Guten Morgen
Nachdem ich selber sehr viele Foren hier durchgelesen habe und mir alle möglichen Informationen zusammengesucht habe (welche nicht immer 100% zutreffen!!) möchte ich nun gerne meinen eigenen Erfahrungsbericht verfassen. Es gibt zwar mehr als genug Berichte, allerdings denke ich mir, dass es besser ist, wenn immer absolut aktuelle vorliegen. Außerdem wird einem oftmals Angst gemacht. Ich möchte euch allen diese Angst ein bisschen nehmen und die Dinge mal recht nüchtern schildern.
Ich war im
Zeitraum vom 10.02.16 - 12.02.16 vorgeladen.
Dann fange ich einfach mal an
:
Am Anreisetag kam ich erstmal fast zu spät (danke DB
). Merkt euch, dass ihr lieber einen Zug früher nehmt, damit ihr auf der sicheren Seite seid. Nachdem ich dann hereingelassen wurde durfte ich meine Stube beziehen. Die Dame, die einen da kurz einweist, war wirklich freundlich. Auf meinem Zimmer war ich der zweite und das blieb auch bis zum Ende so, fragt mich nicht wieso ^^ .
Jedenfalls steht da n cooler Leo-1 im Garten, aber Vorsicht! Keine Bilder machen! Handys sind auf dem Gelände verboten!!
Danach sollten wir uns in Richtung Assessmentcenter begeben, wo wir unseren Begrüßungsvortrag bekamen. Der PvD (Personalberater vom Dienst) hat diesen gehalten und anschließend sollten wir noch einen 4-seitigen Fragebogen ausfüllen, welcher sich vor allem mit unserer Motivation, unseren Stärken und Schwächen und solchen Dingen beschäftigte.
Auch hier Vorsicht: Merkt euch, was ihr antwortet. Ihr werdet zu 100% zu einigen Dingen im Interview angesprochen! Danach gibt es noch den Laufzettel, auf dem eure Stationen für beide Tage stehen.
Abends gibt es am Anreisetag leider kein Essen, aber im "Griechen" könnt ihr gegen einen kleinen Preis Schnitzel, Currywürste oder einen Salat erwerben. Außerdem kommt man dort mit den Betreuungsoffizieren ins Gespräch, was man unbedingt nutzen solle. Die geben nichts an die Prüfer weiter und sind nur dazu da, sich mit euch zu unterhalten. Keine Frage ist zu dumm! Fragt einfach.
Das war auch schon der erste Tag. Wir gingen sehr früh schlafen, da die Nacht um 5 Uhr beendet wurde und man bekanntlich kaum schlafen kann da man so aufgeregt ist.
Der erste Prüftag begann wie gesagt um 5 Uhr, dann duschen, dann um 05:45 zum Frühstück. Geht lieber ein bisschen früher hin, da die Menschen sich beim Kaffeeautomaten stauen wie sonst was
Das war auch der Grund weshalb ich genau 3 mal an meinem Cappuccino nippen konnte bevor ich gehen musste. Um 06:10 stand die schriftliche Arbeitsprobe an. Wie in anderen Berichten hier schon geschrieben steht war das ein ganz normaler Aufsatz, bei dem man zwei vermeintlich ähnliche Worte erst definieren muss, dann Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzeigen soll und anschließend eine Art Fazit anhängen soll. Ich hatte das Wortpaar "Interesse und Neugier". Außerdem gab es noch "Märchen und Sage" und die anderen beiden habe ich vergessen, sorry
.
Anschließend ging es für mich zur CAT-Testung, welche nicht besonders schwer ist, obwohl schwerer als die im Internet! Besonders die Matrizen wurden schnell zu Dingern, bei denen ich nichts mehr erkennen konnte.
Da ich da recht schnell fertig war wurde ich zum Arzt geschickt, welcher die Voruntersuchung dann durchgeführt hat. Alle warten in einem großen Wartezimmer und verschiedene Ärztinnen und Ärzte rufen einen auf. Jeder führt eine andere Untersuchung durch: Augen, Ohren, Urinprobe, Vermessung und das war's auch erstmal. Ich musste noch einen gesonderten Augentest durchlaufen, da ich Pilot werden wollte.
