Neuigkeiten:

ZUR INFORMATION:

Das Forum wurde auf die aktuelle Version 2.1.6 von SMF aktualisiert. Es sollte soweit alles laufen, bei Problemen bitten wir um Nachsicht und eine kurze Information.

Wer "vergeblich" auf Mails des Forums wartet (Registrierung bestätigen/Passwort zurücksetzen), sollte bitte in den Spam-Ordner seines Mailpostfachs schauen. Wenn eine Mail im Spam-Ordner liegt, bitte als "Kein Spam" markieren, damit wird allen geholfen.

AUS AKTUELLEM ANLASS:

In letzter Zeit häufen sich in Beiträgen identifizierbare Informationen. Es werden Standorte, Dienstposten, Dienstpostennummern und andere detailierte Beschreibungen angegeben. Denkt bitte an OPSec - und veröffentlicht nur das, was Allgemein zugänglich ist - wir werden darauf achten und gegebenenfalls auch löschen

"Friedenvertrag" der USA mit den Taliban

Begonnen von justice005, 29. Februar 2020, 17:47:30

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

ulli76

Man hat nicht internationale Zivilisten "zürckgelassen". Man hat die militärische Mission abgeschlossen und zivile Kräfte sind PLANMÄßIG im Land geblieben.
Die USA haben halt noch etwas länger Resttruppen da gelassen bzw. noch einmal zusätzliche Truppen zur Sicherung des Flughafens hin verlegt. Das hat aber mit der eigentlichen RS Mission nur am Rande zu tun.

Die Bundeswehr ist auch nicht für zivile Staatsbürger im Land zuständig, auch nicht für die Sicheung der Botschaft. Sie UNTERSTÜTZT bei Bedarf auf Antrag des AA.

Also bitte hör auf so einen Unsinn zu verbreiten, wenn du keine Ahnung hast.
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

KlausP

Jedem Zivilisten und jedem Soldaten in Afghanistan hätte doch zumindest im Hinterkopf klar sein müssen, dass nach Ende der militärischen Aktivitäten der USA und der anderen Staaten die akute Gefahr besteht, dass die Taliban wieder das Ruder in die Hand nehmen. Wer also dort nicht zwingend zumindest von den GO/NGO weiter dort zu tun hatte wäre gut beraten gewesen, rechtzeitig seine Sachen zu packen und sich zumindest auf die Ausreise vorzubereiten. Aber nicht mal das scheinen etliche getan zu haben.
StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

DrWho

Es ist in der Tat zum Schämen.

https://www.sueddeutsche.de/meinung/afghanistan-bundesregierung-1.5383644?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Auszug:

Absolut alles an diesem Auslandseinsatz war mühsam und schwierig, von der ersten Minute an. Aber ihn so zu beenden, bedeutet ein Scheitern auf ganzer Linie. Jetzt setzt sich der Eindruck fest, dass hier sehr viele nicht das Verantwortungsgefühl mitgebracht haben, um diesen Einsatz anständig zu Ende zu bringen. Anständig hätte geheißen, sich früh auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Anständig hätte geheißen, sich rechtzeitig Gedanken zur Rettung und Aufnahme der Ortskräfte zu machen. Anständig hätte bedeutet, bei diesen Ortskräften nicht zu unterscheiden zwischen denen, deren Arbeitgeber die Bundeswehr war - und all den anderen, die für zivile Organisationen gearbeitet haben. Und anständig zu sein, hätte verlangt, im Moment der Not wirklich alle bürokratischen Hemmnisse hintanzustellen, um die Menschen rechtzeitig herauszuholen. Was da alles passiert oder eher alles nicht passiert ist: Es ist zum Schämen.

@F_K

Danke für den Hinweis mit NATO Ende RS und Timeline.

@KlausP

Wenn es so einfach wäre Afghanistan zu verlassen, hätte es wohl viele getan. Die angrenzenden Staaten können, wollen keine Flüchtlinge aufnehmen. Es gibt da kein Patentrezept.

