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Offizierslaufbahn Erfahrungen

Begonnen von heim, 11. Oktober 2013, 16:52:59

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heim 2000

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich nun gegen die Bundeswehr entschieden. Zum einen liegt das an der Schilderung von vielen negativen Erfahrungen aber auch an vielen anderen Aspekten. Beispiele hierfür mit Link: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/4846/umfrage/selbstmorde-in-der-bundeswehr/ (Selbstmorde), http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/karriere-nach-dem-militaer-offiziere-weggetreten-1385538.html (Nach der Dienstzeit). Auch die lange Zeit zwischen Studium und dem Ende der Dienstzeit ist ein Grund. Was hat es für einen Sinn zu sagen, man könne ja in der Übergangsphase mit dem Übergangsgeld (Ich entschuldige mich für Begriffsfehler) immer noch ein Studium absolvieren. Wozu dann überhaupt ein Studium nach 15 Monaten militärischen Ausbildung? Warum nicht das Studium an das Ende der Dienstzeit setzen? Mit der Reform von 36 Monaten militärischen Ausbildung auf 15 Monate wurde diese Diskrepanz sogar noch vergrößert, indem man die Offizierlehrgänge 1 und 2 durch die Zeit des Studiums voneinander trennte.         
Ich danke allen die versucht haben mir ihre Meinung zu präsentieren, anstatt mich dafür zu verurteilen, mir viele (vielleicht auch zu viele) Gedanken über meine Zukunft zu machen. Meiner Meinung nach ist es besser vor Dienstantritt eine Entscheidung zu treffen, als sich blauäugig am 30. Juni in einen Zug zu setzen und zu Denken "Es wird schon alles irgendwie werden" (Abbrecherquote, ihr werdet es als einzige erleben, veröffentlicht werden die Zahlen nämlich niemals). Tod, Verwundung, familiäre und freundschaftliche Zerwürfnisse, Beziehungsprobleme können durch das Gefühl der Kameradschaft zwar in den Hintergrund rücken. Die Frage ist nur, wie viel Bestand diese Kameradschaft nach 13 Jahren nach dem Austritt aus der Bundeswehr noch hat. Was bleibt am Ende übrig??? Man wird nie mehr dergleiche sein, nachdem man in einem Auslandseinsatz war. Persönliche Empfehlung von mir: Unser Krieg - (1/2) Kampfeinsatz in Afghanistan - Doku/Dokumentation (Unser Krieg, Reportage). Ich wünsche trotzdem allen die sich dennoch für den Weg des Offizieranwärters entscheiden Viel Glück und passt auf, dass ihr eine Verwendung nach dem Studium bekommt, die euch auch etwas nützt. Ich denke der Weg den ihr im Gegensatz zu mir einschlagen werdet, bietet unglaublich viel Abwechslung und ist für einige Junge Männer (auch einige Frauen) sicherlich Berufung und wird ihnen sehr viel bieten können.
Auch aufgrund meiner sehr guten Abitur Note werde ich nun Zivil Jura studieren und einen Bachelor in BWL anschließen. Anbei noch: Der sich über die Groß- und Kleinschreibung aufgeregt hat..... GET A LIFE!

Spiritus

Zitat von: heim 2000 am 19. Juni 2014, 02:58:51
(Selbstmorde)
Die Suizidrate in Deutschland ist Ihnen aber schon bekannt, oder? (2010: 12,3/100k, bei isolierter Betrachtung von Männern 18,6/100k)

Zitat(Abbrecherquote, ihr werdet es als einzige erleben, veröffentlicht werden die Zahlen nämlich niemals).
Doch, und sogar untersucht und darüber hinaus von den Medien kommentiert.

ZitatAuch aufgrund meiner sehr guten Abitur Note werde ich nun Zivil Jura studieren und einen Bachelor in BWL anschließen.
Dort herrscht in Deutschland auch gerade der größte Mangel.  ::)

Auf jeden Fall Glückwunsch zu dieser für Sie und die Bundeswehr sicherlich guten Entscheidung.

Büdi

Jura Studium sind mal ebend 8 Jahre (im Regelfall eher mehr) der Bachelor nochmal 3.

Und was wollen sie damit machen?

Büdi

Ersetze "eher" durch "kann auch"

Altrec

Also die Selbstmordstatistik der Bundeswehrsoldaten allein ist sehr wenig aussagekräftig.
Man solle sie dann schon zumindest mit einer Statistik für ganz Deutschland vergleichen:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/583/umfrage/sterbefaelle-durch-vorsaetzliche-selbstbeschaedigung/

Wir haben also für 2012 24 Selbstmorde in der BW und 9.890 Selbstmorde in Deutschland.
(Ich rechne nun mal mit den aktuellen Bevölkerungs-/ "Beschäftigungs"-zahlen, auch wenn es es eigentlich nicht ganz korrekt wäre, aber es fällt nicht wirklich ins Gewicht)

Bei einer Bevölkerung von derzeit 81,89 Mio Menschen in Deutschand kommen wir auf eine Selbstmordrate von 0,012%.
Bei derzeit 182.620 aktiven Soldaten (Quelle) kommen wir auf eine Selbstmordrate von 0,013%.

