So, ein herzliches "Servus" zusammen! Da mir -wie schon so Vielen vor mir- die im Forum vorhandenen Erfahrungsberichte gut zur Vorbereitung geholfen haben, wollte ich mich nun auch revanchieren. Wenn Fragen bestehen kann man mir gerne eine PN schicken.
Tag 1, 14.02:
Nach ziemlicher langer Anreise bin ich gegen 14:15 Uhr mit der S-Bahn an der Station Westhoven angekommen. Beim Ausstieg hab ich auch gleich einen Mitbewerber getroffen, mit dem ich mich dann die restlichen 5 Minuten Gehweg zur Kaserne gemacht habe. Nach Begrüßung in der Unterkunft gabs die Bettwäsche, diese wurde noch schnell (mehr oder minder erfolgreich) bezogen um sich dann mit den Betreuungsoffizieren kurz vor 15 Uhr vor dem Unterkunftsgebäude zu treffen. Diese stellten sich kurz vor und folglich machten wir uns auf den Weg in den Gebäudetrakt, in dem sich fortan alle Prüfungen befanden. Hier gab es dann zwei Vorträge, einmal vom PvD, unserem Personalberater und den zweiten von einem Prüfungsoffizier. Hierbei handelt es sich lediglich um allgemeine Belehrungen bzw. Informationen und den Ablauf/Inhalt der einzelnen Prüfungsstationen. Während der Belehrungen hörten wir intervallweiße immer wieder Gelächter aus dem Nebenraum. Auf unsere fragenden Blicke hin, erklärte uns der Offizier, dass es sich hierbei um die „Glücklichen“ handelt, die es bis zum Einplanungsvortrag geschafft haben und dass maximal die Hälfte von uns morgen dort auch sitzen wird. Abschließend mussten wir noch den biographischen Fragebogen ausfüllen, der zur Vorbereitung für das Interview dient. Wie man sich dafür vorbereitet? Gar nicht. Was man machen muss? Ehrlich sein. Den Studienbogen bekamen wir mit auf die Stube, dieser musste tags darauf vor dem Deutschtest abgegeben werden. Spätestens jetzt sollte man wissen was und vor allem warum man etwas studieren will. Da es am Anreisetag kein gestelltes Essen gab gingen wir abends alle zum sagenumwobenen Griechen und aßen dort etwas. Hier und danach auf der Stube lernten wir uns alle etwas besser kennen und dann ging es gegen 22 Uhr ins Bettchen.
Tag 2, 15.02:
Nachdem beinahe alle eher bescheiden gut geschlafen haben standen wir um 4 Uhr 50 auf um bei der geringen Anzahl von Duschen rechtzeitig einen Platz zu bekommen. Danach kleideten wir uns (fast) alle angemessen ein und marschierten zum Frühstück in die Kantine, in die uns nach knapp 15 Minuten Wartezeit ca. um 5 Uhr 50 Einlass gewährt wurde. Das Frühstück fiel dem engem Zeitfenster gemäß eher kurz aus, denn bereits vor 6 Uhr 10 mussten wir im Nebengebäude bereit zum Deutschtest sitzen. Hier gab es eine kurze Einweisung der Prüfungsleiterin und dann ging es schon los. Aufgabenstellung: Eines der beiden Wortpaare aussuchen, definieren, Gemeinsamkeiten /Unterschiede klarstellen und zusammenfassen. Während viele andere Bewerber spontan und ohne Gliederung vor sich hin schrieben dachte ich mir daheim schon eine passende Einleitung aus, um Zeit zu sparen. Denn im Grunde handelt es sich hierbei um eine freie Erörterung, somit sollte eine gewisse Struktur der Argumente schon erkennbar sein, Einleitung/Hauptteil/Schluss wären auch nicht verkehrt.
Danach findet man sich in einem Warteraum ein und wird für die ganzen medizinischen Tests geholt, dann wieder ins Wartezimmer gesetzt, dann wieder geholt, dann wieder ins Wartezimmer usw. Für mich stellte sich bei den ärztlichen Untersuchungen raus, dass eigentlich alles passt. Ohren gut, Augen für den Fliegerischen Dienst geeignet. Doch dann: Der Rücken! Während mir im KWEA gesagt wurde, ich sei deswegen nur für Gebirgs- und Fallschirmjäger ausgeschlossen, wurde mir hier offenbart, dass die komplette Kampftruppe wegfällt! Das traf mich wie ein Blitz, dementsprechend resigniert stolperte ich zu dem nächsten Test. Dieser war der PMO, quasi Persönlichkeitsmerkmale Offizier. 116 Fragen, die man auf einer Skala von 1-7 mit Zustimmung und Ablehnung bewerten muss. Das Zeitlimit sollte hier niemanden interessieren, man muss auf die Fragen spontan antworten! Umso länger man überlegt, desto eher eröffnen sich Differenzen bei den ähnlich gestellten Fragen. Die Fragen drehen sich um die Einstellung gegenüber Ausländer, den Alkohol- bzw. Drogenkonsum, möglichen Waffengebrauch und Arbeits- bzw. Lernmotivation. Auch dieser Test bildet eine weitere Grundlage des Interviews.