Auszug:

Wenn selbst das ZDF mit seiner ,,Manpower" es nicht schaffe, einzelne Mitarbeiter aus dem Land zu lotsen, könne sie sich nicht vorstellen, was mit Menschen ohne Infrastruktur im Rücken geschehen solle.
https://www.welt.de/politik/ausland/article233249133/TV-Maybrit-Illner-Sie-haetten-Afghanistan-schon-frueher-im-Stich-gelassen-das-muss-man-sagen.html


@Ulli76

Ob Sie die Meinung von Olt. Wüstner interessiert, ist Ihre Sache. Fakt ist der Olt.Wüstner war sowohl im Kosovo als auch als Kompaniechef der Panzergrenadiere in Afghanistan im Auslandseinsatz. Er absolvierte den Lehrgang Generalstabs-/ Admiralstabsdienst mit internationaler Beteiligung an der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg. Wüstner ist Dozent am Zentrum Innere Führung (ZInFü) in Koblenz und war Gastredner auf mehreren internationalen Tagungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_W%C3%BCstner


<@Ulli76 Man hat nicht internationale Zivilisten "zürckgelassen". Man hat die militärische Mission abgeschlossen und zivile Kräfte sind PLANMÄßIG im Land geblieben>

Es ist ganz einfach zum Schämen.

Gruss
DrWho





F_K

@ DrWho:

Es ist zum Fremdschämen, dass Du die Fakten / Sachzusammenhänge nicht erkennen willst.

Du machst hier hauptsächlich "politisch Stimmung", ohne jede Faktenkenntnis.

SolSim

Und der Herr Wüstner ist Oberstleutnant und nicht Oberleutnant😉

wolverine

Bundeswehrforum.de-Seit 20 Jahren werbefrei!
Helft mit, dass es so bleiben kann

DrWho

@F_K
Wenn Sie sich Fremdschämen, ist das Ihr Problem.

Die, die Faktenkenntnisse haben und Sachzusammenhänge kennen, sagen uns ja täglich "Wir haben das nicht gewusst oder es war eine Fehleinschätzung!

Und wenn US Präsident Biden sagt: Mit dem Chaos in Kabul war zu rechnen, dann war wohl die Gefahrenlage sehr wohl bekannt.

Daher bin ich der Meinung, es ist die Pflicht eines jeden Demokraten, das zu hinterfragen.

Die von Ihnen geforderten Fakten und Sachzusammenhänge kann der Bürger doch nicht einsehen. Sie und die anderen Militärforisten könnten doch mit Ihrer Fachexpertise dazu beitragen, das Scheitern in Afghanistan zu verstehen, anstatt in Polemik zu verfallen.

@SolSim
Richtig. Herr Wüstner ist Oberstleutnant und kann die Fakten / Sachzusammenhänge wohl sehr gut darlegen.

Gruss

DrWho



Verteidiger

Da der letzte westliche Soldat gestern Kabul verlassen hat, meine Gedanken zum Thema.
https://www.dw.com/de/afghanistan-der-westen-verdr%C3%A4ngte-die-realit%C3%A4ten-bis-zum-schluss/a-58897212

Der Kommentar finde ich gibt die Situation recht gut wieder.

Ich kann mich an keine Zeit mehr erinnern in der nicht die Bundeswehr in Afghanistan stationiert ist. Gleichzeitig gab es in dieser Zeit immer die gleichen Berichte, sei es von der Bundeswehr oder in der Presse über die Fortschritte bei der Ausbildung der Armee, der Polizei oder den Menschen- und Frauenrechten. Wollten wir alle nicht sehen, dass der Kaiser die ganze Zeit über nackt war?

Gleichzeitig zu den Fortschrittsmeldungen wußten wir doch alle Bescheid über die Geistersoldaten, die es nur auf den Lohnlisten der (hohen) Offiziere gab. Wir sahen die militärischen Fähigkeiten der Taliban bzw. der Unfähigkeit der afghanischen Armee/Polizei, denn sonst wäre Kundus nicht schon 2015 erobert worden und nur unter Unterstützung der internationalen Kräfte zurück erobert werden konnte.
Wir alle wissen, dass der Kamerad des KSK vor seinem Tod zwei mal von den afghanischen Spezialeinheiten im Stich gelassen wurden. Hatte das irgendwelche Konsequenzen, die von der Politik angekündigt wurden?
Es war uns allen bekannt, dass die afganische Luftwaffe auch nach 20 Jahren Ausbildung und Unterstützung nicht in der Lage war ihre eigenen Luftfahrzeuge zu warten.

