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Marotten bei der BW und ihre Folgen

Begonnen von NATO-Zebra, 02. März 2021, 02:16:33

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NATO-Zebra

Horrido Kameraden,

ich möchte meinen ersten Beitrag hier einmal nutzen, um mir mal eine kleine Übersicht eurer Meinung, zu einer Situation die mir widerfahren ist, zu verschaffen.
Ich lese hier schön länger mit und habe auf dem Schirm, dass hier auch viele alte Hasen mit dabei sind, was es um so spannender macht.
Meine aktive Dienstzeit ist schon ein paar viele Tage her und seit gut 3 Jahren leiste ich Dienst in der Reserve der BW. Davon ca. 2 1/2 Jahre in einem Traditionsverband, der neben Haar- und Barterlass auch heute noch ziemlich viele strenge Vorschriften an den Tag legt, die nach fast 10 Jahren BW-Abstinenz und Privatwirtschaftsverwöhnung schon fast surreal anmuten und in krassem Kontrast zur "modernen BW" stehen.
Lange Rede, gar kein Sinn; ich war zur aktiven Dienstzeit SAZ4, wovon ich knapp 1 1/2 Jahre bei den Gebirgsjägern groß und die restliche Dienstzeit bei den Panzergrenadieren alt geworden und schlussendlich als SG ausgeschieden bin. Vom Anfang bis zum Ende an meiner Seite mit dabei war ein Kamerad, der im Folgenden noch wichtig wird.

Wir kannten uns schon aus dem Sandkasten, sind zusammen zur Schule gegangen und haben uns gemeinsam bei der BW beworben. Wie es der von uns geforderte Zufall so wollte, haben wir auch die selbe Einheit erwischt und sind seitdem Schulter an Schulter durch die Dienstzeit gegangen. Haben uns in der AGA und der SGA zur Sau machen lassen, unseren Oberstabsarzt um tonnenweise Voltaren erleichtert, gemeinsam im ISAF-Kontingent "Brunnen gebohrt" und den Umzug des Anderen, in eine andere Stadt, mit einer gemeinsamen Versetzung bedacht. Kurz um, wir waren uns mehr als dicke.
Doch wie das im Leben oft so ist, gingen die Wege nach dem DZE dann mehr und mehr auseinander, bis man sich am Ende aus den Augen verloren hatte. Dann, viele Jahre später, die große Überraschung; trifft man sich im selben Beorderungstruppenteil wieder und die Freude war natürlich riesig.

Ich, mittlerweile OSG, denke ich sehe nicht richtig, steht er als OSG UA vor mir und denke mir nur - Du alter Hund, da wird Bier fällig!
So kamen ein paar Wehrübungen und dann ein Antreten wo mein geschätzter Kamerad nach vorne treten und sich die alten, verlotterten Mannschaftslappen von der Schulter reißen und durch ein paar auf Hochglanz polierte U-Klappen ersetzen lassen durfte.
Soweit, so unspektakulär. Nachdem das Prozedere vollzogen und die Formation aufgelöst wurde, bin ich natürlich gleich zu meinem frischgebackenen Lieblings-Uffz geglitten und hab ihn im Jägeranschlag zärtlich von oben nach unten führend die Schultern gestreichelt. Ich denke, jeder von euch kennt den Schulterschlag.
Eine Geste, die Respekt und Anerkennung und natürlich auch Freude (über bevorstehende Schulterschmerzen) zum Ausdruck bringt - so dachte ich zumindest immer. Was darauf jedoch folgte, ließ mich nicht nur stutzen, sondern auch innerlich weinend lachen.
Ich spürte beinahe schmerzlich die eindringlichen und eisigen Blicke der in der Nähe befindlichen Feldwebel, die das Treiben natürlich begutachteten und meine Tat wohl als Affront zu verstehen schienen.
Mein Kamerad selbst hat sich natürlich gefreut und diese Geste auch dankend angenommen, nur spürte man im Hintergrund dieses keimende Etwas. Wir wussten beide in dem Moment nicht so recht damit umzugehen.
Im Anschluss an diese Missetat, wurde er von unserem Zugführer beiseite gezogen und dazu erzogen, dass er nun kein Mannschaftssoldat mehr sei und sich standesgemäß verhalten solle, was eine Verbrüderung mit dem niederen Plebs natürlich nicht zuließe, da dies die Moral und die Disziplin untergrabe.
Auf mich trat unsere VP zu, welche mir im Auftrag des Zugführers einen Einlauf verpasste, über das ungebührliche Verhalten gegenüber eines vorgesetzten Unteroffiziers.
Ein Mannschaftssoldat erteilt einem solchen nämlich keinen Schulterschlag! So klärte man mich auf.
Also ich stamme noch aus einer Zeit, in welcher ein Unteroffizier o. P. wirklich noch eine Respektsperson im Sinne eines Ausbilders, Grp-Fhr oder Pz-Kommandanten etc. war und nicht, wie in der modernen BW, ein "besserer" Mannschafter mit Gruß- und Putzbefreiung, der neben dem Fachdienst keinerlei Verwendung mehr in der Truppe findet.
Einer Zeit, in der man aber auch gemeinsam im Dreck gelegen und unmittelbares Wirken Seite an Seite gespürt hat, was durchaus für ein enges Verhältnis sorgte und sich auch im direkten Umgang miteinander widerspiegelte.