Das Personal war total nett! Keine Angst haben
Danach um 10:45 (wenn mich nicht alles täuscht) ging es zum
Gruppensituationsverfahren, welches ich ab jetzt mit GSV abkürzen werde. Man wartet wieder in einem Wartezimmer und wird nacheinander von einem Prüfer abgeholt. Die meisten waren sehr sympathisch, nur einer kam in den Raum und hat sehr laut gesagt "Ruhe. Ich bin blablabla. Müller, Becker, Mustermann, folgen!!". Die armen taten mir total Leid. Naja, wie dem auch sei. Ich wurde mit 4 anderen Leuten in eine Gruppe gesteckt und wir hatten als erstes die Aufgabe, ein Problem zu lösen. Wichtig hierbei:
Mitglieder ausreden lasse, selber beteiligen und Vorschläge liefern, seine Meinung vertreten aber auch nach Kompromissen suchen! Es gibt keine perfekte Lösung und wir haben es auch nicht geschafft, eine zu finden.
Die zweite Aufgabe war eine Ressourcenknappheit. Wir hatten VIP-Eintrittskarten für ein Fußballspiel, allerdings gab es einen Fehler und nur 4 wurden gebucht. Wir mussten also argumentieren, wieso ausgerechnet WIR da hin MUSSTEN. Der, der das schwächste Argument hatte, wurde natürlich recht schnell gefunden und dazu überredet, daheim zu bleiben. Wichtig hierbei:
Das selbe wie in Aufgabe 1. Falls ihr allerdings derjenige seid, der ein bisschen abgedrängt wird, kämpft ein bisschen aber falls nötig akzeptiert es auch. Dann solltet ihr eine Entschädigung aushandeln! In unserem Fall ging dann eben das nächste Männerwochenende mit Fußball auf unser Konto und der Geschädigte wurde eingeladen
.
Der Kurzvortrag war auch nicht schlimm. Vor 4 Leuten und 2 Prüfern zu sprechen sollte jeder schaffen!! Ihr bekommt ein Thema und müsst dazu referieren und am Ende eine Lösung gefunden haben und diese vertreten. Das gesamte GSV hat echt Spaß gemacht
. Seid da selbstsicher und bringt euch in die Diskussion ein! Dann ist das alles kein Problem.
Nach dem GSV gab es dann für einige schon das alles entscheidende und gefürchtete Interview. Ich durfte zum Arzt die HU machen. Die Dame war total nett und es war auch nicht so unangenehm wie befürchtet. Einmal abtasten und husten, dann durfte man sich wieder ankleiden. Man wird in alle Richtungen gedreht und gebogen und beantwortet etliche Fragen zur medizinischen Vorgeschichte. Außerdem wird euer Blutdruck im Ruhezustand als auch nach 20 Kniebeugen gemessen. Alles kein großer Akt!
Ich wurde T2 gemustert (keine Ahnung wieso nicht T1) und für nichts ausgeschlossen. Das war dann auch schon die ärztliche Untersuchung. Man bekommt einen Bescheid und diesen gibt man beim PvD ab, welcher einem dann schon mal kurz gratuliert und einen weiter schickt. Ich konnte zum Mittagessen gehen, es war nämlich schon kurz vor 12.
Danach stand für mich der PMO an, also ein Persönlichkeits-Fragebogen. 116 Fragen in reichlich Zeit, da ihr sowieso intuitiv antworten solltet. Das sind Fragen wie "Stimmen Sie zu, dass das Reden mit Ausländern Sie bereichert?" oder "Wie oft konsumieren Sie Alkohol?" und Antworten wie "gar nicht, sehr wenig, wenig, mittelmäßig, stark, sehr stark, vollkommen". Darauf braucht man sich nicht vorzubereiten. Seid ehrlich und antwortet intuitiv.
Achtung: Viele Fragen wiederholen sich. Wenn ihr lügt, dann fällt das in einer der folgenden Fragen auf. Kann unangenehm werden. Also wirklich ehrlich sein! .