Nach dem PMO stand wieder etwas Warterei auf der Liste, danach ging es zu der Prüfung, von der ich persönlich am meisten Angst bzw. Respekt hatte. Das Gruppensituationsverfahren.
Wir waren zu fünft und wurden von einem Offizier und einer Psychologin geprüft. Es handelte sich um das alte Spiel, Ressourcenknappheit und Krisenmanagement. Bei beiden Teilen muss man aktiv mitagieren und auf die Mitbewerber eingehen! Also nicht an Ihnen vorbeireden. Hat man erst einmal einen Standpunkt eingenommen, muss man diesen natürlich auch ausdauernd vertreten. Im Endeffekt handelt es sich um eine Gratwanderung zwischen Zurückhaltung und Vorpreschen. Man darf sich also nicht in die Ecke drängen lassen, sich aber genauso wenig in den Mittelpunkt stellen. Meine Gruppe war ziemlich stark, also musste ich es ausnutzen, wenn ich einmal zum Wort kam, und habe meine Ausführungen dann immer gleich etwas länger gehalten. Das verschafft Gesprächsanteile. Dann der dritte Part des GSV, der Vortrag. Da ich schon immer halbwegs eloquent war und noch nie Probleme mit Referaten in der Schule hatte, tat ich mich dementsprechend leicht. Bei meinem Szenario ist die Handballhalle meines Vereins abgebrannt und nun steht die Entscheidung zwischen zwei Alternativhallen mit ihren Vor- und Nachteilen bevor. Als Vereinspräsident musste ich eine Entscheidung treffen und diese in 25 min (was auch der Vorbereitungszeit entspricht, wir waren jedoch alle schon noch weniger als 20 min fertig) vor der Mitgliederversammlung ( = Mitbewerber) vortragen. Wichtig ist hier eine klare Strukturierung des Vortrags, empfehlenswert ist die Nennung von zukünftigen Schritten (in diesem Szenario).
Das GSV war hiermit zu Ende und wir durften im Warteraum Platz nehmen, die meisten gingen auf ihre Stuben, da es bereits auf 11 Uhr zuging und ab 11 Uhr 30 das Mittagessen auf dem Plan stand. Ich jedoch war der erste Bewerber, der ins Interview musste und somit auch einer der Wenigen, der vor dem Mittagsessen den Zwischenbescheid zur Offizierseignung in den Händen hielt. Im Interview werden alle bis jetzt vorliegenden Informationen genutzt, um dem Bewerber jede erdenkliche Frage zu stellen. Ich persönlich hatte mich ursprünglich für die Kampftruppe beworben und aus Jux und Tollerei als Zweitwunsch den fliegerischen Dienst der Luftwaffe mit in die Bewerbung geschrieben. Folglich quetschte mich der Personaloffizier erst einmal detailliert 10 Minuten über das genaue Berufsbild des Piloten aus, wo bereits Tornados der Bundeswehr wie im Einsatz waren usw. Das war eher unangenehm, da ich mich eigentlich auf meine Wunschverwendungen vorbereitet habe. Dann war die Psychologin dran. Sie hinterfragte schulische Ergebnisse und soziale Entwicklungen bzw. wie es wozu kam. Danach war wieder der Offizier an der Reihe. Die Einstiegsfragen waren immer harmlos, z.B. „Wie informieren Sie sich über das aktuelle tagespolitische Geschehen?“ .Daraus resultierten dann mit Fortgang des Gespräches jedoch immer kompliziertere Fragen, ich musste also mehr oder minder den derzeitigen Konflikt in Syrien mit dem in Libyen zu Zeiten des „Arabischen Frühlings“ vergleichen und bewerten (lasst euch hiervon nicht abschrecken, bei manch anderem Bewerber wurden nicht einmal politische Themen angesprochen bzw. nicht in diesem Umfang).
Nach Ende des Interviews wurde ich rausgeschickt, 5 Minuten später wieder ins Zimmer geholt. Ihre Entscheidung wurde mir offenbart, falls Interesse besteht kann man sich ein Feedback geben lassen. Meine Leistungen lagen bis hier in einem leicht überdurchschnittlichen Bereich, dementsprechend fiel auch meine Offizierseignung aus.