Bei dieser Betrachtung sieht man also, dass die Selbstmordrate von Bundeswehrsoldaten im Vergleich zur Selbstmordrate der Bevölkerung von Deutschland nicht sonderlich abweicht und daher nicht als Ausschlusskriterium gewertet werden sollte.

Aber ich denke, den richtigen Umgang mit Statistiken wirst du als künftiger BWL Student noch lernen. :)
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Darkir

"Die Frage ist nur, wie viel Bestand diese Kameradschaft nach 13 Jahren nach dem Austritt aus der Bundeswehr noch hat."

das sind meist freundschaften für´s leben, die da entstehen. ich kann aber nur aus meiner erfahrung sprechen.


mfg

FrankP

Die unterschiedlichen Ansichten werden sich wohl kaum durch Diskussion aufheben lassen, fürchte ich.

Dabei ist doch alles gut... für "heim 2000", der sich seine Zweifel bestätigt hat. Vermutlich wäre er mit diesen Zweifeln als Offizier eh' nicht glücklich geworden.

Und für die Bundeswehr ist es allemal gut. Damit steht eine Stelle langfristig mehr zur Verfügung für jemanden, der sie wirklich will und sich entsprechend einsetzt.

StierNRW

Zitat von: heim 2000 am 19. Juni 2014, 02:58:51
Wozu dann überhaupt ein Studium nach 15 Monaten militärischen Ausbildung? Warum nicht das Studium an das Ende der Dienstzeit setzen?

----> ich bin zwar kein Experte, zugegeben, aber nach meinem Kenntnisstand hat man damals (Anfang 70er, wohl nicht zuletzt auf Betreiben Helmut Schmidts https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_der_Bundeswehr) das verpflichtende Studium für die Masse der Truppenoffiziere (SaZ 12 und länger) eingeführt, weil man einen anderen Offizier-Typus als in der Wehrmacht haben wollte.
Dort hatten die Offiziere ja im Regelfall nicht studiert (also die aktiven Offiziere des Truppendienstes).
Man wollte einen neuen Offizier-Typus schaffen, der befähigt war, auch wirklich selbstständig zu denken, zumindest mehr, als in früheren Zeiten. Dies wollte man durch zusätzliche (universitäre) Bildung erreichen.

So, und einen Offizier erst am Ende seiner Laufbahn ein Studium machen zu lassen, würde alleine schon diese Ziele konterkarieren.

Wie gesagt, ich bin kein Experte. Sollte ein Fehler vorliegen, bitte ich um Korrektur. Danke.

Cally

Ich möchte gar nicht versuchen dich umzustimmen, wer schon jetzt solche Zweifel hat, sollte es besser sein lassen. Ich finde deine Argumente nur etwas fragwürdig. Die Suizidrate ist fast identisch mit der der Gesamtbevölkerung. Darüber hinaus ist der Trend eher sinkend, vor allem im Vergleich mit den 70er/80er Jahren.

Eine andere, berechtigte Frage ist das "Was kommt danach?". Dir stehen eben sehr viele Wege offen und diese sind ja nicht nur ein zweites Studium. Neben der leichteren Einstellung in staatliche Einrichtungen besteht ja auch noch die Möglichkeit eines unbezahlten Praktika in größeren Firmen, dass du durch den nicht vorhandenen Verdienst in deinem Alter wahrscheinlich zivil hättest nicht absolvieren können. Gerade in diesem Punkt gibt es aber zwei Möglichkeiten der Betrachtung.

Du hast gerade dein Abitur gemacht und bist wahrscheinlich an deinen Freundeskreis gewöhnt. Spätestens nach dem Schulabschluss merkst du aber schnell, dass man sich aus den Augen verliert. Einige Freunde behält man sicherlich, aber nach und nach bildet sich ein neuer Freundeskreis und wenn du mal dein bisheriges Leben Resümee passieren lässt wirst du sicher merken, dass immer mal wieder Freunde dazugekommen oder gegangen sind. So ist das Leben nun mal. Ich wüsste nicht, wann meine Eltern z. B. oder die meiner Freunde heutzutage noch was mit ihrer alten Clique aus Schultagen machen. So ein extremer Sozialkiller ist die Bundeswehr dann doch nicht und man wird ja nun auch wirklich nicht jährlich versetzt. Es besteht schon die Möglichkeit, sich an seinem Standort eine Existenz aufzubauen, neue Freunde zu finden. Und im Notfall ist Deutschland auch nicht so groß, dass man nicht jedes oder jedes zweite Wochenende nach Hause kann. Ich stell mir da die US Army oder den Dienst in den russischen Streitkräften schon krasser vor.