Nun zu einem Knackpunkt für viele. Der
Mathetest. Macht euch nicht verrückt. 40 Fragen sind es nur und die ersten 30 sind echt in Ordnung. Ihr müsst kaum was rechnen, eher den Rechenweg wissen und anwenden können. Schwer wurden erst die letzten 10 Fragen. Da wurde sogar der Strahlensatz abgefragt (nur eine Frage) und ich hab echt dumm geguckt. Auch zur Integralrechnung kamen einige Fragen, jedoch nichts unmögliches! Lernt den Oberstufenstoff und dann ist gut
Ich stehe auf etwa 12 Punkten im Mathe GRUNDKURS und mir wurde beim Einplaner gesagt dass der Test überdurchschnittlich gut war und ich deshalb auch Aeronautical Engineering studieren könne.
Der Mathetest ist für jeden normalen Menschen machbar. Und falls ihr sowas wie BWL studieren möchtet ist das sowieso nicht allzu wichtig! Lernt einfach ein bisschen was aber geht zuversichtlich da rein. Dann schafft ihr das. Wie gesagt: 8 der letzten 10 Fragen musste ich raten und als ich da rausgegangen bin hab ich mir gedacht "alles klar, fliegen kann ich knicken". Aber es schien ja gut gewesen zu sein
.
Danach ging's zum
Interview.
Ja, interessant, wie schnell sich Menschen ändern können
. Der nette Prüfer war auf einmal echt hart und hat mich ein bisschen in die Enge getrieben. Aber auch hier: Verkauft euch gut. Steht zu euren Schwächen und macht euch im Vorhinein Gedanken, was ihr als Offizier tut und wieso ihr das tun wollt, was ihr tun wollt. Ich zum Beispiel wurde auch knallhart gefragt, "Herr ****, wie stehen Sie denn zum Töten". Kleiner Tipp: Brabbelt nicht drauf los sonder macht euch ein, zwei Sekunden Gedanken und ordnet diese. Gebt dann ein qualifiziertes Statement ab.
Lasst euch aber vor Allem nicht verunsichern. Mein Prüfer hat die Themen gewechselt wie nichts und wollte mich damit aus der Ruhe bringen. Ist ihm auch gelungen, denn als ich raus gebeten wurde dachte ich schon, dass ich heute heim fahren werde. Nach 5 Minuten durfte ich wieder reinkommen und mir wurde mitgeteilt, dass es eine gute und eine schlechte Nachricht für mich gebe. Ich wollte die gute zuerst hören und die beiden haben mir gesagt, dass ich sehr souverän auf die absichtlichen Themenwechsel reagiert hätte und sie mich als charakterlich tauglich hielten. Mann, war ich froh
!!
Die schlechte Nachricht allerdings sei, dass ich morgen um 7 Uhr Sport habe. Haha, sehr lustig
!
Also wieder mein kleiner Tipp:
Wieder ehrlich sein, sich vorher informieren, dann braucht ihr keine Angst zu haben! . Informiert ihr euch nicht, merken die das und es ist zu Ende.
Achja: Falls ihr Pilot werden wollt, überlegt euch schon mal eine Alternative. Mir wurde auch nahegelegt, mir abends noch was zu überlegen. Denn spätestens in Fürstenfeldbruck wird es hart. 95% fallen durch.
Beim Abendessen ist einem aufgefallen, dass die Hälfte der Jungs und Mädels schon weg war. Meistens lag es bei den Betroffenen am Interview oder dem GSV. Wie gesagt, informiert euch und bringt euch bei der Diskussion mit ein. Zeigt, dass ihr Entscheidungen treffen, vertreten, aber auch wieder verwerfen könnt, falls sich etwas besseres findet.
Am Abend gab es noch einen
Einplanungsvortrag, bei dem ihr erklärt bekommt, wie das Einplanen funktioniert. Nach dem langen Tag (ihr seid immerhin schon seit ca. 12 Stunden wach und fast durchgehend geprüft worden) ist das eher eine nervige Pflicht. Lasst es über euch ergehen und macht ein paar Notizen, an sich ist das schon sinnvoll!
Damit endete der erste Tag und man wollte nur noch ins Bett. Aber stolz war man schonmal!