Für mich war diese Erfahrung in der Reserve eine völlig Neue und mich würde es tatsächlich brennend interessieren, wie ihr das Ganze seht. Warum? Einfach so. :D
Wegen solcher und anderer, aber ähnlich sinnbefreiter, Vorfälle habe ich diesen stolzen Traditionsverband verlassen und mich umbeordern lassen. In der neuen Einheit herrscht ein herrlich frisches, infanteristisches Klima, wie ich es durchaus gerne habe und es steht weniger Dummfick, dafür mehr Leistungs- und Zweckorientierung auf dem Plan.

Ich danke für die Aufmerksamkeit und vorab natürlich auch für jede Antwort, und hoffe, dass ich dieses unfassbar ernste Thema dennoch locker genug rüber bringen konnte. ;)

Jan9603

Seltsames Gebahren.
Zu meiner Hauptmannsbeförderung (noch nicht sooo lange her, aber vor Corona) haben mir drei Staffeln à circa 400 Mann diesen Schulterschlag erteilt. Und da waren Offze bis Mannschaften und Zivilisten dabei. Und zum Entzücken aller Teilnehmer war meine Schulter am nächsten Tag blitzeblau:D die meines mitbeförderten StFw übrigens auch.
Wann wenn nicht dann, haben den Untergebene mal die Chance Ihre Vorgesetzten ein bisschen zu hauen?:D

InstUffzSEAKlima

Statt "Marotten" bezeichnet man das lieber als Gepflogenheiten... Als der Fachdienst-Uffz (vor fast 20 Jahren) aufkam und damit die klassischen Funktionen des Ausbilders, Führers und Erziehers nicht mehr innehatte, zumindest im ursprünglichen Sinne, gingen auch viele Traditionen verloren, insbesondere des Uffz-Korps in den Einheiten. Die "Uffze alter Art" wurden fast immer mit den FD-UoP ("Uffz neuer Art") auf eine Stufe gestellt und von den FD-UmP in der Tat als "bessere Msch" gesehen. So weit ich mich erinnere stand in den Tätigkeitsbeschreibungen oft etwas in der "...kann unter Aufsicht und Anleitung ausführen" - das würde ich im Zivilen mit einem Hilfsarbeiter assoziieren.
Aber ungeachtet dessen ist es in der Tat so, dass ein UoP zu den Msch einen "Qualitätsabstand" wahren sollte, da die VVO ja nicht zwischen FD und TrD an dieser Stelle unterscheidet. Das ist allerdings auch im Zivilen zu beobachten, dass ein Vorgesetzter, der aus den Reihen seines nun unterstellten Bereiches stammt, sich oft zu sehr auf die Seite seiner Untergebenen stellt und damit Anweisungen und Durchgriffe von seinen Vorgesetzten nicht mit der nötigen Härte und dem erforderlichen Durchsetzungsvermögen umsetzt.

