "die Umgangsform" und der damit verbundene psychische Druck gewesen sein.

Sehe ich soweit auch so, nur hast du in der Aufzählung "Ein Strich - kein Strich" vergessen. Da war das auch nicht anders. Und auch da war "früher" immer alles viel härter.
StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

schlammtreiber

Zitat von: KlausP am 24. Juni 2011, 11:02:01
Sehe ich soweit auch so, nur hast du in der Aufzählung "Ein Strich - kein Strich" vergessen. Da war das auch nicht anders. Und auch da war "früher" immer alles viel härter.

Mea culpa, die Volksarmee wollte ich natürlich nicht unterschlagen  :D
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bayern bazi

#21
härter oder  weicher ;)

sagen wir mal so zu meiner Zeit (mitte der 80er Jahre ) gab es so scherze wie DZA und DUZ nicht - da konnte es dir passieren das du ein oder 2 mal im jahr für 14 tage Y-Tours gebucht hast - sprich übungsplatzaufenthalte - wenn du dann noch einen "schönen" dienstposten erwischt hattest konnte aus den 14 tagen schnell mal 3 wochen mit vor und nachkommando werden

oder die schönen betriebsausflüge - kecker Spatz oder Flinker Igel (siehe wikipedia) brachten den ein oder anderen kameraden an seine körperliche leistungsfähigkeit (meist mehr stress bei den funktionern / unterstützern als bei der eigentlichen kampftruppe)

wir hatten da mit unserern FKÜtrps ordentlich stress - verpflegung fassen - verlegen - tarnen abrüsten - kochen - Vpfl ausgabe (in der  zeit sollte der MKF eigentlich ruhen - musste dann aber in die sicherung oder auf die Emma) kaum fertig - wieder befehl zum verlegen bekommen  und das dann über 3 oder vier tage, da warst du froh wenn du pro tag 4 stunden ruhen konntes  

Kommunikation mit zuhause in zeiten von Übungsplätzen oder freilaufenden übungen sogut wie NULL - handy gabs nicht und die öffentlichen telefonzellen waren überlagert falls welche mal untergekommen sind

wer nicht kämpft  - hat bereits verloren
 

miguhamburg1

Lieber Bazi,

die Frage richtete sich nach der AGA, nicht nach der Zeiit danach...

... und wenn ich die unter den heutigen Rahmenbedingungen anschaue, dann dürfte die Ausbildung bezüglich bevorstehender Einsätze, 4 Monate Abwesenheit in AFG oder anderswo und dazu die auch noch stattfindenden TrÜbPlAufenthalte das, was früher geleistet wurde, allemal toppen...

Denn uns flogen seinerzeit keine versteckten Sprengladungen um die Ohren, uns standen keine durchgeknallten Taliban gegenüber und der Biwakplatz in Sennelager war auch nicht das Ziel von irgendwelchen RPG und Flugkörpern...

schlammtreiber

Zitat von: miguhamburg1 am 24. Juni 2011, 18:04:33
uns standen keine durchgeknallten Taliban gegenüber...

Wir hatten als Feind die StOV. Die waren viel krasser, und viel durchgeknallter.  :D
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wolverine

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miguhamburg1

... insbesondere die "KloVWa's", die Herren, die mit den Riesen Klopapierrollensäcken unsicher durch die Kasernen radelten und dann durch die Kasernenblöcke schlichen...