Voller Zufriedenheit marschierte ich also entspannt zum Mittagessen, während die anderen Bewerber teils ängstlich vor den Cevapcici saßen, da sie das Interview noch vor sich haben. Das Interview bedeutete insgesamt für knapp die Hälfte der angereisten Bewerber am ersten Prüfungstag gleich das Aus. Ich hingegen, nahm es als ein ganz angenehmes Gespräch war. Das kann daran liegen, dass ich vollkommen ruhig reingegangen bin und jede Antwort spontan und ausführlich gegeben habe. Das soll nicht heißen, dass man sich auf diese Fragen nicht vorbereiten soll, jedoch sollte man –meiner Meinung nach- von paraphrasierten Antworten ablassen. Ich denke, dass die Prüfer es merken, wenn etwas künstlich und auswendig gelernt klingt. Somit war ich gegen 12 Uhr beinahe fertig für den 2. Tag. Da der gefürchtete Mathetest erst gegen Nachmittags anstand, beschloss ich auf die Stube zu gehen und mich für eine Stunde hinzulegen, während die anderen Bewerber ihre Prüfungen haben. Doch das „Glück“ währte nicht lange, denn bereits nach einer halben Stunde kam einer meiner Stubenkameraden zurück. Bei ihm war das Interview scheinbar nicht so gut verlaufen, weshalb er die Heimreise antreten musste. Ich half ihm ein bisschen beim Packen und verabschiedete mich von ihm. Kurze Zeit später kam mein anderer Stubenkamerad mit einem breiten Grinsen herein – er war noch im Rennen.
Nach dem ganz normalen Informationsaustausch machten wir uns also wieder auf dem Weg in eines der Wartezimmer, um für den Mathetest aufgerufen zu werden. Voller Euphorie durch den erlangten Zwischenbescheid machten wir (=der verbliebene Stubenkamerad und ein Badener, den ich vorher über das Forum kennen gelernt habe) uns keine großartigen Sorgen, da wir alle Studiengänge ausgewählt haben, bei denen Mathe nicht von herausragender Bedeutung ist. Dennoch sollte man den Mathetest nicht auf die leichte Schulter nehmen, da er trotzdem in die Studieneignung mit einfließt. Nun zum Mathetest: Multiple Choice, 60 Fragen unter Zeitdruck, Arithmetik, Algebra, Geometrie. Eigentlich der komplette Schul- bzw. Oberstufenstoff, ausschließlich Stochastik. Ich dachte mir, die beste Vorbereitung sei die Abiturvorbereitung. Also hab ich’s wie beim Abi gemacht. Komplett alles zusammengeschrieben und gelernt, danach ein paar Übungen angeschaut. Ich dachte also, ich sei ziemlich gut gewappnet, da ich mir es zu dem Zeitpunkt ohne Probleme noch einmal zugetraut hab, ein Matheabi zu schreiben. Jedoch waren die Fragen anders, irgendwie seltsam, und in keinster Weise so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Daraus folgte: Raten. Ich habe viel durch mögliche Ausschlüsse geraten. Und zu allem Überfluss brach der Test bei mir (das denke bzw. dachte ich mir zumindest) aufgrund von Fehlantworten ab. Das Gefühl danach war dementsprechend bescheiden. Da es sehr vielen Mitbewerbern ähnlich ging, schaukelten wir uns mit unseren Impressionen den restlichen Abend gegenseitig auf.
Um 16 Uhr stand schließlich das Abendessen an und danach kam der oben erwähnte Einplanungsvortrag. Wir waren also die 17 Glücklichen bzw. Übriggebliebenen und saßen nun dort, wo wir uns am vorigen Abend im Nachbarzimmer hingewünscht hatten. Hier erklärte uns ein ziemlich munterer Kapitänleutnant noch einmal, was uns im Falle einer Einstellung erwarten würde und legte uns auch wieder die nötige Flexibilität ans Herz. Er hatte eine (ich denke bzw. hoffe bewusste) makabre Art und wollte uns mit unangenehmen Fragen wiederholt den Ernst der Lage verdeutlichen. Darüber hinaus kam auch der Hinweis, dass nicht einmal die Hälfte der Bewerber, die so weit kommen, eingestellt werden. Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Vortrag, der den einen oder anderen Bewerber nochmal ins Grübeln brachte. Danach waren wir fertig, zogen uns um und hockten uns wieder zum Griechen. Hier philosophierten wir wieder über den kommenden Tag und sahen unsere Chancen aufgrund des offensichtlich misslungenen Mathetests oft eher schlecht. Diesmal ging es etwas später in die Heia, da war im kommenden Tag auch etwas länger schlafen konnten.