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Zum Thema Studium möchte ich, wie in einem anderen Thema bereits, nochmals anmerken, dass sich in den paar Jahren, zwischen Studium und Ausscheiden aus der Bundeswehr inhaltlich nicht viel ändert. Ein Großteil jedes Studiums besteht aus absoluten Grundlagen, die teilweise seit mehreren 100 Jahren so gelehrt werden.
Man ist also mit einem 6 Jahre alten Studium durchaus noch mehr als ausreichend für den zivilen Arbeitsmarkt gerüstet. Und der BFD bietet auch super Möglichkeiten Lehrangebote wahrzunehmen um sich in Spezielthemen auf den neuesten Stand bringen zu lassen oder z.B. einfach noch einen speziellen Master nachzuschieben. Wäre ich Arbeitgeber, würde ich einen ausscheidenden Offizier mit seiner gesammelten Führungserfahrung (die in dem Alter kaum ein zivler Bewerber bieten kann) sehr gerne einstellen. es gibt ja genug Stellen, wo Fachwissen nicht so die Rolle spielt, dafür Führungskompetenzen gefragt sind.

Niederbayer

Zitat von: Cally am 19. Juni 2014, 11:27:34

Eine andere, berechtigte Frage ist das "Was kommt danach?". Dir stehen eben sehr viele Wege offen und diese sind ja nicht nur ein zweites Studium. Neben der leichteren Einstellung in staatliche Einrichtungen besteht ja auch noch die Möglichkeit eines unbezahlten Praktika in größeren Firmen, dass du durch den nicht vorhandenen Verdienst in deinem Alter wahrscheinlich zivil hättest nicht absolvieren können. Gerade in diesem Punkt gibt es aber zwei Möglichkeiten der Betrachtung.


Das wäre mir neu, dass man als Offizier leichter für den Staatsdienst eingestellt wird. Oder redest du vom gehobenen Dienst? Der kann ja für ausscheidende Offiziere nicht unbedingt das Ziel sein. Für Oberleutnante oder Hauptleute wäre ja im Sinne eines beruflichen Aufstiegs nur der höhere Dienst wirklich attraktiv, da sie ja aus dem gehobenen Dienst kommen.

Ralf

Nicht jeder steigt auf, sondern auch horizontaler Entwicklung kann durchaus akzeptabel sein. Man muss ja auch schließlich das Zeug für berufliche Aufstiege mitbringen. Das das nicht jeder hat, ist unbestreitbar.
Einer der Punkte der Attraktivitätsoffensive der Frau BM ist auch Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Ressorts oder darüber hinaus.
Aber nochmal, nicht jeder wird aufsteigen können. Es gibt nicht nur Überflieger.
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Niederbayer

Dennoch würde mir auf die Schnelle nicht einfallen, was einen Mitt- oder Enddreißiger SaZ13 Offz dazu bringt, eine Ausbildung im gehobenen Staatsdienst zu beginnen. Mit 18- oder 19jährigen zusammen in einer verschulten behördeninternen FH, um dann im Nachgang erst mal für einige Jahre auf Stufe A9 zu stehen. Das steht doch der persönlichen und beruflichen Entwicklung entgegen.

Cally

Du gehst gerade nur von Leuten aus, die die den höchstmöglichen Karriereweg einschlagen möchten. Es gibt aber genug Leute, die sich sicher nach ihrem Dienst im gehobenen Dienst beim (z. B.) Finanzamt wohlfühlen. Darüber hinaus verdient auch nicht jeder Akademiker exorbitant mehr als bei der Bundeswehr und ich stecke diesbezüglich tief genug in der Materie, um das beurteilen zu können. Unternehmen wie Volkswagen, Mercedes oder Siemens sind Ausnahmen und in der freien Wirtschaft ist der Stress- und Arbeitszeitfaktor definitiv nicht zu unterschätzen. Ich hab zum Monatsabschluss hin teilweise eine 60-65 Stundenwoche, verteilt auf Montag bis Freitag. Da gleicht auch ein relativ gutes Gehalt nicht aus.

Niederbayer

Es ging aber im Moment nicht um die Wirtschaft, sonder um Staatsdienst.
Ich möchte einen ehem. Offizier sehen, der einen solchen karrieremäßigen Rückschritt erstrebenswert hält. Dabei lasse ich jetzt bewusst "weiche" Faktoren ausser acht und fokussiere auf den Beruf an sich. Dass man z.B. als Beamter der Stadtverwaltung des Heimatorts natürlich dank langfristig planbarer Integration in den Ort und seine Vereine sowie durch die Erleichterung des Familienverlebens auf der sozialen Seite einige Vorteile genießt, das ist unumstritten.