Im militärischen Dienst müssen daher etwaige Bekanntschaftverhältnisse so weit es geht unterbunden werden, da diese in den wenigsten Fällen förderlich für den Dienstbetrieb sind und nicht selten für Unmut unter den Kameraden sorgen.

alpha_de



Zitat von: InstUffzSEAKlima am 02. März 2021, 07:12:34
Im militärischen Dienst müssen daher etwaige Bekanntschaftverhältnisse so weit es geht unterbunden werden, da diese in den wenigsten Fällen förderlich für den Dienstbetrieb sind und nicht selten für Unmut unter den Kameraden sorgen.

So ein Unsinn...

Wer als Vorgesetzter nur besteht, wenn er eine anonyme, distanzierte Person ist, fehlt in meinen Augen eine zentrale Eigenschaft... Führungspersönlichkeit.

Ich war und bin mit einigen "meiner" Soldaten per Du. Das stellt aber zu keinem Zeitpunkt in Frage, dass meine Aufträge ausgeführt und meine Entscheidungen umgesetzt werden.

klar ist auch, dass persönliche Bekanntschaft zu keiner Bevorzugung führt.

Ich werde aber ganz sicher nicht mit Leuten, die ich seit Jahren persönlich kenne, plötzlich zum distanzieren Sie wechseln.

F_K

Schläge bis zum Bluterguss?

Wehrrechtlich ist das ein tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten bzw. Misshandlung Untergebener - übrigens beides nicht einwilligungsfähig.

Ist hier schon öfter diskutiert worden.

PzPiKp360

Hach ja, das ist eine Debatte, die "wir" (angehende, und nicht selten lebenserfahrene RO(A)) auch regelmäßig führen. Einerseits ist man mit seinen Kameradinnen und Kameraden in den Einheiten vor Ort oft schon lange bekannt und weitgehend per Du, gar persönlich befreundet usw., andererseits wird man nun über die Jahre Stufe für Stufe befördert, vom Mannschafter über Fahnenjunker und Fähnrich zum Offz (ganz abgesehen von den Kameraden, die wegen 43.3 & 26.4 manch fantastische Sprungbeförderung hinlegen, vom OG zum OTL), und muss daher immer mehr durchsetzen, daß man das Sagen hat. Den RFA geht das übrigens genau so, wenn man eben noch eine Laufbahn einschlägt, weil man nicht als Mannschafter die 65 erreichen möchte.

Was dann an Umgangsformen angemessen ist oder nicht, ist meiner Beobachtung nach sehr unterschiedlich von Einheit und Einheit, da hat jede ihre Tradition und ihren Stil. Ein objektives "richtig" oder "falsch" konnte ich da, aller Vorschriften und IF zum Trotz, noch nicht erkennen: Do like the Natives do. Wobei ich einen "brutalen" Schulterschlag bis zum Bluterguss so oder so nicht toll finde - und siehe F_K inzwischen, das zudem nicht legal ist - ein normaler Patsch sollte es auch tun.

alpha_de stimme ich dabei gerne zu: Wichtig ist, authentisch zu bleiben, die richtige Balance zwischen persönlichen Beziehungen und wachsender Vorgesetztenfunktion zu finden, und durch Vorbild, Engagement und Persönlichkeit zu wirken, anstatt auf einmal, nur weil man nun Unteroffizier (yieh-ha!) geworden ist, durch neue kalte Arroganz und Distanz ("Qualitätsabstand" blabla...) glänzen zu wollen. Derlei Standesdünkel sind heutzutage irgendwie fehl am Platz, und nur weil man ein paar Lehrgänge in Wehrrecht, Politik, Führung und ähnlichem hatte, kann der OSG einem trotzdem immer noch viel beibringen, insbesondere was das Handwerk angeht.

JensMP79

Kommt bei den Fallis eigentlich noch die Kübelspritze nach Jubiläumssprüngen zum Einsatz?  ::)

2Cent

Zitat von: Jan9603 am 02. März 2021, 06:18:57
Seltsames Gebahren.
Zu meiner Hauptmannsbeförderung (noch nicht sooo lange her, aber vor Corona) haben mir drei Staffeln à circa 400 Mann diesen Schulterschlag erteilt. Und da waren Offze bis Mannschaften und Zivilisten dabei. Und zum Entzücken aller Teilnehmer war meine Schulter am nächsten Tag blitzeblau:D die meines mitbeförderten StFw übrigens auch.
Wann wenn nicht dann, haben den Untergebene mal die Chance Ihre Vorgesetzten ein bisschen zu hauen?:D

Sie ließen sie allen Ernstes von 1200 Menschen auf die Schulter hauen?