Wir alle im Westen wussten, dass die "Wahlen" die dort abgehalten wurden keine Wahlen waren, die demokratischen Anforderungen entsprachen, aber wollten wir es wahr haben? Afghanistan lag 2020 im Demokratieindex hinter Vietnam und knapp vor Kuba.
Wir alle wußten von der Korruption und das die Entwicklungshilfe nicht bei den Menschen ankam, sondern, dass sich die Eilite damit die Taschen voll macht.
Gleichzeitig war uns auch bekannt, wie es um die Frauenrechte auch unter der von uns unterstützten Regierung stand.
Ein Blick in die Verfassung genügte. Dort ist festgeschrieben, dass Vergewaltigungen in der Ehe erlaubt sind und erst im März 2021 verbot das Kultusministerium Mädchen über 12 das singen in Anwesenheit von Männern? Und dafür haben Soldatinnen des Westens ihr Leben riskiert?
Gleichzeitig war uns auch allen bekannt, dass die von uns unterstützten Warlords und andere Regionalfürsten extrem viel Blut an den Händen haben und vieles im Sinn haben, aber sicher nicht das verteidigen von Menschen- und Frauenrechten.

Was mir so nicht bekannt war.

Die Taliban sind strategisch sehr klug vorgegangen. Haben viele hohe Offiziere/Beamte gekauft oder getötet. Wer keinen Widerstand erwarten möchte, muss dem Gegner eine Perspektive geben. Das ist ihnen gut gelungen.
Gleichzeitig konnten sie sich auch als Befreier zeigen, denn wie viele der wirtschaftlichen Führungskräfte stammte denn aus dem Westen und kam als Exilafghane wieder ins Land? Wie groß war die Distanz zwischen dieser Gruppe und dem Rest?
Die Taliban haben gelernt wie Propaganda funktioniert. In ihren Bildern und auf ihren Videos sieht man keine Kämpfern in Sandalen in "wunderlicher" Kleidung, sondern gut tranierte Einheiten mit erbeuteter Ausrüstung und Waffen. Dazu auch Adressatenbezogene "Easter Eggs" wie das korrekte Tragen des Gehörschutzes. Diese Bilder sollen den westlichen Soldaten eindeutig zeigen: Seht her, wir haben von euch gelernt, nutzen eure Ausrüstung und können genauso gut kämpfen. Oder noch schlimmer. Die, die ihr im Kampf gegen uns ausgebildet habt, bilden jetzt uns aus. Das ist ein Tiefschlag für alle, die vor Ort waren.
Die Frage ist auch, wer hat denen diese Propaganda bei gebracht? Wer sind die Hintermänner? Wie ist überhaupt der Kampfwert dieser Einheit oder sind die nur für die Fotos zuständig?

Abschließend fehlte aus meiner Sicht bis zum Ende ein wirklicher Sinn des Einsatzes. Warum war der Westen vor Ort? Was war das Ziel?

Moralisch: Hat sich für viele überhaupt was verändert? Schon 2017 gingen 2/3 aller Mädchen nicht zur Schule und wie haben sich sonst die Frauenrechte abseits der kleinen intelektuellen Blase in Kabul entwickelt? Oder anders gefragt. Ändert sich für eine 13 Jährige jetzt durch die Machtübernahme der Taliban in einer Kleinstadt überhaupt etwas? Gleichzeitig hat das Konzept der "westlichen Werte" auch nach einer Generation überhaupt keinen tiefergehenden Anhang gefunden. Wie es um die Demokratie stand, wurde oben beschrieben.

Wirtschaftlich: Der immer wieder erhobene Vorwurf, dass es nur um wirtschaftliche Ausbeutung ging, ist nicht nachweisbar. Eine Ausbeutung der Rohstoffe ist nicht erfolgt und selbst wenn dieser erfolgt wäre, hätte es preisgünstigere Wege gegeben, um dies zu erreichen. Das werden die Chinesen vermutlich bald beweisen.

