Das Handeln eines verantwortlichen DV für ein Ereignis im Rahmen des Truppenzeremoniells ist schlicht darauf begrenzt, dass er Abweichungen von der ZR A2-2630/0-0-5"situationsbedingt, zeitlich und/oder räumlich befristet" anordnen kann (Nr. 105). Dabei darf er nur Abweichungen anordnen, die die betreffenden Soldaten gem. Ausstattungssoll in ihrem Besitz haben.
Im vorliegenden Fall ist also die Barettfrage geklärt worden. Da die Soldatin bei der hier dokumentierten Veranstaltung offenkundig selbst ihren Eid wird abgelegt haben, hat sie dabei in der Formation schlicht den normalen Dienstanzug, Marine zu tragen, der für sie vorgesehen ist. Hierzu gehören weder das Koppel, noch die Seestiefel, noch zwei halbe Schläge in den Hosen. Insofern hat der anordnende DV schlicht die Anzugsordnung nicht beachtet und ist über seine Änderungsbefugnisse hinausgegangen, indem er einen Anzug befohlen hat, der für diesen Zweck schlicht nicht vorgesehen ist.
Aber das Thema "Einhaltung von Vorsschriften bei feierlichen Anlässen" ist ja leider eine "Never Ending Story" in der Bundeswehr. Da gibt es Kuriositäten und einfach No Goes, die dennoch immer wieder vorkommen, ohne dass offensichtlich bei den Verantwortlichen wirksam interveniert wird.
So ist es beispielsweise seit Jahren üblich, dass an der Helmut-Schmidt-Universität bei der Leutnantsbeförderung eine "dreifarbige Ehrenkompanie" hinter dem Musikkorps und dem Fahnentrupp aufmarschiert - und dann auch noch in der falschen Reihenfolge Heer - Luftwaffe - Marine. Bei der hohen Generals-/Admirals-/Ministeriumsleitungsdichte, die Ehrengäste dieses Zeremoniells sind, wundert es mich einfach, dass diesem gruseligen Treiben kein Ende gesetzt wird. Denn der Truppe (und dazu gehren auch UniBw) steht beim Truppenzeremoniell schlicht nur ein Fahnentrupp und EhrenZUG in einer Uniformart zu. Ehrenkompanien gibt es nur im Rahmen des protokollarischen Ehrendienstes - und dann haben die Soldaten auch den Paradeanzug zu tragen (Heer/Luftwaffe mit weißem Koppelzeug und weißen Handschuhen und Protokollstiefeln), Marine im Paradeanzug mit Schwarzkoppel, Protokollstiefeln, Hosen mit zwei halben Schlägen, weiße Handschuhe für alle), eingetretene Führer mit Fangschnur und Pistolentaschen, links. Eine dreifarbige Ehrenkompanie (besser Ehrenbataillon) steht niemals Studenten der HSU oder anderen Truppenteilen zu, sondern ausschließlich Staatsoberhäuptern und hier ist die protokollarische Reihenfolge Heer - Marine - Luftwaffe.