Wenn man mal annimmt jeder Schlag dauert 10 Sekunden, standen sie also knapp 3,5 Stunden da rum und haben sich auf die Schulter hauen lassen?

Respekt
Was für eine Verschwendung ihrer wertvollen Dienstzeit.

F_K

@ Jens:

Negativ.

Auch Fallschirmjäger verstehen Wehrstrafrecht - und die "Spielchen" sind Vergangenheit.

(Wenn EINER es meldet, dann ziehen Einige ggf. den Rock aus - wer es braucht, soll es kriegen ... )

Jan9603

Nein das war dann falsch formuliert, insgesamt 400 Soldaten und Zivilisten. Der Schulterschlag durch die gesamte angetretene Formation ist verbandsintern üblich. Bei Offz-Beförderungen ist die dann die gesamte Abteilung/Verband angetreten, was nunmal ein bisschen mehr wird.
Ja das kann schonmal 20Minuten dauern bis alle durch sind, und da muss nicht jeder hart zuhauen, dass es nachher blau wird.
Ich sehe hier übrigens gar keine Verbindung Richtung Wehrstrafgesetz.
Eigentlich wollte ich auch nur rüberbringen, dass es dabei total Bumms ist, ob der gratulierende dabei Mannschaftssoldat oder Offz ist. Jeder darf gratulieren.

F_K

ZitatIch sehe hier übrigens gar keine Verbindung Richtung Wehrstrafgesetz.

Deine "Meinung" ist hier völlig unerheblich - die Bewertung des Gerichtes zählt.

(Sucht halt hier nach der Diskussion - da gibt es unter Juristen nicht mal ein Minderheitenmeinung die so ein Verhalten "ok" findet).

KillBurn93

In dem Fall ist wohl eher die Menge das Gift. Wenn 400 Personen mehr oder weniger die gleiche Stelle treffen wird das Spuren hinterlassen selbst wenn man keine Gewalt ausübt.
Memento moriendum Esse

Ohne Mut und Entschlossenheit kann man in großen Dingen nie etwas tun, denn Gefahren gibt es überall.
Carl von Clausewitz (1780-1831)

Jan9693

Ich finde es immer verwunderlich, wie schnell sowas hier immer schwarz gemalt wird. Es war nichtmal der Fokus. Hier geht es eigentlich um die seltsame Marotte, dass anscheinend im Verband vom TE nicht gern gesehen wird, wenn Msch Uffz zur Beförderung gratulieren. Und der leichte Schlag auf die neue Dienstgradschlaufe ist doch nun wirklich einfach Bw-Tradition.

@Killburn93
Ja genauso ist es. Niemand wendet hier unverhältnismäßige Gewalt an.

F_K

Ach Jan9693:

Ja, der "Schlag auf den Hintern war auch lange FschJg Tradition" - aber eben schon IMMER illegal - und "jetzt" wird es seid einigen Jahren genauso (als illegal) bei der LL/LTS Schule (oder jetzt Inspektion) ausgebildet und nicht mehr akzeptiert.

Den Schlag auf die Dienstgradschlaufe kenne ich nur durch den befördernden Offizier / Abteilungsleiter / KpFw - nicht durch alle Soldaten einer Formation.

Rekrut84

Zitat von: F_K am 02. März 2021, 09:47:30
ZitatIch sehe hier übrigens gar keine Verbindung Richtung Wehrstrafgesetz.

Deine "Meinung" ist hier völlig unerheblich - die Bewertung des Gerichtes zählt.

(Sucht halt hier nach der Diskussion - da gibt es unter Juristen nicht mal ein Minderheitenmeinung die so ein Verhalten "ok" findet).

Und das Gericht betrachtet dabei auch die subjektiven Tatbestandsmerkmal, den Vorsatz zur Verwirklichung des tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten. Der liegt dabei aber mitnichten vor.

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