Sicherheitspoltisch: Das Ziel, dass das Land nicht mehr Rückzugsort des internationalem Terrorismus ist, wurde erreicht, aber die Frage ist, ob dieses Ziel nicht auch anders hätte erreicht werden können.
Über den Spruch, dass "Deutschlands Sicherheits auch am Hindukusch verteidigt wird", wurde sehr viel diskutiert und ich will den gar nicht bewerten ob er stimmt.
Aber was stimmt ist, dass die Taliban bzw. ihre Vorgänger die Freiheit Deutschlands (mit)erkämpft haben, denn sie haben der Udssr einen hohen Blutzoll zugefügt und damit mit zum Untergang des Sozialismus und damit zur friedlichen Wiedervereinigung beigetragen.
Warum hat der Westen nicht an diese "Tradtion" angeknüpft und die Taliban zum "nützlichen Idioten" gegenüber China gemacht?
Dann hätte es wirklich einen Deal geben können.
Der Westen hätte einen Fall Achse auslösen können und die afghanische Armee in Ruhe entwaffnen können und alle die evakuieren können, die in Afghanistan für westliche Werte eingestanden haben. Gerade besonders schutzbedürftige Frauen hätten so in Sicherheit gebracht werden können.
Die Taliban hätten so die Macht übernehmen können und gleichzeitig hätten sie sich verpflichtet die Uiguren in China zu unterstützen. Vorteil wäre gewesen, dass China enorme Kräfte hätte binden müssen, um an der Grenze und in der Grenzregion für Ruhe zu sorgen oder sie hätten militärisch dort aktiv werden müssen. Das wäre ein wirklicher Deal gewesen, denn alles was Trump verhandelt hat ist doch nicht einmal den Brennwert des Papiers wert auf dem dies unterzeichnet wurde.


F_K

@ Verteidiger:

Du schlägst einen Deal mit den Taliban vor, dass diese "Terroristen" in anderen Ländern unterstützen sollen? Wirklich?

schlammtreiber

Zitat von: Verteidiger am 31. August 2021, 22:20:09
Der Westen hätte einen Fall Achse auslösen können...

An der Stelle hab ich lachend und prustend meinen Kaffee über den Bildschirm verteilt.
Semper Communis
Bundeswehrforum.de - Seit 20 Jahren werbefrei!
Helft mit, daß es so bleiben kann

ulli76

https://www.nzz.ch/international/ortskraefte-nach-deutschland-afghanistan-veteranen-warnen-ld.1643661?mktcid=smsh&mktcval=Facebook&fbclid=IwAR06P26BfwJu-va6UtAy_HjQEaGKiQI_QVbfXmnaxZEHNAhnRKFSkRRhE1Q

Mal eine etwas andere Sicht auf die Ortskräfte
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

LwPersFw

#116
Es gibt nicht nur die Ortskräfte, die einen hohen Preis für das Versagen der Politik bezahlen...

WDR

"Überlebt, aber traumatisiert: Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan"

vom 02.09.2021 (Inhalte aus 2011)

https://youtu.be/vdSIe0xUi8c

aktiver Berufssoldat im Bereich Personalwesen

F_K

"Versagt" haben vor allem die Afghanen selber - weniger die "Externen".

LwPersFw

Zitat von: F_K am 11. September 2021, 16:40:56
"Versagt" haben vor allem die Afghanen selber - weniger die "Externen".

Die klassische Aussage um sich aus 20 Jahren Verantwortung zu stehlen...

Aber jeder soll glauben was er mag...

aktiver Berufssoldat im Bereich Personalwesen

F_K

@ LwPersFw:

ISAF - "assistance" - "driver seat" war nicht die NATO.

However - dann andersherum: Die Sicherheit und Nahrungsmittelversorgung in DEU und in allen anderen NATO Staaten ist "ok" - jeder trägt erstmal seine Verantwortung.

.. ich war bei einigen Verkehsunfällen Ersthelfer - habe getan, was ich konnte, trage da meinen Teil - aber bin für den Unfall und die Folgen nicht verantwortlich.

Schnellantwort

Achtung: In diesem Thema wurde seit 120 Tagen nichts mehr geschrieben.
Wenn du nicht absolut sicher bist, dass du hier antworten willst, starte ein neues Thema.

Achtung: Dieser Beitrag wird erst angezeigt, wenn er von einem Moderator genehmigt wurde.

Name:
E-Mail:
Verifizierung:
Bitte lasse dieses Feld leer:
Gib die Buchstaben aus dem Bild ein
Buchstaben anhören / Neues Bild laden

Gib die Buchstaben aus dem Bild ein:
Wie heißen die "Land"streitkräfte Deutschlands?:
Wie heisst der Verteidigungsminister mit Vornamen:
Wie heißen die "Luft"streitkräfte Deutschlands?:
Shortcuts: mit Alt+S Beitrag schreiben oder Alt+P für Vorschau